Konservative Sozialdemokraten wollen Bundeswehr mit „mindestens 200.000 Soldaten“
Der Seeheimer Kreis, der konservative Flügel der Sozialdemokraten, will die deutschen Sicherheitsbehörden gestärkt sehen und dafür unter anderem die Bundeswehr auf mindestens 200.000 Soldatinnen und Soldaten vergrößert wissen. Das geht aus einem Positionspapier der Gruppierung mit dem Titel Handlungsfähig, entschlossen, selbstbewusst – Für eine Stärkung unserer Sicherheitsstrukturen hervor, über das zuerst die Süddeutsche Zeitung berichtete (Link aus bekannten Gründen nicht).
Interessant ist, dass – zumindest formal – dem Seeheimer Kreis der Bundeswirtschaftsminister, Vizekanzler und SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Fraktionschef Thomas Oppermann angehören. Allerdings macht das ein Positionspapier dieser Gruppe noch nicht zu einer Mehrheitsmeinung in der SPD.
Zur Bundeswehr Ausschnitte aus diesem Papier (den kompletten Text gibt es auf der Seeheimer-Seite zum herunterladen):
Wir sehen uns mit immer mehr und immer vielfältigeren Herausforderungen konfrontiert, die das friedliche Zusammenleben der Gemeinschaft genauso bedrohen wie die Freiheit und die Sicherheit des Einzelnen. Gleichzeitig wurden in den vergangenen Jahrzehnten die Ausgaben für die innere und äußere Sicherheit auf allen Ebenen mehr und mehr zurückgefahren. Ursächlich dafür war die Erwartung einer Friedensdividende, auf die sich unsere Gesellschaft nach dem Zusammenbruch der Staaten des Warschauer Paktes vor dem Hintergrund einer vermeintlich entspannten Bedrohungslage eingestellt hat.
Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit waren immer ein Kernthema der deutschen Sozialdemokratie, nichtsdestotrotz folgten auch Regierungen mit SPD-Beteiligung dem allgemeinen Trend zu Einsparungen und Personalabbau bei den deutschen Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern. Spätestens mit den zusätzlichen Herausforderungen durch Terroranschläge in Europa und seit Beginn der Flüchtlingskrise zeigt sich, dass dies einerseits zu einem wachsenden Gefühl der Unsicherheit in weiten Teilen der Bevölkerung führt und andererseits die Handlungsfähigkeit unserer Sicherheitsbehörden stark eingeschränkt hat. Für den Seeheimer Kreis ist damit klar: Wir brauchen eine Trendumkehr und wir brauchen sie jetzt! (…)
Jeglichen Einsatz der Bundeswehr im Inneren über die im Grundgesetz beschriebenen Aufgaben hinaus lehnen wir kategorisch ab. Umso dringlicher ist es, die einzelnen staatlichen Akteure in die Lage zu versetzen, auch in Extremsituationen ihre Aufgaben im Sicherheitssystem der Bundesrepublik Deutschland erfüllen zu können. Dazu zählen wir nicht nur die Sicherheitsbehörden und die Streitkräfte, sondern beispielsweise auch das Technische Hilfswerk, das als zivile Komponente des Katastrophenschutzes und der Nothilfe im In- und Ausland wertvolle Arbeit leistet. (…)
Wie alle Sicherheitsbehörden ist die Bundeswehr mit einer zunehmenden Komplexität der Herausforderungen und einer Zunahme der Aufgaben konfrontiert. Die Sicherheit Deutschlands zu garantieren, ist und bleibt die Kernaufgabe unserer Armee, was besonders durch die näher rückenden militärischen Konflikte am Rande Europas deutlich geworden ist.
Die Erfüllung der internationalen Verpflichtungen darf dabei nicht wie derzeit die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr im Ganzen in Frage stellen. Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages hat mit Vorlegen seines Jahresberichtes 2015 verdeutlicht: Die Streitkräfte arbeiten in einigen Bereichen am Limit und darüber hinaus. Deshalb halten wir eine – über die Besetzung der bereits jetzt vakanten 7.000 Planstellen hinausgehende – permanente Erhöhung des Personalbestandes von derzeit ca. 177.000 auf mindestens 200.000 Soldatinnen und Soldaten zuzüglich ziviler Beschäftigter für erforderlich. Allein die Umsetzung der europäischen Arbeitszeitrichtlinie führt zu einem erheblichen Mehrbedarf, um die Ausbildung und Einsatzfähigkeit unserer Streitkräfte sicherzustellen.
Mit dem zusätzlichen Personal soll vor allem das Heer in die Lage versetzt werden, zwei der bestehenden drei Divisionen vollumfänglich so auszustatten, dass die Bundeswehr jederzeit auf bereitstehende Kräfte für Auslandseinsätze, Hilfsmissionen und Bündnisverpflichtungen zugreifen kann. Außerdem soll die durch Auslandsmissionen stark beanspruchte Marine entlastet werden. Bei der Beschaffung von Ausstattung ist den erheblich gestiegenen Herausforderungen und Belastungen ebenso Rechnung zu tragen wie der geforderten Aufstockung des Personalkörpers.
Die Gewinnung neuen Personals für die Streitkräfte in dieser Größenordnung wird nur mit einer deutlichen Attraktivitätssteigerung des Soldatenberufes gelingen, beispielsweise durch die Anhebung der unteren Besoldungsstufen auf die jeweils nächst höheren und die Aufhebung der Laufbahnbeschränkungen. Die erheblichen Leistungen von bereits aktiven Soldatinnen und Soldaten sollen durch die Flexibilisierung bei der Abgeltung von Überstunden gewürdigt werden. Gleichzeitig müssen die Soldaten durch die Auflösung des Beförderungsstaus enger an die Truppe gebunden werden.
Das wird eine interessante Debatte – ob das in der SPD durchsetzbar ist, halte ich noch nicht für ausgemacht. Eher finden die Seeheimer da Verbündete beim Koalitionspartner CDU.
@schleppi | 05. Februar 2016 – 0:32
Polizisten können auch 50 sein und trotzdem noch Streife fahren.
MG-Schützen können das nicht…
@Koffer
….und keiner muss bis 50 MG Schütze sein (kenne genügend 50jährige die sportlicher sind als die meisten 20jährigen). Warum soll ein BS mit 35 nicht die Verwendung wechseln?
Viele SaZ 12 machen erst ab 35 Karriere? Warum sollen nicht alle Jungen/Fähigen erst einmal in Kampftruppen dienen? Warum beginnen viele Soldaten ihre Laufbahn im Stab oder Amt?
@Hans Dampf
„Die Frage ist für mich: Wie sieht es denn in der freien Wirtschaft aus? Kann ich mir dort eine „Schwächephase“ leisten, kann ich mich dann wieder an den Spitzenmann, der es von Anfang an unablässlich war, „heranarbeiten“ und ihn ggf. überholen?“
Ich glaube nicht, dass das in der Wirtschaft möglich ist. Vielleicht ist es dort sogar noch schwerer als bei uns. Aber da kann immerhin ein ungelernter zur Fachkraft werden, ein Geselle seinen Meister machen, ein Meister studieren usw. und es wird dort oftmals (zumindest in größeren Firmen) honoriert. Bei uns ist das aber die Ausnahme. Der Stabsunteroffizier, egal wie gut und engagiert ist und bleibt heute in der Regel Unteroffizier und auch der beste HFw wird im Normalfall nicht mehr Offizier. Wir entlassen lieber gut ausgebildete Soldaten (z.B. UO) als Ihnen mit wenigen Lehrgängen einen Aufstieg zu ermöglichen.
Die von Ihnen kritisierte Bündelung der Stellen hat da m.E. sowohl Vor- als auch Nachteile, ich persönlich hätte aber auch lieber eine Durchlässigkeit der Laufbahnen. Warum kann ein sehr guter OStFw (ohnehin offizierswertig eingesetzt) nicht am Ende seiner Dienstzeit noch Leutnant werden? Er muss ja nicht noch bis zum Hptm aufsteigen. Und gleiches sehe ich auch für UO / MilFD. Ich finde das System einfach zu starr.
@Koffer
„Ist treues dienen also von einer anstehenden Beförderung abhängig?“
Nein, das habe ich aber auch nie behauptet. Allerdings kommt es natürlich auf die Definition von „Treu Dienen“ an. Für mich ist „die Pflicht, jederzeit Dienst zu leisten“ tatsächlich eine etwas antiquierte Floskel, vor allem im Grundbetrieb.
Ich denke tatsächlich neben der Bundeswehr auch an meine Familie. Und genau deshalb würde ich mich auch nicht mehr freiwillig melden, wenn irgendwo in Hintertupfingen eine Stelle zu besetzen ist, bei der ich weniger Geld bekomme (Wegfall von Zulagen, gleiche Dotierung) und wieder pendeln muss. Ich habe den Großteil meiner Dienstzeit zu fast gleichen Teilen in sechs verschiedenen Bundesländern absolviert und bin mit meinem jetzigen Job und Standort mehr als zufrieden. Damit ich noch mal freiwillig „Arbeit ansauge“ müsste schon etwas mehr herausspringen als ein „Ich bin stolz auf Sie“ vom Chef. Da nutze ich lieber die Zeit, die mir nach Ablauf der Erledigung meiner dienstlichen Aufgaben zur Verfügung steht für Familie und persönliche Weiterbildung auf eigene Kosten.
Diene ich damit gemäß Ihrer Definition nicht mehr treu?
Jeder Soldat sollte im untersten Rang beginnen und die Geschwindigkeit der Beförderung hängt von Eignung, Leistung, Befähigung und Verfügbarkeit ab.
Quereinsteiger und Personen mit verwertbaren Ausbildung bekommen eine Prämie zum Gehalt.Ein Grundproblem ist doch, dass nur noch die ziv Qualifikation was zählt und militärisches Können und Erfahrung nichts mehr zählt.
Viele im ziv Bereich starten erst mit über 40 durch (gründung Unternehmen, leitende Funktion) oder sind einfach nur zufrieden. Bei der Bw geht ab 40 nichts mehr, selbst wenn der Uffz einen richtigen Doktor macht.
@Zimdarsen | 05. Februar 2016 – 7:30
„….und keiner muss bis 50 MG Schütze sein“
Müsste er aber, wenn wir ihn zum BS Landser machen würden.
Oder wir müssten große OSG Friedhöfe erschaffen. So wie wir es für StFw und Oberstlt ja leider bereits haben.
Aber da, die Elefantenfriedhöfe (Ulm, Köln etc.) ja schon bei StFw und Oberstlt ein Ärgernis sind, warum sollten wir diesen Fehler jetzt auch noch für Mannschafter wiederholen?
„Warum soll ein BS mit 35 nicht die Verwendung wechseln?“
Warum sollte man jemand zum BS machen für den nach 35 kein Bedarf besteht um für ihn dann einen Pseudodienstposten zu erfinden?!
@Schnuckel | 05. Februar 2016 – 7:31
„Ich finde das System einfach zu starr.“
Im Vergleich zum übrigen öffentlichen Dienst sind wir flexibel wie Gummi. Ob man noch mehr Flexibilität benötigt bezweifle ich.
„Für mich ist „die Pflicht, jederzeit Dienst zu leisten“ tatsächlich eine etwas antiquierte Floskel, vor allem im Grundbetrieb.“
Dann sollten Sie vielleicht in eine Organisation wechseln (Zivilleben?!) in denen die Erfüllung dieser „antiquierte Floskel“ nicht durch Gesetz und Eid von Ihnen verlangt wird…
„Diene ich damit gemäß Ihrer Definition nicht mehr treu?“
Das muss Ihr Disziplinarvorgesetzter unter Würdigung aller Faktoren entscheiden. Per Ferndefinition ist das schwierig zu entscheiden.
@Koffer
Das ist dem Landser gegenüber unfair. Kennen sie Mannschaftsdienstgrade von heute?
Sind eben nicht -nur- MG Schütze sondern haben viele andere Fähigkeiten, Zweit- und Drittverwendungen (Sport, ABC, IT, Ausbildung uvm). Wie viel Log Pers kommt auf einen Kämpfer? Wenn wir dann nichts mehr finden, dann wechselt man eben in den Bw ziv Bereich. Wir haben so viele Möglichkeiten in der Bw und eben mehr Unterstützungspersonal als Kämpfer. Solange wir uns es leisten können junge Menschen in Stäben, Ausbildungseinrichtungen, Ämtern uvm in Erstverwendung zu bringen haben wir noch viel Luft.
@Schnuckel
“ Warum kann ein sehr guter OStFw (ohnehin offizierswertig eingesetzt) nicht am Ende seiner Dienstzeit noch Leutnant werden.“
Was sollte einen OStFw bewegen Leutnant zu werden?
Die Qualifikation eines OStFw mit all seinen Lehrgängen und Erfahrungen sind weit über der eines Bachelors (Geselle) und somit im Normalfall über DQR 6 (http://www.dqr.de/)
Nach absolvierung der Offz-Ausbildung kann er locker Olt (A10) oder Hptm (A11) werden.
@ Georg
Genau, in dem Fall können wir uns den BS evtl. schenken. Vielleicht sollten wir aber, bei einem häufigeren Arbeitgeberwechsel (IT-Pers), darüber nachdenken die Zielgruppe hinsichtlich Lebensalter der Bewerber zu erweitern.
@ Koffer
„Im Vergleich zum übrigen öffentlichen Dienst sind wir flexibel wie Gummi. Ob man noch mehr Flexibilität benötigt bezweifle ich.“
Mag richtig sein.
Leider beziehen wir unseren Nachwuchs / Bewerberpotential nicht aus dem öffentlichen Dienst. Deshalb hinkt der Vergleich hinsichtlich der Flexibilität zum öffentlichen Dienst. Wie sieht der Vergleich aus, wenn Sie als Vergleichspartner den Arbeitsmarkt an sich, die Personen, die dort ihre Arbeitsleistung anbieten und im speziellen unsere Konkurrenten, die Unternehmen, die darauf auftreten, nehmen? Mit denen müssen wir uns doch vergleichen, nicht nur mit dem öffentlichen Dienst.
a) Die Laufbahnen sind durchlässig. Heute kann auch ein 40-jähriger auf den LGAN gehen. Heute spielt die Rest-Dienstzeit eines Offz-MilFD für den Wechsel zum TrDst keine Rolle mehr. Wer mindestens den Realschulabschluss hat, geht zum Assessment-Center Führungskräfte (oder so ähnlich) und kann Offizier werden. Einige holen dann sogar die Hochschulreife nach und studieren.
Ich habe als Fähnr/OFähnr/Lt in einem Zug gedient, wo nahezu alle Portepeeunteroffiziere (Fach)-Abitur hatten. Offenkundig möchte auch nicht jeder mit Realschulabschluss/Abitur Offizier werden, obschon er die Voraussetzungen für diese Laufbahn erfüllt.
b) Wie es künftig aussehen wird, sprich ob ein junger OStFw nicht in die Offz-Laufbahn wechseln kann, wird man sehen. Im Moment ist ja offenkundig alles im Fluss/Wandel. Bei den Franzosen ist dies schon möglich.
c) Verbunden mit a): Es gibt durchaus den ein oder anderen, der sich nicht darüber beschwert, schon mit 54 in Pension zu gehen, mit einer Pension, von der einige Rentner übrigens nur träumen können. Dies ist auch eine Art der „Attraktivität“. Einige überlegen es sich dann zwei mal, ob sie noch einen „draufsatteln“ würden, wenn damit auch ein längeres Dienen verbunden wäre.
d) Frage ich mich grundsätzlich: Was soll mit dieser „Durchlässigkeit“ eigentlich erreicht werden? Wir sind heute schon zu „kopflastig“ und wollen dann die (vergleichsweise) wenigen, die es an der „Basis“ noch gibt, dann auch noch im Kamineffekt nach oben schießen lassen? Die Logik erschließt sich mir nicht.
e) Am Anfang steht die Berufswahl. Die Bundeswehr hat auch heute schon gute Argumente, in ihr zu dienen. Gutes Gehalt, einen sicheren „Arbeitsplatz“, freie Heilfürsorge, Beihilfe für die Kinder und ggf. auch für den Ehepartner. Das sind alles Dinge, die sollte man nicht verschweigen. Auf der anderen Seite – aber daraus wurde nie ein Geheimnis gemacht – gibt es wie bei allen Dingen Nachteile. Ich persönlich finde, dass es ein gewisses Geschmäckle hat, wenn man zwar gerne die o.g. Vorteile „einstreicht“, aber gleichzeitig versucht, die vermeintlichen Nachteile, die dem militärischen Auftrag und den damit verbundenen Begebenheiten geschuldet sind, mit dubiosen Vorschlägen aufzuwiegen. Es muss ein vernünftiges Mittelmaß zwischen „Alle zwei Jahre wird man versetzt, Ausführung, Ende“ und „Lebenslanger Stellenbündelung“ geben. Der Soldatenberuf ist nicht dazu geschaffen worden, es denen, die ihn ausüben, möglichst „gemütlich“ und heimelig zu machen. Er ist auch nicht dazu geschaffen worden, die Menschen durch unzählige Versetzungen heimatlos zu machen und sie sozial zu entwurzeln. Von den Auswirkungen der Einsätze einmal ganz abgesehen. Aber auch hier gilt: Kommunikation hilft. Wer Karriere machen möchte, der muss mobil sein. In der Bundeswehr und in der freien Wirtschaft. Wer sagt, mir reicht der Dienstgrad xy, werft ruhig meine Akte weg, gut, der möge es dann so machen. Er sollte dann aber nicht später nachkarten und dem Dienstherrn die Schuld für seine Entscheidung oder den dadurch entstehenden Groll geben, wenn Kameraden an ihnen vorbeiziehen, die eben eine andere Entscheidung getroffen haben.
@klabautermann
Was genau ist denn von der ehemaligen Qualität der Deutschen Post und Bahn übrig??
Nicht mehr viel, oder!
@Hans Dampf
Ja, rein theoretisch ist inzwischen einiges möglich, doch eben nir rein theoretisch und in homöopathischen Dosen.
Der Grund warum die Laufbahnen evt geändert werden müssen ist das Thema im Thread, evtl 200 000 qualifizierte und willige Soldaten zu generieren.
Viele meiner ehem Kameraden Uffz/Offz haben nach ihrer SaZ Dienstzeit die Tätigkeit komplett geändert und sind erfolgreich. Hier wird immer nur mit abhängiger Beschäftigung verglichen doch gerade die Meister machen sich oft selbstständig und haben Erfolg.
Die Alternativen sind da.
Der Druck wird durch den Bedarf bei Polizei und Wirtschaft die nächsten Monate noch größer.
@Hans Dampf
Ja, am Anfang steht die freie Berufswahl, aber eben nicht für alle Soldaten viele werden schon zu beginn ihrer Karriere gekündigt dürfen aber noch 12Jahre bleiben!
Wo gibt es denn sowas noch? Wo ist da die Berufswahl, wenn man nach Jahren seinen Beruf verlassen muss?
@ Zimdarsen
Zitat: „Wo gibt es denn sowas noch? Wo ist da die Berufswahl, wenn man nach Jahren seinen Beruf verlassen muss?“
Dies ist auch mein Argument. Entweder in den 12 Jahren zeichnet sich die Chance auf eine Berufssoldatenlaufbahn, respektive BS-Stelle ab, oder der Kandidat orientiert sich nach 6 – 8 Dienstjahren an der freien Wirtschaft um sich seinen Wiedereinstieg vorzubereiten.
Saz 15 – 25 ist der Aufschub des „sozialen Abstiegs“.
Also nun müssen wir uns aber entscheiden: Vergleichen wir die Bw nun mit dem Öffentlichen Dienst (wozu ich auch die Polizei zähle) oder nicht. In Bezug darauf braucht die Bundeswehr den Vergleich nicht zu scheuen.
Es sei denn, man vergleicht – wie es nicht wenige innerhalb der Streitkräfte tun – z.B. den Streifenpolizist des gehobenen Dienstes (= Offz MilFD) der Landespolizei mit dem Stabsoffizier der Bundeswehr. Wenn überhaupt ein Vergleich diesbezüglich statthaft ist, dann in derselben Laufbahn und in einer Bundesbehörde, wie z.B. der Bundespolizei.
Der Vergleich mit der „freien Wirtschaft“ oder gar mit selbständig Beschäftigten ist nicht wirklich aussagekräftig. Man schaue sich einmal die Vitae der Konzernchefs an. Die haben auch verschiedene „Posten“ an verschiedenen Orten durchlaufen. Wer zeitlebens den Karosseriebau des VW-Golf in Peine-Salzgitter (mag auch wo anders sein) leitet, wird seinen Lebtag nicht Aufsichtsratsvorsitzender bei VW.
Im Übrigen: ich habe es ja schon des Öfteren gesagt. Das „Wasserkopfproblem“ in der Bw haben wir gerade wegen des Berufssoldaten-Status. Die Bundeswehr muss a) in Teilbereichen „jung“ sein und b) auch zumindest im begrenztem Maße auf Strukturveränderungen reagieren können. Bei 200.000 Berufssoldaten wäre das noch schlechter möglich als heute ohnehin schon. Und die Behauptung, man stünde nach 12 Jahren mit leeren Händen da, ist schlichtweg unwahr. Wer sich einbringt und Eigeninitiative zeigt, kann mittels der Gelder aus dem BFD definitiv etwas aus sich machen; gerade in der derzeitigen Arbeitsmarktsituation.
@Hans Dampf
Man muss nicht immer vergleichen, doch wenn man es tut, muss man wissen wo die Unterschiede sind und warum.
Auch der öffentliche Dienst wird nicht bleiben wie er ist, denn eine ähnliche Diskussion wie wir sie führen findet auch dort statt, nur hat der ÖD nicht ganz so unterschiedliche Tätigkeitsbilder und steht weniger in Konkurrenz mit dem produzierenden Gewerbe als die Bw.
@ Hans Dampf
Warum müssen wir uns nur mit dem öffentlichen Dienst vergleichen? Was soll denn das?
Ok, es gibt Schulabgänger die sagen sich: Ich will in den Staatsdienst, was gibt’s da? Polizei, Bw, Wasserschutzpolizei, Zoll, Justiz, Ordnungsamt.. usw usw.
Und es gibt Schulabgänger die sagen: Ich will im Bereich IT arbeiten, was gibt’s da?
Polizei, Bw, WSP… + Unternehmen X, Y, Z + Krankenhäuser + Universitäten, Institute + Selbstständigkeit, +, +, +, +, +, … … …
Wollen wir den zweiten, müssen wir uns wohl weiter umschauen und bewerten, wie wir da im Vergleich da stehen!
Und sorry, ernsthaft? „Streifenpolizist des gehobenen Dienstes (= Offz MilFD)“ versus StOffz?
Der OffzMilFD ist die Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes, Einsatz vorrangig in Verwendungen mit militärischer Fachexpertise (Stäbe, Kdo, Ämter, in der Truppe als Inst-Fachmann, Log-Fachmann, WaSys-Fachmann, Stabsarbeiter usw..) Überall dort wo tieferes Fachwissen gefragt ist. Der „Polizist im gehobenen polizeilichen Fachdienst“ würde wohl sicher keine Streife fahren. Der würde wohl auch in planender oder organisatorischen Funktionen in Polizeidirektionen oder wie auch immer das heisst, eingesetzt werden.
@Hans Dampf
Da haben sie ja das beste Bsp wie sich Bildung, Wissen, Erfahrung und Einstufung verschoben haben.
“ Streifenpolizist des gehobenen Dienstes (= Offz MilFD) der Landespolizei mit dem Stabsoffizier der Bundeswehr“
Offz MilFD: Fachhoschulreife, Facharbeiterbrief, Meisterbrief (DQR 6) und staatl geprf irgendwas (DQR 6) mit vielen Jahren Berufserfahrung plus militärischer Ausbildung. Der hat mehr Fähigkeiten und Erfahrung als ein Abiturient mit Bachelor.
Dann A9 Eingangsbesoldung. Das System passt nicht mehr.
Der öffentliche Dienst, einschl der Bw muss Weiterbildung und Erfahrung nicht nur für Quereinstieger honorieren.
@ MilFKr
Dann schauen sie einmal nach. Es gibt Bundesländer, und derer nicht wenige (z.B. NRW, Hessen, also ganz „kleine“, unbedeutende Bundesländer), wo JEDER Polizeivollzugsbeamte mindestens Kommissar (A9, bei der Bundeswehr „Leutnant“) ist. Das ist der gehobene Dienst, von A9 bis A13G. Oh Wunder, dasselbe wie der Offz MilFD bei der Bundeswehr. Der „mittlere Dienst“ wurde dort ersatzlos gestrichen.
Aber vielleicht ist das dann der nächste Schritt in zehn Jahren. Da ist dann jeder Soldat aus Gründen/Opfer der Attraktivität mindestens Leutnant. Stark.
P.S. ich stelle diesen Vergleich auch nicht an. Aber nicht wenige tun es.
@ Hans Dampf
Darf ich Sie höflich darauf aufmerksam machen, dass der normale Einstieg in den gehobenen Dienst bei der Bw, normalerweise der Weg des TrOffz ist.
Den OffzMilFD gibt es um leistungsstarken Fw diesen Weg in den gehobenen Dienst zu öffnen, um dann dort nicht wie der TrOffz in einer Truppen/Führungsverwendung, sondern auf seiner Erfahrung als Fw aufbauenden militärischen Fachverwendung zu dienen.
Wenn Sie also den Normalweg in den gehobenen Dienst der Polizei mit etwas in der Bw vergelichen möchten, dann auch bitte hier mit dem Normalweg. Das ist der TrOffz. Und das passt auch zu Ihrem A13G. Wer StOffz (höherer) werden will durchläuft einen weiteren Laufbahnlehrgang.
Der OffzMilFD war auch nie mittlerer Dienst und ist dann angehoben worden und nur weil das Endamt A13G (Stabshauptmann) nur von OffzMilFD besetzt werden kann und nicht von TrOffz, ist das noch lange keine Vergleichsgrundlage mit der Besetzungspraxis allgemein und speziell bei A13G bei der Polizei.
Der gehobene Dienst geht nun mal von A9 – A13, das ist kein Alleinstellungsmerkmal für den OffzMilFD. Auch der Leutnant TrDst ist A9 besoldet.
@mil FKr
@ Hans Dampf
Der unmittelbare Vergleich der Laufbahnen Bundeswehr – Polizei ist nicht sehr hilfreich, auch wenn der Blick in die Besoldungsordnung(-en) A das nahelegt. Es gibt z.B. nichts in den Polizeien, das dem Offz MilFD wirklich entsprechen würde.
Der mittlere Polizeivollzugsdienst entspricht den Unteroffizieren m.P.; es gibt ein FH-Aufstiegsstudium in den gehobenen Dienst, teilweise auch Überleitungsmöglichkeiten mit eingeschränkter Laufbahnbefähigung, z.B. bis A 10 oder A 11.
Der gehobene Polizeivollzugsdienst entspricht der Laufbahn der Offiziere des Truppendienstes, endet allerdings schon bei der A 13 gehobener Dienst. Zugangsvoraussetzung ist der Bachelor-Grad bzw. ein FH-Diplom.
Der höhere Dienst entspricht den Stabsoffizieren. Zulassungsvoraussetzung ist das Aufstiegsstudium an der Deutschen Hochschule der Polizei (früher Polizeiführungsakademie) mit Mastergrad. Es gibt auch „Seiteneinsteiger“, diese benötigen ein Uni-Diplom, die zweite Staatsprüfung oder den Mastergrad. Und, um es noch komplizierter zu machen, es gibt für herausragende Beamte des gehobenen Dienstes die Möglichkeit der Überleitung in den höheren Dienst. Für die ist bei A 14 dann das Ziel erreicht.
In meinem Bundesland und in anderen wird kein mittlerer Dienst mehr ausgebildet. Es ist tatsächlich so, dass die Erstverwendung für die frischgebackenen Polizeikommissare (= Leutnante) nach dem Studium der Streifendienst ist. Das mag man gutheißen oder auch nicht, es ist so.
Hier noch meine 20 Ct zu den Vorstellungen einer eigenen Laufbahnordnung für die Bundeswehr:
Von einer eigenen Laufbahn für die Soldaten hat man schon während meiner eigenen Bw-Dienstzeit (1973 – 1985) geträumt. Und in meinem jetzigen Berufsstand der Polizeibeamten träumt man auch schon seit Jahrzehnten von einer eigenen Besoldungsordnung.
Meine ganz persönliche Meinung: Davor kann man nur warnen! Weder der Polizei noch dem Militär hat die enge Verzahnung mit anderen verbeamteten Berufsgruppen wirklich geschadet. Im Gegenteil: Beiden Gruppen wäre in den Zeiten des Sparwahns (also bis heute) mit einer eigenen Besoldungsordnung das Fell über die Ohren gezogen worden, weil durch eine Entkoppelung eine Entsolidarisierung im öffentlichen Dienst entstanden wäre.
Ich möchte in dieser Hinsicht nur mal auf den Wildwuchs hinweisen, der entstanden ist, seit die Bundesländer eigene Besoldungsordnungen haben. Hört Euch mal unter Polizeibeamten um oder schaut Euch im Internet um, wie weit die Besoldungen inzwischen auseinanderklaffen! Etwas vergleichbares würde bei „eigenen Laufbahnordnungen“ für die Bundeswehr passieren, davon bin ich überzeugt. Das Fellabziehen für einzelne Gruppen geht viel einfacher als für alle!
Polizei und Militär haben unter vielen Parlamentariern und Regierenden (die ja über sowas wie Laufbahnordnungen und Gehaltstabellen bestimmen) nur dann Konjunktur, wenn die „Bedrohungslage“ entsprechend ist. Das bekommt man ja derzeit auf beiden Tätigkeitsfeldern sehr gut mit, die Nachrichten sind voll davon. Was da plötzlich alles gefördert und gefordert wird, nachdem man es 25 Jahre lang an die Wand gefahren hat, unglaublich. Das ist übermorgen, wenn sozusagen wieder Ruhe eingekehrt ist, alles wieder vergessen.
Denkt mal drüber nach. Es muss andere Möglichkeiten geben, den Soldatenberuf attraktiver zu machen, als die Entkopplung vom Rest des öffentlichen Dienstes. Wie gesagt, just my 20 Ct.
@ Hans Dampf
Nachbrenner
Für den Offz SAZ TrDst ist bei A12 erst mal Schluss, will er mehr, dann BS, StOffz und höherer Dienst (Endamt A13 gehobener Dienst ist übrigens Eingangsamt A13 höherer Dienst).
Wenn die Polizei das anders handhabt, ist das so.
Sie werden lachen, aber ich weiss, was es mit de Laufbahn des Offz MilFD auf sich hat. Sie möchten aber offenbar auch nicht verstehen, worauf ich hinaus möchte. Das macht aber nichts.
Sie haben insofern recht: Eine Laufbahn wie die von mir geschilderte bei der Polizei der meisten Bundesländer gibt es in der Bundeswehr nicht. Wenn (!) ich aber die Laufbahnen bei Polizei und Bundeswehr vergleichen möchte/muss, dann ist der gehobene Dienst nur mit dem Offz MilFD vergleichbar, zumindest was die Besoldungsgruppen/das Laufbahnziel angeht. Es gibt keinen Polizisten auf Zeit, wie wir schon feststellten. Also kann ich auch den Polizisten nur mit Berufssoldaten vergleichen, womit der Offizier auf Zeit für diesen Vergleich automatisch ausfällt.
Und ich schreibe es zum dritten Mal: ICH habe den Vergleich zwischen Polizisten und Offizieren auch noch nie angestrengt. Das tun von Zeit zu Zeit andere (z.B. angehende Stabsoffiziere) und wollen auf das vermeintlich unmenschliche in der Laufbahn der Offiziere des Truppendienstes (z.B. Versetzungshäufigkeit) im Vergleich zum (angeblich so gediegenen) Beruf des Polizisten hinweisen. In diesem Zusammenhang erlaube ich mir dann stets darauf hinzuweisen, dass die Laufbahn des Streifenpolizisten, selbst die des gehobenen Dienstes, NICHT mit der (Stabs-) Offizierslaufbahn vergleichbar ist, weil man Äpfel mit Birnen vergleicht.
@Zimdarsen und Georg: Volle Zustimmung!
@Zimdarsen
„Was sollte einen OStFw bewegen Leutnant zu werden?“
Es ging mir da mehr um den Status, die finanzielle Entlohnung sehe ich auch nicht als Problem an. Ein OStFw sollte aber natürlich mindestens OLt werden.
@Koffer
„Im Vergleich zum übrigen öffentlichen Dienst sind wir flexibel wie Gummi. Ob man noch mehr Flexibilität benötigt bezweifle ich.“
Ich finde der öffentliche Dienst ist nicht gerade ein Paradebeispiel für eine gelungene Personalführung. Ich würde das lieber in Bezug auf die Firmen sehen, mit denen wir in Konkurrenz um das qualifizierte Personal stehen.
„Dann sollten Sie vielleicht in eine Organisation wechseln (Zivilleben?!) in denen die Erfüllung dieser „antiquierte Floskel“ nicht durch Gesetz und Eid von Ihnen verlangt wird…“
Eigentlich habe ich gar keine Lust, das weiter auszuführen da ich meine Berufspflichten persönlich sehr ernst nehme und ihre unterschwellige Ferndiagnose für falsch halte. Nur soviel: Da die Floskeln „Treu dienen“ und „Tapfer verteidigen“ zwar gerne zitiert, deren Einhaltung in der Praxis jedoch weder kontrolliert noch durchgesetzt werden, halte ich diese Aussagen inzwischen für zahnlose Papiertiger. Oder haben Sie noch nicht die Leute erlebt, die sich über San, FU6 oder die liebevoll gepflegten Eltern vor Einsätzen oder Versetzungen drücken? Wo war da die Durchsetzung der Treuepflicht? Das habe ich mich jedenfalls oft gefragt, wenn ich für solche Leute einspringen durfte.
@Hans Dampf
„Was soll mit dieser „Durchlässigkeit“ eigentlich erreicht werden? Wir sind heute schon zu „kopflastig“ und wollen dann die (vergleichsweise) wenigen, die es an der „Basis“ noch gibt, dann auch noch im Kamineffekt nach oben schießen lassen? Die Logik erschließt sich mir nicht.“
Ich gebe zu, dass ich das vielleicht zu sehr aus der Sicht von den bei uns benötigten Spezialisten sehe. Wir haben schon jetzt einen hohen Mangel an qualifiziertem Personal. Ich meine damit auch nicht (nur) die Durchlässigkeit zwischen den Laufbahnen sondern auch innerhalb von Verwendungen. Ein Lfz-Techniker (UO/PUO) kann diesen Job eben nicht bei der Bundeswehr als Beruf wählen. Es ist und bleibt ein temporär befristeter Job. Wenn er BS werden möchte, dann muss er was anderes machen. Amt, Stab… Auf jeden Fall macht er nicht mehr das, was er gut und gerne macht. Dabei wäre es wie in der Wirtschaft durchaus möglich, dass er irgendwann Meister, Dockchief, Leiter Planbare Instandsetzung usw. wird. Er wäre zufrieden und wir hätten qualifiziertes Personal. Ich gehe sogar einen Schritt weiter: Wir hätten genug OFw die sich, wenn sie nicht die Aufgabe wechseln müssten, lebenslang auf diesen Job bei gleichbleibendem Dienstgrad bewerben würden. Und auch bei den Truppenoffizieren hatten wir schon sehr gute, die sofort den BS unterschrieben hätten, wenn sie ihren Job in der Technik behalten hätten. Oder bei den Hubschrauberpiloten: Dort haben sich Truppenoffiziere zum MilFD umschreiben lassen, nur um ihren Job zu behalten. Es sind nicht immer nur Geld, Dienstgrad oder Status, die die Leute locken.
Aber wir werden wahrscheinlich aufgrund der fehlenden Möglichkeiten irgendwann nicht mehr genug qualifiziertes Personal haben und dann übernimmt die Industrie mit Zivilisten. Dann klopfen sich wieder alle auf die Schultern und gratulieren sich zu einer Support-Mangagement-Organisation die teurer wird als wir es waren und das im Notfall dringend benötigte Fachwissen ist bei der Bundeswehr ausgelöscht. Und warum kann die Industrie scheinbar günstiger sein? Weil sie Personal ausbildet und es dann jahre- oder jahrzehntelang entsprechend einsetzt. Aber auf so einfache Ideen kommen wir nicht nachdem wir das Personal über sechs Jahre lang ausgebildet haben.
Wir sagen dann lieber, dass ein Soldat nicht in einer durchgehenden Verwendung BS werden kann weil die Flexibilität des Soldatenberufes das nicht zulässt um ihn später, wenn sich keiner mehr auf diese Stelle bewirbt, durch eine zivile Firma für mehr Geld und ohne Flexibilität zu ersetzen. Damit verlieren wir dann genau das, was jetzt immer als Argument für den Soldatenberuf angeführt wird: Versetzbarkeit, Treupflicht usw. Ganz großes Kino.
„ Am Anfang steht die Berufswahl. Die Bundeswehr hat auch heute schon gute Argumente, in ihr zu dienen. Gutes Gehalt, einen sicheren „Arbeitsplatz“, freie Heilfürsorge, Beihilfe für die Kinder und ggf. auch für den Ehepartner.“
Da bin ich auch wieder völlig Ihrer Meinung. Dazu kommt Sport während der Dienstzeit, interessante und abwechslungsreiche Jobs, Arztbesuche während der Dienstzeit, tolle Pension und vieles mehr.
Es ist halt nur schade zuzugucken, wie wir sehenden Auges in das offene Messer laufen. Und wenn Sie mal einen Blick auf interne Besetzungslisten (wie z.B. das Crashboard der Karrierecenter) werfen, dann ahnt man schon, was da noch auf uns zurollt.
@ Hinz
+1 Volle Zustimmung
Mit der zweigeteilten Polizeilaufbahn und der Hochschulausbildung für den Polizeidienst fehlen eben die erfahrenen Streifenpoliziisten, die diesen Job über längere Zeiträume machen. Außerdem fehlt natürlich Personal zur Absicherung von Großveranstaltungen und deshalb ist die Begehrlichkeit unter den Politikern so groß, die Bundeswehrsoldaten auch im Inneren einzusetzen, siehe auch die jetzige Flüchtlingshilfe mit 8000 Soldaten aus Manschafts- und Unteroffizier / Feldwebelbereich.
@ Schnuckel
Ebenfalls volle Zustimmung. Unser Problem ist, wie es @Klabautermann schön geschildert hat, dass wir ein Lausbahnsystem statt einem Verwendungsystem haben.
Also der Flugzeugmechaniker bleibt bis zum OStFw im Bereich und endet eben als Dockchef in der Instandsetzung (wenn er sich nicht vorher entschließt aus der BW als SaZ auszuscheiden). Ähnlich ist es bei den Fachoffizieren, die als LfzEloOffz oder LfzTOffz auch bis zum A11 im Verband bleiben. Allerdings braucht man eben einige wenige Fachleute aus den Bereichen auch in den Ämtern, bzw. jetzt nach Auflösung WaSysKdo Lw eben beim BAAINBw in Koblenz. Also im Grundsatz könnte man das von Ihnen geforderte Verwendungssystem statt Laufbahnsystem schon realisieren, wobei es mit immer weniger fliegenden Verbänden natürlich schwierig wird.
Trotzdem hätte dies die personalführende Stellen in der Hand, wenn der Grundsatz „Verwendungsbreite = Universaldilletant“ endlich abgeschafft werden würde für die Systemfachleute.
Zitat: „Und warum kann die Industrie scheinbar günstiger sein? Weil sie Personal ausbildet und es dann jahre- oder jahrzehntelang entsprechend einsetzt. Aber auf so einfache Ideen kommen wir nicht nachdem wir das Personal über sechs Jahre lang ausgebildet haben.“
Ja, die Stehzeit in der Verwendung macht den Unterscheid. Beispiel eines angehenden IT-Offz, das ich kürzlich gehört habe, nach der Offz-Ausbildung und 3,5 Jahre Studium zum Master muss er an der FüUstgS noch Lehrgänge von insgesamt 70 Wochen absolvieren ! So einem Mann dann nicht mindestens 20 Jahre im Bereich IT vor Ort einzusetzen, bedeutet systematisch Human- und Finanzkapital zu vernichten!
So doof ist die Industrie nicht! Da kommt die Gehaltssteigerung sprich Beförderung eben zum Mann / zur Frau in der richtigen Tätigkeit.
@ Hans Dampf
Ja, wir haben ein „Wasserkopfproblem“. Dies ist jedoch weitgehend durch die Reduzierungsschrittte der Bw in den letzten 25 Jahre verursacht worden. Wenn die Bw in diesem Zeitraum auf ca. ein Drittel der Größe von 1990 reduziert wurde, bleiben eben zu viele Berufssoldaten im System hängen. Dieses Problem haben wir aber jetzt nicht mehr. Jetzt geht es darum angesichts des demografischen Problems für die nächsten 20 Jahre genügend Personal einzukaufen, damit die Bw-Größe stabil bleibt bzw. maßvoll gesteigert werden kann.
In einem „eingeschwungenen Zustand“ des System Bw ist das Zahlenverhältnis zwischen SaZ und BS, zwischen Kurzdienern und Langdienern so angelegt, dass man nur so viele Langdiener hat, die man für die Dienstposten in Ämtern, Kommandobehörden und für das „Rückgrat“ in der Truppe braucht.
PS: Die Östereicher haben keinen OStFw-Dienstgrad sondern einen „Vize-Leutnant“ :-)
Nichts für ungut, aber wenn ich mir die Struktur der Bw, insbesondere die des Heeres, anschaue, fällt es mir schwer, Ihrer Hypothese Glauben zu schenken, das Problem mit der (zu) großen Anzahl an Berufssoldaten sei überwunden. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie „überwältigend“ die Resonanz auf das Reformbegleitgesetz bei dem Altersband war, um das es im Schwerpunkt bei der Bekämpfung des Wasserkopfes ging, nunja…Sofern es gelingt, die Truppenstärke nun einmal für ein paar Jahrzehnte stabil zu halten, so dass sich die Personalregeneration an dieser Stärke orientieren kann, dann wird sich dieses Problem in der Tat „rauswachsen“ – irgendwann.
@ Hans Dampf
Zitat: Wenn man sich vergegenwärtigt, wie „überwältigend“ die Resonanz auf das Reformbegleitgesetz bei dem Altersband war, um das es im Schwerpunkt bei der Bekämpfung des Wasserkopfes ging, nunja…“
Beim Heer habe ich weniger Einblick. Ich denke bei der Lw dürfte das Problem annähernd gelöst sein, zumindestens nach meinem Eindruck.
Warum war die Reaktion auf das Angebot im „Altersband II“ denn so gering ? Vermutlich weil das Angebot höchstens 30% über dem Sozialhilfesatz lag, oder ?
Wenn dann noch ein Versorgungsausgleich wegen Scheidung hinzukommt, dürfte das Einkommen eines ehemaligen Berufssoldaten der nach dem Personalstärkegesetz nach „Altersband II“ ausscheidet, eher unter dem Sozialhilfesatz liegen.
Den alten Grundsatz „Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“ hätten die Macher des Personalstärkegesetzs für die jetzige Bw-Reform eben beachten müssen.
Ach, das Reformbegleitgesetz und das deutsche Heer. Ich fand das ganz erstaunlich, dass die Personalplaner Heer im Personalamt schon lange bevor die neuen Soll-Orgs feststanden auf den Mann genau sagen konnten, in welchem Altersband/VWBereich. Personal „Über“ oder „unter“ war. Ich hatte da mal einen S1 (MilFD/BS), der zaghaft anfragte und dem sehr prompt mitgeteilt wurde, dass er in seinem Altersband/VWB quasi die 100% Füllung darstellte und man deshalb auf ihn nicht verzichten könnte – Antrag konnte er „als aussichtslos vergessen“, wurde ihm „beschieden“. Der Mann war von seiner zivilberuflichen Ausbildung Personalmanager und war – vor seiner BW-Zeit – Personalleiter eines mittelständischen Unternehmens ……nun sitzt er in einem Karrierezentrum herum und dreht A12 Däumchen unter Leitung eines Beamten und träumt von dem verpassten Personalleiterjob bei einer Werft in Norwegen………..die ihn jederzeit für Reserveübungen freigestellt hätte (schriftliche Zusage). Na, der hätte doch einfach kündigen können. Tja, Das Verständnis von Treue-und Fürsorgepflicht ist vielleicht auch nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand in Köln ?
@ Koffer
Das Alimentationsprinzip gehört zu den in Art 33 Abs 5 erwähnten hergebrachten Grundsätzen des Berufsbeamtentums. Betonung auf Berufsbeamtentum. Das andere ist Fürsorge.
@ all
Wieso lese ich eigentlich immer, dass es in Berufsstreitkräften 50-jährige MG Schützen geben muss? Wenn ich von einer Regeneration von 5000 jährlich bei 40 Dienstjahren ausgehe, müssten doch ständig 100000 unter 40 sein, oder? Aber davon einmal abgesehen ist es die Regel, dass im Handwerk körperlich schwere Arbeit auch von über 50-jährigen geleistet wird.
Ich freue mich aber, dass der Anstoß zu so einer lebhaften Diskussion geführt hat. Auch wenn ich selbst nicht der Meinung bin, dass wir Berufsstreitkräfte haben sollten, weil ich immer noch in der Bundeswehr eine gesellschaftliche Funktion sehe, finde ich doch, dass man mal darüber nachdenken sollte.
Ach ja, bei einem Kommentar habe ich lesen dürfen, dass die Beamten Pensionen haben, von denen Rentner nur träumen könnten. Dieses Vorurteil wird seit Jahren gepflegt. Pensionen waren schon weit vor den Renten zu versteuern. Pensionäre hatten keine betriebliche Altersversorgung und keine beitragsfreie gesetzliche Krankenversicherung, sondern zahlten Beiträge zur privaten Krankenversicherung. Und zu guter letzt beinhaltet die Alimentationsverpflichtung des Staates eine Versorgung, die dem letzten Statusamt angemessen ist.
@schleppi
Leider verstehen viele nicht, dass die Versorgungsempfänger der Bw alle ab mittleres Management aufwärts gedient haben und der Unterbau rausfällt, das SaZ und Wehrpflicht.
Also ist der Vergleich unlauter. Im ziv Bereich ist es umgekehrt, alle selbstständigen Meister und Teilhaber fallen aus der gesetzlichen Altersversicherung.
Haben Sie sich schon einmal mit einem StFw d.R. über dessen Pension unterhalten? Man suche den Rentner, der mit denselben 2.000 Euro „nach Hause geht“. Wohlgemerkt mit gut 15 Arbeitsjahren mehr auf der Uhr als der angesprochene Pensionär! Aber auch hier gilt der saudumme Satz: Am Anfang stand die Berufswahl. Wenn angeblich Beamte, Soldaten und Richter so spitzenmäßig verdienen und eine ach so fette Pension erhalten, wieso wurde/wird dann nicht jeder Beamter, Soldat oder Richter?
Mir lag und liegt es übrigens fern, den Eindruck zu erwecken, die Pension eines StFw o. vglb. sei nicht gerechtfertigt. Im Gegenteil: ich finde, dass die immer wieder einmal aufflammende Idee, Beamten/Soldaten/Richter sollten doch bitte selbst für ihre Rente sorgen, selten bigott ist. Dann möge man auch das Gehalt entsprechend kräftig anheben, aber das führt dann absurderweise niemand ins Feld.
@ Klabautermann
Zitat: „Tja, Das Verständnis von Treue-und Fürsorgepflicht ist vielleicht auch nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand in Köln ?“
Das kann gut sein in dem geschilderten Fall. Ich habe allerdings den Eindruck das der „Verwendungsbreiteslogan“ für die PUO und die OffzmilFD bis A12 eher der Planungsfaulheit event. auch der Unfähigkeit der personalführenden Stelle geschuldet ist, als der tatsächlichen Notwendigkeit einer Verwendungsbreite für diese Fachleute.
Früher konnte jemand als StFw auf der Stelle in Pension gehen, die er zur Beförderung zum HFw eingenommen hat. Für die Offz milFD war eine Versetzung zum Hptm und event. eine zur A12 die Regel. Die heutige Praxis der oftmaligen Kreuz- und Querversetzung ist einerseits den Standortschließungen und Verlegungen zu verdanken, aber andererseits zu einem gewissen Teil den Umstand dass sich die Personalführer zu wenig Gedanken um persönliche Einplanungswünsche bei Beförderungsdienstposten oder nach der Laufbahnausbildung machen. Mit etwas mehr Aufwand könnte dies erheblich besser funktionieren, was die Tauschbörsen nach der Einplanung nach der Absolvierung von Laufbahnlehrgängen oftmals zeigen.
@Zimdarsen | 05. Februar 2016 – 8:13
„Das ist dem Landser gegenüber unfair. Kennen sie Mannschaftsdienstgrade von heute?“
Ähja?!
Bis vor wenigen Monate habe ich viele von ihnen auch als Disziplinarvorgesetzter unmittelbar geführt.
„Sind eben nicht -nur- MG Schütze sondern haben viele andere Fähigkeiten, Zweit- und Drittverwendungen (Sport, ABC, IT, Ausbildung uvm). Wie viel Log Pers kommt auf einen Kämpfer?“
Aber die benötigen wir nicht als Mannschaftssoldaten, sondern als Uffz/Fw, von daher benötigen wir keine Mannschaftssoldaten über SaZ 12 oder max. 15 (in ganz wenigen Ausnahmen).
„Wenn wir dann nichts mehr finden, dann wechselt man eben in den Bw ziv Bereich.“
Oh, da wäre ich bei Ihnen, aber der Binnenarbeitsmarkt kommt ja leider wegen der Steine, die die Wehrverwaltung seit Jahren in den Weg legt hier nicht voran :(
@Schnuckel | 05. Februar 2016 – 12:26
„Oder haben Sie noch nicht die Leute erlebt, die sich über San, FU6 oder die liebevoll gepflegten Eltern vor Einsätzen oder Versetzungen drücken? Wo war da die Durchsetzung der Treuepflicht? Das habe ich mich jedenfalls oft gefragt, wenn ich für solche Leute einspringen durfte.“
Bin vollkommen bei Ihnen. Das muss aufhören, dass sich in unserer Armee fast jeder Aussuchen kann wie „treu“ er dient und wann er keine „Lust“ mehr hat ist unerträglich und sowohl unsozial ggü. denjenigen die wirkliche Probleme haben also auch ggü. den Leistungsträgern, die immer wieder müssen.
Nebenbei ist es auch unehrenhaft, denn die Treupflicht gilt ja für alle gleich und es ist auch noch dumm vom Dienstherren das so hinzunehmen, denn viele Problem mit unserem Wasserkopf und den Elefantenfriedhöfen würde sich ganz schnell lösen, wenn man DU auch bei BS mal ernsthaft durchsetzen würde.
@schleppi | 05. Februar 2016 – 17:19
Das Alimentationsprinzip und die Fürsorge sind in Bezug auf Soldaten zwei Seiten einer Medaille.
Auch wenn ich Ihnen zustimme und die hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums für Soldaten auch nicht einschlägig sehe, so sehen das viele Verwaltungsgerichte leider anders.
Aber wie gesagt, in Bezug auf die Besoldung ist das so oder so egal, weil Alimentation und Fürsorge hier für Soldaten nahezu deckungsgleich ist.
Ich meinte weiter oben StFw a.D., nicht StFw d.R. ;-)
@Hans Dampf
Ja und der StFw war Fachmann, Obermeister und Solda (und bekam wieviel für Überstund, Schicht, Woe, uvm) Nehmen sie alle Meister zusammen und vergleichen deren Rente UND betriebliche Altersvorsorge UND angeschafftes Vermögen.
Nochmal, ich sage man kann die Systeme nicht vergleichen und sollte es bei diesem Thema des Thread auch nicht tun. Es sind unterschiedliche Systeme.
@Koffer
Missverständnis, habe nie behauptet, dass wir Mannschafssoldaten über SaZ 12 benötigen.
Ich behaupte, dass die Bw diesen Menschen eine sinnvolle Beschäftigung geben kann in der sie ihre Erfahrung und Können einbringen können. Der Status war nicht in meinem Focus.
@ Koffer
Ich sehe den Art 33 als schon einschlägig. Für Berufssoldaten.
@schleppi | 05. Februar 2016 – 23:28
Es gibt keine unterschiedliche Treuverpflichtung des Dienstherren zwischen BS und SaZ. Lediglich das Ausmaß der gewährten Leistungen zur Alimentation darf sich gem. dem Grad an tatsächlich vorhandenen Unterschieden in den Bedürfnissen unterscheiden.
Nebenbei: der Art. 33 ist natürlich für Soldaten einschlägig (sowohl SaZ, als auch BS), ich bestreite allerdings, dass Soldaten (egal ob BS oder SaZ) unter den Deckmantel des „Berufsbeamtentums“ fallen.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich hinsichtlich der Einschlägigkeit des „Berufsbeamtentums“ in einer juristischen Mindermeinung befinde :)