Künftig auch vor UN-Einsatz in Mali 14 Tage Quarantäne in Deutschland

Künftig müssen deutsche Soldaten auch vor einem Einsatz in der UN-Mission MINUSMA in Mali für 14 Tage in Deutschland in Quarantäne. Bisher hatte das nur für den Einsatz in Afghanistan gegolten. Ein kompletter Stopp des Personalwechsels bei MINUSMA wurde dagegen vermieden.

Die Vereinten Nationen hatten zuvor festgelegt, dass im Grundsatz alle Personalwechsel in ihren Blauhelmmissionen weltweit bis Ende Juni wegen der Coronavirus-Pandemie ausgesetzt werden. Das hätte im laufenden Kontingentwechsel der Bundeswehr in Gao im Norden Malis eine mehrmonatige Pause bedeutet; dort eingesetzte Soldaten hätten dann deutlich länger als geplant in Mali bleiben müssen.

Der Chef der UN-Mission MINUSMA und Sondergesandte des UN-Generalsekretärs, Mahamat Saleh Annadif, hatte am (gestrigen) Dienstagabend die Anordnung erläutert. Aus der Meldung der Vereinten Nationen zu einer Videokonferenz Annadifs mit dem UN-Sicherheitsrat:

Complying with the Secretary-General’s decision during the pandemic, the rotation of uniformed contingents has been suspended until 30 June, but exceptions may occur on a case-by-case basis, he said, noting that isolation periods and other virus prevention-spreading guidelines would be respected.

Für die Bundeswehr gilt nach Angaben des Einsatzführungskommandos eine solche Ausnahmeregelung. Der Kontingentwechsel werde gestreckt, weil nunmehr die zweiwöchige Isolierung in Deutschland vor den Flug nach Mali gelegt werde. Bisher waren die Bundeswehrsoldaten nach Gao eingeflogen und hatten die 14 Tage Quarantäne in einem gesonderten Bereich des Camps hinter sich gebracht.

Eine solche Quarantäneregelung galt bisher schon für den Einsatz bei der NATO-geführten Resolute Support Mission in Afghanistan; seit der letzten Märzwoche sind die für den Einsatz dort vorgesehenen Bundeswehrsoldaten in Hotels rund um den Kölner Flughafen in so genannter isolierter Unterbringung.

Mit der Neuregelung für MINUSMA wird sich die Rückkehr von Soldaten aus dem Einsatz in Mali nach derzeitigem Stand um etwa zwei Wochen verschieben. Ein für den (morgigen) Donnerstag geplanter Flug wurde bereits abgesagt. Unklar ist bislang, wie sich die UN-Anweisung auf die maritime UNIFIL-Mission vor dem Libanon auswirkt, wo für Juni der Besatzungswechsel der Korvette Ludwigshafen am Rhein geplant ist.

Am gestrigen Dienstagabend hatte  MINUSMA mitgeteilt, dass in der Mission der erste bestätigte Infektionsfall aufgetreten sei:

Dabei blieb die Nationalität des Erkrankten offen, auch wurde nicht gesagt, ob es eine Infektion bei einem zivilen Mitarbeiter oder bei einem Soldaten der Blauhelmtruppen war. Nach Bundeswehrangaben ist bei den deutschen Soldaten sowohl bei MINUSMA als auch in der EU-Trainingsmission Mali bisher keine Infektion aufgetreten.

Unabhängig von der Verschiebung beim Kontingentwechsel wurde ebenfalls am Dienstagabend das Kommando über die gut 1.000 deutschen Blauhelmsoldaten in Gao übergeben. Die Führung des Kontigents wechselte von Oberst Ingo Korzetz an Oberst Michael Felten – natürlich mit dem gebotenen Abstand.

Ergänzung, damit das auch fürs Archiv sauber auffindbar ist: Die Aussetzung der Truppenrotationen in allen UN-Peacekeeping-Einsätzen bis zum 30. Juni hatte Stéphane Dujarric, der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, am 7. April in seiner täglichen Pressekonferenz in New York angekündigt:

In order to mitigate the risk of transmission of COVID-19, the Secretary-General has suspended the rotation and deployments of uniformed personnel — individual officers and formed, police and military units — until 30 June. This decision has been transmitted to all Troop and Police Contributing Countries, as well as to all relevant peace operations. Our peacekeeping missions are working full time to contain and mitigate the spread of COVID-19. Our priorities are to ensure the COVID-19-free status of incoming uniformed personnel, and mitigate the risk that UN peacekeepers could be a contagion vector and simultaneously maintain our operational capabilities. A few, limited exceptions may be considered to continue to deliver on the mandate, but only in extenuating circumstances on the basis of strict conditions to prevent the spread of the virus.

Und noch ein Nachtrag: Am Dienstag wurde auch ein Angehöriger des Stabes der EU-Trainingsmission Mali positiv auf das Coronavirus getestet, wie die Mission mitteilte:

Today, Wednesday, April 8, 2020 a member of the EUTM staff in MHQ Bamako tested positive for COVID-19. We continue to strengthen our response to COVID-19, alongside the Malian authorities and in accordance with the WHO guidance. The patient has been quarantined under medical supervision and those with whom he had contact are also in isolation.
For several weeks now, EUTM Mali has been implementing a series of prudent mitigation measures. In coordination with the Malian Armed Forces and in communication with medical authorities, all training activities were temporarily suspended with effect from last week.
The suspension of training activities is a temporary and necessary precaution in line with the best medical advice to ensure the safety of MaAF personnel, local Malians and EUTM Mali personnel against COVID-19.

(Foto: Kommandoübergabe des deutschen Kontingents bei MINUSMA in Gao von Oberst Ingo Korzetz an Oberst Michael Felten – Foto Bundeswehr)