Zwei Jahre (deutsch geführte) NATO-Battlegroup in Litauen. Auch auf Facebook
Am (morgigen) Montag wird in Rukla in Litauen mit einer großen Veranstaltung das zweijährige Bestehen der – von der Bundeswehr geführten – NATO-Battlegroup begangen. Vor zwei Jahren war diese Einheit mit Soldaten aus mehreren Ländern offiziell ins Leben gerufen worden (mehr dazu hier), und bei der Feier wird nach Angaben des litauischen Verteidigungsministeriums natürlich auch die deutsche Ministerin Ursula von der Leyen dabei sein.
Beim Vorbereiten auf dieses Jubiläum stellte ich fest, dass sich in den vergangenen Monaten was an der Öffentlichkeitsarbeit geändert hat: Noch im Oktober 2018 hatte ich darauf hingewiesen, dass alle diese NATO-Battlegroups im Rahmen der enhanced Forward Presence der NATO, jedenfalls die in Estland, Lettland und Polen, auf Facebook präsent sind – nur die von den Deutschen geführte in Litauen nicht.
Knapp zwei Wochen nach meinem damaligen Eintrag, am 26. Oktober 2018, wurde dann doch eine Seite für die Battlegroup in Rukla eingerichtet, und deshalb korrigiere ich das Versäumnis und trage die Information nach: Hier ist die Seite zu finden.
(Foto: Screenshot der Facebook-Seite)
Da stelle ich mir die Frage, ob man als militärischer Einsatz oder einsatzgleiche Verpflichtung auf Facebook oder anderen sozialen Netzwerken präsent sein muss? Was bringt das? Weitere Daten in die Datenkrake? Und wer befüllt den Account? Der jeweilige Kommandeur?
Es ging auch ganz gut ohne Facebook-Account. Ich bin da skeptisch.
@Pio-Fritz
Ich kann Sie beruhigen: Die Bundeswehr hält sich vornehm zurück, der Account ist Sache der NATO. Also werden keine kostbaren deutschen Daten an die Datenkrake gegeben. (Welche „weiteren Daten“ bei einem PR-Account eigentlich? Ich frag ja nur, weil es sich nicht so direkt erschließt…)
@T.W.
danke für die Aufklärung. Also hat die Bw keinen Einfluß auf die Inhalte des Accounts. mit „weitere Daten“ meinte ich überhaupt irgendwelche Daten, egal welcher Nationalität. Auch Bilder sind Daten.
Für mich ist das ein nicht aufzulösender Widerspruch zwischen militärischer Sicherheit und Öffentlichkeitsarbeit.
Herr Wiegold, die weiteren Daten liegen insbesondere in der Identifizierung der Soldaten. Einerseits durch Facebook selbst, per implementierter Gesichtserkennung, die man zwar abschalten kann, andererseits durch Bekannte. Unter einem der Bilder gibt es denn auch eine Anfrage (auf holländisch): „N.N. das bist doch DU?“.
In der Einsatzvorbereitung wird – soweit ich weiß auch aktenkundig – über die Nutzung sozialer Medien belehrt, neben den üblichen Hinweisen zur Nutzung von Mobiltelefonen und dgl.
Ich bin wahrlich kein Fan von Facebook. Und für mich wird dieses Medium in der Firmenkommunikation auch überbewertet.
Man darf aber nicht vergessen, was für ein Einsatz jener im Baltikum ist. Das ist kein klassischer Kampfeinsatz. Sondern „Enhanced Forward Presence“ und „Reassurance“.
Dabei ist PR ein elementares Wirkmittel. Sowohl gegenüber der Gegenseite. Als auch und vor allem gegenüber der eigenen Bevölkerung vor Ort.
Man muss und will zeigen, dass man da ist und was man macht. Das geht heutzutage nunmal verstärkt über digitale Medien. Klar zählt dazu auch die eigene Homepage, aber zwecks Reichweite nunmal auch die Präsenz in sozialen Medien.
Nochmal, PR (auch über Facebook) ist hier keine Freizeitspielerei, sondern Auftrag und Wirkmittel der eingesetzten Truppe.
@Tom | 04. Februar 2019 – 14:30
Sie schreiben so schön von „Auftrag“ und „Wirkmittel“, was mich wieder zur Frage meines ersten Posts bringt. Was bringt das? Wo ist die Wirkung? Gebe ich nicht (vielleicht ungewollt) zu viele militärischen Informationen preis?
@Pio-Fritz | 04. Februar 2019 – 15:01:
„(Ungewollt) zu viele militärischen Informationen“ preiszugeben, ist bei dem Einsatz kaum möglich. Denn es ist neben der Rückversicherung ein Stolperdraht-Einsatz. Ähnlich den Berlintruppen der Westmächte im Kalten Krieg.
Welche Waffensysteme, welche OpPläne, welcher Ausbildungsstand genau vorliegt, ist dabei ziemlich irrelevant.
Technische Daten besorgt man sich am leichtesten beim Tag der offenen Tür. Mit leichtem PersSec (Namen, Standorte, …) gehen andere Nationen deutlich offener um als die Deutschen; ohne ernsten Nachteil für den Einzelnen oder die Operation.
Ziel von eFP ist nicht, ‚den Russen‘ militärisch in offener Schlacht zu besiegen oder das Baltikum bis zum letzten Tropfen zu verteidigen.
Sondern zum Einen ist man der oft erwähnte Stolperdraht. Man kann auch menschliches Schutzschild sagen.
Zum Anderen ist Auftrag, den östlichen Partnerländern zu zeigen, dass man sie und ihre Ängste wahrnimmt und dass man im wahrsten Wortsinne Seit an Seit mit ihnen bluten und kämpfen würde. Dazu bedarf es auch einer offenen Kommunikation.
Aber ich gehe davon aus, ihnen hier nichts Neues geschrieben zu haben.
Die NATO-„Battlegroup“.
Im litauischen Rukla sind zur „Abschreckung Russlands“ etwa 500 Soldaten der Bundeswehr stationiert.
Bei 500 Soldaten sind, wie wir wissen, ca. 2/3 Versorgungsteile, bleiben also 170 Mann „Kampfteile“, als ca. 1 Kompanie.
1 Kompanie der Leyen- bzw. Laientruppe ist gerade mal ausreichend um die Latrine der Kaserne zu verteidigen.
Unglaublich, wie die Welt verarscht wird.
@Tom | 04. Februar 2019 – 15:57
„(Ungewollt) zu viele militärischen Informationen“ preiszugeben, ist bei dem Einsatz kaum möglich. Denn es ist neben der Rückversicherung ein Stolperdraht-Einsatz. Ähnlich den Berlintruppen der Westmächte im Kalten Krieg.“
+1
Zustimmung. Für den konkreten Auftrag ist aktive ÖA (und dazu gehört heutzutage natürlich auch Facebook) ein elementarer Bestandteil.
„Technische Daten besorgt man sich am leichtesten beim Tag der offenen Tür. Mit leichtem PersSec (Namen, Standorte, …) gehen andere Nationen deutlich offener um als die Deutschen; ohne ernsten Nachteil für den Einzelnen oder die Operation.“
DEU verfällt da leider vom einen ins andere Extrem :( In Bezug auf ÖA (auch und vor allem auf zeitgemäßen Kanälen) sind wir viel zu zurückhaltend, andererseits sind wir mit echtem VS total lax :(
@Wolf MARTIN | 05. Februar 2019 – 9:19
„Im litauischen Rukla sind zur „Abschreckung Russlands“ etwa 500 Soldaten der Bundeswehr stationiert.“
1. Sie müssen die gesamten NATO Truppen im Baltikum und Nordpolen zusammenrechnen. Dann wir daraus schon eine ordentliche Brigade :)
2. Abschreckung besteht nicht nur aus reiner Kampfkraft. Sondern vielmehr aus einer glaubwürdigen Bündnisverpflichtung. Und genau dafür sind diese Kräfte da. „Stolperdrat“-Funktion eben… siehe @Tom | 04. Februar 2019 – 15:57
„1 Kompanie der Leyen- bzw. Laientruppe ist gerade mal ausreichend“
Was soll das jetzt bedeuten? Sollte das witzig sein?! Wenn Sie die Kameraden nicht in ihrer Professionalität und Treueverpflichtung respektieren, dann ist das Ihre persönliche Meinung, aber das sie damit andere beleidigen ist Ihnen auch klar, oder?
@Koffer: Danke für Ihren Kommentar/Ergänzungen, vor allen auch Ihre Anmerkung zu den Äusserungen von @Wolf Martin bzgl. „…. Laientruppe..“
Soziale Medien gehören heute einfach dazu. Mein Sohn hat mit BW nichts mehr am Hut – dafür aber FFW – aber er intetessiert sich für Aussen- und Sicheheitspolitik und hat ua. auch die angesprochene Seite aboniert.
Generell – und ich bin alles ander als ein Freund von UvdL – ärgern mich die sich häufenden, unsachlichen, respektlosen Kommentare , wie der bzgl. „… Leyen- bzw. Laientruppe..“