Keine Überraschung: Zunehmende Warnung vor Konfrontation mit Russland (m. Nachtrag)
Der Kommandeur der US-Armee in Europa, Ben Hodges, und der Russland-Beauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler, haben sich an diesem Wochenende in recht düsteren Worten zum Verhältnis zu Russland geäußert – und die Gefahr einer militärischen Eskalation nicht ausgeschlossen. Vor allem Hodges‘ Interview in der Londoner Times hat zu alarmierten Schlagzeilen in Deutschland geführt. Dabei, das sollte nicht übersehen werden, sind die Aussagen des Generalleutnants inzwischen nicht wirklich überraschend, denn das hat er schon mehrfach auch deutlich gesagt. (Erlers Äußerungen scheinen mir dagegen härter als zuvor, siehe unten).
Zur Erinnerung einige Aussagen von Hodges Anfang des Monats:
Rotational forces, including heavy armored and aviation brigades, in addition to the storage of massive amounts of equipment at strategic sites, will be a big emphasis next year to help America and its European allies keep Russia at bay, according to the general who oversees the U.S. Army’s mission in Europe.
„This is all about deterrence,“ said Lt. Gen. Ben Hodges, commander of U.S Army Europe, during the Association of U.S. Army’s annual meeting and exposition, Oct. 3.
„To deter, you have to have real capability and demonstrate the will to use that capability,“ he said. „And part of that will is demonstrated by the money that the Army is spending and bringing over rotational forces to help us do our job.“
With signals of a recent shift in strategy from assurance to deterrence to stem Russian aggression, the Army plans to send the 3rd Armored Brigade Combat Team, 4th Infantry Division, to Europe in mid-January for a nine-month rotation, while the 10th Mountain Division’s Combat Aviation Brigade is also expected to head over in March to bolster the Army’s presence. (…)
Preparing for the worst, the Army will also look into stockpiling static equipment in Germany, Netherlands and Belgium over the next three-plus years to have a contingency to equip Soldiers responding to a crisis.
„It’s going to go into storage,“ Hodges said of the equipment, being left by other rotational units. „We’re going to have all that equipment stored in those places.“
Due to the outcome of July’s NATO summit in Warsaw, Poland, the Army will also have an enhanced forward presence as part of a multinational effort to strengthen the defenses of Estonia, Latvia, Lithuania and Poland. About 800 cavalrymen from 2nd Squadron, 2nd Cavalry Regiment, out of Vilseck, Germany, will move into northeast Poland early next year for six months before being replaced by the regiment’s 3rd Squadron for another six-month rotation, according to the general.
„All of those forces are intended to be able to slow down or stop a potential (Russian) incursion,“ Hodges said.(…)
„We’re working hard to re-establish the necessary level of capability to ensure deterrence,“ he continued. „We haven’t lost it, but we are having to rebuild some of that to make it more relevant.“
With only about 30,000 Soldiers in Europe to counter Russia’s actions today compared to roughly 300,000 against the Soviet Union in the Cold War days, Hodges said that the additions next year will allow his region to be more prepared.
Bereits seit einiger Zeit arbeiten die US-Streitkräfte daran, (wieder) schweres Gerät in Europa vorauszustationieren. Im April 2013 waren die letzten amerikanischen Kampfpanzer aus Europa abgezogen worden, aber schon Anfang 2015 hatte Hodges die Rückkehr dieser Gefechtsfahrzeuge angekündigt. Und im März dieses Jahres wurde offiziell die US-Absicht erklärt, eine rotierende Kampfbrigade nach Osteuropa zu schicken – noch vor dem Beschluss des NATO-Gipfels im Juli, nach dem mehrere Bündnispartner, darunter auch Deutschland, rotierend je ein Kampfbataillon in die baltischen Länder und nach Polen entsenden.
Wenn Hodges‘ Äußerungen sich mit dem decken, was der General als Einschätzung einer Bedrohung durch Russland vor allem für Estland, Lettland und Litauen schon lange sagt – sieht das beim SPD-Politiker Erler anders aus. Seine Aussagen am (heutigen) Sonntag im ZDF halte ich für ein wenig Besorgnis erregender:
„Wir haben eine tiefe Entfremdung zwischen Russland und dem Westen und das wird immer gefährlicher“, sagt Erler der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. In den USA werde momentan ernsthaft ein militärisches Eingreifen in den Syrienkonflikt diskutiert. Zeitgleich betone Russland, Luftabwehrkräfte in die syrischen Kampfgebiete verlegt zu haben. „Dann ist völlig klar, was das heißt: Wir können einen militärischen Zusammenstoß zwischen den Vereinigten Staaten und der Russischen Föderation nicht mehr ausschließen.“
An diesem Punkt sei man inzwischen tatsächlich angekommen. Für die verfahrene Lage machte Erler insbesondere eine russische Doppelstrategie verantwortlich. Einerseits signalisiere Moskau Gesprächsbereitschaft, andererseits fliege man Luftangriffe in Syrien. „Das widerspricht sich total“, so Erler. Das mache Russland als Partner geradezu unberechenbar. „Russland nimmt keine Rücksicht mehr.“ Moskau ziehe die eigenen politischen Strategien, die auf Konfrontation gerichtet seien, durch.
Dass die USA schon längst mit der Vorausstationierung ihres Materials im Osten des Bündnisgebiets begonnen haben, ist hierzulande allerdings nur recht wenig wahrgenommen worden. Diese Vorausstationierung wird auch Orte in Deutschland betreffen. Zum Beispiel Dülmen in Westfalen.
Nachtrag: Die oben zitierten Aussagen Erlers wurden vom ZDF zwar auf der Webseite veröffentlicht, wurden aber in der heutigen Sendung von Berlin direkt nicht ausgestrahlt.
(Foto: Armored equipment from the European Activity Set is staged in a motor pool at Tapa Training Area, Estonia September 20, 2016. – U.S. Army/Staff Sgt. Syreetta Watts)
Wäre es aus deutscher Sicht nicht überlegenswert, den NATO-Vertrag in so einem Fall sehr, sehr, wörtlich auszulegen und darauf zu bestehen, dass Konflikte in Syrien nicht „in Europa oder Nordamerika“ stattfinden und damit der Bündnisfall dadurch nicht ausgelöst werden kann? Ich denke: Weder die Stimmung in Deutschland noch die Kosten-Nutzen-Analyse machen einen Krieg mit Russland für uns akzeptabel.
Da kann man nur hoffen das hier alle Beteiligten einen kühlen Kopf bewahren!!
Das Säbelrasseln in mitten dem Cold War 2.0 ist heftiger den je.
Das Ausmaß eines bewaffneten Konflikts mir RUS und NATO Streitkräften kann ich mir nicht ausmachen, klar ist nur das es hier nur Verlierer geben wird!!!
Ingo Heinscher | 16. Oktober 2016 – 19:16:
“ … dass Konflikte in Syrien nicht „in Europa oder Nordamerika“ stattfinden und damit der Bündnisfall dadurch nicht ausgelöst werden kann? …“
Na, über die Signalwirkung und die daraus möglicherweise resultierenden Konsequenzen einer solchen Maßnahme würd ich an Ihrer Stelle aber erst mal intensiv nachdenken.
Im Übrigen entscheidet ja auch bei Feststellung des Bündnisfalles jeder Bündnispartner, wie er zur Bündnisverteidigung beiträgt (m.E. Schwäche zugleich aber auch Stärke des Vertragswerkes).
Hans Schommer
Ich verstehe das einfach nicht. Wieso wird die letzten jahre ständig so nen stress gemacht mit russland. Als ob die nato besser wäre. Langsam kommt es einem so vor ,die nato will den krieg. Kann die nato nicht einfach mal zu dem zurück kehren wo für sie gedacht ist.
Die von Herrn Erler angesprochene Doppelstrategie ist allerdings kein RUS Spezifikum.
Davon ab unterstützen Verbündete der USA radikal-islamische Milizen und haben RUS im Vorfeld der olympischen Winterspiele indirekt mit Terror gedroht.
Auf TUR scheinen die USA schon keinen Einfluß mehr zu haben (SYR und IRQ).
Ich seh da die Amerikaner und deren Gefolge (gehört die Bundesregierung ja auch zu) in der Verantwortung. Insbesondere deren Festhalten an dieser m.E. ungerechtfertigten Forderung „Assad muss ohne wenn und aber weg von der Bildfläche“ steht einer Entspannung im Wege. Wenn die sich damit durchsetzen könnten, hätten wir die nächste „Krisenfläche“ in Nahost.
Hans Schommer
Nun Russland ist sehr berechenbar. Es sieht in Syrien einen vitalen strategischen Punkt und geht entsprechend militärisch vor. Sie reden mit uns und machen deutlich,man akzeptiert keine Einmischung innerhalb offensichtlicher geostrategischer Parameter.
Was mir sehr viel mehr sorgen macht, ist dass der russische Gesamtauftritt verhöhnende Züge annimmt. Und wenn jemand unberechenbar verrückt spielt, dann die Türkei.
@Thomas Melber, Hans Schommer: +1
Putins Strategie vom Moskauer Historiker Sergej Medwedew kurz erklärt:
„Im 21. Jahrhundert ist die hauptsächliche Exportware Russlands nicht Öl oder Gas, sondern Angst“
Der Kreml handele nach der „klassischen Strategie der Schutzgelderpressung“, so der Historiker: Erst werde eine Bedrohung konstruiert und anschließend Schutz angeboten. So war es in der Ostukraine, wo Moskau die Separatisten unterstützt, aber auch als Vermittler agiert. Und so ist es in Syrien, wo die russische Luftwaffe Wohngebiete bombardieren lässt, und zugleich über eine Waffenruhe verhandelt.
(„Der Unberechenbare“,SPON 13.10.)
Der Originalartikel von Sergj Medwedew , Titel „Exportgut Angst“ ,ist hier in deutscher Übersetzung zu lesen:
dekoder : Exportgut Angst , 5.10.2016
Wie @AoR treffend anmerkte, „… Russland ist sehr berechenbar“.
Sie sagen was sie machen (werden) und sie machen, was sie gesagt haben.
Niemand – in DEU – außer jetzt offenbar Herr Erler, erkennt und zieht Konsequenzen aus Putins machtpolitischen Absichten, sich als Super-Power neu zu erfinden.
Aktuelles Vehikel ist Assad mit einem Hebel namens ALLEPO.
Dabei ist das Schicksal dieser Stadt Putin absolut gleichgültig, solange Assad in Vorhand bleibt; er, Putin, hat bei der DEU Belagerung von LENINGRAD anderes erlebt und überlebt. Sicher zu empfehlen, sich im AA/Kanzleramt mal in das Seelenleben eines Leningrad-Überlebenden zu versetzten.
Der frühere U.S.-Außenminister John F. Dulles prägte Beginn der 50er Jahre mit Bezug auf – natürlich die Sowjetunion – für derartiges Gebaren den Begriff „BRINKMANSHIP“. Und genau damit hat der Westen es zu tun, nämlich: Politische Strategie, deren Wesensmerkmal die Bereitschaft ist, zur Durchsetzung politischer Interessen mit provozierten Krisen bis an den Rand (brink) des Krieges zu gehen.
Nichts Anderes macht Putin, womit er bei den verträumten Anhängern der Friedensdividende (die ausschließlich zwischen Rhein und Oder leben) blankes Entsetzen hervorruft.
Die amerikanische Position ist in Syrien politisch denkbar schlecht. Eine billigend in Kauf genommene Eskalation birgt für die Amerikaner (und damit auch für Europa) ein weit größeres Risiko, als es die Sache wert ist. Die Hardliner auf der anderen Seite des Teiches können in Syrien nur das versuchen, was die Russen in der Ukraine tun: das Feuer am Glimmen halten und bei diesem „Wettaussitzen“ darauf hoffen, dass der Gegner langfristig weniger Puste hat.
Sie sollten beim bisherigen Instrumentarium bleiben.
Hans Schommer: Die Signalwirkung, dass wir Deutschen unsere Verträge nur exakt so meinen, wie sie abgeschlossen wurden, und man sich da als Hegemonialmacht nicht herausnehmen kann, für jedes weltpolitische Abenteuer unsere Hilfe einzufordern? Würde ich unter Betrachtung unserer eigenen Interessen für vorteilhaft halten.
Welches Interesse hat Deutschland an einem Krieg gegen Russland, der sich demnächst womöglich an Syrien entzündet? Antwort: Exakt gar keins. Deutlich zu machen, dass die Falken in Washington in so einem Fall auf uns nicht zählen können, ist im Sinne des Weltfriedens (weil es milde deeskalierend wirken wird) und unserer Interessen.
Russland Türkei USA „NATO“ …. alles in Syrien. Das Spielfeld wird kleiner und irgendwann stehen sich alle auf den Füßen.
Die Eskalation ist vorprogrammiert ..
US Streitkräfte auf defcon 3 !!!
Russland schickt Flugzeugträger Richtung Syrien
.. wir rollen langsam aber sicher auf Eine weltweite Kreise Zu ..
@KPK
Vladimir Putin ist ihrer Ansicht nach ein Überlebender der Belagerung von Leningrad? Als jemand der 1952 geboren wurde???
Angela Merkel redet neuerdings Klartext, so auf dem Deutschlandtag der Jungen Union:
„Auch sie wolle gute Beziehungen zu Russland. Aber deshalb dürften nicht die eigenen Prinzipien über Bord geworfen werden, wie etwa die territoriale Integrität von Staaten, sagte sie mit Hinweis auf die russische Intervention in der Ukraine. „Morgen kommt dann vielleicht ein anderes Land dran“, fügte sie hinzu.“
Den Satz „Morgen kommt dann vielleicht ein anderes Land dran“ interpretiere ich so, dass Angela Merkel weitere russische Angriffe auf andere Staaten nicht ausschließt.
Außenminister Steinmeiers zugeständnissreiche Russlanddiplomatie, immer wieder mit Seitenhieben auf die USA oder die NATO („NATO-Säbelrasseln“) garniert, hat Putin dagegen nicht zu einem friedliebendem Herrscher gemacht.
Gerade die SPD sollte auch Putins Spaltungsversuche der EU (z.B. durch finanzielle Förderung von EU-Gegnern wie Marie Le Pen durch Personen aus Putins Umfeld) registrieren und den bitteren Realitäten ins Auge schauen.
Verträge oder Sicherheitsgarantien durch Putin sind wertlos, wie das Beispiel Ukraine zeigt. Weder das Budapester Abkommen noch bilaterale Grenzverträge oder die Schlussakte von Helsinki schützten die Ukraine vor Putins Aggression.
Eine geeinte NATO bietet Schutz vor Putin. Wenn die NATO aber durch eventuelle Wahlerfolge von Marie Le Pen oder Trump geschwächt werden sollte, durch Erdogans dubiose Politik sowieso, könnten neue Interventionen durch Putin in Osteuropa drohen.
@Mmms
Ooooo, Sie haben sowas von Recht: die Eltern, – hat er in seiner bei Phoenix ausgestrahlten politischen Biografie auch klar zum Ausdruck gebracht. Ändert aber rein gar nichts an seiner Sozialisation.
Dennoch, hätte nicht geschehen sollen. Iterum, mea culpa!
Ich sehe unterschiedliche geostrategische Felder:
In der Ukraine hat Putin die Europäische Nachkriegsordnung (keine gewaltsame Veränderung von Grenzen) schwer beschädigt und hat jederzeit die Möglichkeit den Zusammenhalt der NATO zu testen (baltische Staaten).
In Syrien macht Putin nur dasselbe, was die Amerikaner 10 Jahre vorher im Irak angerichtet haben – allerdings in kleinerem Maßstab. Da hat der Westen mit seiner Empörung meines Erachtens weltweit keinerlei Glaubwürdigkeit mehr und daher auch keine Optionen.
Warum muss sich der Westen überall verantwortlich fühlen. In Syrien haben wir eine gescheiterte Revolution, die Folgen sind schrecklich. Aber müssen wir uns da einmischen?
Die Bundeswehr sollte sich meines Erachtens wieder auf ihren Verfassungsauftrag konzentrieren, sprich: Landes- und Bündnisverteidigung. Außerdem sollte man sich intensiv und sorgfältig Gedanken über mögliche Strategien machen, falls Putin im Baltikum auf die Idee kommt, die NATO zu testen. Da müssen ausgewogene Optionen her.
Stimmt es eigentlich, daß sich während der Sanktionen gegen RUS der Handel der USA gerade mit RUS gesteigert hat?
Daß die USA per se unser Freund sind ist sehr blauäugig („Wirtschaftskrieg“ – ZEIT Online, „transatlantische Feindschaft“).
Ich sehe in Putins Vorgehen in Syrien nicht nur die Strategie, sich dort „Land“ bzw. Einfluß zu sichern – durch die dort ausgelösten Flüchtlingsströme hat Putin ein ideales Mittel, Westeuropa zu destabilisieren. Denn kaum einer flüchtet nach Russland – geflüchtet wird nach Westeuropa!
@Thomas Melber:
Dieser Mythos stimmt nicht. Der Handel USA-Russland sank von 2013 (ca. 38 Mrd. Dollar) bis 2015 ( ca. 23 Mrd. Dollar) deutlich.
https://www.census.gov/foreign-trade/balance/c4621.html
@ StMarc | 16. Oktober 2016 – 21:14
Fast voll einverstanden. Aber „In Syrien macht Putin nur dasselbe, was die Amerikaner 10 Jahre vorher im Irak angerichtet haben – allerdings in kleinerem Maßstab. …“
Widerspruch: Angerichtet wird in Nahost seit Jahren durch die USA – auch in Syrien.Die Russen kommen – wenn überhaupt – erst zum Nachtisch.
Hans Schommer
@Hohenstaufen
„Europäische Firmen befolgen die Russland-Sanktionen und leiden darunter. Dagegen hat der amerikanisch-russische Warenaustausch nach SPIEGEL-Informationen stark zugelegt – trotz der Strafmaßnahmen gegen die Regierung in Moskau.“
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/russland-sanktionen-helfen-us-firmen-europa-verliert-a-1036204.html
Russland hat handfeste Interessen, die USA haben handfeste Interessen, vielleicht ist es an der Zeit, nebulöse Hoffnungen auf Wertegemeinschaften aufzugeben und handfeste Interessen zu verfolgen. Das heißt nicht daß man in irgendeiner Art „die Seiten wechseln“ sollte, nur eine realistische Politik, ausgerichtet an deutschen Interessen wäre schon mal ganz hilfreich.
Wo bitte liegt das Problem? Putin macht genau das, was man eigentlich von einem Staats-/Regierungschef (je nachdem, wer in der Verantwortung steht) erwarten kann, er vertritt die Interessen seines Volkes. Das mag in Zeiten von Angela Merkel ein seltsames Konzept sein, aber immerhin.
Entsprechend, die Krim war historisch schon immer russisch, der Schritt daher daher nur folgerichtig. Die baltischen Staaten, na ja, die russischen Minderheiten, welche dort leben, haben sich dem Vernehmen nach ganz hervorragend integriert und ich sehe insgesamt nicht, welche Interessen Putin/Russland/die russische Minderheit in den baltischen Staaten an einer Eskalation in diese Richtung haben könnten. Syrien, keine Ahnung, da bin ich verloren, aber das wird wahrscheinlich nicht nur mir so gehen. Mir scheint hier die Türkei das größere Problem als Russland zu sein.
Und was, bitteschön, könnte die Bundeswehr, egal in welchem Szenario, denn unternehmen? Klar, ein mechanisiertes Bataillon entsenden, welches aus dem Rest der gesamten Streitkräfte personell und ausrüstungstechnisch mühsam zusammengekratzt wird. Riesig. damit sind nach stehender NATO-Doktrin zur Landkriegführung in Europa immerhin – keine Ahnung – 1,5 bis 2,5 Km Frontabschnitt abgedeckt.
@Fussgänger
RUS ist sehr spät in den SYR Konflikt eingetreten; losgetreten haben ihn andere (auch die USA).
Und die Flüchtlingsströme aus Afrika, über LBY – die kann man RUS nun wahrlich nicht ans Bein binden.
@ Thomas Melber: Ihr verlinkter Artikel ist veraltet, damals wollte Moskau in seiner Statistik einen Anstieg des Handelsvolumens (2014) erkennen, dem war aber nicht so.
http://www.freiepresse.de/WIRTSCHAFT/WIRTSCHAFT-REGIONAL/Russland-Embargo-US-Firmen-gegenueber-saechsischen-im-Vorteil-artikel9046456.php
… wurde nicht freigeschaltet. Statistik ist natürlich immer so eine Sache.
[Sorry, Korrektur: Wurde nicht freigeschaltet, weil
das hier. Hatte übersehen, dass der Text älter als ein Jahr ist. T.W.]
Aber zugegeben, @Hohenstaufen hat wohl recht:
https://www.census.gov/foreign-trade/balance/c4621.html
… wobei ich mich frage, was die USA von RUS importieren (so wie ich das lese gibt es ein Außenhandelsdefizit mit RUS – ?).
@JCR | 16. Oktober 2016 – 22:32: Dazu müsste man wenigstens eine rudimentäre Vorstellung von den eigenen Interessen haben. Dabei verwechselt man dann auch besser nicht die Interessen des Volkes mit denen der großen Wirtschaftsunternehmen. Und man denkt besser ein paar Jahre voraus.
Leider haben wir uns das abgewöhnt, denn es war ja so einfach, an der Leine anderer hinterherzuzockeln. Kommen kann ich das nicht sehen, denn es fehlt ja sogar das Problembewußtsein. Lieber beschäftigen wir uns mit der Vergangenheit und benennen eine v. Lettow-Vorbeckstraße um.
In der Tat, Erler neigt nicht zu Alarmismus, bei seinen Aussagen muss man schon aufhorchen – und ich denke, er wird gute Gründe haben warum er Russland als unberechenbar bezeichnet.
@StMarc: Warum einmischen? Weil die Flüchtlinkgskrise uns und die EU sehr konkret betrifft. Und auch weil der Syrienkonflikt ein VN Thema ist, und Deutschland dort Mitglied ist.
Nun kommt also das monopolare terraforming (aka Globalierung mit Zuckerbrot und Peitsche) an der permafrostigen russischen Strategie knirschend zum Halt. Kein Wunder, dass Erlers Aussagen vom ZDF nicht mehr gesendet wurden, denn nach den Treffen in Laussane und London ist klar, dass selbst die engsten Partner der USA keinen Bock auf einen limited war mit Rußland haben und auf einen Weltkrieg schon gar nicht. Selbst die FAZ meldet: „Washington hat Aleppo aufgegeben“.
Amerika hat in Syrien keine wirklichen militärischen Optionen mehr und alle politischen scheitern am Starrsinn der Saudis und Kataris und auch der Türkei.Den „Rebellen“ Waffen liefern ?,Kein Weg, sie nach Aleppo zu bringen; Sanktionen gegen Moskau wegen der „Kriegsverbrechen“ der russischen Luftwaffe und der syrischen Armee kommen auch nicht in Betracht, weil sie dann auch gegen Saudi-Arabien wegen dessen Kriegsverbrechen im Jemen verhängt werden müssten, und so wirklich Bock auf weitere Sanktionen haben die Europäer auch nicht. Eine Flugverbotszone über Nordsyrien iist keine Option, weil Moskau den Abschuss eines russischen Flugzeugs das nächste Mal nicht unbeantwortet lassen würde – das hat Putin ganz klar gemacht.
Nun ist also Mossul dran, damit die Dominanz der USA im Irak nicht auch noch wegbricht und um die „Niederlage“ in Syrien zu kompensieren.
@rebel4life
Was bitteschön hat die Politik von Putin mit den Interessen des russischen Volkes zu tun?
Man wüßte gern, woher diese sehr deutsche Sehnsucht nach Äquidistanz, woher das Egal-was-passiert-Verständnis für Russland und der latente Anti-Amerikanismus in unserem Land kommt. Beim Treffen der russischen Opposition am Wochenende in Vilnius konnte jedenfalls niemand darüber lachen oder nur die Augen rollen. Entsetzen trifft es wohl.
@ klabautermann
Was für eine Niederlage in Syrien meinen Sie da eigentlich? Schließlich sind die Kurden wohl die Fraktion mit den größten Erfolgen gegen den IS, und das wäre ohne die amerikanische Unterstützung so nicht möglich gewesen. Manchmal frage ich mich schon was Sie sich da zusammen fantasieren …
@emdeema
Kann Ihren Einwurf gegen Klabautermann nicht nachvollziehen – m.E. absolut auf den Punkt gebracht.
Das die Kurden Erfolge gegen IS haben ist doch unbestritten, wenn es allerdings um Einfluss geht, und nur darum geht es doch, hat Amerika in Syrien verloren, u.a. weil RUS nicht nachgeben wird. USA und RUS (Assad) haben ein unterschiedliches Verständnis, wer jetzt Rebell ist, eigentlich stört dabei der IS nur und kommt deshalb bald weg, danach geht es wohl erst richtig los, denn das Vakuum will wieder aufgefüllt werde.
…und Bilder machen Stimmung. Es ist schrecklich was Assad und Putin in Aleppo anrichten, doch zum Glück treffen die Bomben der 68 Koalition nur IS Kämpfer!
Nun wird Mosul befreit und auch da sterben dann nur IS-Kämpfer.
@emdeema
Den Satz habe ich nicht zusammen fantasiert, sondern einer groooooßen OL-Zeitung entlehnt, die in der Regel sich eher durch transatlantische Linientreue auszeichnet ;-)
Allerdings teile ich diese Ansicht. Letztendlich hat der Golfspieler/Community Manager Obama den geopolitischen Testosteron-Contest gegen den Kampfsportler/Street Fighter Putin in und um Syrien verloren…..und dann noch das:
https://twitter.com/camanpour/status/786215156430680064
Wie kommt es, dass wir keine Meldungen aus den nicht von Assad und Putin beherrschten Teil Syriens in der Presse sehen? Gibt es da keine Ereignisse von Bedeutung?
Wenn die letzte Hochburg der IS Mossul durch den Irak und die Allianz befreit wird, rechnet man mit wieviel Opfer?
Da passt der Film heute am Abend gut zur Frage: „Wieviel Opfer darf man in Kauf nehmen um wieviele zu retten?“
@emdeema
Bei nicht wenigen Zeitgenossen gilt:
Je aggressiver Wladimir Putin in der Ukraine/in Syrien/ wo auch immer zu Werke geht, desto entschiedener fällt in Deutschland die Kritik an den USA aus.
Es sind antiamerikanische Reflexe, die sich da zeigen, begründet im „sicherem Bauchgefühle, die Amis, klar doch, wer denn sonst“.
Die Russen sollen das Völkerrecht gebrochen haben? Haben die USA doch auch schon gemacht! Sanktionen gegen Russland? Was gehen uns Syrien und Aleppo etc. an.
(Klabauter)Man(n) hat sich eingerichtet, in seiner anti-amerikanischen Nische.
Im Mainstream lebt es sich halt so angenehm.
@Klaus-Peter Kaikowsky
Antiamerikanische Reflexe gibt es nur in der Bevölkerung und sie ist meist sachliche Kritik und diese fehlt unserer Regierung in den Medien. Die Welt ist eben nicht schwarz und weiß.
Wer Unrecht beim Namen nennt, darf nicht bei den Verursachern unterscheiden, denn sonst verliert man an Glaubwürdigkeit.
@KPK: Aber wenn man jetzt der Politik einer Neo Kon kritisch gegenüber steht ist man doch nicht Anti-Amerikanisch, oder?
@Klaus-Peter Kaikowsky
Man sollte wirklich ab und zu seine Reflexe reflektieren ;-) Wenn ich mir so die US-Mainsream-Berichterstattung in Sachen Wahlkampf in den USA anschaue, dann kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren. dass die meisten anti-Amerikaner Amerikaner sind/SCNR
Warum der Westen aufrüstet?
Weil Russland seit zehn Jahren Nachbarländer überfällt und annektiert und beim kleinsten Anlass mit Krieg bis zum Atomkrieg droht und zum Beweis seines Wahnsinns Millionen Truppen entlang der Grenzen aufmarschieren lässt. Nur so als Hinweis, Russland hat 1,5 Millionen Soldaten und 22.000 gepanzerte Fahrzeuge, Deutschland 170.000 und 1200. Sieht komisch aus ist aber so.
Und je mehr Truppen die USA abgezogen und die Deutschen Truppen abgeschafft haben um so offener und rücksichtsloser verfolt Putin diese Strategie.
Meiner Meinung nach muss Putin aber nicht in Syrien aufgehalten werden sondern nur ausserhalb Syriens. Denn was Putin derzeit in Syrien an Porzellan zerdeppert sichert westlich-arabische Kooperation auf Generationen – das muss man erstmal schaffen dass man in einem Jahr Assadunterstützung mehr Tot und Zerstörung produziert als alle anderen Konflikte in der Region der letzten 30 Jahre zusammen. Am Ende mag Putin einen Seestützpunkt in Syrien haben, dafür ist sein Land auf Jahrzehnte unter terroristisch-militärisch-sozialem Druck aus der arabisch-islamischen Welt.
@AoR / Klabautermann
Gut, dass wir drüber gesprochen haben – oder – US-WahlK(r)ampf und Syrien etc. sind sicherlich ursächlich verbunden?
Und, ebensowenig hat Kritik an NeoKons mit operativ-taktischen Abläufen im Raum Aleppo auch nur das Geringste zu tun.
Klaus-Peter Kaikowsky | 17. Oktober 2016 – 9:48
Moin,
zum Bullshitbingo fehlt mir noch für die 4er Reihe, Querfrontler oder Verschwörungstheoretiker, Aluhutträger geht auch.
It´s your turn
@ KPK
Vermutlich weil für viele die USA einst Posterboy von Freiheit und Demokratie waren und daher die Meßlatte besonders hoch liegt. Doch wenn man heute genauer hinsieht, dann agieren die Vereinigten Staaten allzu oft so wie ein Hobbesischer Machtstaat in Reinform. Also genau das, was wir uns nach 1945 abgewöhnen sollten und abgewöhnt haben.
Und ebenso wie Kritik an politischen Entscheidungen der israelischen Regierung nicht immer plumper Antisemitismus ist, so sollte man genauer hinsehen, bevor man das Label „Antiamerikanismus“ auf etwas klatscht.
@KPK: Nicht mittelbar. Ich stelle mir dennoch die Frage, wie können wir besser werden? Bei all den aufgeklärten Gedanken werden wir vom Faktor Geografie auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.
Und was das alles miteinander zu tun hat? Brutalität! Keep calm and recognize, everybody is on a different level of conciousness. Das gilt ins Besondere im Hinblick auf Zivilisationen. 9-11, MH-17, Nahost-Konflikt, Kurdenfrage…
Regelmäßig zieht uns die Realität runter aus unserem wohl alimentierten Himmel der ersten Welt in einen Bodensatz der von Martialität beherrscht wird. Siehe Kunduz Affäre… Wir sind im Krieg, jetzt im Ernst?
@STO: Tut’s weh? Gut so…
@csThor: Hobbesischer Machtstaat? Das geht dann arg weit. Wir erleben den Zusammenbruch der Ordnung wie wir sie kennen. Die USA wollen diese erhalten. Daher die einfache Frage: Wo sind unsere Interessen?
Ich schaue aus dem Fenster: Keine Soviet-, keine SS- Patrouille! Gut so, denn sonst wäre ich in Lebensgefahr.
Wenn wir etwas tun wollen, weil wir nicht zufrieden sind, dann müssen wir mehr beitragen. Damit haben wir dann auch mehr Einfluss… An der Seite der demokratischen Staaten.
Daher, Weltmacht… das trifft es doch ganz gut.
In den einen oder anderen Kommentar schleicht sich doch irgendwie persönliche Beschimpfung ein… bitte nicht.