Dokumentation: Haenel bestätigt Auswahl von MK556 für neues Bundeswehr-Sturmgewehr
Es war ja eigentlich schon klar, aber inzwischen hat die Firma C.G. Haenel es auch bestätigt: die Waffe, mit der das Unternehmen in die Ausschreibung für das neue Sturmgewehr der Bundeswehr gegangen ist, ist der MK556 (Maschinenkarabiner Kaliber 5,56mm). Und: wie erwartet hat der im Wettstreit um die Nachfolge des G36 unterlegene Konkurrent Heckler&Koch damit begonnen, die Auswahlentscheidung rechtlich anzufechten.
Haenel äußerte sich am 21. September erstmals zur der Entscheidung – und hob dabei besonders hervor, dass die Produktion des Sturmgewehrs überwiegend in Deutschland stattfinden werde. Die wesentlichen Aussagen:
Haenel MK 556 – das Sturmgewehr entwickelt und produziert in Suhl, Germany
Nach einem mehrjährigen anspruchsvollen Auswahlverfahren setzte sich das Haenel MK 556 in der Ausschreibung um das neue Sturmgewehr für die Bundeswehr gegen namhafte nationale und internationale Konkurrenz durch. Das Produkt erfüllt den in der Ausschreibung definierten Anspruch des Bundeswehr-Beschaffungsamts am besten; es überzeugt in der Summe aus praktischer Erprobung, Produktleistung und wirtschaftlichstem Gesamtangebot. C.G. Haenel-Geschäftsführer Olaf Sauer verweist darauf, dass Varianten dieser Waffe bereits bei deutschen Polizeibehörden und Spezialeinheiten erfolgreich eingeführt sind und sich in der Praxis bewährt haben. (…)
In der Nachwendezeit hat die Unternehmensgruppe viele Wirren durchlebt und letztlich erst mit der Übernahme durch die Caracal LLC aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE) eine sichere und langfristig orientierte Perspektive gefunden. Seit 2007 wurde erheblich in den Standort Suhl investiert: Gebäudeinfrastruktur, Maschinenpark und Produktportfolio (Jagd- und Behördengeschäft) wurden ausgeweitet und stetig verbessert, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu gewährleisten und Wachstum des Unternehmens sicherzustellen. Die Unternehmen der Merkel Gruppe arbeiten dennoch wirtschaftlich selbst- und eigenständig „Made in Germany“ und haben dies im Rahmen der Ausschreibung auch detailliert nachgewiesen.
Die an langfristigen Zielen orientierte Unternehmensstrategie – in Verbindung mit hohen Investitionen in den Standort – sichert und schafft industrielle Arbeitsplätze in Suhl. Die Herstellung des Sturmgewehrs für die Bundeswehr wird mit einem Fertigungsanteil von rund 90 Prozent in Deutschland realisiert und speziell auch der Wirtschaftsregion Südthüringen zu Gute kommen.
(Fürs Archiv: Die Pressemitteilung im Original:
20200921_Haenel_Presseinfo_MK556)
In dem Anschreiben dazu heißt es zudem:
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu diesem schwebenden Verfahren – über den Inhalt dieser Pressemitteilung hinaus – nicht aussagefähig sind.
Sehen Sie daher bitte von Rückfragen ab.
Wir informieren Sie gerne, wenn sich Änderungen am Verfahrensstand ergeben.
Zu allen weiteren Fragen kontaktieren Sie bitte das Bundesministerium der Verteidigung oder die Bundeswehr.
Interessant ist dabei, neben der Betonung des Made in Germany, dass eben zehn Prozent des MK556 nicht aus Deutschland kommen – und da wird dann interessant sein zu erfahren, um welche zehn Prozent bzw. welche Teile es sich handelt.
Der Waffenhersteller Heckler&Koch, der mit zwei Sturmgewehren in die Ausschreibung gegangen war, hatte bereits unmittelbar nach Bekanntgabe der Entscheidung rechtliche Schritte angekündigt. Am 24. September teilte das Oberndorfer Unternehmen mit, dass der erste Schritt eingeleitet wurde:
Hiermit informieren wir Sie, dass Heckler & Koch heute fristgemäß Rüge gegen die Sturmgewehr-Vergabeentscheidung des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) eingereicht hat.
(Fürs Archiv die Pressemitteilung im Original:
20200924_Heckler_Koch_HK_Ruege_Standardgewehr_Bw)
Wenn diese Rüge zurückgewiesen wird, kann es weitergehen, bis zu einer Entscheidung des zuständigen Oberlandesgerichts Düsseldorf. Und das kann, wie sich zuletzt im Streit um die neuen Drohnen der Bundeswehr gezeigt hatte, schon einige Monate dauern.
Folgerichtig hat das Verteidigungsministerium auch die Planung für die Behandlung dieser Beschaffung im Bundestag angepasst. Eigentlich hatten, so sah es die Liste der so genannten 25-Millionen-Vorlagen vor, dem Haushaltsausschuss die Vorlage für das erste Los des neuen Sturmgewehrs Ende Oktober und eine weitere für das 2. bis 4. Los, das Laserlichtmodul und Visiere Mitte Dezember zugeleitet werden sollen. In der aktualisierten Bestellliste ist für dieses Jahr nun lediglich eine Entscheidung über das erste Los vorgesehen.
(Foto: Katalogfoto des MK556 bei der Vorstellung 2017 – Werksfoto C.G. Haenel)
Danke für die objektive Berichterstattung. Was beispielsweise die Kollegen der etablierten Printmedien aus Frankfurt da aktuell suggestiv veranstalten, ist…nun ja, sehr merkwürdig.
[Sie meinen vermutlich die FAZ? Ich finde allerdings, dass es schon legitim ist, sich angesichts der Größe des Auftrags die Firma genauer anschauen zu wollen. Kann allerdings mangels eigener Kenntnis das nicht beurteilen. T.W.]
Korrekt. Der Ton und die Recherche dort ist allerdings wenig von Seriösität geprägt. Man bekommt den Eindruck, dass nachdem eine verschiedentlich vorgebrachte Menschenrechts-Argumentation nicht fruchtete, nunmehr „Vernichtungskrieg“ und „ Zwangsarbeit“ mit dem Thema zwangsverheiratet. Das Ganze findet statt, natürlich nicht ohne persönliche Befindlichkeiten der Ministerin bei der Auswahlentscheidung im Baainbw zu suggerieren.
Diese beiden Dinge sind groß und schlimm genug, eine eigen Würdigung zu erfahren. Eine zwingende Notwendigkeit zur Verknüpfung zu einem Vergabeverfahren sehe ich nicht, im Gegenteil.
Wie wir weiterhin hier wissen, ist die dortige Anmerkung zur Auswahl des französischen Gewehrs aufgrund eines europäischen Gedankens ebenso falsch.
@Brainstormer: Habe den Paywall Artikel der FAZ auch gelesen. Nun es gibt Fragen und der Journalist legt den Finger in Wunden…
Wie kann denn eine Entscheidung über das 1. los fallen wenn die Klage von HK noch nicht sauber abgeschlossen ist? Warum sind die Gewehre und die Optiken in verschiedenen Vorlagen? Werden die Ersten im Zweifel nackt ausgeliefert?
Die Fragen die im Artikel der FAZ aufgeworfen werden (nur 10 Mitarbeiter in Suhl, nur 5 Mio Jahresumsatz, keine nennenswerten Fertigungskapazitäten, etc) klingen für mich schon berechtigt.
Könnte das TW ggf. mal einordnen?
Grüße
@T.W.
Willkommen zurück.
@Brainstormer vermisst wahrscheinlich dieselbe Objektivität, die auch mir in der Berichterstattung der Printmedien abgeht.
Deutschland brachte im Zweiten Weltkrieg technische Innovationen hervor, die bis heute nachwirken, und – ob wir es wollen oder nicht – den positiven Ruf der deutschen Wirtschaft mitbegründet haben.
Was das Thema Waffentechnik anlangt, besitzt in der internationalen Wahrnehmung – gerade in den USA – das StG44 eine fast mythische Aura. Dass sich Haenel das Ding ins Stammbuch geschrieben hat, kann man der Firma kaum verübeln; irgendwie musste der Branchenneuling ja Aufmerksamkeit erregen. Und Neuland hat Haenel damit beileibe nicht betreten.
Rheinmetall setzt international auch auf den Sexappeal des Lehnworts „Panzer“, entsprechende Assoziationen weckend. Und die ehemalige Daimler-Chrysler Aerospace nahm seinerzeit den Nachbau der Me-262 als Werbegag in Angriff, um ganz bewusst mit den unternehmerischen Genen der Messerschmitt AG zu prunken.
Insofern ist es nicht integer, dass F.A.Z. und Spiegel hier politische Konnotationen heraufbeschwören.
Schließlich wirft auch die Beharrlichkeit Fragen auf, mit der auf den arabischen Geldgebern herumgeritten wird. Und zwar nicht nur, weil mancher Autor unverblümt Klischees bedient, die unter anderen Vorzeichen als rassistisch zurückgewiesen worden wären.
Haenel hat in der Ausschreibung seine unternehmerische Eigenständigkeit dokumentieren müssen, und offenbar erfolgreich. Wer in die Firma investiert hat, ist vor diesem Hintergrund doch ziemlich einerlei.
Unter anderen Umständen wäre es der Öffentlichkeit wohl auch egal – und wie könnte es anders sein? Man findet heute selbst im Mittelstand kaum ein Unternehmen ohne ausländisches Kapital mehr.
Außerdem misst die deutsche Öffentlichkeit der hiesigen Rüstungsindustrie kein Prestige bei, sodass man sich schon ein wenig die Augen reibt, woher diese Entrüstung auf einmal kommt. Wer meint, dass ein deutscher Waffenhersteller nicht „den Scheichs“ gehören sollte, hätte vor zwanzig Jahren wirtschaftspolitisch Butter bei die Fische geben müssen.
Weder aus der Pressemitteilung seitens HK, noch aus dem FAZ-Artikel erschließt sich mir, wie HK seine Rüge formal begründet. Haenel hat mit der Merkel-Gruppe in Suhl ja deutlich mehr als die rund 10 genannten Mitarbeiter in der Hinterhand. Und der arabische Mutterkonzern hat ja mit dem Caracal-Werk in Abu Dhabi bewiesen, dass man die nötigen Fertigungskapazitäten aufzubauen vermag.
@Navales
Wenn ich die Berichterstattung richtig interpretiert habe, ist Haenel wohl um 50 Mio günstiger als HK. Bei einer Auftragssumme von 250 Mio.
Hier könnte ein ungewöhnlich niedriges Angebot vorliegen. Und das kann ein Ausschlussgrund sein.
Im Zuge der Rüge muss jetzt ggf. Haenel die Kalkulation an den Auftraggeber offen legen. (Falls nicht schon geschehen)
Der FAZ Artikel ist allerdings merkwürdig.
Kein Wort über die Vorwürfe gegen H&K und die Verurteilung von Mitarbeitern wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Keine Erwähnung der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse, die den Einstieg der CDE erst notwendig machten. Und kein Wort über die kurzfristige Abwahl eines ehemaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr als Vorsitzenden des Aufsichtsrates.
Insgesamt eher ein Meinungs- als ein Informationsstück auf der dritten(!) Seite.
Ob vielleicht die prominente Platzierung des Stückes eher den Verbindungen des H&K Pressechefs mit seinen langjährigen Kollegen bei der FAZ geschuldet ist, als der Bedeutung der Sache?
1. Die Aussage von Haenel, daß ca 90 % des Sturmgewehres in Deutschland produziert werden sollen, lässt befürchten, daß die BW vergessen hat, eine vollständige Produktion des Sturmgewehres in Deutschland in der Ausschreibung zu verlangen. Wenn jetzt also 10 % außerhalb von Deutschland produziert werden, dann können die Scheichs bestimmen, ob die BW ihr Sturmgewehr bekommt oder Service für das Sturmgewehr oder ob die BW in Sachen Ordonnanzwaffe auf dem trockenen sitzt! Stimmt Deutschland in Zukunft in der UN falsch ab, z.B. mit Israel – gegen arabische Staaten oder die Palästinenser, dann gibt es eben statt einem Ölboykott einen Waffenboykott.
2. In der Diskussion um das Sturmgewehr kommt mir bisher zu kurz, daß diese politische Entscheidung gegen Huk zu erwarten war, als Rache des Ministeriums, weil HuK es gewagt hatte, gegen die BW zu prozessieren und auch zu gewinnen, womit die frühere Ministerin blamiert dastand.
3. Falls HuK wegen der Entscheidung in Konkurs gehen sollte, müsste die BW HuK auf Kosten des Steuerzahlers trotzdem retten, weil sonst die BW ohne ihren wichtigsten Handwaffenlieferanten, und vor allem ohne Maschinengewehre dastehen würde.
4. Man hat die Chance verpasst, dasselbe Sturmgewehr wie Frankreich einzuführen. Deshalb werden auch die Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade weiterhin mit unterschiedlichen Sturmgewehren kämpfen müssen, statt Vereinheitlichung.
5. Da das Haenel Sturmgewehr angeblich billiger sein soll, ist anzumerken, unsere Soldaten sollten das beste Sturmgewehr bekommen und nicht das billigste. Vor allem aber können die Scheichs mit ihren Ölmillionen bzw. weil sie sich an keine deutschen Exportkontrollen halten müssen, HuK leicht unterbieten. Niemand kann die Scheichs daran hindern, daß Sturmgewehr in Arabien oder sonstigen Dritte-Welt Ländern billig produzieren zu lassen und in alle Welt zu exportieren, ohne in Deutschland einen Exportantrag zu stellen.
6. Wegen der deutschen Rüstungskontrolle gelten Rüstungsunternehmen als böse. Folglich fallen diese Unternehmen leicht in die Hände von Scheichs oder Finanzhaien, anstatt dass deutsche Konzerne die Rüstungsgüter produzieren. Welcher deutscher Konzern will auf seine Hauptversammlung wegen Rüstungsbeteiligungen und Exporten angegangen werden??
7. Falls Haenel eine Serienfertigung mit gleichbleibende Qualität nicht schafft, weil eigentlich eine zu kleine Firma, dann bekommt die BW vermutlich ein Sturmgewehr, was um die Ecke schießen kann, aber leider nicht geradeaus.
8. 118.000 Sturmgewehr reichen nicht für 203.000 Soldaten. Es sollte doch für jeden Soldaten und Reservisten ein Sturmgewehr vorhanden sein nebst Reserve.
9. Das Hauptproblem ist aber mit dem neuen Sturmgewehr, daß die BW unfähig war, die Konsequenzen aus dem Einsatz in AFG zu ziehen, und wieder in ein stärkeres Kaliber zu wechseln. Was soll das leichte Kaliber, welches in jeder Lehmmauer stecken bleibt? Aber die Rückkehr zum G 3 Kaliber hätte bedeutet, daß der Auftrag an das querulatorische Unternehmen HuK gegangen wäre, weil nur dieses mit dem HK 417 über ein eingeführtes Sturmgewehr mit dem Nato-Kaliber 7,62 mm verfügt.
[Zum letzten Punkt erneut der Hinweis: Die Kaliberdiskussion führen wir hier nicht erneut, das ist über die vergangenen Jahre zigfach hier passiert. T.W.]
@Closius: Sie sind doch schon lange hier dabei. Sie wissen,, dass die BW seit Jahrzehnten nicht originär deutsche Systeme einsetzt. Suggerieren Sie also Bitte nicht wider besseren Wissens, dass aufgrund 10%-Produktionsanteil der Ordonnanzwaffe im Ausland ( könnte ja auch die Schweiz sein, oder AUT…) die „Verteidigung der Heimat“ gefährdet ist.
Und hey, vielleicht bekommen wir ja von den Israelis statt einer Handvoll sogar 1000 bewaffnete Heron, für das von Ihnen befürchtete Abstimmunsgdesaster im Sicherheitsrat. Wiegt die Handwaffenproblematik ja dann auf ;-)
Zu Ihren Punkten 2 und 4: Wir sind ein Rechtsstaat. Für Vergaben existiert Vergaberecht. Das Baainbw hat sogar eine Broschüre dazu zum Download.
@Herr Mohr
+ 1
Lt. LinkedIn-Profil ist der HK-Pressesprecher bis heute Mitarbeiter bei FAZ und NZZ.
Es schmeckt doch etwas..fad.
[Nee, da widerspreche ich mal aus Kenntnis der Personen. Auch wenn der heutige HK-Pressesprecher mal für die FAZ tätig war, dürfte das mit ziemlicher Sicherheit nicht den Autor des Artikels dazu bewogen haben, eine Gefälligkeitsgeschichte für HK zu schreiben. Ich würde da gerne Verschwörungsmythen vorbeugen. T.W.]
Die berechtigte Kritik ist die der betriebswirtschaftlichen Betrachtung. Hofft man das die Scheichs hier ein Werk hinstellen?
Suche eben eine Range wo ich das STG mal schießen kann, vorher kann mann alles über die Waffe erzählen.
Ist das STG in der DF-Brigade ausgegeben?
Zu der Entscheidung für ein neues Sturmgewehr der Firma C.G. Haenel GmbH und dem umfangreichen Artikel in der FAZ zu dem Thema kann ich als langjähriger Leser dieser Zeitung nur feststellen, daß die FAZ nun wirklich nicht zu oberflächlich recherchierten Berichten um des Aufsehens willen neigt. Zudem berichtet der Autor Peter Carstens stets sachlich über Bundeswehrbelange.
Das alles, begonnen bei der sogenannten G 36-Affäre vor 5 Jahren über die erstaunliche Entscheidung für das Sturmgewehr von Haenel und gegen Heckler & Koch bis zu dem Bericht in der FAZ lassen mich uneingeschränkt Peter Carstens zustimmen „das gibt viele Rätsel auf“!
Hoffen wir daß diese Rätsel überhaupt und auch möglichst schnell gelöst werden können, damit die Truppe ein wirklich zuverlässiges neues Gewehr von einem zuverlässigen Produzenten bekommt.
Laut den Daten auf Wikipedia hat C. G. Haenel 2018 mit 9 Mitarbeitern 7,15 Mio Euro Umsatz gemacht. Das sind 800.000 € pro MA. Solche zahlen kenne ich sonst nur aus der Mineralölbranche, Finanzdienstleister und im Silicon Valley. Ich habe noch nie von einem Produktionsunternehmen gehört, das so eine Umsatz/MA-Quote hat. Irgendwie ist das schon seltsam.
Außer mit kreativer Buchführung ist das recht komisch.
@Closius
1) Da Haenel seine wirtschaftliche Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit nachgewiesen hat, ist eine solche Kausalkette eher nicht zu befürchten. Wer sagt Ihnen außerdem, dass „die Scheichs“ in dieser Hinsicht das letzte Wort hätten? Warum kann es nicht ein Zulieferer aus Spanien oder Kasachstan sein, den Haenel mit ins Boot geholt hat, um Heckler & Koch unterbieten zu können?
4) Sowohl das MK 556 als auch Frankreichs HK 416 basieren auf der AR-Architektur. Es sollte kein Ding der Unmöglichkeit sein, denjenigen Soldaten, der die eine Waffe bedienen kann, zur Benutzung der anderen zu befähigen.
5) Laut Bundeswehr erfüllten alle Anbieter die (von H&K als unrealistisch streng gerügten!) Qualitätskriterien der Ausschreibung. So gesehen kann keine Rede davon sein, dass man sich aus Kostengründen einen Ramsch angelacht hätte. Übrigens kann es in puncto Preis durchaus mit rechten Dingen zugegangen sein. Dass Haenel nicht die ganze Palette der Infanteriewaffen abdeckt, dürfte dem Unternehmen zugute gekommen sein; die Spezialisierung sollte von Haus aus eine liberalere Preisgestaltung ermöglichen.
7) Haenel hat die Fähigkeit zur Serienproduktion mit gleichbleibender Qualität nachweisen müssen. Sollte der von Ihnen skizzierte Fall eintreten, müsste das BAAINBw schon gegen geltendes Recht verstoßen haben.
8) Piloten, Bordelektriker und Jugendoffiziere benötigen kein Sturmgewehr. In keiner Armee der Welt werden alle Soldaten mit der Langwaffe ausgerüstet, insofern ist Ihr Einwand hinfällig. Außerdem ist seit jeher vorgesehen, dass jüngere Lose des G36 in der Truppe verbleiben. Schließlich und endlich hat man nach wie vor G3 im Bestand, meines Wissens nach deutlich über 100,000 Stück.
9) Diese Konsequenz haben auch die Franzosen, Amerikaner oder Tschechen bei ihren jüngsten Beschaffungsvorhaben im Bereich der Handwaffen nicht gezogen, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Was daran liegen dürfte, dass die 5.56 ihren Zweck in der Gesamtschau erfüllt. Wo das Kaliber nicht ausreicht, steht ein ganzer Waffenmix zur Verfügung, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Ich bin entsetzt, welche Richtung und Fahrt die Diskussion hier aufnimmt, nur weil nicht H&K die Ausschreibung gewonnen hat. dabei wird teilweise so getan, als ob im BAAINBw keine Fachkompetenz vorhanden ist und H&K in rein deutschem Besitz. Hilfe, der Untergang des Abendlandes droht, weil nicht die komplette Waffe in DEU produziert wird. Was bei H&K auch nicht garantiert ist.
Ich empfehle, einfach mal einen Gang runterzuschalten.
@O.Punkt sagt: 28.09.2020 um 16:06 Uhr
„Laut den Daten auf Wikipedia hat C. G. Haenel 2018 mit 9 Mitarbeitern 7,15 Mio Euro Umsatz gemacht. Außer mit kreativer Buchführung ist das recht komisch.“
Sie sind ja ein ganz großer Verschwörungstheoretiker. haben Sie auch Anhaltspunkte für Ihre Behauptungen? Haben Sie sich überhaupt mit der Unternehmensgruppe beschäftigt? Was Sie machen grenzt an Rufmord.
Ein ungewöhnlich niedriges Angebot liegt nach der vergaberechtlichen Rechtsprechung vor, wenn die sog. „Aufgreifschwelle“ von 20% erreicht wird. Liegt das preislich günstigste Angebot über 20% unter dem Gebot des zweitplatzierten Bieters, ist die Vergabestelle grundsätzlich zur Aufklärung verpflichtet.
Das bedeutet aber nur, dass das BAAINBw verpflichtet ist, Rückfragen hinsichtlich der Angebotshöhe bei Haenel zu stellen. Nicht, dass das Angebot automatisch auch kostenunterdeckend ist. Selbst wenn dem so wäre, das Vergaberecht verbietet nicht generell, Dumpingangebote abzugeben, die ein Verlustgeschäft darstellen. Das ist Sache des Bieters, ob er mit einem Angebot nun Gewinn machen will, oder nicht (es ist freilich anzunehmen, dass in der Regel eine Gewinnerzielung beabsichtigt sein wird), aber es soll verhindert werden, dass die Auftragsausführung durch allzu grobe Dumpingpreise insgesamt gefährdet wird.
Warten wir ab, was da passiert. Im Gegensatz zur Tornado-Nachfolge pressiert es bei dem Sturmgewehr nicht allzusehr. Die im Dienst befindlichen G36 tun ja noch ein Weilchen und es wird nicht zeitkritisch ein neues benötigt.
Viele Meinungen zur Beschaffung sind sachlich, fachlich und auch im Detail richtig bzw. diskussionswürdig. Das Thema „Kaliber“ ist für mich relevant (bin mit G3, 7,62 „aufgewachsen“). Aber DAS ist nun seit Jahrzehnten auch entschieden und wohl aus gutem Grund.
Mein Problem (als ehem. Einkaufsleiter eines größeren Unternehmens in der freien Wirtschaft):
Eine eitle und siegesgewisse Diva H&K („das war immer so“) hat sich verzockt. Vielleicht nicht einmal aus qualitativen Gründen. Aber der Steuerzahler – WIR – sind wichtig(er). Was sind das für Regeln/Zulässigkeiten, dass sich ein Lieferant gegen die Einkaufsentscheidung eines Unternehmens (BW) rechtlich wehren kann?
Einkaufsprozesse sind keine einsamen Entscheidungen, die Teams sind entscheidend … Und bei unserer Bundeswehr war und ist das besonders wichtig.
[Pardon, aber wir werden jetzt nicht die Grundsatzdebatte hier führen, ob öffentliches Vergaberecht sinnvoll ist oder nicht. Dafür können gerne rechtsfilosofische Blogs genutzt werden. Und sonst wird hier doch immer so gerne betont, die Bundeswehr sei eben kein Unternehmen… das jetzt zu vergessen, weil einem Gesetze nicht passen, ist auch nicht besonders hilfreich. T.W.]
@O.Punkt
Das hat erstmal gar nichts mit kreativer Buchführung zu tun. Im Übrigen ist ihre Kennzahl null Aussagefähig, wenn sie nicht in einen erläuternden Kontext gesetzt wird. Ich empfehle Ihnen die original Quelle zu lesen, nämlich den Jahreschlussbericht 2018 zu finden auf bundesanzeiger.de.
Daraus ist dann ersichtlich, dass zum einen das für manchen gigantische Umsatzvolumen in einem Verlust am Jahresende vor Verlustabführung mündet. Erstmal ist der Umsatz gar nicht so aussagekräftig und auch nicht wenn man ihn auf die MA runterbricht. Es gibt auch noch andere Branchen, die solche Quoten mit Leichtigkeit schaffen (Bsp. Schiffahrt – Crewmanagement).
Ebenfalls sehen sie, dass es einen Personalaufwuchs gab bei gleichzeitigem Rückgang der Umsatzes.
Cheers
Flip
Allein, dass der faz-artikel nicht die sowieso geplante, altersbedingte ausphasung des g36 als Grund für die Neubeschaffung aufführt, sondern die Legende weiter trägt, allein die Ministerin hätte was gegen h&k gehabt, macht ihn in meinen Augen wirr. Warum dieser insinuierende Ton sein muss, erschließt sich in einem Bericht und einer recherche zur Firma haenel nicht.
Ich hab ja täglich mit Vergaberecht zu tun:
Ungewöhnlich niedrige Angebote werden aus verschiedenen Gründen überprüft:
– Ggf. hat sich der Anbieter verkalkuliert
– Manche Anbieter spekulieren darauf, dass eine Position der Ausschreibung kommt, setzen hier einen höheren Preis ein, und eine andere nicht, und hier setzen sie einen ungewöhnlich niedrigen Preis ein (bspw. 10 Cent) => Kenne die Ausschreibung Sturmgewehr nicht, daher weiß ich nicht ob das hier relevant ist. Überprüfung ist trotz allem gut.
Grundsätzlich: Hilft ja nichts, wenn das Angebot Stand heute unglaublich günstig ist. Aber der AN durch eine Fehlkalkulation o. Ä. dann in 3 Jahren insolvent ist.
Ich finde es immer wieder spannend, dass den Beschaffern im BAAINBw keine Kompetenz zugesprochen wird. Da wird fleissig spekuliert, welchen dunklen Machenschaften hier wieder am Werk waren und dass das alles eigentlich nicht sein. Vielleicht laesst sich z.B. nicht jede Komponente des Gewehres in DEU herstellen (analog zur Chipherstelleung) und vielleicht hat das BAAINBw das gewusst und auch nicht 100% Herstellung in DEU gefordert…
Und das Heranziehen von Wehrmachtsbezuegen in der FAZ… aber das wurde schon weiter oben gut kommentiert.
@Pio-Fritz: Zustimmung. Wenn man in der BWL mal Begriffe wie Holding nachliest, dann wird schnell klar, wie relativ derartige Zahlen sind.
Ich denke man spekuliert auf Standorterweiterung und Eröffnung per Petro Dollar, was ja nicht falsch ist. Wenn Wertschöpfung Teil des Vertrages, dann ist das gut für uns….
@Karl Mohr
Die FAZ hat sich in den vergangenen Monaten bereits reichlich am Konzern Heckler & Koch abgearbeitet. Sei es der Eignerwechsel, Streit beim Aktionärstreffen, Probleme bei der Zulassung oder den fragwürdigen Exporte.
Evtl. sollte man sich den einzelnen Artikel von Herrn Carstens auch nicht für sich alleinstehend, sondern als Serie von einem knappen Dutzend Berichten betrachten, mit der er das Vergabeverfahren bereits seit letztem Herbst begleitet. Da wird das Augenmerk auch mehrfach auf HK gelegt.
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@ Closius
4. Man hat die Chance verpasst, dasselbe Sturmgewehr wie Frankreich einzuführen. Deshalb werden auch die Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade weiterhin mit unterschiedlichen Sturmgewehren kämpfen müssen, statt Vereinheitlichung.
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Dieses Argument ist irrelevant, da die D/F Brigade auch in allen anderen Belangen und Bereichen nicht einheitlich ausgerüstet ist. Dies wirkt im Grunde ungleich problematischer, als unterschiedliche Sturmgewehre im identischen Kaliber zu führen. Zumal die Brig wahrscheinlich ohnehin niemals zusammen kämpfen wird… ;-)
Ich stimme @Metallkopf zu: Was sich nun anbahnt, ist ein öffentlichkeitswirksames, juristisches Schauspiel, welches insgesamt (für die Bw) aber nicht zeitkritisch ist. Ich wage zudem zu behaupten, dass eine Entscheidung zugunsten H&K in einem identischen Szenario geendet hätte. Das sieht das Vergaberecht für die unterlegenen Bieter nun einmal so vor.
„altersbedingte Ausphasung des g36 “
Gelächter auf allen Kanälen.
M.E. heißt das Zauberwort „Weiterentwicklung“. Ich bin mir zudem auch nicht sicher das es ohne eine VdL Anti- G36-Schmutzkampagne dazu gekommen wäre! Immerhin wurde auch hierbei der Ruf von HK etwas „Ramponiert“.
Ich wäre zudem Skeptisch wenn mir jemand „öffentlich“ erklären müsste, das er nach einer erfolgten Auswahl als Lieferant von XYZ-Massengütern überhaupt in der Lage ist/wäre dieses zu Produzieren.
Es bleibt Spannend…in ein paar Jahren Wissen wir mehr…und auch mir wäre ein reines „Made in Western Germany“ ohnehin am liebsten.. Pardon „Made in Germany“ natürlich.
„Bezahl dein Sach, dann brauchst dich nicht entschuldigen oder erklären!“ Ganz einfach ;-)
Ich moechte an dieser Stelle mal die Gelegenheit wahrnehmen und ein wenig Aufklaerung ueber Geschaeftszahlen und deren zuverlaessigen Quellen zu betreiben: Deutsche Kapitalgesellschaften (u.a. GmbH, AG) muessen ihre Geschaeftsberichte veroeffentlichen (Veroeffentlichspflicht) und sind im (amtlichen) Unternehmensregister https://www.unternehmensregister.de/ des Bundesanzeigers aufzufinden.
Im Zweifel ist diese amtliche Quelle zuverlaessiger (und wesentlich umfangreicher) als Wikipedia.
Der Geschaeftsbericht fuer die C. G. Haenel GmbH weist fuer 2018 einen Umsatz von EUR 7,1 MM bei einem Verlust von EUR 0,5 MM mit 9 Miterbeitern aus. Der Verlust wurde im Rahmen des Gewinnabfuehrungsvertrages von der Muttergesellschaft ausgeglichen.
„Seit dem 01. Januar 2008 besteht zwischen der Merkel Jagd- und Sportwaffen GmbH, Suhl, als alleiniger Gesellschafterin und der Gesellschaft [C. G. Haenel GmbH] ein Gewinnabführungsvertrag, abgeschlossen am 3. April 2007.“
Die Merkel Jagd- und Sportwaffen GmbH wiederum hatte in 2018 einen Umsatz von EUR 14.3 MM bei einem Verlust von EUR 0,3 MM mit 123 Mitarbeitern.
Addiert man Haenel’s und Merkel’s zahlen sind das EUR 21,3 MM Umsatz mit 132 Mitarbeitern. Ergibt EUR 161 k Umsatz pro Mitarbeiter.
Neben der C. G. Haenel GmbH sind die folgenden Gesellschaften 100% Toechter der Merkel Jagd- und Sportwaffen GmbH: Caracal GmbH, BWO Elektronik GmbH, Merkel USA Inc.
„Die Gesellschaft [Merkel Jagd- und Sportwaffen GmbH] ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Caracal International LLC mit Sitz in Abu Dhabi, V.A.E. Über deren Teilkonzernabschluss wird sie in den Konzernabschluss der Emirates Defense Industries Company (EDIC) mit Sitz in Abu Dhabi, V.A.E., einbezogen (größter Konsolidierungskreis).“
Im Vergleich hierzu hatte H&K in 2018 einen Umsatz von EUR 201 MM bei einem Verlust von EUR 8 MM mit 885 Mitarbeitern (ohne Auszubildende). Umsatz pro Mitarbeiter bei H&K sind EUR 227 k.
Somit erwirtschaftet H&K mit EUR 227 k / Mitarbeiter vs. Merkel/Haenel mit EUR 161 k / Mitarbeiter ungefaehr 41% mehr Umsatz.
Das waeren dann mal die Fakten.
@ Mariner
Es gibt ein entscheidendes Problem bei „Fakten“ die Bilanzen betreffen. Sie sind meist nur ein Auszug!
Man kann keine Bilanzen vergleichen und sagen, die eine ist besser als die andere.
Liquide Mittel kann man dabei gar nicht Außen vor lassen. Jedoch wenn ein Gönner dahinter steht, ist auch das nichts mehr wert.
Die ganze Diskussion an Bilanzen aufzuhängen, endet sowieso in einem Fehler.
@Metallkopf & @BavarianWolf
Sehr richtig. Und die Gerichte blicken vor allem mit einem teleologischen Auge auf diejenigen Vorschriften des Vergaberechts, die den Ermessensspielraum der öffentlichen Hand einschränken – sie machen also Auslegung bzw. Anwendung der Norm von dem Zweck abhängig, den der Gesetzgeber damit verfolgte.
Q: Warum schränkt das Vergaberecht die Erfolgschancen von „Dumpingpreisen“ ein?
A: Es will unlauterem Wettbewerb und Korruption einen Riegel vorschieben.
Korruption vermute ich bei einer derart im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Ausschreibung nicht; so gierig kann keiner sein.
Bleibt die Frage nach dem unlauteren Wettbewerb.
Meiner Ansicht nach kann Haenel seinen Spottpreis mit einer schlichten Zahl rechtfertigen: sechs. Seit über sechs Jahrzehnten liegt die Ausstattung der Bundeswehr mit Kleinwaffen fest in den Händen von Heckler & Koch.
Die Mitbewerber sahen sich also einem Quasi-Monopolisten gegenüber, und das BMVg hat denn auch erkennen lassen, dass Haenel – trotz angeblich mindestens gleicher Qualität des angebotenen Produkts – nur wegen des wirtschaftlicheren Angebots gewonnen hat.
Anders gesagt: Bei gleichem Preis wären die Suhler chancenlos gewesen.
Die Entscheidung, ein Angebot zum Selbstkostenpreis oder gar als Verlustgeschäft einzureichen, dürfte hier durch das Grundrecht auf die unternehmerische Freiheit und das Eigentumsrecht zu rechtfertigen sein. Den etwaigen finanziellen Einbußen stehen die angepeilten langfristigen Gewinne durch die Etablierung als Ausrüster der Streitkräfte gegenüber.
Die soziale Marktwirtschaft schützt die Kleinen vor den Großen, nicht die Großen vor den Kleinen.
Ohne die Kaliber Diskusion aufmachen zu wollen. Es gibt die Haenel auch als kal 308. Mal auf die Seite schauen.
@muck: So ähnlich sehe ich das. HuK hat jahrzehntelang zu Apothekenpreisen angeboten, bzw. anbieten können. Jetzt ist ein etwas windschnittigerer, agilerer Spieler am Markt, der mal ein konkurrenzfähiges Angebot machen kann, und der eben auch nicht die Kostenstruktur vom Branchenprimus hat.
Nichts gegen Gewehre von HuK, die sind alles in allem sehr ordentlich gebaut, aber eben auch von der Preisgestaltung eher am oberen Ende belegen. Im Zivilbereich hat die breiter gestreute Konkurrenz durch Glock, CZ und Co. da bereits den notwendigen Wettbewerb in Gang gesetzt. Da gibt es inzwischen auch sehr attraktiv gepreiste Pistolen von HuK. Der Kunde hat nämlich festgestellt, dass die anderen Marken auch ganz ordentlich schießen.
Mich wundert angesichts des Ergebnisses, dass sich SIG beleidigt aus dem Verfahren zurückgezogen hat und zur Begründung behauptet hatte, man wolle nicht als reiner Zählkandidat für eine auf HuK zugeschnittene Ausschreibung dienen. Der Vorwurf ist ja nun kaum noch aufrechtzuerhalten. Da gibt’s wohl jetzt zerissene Hosen in Eckernförde… aber vielleicht auch nicht. Die haben ja erst vor ein paar Jahren die Pistolenausstattung der US-Streitkräfte gewonnen und können es sich vermutlich leisten.
Der FAZ-Artikel war historisch gesehen äußerst fehlerhaft und plakativ.
So wurde von dem Gewehr „MK44“ berichtet, welches am „Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion“ beteiligt war, als hätte die Wehrmacht mit dem Ding 41 die Grenze überschritten. Als das Sturmgewehr 44 eingesetzt wurde, da wurde meist die „Front verkürzt“, bis die Front eben in Berlin stand ;)
Der Begriff „Maschinenkarabiner“ wird als Nazi-Vokabular gebrandmarkt, obwohl er in der DDR ebenfalls Standardterminus für die in Suhl hergestellten AK-Gewehre war.
Der „Nazi-Begriff“ in diesem Fall ist Sturmgewehr, da das Wort meines Wissens von Hitler selbst erfunden wurde…
Irgendwie kam mir der Artikel so vor, als nähme der Autor übel, daß der Betrieb nicht mehr VEB „Ernst Thälmann“ heißt ;)
Es ist schon interessant, wie hier die Debatte verläuft.
Während man sonst hier list, dass es ein Unding sei, dass H&K als „Hoflieferant“ gesetzt ist und damit Preise diktieren kann, während sie „unbrauchbare“ Gewehre herstellen (Meinung zum G36, obwohl ich aus der Truppe – abgesehen vom kaliberbedingten geringen Durchschlag – keine Klagen höre) und man endlich mal „das beste Produkt“ kaufen sollte und auch der „Bang for the Buck“ besser werden muss, scheinen jetzt alle Haenel als Buhmann zu sehen.
Okay, das Gewehr ist eine AR15-Evolutionsstufe und man kann von der Technologie her gerne geteilter Meinung sein, aber die Umgewöhnung der Nutzer?!
Hey, das ist ein Sturmgewehr. Wenn man die Sicherung entsichert und den Abzug drückt, dann kommt vorne ein Projektil mit rund 800m/s heraus. Bei allen Gewehren – überall!
No f****ing rocket-science.
Ob das MK556 dem HK416 überlegen ist? Vielleicht. Vielleicht ist aber das MK556 einfach die sinnvollere Waffe, weil sie besser ins Anforderungsspektrum passt.
Es fragt auch keiner, ob ein BMW oder ein Mercedes „besser“ ist – der eine bevorzugt BMW, der andere Mercedes.
Dass man sich in Deutschland mit Waffenherstellung tendenziell unbeliebt macht und sie teils unrentabel ist, weil man sie im Zweifel nicht außerhalb Deutschlands verkaufen darf und niemand mehr dorthin sein Geld investiert (man ist ja schließlich hoch ethisch und moralisch – auch und gerade bei der Geldanlage), führt es halt dazu, dass sich in diesem Sektor nur noch internationale Konzerne/Firmen engagieren.
Das ist so. – Teils gewollt – teils scchulterzuckend hingenommen.
Hier also auf die Verflechtungen, die pro-Kopf-Produktivität oder andere „Kennzahlen“ zu verweisen, ist nicht nur unsinnig, sondern zeigt, dass es keine wirklichen Argumente gegen das MK556 gibt.
Für H&K ist der Deal (vielleicht) überlebenswichtig. Sie deshalb zum Zuge kommen zu lassen, halte ich dennoch für falsch.
Was passiert, wenn man sich zu lange nur bedingt dem Wettbewerb stellen muss, kann man an all den Managementkapriolen bei H&K sehen.
Sollte also H&K pleite gehen, dann sollten sich die dann arbeitslosen Angestellten lieber bei ihrer Führung beschweren, denn bei der bösen Vergabestelle, der Bw, der Bundesregierung, dem BMVg oder dem lieben Gott!
@Dante
„Ohne die Kaliber Diskusion aufmachen zu wollen. Es gibt die Haenel auch als kal 308. Mal auf die Seite schauen.“
Nein. Das sind die zivilen Versionen. Semi automatisch sind diese, also nur Selbstlader. Bedeutet, pro Abzugsbetätigung ein Schuss plus automatisches Nachladen, wie bei jeder 0815 Pistole.
Das MK 556 ist ein Vollautomat, schießt also, wenn der Feuermodus so gewählt wurde, so lange wie man den Abzug gedrückt hält.
@EmptySpace
„Ich finde es immer wieder spannend, dass den Beschaffern im BAAINBw keine Kompetenz zugesprochen wird.“
Das Schmierentheater um das G36 zeugt auch nicht gerade von Kompetenz. Ähnlich sieht das bei quasi jeder anderen größeren Beschaffung aus.
Der Streitpunkt ist schlicht die unnötig empfundene Beschaffung. Eine Nachbestellung von modernisierten G36 und ein besserer Waffenmix hätte es wohl auch getan. Das wäre ohne große Umschulung abgelaufen und wäre deutlich günstiger gewesen. Zudem wäre ein besserer Waffenmix deutlich besser als wieder alles auf eine Karte zu setzen. Einige werden sich wieder damit raus reden, das ja auch noch der kleine LFK kommen soll. Was kostet wohl so eine Enforcer von MBDA? Wie viele werden bei einer Patrouille wohl mitgeführt?
In den Mix gehören eigentlich durch die Bank DMRs, bei denen es auch gerne ein etwas größeres Kaliber als 7,62 sein dürfte (der Markt steckt da auch irgendwie fest). Dazu wären _sehr_ leichte MGs, bzw. schwere Sturmgewehre sinnvoll. Ordentliche Granatwerfer würden den Mix abrunden.
Also ein DMR, welches an jeden Truppenteil geht.
sLMG: Ultimax 100 oder Knight’s Armament LAMG / AMG (kennen alle 3 quasi keinen Rückstoß)
Granatwerfer: Milkor SuperSix Kaliber 40×46mm und 40×53mm (Zwischenkaliber mit mehr Reichweite, kein Nato Standard)
Mit dem MK556 hat man jetzt nicht wirklich was erreicht. Die Ergonomie ist mies, also Bedienung ist nicht der Hit, die Schulterstütze fest, was für viele Truppenteile ein deutlicher Rückschritt ist und die gewählte Waffe kann sich deutlich leichter in der sonstigen Ausrüstung verheddern. Beim Kaliber bleibt das Problem bestehen. 5,56 Nato ist schlicht zu leicht, 7,62 Nato ist zu schwer, käme aber eher im Ziel an.
Das Optimum liegt dazwischen, da gibt es aber keinen Nato Standard. Durch die Beschaffung wird das Manko beim Kaliber wohl für weitere 20 bis 30 Jahre zementiert.
@
Metallkopf sagt:
29.09.2020 um 10:45 Uhr
“
Mich wundert angesichts des Ergebnisses, dass sich SIG beleidigt aus dem Verfahren zurückgezogen hat und zur Begründung behauptet hatte, man wolle nicht als reiner Zählkandidat für eine auf HuK zugeschnittene Ausschreibung dienen. Der Vorwurf ist ja nun kaum noch aufrechtzuerhalten. Da gibt’s wohl jetzt zerissene Hosen in Eckernförde… aber vielleicht auch nicht. Die haben ja erst vor ein paar Jahren die Pistolenausstattung der US-Streitkräfte gewonnen und können es sich vermutlich leisten.
“
SIG Sauer (nice: Sauer war ursprünglich auch Suhler…) in Eckernförde ist tot. Man hat unlängst die Werksschliessung verkündet. Dort wickelt man nur noch die Reste ab und zu Sylvester fällt der Hammer. Angesichts der vielzähligen wohl unerlaubten Waffenexporte (und Staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen dahingehend) über die USA zu Dritten hat man die Produktion der Pistolen mehr oder minder in die USA verlagert und schliesst hier die Türen ab. Ich nehme an, man wäre einfach nur noch schwer in der Lage gewesen seine Zuverlässigkeit zu belegen und/oder im Kostenrahmen das MCX wettbewerbsfähig zu kriegen oder zu halten. Vielleicht konnten die einfach nicht mehr, denn das sie nicht wollten.
Haenel wird ja sicher bald neue Leute suchen – da wird wohl der ein oder andere aus Eckernförde unterkommen…
Ich glaube ja nicht daran, das es weiter oben ein Verschreiben war. So einige hier wünschen sich ein Produkt „Made in West Germany“.
Kann ja auch nicht sein das ein daher gelaufener Verein aus dem dem Thüringer Wald den etablierten gut situierten Schusswaffenhersteller aus Baden Würtemberg unterliegt.
Auch wenn ich die Kostenrechnung für überflüssig halte, weil in einem Angebotsverfahren mit öffentlichen Auftragsgebern immer die Kalkulation zumindest ansatzweise offengelegt werden muss, hat schon mal einer die Lohnzettel der Mitarbeiter verglichen. Ich gehe mal davon aus, dass auch in diesem Geschäft Lohnkosten der massgebliche Kostenfaktor sind und da hat der Osten sicherlich Vorteile. Ist doch gut so, sonst gefällt es Gesamtdeutschland doch,auch, wenn man den billigen Osten als verlängert Werkbank nutzen kann. Nun in diesem Fall ist das H&K ans Bein gelaufen.
Wie schade.
Neue Informationen zur Rangfolge bei der Bewertung der Angebote hat die Neue Rottweiler Zeitung:
„Nach zuverlässigen Informationen der NRWZ hat das Bundesamt bei der technischen Bewertung das HK 416 auf Platz eins gestellt, das Haenelgewehr landete auf Rang 2, ein drittes Gewehr, ebenfalls von HK kam auf Platz 3.“
NRWZ: Heckler und Koch: Antrag auf Nachprüfung, 29.9.2020
Etwas überspitzt formuliert hat ein AR15-Derivat (HK416) gegen ein AR15-Derivat (MK566) verloren, während unterdessen ein Anbieter eines dritten AR15-Derivats (SIG516) zurückgezogen hat, die alle drei maßgeblich von Robert Hirt und Chris Sirois entwickelt und patentiert wurden.
Die Frage nach der besten Waffe ist also eher obsolet, die nach den besten Anwälten leider nicht. Allen G36-Schütz:innen sei also strengste Feuerzucht anempfohlen, das kann noch etwas dauern.
@Alpha November:
Danke für die Info, die war bislang an mir vorbeigegangen…
@alle die von Dumpingpreisen sprechen
Woher kommt diese Aussage. Das einzige was man öffentlich finden kann, ist ein heutiger dpa Artikel der behauptet das HK Angebot läge bei 179 Mio und dann ein etwas älterer SZ Artikel der aufschreibt, dass das Haenel Angebot über die Lebensdauer hinweg rund 50 Mio günstiger wäre.
Wer da sorgfältig liest, sollte schnell das Schlüsselwort über die Lebensdauer wahrnehmen.
Da wird nicht behauptet, das Haenel Dumpingpreise anbietet. Der preisliche Unterschied über die Lebensdauer kann sich bspw. über die Nutzungsdauer des Materials erklären.
Angenommen die BW rechnet mit einer Nutzungsdauer der Waffen von 30 Jahren.
Man fragt dann einen Anbieter wie lange ist die Lebensdauer eures Rohres und was kostet es es zu tauschen.
Hersteller A sagt 10 Jahre und 500€. Dann weiß die BW alles klar ich muss zwei Mal die Rohre der Waffen tauschen (bei 120.000 Waffen wären also zusätzliche Nutzungskosten von 120 Mio).
Hersteller B sagt ich garantiere 15 Jahre bei selben Kosten. Dann weiß die BW alles klar, ich muss das Rohr also nur einmal tauschen, die Kosten wären somit 60 Mio.
Somit könnte Anbieter B bspw. ein höheres Angebot als A abgeben und dabei immer noch wirtschaftlicher sein.
Und so oder so ähnlich müssen auch die Aussagen des BMVg gelesen werden. Da steht nicht, dass das Haenel Angebot günstiger wäre, sondern dasS es das wirtschaftlichere Angebot ist.
Ein Anbieter muss bei Ausschreibungen, bei denen Lebenszykluskosten mit betrachtet werden nicht das niedrigere Angebot abgeben. Wichtig ist dass das Gesamtpaket stimmt. Wenn ein Anbieter seinen Service günstiger anbieten kann oder sein Material haltbarer ist, dann kann dieser wirtschaftlicher anbieten als jemand der ein günstiges Anfangsangebot abgibt und dann der Meinung ist seine Marge über den Service machen zu können.
[Die dpa-Meldung von gestern mit den oben genannten Zahlen:
https://www.t-online.de/finanzen/news/unternehmen-verbraucher/id_88663224/heckler-koch-stoppt-gewehr-auftrag-der-bundeswehr.html
T.W.]
@ Wa-Ge sagt:
30.09.2020 um 21:32 Uhr
+1
Zu berücksichtigen wäre natürlich, dass HK jetzt auch nicht dafür bekannt ist, dass die Läufe eher wenig lang halten. Nun hat man bisher ja auch verchromte genommen – keine Ahnung ob das so bleibt.
Das Spiel kann natürlich auch umgekehrt laufen, so dass man z.B. einen sehr günstigen Lauf verwendet und deswegen die Waffen günstig sind, dafür aber öfter, jedoch eben auch günstig wechseln muss und damit insgesamt trotzdem noch besser dabei ist. Dazu kommt ja eben dann auch die Frage, wie man den Lauf im Gehäuse befestigt hat und daraus resultierend, wie einfach es ist den zu wechseln.
Welcher LifeCycle ist denn eigentlich vorgesehen? 30 Jahre scheint mir doch eher viel – beim G36 waren es ja auch „nur“ 20.
@SvD: In den „Waffenmix“ gehören vor allem Artillerie, Mörser, Nachtsichtgeräte, gesicherte Funkgeräte, Artilleriebeobachtungsradare und regelmäßige schnelle Stellungswechsel. Ansonsten ist es egal, mit welchem Sturmgewehr in der Hand Sie von 152mm-Granaten oder 300mm-Raketen zerfetzt werden.
Es sind zwei nahezu idente Waffen aus einem technischen Entwicklungsprozess.
Da ist Aufregung manchmal schwer nachvollziehbar.
BEsonders was Bedienung und Kompatibilität mit Frankreich betrifft.
Damit ist man kompatibel. Und nicht nur mit Frankreich, sondern des USA, Canada, Niederlande, Norwegen, Frankreich. Südkorea, VAE, Indien, …. der halben Welt.
Bezüglich Ergonomie haben AR15 echte Vorteile. Der Ladehebel ist zwar beidseitig, aber für eine fast nicht vorhandene Situation muss man eben mal kurz den Kopf wegdrehen. Das zu dramatisieren?
Die Länge (10cm mehr als das eingeklappte G36) muss man auch nicht übertreiben.
Mit einem kürzeren Lauf wäre auch das ausgeglichen, wir wissen ja nicht, welche Ausführung genommen wurde. Insgesamt auch keine tatsächliche Bedeutung. Es ist genug Höhe im Fahrzeug.
Dafür hat man eben den Vorteil des bedienerfreundlicheren Schussverhaltens. Dem längeren Federweg und dem absolut geradliniegen Verlaufs von der Müng bis zur Schulterstütze sei es gedankt
Rundbetrachtet: Man hat zwei nahezu idente Gewehre, wobei die Haenel eine Fortschreibung des 416 ist.
Die Geschichte um Sirois (SIG516) und Hirt (HK416) als beteiligte Entwickler kann jeder bei Bedarf nachlesen.
Beide erfüllen die Anforderungen.
Über die Laufzeit kann man in Thüringen sicher günstiger sein als im vergleichsweise teuren Baden-Württemberg. Man kennt das ja aus der Zuliefererbranche auch im Ländle hinreichend.
Die Herstellung ist nahezu Automatisisert. Hier fallen Teile vom Band und werden von wenigen Mitarbeitern zusammengesteckt. Die Laufherstellung erfolgt in Suhl für eine Vielzahl von Anbietern. Gehäuse kann man in Maschinenparks im Umfeld fertigen lassen oder selbst eine Halle mit CNC Fräsen hinstellen.
So kann man sich auf dem Markt auch bei Kleinteilen kostengünstig eindecken.
Keine Sorge um Abhängigkeiten. Es gibt dafür auch deutsche Anbieter und wegen der hohen Kompatibilität kann man auf der ganzen Welt einkaufen. Der Plattform sein Dank. Man hängt also an niemandes Arm.
@MFG
Das ist ein anderes Thema. Es ging mir darum, dass ein 0815 Sturmgewehr, für fast alle Truppenteile, oft nicht genug Bewaffnung am Mann ist. In vielen Situationen reicht das vorne und hinten nicht.
Das der Truppe leichte Mörser und schneller Mörserträger fehlen, ist mir klar. Das wir zu wenig Rohrartillerie haben weiß ich auch. Bei der Raketenartillerie ist das ein ähnliches Drama.
Es gibt für alle 3 Probleme Lösungen auf LKWs bzw Radfahrzeugen, die sind günstiger als Kettenfahrzeuge, was budgettechnisch helfen sollte.
Die Drohnen haben Sie allerdings vergessen, denn selbst eine 30mm Granate, die von einem Quadkopter abgeworfen wird, ist schon tödlich. Da braucht es eigentlich Rucksackstörsender und Signalaufklärung.
Es gibt schon Zieloptiken, mit Ballistikrechner, um mit Gewehren auf Drohnen zu schießen. Mit einer 40×53mm Granate, die über einen Airburstmodus verfügt sollte das ganz vorzüglich funktionieren.
@ Andreas Klötzer
Wir wollen mal bitte die Kirche im Dorf lassen. Wie sie sicherlich gelesen haben ist „Made in Germany“ als letzte Aussage gefallen. Zumal ich auch absichtlich den Begriff „Western Germany“ verwendet habe.
Dies hat auch 30 Jahre nach Wiedervereinigung nichts damit zu tun, das der Hersteller aus der Unterentwickelten Werkbank der Republik (so deute ich ihre Beschreibung und zeitgleich Anspielung!) nicht in der Lage sei ein Stück Metal so zu formen das es vorne „Peng-Peng“ macht!
Es ist uns (den Nutzern) und mir, so ziemlich egal wo das „Massenprodukt“ herkommt, nur bitte aus deutscher Fertigung und nicht in Abhängigkeit von irgendwelchen dubiosen Petro-Scheichen!
@0815
Vielen Dank! Soviel Zustimmung hatte ich gar nicht erwartet.
Wenn Sie über meinen obigen Beitrag (sicherlich etwas zugespitzten) und einige andere hier nachdenken, werden Sie erkennen das er nicht ganz falsch war.
Und noch ein Wort zu unabhängigen dt. (Rüstungs)Herstellern. Wer soll denn das sein? Nicht mal MB ist unabhängig, größter Einzelaktionär ist auch ein Emirat.
Derartige Überlegungen scheinen mir ein wenig von gestern zu sein. Das kann man bedauern, aber sicher nicht mehr ändern.
Ich wünsche hier noch allen einen schönen Feiertag.
Keiner muss sich Sorgen um Abhängigkeiten machen. Alle Teile können auf der ganzen Welt bezogen werden. Das Baukastensystem ist kompatibel.
Abhängigkeiten entstehen daher nicht.
Es gibt sogar deutsche Anbieter der Teile. Sogar im Nachbarland Sachsen.
Wenn man sich die Waffe mal anschaut, geht in der erzeitige Konfiguration des Zivlablegers CR223 auch etwas von dem Kuchen nach Oberbayern. Dort werden die Kunststoffteile für den Griff, die Schulterstütze udn die Magazine bezogen.
Die Buffertube ist MilSpec und überall auf der Welt von sicherlich tausend Herstellern zu bekommen.
Der Lauf wird definitiv in Suhl auf den Merkelmaschinen gefertigt. Die beliefern ja eine ganze Reihe an „Bedarfsträgern“ mit Läufen.
Gehäuseoberteil und Gehäuseunterteil sind Teile, die aus der CNC Fräse fallen. Die werden zur Endbearbeitung sandgestrahlt und beschichtet. Das vergibt man in der Metallbranche. Kann überall gemacht werden. Zur Not ist eine Fertigungshalle mit Maschinenpark in 2 Jahren ganz sicher bereistgestellt. Das ist kein Flughafen ;)
Handschutz ident zu den beiden Gehäuseteilen. Somit bleiben Kleinteile wie Federn, Stifte, Sicherungskulisse, kleine Hebelchen und die Abzugsteile. VErschlusskopf und Verschlussträger und fertig ist die waffe. Kann man selbst fertigen oder fertig einkaufen. Fast überall.
Mehr ist da nicht dran und es passt alles – international. es sind MilSpec Normen.
HK weicht in einigen Teilen wieder vom internationalen Standard ab, aber im Grunde ist das zweimal das Selbe Gewehr.
Das Zusammenstecken erfolgt in 3 Stationen und pro Gewehr werden von Hand 4 min benötigt. Dabei werden doppelt soviel Oberteile wie Unterteile fertig.
Youtube ist voll von Videos von Fertigungsprozesse eines AR15 und einen solchen Ableger haben wir mit dem HK416 und dem Haenel MK556 nur mit der kleinen Umstellung auf ein Kurzhubgestänge anstelle der Gasrohrübertragung.
Ich hoffe, ich konnte einige Sorgen vertreiben ;)
Ansonsten ließe sich das sicher noch detaillierter beschreiben.
Grüße
Mancher Abgeordneter kokettiert ja jetzt schon damit, das Ganze mit Hilfe des HH-Ausschuss zu Fall bringen zu wollen. Man fragt sich, ob da einer die Aufgabe des Ausschusses so wirklich inhaliert hat, und ob es so ganz sauber ist, das ein ausschussinterner (!) Beschluss von 1981 ( eben die Einführung der 50 Mio DM-Vorlage ), Auswirkungen auf geltendes Vergaberecht haben soll.
In dem Zusammenhang erscheint der Spiegel-Artikel aus 2009 „Schraube locker“, welcher das Verschleppen eines Beschaffungsverfahren zu Gunsten eines einheimischen Unternehmens behandelt, doch lesenswert…