Die neue Waffe für den Haus-Gebrauch

Es lohnt sich immer wieder, dem Rüstungsdirektor des Verteidigungsministeriums, Detlef Selhausen, zuzuhören. Dabei habe ich jetzt gelernt, dass die Bundeswehr über den Einsatzbedingten Sofortbedarf (ESB) eine neue Waffe beschafft, die ein Problem vor allem in Afghanistan lösen soll. Dort verschanzen sich Aufständische oft hinter dicken Lehmmauern, die normalen Infanteriewaffen leicht standhalten (und deshalb verweist das Deutsche Heer auch immer wieder darauf, dass ein Leopard-Kampfpanzer diese Mauern durchschießen könnte…)

Gegen diese Lehmmauern können natürlich (und werden auch) Lenkflugkörper eingesetzt, die eigentlich für die Panzerabwehr konzipiert wurde. Das ist zum einen teuer, zum anderen ist so etwas nicht immer dabei.

Deshalb soll künftig Anti-Struktur-Munition (AS) dieses Problem lösen. Rund 1.000 Abschussgeräte, vermarktet als RGW90 mit eben dieser Munition, werden derzeit beschafft.

(Foto: Thomas Meuter)

Die RGW 90 AS von Dynamit Nobel Defence ist die stärkte Handwaffe ihrer Art, die mit einem einstellbaren (skalierbaren) Gefechtskopf ausgerüstet ist. Die britischen Streitkräfte verfügen über dieses System seit fast zwei Jahren, erläutert der Hersteller:

Gerade der Afghanistaneinsatz belegte, wie stark feste Strukturen sein können, hinter denen sich ein Gegner erfolgreich verschanzen kann. Häufig sind die dort weit verbreiteten Lehmwände bis zu 80 cm dick und widerstehen selbst dem Beschuss aus schweren Infanteriewaffen. Auch Hohlladungsgefechtsköpfe von Panzerabwehrlenkflugkörpern verfügen über nicht genügend Wirkung, um hinter einer dicken Lehmwand einen ausreichenden Effekt zu erzielen. Gleiches gilt für mit Stahlbeton befestigte oder gehärtete Stellungen, die zurzeit nur schwer für abgesetzt kämpfende Infanteristen zu bekämpfen sind. Gegen dieses Zielspektrum können nur Handwaffensysteme erfolgreich eingesetzt werden, die genügend Wirkung haben, um zum einen die Deckung aufzubrechen und zum anderen danach noch hinter der Deckung wirken zu können. Dies erfordert eine völlig neue Technologie, die über eine hohe Wirkung und Treffgenauigkeit verfügt sowie in der Wirkung skalierbar ist. Dies ist mit dem Waffensystem RGW 90 AS möglich, welches bei NATO-Streitkräften bereits eingeführt ist.

Die ersten RGW90 AS sollen wohl noch in diesem Jahr geliefert werden. Langfristig übrigens plant die Bundeswehr die Einführung einer Weiterentwicklung – die dann die mögliche Kampfentfernung von 600 auf 1200 Meter verdoppelt.

Nachtrag angesichts der Nachfrage nach dem Unterschied zur Bunkerfaust – dazu wieder der Hersteller:

Die Unterschiede dieser Waffe zur Bunkerfaust bestehen in der deutlich leichteren und kompakteren Bauweise, in der Doppelfunktion (deckungsbrechend und Wirkung hinter Deckung) und der verstärkten Blastwirkung der Nachschussladung im Vergleich zur Splitterwirkung bei der älteren Bunkerfaust. Durch das deckungsbrechende Prinzip können auch Löcher in armierten Beton geschlagen werden, wobei die Armierung bei der Explosion entfernt wird, und es können Durchbrüche in bis zu 80 cm dicke Lehmwände geschaffen werden.