G36-Nachfolger wird wohl erst Ende 2018 feststehen

Die endgültige Entscheidung über die neue Standardwaffe der Bundeswehr als Nachfolger des Sturmgewehrs G36 von Heckler&Koch wird absehbar erst Ende kommenden Jahres fallen. Nachdem das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) am 6. September mehrere Unternehmen der Rüstungsindustrie zu einem Angebot aufgefordert hatte, wird nach Informationen von Augen geradeaus! voraussichtlich Ende Oktober/Anfang November mit der Vergleichserprobung verschiedener Sturmgewehre begonnen. Auswahl einer Waffe und Angebots- und Vertragsverhandlungen dürften sich dann bis zum Jahresende 2018 hinziehen.

Das BAAINBw hatte im Februar dieses Jahres den Auftrag für die neue Standardwaffe öffentlich ausgeschrieben, nachdem das G36 nach  einer langwierigen und kontroversen Debatte über die Treffsicherheit (Details in vielen Einträgen hier nachzulesen) von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen faktisch für ausgemustert erklärt wurde (Hat in dieser Konstruktion keine Zukunft in der Bundeswehr). Allerdings war die Nutzung des Mitte der 1990-er Jahre in die Bundeswehr eingeführten Gewehrs von Beginn an auf etwa 20 Jahre ausgelegt, so dass auch ohne diese Kontroverse die Suche nach einem neuen Sturmgewehr angestanden hätte.

Auf die Auftragsbekanntmachung vom Februar folgte Anfang September die Angebotsaufforderung*:

Am 6. September 2017, wurden geeignete Unternehmen nun zur Abgabe eines Angebots aufgefordert. Mit der Angebotsaufforderung wurde ihnen die Leistungsbeschreibung übersandt. Die Bieter haben jetzt die Möglichkeit, ihre Angebote zu erarbeiten und innerhalb eines festgelegten Zeitraums abzugeben. Nach Eingang und Auswertung der Angebote werden die Sturmgewehre mit Zubehör erprobt und miteinander verglichen.

Welche Unternehmen zu einem Angebot aufgefordert wurden, halten BAAINBw und Verteidigungsministerium unter Verschluss – zu groß ist die Angst, dass auch nur vermutete Unregelmäßigkeiten oder Fehler im Vergabeverfahren sofort zu Beschwerden oder Klagen nicht berücksichtigter Konkurrenten führen könnten (bei den Themen bewaffnete Drohnen und Korvetten hatte die Bundeswehr das in den vergangenen Monaten erleben müssen). Auch die Details der Angebotsaufforderung, über die in der Auftragsbekanntmachung genannten Anforderungen hinaus, bleiben vorerst Verschlusssache.

Das gilt auch für die Kaliberfrage: In der Auftragsbekanntmachung werden beide NATO-Kaliber genannt, sowohl 5,56 x 45 als auch 7,62 x 51. Allerdings scheint 5,56 inzwischen eher als das Standard-NATO-Kaliber akzeptiert. Eine davon abweichende Munition, wie sie in den USA immer wieder diskutiert wird, ist nicht vorgesehen.

Als wahrscheinliche Kandidaten für eine Nachfolge des G36 gelten, das ist kein Geheimnis, eine Waffe des Schwarzwälder Herstellers Heckler und Koch; der österreichischen Firma Steyr Mannlicher in Kooperation mit Rheinmetall und der deutschen Firma SigSauer. Weitere Angebote aus dem europäischen Ausland sind nicht ausgeschlossen.

*Da die Links ggf. in absehbarer Zeit wegen technischer Umstellung der Bundeswehr-Webseiten nicht mehr funktionieren, hier die Seite vom 15.09.2017:
20170915_G36-Nachfolger_Angebotsaufforderung

(Foto: Soldaten in der Ausrüstung „Infanterist der Zukunft“ mit G36 am Tag der offenen Tür der Bundesregierung im BMVg in Berlin am 27.08.2017 – Bundeswehr/Jonas Weber)