Mali-Sammler: Ausrüstungsmangel auch bei den Niederländern
In den vergangenen Tagen gab es einige Meldungen aus Mali und dem MINUSMA-Einsatz in dem westafrikanischen Land. Da vieles davon hierzulande untergeht, eine Sammlung mit einigen Merkposten:
• Die niederländischen Soldaten, die (zusammen mit der Bundeswehr) in Gao im unruhigen Norden Malis im Einsatz sind, kämpfen mit einem Mangel an Ausrüstung und müssen deshalb ihre Patrouillentätigkeit einschränken – das berichten niederländische Medien, zu allererst das Allgemeen Dagblad. Es fehle vor allem an Nachtsichtbrillen (kommt bekannt vor?) und Jammern gegen ferngezündete Sprengfallen (RCIED). Eine englische Zusammenfassung gibt es hier.
• Eine Französin (genauer: mit französischer und Schweizer Staatsbürgerschaft), die in Gao eine Hilfsorganisation leitete, ist am Heiligabend entführt worden. Angaben zu den Entführern gibt es bislang nicht, außer dass es sich um bewaffnete Männer handele. Die französischen Streitkräfte in der Region haben eine Suche nach der Entführten gestartet.
• Bereits Mitte Dezember hat die französische Luftwaffe ihren Airbus A400M gestestet – auf der Landebahn in Gao. Die Tests sollten der Erprobung der Maschine bei Start und Landung auf Behelfspisten dienen, teilten die französischen Streitkräfte mit.
• Gespannt warte ich auf die Januar-Ausgabe des Magazins loyal des Reservistenverbandes – zum Titelthema Im malischen Treibsand gibt es hier einen kleinen Teaser. (Der mich daran erinnert, mal der Frage nachzugehen, was denn mit möglichen Planungen für einen Mantis-Einsatz in Gao ist.)
• MINUSMA veröffentlichte am (heutigen) Dienstag ein Video, das eine Patrouille nordöstlich von Kidal zeigt:
(Direktlink: https://youtu.be/O0iQmIo3ABo)
• Danke für den Leserhinweis auf – teilweise recht grundlegenden – Lesestoff zum Thema Mali:
• Ein Nachtrag zum Angriff auf den Flughafen von Gao im November:
UN aircraft were targeted in Mali airport attack
Es gibt bestimmt noch mehr; Ergänzungen bitte in den Kommentaren.
(Foto: Aus einer MINUSMA-Fotoreportage über einen Tag mit den UN-Soldaten aus dem Tschad im Einsatz bei Kidal – Foto Sylvain Liechti/MINUSMA)
Sehr interessantes Video.
Ob wir ab Sommer 2017 auch nordöstlich von Kidal mit NH90 und TIGER im Einsatz sein werden?
Sehen wir dies als Teil unseres Auftrages?
Das große Erwachen kommt noch.
Zum 01.12.16 hat die „11 luchtmobiele brigade“ vom „korps commandotroepen“ den NLD – MALI-Anteil übernommen. Die „commando’s“ haben ihre gesamte Ausrüstung zurückgeführt, die „Luftlander“ im gleichen Rahmen mitgenommen.
Allerdings sind sie deutlich stärker mit Spähtrupps im Einsatz, als die Vorgänger.
Dadurch traten die im „AD“ beschriebenen Mängel erst nach Einsatzbeginn auf.
Klassischer Fehler unzureichender Absprachen, mit der Folge, dass von fünf verfügbaren Spähtrupps nur drei Einsätze bei Nacht und eingeschränkter Sicht durchführen können.
Da NATO-Standardisierung und Interoperabilität nur peinliches Hörsaal-Geschwätz bedeutet, kann der deutsche MINUSMA-Anteil in GAO nicht mal kurzfristig von Fall zu Fall materiell einspringen.
Es werden nunmehr in den gesamten NLD-Streitkräften Nachtsichtgeräte, Splitterschutzwesten, Jammer etc zusammengekratzt und sollen Mitte Januar im EinsLand verfügbar sein.
Die Luftwaffe zieht sich demnächst mit ihren Objektschützern raus, das Heer soll und wird das übernehmen. Und so einige Räder neu erfinden.
Damit unsere Luftwaffe hier aber am Ball bleibt, wurde kürzlich die Stationierung von MANTIS erkundet. Zur Erinnerung: Dieses stationäre und einzubetonierende Kanonensystem reicht selbst bei dem kleinen Camp kaum an die andere Ecke der Runway und wurde schon in Afghanistan aus guten Gründen nicht eingesetzt. Obwohl es als einsatzbedingter Sofortbedarf genau dafür beschafft worden war (oder zumindest lasen sich die Lobbypapiere so).
Wenn man also Radarmodul und zwei Feuereinheiten nebst Personal dort stationieren will, so wäre das aus Sicht der Luftwaffe (Sichtbarkeit, Dienstpostenerhalt, Egofaktor) sicher echt schön. Ich denke aber, dass es viele andere Mittel und Wege gibt, sich vor gelegentlichem Raketenbeschuss zu schützen bzw. erst einmal die Alarmierung zu verbessern. Für deutlich kleinere Preisschilder und personelle Aufwendungen.
Aber so, wie es aussieht, könnte sich die Symbolstationierung durchsetzen. Wie war das mit mission creep und tooth-to-tail ratio?
Ergänzung zu den obigen Themen.
Offenbar wird das Friedensabkommen von Algier immer mehr von CMA u.a. In Frage gestellt:
http://m.spiegel.de/politik/ausland/mali-tuareg-rebellen-setzen-friedensprozess-aus-a-1126865.html
@KPK:
Mir scheint die NLD gehen die Probleme wenigstens an und negieren sie nicht (wie bei uns so oft erlebt).
@Schwermetaller:
Offenbar ist man weiter nicht in der Lage das Thema Eigenschutz ausreichend umfassend, offensiv und innovativ anzugehen. Stattdessen Schaulaufen der OrgBer.
Den Satz „[e]s fehle vor allem an Nachtsichtbrillen (…) und Jammern gegen ferngezündete Sprengfallen“ musste ich mindestens drei Mal lesen, bis der Groschen gefallen ist („wie, jetzt, die jammern zu wenig über Sprengfallen?“) :-) Es geht natürlich um Störsender … .
Schön, wenn ich das hier so lese, dann sieht es so aus, als könnten die Kommentatoren ihren ganzen Weltschmerz und ihre Depressionen mit ins neue Jahr hinüberretten. Aber ich denke, da geht noch mehr, oder? Könnte nicht z.B. Frau von der Leyen (oh, Entschuldigung, FvdL im hiesigen AküFi) an dem Materialmangel der Niederländer Schuld sein? Da ließe sich doch sicher was finden. DAS BÖÖÖÖÖÖÖSE ERWACHEN KOMMT NOCH, BRRRRRRR!!!!
[WAS SOLL DER TON UND WAS SOLLEN DIE BRÜLLTASTE UND DIE SCHREISTANGEN? T.W.]
@Christian:
Einmal mehr vielen Dank für den überaus konstruktiven Kommentar Ihrerseits. Sie unterstellen anderen ja fortlaufend irgendwelche niederen Beweggründe oder sonstwas (http://augengeradeaus.net/2015/12/operation-counter-daesh-erste-tornados-fuer-syrien-nicht-tauglich/comment-page-1/#comment-220421), konstruktiver wäre da wohl eine sachliche Auseinandersetzung, statt verschiedener Unterstellungen und Beschimpfungen.
Ganz konkret in Sachen Mali:
Es geht nicht darum der Ministerin irgendetwas anzuhängen, sondern klar zu machen, dass eine Vielzahl von Fehlern aus dem AFG-Einsatz derzeit wiederholt werden.
Oder sehen Sie das anders?
Da der Steuerzahler 136 Millionen für die beiden Mantis-Feuereinheiten nebst Radar bezahlt hat, wäre es sinnvoll diese Systeme endlich mal einzusetzen. Und ich denke die Soldaten im Camp würden sich sicher sicherer fühlen, wenn das System installiert wäre.
Das ganze 2 Feuereinheiten für die ganze BW lächerlich ist und man lieber ein mobiles System hätte entwickeln sollen, ergo einen neuen Flugabwehrpanzer, welcher auch den Lagerschutz übernehmen kann, ist klar, aber lieber ein bißchen Schutz gegen den Lagerbeschuß vor Ort, als gar keiner.
Sehr gute Zusammenfassung der aktuellen Lage bei MINUSMA vom dänischen Defence College:
https://t.co/ZPhs7IuWkA
Besonders relevant sind der Übergang von Peacekeeping zum Stabilisierungseinsatz – ohne konsistente Weisungen aus New York und die wachsenden Spannungen zwischen europäischen und afrikanischen TCC (wegen Caveats und Ausrüstungs- und Ausbildungsmangel).
Nebenbemerkung:
Wird es ab 2017 derlei auch von der FüAkBw geben?
Die wird doch dann zu einer Art Think Tank umgewandelt.
Die Dänen schaffen das ja auch.
Schwermetaller | 27. Dezember 2016 – 19:11:
“ … Ich denke aber, dass es viele andere Mittel und Wege gibt, sich vor gelegentlichem Raketenbeschuss zu schützen bzw. erst einmal die Alarmierung zu verbessern. …“
Da denken Sie aber falsch – “ viele andere Mittel und Wege“ gibt es nicht . Ob MANTIS da unten gebraucht werden kann, hängt von der Bedrohungslage ab. Das System ist darauf ausgelegt, Feldlager zu verteidigen. Die müssen aber mit Plan und einer Symmetrie folgend aufgebaut sein. Für „Zigeunerlager“ also untauglich. Zudem könnte MANTIS auch wirkungsvoll zur Feldlagerverteidigung gegen Feind am Boden eingesetzt werden. „Könnte“, weil man das der Lw erst mal nahe- und beibringen müsste.
Ein weites Feld – und wer keine Ahnung davon hat, sollte den Ball flach halten.
Hans Schommer
@Hans Schommer:
„Da denken Sie aber falsch – “ viele andere Mittel und Wege“ gibt es nicht. “
Das mag auf taktischer Ebene so sein (aber auch da ist MANTIS nicht das einzige Mittel), aber insbesondere operativ gibt es weitaus mehr Mittel und Wege einen Raketenbeschuss zu verhindern. Dies zeigte auch die Erfahrung in Afghanistan vor 10 Jahren. MANTIS wäre dann, wenn überhaupt, nur ein kleiner Baustein.
@Memoria
Warten wir ab, wenn es „friedenserzwingend“ wird, insbesondere in Bezug auf die CMA.
Memoria | 27. Dezember 2016 – 23:01 “ MANTIS wäre dann, wenn überhaupt, nur ein kleiner Baustein.“
Ob MANTIS nicht das letzte Mittel wäre, die innerste Linie?
Warum die Ablehnung?
Wie sieht eigentlich die Einsatzbereitschaft aus? Wurde das Problem mit der Munition gelöst?
Wie wurde das denn vor 10 Jahren in AF gelöst?
@EL
MANTIS ist mE das Mittel „of last resort“. Wichtig ist die Wahl des StO des Feldlagers.
@Edgar Lefgrün:
Keine Ablehnung, lediglich eine Einordnung.
Weil es eben die innerste Linie ist und der Betrieb/ Einsatz nicht unkompliziert ist.
Die Diskussion hierum überdeckt allzuoft die notwendigen umfangreichen Maßnahmen in allen Domänen (Aufklärung, Führung, Wirkung).
Zynischerweise kann man feststellen, dass Berlin offenbar doch viel aus Afghanistan gelernt hat, nämlich wie man mit großem TamTam Placebo-Missionen organisiert, also Scheinoperationen/Scheininterventionen, bei denen es in erster Linie um Risikominimierung und Sicherheitsmaximierung der eigenen Truppe geht. Selbst der Pacebo-Effekt (positive Wirkung auf den Patienten) ist dabei nachrangig, man nimmt sogar Nocebo-Effekte (negative Nebenwirkung auf den Patienten) in Kauf, Hauptsache die eigenen „Operateure“ sind safe&sound. Dazu gehört natürlich auch der Nachweis, dass die Politik nun wirklich alles getan hat, um ihrer vor-/fürsorglichen Schutzverantwortung für die eigene Truppe auchzukommen und auch die Nachsorge (Rettungsakette bis in die Heimat) ist sichergestellt für den Fall, dass die eigentlich zu bekämpfende Krankheit einen deutschen Operateur anfällt oder der Patient dem Operateur in den Finger beißt, weil er unter Nocebo-Effekten leidet in Folge dieser deutschen Scheintherapie.
Dazu gehört natürlich auch MANTIS. Frage mich bloß, wo man MANTIS aufbauen wird. in Gao, denn die BW hat nicht genügend MANTIS-Kapa um den ganzen Flughafenbereich von GAO gegen Angriffe aus der Luft zu sichern/schützen – also wird Mantis wohl nur auf den DE/NL-Bereich beschränkt sein. Das wiederrum wird dann zu einem weiteren „Spaltpilz“ mit den anderen – insbesondere den afrikanischen – TCC führen.
Ich denke mantis macht hier schon Sinn zum Schutz des Lagers
Eine mobile Variante auf Boxer oder Puma Basis wäre natürlich sehr wünschenswert
Vielleicht kann man ja einen Teil der Entwicklung für mantis hier nutzen!?
Was auch gut wäre ist ein Kooperation mit den israelis…
Man könnte mantis mit „iron Dome“ kombinieren und die Komponente auf Boxer oder Puma Schrauben…fertig wäre die perfekte heeresflugabwehr!
Der Boxer kann problemlos Module dieser größer aufnehmen…
@Klabautermann: Ich sehe in Mali die einschlägige Gefahr der Eskalation. Ein Unternehmer würde einen Bilanzvortrag erstellen, in welchem er mögliche Szenarien materiell wie personell antizipiert.
Kleiner Ausblick: In Tunesien kam es zu Demonstrationen man möge den ausgereisten Dschihadisten die Heimreise verwehren. Der abzusehende dschihadistische Druck wird die Region prägen.
Dschihadisten sehen in ihrer fanatisch-religiösen Tätigkeit die Option, der Arbeitslosigkeit zu entgehen. Wird AQiM eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Mali aufsetzen?
Seit Berlin ist klar, wir sind potentiell militärisches Ziel Daeshs.
@Obibiber
Die Herausforderung ist, daß Projektile und Debris auch „irgendwo“ niedergehen. Das kann zu Kollateralschäden und zu schlechter Presse führen.
„Der größte Teil der Subprojektile verfehlt jedoch oder durchschlägt das Ziel und gefährdet dann gegebenenfalls Personen am Boden. Kopftreffer mit einem derart dichten 3,3-g-Projektil (entsprechend einem 5,56 mm Sturmgewehrgeschoss) können tödlich sein. Dies erfordert Risikoabwägungen und unter Umständen die Sperrung einzelner Winkelbereiche für das Abwehrfeuer.“
https://de.wikipedia.org/wiki/MANTIS_(Flugabwehrsystem)
@AoR
Tja, wenn sie meine Placebo-/Nocebo-Analogie „richtig“ lesen, dann gibt es imho eigentlich keinen großen Unterschied in Sachen negative feed-back zwischen Scheininterventionen und „echten“ Interventionen, egal ob hard-oder soft-power.
Das liegt insbesondere daran, dass das ideal-typische Phasenmodell, bestehend aus Peace-Enforcing, Peace-keeping, Stabilization, State-Building gar nicht greifen kann, wenn ein – aus welchen Gründen auch immer – politisch-sozialer Fragmentierungsprozess – auch und gerade in gewalttätiger Form – in einem Staat eingesetzt hat und diese „Rebellion“ auch noch von den späteren Interventionisten „gefördert“ und unterstützt wird. „Wer Wind säet, wird Sturm ernten“ – lesenswert. Und wenn man versucht, die 4 Phasen quasi parallel zu operationalisieren, dann rennt man in die Komplexitätsfalle mit Namen Chaos-Management. Blöd bloß, dass man nur managen kann, was man messen kann – das Chaos kann man aber nicht messen.
Das PPSS-Geschäftsmodell insbesondere der VN schafft aber jede Mange „Arbeitsplätze“, also darf man sich nicht wundern, dass der Organisierte Djihadismus an diesem Geschaftsmodell auch in der Form „partizipiert“ indem er seinerseits Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen organisiert. Das mag zynisch klingen – ist aber wohl nicht ganz von der Hand zu weisen, wenn man daran denkt, dass der Dschihadismus ja kräftig finanziert wird von gewissen „Freunden“.
@klabautermann: Zustimmung. Dennoch, verwalte was du verstehst, manage was du nicht verstehst ;)
Da greift für mich tragischer Weise ein politische Schitzophreniebegriff. Man begreift es eigentlich, aber offiziell eben nicht. Problem nur, man handelt der Meidungsshow wegen dann so als hätte man keine Kenntnis / Ahnung was dann wiederum eine ganz eigene Dynamik hervorruft.
Warum? Wenn man dem Verständnis nach handeln würde aber offiziell keine Kenntnisse hat, müsste man das ja @Tilo Jung erklären. Da tut man dann lieber so als ob!
Über Altmaiers Reise nach Kairo gelesen? Welche Reformen die er da lobte meint er, habe da nichts vernommen. Da sitzen 10.000 säkulare Revoltieret im Voltergefängnis und werden alle mit hoher W’keit Söhne im Geiste eines Zwahiri.
Alleine Altmaiers Aussagen muss in den Augen der Mittelschicht einer Ohrfeige gleich kommen.
Klaus-Peter Kaikowsky | 27. Dezember 2016 – 18:30
„Da NATO-Standardisierung und Interoperabilität nur peinliches Hörsaal-Geschwätz bedeutet, [….]“
*Auszug aus dem Beitrag
Mit diesem Satz rennen Sie bei mir offene Türen ein. Vielleicht nicht die Mutter allen Übels, aber auf jeden Fall ist Verwandtschaft nicht zu leugnen.
Gruß Ted
#lastpost, neues Mobiltelefon und warum greift da die Autokorrektur nicht, grr…
@AoR
Was sie als Schizophrenie bezeichnen ist eben diese Unkultur der Double and Triple-Standards „westlicher“ Politik in MENA und weiter südlich seit nunmehr fast genau 100 Jahren. Und es ist nun mal eine Art Natürgesetz, dass die Betreiber dieser Politik trotz vermeintlich best practice consequence management sich vor den Konsequenzen dieser Politik nicht schützen können, auch nicht die Mitbetreiber wie Deutschland.
@klabautermann: Das ist mir etwas zu einfach, vor allem aus Berliner Perspektive.
Die historische Geostrategie/ -Politik MENA hat den US-Faktor Saudi Arabien / Iran dann später mit dem Kalten Krieg Türkei/Israel/Ägypten. Hinzu kommt ein prä-Jalta Europa-Faktor der im Totalverlust der Strategie des Deutschen Reiches (s. Osmanisches Reich) endete und mit einem extrem brutalen Unterwerfungsversuch der Kolonielmächte.
Meine These ist, dass mit der Suez-Krise zum ersten mal diese getrennten Strategievorstellungen kollidierten. Zu dieser post-Jalta Zeit vermischte sich mit dem Kalten Krieg dann die Gemengelage… bis Heute.
Daher ist Mali so interessant, denn es gehört deutlich zum schweren kolonialen Erbe Europas und nicht wie als backlash Al-Kaida/Wahhabiten/Daesh zur Grandstrategie „addicted to oil“ (vgl. G.W. Bush Jr.)
Und Berlin? Hat direkt historisch Bezug zu Israel, aber mit den weiteren Faktoren wenig am Hut. Gut, wir profitieren an der Tankstelle und exportieren an Frankreich/GB. Unsere innere Distanz könnte helfen, Meidung entgegen kausaler historischer Faktoren bei ungefärbter und nüchterner Betrachtung fatal?!
Wenn sie also von Der Westen aus arabisch-islamistischer Perspektive schreiben, treten sie da nicht auf die Bin-Laden Banane? Die haben ein interesse eben wie die Mullas den Westen als eine Satan zu verquirlen.
@all
Mantis Feuereinheiten sind im Camp Castor gar nicht einsetzbar, da sich in ALLEN Gefahrenbereichen mindestens freundliche Truppen oder der Flughafen tummeln. Es geht daher wohl nur um den Einsatz der Radar Dingens Anlage um die Vorwarnzeit für IDF (indirect Fire) zu erhöhen.
Pirat77 | 28. Dezember 2016 – 23:03
Wie oben schon geschrieben: Wer von MANTIS keine Ahnung hat, sollte den Ball flach halten.
Hans Schommer
@Hans Schommer:
Dann lassen Sie uns doch – im Rahmen des Möglichen – an ihrer Ahnung teilhaben.
Der Tonfall und die rigorose Art der Diskussion, die hier immer mehr um sich greifen irritieren zumindest mich sehr.
Die Diskussion hier lebte lange Zeit von der Bereitschaft verdchiedene Sichtweisen zu teilen und so insgesamt einen Erkenntnisgewinn zu erzielen.
Mit apodiktischen Aussagen (wie auch von ihnen mehrfach hier) wird das Gegenteil erreicht.
Einfach mal zum Nachdenken.
@Video:
Die zentrale Frage bleibt: Was haben die Bewohner des Wüstendorfes davon, dass ein französischer Offizier mit ein paar nepalesischen Soldaten im Schlepptau den Schulunterricht ihrer Kinder stört?
@Memoria | 27. Dezember 2016 – 22:26:
„Sehr gute Zusammenfassung der aktuellen Lage bei MINUSMA vom dänischen Defence College:
https://t.co/ZPhs7IuWkA“
Lassen Sie mich die Inhalte des Papieres kurz zusammenfassen:
In den gefährlichsten und abgelegensten Gebieten von MINUSMA (Kidal und weiter nordwärts) werden die am schlechtesten ausgebildeten und ausgerüsteten Kräfte eingesetzt – die deswegen die stärksten Verluste erleiden und kaum etwas zur Stabilisierung (dem eigentlichen Auftrag) beitragen können.
Ein Grund dafür sind die strikten Caveats der westlichen Streitkräfte, die nur rund um Gao in der Nähe ihrer Hubschrauber und Feldhospitäler operieren.
Die RECOMMENDATIONS des Papieres beziehen sich primär auf die UN, deswegen ein paar Ideen meinerseits, wie Deutschland darauf reagieren kann:
1. Ausweitung der Ausbildungsmission in Mali explizit auf UN-Truppen bzw. Zusammenarbeit mit den truppenstellenden Ländern schon vor der Entsendung der Soldaten. Im Prinzip läuft das auf Partnering und Mentoring hinaus, wie es für Afghanistan konzipiert wurde. Nur halt für UN- statt für einheimische Truppen. (Die malischen Streitkräfte könnten dann im nächsten Schritt drankommen.)
Genügend lessons learned aus Afghanistan sollten vorhanden sein – bei vielen Beteiligten aus persönlicher Erfahrung.
(Hinweis: Bevor wieder ausschließlich über „die Politik“ gemeckert wird. In den Reihen der Bundeswehrführung gibt es DIE Afghanistan- und COIN-Expertise in Deutschland – zumindest sollte es die geben. Von daher erwarte ich, dass von dort klare Konzepte für den Mali-Einsatz kommen. Oder klare Kante dagegen.)
2. Neben der Ausbildung steht die Frage der Ausrüstung. Schön und gut, wenn die europäischen Streitkräfte mit Enablern (Luftaufklärung,…) unterstützen. Hilft aber alles nichts, wenn die afrikanischen Truppen nur rudimentär ausgerüstet sind. Von daher sollten wir vielleicht einen Materialpool vorhalten, den wir für UN-Einsätz fremder Staaten zur Verfügung stellen können.
Die Kanadier haben das schon einmal praktiziert: http://www.casr.ca/bg-army-armour-avgp-sudan.htm
Wenn wir schon keine eigenen Soldaten in Gefahr bringen wollen, können wir wenigstens helfen, das Leben der afrikanischen UN-Soldaten zu schützen.
Finanziell sollte das auf lange Sicht gar nicht mal so schlecht sein, denn man bräuchte weniger teure westliche Soldaten.
@MANTIS:
Für mich ein Symbol des Einigelns. Eine technische Antwort auf ein taktisches Problem – irgendwie amerikanisch.
@Hans Schommer: Welchen Footprint hätte so ein System im Einsatz? Wie viele Soldaten und welche sonstigen Kapazitäten wären notwendig?
Memoria | 28. Dezember 2016 – 23:25
„@Hans Schommer:
Dann lassen Sie uns doch – im Rahmen des Möglichen – an ihrer Ahnung teilhaben.
Der Tonfall und die rigorose Art der Diskussion, die hier immer mehr um sich greifen irritieren zumindest mich sehr.
Die Diskussion hier lebte lange Zeit von der Bereitschaft verdchiedene Sichtweisen zu teilen und so insgesamt einen Erkenntnisgewinn zu erzielen.
Mit apodiktischen Aussagen (wie auch von ihnen mehrfach hier) wird das Gegenteil erreicht.“
Sie haben recht – da muss ich an mir und meinen Beiträgen arbeiten.
Hans Schommer
Einfach mal zum Nachdenken.
@K.B.:
Vielen Dank für die Rückmeldung.
„In den Reihen der Bundeswehrführung gibt es DIE Afghanistan- und COIN-Expertise in Deutschland – zumindest sollte es die geben.“
Die Betonung liegt wohl auf sollte.
Das Thema wurde hier im Sommer schonmal angerissen:
http://augengeradeaus.net/2016/06/angriffe-in-gao-chinesischer-blauhelmsoldat-getoetet-deutsche-nicht-betroffen/#comment-237974
Genau da liegt ja auch das zutiefst Beunruhigende an der aktuellen Entwicklung:
Die militärische Führung scheint erneut nicht die Kraft aufzubringen die Symbolpolitik mit Soldaten deutlich einzugrenzen. Die politischen Entscheidungsträger verwechseln erneut eigene Erzählung und Realität.
Einer der Kernprobleme in AFG war eben genau dies:
https://americansecurityproject.org/ASP%2520Reports/Ref%25200066%2520-%2520Five%2520Lessons%2520We%2520Should%2520Have%2520Learnt%2520In%2520Afghanistan.pdf
Diesesmal sollte aber jedem klar sein wie verheerend die Konsequenzen sein können.
Der deutsche Einsatz ist weiterhin strategie- und willenslos – und kann somit nicht erfolgreich sein.
Das Jahr 2017 wird wohl noch öfter Mali in den Nachrichten haben – und wir mitten drin. Mehr als je zuvor.
Nachtrag mit funktionierenden link:
http://tinyurl.com/z7f6odk
Lessons should have been learned…
Zudem noch etwas mehr zu COIN und Bundeswehr :
http://augengeradeaus.net/2013/10/lesestoff-bundeswehr-durch-afghanistan-einsatz-auf-augenhohe-mit-den-verbundeten/comment-page-1/
@Memoria | 29. Dezember 2016 – 6:32
„Nachtrag mit funktionierenden link:
http://tinyurl.com/z7f6odk“
Zwei Kernaussagen daraus:
„In designing a proper strategy, you must start with the desired end state and work backward from there to develop the means by which you arrive at that end state.“
Bei aller Strategiebedürftigkeit. Wir dürfen trotzdem nicht erwarten, dass wir ins Bücherregal greifen und „die eine“ Strategie für Staatsaufbau herausziehen. Während im Irak der Weg über lokale Milizen (Sons of Iraq) einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung geleistet hat, hat dieser Weg in Afghanistan eher die Unsicherheit erhöht.
„In reflecting on the war in Afghanistan at the end of 2011, then-Secretary of Defense Robert Gates said, “One of the most important lessons… is that military success is not sufficient to win: economic development, institution building and the rule of law, promoting internal reconciliation, good governance, providing basic services to the people are essential to success in state building.”“
Deswegen: Bei aller Kritik an COIN in der Bundeswehr. Waren die Amerikaner mit ihren schlauen Köpfen und umfassenden Doktrinen wirklich erfolgreicher? Ich sehe nicht, dass US-amerikanische Schwerpunktbereiche in Afghanistan sich besser entwickelt haben als deutsche Bereiche – zumindest Stand Ende 2016. Aber vielleicht irre ich mich da auch.
„Zudem noch etwas mehr zu COIN und Bundeswehr :
http://augengeradeaus.net/2013/10/lesestoff-bundeswehr-durch-afghanistan-einsatz-auf-augenhohe-mit-den-verbundeten/comment-page-1/“
Warum diskutieren wir hier noch? Wurde doch schon alles geschrieben…
Am ehesten stellt sich die Frage: Warum tun wir uns einen Einsatz wie in Mali noch mal an? Wenn es eine Lehre aus Afghanistan gab, dann doch diese: Never do it again.
@Institutionelles Lernen in der Bundeswehr bezüglich COIN:
Als Außenstehender hat man den Eindruck, die Bundeswehr freut sich, dass der Afghanistan-Kelch endlich an ihr vorbeigegangen ist und man wieder „richtig“ Krieg spielen kann mit Panzergrenadieren im Baltikum. Wobei auch hier wieder einseitig die militärische Seite im Fokus steht statt eines umfassenden sicherheitspolitischen Vorgehens (aber das ist Futter für einen anderen Thread an einem anderen Tag).
@K.B.:
Natürlich gibt es nicht die eine Strategie.
Aber es bedarf zunächst mal einer Zieldefinition.
Das übliche muddling-through funktioniert in solchen Konflikten einfach nicht.
Zu den Erfolgen des deutschen Ansatzes im Vergleich zu anderen: Lediglich eine Provinzhauptstadt in Afghanistan wurde von den Taliban überrannt. Sogar zweifach.
Im Kern geht es aber um die Lernfähigkeit da kann ich ihre Feststellung nur unterstreichen:
„Am ehesten stellt sich die Frage: Warum tun wir uns einen Einsatz wie in Mali noch mal an? Wenn es eine Lehre aus Afghanistan gab, dann doch diese: Never do it again.“
Warum tun wir es uns an?
Weil wir erneut hinein stolpern. Die Entscheidungen sind eben nicht geprägt durch die Lage vor Ort und die angeblich notwendige Problemlösung, sondern durch externe Faktoren (mehr Verantwortung übernehmen, Ersatz für NLD als Beispiel einer Europäisierung der Verteidigungspolitik, vorgebliche Unterstützung Frankreichs nach den Terroranschlägen, Eindämmung der Migrationsbewegung, Kampf gegen den Terror). Bereits dieser tagespolitisch motivierte Wechsel von Zweck und Ziel zeugt von völliger Strategielosigkeit.
Und wer wirkt hier mäßigend ein?
Es ist für mich derzeit nicht erkennbar, dass es seitens der militärischen Führung echte Anstrengungen gibt, hier sinnvoll gegenzusteuern.
Aber vielleicht geschieht dies ja dieses Mal hinter den Kulissen (bei ISAF war es sicher nicht der Fall).
Die Übernahme der Hubschrauberfähigkeiten ohne Ablösung (trotz gegenteiliger Versprechen vor wenigen Wochen) ist kein gutes Zeichen. Hier hat man sich wohl über den militärischen Ratschlag hinweggesetzt.
Mit der Übernahme der Hubschrauberfähigkeiten werden sich jedoch erneut einige altbekannte Fragen stellen:
Was sind die Befugnisse der deutschen Soldaten?
Passen diese zum Auftrag?
Wie werden diese ausgebildet?
Wie werden diese praktisch umgesetzt?
Mir fehlt jedoch auch die grundlegende Debatte über die Sinnhaftigkeit des Einsatzes. Aber weite Teile der Öffentlichkeit und Medien scheinen den Einsatz Immernoch mit einem klassischen Blauhelmeinsatz zu verwechseln.
@Memoria: Gut erkannt, aber was führt an einem „rein“ vorbei. Die Geschichte sowie die große Nähe zu unseren Partnern kann man, will man, nicht zurückdrehen. Nur auf das „Stolpern“ würde man gerne verzichten. @IBUK
@Memoria
Ganz ohne Schlaumeierei, aber Zielsetzung und Sinnhaftigkeit wurden im BT bei Mandatsbeginn/Verlängerung kontrovers diskutiert. Sicher haben wir alle die jeweiligen Argumente aus Regierung/Opposition nicht sofort parat, unterstelle aber, es wurde alles zumindest angerissen.
Nicht erwarten kann der AG-Leser, sich in allem wiederzufinden. Letztlich entscheidet aber die gewählte Regierung. Wir haben das zu akzeptieren.
Im Zweifelsfall darf nachgelesen werden.
@Memoria
Sie liegen richtig. In und um das Camp Castor gibt es ja verschiedene Aufträge. Da gibt es ne Aufklärungskompanie, ne Ustg-Kp, Hubschrauber und eben auch Schutz. Das heisst QRF, Lagersicherung, Flughafensicherung, usw. Der eigentliche „Mission Creep“ begann mit der Frage von NLD wir mal eventuell für ein Jährchen die Flughafensicherung übernehmen könnten, damit die mal Luft holen könnten. Und jetzt spricht es keiner aus, aber ALLE virtuellen Ort gehen davon aus, dass NLD das Lager zügig übergibt und sich komplett verkrümel. Selbst die logistische Kette zur Versorgung ist ein Flickwerk, dass überhaupt nicht stressresistent ist und in der Auftragserfüllung gar keinen politischen Backup hat. Da müssen Kräfte vor Ort (Ebene Hptm) bei irgendwelchen Flughafenkommandaten um Stellflächen betteln. Wie soll es da irgendeine Zielsetzung geben?
@KPK:
Wir hatten die Diskussion ja schon öfter.
Sie verweisen jedesmal stoisch auf das Mandat und nun auch auf die damit verbundenen Debatte.
Nachgelesen und zugehört habe ich da doch recht genau.
Hier eine sehr schöne Zusammenfassung:
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw04-de-bundeswehr-mali/402708
Auch da wird wieder ein ganzes Potpourri an Zwecken und Zielen erwähnt, wie es eben gerade in das jeweilige tagespolitische Schaufenster passt.
Interessant finde ich diesmal ihr Fazit:
„Letztlich entscheidet aber die gewählte Regierung. Wir haben das zu akzeptieren. Im Zweifelsfall darf nachgelesen werden.“
Wen verstehen sie denn hier unter wir?
Aktive Soldaten? Staatsbürger?
Nach alldem nachlesen sehe ich leider weiterhin keine stringente Zweck-Ziel-Mittel-Relation (=Strategie).
Aber wenn sie nicht ausreichend Vertrauen in die Weitsicht und Realitätsnähe der Entscheidungsträger haben, dann freut mich dies für sie. Ich frage mich lediglich woher dieses Vertrauen nach den Erfahrungen der letzten 20 Jahre kommt.
Edit letzter Absatz: noch ausreichend Vertrauen…
Interessante Entwicklung: Rebellen als Teil gemischter Patrouillen in Gao.
Mali: les patrouilles de militaires et d’ex-rebelles se mettent en place à Gao
@T.Wiegold: Ich kann leider kein Französisch. Azawwad, sind das nicht die Tuareg, also anders gesagt helfen die Kenner und Spezialisten für Zivilgesellschaft und Territorium auch die Resolution durchzusetzen? Das wäre ein nachträgliches Weihnachten 🎄 für Mali.
@T.W.:
Mal sehen wie sehr dies „ex-rebelles“ sind. In Kidal ist die Lage eben ziemlich verfahren.
Erinnert an die verzweifelten Versuche mit Afghan Local Police die Lage zu verbessern.
This is what winning looks like?
@KPK:
Zum Thema Mandat und Zielsetzung noch ein kurzer Rückblick: http://augengeradeaus.net/2016/10/mali-niederlande-wollen-offiziell-reduzierung-ankuendigen-doch-einsatz-deutscher-hubschrauber/comment-page-1/#comment-248342
@TW
Nicht wirklich, die gemischten Patrouillen hätten schon vor Monaten begonnen werden sollen.
@AoR
Es gibt (leider) nicht „die Tuareg“, auch da muß man differenzieren – Ifoghas, Imghad …
@ Thomas Melber: Sehr richtig. Und die haben untereinander einen Waffenstllstand und somit politischen Kontakt.
Auch an die weiteren Punkte des Fadens hier: Das Bundestagsmandat unterfüttert robust eine Friedenslösung nach Mandat der VN. Ergo, politische Lösung gesucht, Ziel bekannt.
AoR:
„Das Bundestagsmandat unterfüttert robust eine Friedenslösung nach Mandat der VN. Ergo, politische Lösung gesucht, Ziel bekannt.“
Irgendwie kann ich die robuste Unterfütterung noch nicht wirklich erkennen.
Was ist denn der Plan beim Umgang mit spoilern?
Wie bringt sich Deutschland hier zivil und militärisch ein?
Tut mir leid all diese Allgemeinplätze von Robustheit und Vernetzung sind mir wohl bekannt und haben den Realitätstest nie bestanden.
Gleichzeitig redet man sich die Lage weiter schön:
http://www.peacelab2016.de/peacelab2016/debatte/friedensfoerderung/article/zivil-militaerisches-krisenengagement-neue-wege-gehen-alte-huerden-ueberwinden/
@AoR
Allerdings sehe ich nicht wie beide Gruppen sich verständigen wollen, das greift tief in die Sozialstruktur ein, deren Interessen sind komplett unterschiedlich.
Und das sind nur zwei Gruppen. Gegen MLI ist es in AFG übersichtlich.
Memoria | 29. Dezember 2016 – 19:05
AoR:
„Das Bundestagsmandat unterfüttert robust eine Friedenslösung nach Mandat der VN. Ergo, politische Lösung gesucht, Ziel bekannt.“
Sie weisen auf Frau von der Leyen hin. Nachfolgendes Zitat stammt aus dem Debattenbeitrag vom 24.11.2016.
„Sie verlangt eine engere Vernetzung von Diplomatie, Entwicklungspolitik, zivilen Akteuren und Streitkräften als bisher. Es genügt nicht mehr, parallel zu agieren, sondern wir müssen über alle Konfliktphasen hinweg Hand in Hand zusammenarbeiten“.
Man hat gelernt und in der Realität erlebt, dass beim Zusammenbringen vieler Maschinen der Gesamtwirkungsgrad mit jeder beteiligten Maschine sinkt. Da die Wirkungsgrade aller der von UvdL erwähnten Organisationsformen sowieso schon recht niedrig sind, steht das Ergebnis dieser Vernetzung aus meiner Sicht in keinem Verhältnis zum Aufwand.
Die Erfahrung hat gelehrt, dass das Einbringen einzelner „ Maschinen“ an die richtige Basis (Kleinprojekte mit lokaler durchführbarer Technik und Mentalität) den Beteiligten mehr helfen als die vernetzte Großmaschine. Man umgeht in vielen Fällen die „korrupte Elite“ die als Teil der Großmaschine gut gemeinte Projekte mehr verhindern als fördern.
Leider ist diese Art der Hilfe nicht spektakulär und kann den hiesigen Verantwortlichen nicht unbedingt bei der eigenen Karriere helfen. Daher die Großmaschine.
@Memoria
Bundestag stimmt für erweiterten Einsatz in Mali.
Nachgelesen habe ich, was mir eigentlich widerstrebt, da ich lieber live bei Phoenix dabei bin.
Aber Recht haben Sie, lohnt sich. Nur komme ich zu abweichenden Schlussfolgerungen.
Die Aussagen aus der Koalition, beide Fraktionen, und grüner Opposition entsprechen meinen Erwartungen hinsichtlich der Definition DER POLITISCHEN Zielsetzung und zu erreichender Zwecke, die ich hier nicht zu wiederholen brauche. Steht in Ihrem Link.
Etwas anderes sind daraus abgeleitet die jeweiligen militärischen Vorgaben, die ihre Begrenztheit in Erreichung der betreffenden politischen Ziele in der Umsetzungsphase finden.
Widerspruch? Allenfalls in der Aufrichtigkeit politischer Willensbekundung.
Die in der BT-Debatte genannten Ziele sind richtig und (für mich) nachvollziehbar.
Das auftretende Dilemma, welches hier bei AG allenthalben, meist in Ausrüstungsdebatten unbewusst beklagt wird, ist das ewige militärische Trauma, nämlich die Diskrepanz zwischen Auftrag und Mittel, hinlänglich bekannt aus DEU Kriegsgeschichte des 20. Jhdt.
Konkret zu Mali und anderen Einsätzen: Der Auftraggeber, das gewählte Parlament („Parlamentsarmee“) verweigert dem Auftragnehmer (Streitkräfte) die Mittel zur Zielerreichung.
Warum? Angst vor der eigenen Potenz, Verantwortung konsequent umzusetzen.
Rein zufällig dazu heute in der „SZ“ gefunden die „Außenansicht“ des Berliner Büro-Leiters „The European Council in Foreign Relations“, Josef Janning, zu Deutschland und Europa.
Unter dem Titel „In der Mitte ein Loch“ schreibt er u.a.: „Nur Deutschland ist so stark, dass es in einem inneren Staaten-Kreis („die EU“, Anm. von mir) zu neuem Leben verhelfen kann.
Da Stimme ich vorbehaltlos zu. Nur unterstellt er damit, Deutschland habe neben den Fähigkeiten auch den absoluten Willen zur Handlung.
Der Kreis schließt sich. Es wird sich nichts ändern.
Bevor es besser wird, muss es erst noch schlimmer werden, was passieren wird, sofern Trump seine außenpolitischen Absichten zu NATO und des Verhältnisses zu Putin umsetzt. (Was ich nicht hoffe, dann besser deutsche Ohnmacht in Mittelmäßigkeit)!
@KPK:
„Konkret zu Mali und anderen Einsätzen: Der Auftraggeber, das gewählte Parlament („Parlamentsarmee“) verweigert dem Auftragnehmer (Streitkräfte) die Mittel zur Zielerreichung.
Warum? Angst vor der eigenen Potenz, Verantwortung konsequent umzusetzen.“
Wo genau verweigert das Parlament konkret war in Sachen MINUSMA?
Nur nochmal zur Erinnerung:
Die Bundesregierung formuliert den Mandatstext, das Parlament kann diesen nichtmal ändern.
Also liegt das Problem primär in der Exekutive.
Und eben diese fehlende Stringenz und Konsequenz halte ich eben für sehr gefährlich. Da helfen auch keine Verweise auf Mandatstexte und Reden. Der beste Beweis für das Reden ist das Tun.
Zudem fehlt bei den politischen Zielen zunächst ein Herunterbechen auf die nationale Ebene und im nächsten Schritt eine stringente Planung aller Ressorts.
Dies ist abseits der Sprechblasen weiterhin nicht erkennbar.
Mir scheint hier werden weiter angenehme Legenden gepflegt. Politik vs. Bundeswehr, Exekutive vs. Legislative, Ressort vs. Ressort.
Im Ergebnis übernimmt keiner mit der notwendigen Ernsthaftigkeit seinen Teil zur Zielerreichung.
Daher ist es eine Mission Impossible – mit Wiederholungszahl (und somit auch mit Ansage).