Dokumentation: Haenel bestätigt Auswahl von MK556 für neues Bundeswehr-Sturmgewehr

Es war ja eigentlich schon klar, aber inzwischen hat die Firma C.G. Haenel es auch bestätigt: die Waffe, mit der das Unternehmen in die Ausschreibung für das neue Sturmgewehr der Bundeswehr gegangen ist, ist der MK556 (Maschinenkarabiner Kaliber 5,56mm). Und: wie erwartet hat der im Wettstreit um die Nachfolge des G36 unterlegene Konkurrent Heckler&Koch damit begonnen, die Auswahlentscheidung rechtlich anzufechten.

Haenel äußerte sich am 21. September erstmals zur der Entscheidung – und hob dabei besonders hervor, dass die Produktion des Sturmgewehrs überwiegend in Deutschland stattfinden werde. Die wesentlichen Aussagen:

Haenel MK 556 – das Sturmgewehr entwickelt und produziert in Suhl, Germany

Nach einem mehrjährigen anspruchsvollen Auswahlverfahren setzte sich das Haenel MK 556 in der Ausschreibung um das neue Sturmgewehr für die Bundeswehr gegen namhafte nationale und internationale Konkurrenz durch. Das Produkt erfüllt den in der Ausschreibung definierten Anspruch des Bundeswehr-Beschaffungsamts am besten; es überzeugt in der Summe aus praktischer Erprobung, Produktleistung und wirtschaftlichstem Gesamtangebot. C.G. Haenel-Geschäftsführer Olaf Sauer verweist darauf, dass Varianten dieser Waffe bereits bei deutschen Polizeibehörden und Spezialeinheiten erfolgreich eingeführt sind und sich in der Praxis bewährt haben. (…)
In der Nachwendezeit hat die Unternehmensgruppe viele Wirren durchlebt und letztlich erst mit der Übernahme durch die Caracal LLC aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE) eine sichere und langfristig orientierte Perspektive gefunden. Seit 2007 wurde erheblich in den Standort Suhl investiert: Gebäudeinfrastruktur, Maschinenpark und Produktportfolio (Jagd- und Behördengeschäft) wurden ausgeweitet und stetig verbessert, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu gewährleisten und Wachstum des Unternehmens sicherzustellen. Die Unternehmen der Merkel Gruppe arbeiten dennoch wirtschaftlich selbst- und eigenständig „Made in Germany“ und haben dies im Rahmen der Ausschreibung auch detailliert nachgewiesen.
Die an langfristigen Zielen orientierte Unternehmensstrategie – in Verbindung mit hohen Investitionen in den Standort – sichert und schafft industrielle Arbeitsplätze in Suhl. Die Herstellung des Sturmgewehrs für die Bundeswehr wird mit einem Fertigungsanteil von rund 90 Prozent in Deutschland realisiert und speziell auch der Wirtschaftsregion Südthüringen zu Gute kommen.

(Fürs Archiv: Die Pressemitteilung im Original:
20200921_Haenel_Presseinfo_MK556)

In dem Anschreiben dazu heißt es zudem:

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu diesem schwebenden Verfahren – über den Inhalt dieser Pressemitteilung hinaus – nicht aussagefähig sind.
Sehen Sie daher bitte von Rückfragen ab.
Wir informieren Sie gerne, wenn sich Änderungen am Verfahrensstand ergeben.
Zu allen weiteren Fragen kontaktieren Sie bitte das Bundesministerium der Verteidigung oder die Bundeswehr.

Interessant ist dabei, neben der Betonung des Made in Germany, dass eben zehn Prozent des MK556 nicht aus Deutschland kommen – und da wird dann interessant sein zu erfahren, um welche zehn Prozent bzw. welche Teile es sich handelt.

Der Waffenhersteller Heckler&Koch, der mit zwei Sturmgewehren in die Ausschreibung gegangen war, hatte bereits unmittelbar nach Bekanntgabe der Entscheidung rechtliche Schritte angekündigt. Am 24. September teilte das Oberndorfer Unternehmen mit, dass der erste Schritt eingeleitet wurde:

Hiermit informieren wir Sie, dass Heckler & Koch heute fristgemäß Rüge gegen die Sturmgewehr-Vergabeentscheidung des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) eingereicht hat.

(Fürs Archiv die Pressemitteilung im Original:
20200924_Heckler_Koch_HK_Ruege_Standardgewehr_Bw)

Wenn diese Rüge zurückgewiesen wird, kann es weitergehen, bis zu einer Entscheidung des zuständigen Oberlandesgerichts Düsseldorf. Und das kann, wie sich zuletzt im Streit um die neuen Drohnen der Bundeswehr gezeigt hatte, schon einige Monate dauern.

Folgerichtig hat das Verteidigungsministerium auch die Planung für die Behandlung dieser Beschaffung im Bundestag angepasst. Eigentlich hatten, so sah es die Liste der so genannten 25-Millionen-Vorlagen vor, dem Haushaltsausschuss die Vorlage für das erste Los des neuen Sturmgewehrs Ende Oktober und eine weitere für das 2. bis 4. Los, das Laserlichtmodul und Visiere Mitte Dezember zugeleitet werden sollen. In der aktualisierten Bestellliste ist für dieses Jahr nun lediglich eine Entscheidung über das erste Los vorgesehen.

(Foto: Katalogfoto des MK556 bei der Vorstellung 2017 – Werksfoto C.G. Haenel)