Gauck: ‚Partnerschaft von Russland de facto aufgekündigt‘
Bundespräsident Joachim Gauck hat am (heutigen) 1. September in Erinnerung an den Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem deutschen Überfall auf Polen eine Rede gehalten – auf der Westerplatte bei Danzig, wo mit den Schüssen des Linienschiffs Schleswig-Holstein die Kampfhandlungen begannen.
Die Rede des Bundespräsidenten enthält über die Erinnerung an den Kriegsausbruch hinaus wesentliche sicherheitspolitische Aussagen zur aktuellen geopolitischen Lage – insbesondere zum Verhältnis von EU und NATO zu Russland. Deshalb (und weil in anderen Threads hier die Debatte darüber schon losgeht) hier die auf bundespraesident.de veröffentliche Rede zur Dokumentation:
Heute vor 75 Jahren begann hier auf der Westerplatte der Zweite Weltkrieg. Mehr als 110 Millionen Menschen standen unter Waffen, fast 60 Millionen kamen um. Mehr als 60 Staaten waren in diesen Krieg verwickelt, in einem Waffengang, der erst nach sechs Jahren endete und mit dem Völkermord an den Juden eine bis dahin unbekannte Grausamkeit und Menschenverachtung erreichte.
Die Menschen in Polen haben entsetzlich gelitten unter diesem Krieg, der ihnen vom Deutschen Reich aufgezwungen worden war. Denn nach der militärischen Niederlage im Oktober 1939 setzte sich die Gewalt als Terror gegen die Zivilbevölkerung fort. Hitler wollte mehr als die Korrektur der Grenzen von Versailles – er suchte sogenannten „Lebensraum“
für das deutsche Volk. Hitler wollte auch mehr als einen polnischen Vasallenstaat – er strebte die gänzliche Vernichtung des Staates an, die Auslöschung seiner führenden Schicht und die Ausbeutung der übrigen Bevölkerung.
Hitler nutzte Polen als Laboratorium für seinen Rassenwahn, als Übungsfeld für seine Unterdrückungs- und Vernichtungspolitik gegenüber Slawen und Juden. Fast sechs Millionen polnische Bürger wurden willkürlich erschossen oder systematisch liquidiert. Sie endeten in Gefängniszellen, bei der Zwangsarbeit, im Bombenhagel und in den Konzentrationslagern.
Und noch etwas kennzeichnet dieses, Ihr Land: Keine andere Nation hat in einem derartigen Umfang und so lange Widerstand geleistet. Polen wollten ihr Land eigenständig befreien. Polen wollten ein freies, ein selbstbestimmtes und unabhängiges Land.
Als die Befreiung endlich kam, brachte sie der Nation jedoch weder Freiheit noch Unabhängigkeit. Polen zählte zu den Siegern, doch weder Freiheit noch Unabhängigkeit wurden Ihrem Land zuteil. Mit der sowjetischen Herrschaft folgte eine Diktatur der Vorangegangenen. Frei wurde Polen erst dank Solidarność.
Die bitteren Erfahrungen gerade der polnischen Nation zeigen: Wirklich in Frieden mit den Nachbarn leben nur Völker, die unabhängig und selbstbestimmt über ihr Schicksal entscheiden können. Wirklich in Frieden mit den Nachbarn leben nur Völker, die die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung der Anderen respektieren.
Heute dürfte es in Deutschland nur noch wenige Menschen geben, die persönliche Schuld für die Verbrechen des NS-Staates tragen. Ich selbst war gerade fünf Jahre alt, als der Krieg zu Ende ging. Aber als Nachfahre einer Generation, die brutale Verbrechen begangen oder geduldet hat, und als Nachfahre eines Staates, der Menschen ihr Menschsein absprach, empfinde ich tiefe Scham und tiefes Mitgefühl mit jenen, die unter Deutschen gelitten haben. Für mich, für uns, für alle Nachgeborenen in Deutschland, erwächst aus der Schuld von gestern eine besondere Verantwortung für heute und morgen.
Wenn die Beziehungen zwischen Völkern so tief von Unrecht und Schmerz, von Arroganz und Demütigung geprägt waren wie bei Deutschen und Polen, ist eine Entfeindung alles andere als selbstverständlich. Die Annäherung zwischen unseren Völkern kommt mir daher wie ein Wunder vor.
Um dieses Wunder Wirklichkeit werden zu lassen, brauchte und braucht es Menschen, die politische Vernunft und einen starken Willen einbringen. Politische Vernunft, um weiter den Weg zu beschreiten, den Westeuropa 1950 mit der Schaffung einer europäischen Völkerfamilie begann und nach 1989 gemeinsam mit Mittel- und Osteuropa fortsetzte. Ferner den starken Willen, die schmerzhafte Vergangenheit wohl zu erinnern, aber letztlich doch hinter sich zu lassen – um einer gemeinsamen Zukunft willen.
Ich kenne die langen Schatten, mit denen Leid und Unrecht die Seelen der Menschen verdunkeln. Ich weiß, dass Leid betrauert werden will und Unrecht nach ausgleichender Gerechtigkeit ruft. Deshalb brauchen wir weiter den aufrichtigen Umgang mit der Vergangenheit, der nichts verschweigt und nichts beschönigt und den Opfern Anerkennung zuteilwerden lässt. Ich weiß allerdings auch, dass Wunden nicht heilen können, wenn Groll und Ressentiment die Versöhnung mit der neuen Wirklichkeit verhindern und dem Menschen die Zukunft rauben.
Um eben dieser Menschen willen dürfen wir altem und neuem Nationalismus keinen Raum geben. Um eben dieser Zukunft willen lassen Sie uns weiter vereint das friedliche und demokratische Europa bauen und mit Dankbarkeit an jene Deutsche und Polen erinnern, die schon früh aufeinander zugingen: Mutige Menschen in den evangelischen und katholischen Kirchen, in der Aktion Sühnezeichen, unter den Intellektuellen beider Länder. Gerade wir Deutsche werden nicht den Kniefall von Willy Brandt in Warschau vergessen, jene Demutsgeste, mit der er um Vergebung für die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg bat. In unserer Erinnerung bleibt auch die Umarmung von Bundeskanzler Helmut Kohl und Premierminister Tadeusz Mazowiecki im schlesischen Kreisau – nur drei Tage nach dem Fall der Mauer 1989. Auf berührende Weise symbolisierte sie das Ende von Feindschaft, Misstrauen und Krieg und den Wunsch nach Verständigung und Aussöhnung.
Als sich vor genau fünf Jahren hier auf der Westerplatte 20 europäische Staats- und Regierungschefs versammelten und gemeinsam der Gräuel des Zweiten Weltkriegs gedachten, sahen wir uns auf dem Weg zu einem Kontinent der Freiheit und des Friedens. Wir glaubten und wollten daran glauben, dass auch Russland, das Land von Tolstoi und Dostojewski, Teil des gemeinsamen Europa werden könne. Wir glaubten und wollten daran glauben, dass politische und ökonomische Reformen unseren Nachbarn im Osten der Europäischen Union annähern und die Übernahme universeller Werte in gemeinsame Institutionen münden würden.
Wohl niemand hat damals geahnt, wie dünn das politische Eis war, auf dem wir uns bewegten. Wie irrig der Glaube, die Wahrung von Stabilität und Frieden habe endgültig Vorrang gewonnen gegenüber Machtstreben. Und so war es ein Schock, als wir mit der Tatsache konfrontiert wurden, dass am Rande von Europa wieder eine kriegerische Auseinandersetzung geführt wird. Eine kriegerische Auseinandersetzung um neue Grenzen und um eine neue Ordnung. Ja, es ist eine Tatsache: Stabilität und Frieden auf unserem Kontinent sind wieder in Gefahr.
Nach dem Fall der Mauer hatten die Europäische Union, die NATO und die Gruppe der großen Industrienationen jeweils besondere Beziehungen zu Russland entwickelt und das Land auf verschiedene Weise integriert. Diese Partnerschaft ist von Russland de facto aufgekündigt worden. Wir wünschen uns auch in Zukunft Partnerschaft und gute Nachbarschaft. Aber die Grundlage muss eine Änderung der russischen Politik und eine Rückkehr zur Achtung der Prinzipien des Völkerrechts sein.
Weil wir am Recht festhalten, es stärken und nicht dulden, dass es durch das Recht des Stärkeren ersetzen wird, stellen wir uns jenen entgegen, die internationales Recht brechen, fremdes Territorium annektieren und Abspaltung in fremden Ländern militärisch unterstützen. Und deshalb stehen wir ein für jene Werte, denen wir unser freiheitliches und friedliches Zusammenleben verdanken. Wir werden Politik, Wirtschaft und Verteidigungsbereitschaft den neuen Umständen anpassen. Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten lassen sich in diesen Grundfragen nicht auseinanderdividieren, auch nicht in Zukunft.
Die Geschichte lehrt uns, dass territoriale Zugeständnisse den Appetit von Aggressoren oft nur vergrößern. Die Geschichte lehrt uns aber auch, dass aus unkontrollierter Eskalation eine Dynamik entstehen kann, die sich irgendwann der Steuerung entzieht. Deshalb strebt Deutschland – wie die ganze Europäische Union – nach einer deeskalierenden Außen- und Sicherheitspolitik, die Prinzipienfestigkeit mit Kompromissfähigkeit, Entschiedenheit mit Elastizität verbindet – und die imstande ist, einer Aggression Einhalt zu gebieten ohne politische Auswege zu verstellen.
Europa steht vor neuen, vor großen Herausforderungen. Was wir augenblicklich erleben ist die Erosion alter Ordnungen und das Aufflackern neuer Formen von Gewalt an unserer Peripherie. Das gilt auch für den Nahen Osten und Nordafrika. Nur an wenigen Orten führte der Arabische Frühling zu Demokratie und Stabilität, vielerorts halten die Unruhen und Machtkämpfe an. Starken Einfluss gewannen islamistische Gruppen, besonders gewalttätige Fundamentalisten setzten sich in Teilen von Syrien und im Irak durch.
Im Unterschied zu früheren Rebellionen geht es diesen Gruppen nicht um einen Machtwechsel in nationalstaatlichem Rahmen. Sie sind viel radikaler und zielen auf die Errichtung eines terroristischen Kalifats im arabischen Raum. Fanatisierte und brutalisierte Männer und Frauen aus unterschiedlichen Ländern missbrauchen die Religion und die Moral, um alle zu verfolgen und unter Umständen zu ermorden, die sich ihnen widersetzen – Muslime ebenso wie Andersgläubige. Unsere westlichen Städte und Staaten halten sie für Orte der Verderbnis. Die aus der Aufklärung erwachsene Gesellschaftsform der Demokratie wird von ihnen bekämpft und die Universalität der Menschenrechte geleugnet.
Verhinderung wie Bekämpfung dieses Terrorismus liegen ganz existentiell im gemeinsamen Interesse der Staatengemeinschaft und damit Europas. Erstens wegen der geographischen Nähe: Die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten kommen zu uns nach Europa, und die Terroristen werben neue Rekruten auch in unseren Staaten an. Zweitens, weil der Konflikt unsere europäischen Länder erreichen kann. Nicht auszuschließen ist, dass auch europäische Staaten zum Ziel islamistischer Angriffe werden.
Wenn wir den heutigen Jahrestag hier auf der Westerplatte gemeinsam begehen, so konfrontieren wir uns nicht nur mit dem, wozu Menschen im Zweiten Weltkrieg fähig waren. Wir konfrontieren uns auch ganz bewusst mit dem, wozu Menschen heute fähig sind.
Ja, uns führt heute das Gedenken zusammen. Aber genauso stehen wir angesichts der aktuellen Bedrohungen zusammen. Niemand sollte daran zweifeln: Deutsche und Polen stehen beieinander und ziehen am selben Strang. Gemeinsam nehmen wir die besondere Verantwortung an, die uns in den Konflikten in unserer Nachbarschaft zugewachsen ist. Wir handeln entsprechend und engagieren uns für friedliche Lösungen.
Auch die Europäische Union muss angesichts der neuen Herausforderungen zusammenstehen. Nur gemeinsam können wir das demokratische und friedliche Europa der Zukunft bauen. Und nur gemeinsam können wir es verteidigen.
in Neusprech würde die „SS“ einfach Schbäschel Schoarschiess heißen
Zitat Gauck: …“Für mich, für uns, für alle Nachgeborenen in Deutschland, erwächst aus der Schuld von gestern eine besondere Verantwortung für heute und morgen.“…
Ich mag es nicht, wenn jemand für die Allgemeinheit spricht. Wem ich was und was ich zu verantworten habe, entscheide ich noch immer selbst und kein Politiker welcher Art auch immer.
@ht: Welche Truppenstärke soll es denn sein? Denn leider weiß ich nicht mehr auswendig, wieviel Soldaten wir im Jahre 2000 hatten?
1994: Zielstärke 370.000
1996: Zielstärke 340.000
Unter Verteidigungsminister Scharping, der 1998 – 2002 Verteidigungsminister war, ist die Truppenstärke dann auf 282.000 Soldanten reduziert worden, aber ich weiß nicht, wie weit die Reduzierung im Jahre 2000 bereits erfolgt war oder erst noch erfolgte?
Aufrüsten hat etwas mit mehr Geld zu tun, dass Onkel Wolfgang nicht rausrücken wird. Der glaubt fest daran, dass die Sanktionen wirken und Putin vor noch größeren abhalten werden. Wenn man den Russland Pakt kündigt, muss man die teuren Aufrüstungsforderung einiger Osteuropäischer Nato Partner mit finanzieren. Unnütze Ausgaben, weil man ja davon ausgeht, dass der Russe nicht kommt.
@Benedikt
Nun, Wehrwille ist aber auch nötig – Bereitschaft und Fähigkeit. Und eine Strategie und ein stimmiges Konzept bedarf es natürlich auch.
Gemeinplätze, ich weiß.
@Thomas Melber
gibt es doch: Weißbuch ( http://www.bmvg.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzEzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY3NmE2ODY1NmQ2NzY4MzEyMDIwMjAyMDIw/WB_2006_dt_mB.pdf )
Seite 58-59 müsste halt überarbeitet werden ;)
@Closius / ht:
Die Stärke der Bundeswehr lag im Jahr 2000 bei 335.000 (mil. Personal).
jedenfalls lt. dieser Quelle: crp-infotec.de
335.000 Soldaten durchzusetzen, auch mit Wehrpflicht, halte ich nicht für realistisch im Moment. Klar wäre dies eine Stärke, mit welcher Landes-, Bündnisverteidigung und Auslandseinsätze gestemmt werden könnten und damit mehr Abschreckung.
Im Moment könnte man dies auch bezahlen, aber es können auch wieder schlechtere Jahre kommen, wo wir eine solche Stärke nicht bezahlen können.
Eine 253.000 Mann Freiwilligenarmee(Truppenstärke bis 2005) oder eine 282.000 Wehrpflichtarmee(Truppenstärke bis 2002) würde ich für ausreichend halten.
Aber ich fürchte, daß unsere Politik nichteinmal zur Truppenstäkre von 220.000 Mann zurück kehren wird von 2011, also die letzte Bundeswehrreform zurücknehmen , was sicher die absolute Mindeststärke wäre, die wir im Moment haben sollten. Die Deutsche Politik wird nichts tun, es sei denn durch massiven Druck der USA und der Nato, wenn die USA Frau Merkel ins Gebet nehmen würden und mehr Nato-Solidarität von Deutschland verlangen würden, würde Frau Merkel nachgeben. Aber Präsident Obama traue ich dies nicht zu. Ein Republikanischer Präsident würde dies sicher tun.
Auch wenn das jetzt nichts mehr mit der Rede des Bundespräsidenten Gauck (die übrigens eine niveauvollere Diskussion verdient hätte) zu tun hat, hier doch noch eine Anmerkung zu der erträumten Truppenstärke der Bundeswehr:
Solche Zahlenspielereien sind beliebt, aber irrelevant. Ausgangspunkt sind nicht 335.000 oder 253.000 oder 282.000 Mann, sondern sind die benötigten Fähigkeiten (deren Bestimmung wiederum eine grundlegende Priorisierung der Aufgaben der Bw im Rahmen der gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge, abgestimmt in Nato und EU, bedingt). Aus diesen Fähigkeiten leiten sich dann Strukturen, Personalumfänge, Ausbildungskonzepte und Materialbedarf ab. Und nicht umgekehrt.
Das ist die Idee – aber hat das jemals funktioniert? Ich habe das Gefühl, Sicherheits- und Verteidigungspolitik wird nicht nach der Herausforderung gestaltet, sondern nach der eigenen (oft beschränkten) Kassen- und Fähigkeitslage.
Und was wir nicht können (oder nicht haben, oder nicht wollen), das existiert als Herausforderung eben nicht. Fertich, Kopf wieder in den Sand…!
Hohe BW Truppenstärken halte ich in einem wackeligen Konstrukt wie der NATO für schlecht. Nur gemeinsam mit den anderen Ländern ist man überlegen.
Je höher die Wehrkraft der BW ist, je höher die Truppenstärke, desto eher könnt ihr Euch im Falle von Artikel 5 zurücklehnen um z.B. den baltischen Staaten nicht zu helfen. Ob die NATO daran zerbricht oder nicht, könnte Euch gleichgültig sein da ihr die konventionelle Stärke habt, Eure Grenzen aus eigener Kraft zu schützen.
@ Fussgaenger
Nein, das hat noch nie richtig funktioniert. Deshalb sagte ich ja: Beliebt, aber irrelevant. Zumindest in der Sache.
@ KeLaBe
Vollste Zustimmung. *Daumenhoch*
@ Closius
„Aber ich fürchte, daß unsere Politik nichteinmal zur Truppenstäkre von 220.000 Mann zurück kehren wird von 2011, also die letzte Bundeswehrreform zurücknehmen , was sicher die absolute Mindeststärke wäre, die wir im Moment haben sollten. Die Deutsche Politik wird nichts tun, es sei denn durch massiven Druck der USA und der Nato, wenn die USA Frau Merkel ins Gebet nehmen würden und mehr Nato-Solidarität von Deutschland verlangen würden, würde Frau Merkel nachgeben. Aber Präsident Obama traue ich dies nicht zu. Ein Republikanischer Präsident würde dies sicher tun.“
Und was glauben Sie, wird dann hierzulande los sein? Ich kann das Gekreische schon hören: Pudel, Schoßhund Amerikas, Lakaie, etc etc pp. Genau das wird Frau Merkel auch wissen und sie würde sich so einem Druck nicht beugen. Angesichts der ziemlich prekären Beziehungen im Augenblick dürfte so ein Druck eben nicht aus Washington kommen – und übrigens auch nicht aus Paris oder London – sondern viel eher aus Warschau und den baltischen Staaten. Deren Lage ließe sich mit Willen und Tatkraft ja dem gemeinen Michel vermitteln (wobei es genau daran ja allgemein hapert, im Merkelreich), aber gegenüber den drei anderen Ländern käme sofort wieder das „Auxiliar“-Argument nach oben (was angesichts der Ahnungs-, Konzept- und Strategielosigkeit deutscher Außenpolitik allgemein nicht ganz von der Hand zu weisen ist – aktuell könnten wir nicht mehr als Auxiliarii sein).
Ansonsten hat KeLaBe den Kern des Problems akkurat beschrieben – ohne ein Konzept lassen sich weder Ressourcenbedarf noch Mannstärke sinnvoll herleiten.
Welt.de has a headline ‚Bundestag verweigert Abstimmung ueber Russland‘: on September 1st CDU MPs submitted a motion to Parliament condemning Russia’s war against Ukraine and supporting the most recent NATO reinforcement plans for its Eastern members. The CDU and SPD chairmen in Parliament stopped it.
This is a slap into the face of the Federal President on the very day he said at Gdansk ‚Niemand sollte daran zweifeln: Deutsche und Polen stehen beieinander und ziehen am selben Strang‘. The Polish now know that his solemn words are not worth half a penny.
Die erste Frage bei einer Verstärkung der Bundeswehr müsste sein, ob wir zur Wehrpflicht zurück kehren oder bei der Freiwilligenarmee bleiben.
Wenn wir Gaucks Äußerungen auf der Sicherheitskonferenz von mehr Verantwortung für Deutschland ernst nehmen, dann denke sollte die Bundeswehr über 53.000 KRK Soldaten verfügen, wie in der Bundeswehrstruktur von 1996/1997 mit eine Zielstärke von 340.000. Die 335.000 waren wohl die Ist-Stärke.
So wiele KRK-Kräfte sollten wir haben, weil diese Stärke von 6 KRK-Brigaden schien mir immer eine vernünftige Größe zu sein, um auch mehrere Auslandseinsätze gleichzeitig durchführen zu können und nicht immer wieder dieselben Soldaten ins Ausland schicken zu müssen.
Und dazu brauchen wir mehrere Divisonen zur Landes- und Bündnisverteidigung. Von 1996 – 2002 hatten wir bei der obigen Truppenstärke noch 7 Divisionen und KLK 4. Division. Damals waren es also noch 8 Divisonen insgesamt.
Heute haben wir noch noch zwei richtige Divisonen und die Division Schnelle Kräfte, welche mit zwei Fallschirmjägerregimentern und dem KSK kaum noch als richtige Divison gezählt werden kann.
Wir beteiligen uns am Eurokorps, am Deutsch-Niederländischen Divison und am Multinationalen Korps Nord-Ost, wobei immer eine Divsion pro Koprs vorgesehen war, was wir nicht mehr erfüllen können, weil wir nur noch zwei richtige Divisonen mit der 1. und der 10. Panzerdivision haben. Wir bräuchten also eine dritte Division um jedem Korps gleichzeit eine Division zur Verfügung stellen zu können und für die Auslandseinsätze sollte eine vierte Divison da sein, welche vor allem die Soldaten für den Auslandsdeinsatz stellt, der nicht im Rahmen der Korps erfolgt damit die anderen Divisonen tatsächlich einsetzbar sind und nicht leere Hüllen sind, deren Soldaten tatsächlich im Kosovo oder Afghanistan stehen.
Also würde ich die Heeresstärke auf 4 Divisionen, die D/F Brigade und die Division Schnelle Kräfte als Mindeststärke und Mindestbedarf ansehen.
Die Bundeswehr hat einen Wasserkopf, so daß sicher ein paar Tausend Soldaten durch Abbau von Bürokratie für die Kampftruppen freigestellt werden könnten, auch bei der bisherigen Truppenstärke. Wenn eine Divison ca. 13.500 Soldanten mit je 2 Brigaden umfasst, dann brauchen wir mindestens 220.000 Soldaten als BW-Stärke, um zwei Divisonen wieder aufstellen zu können.
Ich würde dazu vorschlagen, z.b. die 7. Panzerdivison im Westen und die 14. Panzergrenadierdivison im Osten wieder aufzustellen. Und ich komme auf die 14, statt auf die 13,, weil die Brigaden der 13. Panzergrenadierdivision sind nach noch verhanden, aber jetzt der 1. bzw. 10. Panzerdivision zugeordnet, damit haben wir Truppen in Pommern und Sachsen stationiert, aber in Brandenburg oder Berlin stehen fast keine Kampftruppen mehr. Bei einem Angriff über die Oder auf Berlin wäre Berlin schutzlos, weil keine Truppen dort stationiert sind. Deshalb würde ich die 42. Panzerbrigade der 14. Panzergrenadierdivison als erste wieder aufstellen, um Berlin schützen zu können und dortige Truppen könnten schneller in den Osten verlegt werden, als Truppen die im Westen stehen.
Wie können sie das begründen und rechtfertigen?
Können sie die Neuen Rekruten angemessen Behandeln und Ausbilden?
Was Wehrpflichtige für ein Paar Monate akzeptieren, lässt sich wohl kaum jemand im Beruf bieten(und wenn weiss ich nicht ob ich ihn da haben wollte) , was hat jemand von 4 Jahren Dienst – wie steht er danach da?
Das würde wieviel Kosten?
@ Closius
Sie zäumen das Pferd schon wieder von hinten auf. Das klingt viel zu sehr nach diesen „Strategiespiel-Posts“ als nach einer tragfähigen Konzeption aus dem realen Leben. Warum schielen Sie schon wieder auf Divisionen und Mannstärken? Erst beantworten „Wozu gibts die BW und was wollen wir mit ihr ggf erreichen?“ Erst daraus folgen Fragen nach Mannstärke, Finanzbedarf und Ausstattung. Und um die zu klären muß ein von der Gesellschaft getragenes Konzept her, denn diese muß letztendlich den Finanzbedarf durch Steuern erbringen und muß daher zwingend von der Notwendigkeit und Richtigkeit des Konzepts überzeugt sein. Auch und vor allem im Hinblick auf die Tatsache, daß die aktuelle Finanzlage eben nur eine Momentaufnahme ist und in 10 Jahren alles schon wieder ganz anders aussehen kann.
Ansonsten kann es nämlich ganz schnell passieren, daß bei der nächsten Wahl (ggf nach einer „Reform“ des Sozialstaats) ganz plötzlich eine linkslastige Regierung mit Gysi, Wagenknecht und Co am Ruder ist und der ganze Plan dann eh für die Tonne ist.
@csThor “ . . . ohne ein Konzept lassen sich weder Ressourcenbedarf noch Mannstärke sinnvoll herleiten.“ DasKonzept ist für D sogar in aller erster Linie eine Frage der Bündnispolitik weil es zu allererst darum gehen muss, „unseren“ Anteil an den Bündnissen qualitativ und quantitativ so zu liefern, dass wir von unseren Partnern akzeptiert sind, wir also unsere Versicherungsprämie bei der NATO korrekt geleistet haben. Denn schon im zivilen Alltag gilt: Wer keine Prämien zahlt verliert den Versicherungsschutz. „german free“ und schleichende Auflösung der DF-Brigade etc. sind nichts weiter als politische Mahnungen wegen nicht gezahlter Prämien. Da die Verbündeten wohl ziemlich exakt wissen, was hier los ist, kann die Sache auch nicht mit x% mehr für den EP14 geregelt werden. Die Qualität der BW, genauer: des BW-Managements, ist einfach zu schlecht. Frisches Geld ohne grundlegende Reform der BW und wohl vor allem des Ministeriums und der nachgelagerten Verwaltung, dass wäre etwa so als würde man einem 16jährigen, der sein Taschengeld komplett verdaddelt hat und seine Monatskarte nicht mehr bezahlen kann einfach frisches Geld in die Hand drücken. Das ist keine Lösung.
@ Zivi
Dann bleibt aber weiter das Problem des „feeling of ownership“. So wie Sie die Rolle der BW beschreiben, bleibt das von mir angesprochene Problem der „auxiliarii“ – der Vasallen, die dem Hegemon Truppen zu stellen haben.
Das Problem ist schlichtweg: Es gibt hierzulande niemanden, der öffentlichkeitswirksam und glaubwürdig Sicherheitspolitik ggüber dem Souverän vertritt. Demzufolge gibts auch niemanden, der erklären kann warum Deutschland eigentlich noch in der NATO ist (ja – so banale Fragen kann meines Erachtens keiner der politisch Verantwortlichen mehr „volksnah“ beantworten – da kämen eh nur leere Worthülsen). Umgekehrt kann und will aber auch niemand erklären, was ein Austritt aus der NATO (von vielen geradezu herbeigeredet/-geschrieben) uns kosten würde und wie sich Deutschland dann sicherheitspolitisch aufstellen sollte. Das Thema ist schlichtweg in der ersten Reihe der Politik nicht vertreten! Dementsprechend gibt es auch niemanden, der Lieschen Müller und Hans Franz auf der Straße vermitteln könnte, warum diese oder jene sicherheitspolitische Entscheidung oder BW-Struktur im ureigenen Interesse der Bundesdeutschen sein sollte/ist.
Die BW war immer ein politischer Pferdehandel zwischen der BRD und den westlichen Alliierten. Adenauer hat Phantasiezahlen (500000 Mann in drei Jahren) vorgebracht, um schnellstmöglich auf die westliche Strategie einwirken zu können. Auch hatte er 18 Monate Wehrdienst zugesagt – und dann erstmal 12 Monate geliefert (weil er sonst fürchtete die Bundestagswahl an die SPD zu verlieren). Für die deutsche Politik war die BW also immer in erster Linie ein politisches Faustpfand und kein Militär, das nach Kampfkraft bewertet werden sollte. Das Ende so einer Entwicklung sehen wir ja heute.
für die 5000.000 Mann hätten auch die Kader zur Verfügung stehen müssen
@ csThor | 02. September 2014 – 13:03
Von 1963 bis 1973 betrug der Grundwehrdienst 18 Monate.
@ Koffer | 01. September 2014 – 23:50
Ääähhh, das ist ja mal lustig…
…nicht!
Den Einwand teile ich.
Aber um mal eins klar zu stellen: Russland hat mit Erpressung (überteuerte Gas/Öl-Lieferungen) die Ukraine dazu gezwungen ihre freiwillig (!) gewählte Annäherungspolitik an das demokratische Europa in letzter Sekunde einzustellen.
Das Wort „überteuert“ macht Ihren Einwand leider etwas unrund. Der Gaspreis orientierte sich durchaus an marktüblichen Konditionen. Darüber hinaus ist es legitim Schulden einzufordern und darauf hinzuweisen, dass die Kosten für staatlich nicht sanktionierte Gasabzweigungen, die es unstreitig gab, umgelegt werden. Fakt ist aber natürlich, dass Wiktor Janukowytsch mit einer so notwendigen Mehrvektorenaußenpolitik scheiterte.
Und DAGEGEN haben die Menschen auf dem Maiden unter großen persönlichen Risiken und Gefahr für Leib und Leben gekämpft! FÜR Europa.
Ja. Und doch: zu der Frage, warum „notwendige“ Mehrvektorenpolitik.
Die Menschen auf dem MAIDAN haben für ihre Interessen, für die Richtung EU, gekämpft und das respektiere ich ohne Umschweife. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass es auch andere Interessen, z. B. nach Russland gerichtete Interessen gab und gibt. Diese darf man nicht vollends negieren. Es sind genauso legitime Interessen, auch wenn es für „UNS“ irritierend erscheinen mag, warum sich jemand freiwillig in Richtung Russlands orientiert.
Das dieser „Interessen-“ oder auch „Richtungsstreit“ nun gewaltsam ausgekämpft wird, ist dramatisch für die Menschen vor Ort und es nutzt keinen. Er ist daher zu beenden.
Btw: Auch Russland ist Europa. Diesen geographischen wie politischen Fakt müssen wir nicht ignorieren, aber ja: sachgerecht beantworten.
Jetzt liegt es an UNS (Europa) dieser Opferbereitschaft auch Rückhalt zu geben.
Diesen Satz findet man in den Russischen Medien eins zu eins, nur eben in russischer Sprache. Damit will ich Sie bzw. den Satz nicht angreifen, nur illustrieren, dass es eben 2 Vektoren für die Ukraine gibt und auch immer geben wird: aus sozioökonomischen wie auch soziokulturellen Gründen heraus. Ich bin der Meinung, dass das z. B. die USA und Russland noch nicht ausreichend berücksichtigen in ihren Überlegungen und Handlungen. Allein das Problem ist nicht neu, siehe: „Auf dass der Feind euch scheide“, DIE ZEIT Nº 38/2008, auf Zeit online erschienen am 13. August 2009 und online auffindbar.
Es ist also in der Tat an „UNS (Europa“ beim Interessenausgleich der politischen Vetoplayer in der Ukraine zu vermitteln und wohl auch eine Mehrvektorenpolitik zu ermöglichen. Die Alternativen, z. B. Spaltung der Ukraine, sind in der Ukraine selbst nicht mehrheitsfähig und auch nicht zuletzt deshalb nicht zielführend, darum kann (konnte) man sie denken http://augengeradeaus.net/2014/01/die-ot-halde/comment-page-1/#comment-88445 aber nicht (mehr) als Möglichkeit des Handelns betrachten.
Da kann ich den Herrn Bundespräsidenten nur nachdrücklich für seine deutlichen Worte loben!
Ich fand die Rede gut und gehaltvoll. Sie ist durch Taten zu unterlegen. Denn auch mit Lösung eines Ukrainekonfliktes wird sich das Herausforderungsportfolio für Deutschland nicht verringern im Umfang. Darauf gilt es strategisch zu antworten. Es ist gut, dass BP Gauck darauf hinwies.
@csThor
Die 480.000 waren es Mitte der 80er Jahre schon (war wohl auch das Maximum), und dann noch die Zivilbeschäftigten. „Drüben“ gab es dann ja noch die NVA.
Auch die 18 – später 15 – Monate wurden umgesetzt.
ThoDan | 02. September 2014 – 12:40
q Wie können sie das begründen und rechtfertigen?
Können sie die Neuen Rekruten angemessen Behandeln und Ausbilden?
Was Wehrpflichtige für ein Paar Monate akzeptieren, lässt sich wohl kaum jemand im Beruf bieten(und wenn weiss ich nicht ob ich ihn da haben wollte) uq
Daraus koennte man den Eindruck bekommen Sie haetten 1936 gedient oder zu oft 08/15 angesehen.
Ihre implizierte Kritik aus der Fragestellung wird von der Mehrzahl aller gedienten Wehrpflichtigen nicht geteilt. Dazu gibt es genuegend Umfragen.
Und von 5Mio Truppenstaerke hat niemand geschrieben.
@ MikeMolto & Thomas Melber
Mir ist schon bewußt, daß die Wehrpflicht nach der Errichtung der Mauer auf 18 Monate angehoben worden war. Mir ging es aber um Ursache-Wirkung bei dem Beispiel – ein außenpolitisches „Versprechen“ wurde für innenpolitische Gewinnee geopfert. Übrigens war die Absenkung der Wehrpflicht in den 70ern auch eine rein innenpolitische Frage (Baby-Boomer und Nachwehen der 68er). Die NATO (bzw die militärischen Fachleute) haben immer auch mindestens 18 Monaten Wehrpflicht beharrt, weil in ihren Augen darunter Sachen wie Verbandsausbildung in Brigade/Division etc viel zu kurz käme (Quelle: „Die Bundeswehr als Instrument deutscher Außenpolitik“, GenLt a.D. Ulf von Krause). Sagt IMO viel über den Stellenwert militärischer Erfordernisse bzw Fragen der Kampfkraft aus, oder?
Gut, selbst wenn wir die Zahlenspiele ausklammern. Zu was sind denn die jetzigen Verbände fähig?
Mich würde mal interessieren wie lange z.B. die 1. Panzerdivision, vollständig gefechstbereit brauchen würde um auf dem TrÜbPl Bergen anzutreten. Oder fangen wir bescheiden an, wie wäre es mit der gesamten Panzerlehrbrigade 9.
@Closius:
Die Bundeswehr in der Fläche sehe ich nicht mehr als das Mittel an. Großstandorte sind meiner Meinung nach das bessere Mittel, dazu eine fähige Logistik.
Aber mal zurück zur Gauck-Rede. Die Linkspartei spuckt jetzt Gift und Galle mal wieder gegen den Bundespräsidenten, er ist als Ex-Chef der Gauck-Behörde offensichtich der Lieblingsfeind der alten SED-Kader.
Die Behauptungen der Linkspartei durch ihren Parteichef Riexinger, daß der Bundespräsident durch seine Rede: „Das konterkariert alle Bemühungen um eine Deeskalation des Konflikts in der Ukraine.“
Kann wohl niemand ernst nehmen. Der Russische Präsident zündelt mit Worten und Truppen, ohne daß die Linkspartei dies bisher kritisiert, oder hat jemand bisher eine Forderung der Linkspartei zum Rückzug der russischen Truppen oder Gegen „Neurussland“ gehört oder gelesen? Ich jedenfalls nicht.
Und der Vorwurf, daß der Bundespräsident Öl ins Feuer gegossen habe am Jahrestag des 2. Weltkrieg ist doch ebenfalls völlig absurd.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/linken-chef-riexinger-attackiert-gauck-wegen-russland-kritik-a-989337.html
http://www.tagesschau.de/inland/gauck-russland-100.html
@ht_
Seehr geerter Herr ht_,
leider müssen wir ihnen mitteilen, dass Teile Panzerlehrbrigade 9 seit dem Mai (Stärke 900 Soldaten) nach Mazar-e-Sharif und Kabul in Afghanistan und weitere 250 Soldaten nach Pristina und Prizren in den Kosovo verlegt haben, wir werden ihre Anfrage sorgfältig prüfen und ihnen spätestens im Jahr 2020 eine Antwort zu kommen lassen, von weiteren Anfragen bitten wir abzusehen…..
Ich finde die Rede und überhaupt das gesamte Wirken unseres Bundespräsidenten wunderbar und befreiend. Der beste deutsche Staatsmann seit Bismarck und Hindenburg. Ja, mit den deutschen Schuldgefühlen muss endlich Schluss sein. Auch wenn das einige Gutmenschen, Pazifisten, Libertäre und andere Deutschlandhasser nicht mögen, aber wir sind nun mal wieder wer. Und das bedeutet Verantwortung. Die Welt schaut auf das beste Land der Welt und erwartet Führungsstärke. Und es wird Zeit, dass Deutschland diese Rolle als zukünftige Leitmacht einer neuen Weltordnung annimmt. Die USA haben abgewirtschaftet und zerfallen und aufmüpfige Staaten wie China, Russland und dergleichen müssen endlich konsequent und spürbar in die Schranken verwiesen werden. Das kann nur ein selbstbewusstes und starkes Deutschland leisten, hinter dem sich die europäischen Staaten sammeln, die eine Wiederauferstehung Europas unter deutscher Führung wünschen. Und die anderen werden für ihre Verweigerung und ihre Opposition eben das Lehrgeld zahlen müssen. Deutschland ist Europa und Europa muss wieder die Geschicke der Welt bestimmen. Dann haben wir die Chance auf ein neues, goldenes Zeitalter.
@ ht_ | 02. September 2014 – 13:29
Es gab (gibt?) dazu durchaus Untersuchungen, ergo: Planspiele. Ob die Ergebnisse dieser, durchaus sinnvollen Überlegungen, Ihnen jemand hier posten kann und darf bezweifle ich.
Ihre Frage aber: Zu was sind denn die jetzigen Verbände fähig?
ist natürlich zentral.
Einerseits hat die politische/strategische Ebene zu definieren, was zu können sei und Ihre Frage dient der Lagefeststellung was davon bereits gekonnt wird und was als Fähigkeit aufgebaut werden muss.
Aber die Frage betrifft nicht nur die Bundeswehr. Landesverteidigung, Wehrersatzwesen usw. war und ist stets eine Gesamtaufgabe aller Politikfelder und gesellschaftlicher Interessengruppen (z.B. die Wirtschaft). Auch hier haben wir seit den 1990er Jahren massiv an Befähigung verloren-natürlich, weil es politisch gewollt war (nur eine reine Feststellung, keine Kommentierung von mir) oder eben, je nach Sichtweise, die Erfolge in der Außenpolitik weite Teile dieser Befähigung in den Augen maßgeblicher politischer Entscheidungsträger als überholt darstellen ließen und man die Ressourcen zur Aufrechterhaltung dieser Befähigung anders verwendete.
@MikeMolto
Ich beziehe mich auf meine Erfahrungen vor 20 Jahren, Berichte aus meinem Umfeld(was beides nicht repräsentativ ist), Presseberichten(die diesen Erfahrungen glücklicherweise nur ähneln) und der seltsamen Diskrepanz zwischen den Lehrlingen der letzten Jahre vs der Kritik und Ansprüchen an Rekruten auf AG und anderswo z.b. den Berichten des BwBdBT
btw die Erste Zeile bezog sich auf die Verstärkung
.
„Nun, Wehrwille ist aber auch nötig – Bereitschaft und Fähigkeit. Und eine Strategie und ein stimmiges Konzept bedarf es natürlich auch.“
Dieses Land kriegt ja schon Pusteln, wenn ein 16- jähriger beim Tag der offenen Tür bei der BW ein G36 auch nur anfassen will … In BaWü ist die Bundeswehr in den Schulen schon unerwünscht. Material kann man ja wieder einkaufen, beim Personal wird es da in Zukunft richtig eng werden. Die Wehrpflicht abzuschaffen war der Kardinalfehler, nicht zuletzt auch deshalb weil damit die Verbindung zur Bevölkerung mit gekappt wurde.
Ich kenne Jugendliche, die in ihrem Leben noch keinen Soldaten in Uniform live gesehen haben. vdL Arbeitgeberinitiative ist das Pfeifen im Wald …
csThor | 02. September 2014 – 12:48
Und um die zu klären muß ein von der Gesellschaft getragenes Konzept her, denn diese muß letztendlich den Finanzbedarf durch Steuern erbringen und muß daher zwingend von der Notwendigkeit und Richtigkeit des Konzepts überzeugt sein.
Wenn es nach der Gesellschaft ginge, hätte es die Bundeswehr damals gar nicht gegeben. Aber träumen Sie nur weiter.
Damals ist mittlerweile knapp 60 Jahre her. Damals waren grad mal 10 Jahre seit der Kapitulation vergangen. In die damaligen Proteste spielten auch die Frage Kriegsgefangene und deutsche Einheit hinein. Das ist heute natürlich nicht mehr gegeben.
Nochmal: Ohne die Bevölkerung mitzunehmen ist keine sicherheitspolitische Weichenstellung auf Dauer tragbar. Entweder fliegt diese bei genug „Schmerzempfinden“ nach der nächsten Wahl in hohem Bogen aus dem Fenster oder die BW geht mangels Nachwuchs einfach zugrunde.
PS: [Sarkasmus an] Und vielleicht sollte man auch mal über die Thematik reden anstatt sie populistisch-opportunistisch totzuschweigen. Diskussion und Kommunikation sollen ja gegebenenfalls Wunder wirken. [Sarkasmus aus]
@ csThor
NATO Austritt wäre doch wenig überzeugend, NATO verhindert auch im derzeitigen Zustand eine unsinnige Konkurrenz zwischen Europa und USA. Es wird auch gerne übersehen, dass seit dem Vertrag von Lissabon die EU keine Neutralen mehr kennt.
Wäre denn unser Beitrag in einer EU Verteidigung geringer als die die zwei Divisionen im Rahmen der NATO?
Für mich wäre eine sinnvolle Neu(?)-Orientierung, die NATO ganz klar zu einem VERTEIDIGUNGSBÜNDNIS zu machen, „Powerprojection“ und ist in meinen Augen unsinnig.
Grundsätzlich wäre meine erste Frage: Wieviel Brigaden kann Russland längerfistig an der Westgrenze einsetzen, was haben die NATO-Nachbarn zur Verfügung? Brauchen wir tatsächlich mehr, um als Europäer genen Russland bestehen zu können?
Was wäre an Vereinheitlichter Hardware sinnvoll? Was fehlt an Mitteln, um sinnvoll zu üben?
@ Stefan | 02. September 2014 – 13:46
Siehe csThor | 02. September 2014 – 13:52
Und ergänzend zum Thema „Gesellschaft politisch mitnehmen“möchte ich hinzufügen:
Adenauer wurde genauso wiedergewählt wie auch später Helmut Schmidt nach Erweiterung der Bw und Umsetzung des NATO-Doppelbeschlusses-dass ihm dann die FDP als Koalitionspartner abhanden kam, hatte andere Gründe.
Die heutige Medienberichterstattung über diese Gauck-Rede ist mal wieder interessant.
Die Linkspartei schüttet wie üblich ihre Kübel Dreck über Gauck aus, weil er es gewagt hat, etwas gegen Putin und Mütterchen Russland zu sagen. Das erwartet man von der Linkspartei als mutmaßliche fünfte Kolonne Moskaus uns ist insofern nicht verwunderlich.
Ansonsten ist aber nur dröhnendes Schweigen zu vernehmen. Kein Minister ist Gauck beigesprungen, Merkel lässt ihn hängen wie einst Köhler. CDU, SPD und Grüne (Gauck war schließlich auch Wunschkandidat der Grünen) lassen ihren Präsidenten in einer Frage der nationalen Sicherheit kommunikativ im Regen stehen.
Dieses Verhalten der angeblich staatstragenden Politik auf eine solche Grundsatzrede von Gauck ist ein Skandal und lässt alle Alarmglocken läuten. Deutschlands politische Elite hat fertig, zumindest was Außen- und Sicherheitspolitik angeht. Oder unsere politischen Eliten verfolgen andere Ziele – aber dann würden wir uns im Bereich des Hochverrats bewegen …
In jedem Fall: Sehr aufschlussreich!
Es ist in der Regel unüblich, dass die Bundesregierung die Reden des Bundespräsidenten kommentiert. Hat er auch gar nicht nötig.
@ Sun Tzu
Und das wundert Sie? Ehrlich? In diesem Land wird seit Jahren Konservierung statt Politik betrieben (Konservierung wie „alles lassen wie is“), Veränderung ist nicht erwünscht.
Abgesehen davon: Gauck war nie Merkels Kandidat. Ich glaube sie ist ganz zufrieden, wenn er den Grußonkel mit den großen Worten macht. Dafür macht sie weiter #Raute.
@Sun Tzu: Das mit der Linkspartei sehen wir identisch(siehe mein Beitrag von 13.39 Uhr) und in Sachen Köhler sehe ich es genauso, daß dieser nicht ausreichend unterstützt wurde, trotzdem hätte er bleiben sollen(die Angriffe auf Gauck sind schlimmer als auf Köhler), denn sonst müssen unsere Bundespräsidenten ständig zurück treten.
Bundespräsidenten sollten versuchen, dem Volke immer möglichst überparteilich die Wahrheit zu sagen, auch wenn es der Regierung vielleicht nicht passt.
Allerdings ist ausgerechnet der SPD-Vize Stegner(der gegen Waffenlieferung an die Kurden war) dem Bundespräsidenten beigesprungen, allerdings als einziger deutscher Politiker bis jetzt.
Ich denke die Rolle der Linkspartei, die sich außenpolitisch wie eine SED/PDS aufführt mit der Moskauhörigkeit, sollte dafür genereller kritisiert werden. Das Schema ist doch einfach, alles was der Westen/Nato tut ist böse, alles aus Moskau ist gut oder gibt Verständnis dafür. Ich denke die Linkspartei wäre viel weniger angeblich pazifistisch, wenn es noch die NVA geben würde.
Die Süddeutsche scheint mit der Hetzkampagne gegen Gauck zu beginnen:
Titel: „Der unbesonnene Präsident“
Höchst interessant, wie dieses Land mit einem Präsidenten umgeht, der Wahrheiten ausspricht, die dringend ausgesprochen werden mussten.
Der Grad an Realitätsverleugnung ist offenbar weiter fortgeschritten, als gedacht.
Die Putinversteher scheinen es in Deutschland an die Schalthebel der Macht geschafft zu haben.
Nu muß ich auch mal meine 5 cents in den Brunnen werfen, nachdem ich die Rede 2x gelesen habe.
Angesichts der Tatsachen wo, wann und vor welchem Publikum der BuPrä diese Rede gehalten hat, konnte er ja wohl kaum etwas anderes sagen, ich halte die Rede für sehr gelungen und gar nicht „unbesonnen“ wie H.Prantl in der SZ heute schrieb.
Es war eine sehr „euro-atlantische“ Rede, mit den üblichen Hinweisen an Moskau’s Adresse ohne die verbale Keule gegen Putin zu schwingen und ohne einer künftigen partnerschaftlichen Beziehung zu Rußland ein für alle Mal eine Absage zu erteilen.
However, die Sätze „Wir werden Politik, Wirtschaft und Verteidigungsbereitschaft den neuen Umständen anpassen. Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten lassen sich in diesen Grundfragen nicht auseinanderdividieren, auch nicht in Zukunft.“ sollte nicht als „Paradigmenwandel“ der deutschen Außen-und Sicherheitspolitik verstanden werden, denn mit dem „Wir“ meint der BuPrä natürlich EU und NATO, wie der zweite Satz ganz klar sagt.
Also wieder mal nur ein Schlagzeilen-Sturm im medialen Wasserglas.
In der F.A.Z. wird die Gauck-Rede positiv kommentiert, in der SZ kritisch. Ich bin froh, dass wir keine gleichgeschaltete Presse haben. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die unterschiedlichen Argumente und Perspektiven dazu einladen, sich intensiver mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Völlig ungehörig ist es dagegen, der politischen Elite unseres Landes Hochverrat zu unterstellen. Das darf so nicht stehenbleiben.
@ Sun Tzu | 02. September 2014 – 14:55
Hetze find ich jetzt doch ein bisschen zu hoch gegriffen. Im Prinzip sagt Prantl nix weiter als „Ball flach halten, auf lange Sicht kriegen wird das schon in den Griff“.
Außerdem gehört, zumindest für mich, das Kritisieren auch der höchsten Amtsträger zu den Grundpfeilern unserer Gesellschaft…
@ klabautermann
Zustimmung. Prantls Kritik ist nicht völlig unberechtigt, aber an diesem Tag und an diesem Ort auch nicht zwingend. Wenn der Bundespräsident die polnische Befindlichkeit in den Vordergrund gestellt hat, lag er m.E. damit richtig. Es bleibt ja im übrigen offen, ob er nicht zum 75. Jahrestag des Unternehmens Barbarossa dann eine weitere Rede mit anderen Schwerpunkten hält. Mal sehen, wie sich die Lage bis dahin entwickelt.
@csThor: Mit allem völlig einverstanden bis auf einen Punkt: Es war bis heute (Putin verändert da gerade was) sehr schwierig, dem Publikum zu erklären, gegen wen wir uns verteidigen sollen wenn die Karte doch klar zeigt, dass wir ausschließlich von Freunden (abgesehen von der Schweiz nur NATO-Partnern) umzingelt sind. Der Hinweis auf Bündnispflichten fällt den Tücken der Abschreckung zum Opfer: Sie hat funktioniert,will sagen dass die Armeen glücklicherweise nicht praktisch gebraucht wurden sondern nur als dräuendes – GLAUBWÜRDIGES – Potenzial in den Kasernen. Das ist aber eine reine Abstraktion, aus der die Bildzeitung keine rührselige Flüchtlingssaga spinnen kann. Seit der Luftbrücke hat man keine praktische Aktion zugunsten Deutschlands gesehen, weil eben nicht benötigt. Da wird es schwierig, diesen Punkt zu vermitteln. Die Politik spiegelt aber zu allererst die Verfassung/Wahrnehmung der Bevölkerung. Hier wirklich zu führen heißt ja auch immer, bewußt gegen bestehenden Konsens und Gewohnheiten zu verstoßen um neue Ansichten und Ziele zu vermitteln, also eine Art Gambit aus einer bewußt gewählten Minderheitenposition heraus. Das haben sich Adenauer mit der Wiederbewaffnung oder Willy Brandt mit der Entspannungspolitik getraut. Seit dem schmieden die PR-Berater den verbindlichen Konsens: Wer abweicht, verliert.
@ Alexander Loesch | 02. September 2014 – 15:15
Natürlich darf Prantl wen auch immer kritisieren. Nur steht mir dann auch das Recht zu, Prantl für seine Kritik zu kritisieren. Nichts anderes tue ich (gern auch mal scharf …).
Meiner Ansicht liegt Prantl vollkommen daneben und versucht, Herrn Gauck mit seinen Angriffen zu beschädigen. Das halte ich für sehr kritikwürdig.
@Sun Tzu
Kritik an öffentlichen Stellen und Unterstellung von Straftaten durch öffentliche Stellen (Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens) sind nicht das Selbe, werter Mitforist Sun Tzu….da sollten Sie vielleicht mal tiefer bohren in der einschlägigen Rechtsliteratur.
@Sun Tzu
Ungehörig können Sie natürlich sein. Aber in der Form, in der Sie das tun, werfen Sie anderen strafrechtlich relevante Vergehen vor. Und das hat nichts mit der von Ihnen zitierten Rechtsprechung zu scharfer Kritik zu tun.
Mal abgesehen davon, dass das für die Debatte ziemlicher Blödsinn ist: treiben Sie solche justiziablen Späße woanders und nicht, möglicherweise, auf meinem Rücken. Ich schreibe hier jetzt nicht die Paragrafen bzgl. vorsätzlicher falscher Anschuldigung hin, sondern Ich schmeiße das jetzt raus.