Deutsche Meldung an die NATO: Schaut nicht nur aufs Geld (Nachtrag: BPK)
Das dürfte eine Garantie für stürmische Debatten bedeuten: Als letztes NATO-Mitgliedsland hat Deutschland am (gestrigen) Dienstag der Allianz seine Meldung für den Strategic Level Report übergeben, quasi den Fortschrittsbericht für den Weg zum von allen Bündnispartnern vereinbarten Zwei-Prozent-Ziel. Der Bericht enthält, so meldeten Spiegel Online und dpa, eine Bekräftigung der deutschen Aussage, die Verteidigungsausgaben bis 2024 auf 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern – aber keine Angaben über die Zwischenschritte auf dem Weg dorthin.
Der Bericht kam zwar deutlich hinter dem Abgabeschluss Ende 2018, aber gerade noch rechtzeitig vor dem Treffen der NATO-Verteidigungsminister in der kommenden Woche. Dort dürfte es die Debatten insbesondere mit den USA geben: Die Bundesregierung pocht darauf, nicht nur die Prozentzahlen zum Maßstab für die Bewertung des deutschen Engagements im Bündnis zu nehmen. Was die Bundeswehr an Fähigkeiten für die Zukunft eingeplant habe und was sie aktuell in Missionen der Allianz leiste, müsse ebenso eingepreist werden.
Zur Erinnerung: Alle Mitgliedsländer, Deutschland damals mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier, hatten den Gipfelbeschluss des NATO-Gipfels in Wales 2014 mit getragen. Die entsprechende Passage:
Taking current commitments into account, we are guided by the following considerations:
- Allies currently meeting the NATO guideline to spend a minimum of 2% of their Gross Domestic Product (GDP) on defence will aim to continue to do so. Likewise, Allies spending more than 20% of their defence budgets on major equipment, including related Research & Development, will continue to do so.
- Allies whose current proportion of GDP spent on defence is below this level will:
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- halt any decline in defence expenditure;
- aim to increase defence expenditure in real terms as GDP grows;
- aim to move towards the 2% guideline within a decade with a view to meeting their NATO Capability Targets and filling NATO’s capability shortfalls.
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Mit den angestrebten Fähigkeiten für die deutschen Streitkräfte, so etwa könnte die Argumentationslinie aus Berlin laufen, würden ja die für 2024 zugesagten 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ohnehin überschritten. Und für die Jahre danach werde ebenfalls eine weitere Steigerung zugesagt.
Ein klein wenig ist darin, auch wenn das natürlich in der Bundesregierung niemand offen sagen will, eine Spitze an den einen oder anderen Bündnispartner enthalten: Nicht nur die Verteidigungsausgaben aus deutscher Sicht sind ausschlaggebend, sondern auch, wieviel von diesen Ausgaben denn mehr oder weniger direkt der NATO zugute komme – oder eben für andere Einsätze oder Fähigkeiten gebraucht wird, die ihren Schwerpunkt außerhalb der Allianz haben.
Dafür gibt es in der deutschen Meldung an die NATO neben den knapp gehaltenen Zahlenangaben eine ausführliche Beschreibung des deutschen Engagements in der Allianz, zum Beispiel die derzeitige Stellung der NATO-Speerspitze, der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) sowie die dauerhafte wesentliche Beteiligung an der NATO-Battlegroup in Litauen oder das Baltic Air Policing mit deutschen Kampfjets (Foto oben).
Beim Versuch, gegenüber den USA so zu argumentieren, kann ich aus – wenn auch recht bescheidener – eigener Erfahrung nur sagen: Good Luck. Im Mai 2017 hatte ich das Vergnügen, in Ramstein mit führenden Kommandeuren der US-Streitkräfte zu diskutieren. Und mein dezenter Hinweis, die Verteidigungsausgaben der USA spiegelten halt deren weltweite Verpflichtungen wieder und seien nicht zwingend ein Ausweis für ein Engagement für die NATO, wurden sehr empört zurückgewiesen: Natürlich stünden im Ernstfall alle US-Fähigkeiten dem Bündnis zur Verfügung, eine solche Unterscheidung sei nicht zutreffend und schon gar keine Rechtfertigung für Deutschland, unter den zugesagten zwei Prozent zu bleiben.
Das ist die eine Seite dieser Debatte, nämlich die im Bündnis. An der innenpolitischen Front ist es nicht leichter, aber anders: Da bedurfte es offensichtlich zäher Verhandlungen zwischen dem SPD-geführten Finanz- und dem CDU-geführten Verteidigungsministerium, unter Beteiligung des Kanzleramts, um auch nur für die dann abgestimmte Meldung an die NATO zu einem Konsens zu kommen.
Und trotz der nunmehr bekräftigten Zusage an die Allianz, bis 2024 auf die 1,5 Prozent zu kommen, bleibt der Weg dorthin offensichtlich innerhalb der Regierungskoalition streitig. Das geht aus den Entwürfen hervor, die das Finanzministerium den Staatssekretären der anderen Ressorts vorlegte: Da die Steuereinnahmen wegen der schwächer werdenden Konjunktur rückläufig seien, seien die Spielräume weitgehend ausgereizt, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters aus einer Vorlage von Finanzminister Scholz an seine Kabinettskollegen.
Im Verteidigungsministerium gilt dennoch das Prinzip Hoffnung. Schließlich seien, so eine Überlegung, in den vergangenen Jahren die tatsächlichen Ausgaben immer höher gewesen als die zunächst mittelfristig angesetzten Haushaltszahlen.
Nachtrag: Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels, hat angemahnt, die avisierte Erhöhung auf 1,5 Prozent auch umzusetzen.
Und zur Dokumentation die Fragen und Antworten dazu in der Bundespressekonferenz; mit dem stellvertretenden Sprecher des Verteidigungsministeriums, Kapitän Frank Fähnrich, Rainer Breul vom Auswärtigen Amt, Jeanette Schwamberger vom Finanzministerium und Regierungssprecher Steffen Seibert:
Frage: Herr Fähnrich, wir wissen – das bestätigt inzwischen auch die Nato -, dass die Bundesregierung nun doch, wenn auch verspätet, bei der Nato ihre Festlegung für den „Strategic Level Report“ angemeldet hat. Können Sie uns erläutern, welche Festlegungen da getroffen wurden?
Fähnrich: Sie wissen, dass es sich bei diesem Papier um ein vertrauliches Papier handelt. – Wie alle Nationen haben wir uns verpflichtet, in der Nato transparent mit unseren Zielsetzungen umzugehen. Sie kennen die zwei großen Eckpunkte: Wir haben uns mit der Erklärung von Wales dazu verpflichtet, die Verteidigungsausgaben in Richtung 2 Prozent zu bewegen – das wurde hier schon oft diskutiert und erklärt –, und haben uns die 1,5 Prozent bis 2024 als politisches Ziel auf die Fahnen geschrieben. Sie werden in diesem Schreiben keine grundsätzlichen Abweichungen von genau dieser Zielrichtung finden.
Es ist einfach nur eine Aufarbeitung, vor allen Dingen nach den Gesichtspunkten „Cash“, „Capabilities“ und „Commitments“; denn Geld ist nicht das Einzige, was für die Nato zählt. Es geht vielmehr darum, Fähigkeiten bereitzustellen. Mit anderen Worten: Es kommt darauf an, dass die Nato in der Lage ist, ihren Auftrag zu erfüllen, ihre Leistungen zu erbringen.
Für uns ist es wichtig, dass die dort beschriebenen Fähigkeiten auf das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr abgestimmt sind. Auch dort werden Sie keine Überraschungen erleben; das liegt genau auf dieser Linie.
Der zweite Punkt sind die „Commitments“, die Vereinbarungen, die mandatierten Einsätze, die VJTF, dieser Beitrag Deutschlands zur Nato, und dafür brauchen wir das letzte „Cash“, um das zu gewährleisten.
Zusatzfrage: Ich würde gerne wissen – denn auch darüber wird berichtet –, welche Aussage für den Zeitraum nach 2024 getroffen wird. Ich möchte auch wissen, wie man das 1,5-Prozent-Ziel, das politisch verbindlich festgelegt wurde, erreichen will. Das würde ja bedeuten, dass der Verteidigungshaushalt in den nächsten Jahren möglicherweise auf über 60 Milliarden Euro steigt.
Fähnrich: Ich habe bereits erklärt, dass das 2-Prozent-Ziel verpflichtend ist beziehungsweise wir uns dem verpflichtet haben. Auch über das Jahr 2024 hinaus, bevor das berichtet wurde, ist das genau in dieser Linie weiter fortgeschrieben. Zu der Frage, wie wir uns dem annähern, würde ich gerne auf die Zeitpunkte verweisen, zu denen die aktuellen Finanzplanungen zur Disposition stehen. Die Erfahrung zeigt: Je mehr wir uns der Haushaltsplanung nähern, umso konkreter werden die Zahlen. Weil wir nicht in die Zukunft schauen können, möchte ich das eine oder andere Beispiel aus der Vergangenheit nennen: Als der Haushalt 2018 im Jahr 2014 erstmalig aufgerufen wurde, waren 33 Milliarden Euro für den Verteidigungsetat vorgesehen; im Ergebnis lagen wir bei 38,5 Milliarden Euro. 2015 waren es 35 Milliarden Euro beim ersten Aufruf; in diesem Jahr, für 2019, sind es 43 Milliarden Euro. Natürlich lässt sich das nicht eins zu eins kopieren; ich habe auch keine Glaskugel. Aber die Richtung und die Ziele haben wir uns bereits auf die Fahnen geschrieben.
Frage: Gab es schon Reaktionen zu diesem Plan – von Herrn Stoltenberg oder von den Nato-Partnern? Glauben Sie, dass Sie den Plan gegenüber den USA mit Blick auf die Forderungen gegenüber Deutschland rechtfertigen können?
Fähnrich: Der Sinn dahinter, die Planungen jedes einzelnen Nato-Mitglieds zu offenbaren, war ja, dass man sich – zum Beispiel in der nächsten Woche beim Verteidigungsministertreffen in Brüssel – über sie unterhalten kann, dass das also als Grundlage dient, dort darüber zu reden.
Breul: Keinen unserer Partner – erst recht nicht in der Nato – wird überraschen, was Herr Fähnrich gerade gesagt hat. Wir haben uns zu Wales „commited“. Auch die Zahlen, die jetzt im Raum stehen, haben wir nach Abstimmung innerhalb der Bundesregierung bereits im letzten Jahr unseren Partnern kommuniziert.
Frage: Herr Fähnrich, da Sie betont haben, dass Zahlungen das eine sind und das Fähigkeitsprofil das Zweite ist: Das kann meinem Verständnis nach auch bedeuten, dass, da es sich um Verteidigungsausgaben handelt, diese auch in die Verstärkung von Fähigkeiten für Einsätze fließen, die nicht unbedingt dem entsprechen, was etwa Herr Trump oder Herr Stoltenberg gerne als Schwerpunkte von Nato-Einsätzen sähen. Die Hoheit über die Verwendung der Mittel bleibt also in Deutschland, und es können auch Einsätze, Missionen sein, die nicht direkt als Erhöhung der Ausgaben an die Nato zu rechnen wären, richtig?
Fähnrich: Wir müssen zwischen den Fähigkeiten, die wir der Nato im Rahmen der mandatierten Einsätze zur Verfügung stellen, und den Fähigkeiten im Rahmen beispielsweise der „Enhanced Forward Presence“, den sogenannten einsatzgleichen Verpflichtungen, unterscheiden. Das ist anzurechnen. Die Entscheidung über die Anmeldung zu diesen Einsätzen und Vorhaben innerhalb der Nato geschieht natürlich im Rahmen einer großen Gruppe, und jeder ist verpflichtet, allein zu entscheiden, was er jeweils dazu beitragen kann.
Zusatzfrage: Welchen Charakter haben die 2 Prozent von Wales? Ist das eine Absichtserklärung oder eine tatsächliche Verpflichtung?
Fähnrich: Ich glaube, diese Frage wurde hier schon hinreichend beantwortet. Es ist eine Richtung; es heißt „in die Richtung“ – „towards 2 %“. Und in diese Richtung bewegen wir uns, das zeigt die Entwicklung der letzten Jahre.
Frage: Ich habe dazu eine Frage an Frau Schwamberger. Da wir nun der Nato diese Zusage gegeben haben, gehe ich davon aus, dass auch der Finanzminister dem zugestimmt hat. Anfang der Woche haben wir erfahren, wie groß unsere Haushaltsnöte sind – es geht um knapp 25 Milliarden Euro. Ist das, was gegenüber der Nato zugesagt wurde, in diesen Planungen enthalten, oder verstärkt das die Haushaltsnöte?
Schwamberger: Um das etwas zu sortieren: Der Kollege hat mit Blick auf die politische Zielsetzung, die auch den Nato-Partnern gemeldet wurde, den Stand genannt. Das ist auch gemeinsamer Beschlussstand der Bundesregierung.
Zur Haushaltsaufstellung – es beginnen ja gerade die Planungen für den Haushalt 2020 und den dann bis 2023 geltenden Finanzplan – muss man sagen, dass wir da noch am Anfang stehen. Der Kollege hat ganz klar gesagt, dass rückblickend bei den Verteidigungsausgaben eine klare Trendwende erfolgt ist. In dieser Legislaturperiode sind die Verteidigungsausgaben deutlich angestiegen, in diesem Jahr werden 4 Milliarden Euro mehr in diesem Bereich veranschlagt. Wie der Haushalt 2020 aussehen wird, wissen wir, wenn die Haushaltsplanungen beendet sind und der Haushaltsgesetzgeber den Haushalt beschlossen hat. Da stehen wir erst am Anfang.
Zusatzfrage: Ich fragte nach der Periode bis 2023/2024. Da wurden diese Haushaltsnöte von knapp 25 Milliarden Euro identifiziert, Frau Schwamberger. Wenn sich Deutschland gegenüber der Nato verpflichtet, seine Verteidigungsausgaben auf 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern, reden wir nicht über 43 Milliarden Euro, sondern über eine Summe von mehr als 60 Milliarden Euro im Verteidigungshaushalt. Das ist eine Differenz von 17 Milliarden Euro. Wenn schon eine Lücke von 25 Milliarden Euro besteht und nun noch eine Steigerung um 17 Milliarden Euro allein im Verteidigungsetat erfolgt, frage ich mich, wo dieses Geld herkommen soll und ob dafür Vorsorge getroffen ist.
Schwamberger: Wie gesagt, ich kann dem Haushaltsaufstellungsverfahren nicht vorgreifen. Aber ich möchte noch einmal deutlich machen, was auch der Minister gestern deutlich gesagt hat und was wir hier am Montag in der Bundespressekonferenz deutlich gemacht haben: Was heißt es, wenn wir hier am Beginn des Haushaltsaufstellungsverfahrens stehen? Die Lage ist – das ist bekannt, darauf ist schon Anfang des Jahres vom Minister persönlich hingewiesen worden – auch mit Blick auf die Steuereinnahmen weiterhin gut; der Bundeshaushalt und die Einnahmen werden auch in den kommenden Jahren weiter wachsen. Das wird aber nicht mehr so dynamisch geschehen, wie wir das in der Vergangenheit vielleicht angenommen haben. Es gibt also durchaus ein Volumen.
Nun stellt sich die Frage, wie diese Haushaltsplanungen zusammengeführt werden, welche Prioritäten im Rahmen der Haushaltsplanungen gesetzt werden. Klares Ziel ist, auch im kommenden Jahr einen ausgeglichenen Haushalt ohne neue Schulden aufzustellen. Wir stehen am Anfang dieser Planungen, und all diese Fragen – dazu gehört die Höhe der Verteidigungsausgaben genauso wie viele andere Fragen – betreffen genau die politischen Prioritäten, die man im Rahmen des Haushaltsaufstellungsverfahrens klärt.
Zusatz: Aber Sie haben mit der Meldung an die Nato ein fixes Datum, eine Zahl gesetzt. Da können Sie doch nicht so tun, Frau Schwamberger, als sei das alles noch im Fluss, und auf die Haushaltsberatungen und die Beratungen über die Finanzplanung bis 2023 verweisen. Da kommen Sie doch an dieser Festlegung, die offenbar mit Zustimmung des Finanzministers getroffen wurde, nicht herum.
Schwamberger: Man muss schon sagen: Es gibt eine politische Verpflichtung, die die Bundesregierung den Nato-Partnern bis zum Jahr 2024 gemeldet hat. Es gibt zweitens den Haushalt, den wir für das nächste Jahr aufstellen, mit der Finanzplanung bis zum Jahr 2023. Wir stehen am Beginn dieser Planungen, und ich kann das Ende dieses Planungsverfahrens hier nicht vorwegnehmen.
Frage: Herr Fähnrich, ich stoße mich hinsichtlich des 2-Prozent-Ziels von Wales etwas an der Frage der Verbindlichkeit dieser Verpflichtung. Das macht ja nur Sinn, wenn man auch festlegt, bis zu welchem Zeitpunkt man das Ziel erreicht haben will. Jetzt wurde die politische Verpflichtung verkündet, bis 2024 1,5 Prozent zu erreichen. Wann sind denn die 2 Prozent anvisiert? Können Sie mir das einmal durchrechnen? In diesem Jahr sind es 43,2 Milliarden Euro. Wie viel Prozent des BIP macht das aus?
Fähnrich: Das sind die 1,34 Prozent, die wir an Verteidigungsausgaben haben.
Zu Ihrer ersten Frage: Ich habe am Anfang zu erklären versucht, dass wir uns innerhalb der Bundesregierung darauf geeinigt haben, zu vereinbaren, diese 1,5 Prozent bis zu diesem Jahre zu erzielen.
Zusatzfrage: Bis wir bei 1,5 Prozent sind, brauchen wir etwa sieben bis acht Jahre. Dann fehlt noch ein halber Prozentpunkt; also brauchen wir 10 bis 15 Jahre, bis wir bei 2 Prozent sind, nach 2024? Ist das eine Milchmädchenrechnung, oder gehen Sie da mit?
Fähnrich: Nein, das ist wieder der Blick in die Glaskugel. Wir sprechen immer von einem prozentualen Anteil am Bruttoinlandsprodukt. Das ist nicht starr, das ist keine Gerade, sondern entwickelt sich. Wie Frau Schwamberger sagte: Wir stehen am Anfang des Prozesses, das für den nächsten Haushalt zu berechnen beziehungsweise uns zu verständigen. Diesen Konsultationen sollten wir nicht vorweggreifen.
Frage: Herr Seibert, sind diese 2 Prozent also etwas wie die Klimaziele 2020 – kann man erreichen, muss man aber nicht?
Herr Fähnrich, gibt es für den Fall, dass Deutschland dieses Ziel nicht erreicht, Sanktionsmaßnahmen seitens der Nato?
StS Seibert: Ich halte es nicht für sinnvoll, da zwei Dinge zusammenzuwerfen. Wir können über die Klimaziele nachher noch getrennt reden. Ich habe bereits gesagt, dass die Bundesregierung dazu steht, die Klimaziele zu erreichen, und deswegen in dieser Legislaturperiode auch ein Klimagesetz erarbeiten will. Das ist schwierig und ambitioniert, aber wir werden es tun. Das gewährleistet, dass wir die Klimaziele 2030 erreichen.
Jetzt zum vollkommen anderen Thema des Verteidigungshaushalts: Die Nato ist eine feste Säule unserer Sicherheit als Land und als Bürger – für jeden Einzelnen. Wir haben wie alle anderen Nato-Mitglieder eine Verpflichtung auf uns genommen, nämlich bis 2024 den nationalen Verteidigungshaushalt in Richtung des 2-Prozent-Ziels zu entwickeln – „move towards“, heißt es, glaube ich, in der Originalfassung. Wir haben als Bundesregierung – auch den internationalen Partnern gegenüber – angekündigt, dass wir bis 2024 1,5 Prozent erreicht haben wollen. Wir liegen jetzt bei 1,34 Prozent, das heißt, es war in den letzten Jahren bereits eine ganze Menge Zuwachs möglich, der im Übrigen nicht als Aufrüstung zu verstehen ist, sondern so zu verstehen ist, dass unseren Soldaten und Soldatinnen eine moderne, den Aufgaben angepasste Ausrüstung zukommt, die es ihnen ermöglicht, die Aufgaben wahrzunehmen.
Zu dieser politischen Absichtserklärung stehen wir natürlich. Zum Verfahren der Haushaltsaufstellung hat die Kollegin alles gesagt. Das beginnt gerade erst; wir werden Ende März Eckpunkte beschließen und können das alles nicht hier vorwegnehmen.
Fähnrich: Ich kann eigentlich nur wiederholen: Die Ziele von Wales waren zum einen, den Trend der sinkenden Verteidigungsausgaben umzukehren, und zum anderen, wie mehrfach betont wurde, die Verteidigungsausgaben den 2 Prozent anzunähern und das zu erreichen. Deswegen kann ich hinsichtlich der Maßnahmen, von denen Sie sprechen, jetzt auch nicht von Kenntnis berichten.
Zusatz: Die Frage bezog sich auf Sanktionen, glaube ich.
Breul: Vielleicht kann ich kurz etwas dazu sagen; denn mir scheinen einige Missverständnisse vorzuherrschen, was die Erklärung gegenüber der Nato angeht, dass damit in irgendeiner Form vertragliche Verpflichtungen oder Ähnliches einhergehen würden.
Herr Seibert hat es gerade sehr treffend auf den Punkt gebracht: Das sind politische Absichtserklärungen, denen sich die Bundesregierung verpflichtet fühlt. Für zukünftige Bundesregierungen können wir nicht sprechen. Aber wir sind dieses Ziel eingegangen, wir stehen dazu und wollen es umsetzen. Genauso gilt das übrigens in allen anderen Nato-Staaten. Das Haushaltsverfahren läuft im Bundestag, der Haushalt wird vom Bundestag verabschiedet – wie auch in den anderen Nato-Mitgliedstaaten die Haushalte von den Parlamenten beschlossen werden. Daran ändert eine Anmeldung bei der Nato nichts.
Zusatzfrage: Wenn das für die nächsten Regierungen nicht gilt – diese Regierung ist ja nur bis 2021 offiziell im Amt –, warum machen Sie dann schon Aussagen für danach? Die nächste Regierung kann also sagen: „Wir halten uns nicht daran.“
Breul: Wie immer empfiehlt es sich, den Wortlaut genau anzugucken. Diese Bundesregierung hat sich verpflichtet, an dem Ziel mitzuwirken, die Ausgaben bis 2024 so zu steigern, wie es skizziert worden ist. Selbstverständlich – im Übrigen liegt das im Wesen der Demokratie – kann diese Regierung zukünftige Regierungen und insbesondere den zukünftigen Bundestag nicht verpflichten, einen bestimmten Haushalt zu beschließen. Das wäre nicht konform mit dem Grundgesetz.
StS Seibert: Die Kontinuität unseres Engagements innerhalb des Nato-Bündnisses allerdings ist auch ein hoher Wert.
Frage: Vielleicht sind manchmal die einfachsten Fragen die schwierigsten. Herr Seibert, sind denn 2 Prozent aus Sicht der Bundesregierung überhaupt noch ein Ziel, das für die Bundesrepublik Deutschland – wann auch immer – erreicht werden sollte?
StS Seibert: Wenn Sie das für eine einfache Frage halten! – Ich kann nur sagen: Wir haben uns wie alle anderen Nato-Partner auf das Ziel verständigt und dazu verpflichtet, bis 2024 den Verteidigungsbeitrag in Richtung 2 Prozent zu entwickeln. Wir haben das dann im Rahmen unserer nationalen Ambitionen auf 1,5 Prozent bis 2024 konkretisiert. Andere haben ihre nationalen Ziele erklärt, und das ist das, was erst einmal zählt. Besonders zählt, was an wirklichen zusätzlichen Mitteln über die letzten Jahre unserer Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden konnte; das ist ein Aufwuchs, von dem wir überzeugt sind, dass er weiter andauern sollte.
Zusatzfrage: Herr Fähnrich, ein Haushalt ist das eine, der Mittelabfluss das andere. Können Sie uns sagen, wie es um den Mittelabfluss aus den vergangenen Bundeshaushalten bestellt war? Sie können sich zwar theoretisch 1,5 Prozent aufschreiben; wenn aber nur 1,0 Prozent abfließen, nutzt das auch niemandem.
Fähnrich: Darauf kann ich die relativ einfache Antwort geben, dass in den letzten fünf Jahren nahezu eine Vollausgabe erreicht wurde.
Frage: (ohne Mikrofon; akustisch unverständlich) Es geht vor allem darum, Fähigkeiten aufzubauen, und die entwickeln sich ja auch. Ich wollte gern vor dem Hintergrund, dass Russland und die USA den INF-Vertrag aufgekündigt haben, wissen, ob in Ihrem Hause Szenarien durchgespielt werden, dass man beispielsweise Raketenabwehrsysteme oder andere Abwehrmaßnahmen ins Auge fassen, jetzt schon planen und aufbauen müsste.
Fähnrich: Was INF betrifft, verweise ich darauf, dass die Ministerin gestern und vorgestern in den baltischen Staaten zu Besuch war, unsere Truppe vor Ort besucht und auch zu diesem Thema Antworten gegeben hat.
Frage: Herr Seibert, jetzt muss ich doch auf die Frage eines Kollegen zurückkommen: „In Richtung“ bedeutet doch etwas anderes als „Ziel“. Wenn ich in Berlin losgehe und sage, mein Ziel ist Paris, gehe ich davon aus, dass ich dieses Ziel erreiche. Wenn ich sage, ich gehe in Richtung Paris, bedeutet das nicht dasselbe.
Da Sie „in Richtung“ ins Spiel gebracht haben, wiederhole ich die Frage: Geht die Bundesregierung davon aus, dass das 2-Prozent-Ziel für sie erreichbar ist und erreicht werden soll?
StS Seibert: Ich habe nicht „in Richtung“ ins Spiel gebracht, sondern aus der konkreten Textfassung dessen, worauf sich alle Nato-Partner verpflichtet haben, zitiert. Das sollte die Basis all unserer Betrachtungen sein. Dazu habe ich deswegen auch nicht mehr zu sagen.
(Foto: Empfang von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen auf der Luftwaffenbasis Ämari in Estland durch ihren estnischen Kollegen Jüri Luick am 5.2.2019; im Hintergrund ein deutscher Eurofighter auf dem Weg zur Startbahn im Baltic Air Policing)
Jaja, wer es glaubt wird selig!
Heute sagen Sie es zu, Steigerungen aber bestimmt erst ab 2022 und die nächste Regierung sagt dann „an die Zusagen der Vorgängerregierung fühlen wir uns nicht gebunden“.
Ich hoffe wirklich, dass die NATO auf eine Vorlage eines konkreten Plans zur Erreichung dieser Zahl bis 2024 pocht.
Hm, immerhin die nächste SAP Rechnung und noch ein paar Beraterverträge wären gesichert.
Oder wir rechnen das BIP klein (oder es sinkt tatsächlich) und alles bleibt beim alten.
Ja…spannendes Thema…der Schritt von 2018 nach 2019 war schon enorm…
Eigentlich müsste bis 2022 mindestens die 50 Mrd überschritten werden um einigermaßen glaubhaft Richtung 1,5% zu marschieren…
Aber das steht natürlich in Konkurrenz mit diversen anderen Ausgabenschwerpunkten der GroKo… die FDP hat die Finanzierungslücke bis 2023 fortgeschrieben und beziffert die inkl allem was versprochen wurde/angedacht ist (Streichung Soli, Stabilisierung Rente, Steigerung Verteidigung und Entwicklung, Grundrente usw) auf 80 Mrd €
aber was interessiert mich die nächste Wahlperiode… das ist dann deren Problem…
das Korsett und die Spielräume im Haushalt bleiben aufgrund der stark steigenden Maßnahme än #soziale Gießkanne sehr gering…das funktioniert alles nur mit 2% BIP Wachstum…ansonsten muss man halt schauen was geht und was nicht…
die Streitkräfte müssten aber auch verlässlich planen können… weil manche Dinge benötigen einfach Vorlauf und Verlässlichkeit… es wäre fair wenn man sagen würde dass man bis 2022 den Etat auf 50 Mrd linear steigert und dann erstmal so belässt…bzw danach dann einfach an die Teuerungsrate koppelt…
Rahmen ist eine Bundeswehr mit 200.000 Mann und Priorität NATO, Bündnisverteidigung, VJTF…TSK Priorität 1 = Heer, 2 = Luftwaffe, 3= Marine…und dann schaut was man sich leisten kann und will… außerdem will man in 2-3 Bereichen die heimische Industrie fördern…in anderen Bereichen nicht…und kauft marktverfügbare, günstige Produkte…
außerdem bei der vollausstattung darauf achten wo man 1-2 Fähigkeiten streichen kann (keine goldrandlösung) dafür aber ein Haufen Kohle spart…
Mehr Boxer statt Puma fürs Heer
Upgrade Patriot + begrenzte Beschaffung Diehl SLM statt Komplett TLVS
STH Ch47 statt ch53k
Mehr LUH mit HForce statt teure Tiger Upgrades
usw
Schon skurril wie eine Regierung die allenthalben das Einhalten multilateraler Verpflichtungen und Verträge zu Katechismus erhoben hat selbige schlicht ignoriert wenn sie der eigenen Ideologie zuwiderlaufen. An wen erinnert uns das jetzt….?
Die Einwände starre Prozentorientierung sei nicht Zielführend hätte man damals anführen müssen, man hat aber eine Zusage abgegeben und gerade die osteuropäer im Bündnis verlassen sich darauf (#anlehnungsmacht).
Man sollte jetzt einfach Mal machen, nicht um trump zu gefallen sondern im wohlverstanden Eigeninteresse.
Die BW kann jedenfalls mühelos jeden Euro absorbieren. Projekte gäbe es genug
@T.W.
„Und mein dezenter Hinweis, die Verteidigungsausgaben der USA spiegelten halt deren weltweite Verpflichtungen wieder und seien nicht zwingend ein Ausweis für ein Engagement für die NATO, wurden sehr empört zurückgewiesen…“
1. Und dennoch hatten Sie vollkommen Recht mit Ihrer Aussage. Der deutsche Haushalt wird im Übrigen vom deutschen Parlament beschlossen und nicht von amerikanischen Generälen.
2. Dass die USA ihre militärischen Ausgaben daran orientieren weltweit militärisch intervenieren zu können ist kein Geheimnis. Das hat aber mit einem „Verteidigungsbündnis“ nichts zu tun und mit dem deutschen Beitarg zu diesem VERTEIDGUNGsbündnis schon garnichts.
3. Legitim wäre die Forderung an alle NATO Mitglieder nach einem angemessen Beitrag für die Bündnisverteidigung, aber NICHT für weltweite Interventionen.
4. Das 2-Prozentziel der NATO ist schlicht UNSINN, auch wenn 28 Staatschefs zugestimmt haben!
5. Die NATO braucht soviel Geld, wie für die VERTEIDIGUNG des Bündnisgebietes erforderlich ist. Das läßt sich nur ableiten aus der Analyse der Fähigkeiten des potenziellen Gegners. Danach kann zielgerichtet ausgerüstet und ausgebildet werden und jede Nation ihren konkreten Beitrag leisten.
6. in 2018 haben die NATO-Staaten 1,013,406 Billionen Dollar für Rüstung ausgegeben. Das muß völlig ausreichen für das bißchen VERTEIDIGUNG. Wer mehr will, will sich nicht auf Verteidigung beschränken und leitet deswegen völlig ohne Not einen neuen Rüstungswettlauf ein.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/5993/umfrage/militaerausgaben-der-wichtigsten-natostaaten/
7. Sowohl die USA als auch die EU haben im Interesse ihrer inneren Stabilität im Inneren erheblich wichtigere Aufgaben zu finanzieren, als das klein wenig Grenze (Osteuropa) zu dem einzigen potenziellen Gegner durch noch mehr Rüstung noch unsicherer zu machen.
8. Das heißt nicht, dass die Bundeswehr zur Zeit für die Bündnisverteidigung gut ausgebildet und ausgerüstet ist. Das ist sie nämlich nicht! Sie liegt vielmehr komplett am Boden. Das liegt aber nicht an zu wenig Geld, sondern an orientierungsloser Planung seit Jahrzehnten.
Also ist das 2%-Ziel denn nun tatsächlich verbindlich und nicht nur eine Absichtserklärung?
Die Frage nach dem Geld ist falsch gestellt.
Die Fragen muss, ab Startschuss, lauten:
Wie schnell könnt Ihr 3 Divisionen voll ausgerüstet und für 4 Wochen aufmunitioniert und mit Ersatzteilen versorgt auf die Züge laden?
Wie schnell stehen Eure 110 Eurofighter und 90 Tornados einsatzfähig auf dem Vorfeld?
Wann habt Ihr Eure zugesagten Schiffe im Einsatzraum?
Wenn das Draghische Kartenhaus zusammenfällt und die CO2- Ziele der Regierung demnächst erreicht werden, brauchen wir übrigens nur den Wehretat zu halten.
Das 2% Ziel ist dann locker einzuhalten.
„Und mein dezenter Hinweis, die Verteidigungsausgaben der USA spiegelten halt deren weltweite Verpflichtungen wieder …“
Deutschland hat ja auch nur Rechte, als G8-Mitglied (mit z.B. den USA) Rohstoffe aus aller Welt einzuführen und Produkte in alle Welt zu auszuführen. Weshalb sollte man da Verpflichtungen bzgl. der Sicherheitsfragen haben?
Sind wir also gespannt auf den für März d.J. avisierten Eckwertebeschluss nebst Finanzlinie für die Folgejahre. Dann haben wir Fakten auf dem Tisch.
Na klar.
Selbstverständlich werden bei Scharmützeln im Baltikum alle US-Truppen aus Südkorea abgezogen und auch alle Auslandsbasen in Südamerika werden geräumt und zu 100% für die NATO bereitstehen.
Und aus Afghanistan und dem Irak werden auch alle Truppen und Gerätschaften abgezogen.
Na wenn das schon so weit ist, dass das selbst US-Kommandeuren eingetrichert worden ist, frag ich mich was die an ihren War Colleges sonst noch so alles lernen.
Apropos Geld und Verteidigungsministerium:
„In ihrer Antwort schreibt die Bundesregierung, dass systematisch die Beraterverträge erst seit 2007 erfasst würden, inzwischen aus den ersten Jahren in einzelnen Ressorts Unterlagen aber schon nicht mehr erhalten seien. Zudem gibt es unter anderem erhebliche Diskrepanzen zwischen den tatsächlichen Ausgaben des Verteidigungsministeriums und den von dort ans Finanzministerium gemeldeten. So gab von der Leyens Ressort nach einem Gutachten des Bundesrechnungshofes allein 2015 und 2016 mindestens 200 Millionen aus, in der Übersicht sind für 2006 bis 2018 jedoch insgesamt nur 34,3 Millionen angegeben.“
Gefunden bei MSN/RP unter „Wo von der Leyen Ministerin wurde, stiegen die Berater-Ausgaben“
Falsche Berichterstattung des Verteidigungs- an das Finanzministerium über die Höhe der Beraterhonorare? Kommen wir jetzt in den Bereich krimineller Handlungen? Bei Steuerhinterziehung ist gemäß BGH-Urteil ab 1 Million Euro eine Haftstrafe obligatorisch.
Davon ab: Überall, wo Frau von der Leyen als Ministerin tätig war, stiegen die Beraterhonorare sprunghaft sehr massiv an.
@Pete
Zu 3. Oh doch das ist legitim, denn die Bundeswehr ist in dutzenden Auslandseinsätzen aktiv. Zwar kann man darüber streiten, ob diese gut sind, aber das ist eine politische Frage. Solange man sie jedoch durchzieht muss man auch das entsprechende Geld dafür zur Verfügung stellen!
Zu 4. Wie bereits gesagt wurde, dieses Argument hätte man vor dem Unterzeichnen anbringen können. Jetzt ist es dafür zu spät!
Zu 6. Müssen, Sollen kann vieles. Fakt ist aber das Rüstung im Westen viel kostet, generell zu viel als zu wenig. Daran kann viel gearbeitet werden (Bürokratie,..) vieles kann aber auch nicht geändert werden. Und entweder reicht das Geld dann oder nicht, dann muss mehr gezahlt werden!
Und so kleine ist der Bereich Verteidigung auch nicht, wenn er effektiv sein soll!
Zu 7. Wenn reiche Länder wie D nicht gleichzeitig äußere und innere Sicherheit finanzieren können, wäre das mehr als erbärmlich. Und so klein ist die Ostgrenze sicher nicht!
Zu den restlichen Punkten haben sie meine volle Zustimmung!
Scharmützel im Baltikum? Wie weit denken denn einige hier schon?
@kvogeler:
3 Divisionen auf Züge verladen? Was trauen Sie der Deutschen Bahn, bzw. der DB Cargo zu?
Ich hoffe auf eine nicht vorab angekündigte Übung unserer „Speerspitze“, um die Flexibilität von DB Cargo zu testen.
Vielleicht sollten Investitionen in die Deutsche Bahn zum Teil als militärische Ausgaben geführt werden, dann könnte man schneller Richtung 1,5% kommen.
Anschlussgleise, Kopf- und Seitenrampen, Bestandsnetz ausbauen und in Schuss halten. Ausreichend Wagenmaterial für eine Komplettverlegung statt nur tröpfchenweise, ausreichen (Diesel-)Triebfahrzeuge für die Züge.
Tja so ist das eben, wenn man sich seit den Koalitionsverhandlungen koalitionsintern an einer klaren Linie zu den Verteidigungsausgaben herumdrückt.
Die NATO ja gerade wegen Deutschland klare Aussagen zu den Planungen in den jeweiligen Folgejahren.
Der Verweis auf künftige Fähigkeiten ist dann auch wenig überzeugend.
Ein Stufenplan zur Erreichung der 1,5% gibt es (https://twitter.com/WachterBDI/status/1092441932305969152)
Das BMF hat eben andere Prioritäten als die 1,5% für Verteidigung. Die Kanzlerin muss sich bei den Eckpunkten entscheiden. Zusagen an die NATO (nicht) einhalten – in der Abwägung mit sozialpolitischen Maßnahmen oder Schulden machen oder Steuern erhöhen.
Die Tendenz scheint in Richtung Sozialpolitik zu gehen.
@Obiber
„Mehr Boxer statt Puma fürs Heer“ bedeutet in der Umsetzung
– mehr Infanterie statt Panzertruppen (ex gepanzerte Kampfttuppen)
– mehr Statik statt beweglicher Gefechtsführung
– weniger „Pz und PzGren gemeinsam“, d.h. keine (Gegen)angriffsfähigkeit.
Kann das Heer das wollen? Nein, denn glaubhafte Abschreckung und Verteidigungsfähigkeit am Preis ausgerichtet ist Stückwerk. Wer sich Masse nicht leisten will bzw. kann, muss Klasse bereitstellen.
Es steht im Osten kein Infanterie-Heer bereit.
@Mitleser | 06. Februar 2019 – 15:23
„Bei Steuerhinterziehung ist gemäß BGH-Urteil ab 1 Million Euro eine Haftstrafe obligatorisch.“
Ihre Aussage ist zwar grundsätzlich richtig, nur bewegen Sie sich im falschen Recht. Hier werden ja keine Steuern hinterzogen. Von daher gilt hier kein Steuerrecht.
Sie bewegen sich im Rahen des Verwaltungsrechts. Und ob das einen strafrechtlichen Aspekt hat, ausgegebene Gelder (eingenommene Steuergelder) falsch auszuweisen, das bezweifele ich. Ich bin allerdings kein Jurist.
In Griechenland ist alles gut, die liegen ja bei 2%, richtig?
Wie war nochmal die genormte Berechnungsmethode für die Verteidigungsausgaben?
–
Die jährliche Geldverschwendung im Pentagon dürfte unseren gesamten Wehrhaushalt locker übertreffen. Und der Fokus liegt nicht wirklich auf Europa, von wegen grüne Farbe und so.
Privatisierungen und Outsourcing: Check
Teure Beraterverträge: Check
Überteurtes High-Tech Spielzeug mit Prototypen Reifegrad: Check
Immerwährende Restrukturierungen: Check
Entlassung von Arbeitsbienen: Check
Schaffung einer Wasserkopfverwaltung: Check
Die USA bauen gerade die mit Abstand teuersten Flugzeugträger aller Zeiten und die elektromagnetischen Katapulte und die Fangseilanlage funktionieren einfach nicht. Aus Kosten und Gewichtsgründen ist die Stromversorgung aller Katapulte in einem System gebündelt, dieses muss aber abgeschaltet werden um ein Katapult zu reparieren. Dieses System herunter zu fahren dauert 90 Minuten. Redundanz gibt es so natürlich auch keine, genial! Stückkosten über 14 Mrd. Dollar pro Einheit, ohne Entwicklungskosten (Ford: >13 Mrd, Kennedy >15 Mrd).
Macht aber nichts, denn der dritte ist auch schon im Bau und dann kommt noch ein Vertrag über 2 weitere als Paket, mit der gleichen Technik, die nicht funktioniert. Die sollen dafür aber billiger werden, diesmal wirklich, 2 Stück für zusammen 24 Mrd Dollar.
Auf der anderen Seite ist das Military Sealift Command quasi hinüber und wenn die USA Europa unterstützen wollten, müssten die Militärfrachter schon funktionieren und Besatzungen haben, oder? Viele der Einheiten sind aus den 70ern und fahren noch mit Dampfturbinen… dafür ist leider kein Geld da. Vor 2026 soll kein neues Schiff zu laufen.
Daran sieht man schön wo da der Fokus liegt.
https://www.defensenews.com/naval/2019/01/16/facing-a-sealift-capacity-collapse-the-navy-hones-in-on-a-strategy-for-new-auxiliary-ships/
Setzt man ein Bild aus mehreren Artikeln zur Personallage und zum Zustand der Schiffe zusammen, ist der Kollaps schon längst da.
@Pio-Fritz | 06. Februar 2019 – 16:57
Ist mir schon klar. Auch, daß es in D keine Amtshaftung gibt und die Bundestagsabgeordneten schon seit Jahren die Anwendung der Korruptionsrichtlinien der EU auf sich selber blockieren (für alle anderen Bundesbürger gelten sie inzwischen). Es geht um die Verdeutlichung der Dimensionen. Das Delta zwischen gemeldeten und tatsächlichen Beraterhonoraren und der exorbitante Anstieg der Beraterhonorare unter Frau vdL (und der fehlende Gegenwert für die aufgewendeten Summen in Anbetracht des Zustandes der Bundeswehr) per se wären eigentlich zwei (oder drei) weitere Fragen, derer sich der kommende Untersuschungsausschuß annehmen sollte.
@SvD:
Daher spricht die NATO und auch das BMVg von Cash, commitments, capabilities (https://www.nato.int/cps/en/natohq/opinions_142787.htm).
Gerade letzteres geht in der politischen Diskussion oftmals unter. Es gibt eben neben dem top-down-Ziel von 2% BIP (und davon 20% für Material) umfangreiche Zusagen im Rahmen der NATO Fähigkeitsplanung, die auf Jahre genau eingemeldet wurden. Die Erfüllung allein dieser Zusagen erfordert auch in Deutschland erhebliche zusätzliche Investitionen (siehe Fähigkeitsprofil).
Die eingeforderte Darstellung der Finanzpläne soll eben auch transparent machen, inwiefern ein Land überhaupt die Schritte einleitet die Zusagen einzuhalten.
Die Antwort aus Berlin ist da dann schon sehr deutlich:
Kein Konsens in der Regierung.
@Klaus-Peter Kaikowsky
bzgl Boxer vs Puma und PzGrenie vs Infanterie stimme ich so nicht ganz zu…
beide sind heut kaum mehr zu unterscheiden… außer vom Namen her 😜
klar ist ein Puma etwas mobiler….aber in Europa ist das nicht sooo entscheidend…
außerdem können die großen Panzerheere im Osten ggf auch mit modernen leichten Kräften (ein Beispiel Rafael Spike NLOS auf ATV mit 8 FK und je 30km Reichweite) ausgeschaltet werden…das ist Kostentechnisch maximal effektiv… oder oder oder…Taktiken, Namen und Aufgaben haben sich in den letzten 30 Jahren stark verändert…aber noch stärker hat sich die Technik weiterentwickelt
aber das ist off topic
Es geht um die Frage wie man vorhandene Mittel am effektivsten Einsätzen kann…da man nicht unendlich viele Mittel zur Verfügung haben wird
@Obibiber
Ich will nicht unhöflich sein, aber das ist Blödsinn. Nur weil Puma und Boxer beide ne 30mm Mk tragen können, heißt das nicht dass es keinen Unterschied mehr gibt.
Panzergrenadiere und Jäger haben grundlegend andere Aufgaben und dementsprechend ist auch die Aufgabe ihrer Fahrzeuge verschieden. Sagen ja schon die Bezeichnungen Transport- und Schützenpanzer!
Und der Puma ist nicht mobiler, höchstens geländegängiger!
Der Radpanzer Boxer schlägt den Kettenpanzer in dieser Hinsicht um Längen. Dafür ist er aber nicht ansatzweise so gut gepanzert wie der Puma!
Und wie lange Spike und Co. noch funktionieren bleibt abzuwarten, nachdem jetzt ein Land nach dem nächsten seine Panzer mit Hardkillschutzsystemem a la Amap ausstattet!
Was gegen Panzer immer noch am besten hilft, und das wird auch in Zukunft so sein, sind…Panzer!
@Pete | 06. Februar 2019 – 12:13
„Der deutsche Haushalt wird im Übrigen vom deutschen Parlament beschlossen und nicht von amerikanischen Generälen.“
Stimmt. Niemand (auch amerikanische Generale) habe auch jemals etwas anderes behauptet. Das hindert aber unseren großen Bruder nicht daran (berechtigte) Forderungen an uns zu stellen.
Befehlen können uns die USA nichts, aber an unsere Solidarität (und übrigens auch unsere Eigeninteressen) appellieren ist ja wohl deren gutes Recht.
„3. Legitim wäre die Forderung an alle NATO Mitglieder nach einem angemessen Beitrag für die Bündnisverteidigung, aber NICHT für weltweite Interventionen.“
Der angemessene Beitrag wird primär ja auch genau hierfür eingefordert! Die sonstigen Einsätze außerhalb des Bündnisgebietes müssen in der NATO übrigens auch einstimmig beschlossen werden. Von daher sind selbst diese (im Vergleich aber relativ geringen) Ausgabe der NATO im Interesse aller.
„5. Die NATO braucht soviel Geld, wie für die VERTEIDIGUNG des Bündnisgebietes erforderlich ist.“
Und zur Erfüllung der übrigen Aufgaben, welche im Einvernehmen aller NATO Mitglieder beschlossen werden.
Aber wie gesagt. Die sind (derzeit) ja nur ein Bruchteil der originären LV/BV Aufgaben…
@Thomas Melber | 06. Februar 2019 – 12:22
„Also ist das 2%-Ziel denn nun tatsächlich verbindlich und nicht nur eine Absichtserklärung?“
Die „Schritte in Richtung der Erfüllung des 2% Ziels“ sind ein außenPOLITISCHE Verpflichtung. Aber sie sind weder völkerrechtlich einklagbar noch innerdeutsch für das Parlament RECHTLICH bindend.
@Mitleser | 06. Februar 2019 – 18:18
„Ist mir schon klar. Auch, daß es in D keine Amtshaftung gibt und die“
Natürlich gibt es in DEU Amtshaftung. Wenn ein vorzuwerfendes Fehlverhalten (grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz) eines Beamten oder Soldaten zu einem finanziellen Schaden zu Lasten DEU führt, dann ist er seinem Dienstherren natürlich grundsätzlich zum Regress verpflichtet. Aber (natürlich) trifft dies nicht politische (Fehl)-Entscheidungen zu.
Ergänzung: Rechtlich gesehen Begriff meint der Begriff Amtshaftung übrigens etwas komplett anderes, als wie sie ihn verwenden. Hierbei geht es nämlich darum, dass DEU für die Fehler seiner Staatsdiener ggü. dritten Einstehen muss…
@Obibiber | 06. Februar 2019 – 20:00
„bzgl Boxer vs Puma und PzGrenie vs Infanterie stimme ich so nicht ganz zu…
beide sind heut kaum mehr zu unterscheiden“
Sorry, aber das ist fachlich Unsinn. In allen Dimensionen (Gewicht, Panzerung, Bewaffnung, Beweglichkeit, Kampf-/Einsatzweise) sind das elementar unterschiedliche Systeme. Ich stimme @Klaus-Peter Kaikowsky hier ganz eindeutig zu.
@Memoria
Wenn man die Verschwendung reduzieren würde, wie die
-vergoldeten Waffensysteme die nicht fertig werden wollen, die nie richtig funktionieren, weil man der Industrie noch vorschreibt soviel Risiko wie möglich einzubauen aber dafür auch gerne das volle finanzielle Risiko übernimmt…
-Beraterverträge
-Bestellung von Ersatzteilen in Manufaktur Stückzahlen mit exzessiver Bürokratie
-Mietzahlungen an den Bund für die eigenen Liegenschaften
-Wasserkopfverwaltung (Hofstaat der Generalinspekteure, die eh nichts geregelt bekommen)
-19% MwSt für Rüstungsgüter
Würde schon einiges an Geld frei.
Es gibt einige interne und externe Stellschrauben die niemand anfasst. Gilt übrigens für den gesamten Bundeshaushalt.
N-tv zu Scholz Warnungen wegen Mindereinnahmen:
„Bei einem Treffen mit Vertretern der anderen Ressorts in der vergangenen Woche soll es bereits eine eindringliche Warnung vor Mehrausgaben gegeben haben, auch weil die Regierung zuletzt ihren Beamten-Apparat drastisch aufgebläht habe: Demnach sollen die Personalausgaben von 2016 bis 2020 von 31 auf mehr als 35 Milliarden Euro steigen. Sie sollten deshalb „eingefroren“ werden.“
Stolze Summen und man fragt sich wofür, da ja eh nichts erledigt wird.
@Obibiber:
Die Frage ob man nun Puma oder Boxer kaufen soll ist (abgesehen von den taktischen Unterschieden der beiden Truppengattungen) haushalterisch – und darum geht es hier ja – die falsche Frage. Wenn sich die SPD in der Koalition mit den Prioritäten durchsetzt, dann steht die Frage an was gestrichen wird und nicht was zusätzlich gekauft wird.
Die gesamte Bundeswehrplanung (einschl. Erfüllung der Zusagen an die NATO) ist dann Makulatur. Es ist dann schlichtweg kein Spielraum mehr da – siehe die Diskussion um die Haushaltsberatungen im Herbst 2018.
DENNOCH, auf’s Geld geschaut.
NATO Vg Ausgaben in absoluten $-Zahlen, Deutschland auf Platz 4.
Ins Verhältnis zu setzen zu Bevölkerung und Wirtschaftskraft jeweils Platz 2, hinter den USA?
https://mobile.twitter.com/spectatorindex/status/1093237900592832512
@K-PK:
Da möchte ich auch noch eine Zahl beitragen (Quelle:Statista): Israel hat im Jahr 2017 geschätzt 15,5 Mrd US$ für seine Streitkräfte ausgegeben.
Auch unter Berücksichtigung der Zuschüsse/Militärhilfe aus den USA und DEU ist Schlagkraft und Ausstattung der IDF beeindruckend und läßt die gegenwärtige Schwäche und Limitiertheit der deutschen Streitkräfte besonders offensichtlich werden. Die IDF sind eine Streitmacht der LV/BV!
Die Begrenzheit des Territoriums und die real existierenden Bedrohungen an den eigenen Grenzen und natürlich die Kriege der vergangenen Jahrzehnte haben natürlich den Mindset von Soldaten, Politik und Bevölkerung beeinflusst.
Wäre aber eine Blaupause für die Bw der Zukunft. Wenn es denn im Schlafwagen „Bendlerblock“ die Bereitschaft gäbe, von anderen zu lernen, die wie wissen, wie es geht…
@Ziethen | 06. Februar 2019 – 22:59
„Wäre aber eine Blaupause für die Bw der Zukunft. Wenn es denn im Schlafwagen „Bendlerblock“ die Bereitschaft gäbe, von anderen zu lernen, die wie wissen, wie es geht…“
Genau. Wir nehmen ein Land mit komplett anderer Größe, anderer Bevölkerungszahl, anderen Wirtschaftzahlen, anderer geostrategischer Lage, anderer Bevölkerungsstruktur, anderem Wehrsystem und noch vielen weiteren anders gelagerten Rahmenbedingungen und nehmen uns genau DAS als Blaupause, damit wir aus unserem „Schlafwagen“ aussteigen können.
Ne, is klar ;)
@Koffer: “ … Das hindert aber unseren großen Bruder nicht daran (berechtigte) Forderungen an uns zu stellen….“
Das hört sich aber ziemlich nach kalter Krieg WP an … wir hatten und haben in unserer westlichen Werkgemeinschaft bestenfalls Verbündete, kein Verwandtschaftsverhältnis. Wie hiess es doch „drüben“: „Die SU ist Bruder und nicht Freund, denn Freunde sucht man sich aus, Verwandte nicht.“
„@SvD | 06. Februar 2019 – 20:53-Wasserkopfverwaltung (Hofstaat der Generalinspekteure, die eh nichts geregelt bekommen)“
Haben Sie konkrete Angaben/ZahlenStruktur zum „Hofstaat“ des Generalinspekteurs und der Inspekteure?
@Koffer:
Selbstverständlich geht es mir nicht darum, die IDF 1:1 zu kopieren.
Ich möchte nur betonen, was man auch mit einem BEGRENZTEN Etat alles so auf die Beine stellen kann, sofern eine regelmäßig aktualisierte militärpolitische Strategie vorhanden ist, aus der klare Ziele für die Streitkräfte abgeleitet wurden: Vollausstattung, querschnittlich modernes Gerät (z. B. hochentwickelte Flugabwehr/Fliegerabwehr), dazu noch nukleare Bewaffnung (käme für DEU natürlich nicht in Frage), Aufwuchsfähigkeit usw.
Im Gegensatz dazu scheitert DEU doch schon seit Jahren daran, mit mehr als doppelt so umfangreichen Finanzmitteln wenigstens die begrenzten Fähigkeiten zu gewährleisten, die man der NATO zugesagt hat – und es scheint im politischen Berlin niemanden zu stören.
Der Hinweis an die NATO, nicht nur auf den Wehretat zu schauen sondern auf die gestellten Fähigkeiten lässt diese Peinlichkeiten nur um so drastischer hervortreten.
Bevor es bei Jüngeren nicht gewusst wird, bei älteren in Vergessenheit gerät, das 2%-Ziel ist 17 Jahre alt.
Ein Ziel, das sich die NATO-Staaten gemeinsam setzten – lange vor Trump und in einer Zeit, als der SPD-Politiker Peter Struck Verteidigungsminister war: zum NATO-Gipfel 2002 in Prag.
https://www.tagesschau.de/inland/verteidigungsausgaben-103~_origin-85e869b1-ece5-468f-b58a-35be2ed56116.html
Trump schlug indessen beim gestrigen Treffen der CJTF OIR-Außenminister in Wasgington gegenüber H. Maas versöhnliche Töne an, er bedankte sich für den DEU Beitrag im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Die Halbwertzeit dieser Aussage wird sich zeigen, beim anstehender Feier 70 Jahre NATO (ohne Trump) und sicher auch bei der MSC mit Mike Pence.
Trump bekräftigte allerdings auch seine Absicht zum Truppenabzug aus IRK/SYR, ungeachtet partriübergreifender Stellungnahmen gegen diese Absicht.
@Ziethen
„…sofern eine regelmäßig aktualisierte militärpolitische Strategie vorhanden ist, aus der klare Ziele für die Streitkräfte abgeleitet wurden…“
1. Sie haben vollkommen Recht. Wenn man weiß, wogegen eine Armee VERTEIDIGEN soll ist es relativ einfach, insbesondere mit 30 Partnern und einem sehr begrenzten Bedrohungsspektrum, die für die Verteidgung erforderlichen Kräfte auszurüsten und auszubilden.
2. Im Kalten Krieg standen auf Seiten der NATO16 Staaten dem großen Warschauer Pakt gegenüber. Heute stehen 29 NATO Staaten lediglich dem deutlich geschrumpften Russland entgegen. Wo soll da die große Herausforderung für VERTEIDIGUNG sein?
3. Die simple Wahrheit ist: Die NATO ist kein reines Verteidigungsbündnis mehr!! Das ist der Grund warum wir immer mehr Geld benötigen, trotz geschrumpfter potenzieller Bedrohung.
4. Die NATO möchte weltweit operieren. Wer das nicht glaubt, der sollte sich die Frage gefallen lassen, warum die NATO in Wales beschlossen hat, eine „Partnership Interoperability Initiative“ mit fünf Partnern – „Australia, Finland, Georgia, Jordan and Sweden“ – „for deeper cooperation“ und „…24 selected partners, who are interested and committed to deepening interoperability for future crises, participate in meetings of a number of NATO committees and bodies held in the IP format…“
5. Das Ziel der „Partnership Interoperability Initiative“ wird wie folgt definiert: „…partners can contribute to future crisis management, including NATO-led operations and, where applicable, to the NATO Response Force…“. Das ist eine gigantische Stärkung der NATO!
https://www.nato.int/cps/em/natohq/topics_132726.htm
6. Für das Ziel – weitere 5 + 24 Nationen interoperabel mit der NATO zu machen- braucht die NATO sehr viel Geld. Mit der VERTEIDIGUNG von Europa hat diese Initiative der NATO jedoch garnichts zu tun. Deswegen benötigt die NATO auch NICHT MEHR GELFD FÜR VERTEIIDIGUNG, sondern für ihre weltweiten Ambitionen zu intervenieren.
7. Jetzt stelle man sich für einen Moment vor, Russland und oder China würden eine „Partnership Interoperability Initiative“ mit einer Vielzahl von Staaten in Südamerika und der Karibik einleiten. Es ist nicht vsionär zu denken, dass die USA etwas dagegen hätten.
@Pete:
Nicht die NATO benötigt Geld, sondern die einzelnen Mitgliedsstaaten zur Erfüllung ihrer Zusagen im Rahmen der NATO-Streitkräfteplanung (NDPP). Die Zusagen erfolgen von der jeweiligen Regierung aufgrund der jeweiligen Fähigkeiten und der geplanten Fähigkeitsentwicklung.
Daher lenkt die 2% Diskussion auch fortlaufend vom wirklichen Thema ab: Was ist notwendig um die eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen?
Die Antwort darauf gibt das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr, da dieses die eingegangenen Verpflichtungen berücksichtigt und sich dann in der jeweiligen Finanzbedarfsanalyse (FBA) widerspiegelt.
Das Delta zwischen der FBA 2020 und den Eckwerten ist dann erneut das planerische Dilemma, offenbar wird dies immer mehr zum politischen Dilemma (siehe Meldung an die NATO).
Man kann das ja auch alles in Frage stellen, aber im Kern geht es nun um die Erfüllung von außenpolitischen Zusagen.
@Memoria
„Man kann das ja auch alles in Frage stellen, aber im Kern geht es nun um die Erfüllung von außenpolitischen Zusagen.“
1. Ich stelle nicht Alles in Frage.
2. Ich habe allerdings die Feststellung getroffen und dies auch belegt, dass die NATO inzwischen weit mehr macht als VERTEIDIGUNG des Bündnisgebietes und daher erheblich mehr Geld benötigt als wenn sie sich nur auf VERTEIDIGUNG beschränken würde. Ich würde es daher begrüßen, wenn man Transparenz herstellen würde WOFÜR konkret die NATO soviel Geld benötigt bei sowenig potenzieller Bedrohung und warum die NATO zur Verteidigung ein weltweites Partnernetzwerk benötigt.
3. Zur Streitkräfteplanung: In Zeiten des Kalten Krieges war die konkrete Streitkräfteplanung eine Folge der Analyse der Absichten und Fähigkeiten des Warschauer Pakts. Das machte Sinn. Die erforderlichen Fähigkeiten waren klar abgeleitet aus einer konkreten Bedrohungsanalyse.
4. „Fähigkeitsentwicklung“ muß sich doch auch heute an einem konkreten Einsatzszenario orientieren, oder nicht? Ansonsten plant man ins Orientierungslose. Ich hätte gerne eine Antwort auf die Frage warum die NATO Fähigkeiten benötigt, die nicht der Bündnisverteidigung dienen. Das ist doch das Mindesteste was Abgeordnete benötigen, um faktenbasiert einem Verteidigungshaushalt zuzustimmen oder nicht zuzustimmen.
@Obiber
Boxer ist ein leicht geschütztes Transportfahrzeug, u.a.für Infanterie
Puma ist ein Kampffahrzeug der PzGrenTr.
Soweit die Kurzversion, die lange war wohl OT.
@Memoria
Ich gehe noch weiter und frage etwas ketzerisch: sind die von uns eingegangenen Verpflichtungen im Einklang mit unseren (Sicherheits-) Interessen?
@Pete
Unabhängig von der NATO oder Russland ist es wohl kaum zu bestreiten, dass die deutschen Streitkräfte in den letzten 25 Jahren nachhaltig heruntergewirtschaftet wurden. Bei den übrigen Westeuropäern sieht die Situation kaum anders aus. Wenn es für die Bundeswehr heute kaum leistbar ist auch nur eine einzige Brigade in einen Zustand zu versetzten den man als gefechtsbereit bezeichnen könnte, dann läuft doch irgendwas gewaltig schief.
Die Diskussion einzig auf’s Geld zu verengen greift also zu kurz, man muss auch betrachten welcher Output damit erzeugt wird.
Nachdem die SPD Chefin heute die Nato in Frage gestellt hat(war zuletzt 1990 Thema der SPD, wo ein Teil der SPD aus der Nato raus wollte im Zuge der Wiedervereinigung) und Frau Nahles gesagt haben soll, daß es mit ihr nicht mehr Geld für die BW gibt, wird es mit den 1,5 Prozent bzw. weiterem Geld für die BW wohl Essig, es sei denn Frau Nahles wird von Gabriel und Schröder wieder gestürzt.
@Pete
„…sofern eine regelmäßig aktualisierte militärpolitische Strategie vorhanden ist, aus der klare Ziele für die Streitkräfte abgeleitet wurden…“
Die gibt es (siehe Memoria) und ist klar abgeleitet.
“ …..VERTEIDIGEN soll ist es relativ einfach, insbesondere mit 30 Partnern und einem sehr begrenzten Bedrohungsspektrum, die für die Verteidgung erforderlichen Kräfte auszurüsten und auszubilden.“
Stimmt, ist jedoch Binse und unterscheidet nicht zwischen Bedrohung und Angriff. Unser Militär muss aber eben nur im V-Fall verteidigen und da kennt man eben erst nach einem Angriff den Gegner. Wir hoffen aber alle, dass es dazu erst gar nicht kommt, denn wir wollen keinen V-Fall. Unsere Aufgabe ist die Abschreckung und das muss im Jetzt und Heute geschehen. Dabei ist die Bedrohungsanalyse relativ einfach und im Weißbuch dokumentiert.
Für den V-Fall muss man sich aber auch für die Zukunft aufstellen und das bedeutet, dass man ggf einen potentiellen Gegner in 2040 nicht kennt heute noch gar nicht kennt.
„Im Kalten Krieg standen auf Seiten der NATO16 Staaten dem großen Warschauer Pakt gegenüber. Heute stehen 29 NATO Staaten lediglich dem deutlich geschrumpften Russland entgegen. Wo soll da die große Herausforderung für VERTEIDIGUNG sein?“
Da fragen Sie mal am Besten im Baltikum nach. Die Herausforderung ist, dass es erst gar nicht zum Bündnisfall kommt. Das deutlich geschrumpfte Russland ist atomar bis an die Zähne bewaffnet, hat seine Streitkräfte modernisiert und macht vor Angriffen (einschl Cyber) auf westlich von RUS liegende Staaten nicht halt.
@Pete
1. Natürlich ist die NATO kein reines Verteidigungsbündnis mehr. Seit dem Ende des Kalten Krieges ist es ihr Ziel international den Frieden zu sichern. Und das finde ich auch gut so!
2. Wenn man sich die Truppenstärken Russlands und der europäischen Länder anschaut, merkt man schnell das Russland nach wie vor ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen ist, gerade was die Landstreitkräfte betrifft!
3. Natürlich ist die Nato und Bundeswehr zu wenig für die Bündnisverteidigung gerüstet. Wie Sie richtig bemerkt haben waren wir in letzter Zeit viel international unterwegs. Dementsprechend haben wir die meisten Finanzmittel der letzten Jahre für solche Einsätze verwendet!
Wir brauchen also im Gegenteil mehr Geld für Landesverteidigung den für „weltweite Ambitionen“ sind wir mittlerweile ganz gut aufgestellt!
4. Im Gegensatz zu Russland hat die Nato jedoch keine aggressiven Ambitionen. Dass sich der ehemalige Ostblock aus Angst vor Russland der Nato zugewandt hat, hat Russland schön selber zu verantworten! Da braucht man sich dann auch nicht über eine Einkreisung zu beschweren!
@Pete:
Nochmal zur Verdeutlichung nicht die NATO braucht mehr Geld, sondern die Regierungen haben sich auf einen Aufgabenbereich für die NATO geeinigt (strategisches Konzept), dessen Operationalisierung dieses Jahr nochmals aktualisiert wird (Political Guidance 2019).
Die wesentlichen Investitionen liegen dabei im Bereich Landes- und Bündnisverteidigung, da dieser Bereich über Jahrzehnte als weniger wichtig betrachtet wurde.
Selbstverständlich gibt es innerhalb der NATO auch viele unterschiedliche Vorstellungen wo die Prioritäten liegen.
Aber es wäre u.a. an der Bundesregierung hier mit klaren Vorschlägen in die Diskussion zu gehen.
Ich gebe Ihnen Recht, dass es über die genaue Ausgestaltung der Aufgaben genug offene Fragen gibt (siehe: https://forsvaret.no/ifs/ForsvaretDocuments/IFS%2520Insight%252011_2018_Is%2520NATO%2520ready%2520(003).pdf).
Aber solange man sich zu Hause nicht einig ist, wird daraus wohl auch nichts. Es ist dann wiederum natürlich auch elegant sich mit Verweis auf offene Fragen um den eigenen – zugesagten – Beitrag zu drücken. So wird man aber die Diskussion im Bündnis nicht gestalten können, sondern marginalisiert sich selbst politisch und militärisch immer weiter.
@Zimdarsen
Einige Anmerkungen zu Ihren Aussagen:
„…Stimmt, ist jedoch Binse und unterscheidet nicht zwischen Bedrohung und Angriff. Unser Militär muss aber eben nur im V-Fall verteidigen und da kennt man eben erst nach einem Angriff den Gegner…“
1. Das was ich gesagt habe ist keine Binse.
2. Es geht in einem strukturierten militärischen Planungsprozess nicht um die Unterscheidung zwischen „Bedrohung und Angriff“. Es geht um die Begriffe „Bedrohung“ und „potenzielle Bedrohung“. Von „Bedrohung“ spricht man wenn ABSICHT und FÄHIGKEIT vorliegen. Von „potenzieller Bedrohung“ spricht man wenn nur Eines von Beiden vorliegt.
3. Man kennt den (potenziellen) Gegner nicht erst nach „einem Angriff“. In einer sauberen Lagebeurteilung gibt es Bedrohungen, potenzielle Bedrohungen und Risiken und darauf bereitet man sich so vor, dass der (potenzielle) Gegner von einem Angriff abgeschreckt wird; heißt: er hat bei einem Angriff mehr zu verlieren als zu gewinnen.
„Da fragen Sie mal am Besten im Baltikum nach. Die Herausforderung ist, dass es erst gar nicht zum Bündnisfall kommt.“
1. Da muß ich im Baltikum nicht nachfragen. Im Kalten Krieg waren wir (Westdeutschland) und insbesondere Westberlin in exakt der selben Situation, nur mit einem erheblich stärkeren Gegner auf der anderen Seite. Und Westberlin war sogar umzingelt vom Warschauer Pakt. Das ist also nichts Neues.
2. Auch im Kalten Krieg war es die Herausforderung, „dass es erst gar nicht zum Bündnisfall kommt.“ Auch das ist nichts Neues.
„…Das deutlich geschrumpfte Russland ist atomar bis an die Zähne bewaffnet…“
Das war die Sowjetunion in erheblich höherem Maße.
„…Für den V-Fall muss man sich aber auch für die Zukunft aufstellen und das bedeutet, dass man ggf einen potentiellen Gegner in 2040 nicht kennt heute noch gar nicht kennt…“
1. 2040 ist in 21 Jahren. Vor 21 Jahren hatten wir 1998: Ich kennen nur Wenige, die damals den Kosovokrieg, 9/11, Afghanistan, Syrien, Mali usw. usw. vorhersagen konnten.
2. Ich empfehle der Bundeswehr sich erst einmal bezogen auf die aktuelle Lage und die kommenden 5-10 Jahre vernünftig aufzustellen. Das wäre ja schon einmal ein Erfolg. Unter uns gesagt: genau das haben wir damals im Kalten Krieg auch gemacht und jedes Jahr die Risiko- und Bedrohungsanalyse für die nächsten 5-10 Jahre aufdatiert. Ja, es gab auch ein paar Visionäre, die 40 Jahre voraus geblickt haben. Die meisten sind jedoch von der Realität mit anderen Lagen – als den vorhergesehenen – überrascht worden.
@Andreas
„Die Diskussion einzig auf’s Geld zu verengen greift also zu kurz, man muss auch betrachten welcher Output damit erzeugt wird.“
Da bin ich doch bei Ihnen! Wir können aber doch nicht wie selbstverständlich akzeptieren, dass wir Kontinentaleuropäer über 200 Milliarden Euro für Rüstung ausgeben und es damit noch nicht einmal schaffen uns gegen einen einzigen potenziellen Gegner (Russland) – mehr gibt es ja nicht- abzuschrecken.
https://de.euronews.com/2018/05/02/wie-viel-geld-geben-lander-in-europa-fur-verteidigung-aus
Also müssen die Bundeswehr und die NATO erst einmal selbstkritisch ihre Planungsprozesse hinterfragen und effizienter werden bevor noch mehr Geld ohne vernünftigen „output“ verbrannt wird.
@Pete
Sie haben die Feststellung getroffen, dass die NATO inzwischen weit mehr macht als VERTEIDIGUNG des Bündnisgebietes und daher erheblich mehr Geld benötigt als wenn sie sich nur auf VERTEIDIGUNG beschränken würde.
Ja und die NATO macht mehr als Verteidigung => eben auch vertrauensbildende Maßnahmen, Kooperationen, Übungen, Austausch, Abschreckung, Schutz (Defensive Verteidigung zB im Cyberraum) uvm.
Die potenzielle Bedrohung heute, kann in 10Jahren schon wieder eine andere sein. Deshalb benötigen die Staaten NATO zum Erhalt der Freiheit und des Rechts, zur Abschreckung und Verteidigung ein weltweites Partnernetzwerk.
„2. Es geht in einem strukturierten militärischen Planungsprozess nicht um die Unterscheidung zwischen „Bedrohung und Angriff“. Es geht um die Begriffe „Bedrohung“ und „potenzielle Bedrohung“. Von „Bedrohung“ spricht man wenn ABSICHT und FÄHIGKEIT vorliegen. Von „potenzieller Bedrohung“ spricht man wenn nur Eines von Beiden vorliegt.“
So ist es und im Zeitalter des Internetz und Medien kann Absicht und Fähigkeit im Bereich Cyber vorliegen und im konventionellen Bereich nur eine potentielle Bedrohung vorhanden sein.
„3. Man kennt den (potenziellen) Gegner nicht erst nach „einem Angriff“.“
Dem Namen nach nicht, dem Vermögen/Potential nach oft schon.
@Zimdarsen
„So ist es und im Zeitalter des Internetz und Medien kann Absicht und Fähigkeit im Bereich Cyber vorliegen und im konventionellen Bereich nur eine potentielle Bedrohung vorhanden sein.“
Einverstanden. Die einzelnen Teilfähigkeiten eines potenziellen Gegners zu analysieren und zu bewerten ist Bestandteil der Bedrohungsanalyse. Diese dient dann als Grundlage für die Definition der erforderlichen eigenen Fähigkeiten, um die des potenziellen Gegners „auszubalancieren“. Dann mal los, einfach machen :-))
In vielerlei Hinsicht kritisiere ich doch, dass die Bundeswehr nicht zielgerichtet HANDELT, sondern das Erstellen von Konzepten, Weißbüchern, Power-Point briefings sowie das Aufstellen neuer Kommandobehörden bereits als eigentliches militärisches Handeln verstanden wird.
Analyse und Planung ist aber nur Mittel zum Zweck. Wenn die schöne Theorie nicht praktisch und konkret umgesetzt wird bzw. die neuen Kommandobehörden nicht „liefern“ können sind noch soviele Konzepte und Kommandobehörden schlicht wertlos, mitunter sogar hinderlich.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass man auf hoher Ebene glaubt, mit dem Druck eines schön geschriebenen Weißbuchs seien die Inhalte desselben Realität geworden.
Mit anderen Worten: Es wird konzeptionell Vieles, auch Gutes, verfasst, aber am Ende zu wenig in der Realität umgesetzt. Warum das so ist, weiß ich nicht wirklich?
Vielleicht kümmert man sich zu sehr um die Zukunft und vergißt darüber, die Probleme der Gegenwart zu lösen?
@Ziethen | 07. Februar 2019 – 9:20
„Selbstverständlich geht es mir nicht darum, die IDF 1:1 zu kopieren.
Ich möchte nur betonen, was man auch mit einem BEGRENZTEN Etat alles so auf die Beine stellen kann“
Der Vtdg-HH ISR beträgt deutlich über 4% BIP (!!) und das trotz starker Subventionen aus USA und DEU. Hinzu kommt ein Wehrpflicht/Milizsystem welche eine relativ günstige Mannstärke ermöglicht. Außerdem ist in der ISR ein weitreichender, gesellschaftlicher Konsens über die Notwendigkeit von starken SK gegeben.
Wie wollen Sie das denn jetzt bitte mit DEU vergleichen?
Sorry, aber ich kann das „andere sind so klug und das BMVg ist so dumm“ einfach nicht mehr hören.
Natürlich müssen wir in DEU mit Bezug auf strategische und sicherheitspolitische Planung besser werden, aber irgendwann hört es doch mal auf :(
@Pete | 07. Februar 2019 – 10:33
„3. Die simple Wahrheit ist: Die NATO ist kein reines Verteidigungsbündnis mehr!! Das ist der Grund warum wir immer mehr Geld benötigen, trotz geschrumpfter potenzieller Bedrohung.“
1. In der Tat ist die NATO heutzutage mehr als nur ein Verteidigungsbündnis. Sie ist auch ein sicherheitspolitisches Bündnis.
2. Es wird nicht „immer mehr“ Geld benötigt, sondern wieder nur ein bißchen „weniger weniger“. Die Zeit der vollen Friedensdividende ist halt vorbei… Und nebenbei, wir reden ja derzeit auch nicht von einem VtdgHH auf alter Höhe (der lag glaube ich bei 2,5% ++), sondern lediglich von „etwas“ mehr in Richtung Vollausstattung und angemessenem Investanteil.
Wer zwei Prozent x-Mal akzeptiert und versprochen hat, auch in der Hoffnung oder Erwartung dies nie einhalten zu müssen, ist eben selbst schuld, wenn die Vertragspartner einen dann doch mal ernst nehmen und auf ein Einhalten der Zusagen bestehen.
Daß Deutschland seine Zusage erst mit Verspätung geleistet hat, zeigt, daß die Regierung/Koalition darüber zerstritten ist.
Dabei wären selbst 2 % billiger für Deutschland, als amerikanische Sanktionen gegen deutsche Automobilhersteller. Da sollte man vielleicht mal einen Deal machen, die 2 % versprechen, weil das Beschaffungsamt würde es sowieso nie schaffen, 2 % auszugeben, so daß viele Milliarden übrig bleiben würden.
Aber die Nato wird sowieso nicht vorankommen, und auch nicht die EU, wenn sich Deutschland und Frankreich weiter zerstreiten, wie heute zu lesen ist, daß der Französische Präsident nicht zur Münchner Sicherheitskonferenz kommt, weil sich Deutschland und Frankreich über Nord-Stream 2 zerstritten haben, wo Frankreich plötzlich seine Meinung ändert und Deutschland damit einen Dolch in den Rücken stößt und im Stich lässt. (Natürlich wird noch geleugnet, daß die Absage am Gasstreit liegt, aber der Zusammenhang ist offensichtlich.)
@Koffer | 07. Februar 2019 – 17:31:
https://www.bundestag.de/blob/503294/493c4e3a31e0705bd3b62a77d449bc76/wd-4-025-17-pdf-data.pdf
Seit 1965 kennt der Vtdg-Etat im Verhältnis zum BIP nur eine Richtung. Selbst in der zweiten Hälfte der 70er und frühen 80ern wo man massiv modernisiert hat (Leo2, Gepard & Roland, MARS, Tornado, Patriot und Pershing II etc.) gibt’s keine signifikanten Abweichungen oder Ausschläge nach oben.
@Koffer | 07. Februar 2019 – 17:31:
Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was Sie mir sagen wollen. Ich habe festgehalten, dass in Zeiten des Kalten Krieges die Verteidigungsausgaben 2,5%++ betrugen und das nach 1990 durch die sog. „Friedensdividende“ (sprunghafte) Kürzungen vorgenommen wurden.
Ihr Link belegt ja genau das…
@FlaOffz
Danke für den Link!
@Koffer:
Was ich ausdrücken wollte ist, das die Finanzmittel aus Sicht des BMVg immer knapp sein werden (Welcher VertMin sagt schon, das er genug Geld hat?) und das Ministerium aus dem Vorhandenen das Beste machen muß. Und den Eindruck habe ich einfach nicht.
An der Zeitreihe (im Link von FlaOffz) wird sich absehbar nichts nennenswertes ändern, vielleicht schafft man es auf 1,3%, aber die 1,5% bis 2024 halte ich für illusorisch.
Bitte bedenken Sie, dass spätestens ab Ende 2020 der nächste Bundestagswahlkampf startet. Bis die neu gewählte Regierung arbeitsfähig ist, wird es Ende 2011/Anfang 2022 sein. Im Jahr 2021 wird ganz sicher keine signifikante Aufstockung des VertHH beschlossen werden, da toben Verteilungskämpfe im Zeichen der Sozialpolitik. Und was die kommende Regierung, wie auch immer sie zusammengesetzt sein wird, macht, nobody knows. Und dann ist ja auch schon fast 2024.
Macht es vor diesem Hintergrund Sinn:
– Die angestrebte Erhöhung der DP um 20.000 weiter zu verfolgen und weitere hohle Strukturen zu produzieren (z. Bsp. wie das PzBtl 363)?
– Das ressourcenverschlingende Nebeneinander von sechs TSK/OrgBer unangetastet zu lassen?
– An dem erkennbar gescheiterte Konzept „Breite vor Tiefe“ immer weiter festzuhalten?
Wäre unter der Prämisse LV/BV nicht eher eine Schwerpunktsetzung einzuleiten: 1. Heer 2. Cyber 3. Luftwaffe 4. Rest?
Sollte man das eher unergibige militärische Mikromanagement out of area, wo Klein- und Kleinstkontingente weltweit verzettelt engagiert sind und in der Regel wirkungslos bleiben, nicht deutlich reduzieren?
Da man erkennbar nicht alles machen kann, sollten MIttel und Fähigkeiten in Einklang gebracht werden und die Fähigkeiten sollten sich an den gestellten Aufgaben orientieren.
@Ziethen | 07. Februar 2019 – 20:06
Berechtigte Fragen.
In Bezug auf die 1,5% bin ich zwar nicht so skeptisch wie Sie, aber das ändert an der Berechtigung Ihrer Frage amS wenig.