Kommt der Bundeswehr-Korporal? Noch scheint es offen
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Wird die Bundeswehr für lang dienende Mannschaftssoldaten künftig den neuen Dienstgrad Korporal einführen, den es in anderen europäischen Armeen, zum Beispiel den Niederlanden (s. Foto), schon gibt? In der vergangenen Woche versteckte das Deutsche Heer in einem Bericht zu „Dienen 4.0“ im Spannungsfeld zwischen Einsatzbereitschaft und Attraktivität* die Ankündigung:
Korporale und Stabskorporale – so sollen zukünftig zwei neue Dienstgrade in der Laufbahn der Mannschaften heißen.
Ich habe daraufhin mal nachgefragt; meine Fragen und die Antworten (kursiv) vom Verteidigungsministerium am (heutigen) Dienstag:
Die beiden vorgesehenen Dienstgrade sind Teil einer geplanten Neuausrichtung der Laufbahn der Mannschaften des Truppendienstes, die mehr umfasst, als die beabsichtigte Einführung neuer Dienstgrade.
Wir wollen die tatsächlich anfallenden, insbesondere mit herausgehobenen Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten verbundenen Aufgaben im Truppendienst sachgerechter und differenzierter ausbringen können.
Wie ist das Verfahren zur Einführung dieser neuen Mannschaftsdienstgrade und wann ist mit der Umsetzung in der Truppe zu rechnen?
Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Einführung der neuen Dienstgrade weder entschieden noch deren genaue Bezeichnung endgültig festgelegt ist.
Für diese Neuausrichtung ist eine Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes (Einfügung neuer Dienstgradbezeichnungen bei der entsprechenden Besoldungsgruppe) in Federführung des BMI sowie eine förmliche Anordnung über die Einführung der Dienstgrade und Dienstgradabzeichen erforderlich.
Dem Bundespräsidenten obliegt die Zuständigkeit für die Anordnung der Dienstgradbezeichnungen und die Uniform der Soldaten. Beide erforderlichen Vorabstimmungen sind initiiert. Mit einer tatsächlichen Umsetzung ist frühestens in 2021 zu rechnen.
In welcher Besoldungsgruppe werden die neuen Mannschaftsdienstgrade angesiedelt sein und wie wird die Abgrenzung zu Stabs/Oberstabsgefreiten einerseits und Unteroffizieren andererseits vorgenommen?
Auch über die besoldungsrechtliche Einordnung ist noch nicht abschließend entschieden worden. Hierzu ist die ressortübergreifende Abstimmung – wie oben beschrieben – notwendig.
Unsere Absicht ist es, die vorgesehenen Dienstgrade der Besoldungsgruppe A6 zuzuordnen. Damit ergäbe sich die Abgrenzung in der Laufbahn der Mannschaften des Truppendienstes zu den Oberstabsgefreiten (A5).
Welche Voraussetzungen sind an die neuen Mannschaftsdienstgrade geknüpft?
Die neuen Mannschaftsdienstgrade sollen den leistungsstärksten Soldatinnen und Soldaten ihrer Laufbahn nach dem Prinzip der Bestenauswahl vorbehalten bleiben.
Wie werden die neuen Mannschaftsdienstgrade im NATO-Raster, z.B. zwischen OR-4 und OR-5, positioniert?
Über eine Zuordnung zu einer in der NATO standardisierten Dienstgradcodierung ist noch nicht entschieden worden.
Also: Ob und wann der Korporal kommt und wie er heißt, scheint noch offen. Allerdings zeichnet sich schon eines ab: In der Marine, so höre ich, würde er oder sie dann auch Korporal heißen.
*Die Datei dazu:
„Dienen 4.0“ im Spannungsfeld zwischen Einsatzbereitschaft und Attraktivität
(Foto: Dienstgradabzeichen eines Korporaal der niederländischen Armee – am Gefechtsanzug am Hosengürtel angebracht)
@Rita
Dem könnte man doch recht einfach begegnen, indem man nur einen entsprechenden Teil des Bereichs zum MSB erklärt, und diesen dann Bedarf baulich absichert o. Ä. Solange der öffentliche Zugang in die Bibliothek gesichert ist, bliebe der Hochschulstatus gesichert.
Manager und Arbeiter zu vergleichen ist nicht überzeugend
So, wollen wir den OT „wie offen zugänglich muss eine Bw-Uni sein?“ jetzt beenden, bitte?
@ThoDan:
Ich spreche nicht von Managern im Sinne von „Leitende Verwaltungfunktion“.
Ich spreche schon noch von Indianern.
Aber dass ein „Frontdesk-Managerin“ im Prinzip nur eine Empfangsdame ist, der „Executive Facility Manager“ der Mülltonnen schiebende Hausmeistergehilfe ist und „Senior Conseignment Manger“ der gute Alte (Chef-)Verlader ist, ist leider heute schon Realität.
[Ist der Hausmeistergehilfe nicht eher der „Assistant Executive Facility Manager“? SCNR… T.W.]
Man kann gar nicht dolle genug mit der Stirn auf den Tisch knallen, um das zu verstehen. Durch wahnwitzige Attraktivitätsmaßnahmen werden sämtliche Strukturen zerstört bzw. verzerrt und in einer solchen Neueinführung eines Dienstgrades erkennt man die Hilflosigkeit auf der strategischen Ebene, sollte das mitgetragen werden. Mit Grüßen nach Berlin: Ihr habt es in Bezug aufs Personal von A bis Z völlig versaut und der Vorschlag des Heeres stellt keine Lösung dar.
Vielleicht lohnt sich auch hier mal der Blick „über den Tellerand“ hin zu anderen Streitkräften, es wäre mir nicht bekannt, dass sonstwo so viele Mannschaftsdienstgrade existieren, die im Grunde nichts aussagen außer Dienstzeit.
Nehmen wir doch mal z.B. die US-Marines:
-Private für Soldaten in der Grundausbildung
-Private First Class für (nennen wir es mal) SGA bzw.DPA
-Lance Corporal in der „Stammeinheit“
Und gut ist. Dann kommt schon der Corporal der schon ein NCO mit Vorgesetztenfunktion und -befugnissen ist, wie früher mal ein Uffz, heute eher ein Feldwebel.
Wäre doch auch hier bei uns denkbar.
Jäger in der Grundausbildung, Gefreiter in der SGA, dann OG. Wenn man denn die Eignung hat, dann Unteroffizier. Fertig. Man könnte sogar so weit gehen, es auf Jäger (oder Funker, Panzerschütze, etc.) wähhrend der gesammten „Ausbildungszeit“ zu setzten, um dann nur vollausgebildete Soldaten zum Gefreiten zu machen. Blasphemie, ich weiß, aber denkbar!
Welchen Mehrwert haben wir denn durch diese ganzen „Wohlfühl“ Dienstgrade? Sicher für den Soldaten schön, aber was bring es der BW als ganzes?
Was es auch zu bedenken gibt: In Frankreich stellen ehemalige Feldwebel 25% der Offiziere! Warum ist das hier nicht so? Wie kann man den Anreiz dazu schaffen? Hier gilt es schon fast als Verrat, aber durch solche diensterfahrenen Offiziere ist das französische Offizierskorps unserem mit fast ausschließlich Ersteinstellern sicher überlegen.
Das gleiche mit Wechsel von Mannschafter zu Feldwebel. Es sollte meiner Meinung nach als Mannschafter nicht mehr als 8 Jahre drin sein, wer dann länger bleiben möchte, soll sich auf eine höhere Laufbahn bewerben oder eben ausscheiden, wenn er dazu nicht geeignet oder willens ist.
Als letzter Punkt, wie sieht denn die Ausbildung zum Offizier in anderen Ländern aus?
Das das Studium während der Dienstzeit stattfindet ist auch so wieder eine deutsche Eigenheit, deren Sinn sich mir nicht erschließt.
Schauen wir zum US Heer: Grundausbildung, dann 12 Wochen Officer Candidate School, dann Truppe.
Also, wenn wir noch dienstpostenspezifische Ausbildung und Lehrgänge einrechnen, haben wir nach sagen wir einem Jahr einen vollausgebildeten Offizier.
Nur mal als Denkanstoß.
@ Pio-Fritz | 20. Juni 2018 – 15:21:
„Man braucht das Rad bezüglich der Ausbildung der OA´s nicht neu zu erfinden. Es gab ein gutes System, Offiziersausbildung 36 Monate, dann als Leutnant ins Studium, als Oberleutnant wieder raus, Restdienstzeit 5-6 Jahre in der Truppe (beim Heer, Marine hat die Crew geteilt und Lw nach 15 Mon. studieren lassen). Hat super geklappt.“
Ich habe ehrlich gesagt noch nie verstanden, warum wir uns drei (!) separate OA-Dienstgrade leisten – und die Betreffenden dann doch als „First Lieutnants“ in die Truppe entlassen, was im multinationalen Rahmen regelmäßig für Verwirrung sorgt.
Der Hauptgefreite und der Hauptfeldwebel waren in einem Bataillon bis in die achtziger Jahre hinein das Beste, was man außerhalb des OffzKorps finden konnte. Beide Dienstgrade waren Synonyme für einen nach Eignung, Leistung und Befähigung herausragenden Soldatentypus. Das ist uns leider weitgehend verloren gegangen und kann auch durch Korporalinnen und Korporale nicht wirklich kompensiert werden. Auch einen Gewinn an Attraktivität des Dienstes kann ich daran nicht erkennen. Ich würde mir eine völlig neue Systematik wünschen, die weniger Dienstgrade, dafür aber deutlich mehr Besoldungsflexibilität auf dem jeweiligen Dienstposten bringt. Im deutschen öffentlichen Dienst ist das zwar (noch) ziemlich utopisch, aber das langfristige Denken darf dennoch gern in diese Richtung gehen.
@Anonymer_Typ
Bei der Ausbildung der US-amerikanischen Offiziere sind Sie auf dem Holzweg. Ja es gibt die OCS Offiziere, aber die große Masse der Offiziere wird an den 3 Academies über 4 Jahre (militärisch UND akademisch!) ausgebildet. Der Abschluss stellt in der Regel ein Bachelor Grad dar.
Army in West Point, Air Force in Colorado Springs und die Navy für sich und die Marines in Annapolis.
Die Masse der hohen Offiziere werden auch aus dieser Gruppe der ehemaligen Kadetten rekrutiert, da hier eine sehr starke Identifikation und ein großer Zusammenhalt gegeben ist.
Formal gibt es mit dem ROTC an zivilen Unis noch eine dritte Möglichkeit, Offizier zu werden. Colin Powell ist hier der namhafteste Vertreter.
Die Voraussetzung um in der Bw Offizier zu werden ist die festgestellte Eignung, das durchlaufen des Offzlehrganges. Alles andere ist Bw selbstgestrickt und vielfältig.
FD Offze haben in der Regel mind 5 Jahre ziv Ausbildung (meist 6,5 Jahre) plus viele mili Lehrgänge inkl Offz-Lehrgang und Fachhochschulreife.
Das bedeutet in der Summe mehr als Bachelor (DQR6) aber mind diese Höhe.
Wenn man lebenslanges Lernen ernst nimmt, dann hat auch ein Mannschaftssoldat nach 4Jahren Fähigkeiten erworben die man anerkennen sollte. Die Überbewertung von ziv Abschlüssen in der Bw und gleichzeitige Geringschätzung der mili Lehrgänge und Erfahrung ist fatal. Wir benötigen dringend die interne Wertschätzung unserer Fähigkeiten.
Es ist schon fast menschenverachtend einem Mannschaftssoldate zu unterstellen, dass er nach x- Dienstjahren nichts kann, auch wenn es ggf im ziv Arbeitsmarkt nichts direkt vergleichbares gibt.
Also als Teil genau dieser Laufbahngruppe, fände ich es persönlich schön die Stehzeiten für den einzelnen Dienstgrad zu erhöhen.
Wieso muss ein Soldat nach 6 Monaten schon Obergefreiter werden?
Bei steigenden Dienstzeiten macht es einfach keinen Sinn, die Soldaten so schnell zu befördern.
Damit würde man das Problem der Attraktivität beheben und den OSG auch wieder in das richtige Licht rücken.
Zwei neue Dienstgrade halte ich für völlig unpraktikabel. Die würden nur dafür sorgen das der ein oder andere nur noch weniger vom Mannschaftssoldaten hält.
Wir müssen einander wieder mehr zutrauen und Verantwortung überlassen. Warum soll ein herausragender Mannschaftssoldat nicht befähigt werden können, einen Trupp oder eine Gruppe zu führen, einen Auftrag eigenständig erledigen zu können? Es ist doch Unsinn zu glauben, die könnten das nicht. Vor einiger Zeit wurde dem jungen HG Shepard gesagt, dass herausragende am deutschen Soldat sei dessen Fähigkeit eigenständig und der Situation entsprechend zu handeln. Heute habe ich den Eindruck, dass alle danach lechzen, irgendwen oder irgendetwas führen zu dürfen – auf Kosten jeglichen Vertrauens und aller Handlungsfreiheit auf allen Ebenen. Man ist verantwortungslos geworden, sucht nach seiner persönlichen Existenzberechtigung, wollte man doch Führen, Vorbild sein und Verantwortung tragen. Die süße Bürde der Macht. Doch mangels materieller, personeller und konzeptioneller Befähigung ist Führen zum Selbstzweck verkommen. Heute wäre HG Shepard nur noch ein halb so stolzer Mannschaftssoldat – gelangweilt, unterfordert, enttäuscht von mittelmäßigem und verunsichertem Führungspersonal und voller Scham über die eigene Dummheit, das kleine Rädchen zu sein, dem man nichts zutraut und kein Respekt erweist wird, obwohl er an und für sich mit seiner Rolle im großen Getriebe sehr zufrieden gewesen wäre. Auch Folgen kann attraktiv sein, würde es denn gewürdigt. Davon, den einschlägigen Kommentaren nach zu urteilen, sind wir aber Lichtjahre entfernt. 150.000 Führer die abseits der Route im Walde stehen und sich gegenseitig den Weg weisen wollen.
@ NoName | 21. Juni 2018 – 13:17:
„Bei der Ausbildung der US-amerikanischen Offiziere sind Sie auf dem Holzweg. Ja es gibt die OCS Offiziere, aber die große Masse der Offiziere wird an den 3 Academies über 4 Jahre (militärisch UND akademisch!) ausgebildet.“
Nein, die große Masse der US-amerikanischen Offiziere entstammt – heutzutage – dem ROTC-Programm. Die Absolventen der „Service Academies“ (Annapolis, Colorado Springs, West Point) machen gerade mal 20 Prozent des gesamten Offizierkorps aus.
(Quellen:
– Washington Post: „Abolish West Point and the other service academies, too“, 23.01.2015
– New York Times: „The ROTC Dilemma“, 26.10.2009)
Richtig ist, dass es vor allem diese 20 Prozent sind, die später in den Spitzenverwendungen landen. Es bringt halt ein gewisses Prestige mit sich, in einer der traditionsreichsten Einrichtungen der United States Armed Forces ausgebildet worden zu sein.
@cradox
Genau…. Attraktivität schaffen Beförderungsurkunden nicht!
Den Gefr gibt’s dann nach 6 Monaten….. der Soldat hat kein Widerrufsrecht.
OG nach 12 Monaten….. der Soldat hat eine Ausbildungstiefe erreicht die Ihn Combatready macht.
HG nach 24 Monaten….. bei dem Soldaten handelt es sich um einen SaZ.
SG nach 4 Jahren…. erfahrener HG auf den verlass ist.
OSG nach 8 Jahren als Spitzendienstgrad nur wenn SaZ12. Mehr als SaZ12 sollte es bei Mannschaften auch nicht geben…. wer bleiben will muss halt Uffz Lehrgangsbesuchen.
OA und FA können ja gerne Ihr Karrierezentrum direkt nach der Schule besuchen. Dort kann es ja eine Eignungszusage geben damit die Jungs und Mädels wissen was nach 2Jahren Wehrdienst erreichbar ist.
Über finale Übernahme in die Laufbahn dann aber erst eine Entscheidung des Personalamtes mit dem erreichen des Diesgrades eines HG und vorliegen entsprechender Beurteilungen der Vorgesetzten.
Man könnte auch überlegen ob das Zuviele Studium vor einem Wehrdienst Verhältnis stattfindet.
Sprich der oder die OA werden in Köln geprüft nach dem Abi… bekommen einen Studienplatz in Hamburg oder München. Samt Unterkunft und 500€ Taschengeld.
Vorbereitend können Ausbildungsinhalte als E-Learning vermittelt werden. Es wird eine Studiengebühr von 15000€ pro Jahr + Unterkunft + Taschengeld in Rechnung gestellt so zwischen 60000 und 80000 € wird nach dem Abschluss Offz wird oder als Beamter in die BW eintritt der bekommt es erlassen. Der Rest muss halt für sein Studium blechen.
Ok, ich denke, die Feldwebel- und Offiziersausbildung, die mit dem ursprünglichen Thema nix zu tun hat, ist jetzt genügend durchdiskutiert. Könnten wir den OT also für beendet erklären?
@T.Wiegold
Sorry, das brannte etwas unter den Fingernägeln.
Anstatt der Einführung eines Korporal sollte man über die Einführung von Dienstjahres Abzeichen ähnlich der US Forces nachdenken. Sagt halt vielmehr aus.
Der Umstand, dass es in Deutschland überhaupt eine separate Mannschaftslaufbahn gibt, geht übrigens auf den Versailler Vertrag zurück. Der beschränkte das Heer nämlich nicht nur auf 100.000 Mann, sondern verbot auch die Wiedereinführung der Wehrpflicht und schrieb für die „Enlisted Ranks“ (Msch + Uffz) eine Verpflichtungsdauer von 12 Jahren vor. So sollte verhindert werden, dass die Reichswehr nach und nach größere Teile der Gesellschaft militärisch ausbilden konnte.
Das Problem war nur, dass es durch diese Vorgaben recht schnell zu einem gigantischen Beförderungsstau in der Truppe kam. Um den zumindest halbwegs kompensieren können, erfand man mehrere neue Mannschaftsdienstgrade (OSchtz, OGefr, StGefr), sodass bewährte Gefreite befördert werden konnten, ohne sie auf die Planstellen der Unteroffiziere setzen zu müssen.
Die Wehrmacht behielt dieses System bei – und erweiterte es im Fall der Kriegsmarine sogar noch (HGefr, OStGefr) -, die Bundeswehr führte es über die Jahrzehnte hinweg wieder ein.
Im Grunde sind wir mit dem Korporal also wieder genau da, wo deutsche Streitkräfte vor 100 Jahren schon standen: Bei der Attraktivität.
Schaffen wir wirklich Attraktivität, indem wir 15 Dienstgrade in A3 – A9 packen? Das macht doch alles keinen Sinn mehr. M.M. nach hat das auch wenig mit dem Beamtenrecht zu tun, denn dort existiert so etwas nicht.
Da sich das Laufbahnrecht ja auch in der Überarbeitung befindet, bin auf dessen Ausgang schon sehr gespannt… Ich ahne nichts Gutes, zumindest für „Bestandskunden“.
@Mike Kilo | 21. Juni 2018 – 16:59
„Da sich das Laufbahnrecht ja auch in der Überarbeitung befindet, bin auf dessen Ausgang schon sehr gespannt… Ich ahne nichts Gutes, zumindest für „Bestandskunden“.“
?!?!
Unkenrufe?
@Pio-Fritz
Warum erst Studium dann Truppe? Weil einfach so viele durchs Studium fallen, dass es für die Bw einfacher ist diese nach 4-6 Jahren aus dem Dienst scheiden zu lassen, anstatt diese erst unnötig zu binden und sie danach ohne einen Abschluss auf den Arbeitsmarkt los zu lassen. Ich war an der Uni als die Umstellung kam und habe viele ältere Lt und Olt Kameraden aus dem Studium fliegen sehen (zumeist technische Studiengänge) und diese waren dann 26-30 Jahre alt… . Damit hatte man diesen Kameraden keinen gefallen getan. Dann besser früh merken, dass das Studium nichts für einen ist und einen neuen Weg einschlagen. Denn auch die Bw kann nur begrenzt Studienabbrecher gebrauchen, da gerade auf technischen DIenstposten das Studium einfach Vorraussettzung ist.
Der „Tränapp-Erlass“ hat der Forderung DtBwVbd und anderer entsprochen, dass jeder MschSdt auf jedem DP zum OSG ernannt werden kann. Danach beklagte sich die gerade beglückte Truppe der SG/OSG, dass sich ja Leistung min nicht mehr lohne und man ja nicht mehr erkennen kann, was sie mit vier Jahren Dienstzeit für Helden sind; also zwei neue Korporal-Dienstgrade schaffen. Und in wenigen Jahren geht dasselbe Spiel wieder los?!
Als Konsequenz wäre mit den Korporalen zudem die Beurteilung für Msch einzuführen – rechtssicher, d.h. mehr als ein Ankreuz-Formblatt – die Chefs werden sich bedanken.
@Hptm
„Denn auch die Bw kann nur begrenzt Studienabbrecher gebrauchen, da gerade auf technischen DIenstposten das Studium einfach Vorraussettzung ist.“
Zum Glück ist man da jetzt weiter und bietet den Studienabbrechern etwas an. Sie sind für ihre mili Verwendung tauglich geprüft, den Offz-lehrgang bestanden und haben somit die Voraussetzung zum Offizier.
Da wir sie benötigen, finden wir dann auch einen DP auf dem sie sich bewähren können. Wenn nicht, gehen sie als SaZ 12. Somit hat die Truppe oft von Studienabbrechern mehr als welche die erst nach dem Studium in die Truppe gehen und dann auf Lehrgängen wieder verschwinden.
Noch etwas zum Thema Dienstgrad und Besoldung entflechten:
Ich will zur Bundeswehr, entweder aus Idealismus oder weil ich halt nicht verhungern will.
Dann schau ich mir an was die mir bieten können und gleiche das mit meinen Eingangsvoraussetzungen ab.
Mannschaft, check. Unteroffizier, Check. Offizier, Check.
So, jetzt geht es um den Vergleich der Laufbahnen: Was kann ich verdienen und was muss ich dafür leisten.
Also verpflichte ich mich als Offizier oder Unteroffizier, ich will ja eigentlich nicht führen, aber vom Gehalt der niedrigeren Dienstgradgruppe kann ich / meine Familie nicht leben. Umziehen will ich auch nicht, aber siehe oben.
Und schon haben wir einen Vorgesetzten der für die Aufgabe nicht geeignet ist (trotzdem alle Lehrgänge bestanden hat). Und unzufrieden ist.
Deshalb: Als Mannschaftsdienstgrad muss ich keine A 9verdienen, Als Feldwebel keine B irgendwas.
Nur genug um die Familie zu ernähren und einen Urlaub im Jahr. (plus Ansparung für das Alter).
Also zahlt den Soldaten das was Sie benötigen, unabhängig vom Dienstgrad.
Werferfehler
P. S.: Einstufungen sind aus meiner Erinnerung, hier bitte verbessern
@Werferfehler….
Gehalt und Verdienst sind in unserer Gesellschaft immer an
a) bestimmte Fähigkeiten/Wissen/Befähigungen/Ausbildungen gebunden und unterliegen den Gesetzmäßigkeiten des Marktes Angebot/Nachfrage.
Deshalb bekommt der Toilettenmann bei McDonald’s auch weniger als der Facharbeiter bei VW.
b) Gehalt soll auch immer gewisse Nachteile ausgleichen. Deswegen bekommt der Schichtarbeiter mehr als die evtl. höher Qualifizierte Arzthelferin die von 8 bis 16 Uhr arbeitet.
c) es wäre niemandem mehr zu erklären wenn ein Offz. der Personal und Materialverantwortung für mehrere Millionen Euro trägt weniger bekommen würde als der 45 jährige HG nur weil letzterer mehr zum Leben benötigt.
Man muss weg von dem System alles über Geld regeln zu wollen. Da verliert die BW gegen jeden Konkurrenten. Auch die Wirtschaft bietet den jungen Leuten Duale Studienplatz Angebote mit Gehalt und Übernahmegarantie.
Auch der ÖPNV bietet jungen Leuten ohne Ausbildung eine gute Perspektive mit mehr Gehalt als jeder Mannschafter bekommt. Bus und U-Bahn Fahrer werden gesucht.
In Hamburg ist die Hochbahn dazu übergegangen Flüchtlinge als Busfahrer einzustellen weil sie keine Leute bekommt.
Die BW wird es nie schaffen 20000 mehr Soldaten einzustellen wenn nicht ganz schnell ganz viel verändert wird…. und ein oder zwei neue Dienstgrade gehören garantiert nicht auf diese Liste.
@Werferfehler
„Also zahlt den Soldaten das was Sie benötigen,…….“
Das ist die Grundlage von Alimentation.
„…….unabhängig vom Dienstgrad“
Genau, früher hat das gepasst weil Mannschaften und Uffze bis Ofw in der Regel nie als BS (Langdiener) beim Bund waren und in der Wirtschaft die Welt nach Arbeoter, Facharbeiter, Meister,, Meister Betriebswirt, staatlich geprf. Dipl Ing Dr, Prof uvm auch im Verdienst hierarchisch gegliedert waren.
Heute kam der IT Autodidakt mehr verdienen als ein Meister/Master und Leistung hat nicht zwingend etwas mit dem zu tun was man vor 10 Jahren gelernt hat.
Nur weil einer ein begnadeter Pilot oder IT der ist muss er nicht Oberst werden.
Bis zu einem gewissen Grad würde ich die Entkoppelung von Dienstgrad und Besoldung durchaus begrüßen.
Es ist schon bezeichnend, dass Dienstposten nach „A8 bis A9“ oder „A13 bis A14“ hinterlegt werden, statt nach Eignung, Engagement oder Befähigung.
Hast du mal einen guten Sachbearbeiter, liegt der dir ziemlich schnell in den Ohren, weil er schon in naher Zukunft irgendwohin versetzt wird, falls er seiner Tätigkeit dienstgradtechnisch ‚entwachsen‘ sollte.
Oder andersrum ein super engagierter Hauptfeldwebel, die/der als Zugführer mehr reißt, als der verschnarchte und verfettete Hauptmann Kompaniechef… welche Anreize kann man da setzen?
In einer zivilen Firma kann ich Boni, Zielvereinbarungen und Gehalt viel gezielter einsetzen.
Bei der Bundewehr weiß jeder im Gezi, der mal deinen Dienstreiseantrag gesehen hat, was du im Monat bekommst (oft ungleich verdienst).
Als EOD-Soldat bekommt man einen Gefährniszuschlag, wenn man soundsolange an unberechenbaren, gefährlichen Sprengkörpern herumschraubt.
Als Stabsdiener, der Vorgänge proaktiv steuernd mit einem gewissen ‚Servicegedanken‘ bearbeitet, bekommt man den selben Sold, wie der Kamerad im Nachbarbüro, der sich eine perverse Freude aus dem Blockieren und Verzögern zieht. Kismet?
Der Vorgesetzte sollte auch hier eine Art ‚Schmerzensgeld‘ für den engagierten Mitarbeiter verfügbar haben. Anderswo werden Abteilungen ja auch nach ihrer Performance bewertet und nicht nach ’sind alle pünktlich zum Dienst erschienen‘.
Sollte man auf ein flexibleres Entlohnungssystem umschwenken wollen, kommt jedenfalls viel Arbeit auf P und die SollOrg’ler zu. Alleine dieses hirnerweichende Bewertungssystem zum Hades zu schicken wäre den Aufwand aber schon wert.
Wenn der Korporal Simo Häyhä wäre, könnte man schwerlich jemand vom Gegenteil überzeugen
[Das ist erklärungsbedürftig. Also:
https://de.wikipedia.org/wiki/Simo_H%C3%A4yh%C3%A4
T.W.]
@ThoDan | 22. Juni 2018 – 21:11
Was bitte hat Simo Häyhä mit der Bundeswehr und diesem unnötigen Dienstgrad Korporal zu tun ausser der Tatsache das sich in Soumi niemand wirklich darum schert wieviel Sowjetsoldaten er das Licht ausgeschaltet hat.
Allerberger, Hetzenauer, Wirnsberger waren auch keine Korporale. Zudem (m.W.n.) Österreicher / bzw Südtiroler. Nur zum Vergleich.
Anstelle die bestehende und über Jahrzehnte gewachsenen Dienstgradstruktur durch noch mehr zu ergänzen sollten der „inflationären“ Vergabe der Dienstgrade ein Ende gemacht werden.
Diese Arbeitgebermarke Bundeswehr hat wohl weislich andere Probleme als noch mehr Demontage der Dienstgrade nebst einführung von Korporalen. Aber das wurde ja schon vermehrt, auch von anderen Kommentatoren aufgezeigt!
Achtung gebührt der Person und ihrer Erfahrung / Kompetenz. Nicht dem Dienstgrad allein. Der sagt mittlerweile fast gar nichts mehr…
Die Konsequenz ist klar erkennbar. Durch falsche Attraktivitätsbeförderungen ist die Luft raus. Rückgängig machen geht wohl kaum mehr? Daher einfach mehr Dienstgrade (wie Geld) in den Laden pumpen. Eine Bankrotterklärung m.E.