Panzer für die Niederländer, ein Schiff (teilweise) für die Bundeswehr

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Wenn die niederländische Verteidigungsministerin Jeanine Hennis-Plasschaert und ihre deutsche Kollegin Ursula von der Leyen am (heutigen) Donnerstag am Rande des EU-Verteidigungsministertreffens in Amsterdam die ohnehin enge Zusammenarbeit der Streitkräfte beider Länder weiter ausbauen, tun sie das vor symbolischer Kulisse. Am (gestrigen) Mittwochabend verlegte die Königliche Marine der Niederlande ihr Joint Support Ship Karel Doorman, eine Mischung aus Versorgungsschiff und Hubschrauberträger, erstmals in die niederländische Haupstadt (Foto oben).

Mit an Bord Seiner Majestät Schiff: Zwei Leopard-Kampfpanzer des Deutschen Heeres, die vergangene Woche, auch das eine Neuerung, mit einem Landungsboot auf die Karel Doorman geschafft worden waren (Foto unten). Auf diesem Schiff werden die beiden Ministerinnen Vereinbarungen unterzeichnen, die unter anderem den Niederländern wieder Zugang zur Panzertruppe verschaffen – und den Deutschen zu einem Typ Kriegsschiff, den sie gerne hätten, sich aber nicht leisten können.

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Die Zusammenarbeit der Panzertruppe hatten beide Länder bereits im September vergangenen Jahres angekündigt – eine weitere Verflechtung der Heere beider Länder, im konkreten Fall sogar bis auf die Kompanieebene:

Die niederländische 43. Mechanisierte Brigade wird in die deutsche 1. Panzerdivision integriert. Ein deutsches Panzerbataillon wird im Gegenzug Teil dieser niederländischen Brigade. In diesem deutschen Panzerbataillon wird eine Kompanie mit niederländischen Soldaten besetzt. Der Verband soll in Lohheide/Truppenübungsplatz Bergen in Niedersachsen stationiert werden und deutsche Panzer nutzen. Der neue Truppenteil soll Ende 2019 voll einsatzbereit sein.

Das deutsche Bataillon ist das Panzerbataillon 414 in Bergen, das neu aufgestellt wurde – und die Beteiligung der Niederlande, die dort eine Kompanie mit 18 deutschen Leopard-2-Kampfpanzern stellen, hat die Neuaufstellung dieses Bataillons (nicht zuletzt als Strukturmaßnahme für den Standort Bergen nach Abzug der Briten) erst ermöglicht. Das niederländische Heer wiederum bekommt damit Zugriff auf die Fähigkeiten der Panzertruppe und kann eigene Fähigkeiten erhalten, die nach der Abschaffung der Kampfpanzer in ihrem Land – aus Kostengründen – zu verfallen drohten. Nach Angaben des niederländischen Verteidigungsministeriums bringt die königliche Truppe 16 ihrer Leopard-Panzer vom Typ 2A6 in den deutschen Pool der Gefechtsfahrzeuge ein, die auf die neuere Version 2A7 aufgerüstet werden sollen.  Die 18 für die niederländische Kompanie vorgesehen Kampfpanzer werden dann  bei der Bundeswehr geleast. Sie sollen auch ohne die Deutschen in Einsätze außerhalb Deutschlands gehen können, wenn die Niederlande das beschließen.

Die Landstreitkräfte setzen damit den Ausbau ihrer Kooperation fort; bereits zuvor war die 11 Luchtmobiele Brigade der deutschen Division Schnelle Kräfte unterstellt worden. Deshalb wird für die Panzer-Kooperation und die wechselseitige Unterstellung der Einheiten auch eine Vereinbarung unterzeichnet, die die Einzelheiten regelt.

Noch nicht so weit ist dagegen die maritime Zusammenarbeit, für die die beiden Ministerinnen zunächst nur einen Letter of Intent, eine Absichtserklärung unterschreiben wollen. Er soll im wesentlichen vorsehen, dass sich Deutschland an der Nutzung der Karel Doorman beteiligen kann und dass das deutsche Seebataillon in das niederländische Korps Mariniers integriert wird. Integration bedeutet allerdings nicht, dass die deutsche Einheit von Eckernförde nach Den Helder verlegt wird, sondern vor allem einen regen Personalaustausch und gemeinsame Übungen, betonte das deutsche Verteidigungsministerium nach Angaben der Eckernförder Zeitung*.

Die gemeinsame Nutzung des Joint Support Ships hat sich schon in der revidierten Planung für die Hauptwaffensysteme der Bundeswehr niedergeschlagen: Bislang waren dort zwei solcher Schiffe vorgesehen, allerdings in dem klaren Wissen, dass die finanzielle Lage auf absehbare Zeit eine Beschaffung nicht zulassen würde. Nun verzichtete Ministerin von der Leyen auch formal auf diese deutsche Fähigkeit, die nun multionational geschaffen werden soll – zunächst eben mit der Mitnutzung des niederländischen Schiffes. Für die Regierung in Den Haag wiederum ist das ebenfalls ein Gewinn: Die Karel Doorman wäre fast nicht in Dienst gestellt worden, weil dem Land der Betrieb zu teuer schien.

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(Übrigens, ich hoffe es provoziert hier keine abseitige Diskussion, kann auf der Karel Doorman natürlich auch ein NH90 landen, wie dieses Video zeigt…)

Da alle Länder in Europa sparen müssen (selbst wenn es den Trend gibt, mehr für die Verteidigungshaushalte auszugeben), will Ministerin Hennis das nach der deutsch-niederländischen Unterzeichnungszeremonie bei dem EU-Ministertreffen unter niederländischem Vorsitz auch zum Thema machen. Nicht nur, um mit Kooperationen in Europa die Ausgaben zu senken – sondern auch, um die Abhängigkeit der Europäer von den USA wenigstens ein bisschen zu mindern. Und dafür, so lautet offensichtlich die Botschaft aus Amsterdam, sind viele konkrete Kooperationen erfolgversprechender als ein erneuter Versuch, im großen Rahmen eine europäische Armee zu schaffen.

Nachtrag: Zu dem Thema gibt es jetzt eine Pressemitteilung des BMVg, leider ohne weitere Einzelheiten:

PM 01 DEU NLD

… und das Statement von der Leyens in Amsterdam, zur Verfügung gestellt vom BMVg:

 

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(*Deutsche Verlagswebseiten werden hier in der Regel nicht verlinkt. In diesem Fall eine Ausnahme, weil diese Meldung angesichts umlaufender Gerüchte doch ganz wichtig ist und zudem schon in den Kommentaren zum vorangegangenen JSS-Eintrag zitiert und verlinkt worden war)

(Foto oben: Karel Doorman beim Einlaufen in Amsterdam am 3. Februar 2016 – mit freundlicher Genehmigung von Jaime Karremann/ Marineschepen.nl; Foto unten: Verladung eines Leopard2-Kampfpanzers der Bundeswehr mit einem Landungsboot auf das niederländische Joint Support Ship Karel Doorman, im Hintergrund, am 29. Januar 2016 – Koninklijke Marine via Facebook; Grafik: defensie.nl)