Neue Abstandswaffe fürs Heer – Erst mal nur für die Spezialkräfte

Vertreter des Kommandos Spezialkräfte (KSK) des Heeres haben am (gestrigen) Donnerstag als erste Heeressoldaten ein neues Waffensystem in Empfang genommen: Das Wirkmittel 90, nicht-Bundeswehr-Name RGW90 LRMP (Long Range Multi Purpose) ist eine Weiterentwicklung der bereits vor fünf Jahren kurzfristig beschafften Antistruktur-Munition RGW90 AS und kann programmierbare Sprengköpfe auf eine Gefechtsentfernung von bis zu 1.200 Metern verschießen. Zunächst erhalten nur das KSK und die Kampfschwimmer der Marine die neue Waffe.

Nach Angaben der Herstellerfirma Dynamit Nobel Defence ist das RGW90 LRMP weltweit die erste schwere Handwaffe, deren Gefechtskopf rein ballistisch fliegt und mit dreifacher Einstellmöglichkeit auf eine Entfernung von 20 bis maximal 1.200 Ziele bekämpfen kann. Aus den Erläuterungen des Unternehmens:

Die von dem Unternehmen Dynamit Nobel Defence (DND) entwickelte Handwaffenfamilie Wirkmittel 90 mit der Patrone DM 11, wurde für die speziellen Aufgaben des Kommandos Spezialkräfte (KSK) gebaut. Die besonderen Eigenschaften dieses Waffensystems liegen in der hohen Reichweite von 1.200 Metern und einem dreifach einstellbaren Gefechtskopf, der in der Lage ist, bei Aufschlag mit und ohne Verzögerung sowie in der Luft detonieren zu können, um Ziele in der Fläche bekämpfen zu können. Darüber hinaus verfügt die nur 8,9 kg schwere Waffe – für den internationalen Markt als RGW 90 LRMP (Long Range Multi-Purpose) bezeichnet – über einen Feuerleitrechner und ein Zielsystem, welches eine hohe Ersttrefferwahrscheinlichkeit auf große Entfernungen gegen bewegliche sowie stehende Ziele ermöglicht.
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Diese technischen Eigenschaften eines Waffensystems können heute die Lücke zwischen der Kampfreichweite einer Lenkwaffe und eines handgehaltenen Rohrwaffensystems effektiv schließen. So ist es den Spezialkräften möglich, Ziele in einer relativ großen Entfernung zu bekämpfen, deren Bekämpfung bisher nur mit einer teuren Lenkwaffe möglich war und deren Gefechtskopf nur auf ein sehr schmales Zielspektrum optimiert ist. (…) Es handelt sich um ein Waffensystem mit hoher Kampfreichweite, welches von einem Soldaten getragen wird, aus geschlossenen Räumen verschießbar ist und über drei einstellbare Gefechtskopffunktionen sowie skalierbare Wirkung im Ziel verfügt. (…)
Als Grundlage für die Entwicklung des „Wirkmittels 90mm (heute RGW 90 LRMP) direktes und indirektes Feuer Spezialkräfte (SpezKr)“ wurde bei DND auf die in Serie gebaute Handwaffe vom Typ RGW 90 ASM, die sich bereits in der Nutzung befindet, zurückgegriffen. (…)
Optimiert ist der multifunktionale Gefechtskopf gegen militärische Feldstellungen, Unterstände, Mauerwerk, leicht gepanzerte Fahrzeuge und gegen Räume in Gebäuden. Diese unterschiedlichen Ziele erfordern einen leistungsfähigen und starken Gefechtskopf. Aus diesem Grunde musste dieser für unterschiedliche Wirkweisen ausgelegt werden. So wirkt dieser, je nach beschossenem Zieltyp beim Aufschlag, als Splitter-, Blastgefechtskopf oder als High Explosive Squash Head (HESH/Quetschkopf). Der Gefechtskopf kann auch über einem Ziel in der Luft zur Detonation gebracht werden. (…)
Mit Hilfe der Splittergefechtskopfes können bei einer Explosion 1,5mm starke Stahlplatten durchschlagen werden. Die Splitter wirken auch gegen Sandsackdeckungen oder gegen Deckungen, die mit Holz verstärkt wurden. Darüber hinaus gewährleitstet der Gefechtskopf bei einer Luftdetonation eine hohe Splitterwirkung auf einer Fläche von 16 Metern Breite und acht Metern Tiefe. Diese technische Eigenschaft ist auch effektiv, wenn stehende Flugzeuge/Hubschrauber auf einem Fliegerhorst, angreifende Speedboote auf See oder in der Luft schwebende Hubschrauber bekämpft werden müssen. Der 3 kg schwere Gefechtskopf ist mit einem flügelstabilisierten Marschtriebwerk ausgerüstet und fliegt angetrieben auf seiner Flugbahn. Damit ist dieser unempfindlich gegen Seitenwind und sehr flugstabil. Hinter dem Gefechtskopf befindet sich die programmierfähige und elektronisch arbeitende Zündereinrichtung. Über einen wechselbaren Feuerleitrechner mit integrierter optischer Einrichtung und Laserzielentfernungsmesser wird ein Ziel anvisiert, und die Entfernung und die ballistischen Daten für den Flug des Geschosses werden ermittelt. Diese Daten werden automatisch in den Zünder des Gefechtskopfes elektronisch übermittelt, bevor dieser abgeschossen wird. Der Messvorgang zum Ermitteln der Zieldistanz bis hin zu Einblendung eines Haltepunkts in der Optik dauert nur wenige Sekunden. Dieser kurze Vorgang, ermöglicht es dem Soldaten auch in Stresssituationen sicher ein Ziel anzuvisieren und mit hoher Ersttrefferwahrscheinlichkeit zu bekämpfen. Nach dem Abschuss der Waffe nimmt der Schütze den Feuerleitrechner samt integrierter Optik ab und wirft das kunststoffummantelte Rohr weg.

(Vom Heer dürfte auch noch was dazu kommen; vor allem fehlen ja noch Informationen zur beschafften Zahl der Waffen und den Kosten.)

(Archivbild Februar 2016 – Dynamit Nobel Defence)