Landes- und Bündnisverteidigung: Blick nach Osten? (Update)
Die Auswirkungen der Ukraine-Krise und der russischen Annexion der Krim auf die NATO und damit auch auf Deutschland (und seine Streitkräfte) werden zwar von den Interessierten schon seit Tagen diskutiert (hier auf Augen geradeaus! zum Beispiel nach der Rede des NATO-Generalsekretärs und der Ankündigung mehrer Bündnismitglieder, die Luftraumüberwachung über dem Baltikum zu verstärken) – in der Mainstream-Debatte dürfte dieses Thema aber erst jetzt mit den Äußerungen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im aktuellen Spiegel angekommen sein:
Die aktuelle Lage spiegelt klar, dass die NATO nicht nur ein militärisches, sondern auch ein politisches Bündnis ist. Es ist vor allem der demokratische Wertekanon, der hohe Anziehungskraft auf Neumitglieder entfaltet. Deswegen ist die NATO seit den 90er-Jahren gewachsen, nicht weil die Allianz auf Expansion ausgelegt war.
Jetzt ist für die Bündnispartner an den Außengrenzen wichtig, dass die NATO Präsenz zeigt. Denn nur Geschlossenheit gibt die Sicherheit für die diplomatischen Gespräche, die nun geführt werden müssen.
(Update: Komplettes Zitat nach Angaben des BMVg ergänzt)
Was die CDU-Ministerin damit konkret meint, wird sich vermutlich schon bald zeigen müssen – nachdem auch Dänemark (wie zuvor die USA, Großbritannien und Frankreich) mehr Abfangjäger an die russische Grenze zu Estland, Lettland und Litauen schicken will, dürfte ein Beschluss des Bündnisses zu mehr demonstrativer Solidarität mit den osteuropäischen NATO-Ländern näher rücken. Und damit auch die Frage, ob und wie sich die Bundeswehr daran beteiligt. Auch wenn der polnische Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak in erster Linie die USA als Unterstützer im Blick hat: The US should increase its military presence in Poland and in other Nato members in central and eastern Europe in light of the Ukraine crisis, the Polish defence minister, Tomasz Siemoniak, said on Saturday.
Spannender werden allerdings die Auswirkungen, die das langfristig auf die Orientierung der NATO wie der deutschen Verteidigungspolitik haben wird. Ukraine crisis prompts security rethink in Europe, titelt Associated Press, hat aber interessanterweise das größte europäische NATO-Mitglied und nicht ganz unwichtige europäische Land Deutschland dabei völlig ausgelassen…
Vielleicht, weil hierzulande nach wie vor Grundlage ist, dass für deutsches Engagement im multinationalen Rahmen – von der UN über die NATO bis zur EU – Einsätze in Krisenvorsorge und -management außerhalb des Bündnisgebietes die wahrscheinlichste Option sind. Wie im bislang letzten und nach wie vor gültigen Weißbuch von 2006:
Internationale Konfliktverhütung und Krisenbewältigung einschließlich des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus sind auf absehbare Zeit die wahrscheinlicheren Aufgaben. Sie sind strukturbestimmend und prägen maßgeblich Fähigkeiten, Führungssysteme, Verfügbarkeit und Ausrüstung der Bundeswehr.
Das findet sich so ähnlich auch in den bislang letzten Verteidigungspolitischen Richtlinien aus dem Jahr 2011 wieder:
Die wahrscheinlicheren Aufgaben der internationalen Konfliktverhütung und Krisenbewältigung bestimmen die Grundzüge der neuen Struktur der Bundeswehr. Die dafür verfügbaren Kräfte erfüllen im Wesentlichen auch die Anforderungen für die Landes- und Bündnisverteidigung sowie des Heimatschutzes der Bundeswehr.
Allerdings: Die apodiktische Aussage Die dafür verfügbaren Kräfte erfüllen im Wesentlichen auch die Anforderungen für die Landes- und Bündnisverteidigung ist eine, die noch der Überprüfung bedarf, wie es auch hier in den Kommentaren schon angeklungen ist. Vielleicht hängt es ja davon ab, wie die Anforderungen für die Landes- und Bündnisverteidigung definiert werden. Natürlich ist es zunächst eine politische Frage, auf die allerdings sofort die Frage folgt, welche Fähigkeiten dem politischen Willen zur Verfügung gestellt werden (können).
Da ist es schon fast ironisch, dass von Gegnern der Auslandseinsätze immer gefordert wird, den Umbau der Bundeswehr zu einer Interventionsarmee zu stoppen und die deutschen Streitkräfte auf ihre originäre Aufgabe, also die Landes- und Bündnisverteidigung, zu begrenzen. Denn so wie sich die politische Debatte abzeichnet, dürfte eine Konzentration auf diese Aufgabe auch wieder umstritten sein, wenn es um die demonstrative Stärkung der Verteidigungsfähigkeit an der Ostgrenze der NATO geht.
Da wäre es doch vielleicht an der Zeit, nach fast acht Jahren wieder ein neues Weißbuch aufzulegen – und zu überlegen, ob es auch konsolidierte deutsche Ansicht ist, dass die Ukraine-Krise sich als game changer erwiesen hat, wie der NATO-Generalsekretär meint. Und die praktischen Folgen durchzubuchstabieren, einschließlich der Überlegungen, ob an den konzeptionellen Grundlagen der Neuausrichtung der Bundeswehr bis hin zu den praktischen Entscheidungen etwas geändert werden muss. Vielleicht ja nicht. Aber das sollte dann doch sauber durchbuchstabiert werden.
Nachtrag: Die NATO-Führungsspitze positioniert sich recht eindeutig: Nato’s top military commander says Russia has assembled a force large enough to run to Transnistria if it chooses to
Nachtrag 2: Wie schon mehrfach hat von der Leyen ihre Wochenend-Äußerungen in einem Printmedium mit nachgelegten Aussagen in einem Fernsehinterview präzisiert:
Mit Blick auf die faktische Annexion der Halbinsel durch Russland hat Bundesverteidigungsministerin von der Leyen betont, der Westen müsse klarmachen, dass „die NATO nicht nur auf dem Papier besteht“. Im Bericht aus Berlin sagte sie, das Bündnis müsse Präsenz zeigen und seinen östlichen Partnern wie den baltischen Staaten oder Polen versichern, „dass man füreinander da ist“. Zuletzt hatten die NATO-Staaten Polen und Rumänien eine aktivere Rolle der NATO in Osteuropa gefordert. (…)
Man müsse deutlich machen, dass nicht einfach das Recht des Stärkeren, dass Putin eingesetzte hat, gelte. Das entscheidende Mittel zur Lösung von internationalen Konflikten sei die Diplomatie auf Grundlage des Völkerrechts.
Alle Aussagen der Ministerin am Wochenende hier zusammengefasst zur Dokumentation.
(Ich gebe zu: dieser Eintrag ist auch ein wenig der Versuch, die etwas zerfasende Debatte zu diesem Thema wieder zu bündeln.)
(Foto: ADAZI, Latvia — Soldiers from the Pennsylvania Army National Guard work together with soldiers from Lithuania’s Grand Duchess Birute Motorized Infantry Battalion during the movement to contact exercise lane at Sabert Strike June 4, 2013. Saber Strike 2013 is a U.S. Army Europe-led, multinational, tactical field training and command post exercise occurring in Lithuania, Latvia and Estonia June 3-14 – Lithuanian Ministry of Defense photo by Pvt. Vilius Dziavecka via U.S.Army Europe)
Befähigung zur Landes- und insb. Bündnisverteidigung ist doch klar im LOA festgeschrieben! Der aktuelle Fall (neu) „Ukraine“ sowie auch (laufend) „Türkei“ (Op ACTVE FENCE) passen sehr wohl zum Auftrag der Bw.
Der Forderung nach einem neuen Weißbuch kann ich mich nur anschließen. Es hat sich ja doch einiges geändert (allein die Erfahrungen aus den Einsätzen der letzten Jahre…).
Nachdenkenswert ist mE wieder das Thema „Wehrpflicht“. Mit allen Konsequenzen, die das für das Thema Struktur, Stationierung und Ausrüstung hat.
@T.W.:
Vielen Dank für die Bündelung und Einordnung der aktuellen Debatte. Genau dieser Diskussionsbeitrag mit Verweis auf die Grundlagendokumente fehlt in den großen Medien bisher.
Aus meiner Sicht sollte eine umfassende Analyse beim veränderten Kriegsbild ansetzen.
Denn viele Diskussionen sind geprägt vom Tenor:
Zurück in die Zukunft!
Eine Renaissance klassischer militärischer Fähigkeiten (Panzerwaffe, Flugabwehr, Artillerie) ist jedoch nicht hinreichend.
Russland spielt virtuos auf dem ganzen Klavier, während wir auf 3-4 Tasten einhändig herumdrücken und dabei die schwarzen Tasten ignorieren.
„Vernetzte Sicherheit“ auf russisch ist hingegen ein Gesamtansatz von politischen, wirtschaftlichen, medialen, nachrichtendienstlichen und militärischen Maßnahmen.
Die militärischen Maßnahmen wiederum sind eine sehr interessante Kombination aus Aggression und Innovation.
Reguläre und irreguläre Methoden, sowie Nutzung des Informationsraumes (Cyber).
Der GI hingegen sprach in der vergangenen Woche bei der Clausewitz-Gesellschaft über Cyber nur von defensiven Maßnahmen in der NATO.
Dieses russische Klavierspiel mit allen Tasten wird in der Ausbildung der Bundeswehr weitgehend ignoriert (siehe Ausbildung an OSH, OSLw, MSM und insbesondere FüAk).
Die sequenzielle Anreicherung klassischer Szenare mit ein paar irregulären Kräften (siehe ILÜ: Erst Kampf gegen Irreguläre in Barbaradorf, dann klassisches Gefecht ohne Irreguläre) ist eben nicht ausreichend.
Daher schwingt die Diskussion bei und meist zwischen Einsatz („haben wir bei ISAF nicht gebraucht“) und klassischem Szenario („MotSchtzRgt im Angriff“).
Ohne realistisches Kriegsbild fehlt jedoch jeder weiteren Diskussion die Grundlage.
@ Z25. ob es damit getan ist? wenn man hier regelmäßig mitliest könnte man durchaus zu dem eindruck gelangen, die mannstärke wäre unser kleinstes problem. da limitieren doch eher faktoren wie wasserkopf und fehlende politische führung.
Ot: für die frage, warum putin diesen Aufwand betreibt ist dieser artikel vlt auch ganz interessant:
http://gorshenin.eu/news/199_a_key_to_understanding_putins.html
da werden dei interdependenzen im rüstungssektor zw Ru und Ukr aufgezeigt. ob man allen schlüssen folgt ist eins, die basisrecherche scheint aber akkurat zu sein ( soweit auf die schnelle verifizierbar)
Tja, aber wie und im welchen Rahmen soll eine Landesverteidigung erfolgen? Soll Russland damit wieder zum großen Gegner aufgewertet werden? Ein völlig falscher Schritt wegen der Krim hier alte Blöcke wiederzubeleben.
Andererseits auf traurige Weise erheiternd, dass ein Umbau zu einer reinen Expeditionsarmee auf Grund der These, in Zukunft wird in Europa keine Bedrohung mehr stattfinden, sich nun doch als Schlag ins Wasser herausstellen könnte.
Aber der Drops ist erstmal gelutscht, ich sehe die BW (isoliert, nicht im Rahmen der NATO) als definitiv nicht in der Lage zur Landesverteidigung. Das Heer mit zwei Divisionen, Schwerpunkt auf Infanterie, alle Nichtaktiven Strukturen zerschlagen. Auch sehe ich keine Aufwuchsfähigkeit, weder materiell noch personell. Nicht nur, dass nicht benötigtes Material nicht langzeitgelagert sondern ausgesondert wird, auch dürfte es schwer sein, bei unserem Beschaffungswesen, sollte es die Lage erfordern, schnell entsprechendes Großgerät wieder einzuführen. In personeller Hinsicht dürfte eine Diskussion über die Wiedereinführung der Wehrpflicht völlig falsche Signale nach außen senden.
Es kann auch sein das ich falsche liege und Landesverteidigung heute und in Zukunft mit anderen Szenarien durchgeführt wird als mit einer Menge von Material (z.B. mit Cyber, Drohnen, SecOps), aber auch da sehe die Befähigung der BW nicht grade weit vorne.
Interessant wird davon ab aber wieder die öffentliche Diskussion sein, sofern sie stattfindet. Wie @T.W. schon schreibt, die Gegner der Reform pochen auf die Aufgabe der BW als Verteidigungsarmee, mal sehen, ob sie es ernst meinen wenn das Aufwuchs etc. der BW bedeutet. Von einer Erhöhung des EP14 mal ganz abgesehen…
@Z25:
Der Ruf nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht ist das plastischste Beispiel für „Zurück in die Zukunft“.
Davor sollte man sich aber klar sein welches Spiel gespielt wird, denn sonst steht man als Volleyball er auf nem Rugby-Spielfeld.
Hier fehlen mir seit Jahren die Diskussionen in der Bundeswehr zum Kriegsbild.
Wo sind denn die Aufsätze in der ÖMZ? (wenn man schon kein eigenes Medium hierfür hat)
Wo ist die offene Diskussion hierüber in der Armee mit Innerer Führung?
Wo sind die Impulse in der Ausbildung?
Wo ist die fundierte kriegstheoretische Ausbildung der Stabsoffiziere?
Stattdessen beklagt die Generalität lieber das freundliche Desinteresse der Bevölkerung.
Mal aus interesse, wird Verzögerung/Verteidigung an der OSH noch ausgebildet oder gibt es nur noch StabOp?(mal davon ab das dort alle künftigen Heeresoffiziere als BtlKdr Panzerbtl entscheiden sollten, wir gleichzeitig aber die Panzerwaffe zum größten teil einstampfen –> Sinn?)
MkG
@A.Fischer:
Sinnhaftigkeit in Ausbildungseinrichtungen der Bunderwehr zu suchen zeugt von ausgeprägtem Humor ;)
Wie war das gleich nochmal? „Wir wissen, dass die Aufgabenstellungen veraltet sind, aber: Don’t fight the settings!“
q.e.d.
Wo ist das Problem? Schäuble erkennt in der Bw keine Sicherheitspolitische Institution, UvdL will Kanzlerin werden, also muss sie gewählt werden? Putin wird NATO Gebiet nicht angreifen. Egal wie gut oder schlecht unser Militär im konventionellen Bereich ist, können wir gegen die Ausweitung Russlands bis an die Grenzen der NATO keine mili Maßnahmen ergreifen ohne einen Atomkrieg zu riskieren. Die Rote Line ist ein Angriff auf einen Bündnispartner. Sanktionen würden Russland und China verschweißen und uns würden sie schaden. Das einzige was hilft ist Gesprächsfaden zu halten und ansonsten sie nicht an den Wohltaten und Annehmlichkeiten der „Freien Welt“ teilhaben zu lassen.
Europa muss seine Energieversorgung nachhaltig auf eigene Beine stellen (Power to Gas, Solarthermie im Süden, Geothermie im Norden, dezentrale Versorger uvm), das breite Fundament des Handels ausbauen und somit seine Abhängigkeit von einem Handelspartner verringern.
Ein EU Militär/NATO in den nächsten 10Jahren optimiert, würde wohl Putin nicht hindern ein Übung in Transnistrien abzuhalten.
Es hat die Westpolitiker nicht gestört, dass die Russen 170 ethnische Minderheiten im russischen Kolonialreich gängeln. Trotz jahrelanger Anmahnung internationaler Menschenrechtsorganisationen und der Presse wurden insbesondere im Kaukasus immer wieder Menschenrechtsverletzungen hingenommen ohne Androhung von Sanktionen.
Nein, man hat die Bonzen hofiert und somit seine Glaubwürdigkeit verspielt.
Diese umfassen willkürliche Inhaftierungen, systematische Folter von Inhaftierten durch die Polizei, außergerichtliche Hinrichtungen, Gefährdung der Pressefreiheit (von Anfang 1992 bis Juli 2009 wurden mindestens 50 Journalisten getötet), Schickanierung von Rekruten = Dedowschtschina in der russischen Armee, Vernachlässigungen und Grausamkeiten in Waisenheimen, Verletzungen von Kinderrechten, Diskriminierung, Rassismus, und Morde an Mitgliedern von ethnischen Minderheiten. Einige russische Menschenrechtsanwälte und kritische Journalisten starben während sie Korruption und vermutete Verbrechen von staatlichen Autoritäten oder des FSB aufdeckten. Das Ministerkomitee des Europarats äußerte vor Jahren Sorgen darüber, dass Russland noch keine umfassende Gesetzgebung zur Anti-Diskriminierung erlassen habe und dass die bestehenden Bestimmungen gegen Diskriminierung trotz der berichteten Fälle der Diskriminierung selten durchgesetzt würden.
Es interessiert kaum einen Menschen in der EU was in Russland geschieht, doch die Krim soll nun unser Sicherheitsinteresse und unsere Streitkräfte mobilisieren :-))
In wenigen Wochen ist EU Wahl und da wird Militär eher keine Rolle spielen.
In etwas mehr als 3Jahren ist wieder Bundestagswahl und da wird Bundeswehr eher kein Thema sein, evtl eher der Gaspreis, die Mrd Hilfen für die Ukraine und deren Mafia.
Man muss in einer friedliebenden Gesellschaft damit leben, dass es keine militärische Ambitionen der Mehrheit Bürger gibt. Verteidigung wird von vielen akzeptiert, mehr eben nicht.
Auch die „Freiwilligen Feuerwehren“ müssen damit leben und jeder ist dafür, dass wir zur Brandbekämpfung Menschen und Gerät benötigen, doch was geschieht im ganzen Land? Die Wehren werden reduziert, zusammengelegt und das freiwillige Personal fehlt zunehmend.
Zum Thema Wehrpflicht: Es kann und darf nicht sein, dass der Staat (um mal ganz allgemein zu bleiben) aufgrund seiner eigenen Unfähigkeit, geeignetes Personal für Streitkräfte mit einer Stärke von gerade einmal 180.000 Mann zu werben und zu halten, junge Männer zum Dienst an der Waffe zwingt. Wir reden hier nicht von den fast 500.000 Soldaten des Kalten Krieges, sondern von weniger als 40% dieser Stärke.
Womit wir beim nächsten Thema wären: Der gnadenlosen organisatorischen Ineffizienz aller Bundeswehrstrukturen des letztes Jahrzehnts: Mit 500.000 Soldaten hatte die Bundeswehr allein im Feldheer drei aktive Korps mit (teilaktiven) Korpstruppen und zwölf Divisionen mit 36 Brigaden, alle hinsichtlich Struktur, Ausbildung und Ausrüstung zum Gefecht der verbundenen Waffen befähigt. Dazu das Territorial mit teilaktiven und gekaderten Truppenteilen, einschl. sechs teilaktiven mech. Brigaden. Selbst wenn das Heer im Zuge diverser Reformen und Transformationen überproportional (>40%) geschrumpft ist, kann es zur Zeit gerade einmal eine verminderte Panzerdivision bereitstellen, und das auch nur, wenn das gesamte Heer Personal und Ausrüstung abgibt…
Aber dafür hat die Bundeswehr ja jetzt ZSanDst und UA/FA/OA-Ausbildungsbataillone :)
Es besteht die Möglichkeit dass Putin die NATO bis an die Grenze eines mili Konfliktes reizen wird, denn warum sollte er es nicht tun?
Hier das Drehbuch:
Am 6. September 1919, verkündet der österreichische Staatskanzler Dr. Renner noch einmal in der Wiener Nationalversammlung:
“Deutsch-Österreich wird niemals darauf verzichten, die Wiedervereinigung mit dem Deutschen Reich als das Ziel seiner friedlichen Politik zu betrachten.”
Und evtl wird es eine Zeit in der Zukunft geben, in der die Krimbewohner leugnen, dass sie sich mit Begeisterung (mit etwas Propaganda und leichtem mili Druck) an Russland angeschlossen haben.
@A.Fischer:
An der OSH liegt sogar der Schwerpunkt der Ausbildung bei der Verzögerung und Verteidigung (was ja nicht falsch sein muss).
Das Ergebnis der Lehrgänge zeigt sich jedoch exemplarisch an der Übung „Grantiger Löwe“ (http://augengeradeaus.net/2013/02/vernetzt-denken-%E2%80%93-in-alten-strukturen/).
Dagegen ein aggressiver und innovativer Gegner, da ist dann schnell Schluss mit Bündnisverteidigung. Planmäßigkeit vs. Anpassungsfähigkeit. Über den OODA-Loop wurde hier glaube ich in den letzten Jahren mehr diskutiert als an der OSH und der FüAk.
Zu „Grantiger Löwe“ passt daher Ede Zimmermann:
Und das ist leider kein Einzelfall!
@Kerveros:
Sehr treffend. Danke.
Elahan | 23. März 2014 – 11:25
Die Gefahr kommt von fliesendem, da man Reagiert auf die Reaktion, das da mal was über die Grenzen Schwebt dann könnte heizen Konflikt geschehen, das Polen sich einmischen in der Ukraine weil das ja Brüder sind , das gab ja schon mal als Polen von der Ostsee bis in Schwarzmeer ging
Boots on the Ground | 23. März 2014 – 11:26
Die Frage ist ob 180 000 über Haupt noch eine reale Zahl ist mit Sicherheitskontigend und Ausland Einsatz über Haupt Realisier bar noch ist oder
Weil da müsste jede Brig zumindest wieder Arie haben und die Brig werden da auch zu wenig sein die BW nur hat
Den da müsste eine ganze Brig schon an der Grenze sein da geht es nicht mehr um Einsatz Kp sondern Ganze Verbände wie zum Beispiel in Polen
Nur die größe der BW ist die frage das die auch nicht zu Groß wird
@Alarich
Ja, so entstehen Kriege/Konflikte und man hat dann nur zwei Möglichkeiten:
Konfliktlösung oder Konfliktabwehr.
Die Konfliktabwehr führt meist in einer Spirale zu mehr Gewalt an deren Ende die Konfliktlösung steht. Also besser gleich zur Konfliktlösung.
Das Problem ist, dass der Konflikt mit RUS evtl durch A Waffen gelöst wird, was am Ende auch eine Lösung wäre, nur keine zu meinem Vorteil.
Um die Größe seriös beurteilen und festlegen zu können, müsste man erst einmal definieren, was man denn nun will. De facto dürfte sich [hoffentlich] aber der hippe „Breite vor Tiefe“-Mist…sorry…. -Ansatz mit den aktuellen Geschehnissen erledigt haben.
Ich würde mich über eine Anfrage an den Deutschen Bundestag freuen, in der konkret nach der Verteidigungsfähigkeit in einem klassischen Landesverteidigungsszenario gefragt wird. Nach Größe, Art, Dislozierung und Zusammenstellung geurteilt, dürften wir dabei wahrscheinlich auch nicht länger durchhalten als die Schweden. Oder frei nach FALLEX 62: „Bedingt abwehrbereit“ (nur mit dem Unterschied, dass die Bw nicht mehr sieben Jahre alt ist…).
Edit: Bitte nicht immer die „A-Schlag“-Trumpfkarte zücken, die dann alle anderen Überlegungen vom Tisch fegt. Davon sind wir Meilen entfernt und auch ein Putin wird nicht mit seinen Raketenstreitkräften wedeln. Auch für sein Land wäre dann das Licht aus.
Nicht zu vergessen:einheitliche Doktrin und Sprache bei der russischen Armee. Volltruppenübungen im großen Maßstab – oft mit geringer Vorlaufzeit zur Bewertung der „readiness“ (natürlich auch als Machtdemonstration) – sind dort ebenfalls häufiger als bei uns.
Elahan | 23. März 2014 – 12:14
Das ist richtig aber da sind zu viele Vermischt
USA: Kampf um weise Haus , Rep. werfen ihm Schwäche vor
Polen : Bruder Sache
Deutschland und die sinnlosen spar bremse
China: Bündnis gegen die USA Aufbau um seine Pazifik Poetik voran zu bringen
Weitere Konflikte Syrien, Weißrussland den man weg will und der Iran
Also werden wir lieber mal 1 punkt einstellen müssen
Es darf den interessierten Beobachter doch nicht überraschen, dass unsere polnischen Nachbarn die Anlehnung an die USA der Anlehnung an europäische Partner vorziehen.
Dies resultiert zum Einen aus den Schwierigkeiten, 28 Partner unter eine gemeinsame Lagebeurteilung (Stichwort: Bedrohungsempfinden) zu bekommen, zum anderen aus der ganz praktischen Erfahrung aus polnisch-amerikanischen Einsatzerfahrungen ( IRAK, ISAF) und der nach meiner Kenntnis deutlich stärkeren US-Ausbildungsunterstützung für die POL Streitkräfte bislang.
Der DEU Beitrag in dieser multi-polaren Auseinandersetzung wird nicht primär durch militärische Fähigkeiten, die doch erst nach 2018 auf dem Papier verfügbar sein werden, geprägt, sondern durch die Aufrechterhaltung der gemeinsamen Währung und der Förderung der europäischen Solidarität – aus Alternativlosigkeit.
Schlecht zu spielen und trotzdem am Ende zu gewinnen. Darauf kommt es jetzt an.
@Voodoo
„Auch ich würde mich über eine Anfrage an den Deutschen Bundestag freuen“
Kann mir jetzt schon kaum den Bauch vor lachen halten.
Die Antwort wird evtl folgender Maßen ausfallen:
Mit der Neuausrichtung wurde die Bundeswehr konsequent auf das veränderte sicherheitspolitische Umfeld zu Beginn des 21. Jahrhunderts ausgerichtet. Zugleich wurden ihre Strukturen demografiefest und ihre Fähigkeiten dauerhaft finanzierbar. Die Neuausrichtung der Bundeswehr zielte auf Erhalt und Erhöhung der Einsatzfähigkeit unter sich laufend wandelnden Rahmenbedingungen.
Eine unmittelbare territoriale Bedrohung Deutschlands mit konventionellen militärischen Mitteln ist unverändert unwahrscheinlich. Das strategische Sicherheitsumfeld hat sich in den letzten Jahren weiter verändert. Zu den Folgen der Globalisierung zählen Machtverschiebungen zwischen Staaten und Staatengruppen sowie der Aufstieg alter Regionalmächte.
Risiken und Bedrohungen entstehen auch heute. Aus dem Wirken des internationalen Terrorismus, terroristischen und diktatorischen Regimen (zB RUS, China, Nordkorea, SA, VAE uvm), Umbrüchen bei deren Zerfall oder Vereinigung , kriminellen Netzwerken, aus Klima- und Umweltkatastrophen, Migrationsentwicklungen, aus der Verknappung oder den Engpässen bei der Versorgung mit natürlichen Ressourcen und Rohstoffen, durch Seuchen und Epidemien ebenso wie durch mögliche Gefährdungen kritischer Infrastrukturen wie der Informationstechnik.
Freie Handelswege und eine gesicherte Rohstoffversorgung sind für die Zukunft Deutschlands außerhalb von Europas nicht mehr von Bedeutung. Die Erschließung, Sicherung von und der Zugang zu Bodenschätzen, Vertriebswegen und Märkten werden weltweit neu geordnet. Verknappungen von Energieträgern und anderer für Hochtechnologie benötigter Rohstoffe bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Staatenwelt. Zugangsbeschränkungen können innovativ wirken. Störungen der Transportwege und der Rohstoff- und Warenströme, zum Beispiel durch Annexion und Sanktionen, stellen keine Gefährdung für Sicherheit und Wohlstand dar. Deshalb werden Transport und Energiesicherheit und damit verbundene Fragen künftig über die EU hinaus, auch für unsere Sicherheit keine wachsende Rolle spielen.
…und so weiter
„Edit: Bitte nicht immer die “A-Schlag”-Trumpfkarte zücken (…) Auch für sein Land wäre dann das Licht aus.“
Auch das ist eine Option, wer Pokert kann verlieren, doch das ist keine Kategorie in der Menschen wie Putin denken. Er will in die Geschichte eingehen und dazu muss man eben etwas riskieren. Am Ende sind sie gewillt, unter abspielen von Sinfonien, unterzugehen.
@Memoria:
jaja, die FüAk… nach dem zu schließen, was so von dort ausgebildetem Personal fabriziert wird… aber das wäre ein Thema für eine Tasse Tee…
@Voodoo:
FALLEX 62 gab es wenigstens noch eine realitätsnahe Bewertung der Leistungsfähigkeit der Bundeswehr.
Ebenso bei der Lehr- und Versuchsübung zur Überprüfung der Heeresstruktur 1.
Heute werden nur noch Folien gemalt und Behauptungen aufgestellt.
Wann gab es denn mal ein Planspiel zur Überprüfung von Heer2011??
Das wäre mal ein dringend notwendiges CD&E-Vorhaben.
Dazu sollte es auch keiner Anfrage des Parlaments benötigen.
Wenn man auch nur einen minimalen Anspruch als professionelle Armee hätte, dann wäre dies selbstverständlich.
@Memoria:
Wozu Strukturen überprüfen deren Leistungsfähigkeit die Politik ohnehin ignoriert. Wenn die KdB ignoriert wird und auch keine entsprechende Anpassung erfolgt, dann ist die Bewertung der Leistungsfähigkeit der Modelle, die ihr zugrunde liegen, durchaus nicht unbedingt zielführend.
Ich wundere mich zunehmend, warum man sich noch die Mühe macht Weißbuch und KdB zu erstellen…
@ Voodoo
Um die Größe seriös beurteilen und festlegen zu können, müsste man erst einmal definieren, was man denn nun will.
Das hängt aber auch wesentlich davon ab, was die Gegenseite überhaupt kann.
Um mal auf einen alten Post zu verweisen: Das sind derzeit deutlich unter 800.000 Soldaten, davon die Hälfte einjährig Wehrpflichtige. Die Militärausgaben liegen um 65 Mrd. €, und davon werden auch so Sachen wie die Pazifikflotte oder das Atomwaffenprogramm finanziert.
Auch strukturell sieht es bei den russischen Streitkräften glaub nicht besser aus als bei der Bundeswehr.
Wobei das ja auch schon der falsche Fokus ist: Die Vertreidigung Europas ist eben nicht allein Sache der Bundeswehr (zum Glück). Sowohl militärisch als auch sicherheitspolitisch ist sie nur ein kleines Teil des Puzzles (aber ein arg teures).
Gerade wenn man sich anschaut, wie taktisch geschickt Putin die volle Bandbreite an Mitteln nutzt, von der Medienmanipulation über politische und wirtschaftliche Erpressung, dem Agieren durch bewaffnete und politische Proxies und dem Einsatz eigener militärischer Mittel wo zweckdienlich, dann wird doch deutlich welcher sicherheitspolitische Nachholbedarf in der EU noch herrscht.
Und das ist auch nicht gerade neu – die Unfähigkeit zu Full Spectrum Warfare war doch schon beim Afghanistan-Einsatz mehr als deutlich.
Aber nicht nur wegen dieser Verquickung von Militär, Politik und Wirtschaft stellt sich die Frage, ob es die Unterscheidung zwischen „Bündnisverteidigung“ und „Auslandseinsatz“ überhaupt gültig ist. Die sowjetischen Horden gibt es nicht mehr, gleichzeitig findet Bündnisverteidigung über deutlich größere Entfernungen statt, etwa Baltikum (rund 1200km), Rumänien (rund 1400km) oder der Türkei (rund 3000km). Verbündetenverteidiung ggf. sogar noch ein Stück weiter.
Ist die Idee der „guten alten Landesverteidigung, so mit Divisionen und Wehrpflichtigen“, wirklich mehr als vertraute Kuscheldecke, die man sich über den Kopf zieht wenn die Welt da draußen mal wieder zu gemein ist, und vor allem der Wunsch besteht sich in einer stille Ecke verkriechen zu können?
@Kerveros
Frage:
„Ich wundere mich zunehmend, warum man sich noch die Mühe macht Weißbuch und KdB zu erstellen…“
Antwort:
Um es ein wenig ungerecht und sehr subjektiv zu beantworten – „Weißbuch“ und KdB als Simulation der Daseinsberechtigung der als Verfasser Beteiligten und deren Auftraggeber sowie Andeutung politischer Transparenz mit Blick auf Parlament, dessen Vorbehalt(e) und den (hoffentlich) gewogen bleibenden Wahl-Bürger mit Interesse an SichPol (Splittergruppe im nicht meßbaren Bereich) ? Sozusagen…ILÜ (pol) ?
@Kerveros:
Mit der KdB und den neuen Teilkonzeptionen und weiteren Folgedokumenten sind immerhin ganze Heerscharen von Stabsoffizieren jeden Tag beschäftigt.
Die militärischen Hausaufgaben sollten gemacht sein, denn die politische Marschrichtung kann sich schneller ändern als die Hausaufgaben dann fertig wären. Das Gerede von Breite vor Tiefe ist neunmal substanzlos. Nur wahrhaben will man es nicht.
Präsenz beim Partner zeigen? Dann mal schnell die Reserve an das gekaderte Großgerät geholt und schneidig zum ostwärtigen Partner verleg! Ach so – geht ja nicht! Die Reserve transformiert entweder zu Teilzeitsoldaten oder muss sich noch vom Flecktarn-THW-Schwachsinn erholen. Und das Großgerät ist vereinzelt am Hindukusch gebunden oder dient der Ersatzteilgewinnung oder ist völlig abgerüstet. Man setzt hierzulande ja auf Rekonstitution – also die Wiederherstellung verloren gegangener Verteidigungsfähigkeit.
Es wird Zeit für ein neues Weißbuch mit deutlich mehr Substanz als die seit 1994 erschienenen Zusammenfassungen des bis dahin salamitaktikartigen sicherheitspolitisch Erreichten. Und es kommt darauf an, den Worten Taten folgen zu lassen. Man wird ja noch träumen dürfen.
@ J.R.
Es mögen unter den 800.000 Mann mit Masse Wehrdienstleistende sein, aber ketzerisch formuliert: Das war 14-18 und 39-45 auch so, hat funktioniert und im politischen Russland wird man ohnehin keine Scheu haben, die Jungs auch einzusetzen. Ist ein wenig anders, als bei uns im Westen…
Strukturell kann man sich immerhin ein großes LL-Manöver leisten, in dem (bewusst überspitzt) mehr Transportflugzeuge fliegen und Fallschirmjäger absetzen, als die Bw jemals hatte. Soooo schlecht sind die russ. Streitkräfte jetzt auch nicht mehr.
Um ein Weißbuch mit SInn zu schreiben bräuchte man erstmal Leute die das auch können (= verstehen und begreifen). Und dann brauchts Leute die das auch öffentlich vertreten (= politisch unterstützen & Finanzierung mittragen). Wie? Haben wir nicht? Och, menno … *facepalm*
@ J.R – Zitat:“Ist die Idee der “guten alten Landesverteidigung, so mit Divisionen und Wehrpflichtigen”, wirklich mehr als vertraute Kuscheldecke, die man sich über den Kopf zieht wenn die Welt da draußen mal wieder zu gemein ist, und vor allem der Wunsch besteht sich in einer stille Ecke verkriechen zu können?“
*lach* – sehr schön formuliert.
OT an/
Die türkische Luftwaffe hat ein syrisches Kampfflugzeug über türkischen Luftraum abgeschossen OT aus/
Wenn man die Kommentare hier (nicht nur in dem Thema, sondern alle) so liest kriegt man das Gefühl, daß unterhalb einer stalinistischen Säuberungswelle der Laden nicht mehr in den Griff zu kriegen ist.
Oder gleich ganz auflösen und eine neue Armee gründen?
@ J.R u. Bang50:
Da kann ich mich nur anschließen.
Gerade das Ausmaß an Realitätsverweigerung – eben nicht nur in der Politik, sondern gerade auch im militärischen „Establishment“ ist wirklich beunruhigend.
Es ist schon erstaunlich, in welch rasantem Tempo hier einzelne Schreiber von „Hybrid Warfare“ zur klassischen Landesverteidigung umschwenken, als dem Szenar, auf das nun angeblich alle Anstrengungen auszurichten wären. Gleiches gilt übrigens für die hier genannten Ausbildungseinrichtungen und ihre Lehrinhalte. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Begriff des „Three-Block-War“ immer noch der treffendste ist.
Die aktuellle Bw-Struktur ist eben so unzulänglich, weil sie natürlich möglichst alle Einsatzszenarien beantworten können muss.
Da bin ich ja gespannt, was von der Leyen heute abend in Jauchs Sendung „live“ von sich geben wird.
Dazu als wohltuendes Kontrastprogramm der General a.D. Kujat als Stimme der Vernunft und einsamer Rufer in der Wüste.
Wie die ARD berichtet, wirft er der Nato in der aktuellen Krise Versagen vor. Wenn man Truppen an die Außengrenzen verlegen wolle, dann müsse man wissen, was man tatsächlich damit erreichen könne oder worauf man sich einließe.
Wörtlich:
„Das heißt: Sind wir wirklich bereit, soweit zu eskalieren, daß es wirklich zu einer militärischen Auseinandersetzung kommt? Nein. Das ist Denken des 20., wenn nicht sogar des 19. Jahrhunderts.“
Und zum Krisenmanagement der EU – im wesentlichen von Deutschland bestimmt: „Da kann einem angst und bange werden.“ Es werde nicht deeskaliert, sondern eskaliert. „Man spricht nicht miteinander, man spricht übereinander.“
Schließlich zu Putin: „Putins Rede enthielt auch Elemente für einen konstruktiven Dialog.“ Aber darauf ginge man überhaupt nicht ein.
@Simulant
Man muß einfach einmal analysieren, welche Werkzeuge („tool box“) man denn für einzelnen Szenarien braucht. Infanterie und Aufklärung wird wohl immer gebraucht werden. Eigentlich müßte in einer Heeresbrigade alles abgebildet sein + zusätzlich Lw und Sonderfähigkeiten (SpezPi u.a.).
@Simulant:
Egal ob man es Three-Block-War oder „Hybrid Warfare“ nennt, wenn man das russische Vorgehen genauer anschaut, dann sieht man, dass die „klassische“ Landesverteidigung eben nur eine Teilmenge ist. Three-Block-War ist n.m.V. eher auf die taktische Ebene angelegt – wohingegen „Hybrid Warfare“ ein strategisches Konzept ist.
Aber wichtig ist eben unterm Strich:
Die bei uns dominierende Vorstellung von Kriegsbildern ist überholt. Egal ob im Rahmen von Stabilisierungseinsätzen oder bei der Landes- und Bündnisverteidigung.
Jedoch ist dies – anders als teilweise in der Debatte angenommen – kein neues Phänomen.
Diese Studie zeigt dies – anhand der Sowjetunion 1941ff sehr schön:
https://jsou.socom.mil/JSOU%20Publications/JSOU%2013-4_McCulloh,Johnson_Hybrid%20Warfare_final.pdf
Man darf davon ausgehen, dass man weltweit in den letzten 10 Jahren erkannt hat wo die Schwächen von NATO-Streitkräften liegen.
Sowohl die Rußland, VR China, Iran, Nord-Korea, die Hisbollah und wohl auch Elemente von Al-Qaida richten ihre Streitkräfteplanung entsprechend aus:
Eine Mischung aus konventionellen und unkonventionellen Methoden.
Diese Bandbreite auszubilden ist äußert schwierig.
Mit unseren derzeitigen und absehbaren Möglichkeiten jedoch unmöglich. Weder in der Simulation (oder sehe ich das falsch?) und schon gar nicht im Realbetrieb (dynamisches Verfügbarkeitsmanagement…).
@Simulant:
Nachtrag zum Thema „Hybrid Warfare“:
http://www.nationaljournal.com/magazine/the-military-s-new-hybrid-warriors-20090314
Eine aus meiner Sicht recht gute Zusammenfassung – aus dem Jahr 2009.
Bei uns wird zwar in Reden und in der KdB auch davon gesprochen, aber in der Ausbildung ist dies – nach meinem Eindruck – noch nicht angekommen.
Der InspH scheint ja weiterhin andere Schwerpunkte zu haben (Anzugsordnung, etc.) oder hat sich seit unserer letzten Diskussion hierüber (http://augengeradeaus.net/2013/09/vormerken-steadfast-jazz/#comment-78467) etwas Substantielles verändert?
Man sollte sich die Zeit nehmen und diese Doku anschauen.
http://m.youtube.com/watch?v=UgWAXGpq3CY
Russland ist ein nationalistischer Kolonialstaat er wird diktatorisch geführt und hat ein ideelles Ziel welches im Kern nicht die Freiheit und Menschenrechte führt, sondern Größe und Macht der herrschenden Klasse/Religion/Sprache/Kultur (und das ist keine Einzelperson). Das neue Russland fühlt sich als Erbe Ostroms und ist gewillt, dieses Erbe auszubauen. Faschismus in Reinkultur. Das Gebiet der NATO steht mE jedoch nicht auf dem Speiseplan.
Als Erbe Ostroms, also des Byzantinischen Reiches? Wie soll das gemeint sein?
Huiuiui. Mit Begriffen wie Faschismus in Reinkultur wäre ich ja etwas vorsichtiger.
@all
Siehe den zweiten Nachtrag oben: vdL im ARD-Interview.
@Elahan
ich waere mit dem Begriff Faschismus hier vorsichtig….ggf faschistoid Tendenzen…m.E sind wir noch auf der Stufe eines russischen Patriotismus der in den Nationalismus umschlaegt.
Und ausserdem was sollten die deutschen Antifaschisten sagen….das waere doch dann doof….
Das vdL-Interview im BaB ist ja mal wieder bezeichnend:
Die NATO muß dies und das tun und alles ganz wichtig – und wenn es bei den „Flugfähigkeiten“ konkret wird weicht sie aus.
Mehrere NATO-Staaten haben gerade in dem Bereich schon gehandelt und sie will nun „darüber reden“.
Die Verbündeten können es sicher kaum erwarten (mal wieder) von uns erst belehrt zu werden, um dann zu hören das wir leider, leider (fast) nichts beitragen können.
Das wird bei Jauch sicher interessant.
Und ich gebe einem meiner Vorredner recht….zwischen nicht hingucken und A Bombe ist reichlich Platz fuer konventionelle Operationen…..und solchen im Cyberspace…dreht ihr mir die Banken ab…schalte ich eure Boersen fuer 1 Woche ab …und schiebe es auf ein paar Jugendliche die nur „helfen“ wollten….ich denke der 3 Block War hat mindestens noch einen GLOBALEN Block dazubekommen…
@Soenke Marahrens
Amen – das wollte ich damit zum Ausdruck bringen, denn: Sollte man Russland alles „durchgehen lassen“, nur weil sie Atomwaffen haben? Nein, übrigens ebensowenig wie den (alten) USA [bei denen sich komischerweise hier nie jemand über deren A-Waffen Sorgen gemacht hat…].
Ok, auch sollte mit dem Begriff Faschismus vorsichtig sein, dann nenne ich das was in Russland geschieht eben Neofaschismus, doch wo ist der Unterschied? Ich habe RUS nicht mit der Diktatur in DEU verglichen, doch sehr wohl mit dem Faschismus welcher in Europa nach 1920 um sich griff.
Der Faschismus zeichnet sich vor allem durch folgende Merkmale aus:
– Er ist gegen die Demokratie. Wahlen werden mit Hilfe der Propaganda und unter Aufsicht durchgeführt. Kritiker und Opposition werden unterdrückt und von den Medien abgeschnitten.
– An der Spitze einer faschistischen Bewegung steht immer ein Führer, der von „seinem” Volk verehrt wird.
– Im Mittelpunkt der Politik steht das vermeintliche Wohl der so genannten Volksgemeinschaft, hinter der alle Rechte, Wünsche und Bedürfnisse des Einzelnen zurückstehen.
– Eine faschistische Partei versucht, alle Bereiche des Staates und der Gesellschaft vollständig zu durchdringen.
– Auch ein übersteigerter Nationalismus, die Hervorhebung des eigenen Volkes als etwas ganz Besonderes, gehört zu den Merkmalen des Faschismus.
– Der Begriff Faschismus schließt auch eine hohe Gewaltbereitschaft ein.
– Faschistische Bewegungen zeichnen sich zumeist durch einen starken Willen zur Macht aus und scheuen nicht davor zurück, diese Macht mit Gewalt zu erringen.
Was macht Puntin anderes?
P.S. Was ist denn mit Кёнигсберг (Königsbarg oder Königsberg). Die besonders kritische Einstellung vieler Königsberger gegenüber der Moskauer Zentralmacht und der von dieser eingesetzten Regionalregierung wird für RUS zunehmend zum Problem. Viele Bürger sehen sich eher der EU als RUS zugehörig.
@grimnir
Um dies zu beantworten muss man sich mit der Geschichte, der Religion der ethnischen Russen und mit der Ideologie des führenden Schicht in und um Moskau befassen. Wäre dann OT.
@Voodoo und Soenke Marahrens
Da bin ich ganz ihrer Meinung nur, muss man die Dinge zum Ende denken und nicht ausschließen. Ich halte einen A Waffeneinsatz für eher unwahrscheinlich, jedoch bei einer Eskalation nicht für unmöglich, denn auch da gilt, er muss ja nicht total sein.
In der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL steht:
„Wladimir Putin sieht die Krim als ersten Triumph. Sein strategisches Ziel ist die Vorherrschaft über die Ukraine. Um ein Vordringen von Nato und EU zu verhindern, wird er notfalls wohl auch einen Krieg mit dem Brudervolk riskieren.“
Das trifft die Sache m.E. gut.
Nicht nur nationalistisch denkende Russen wie Putin sehen die Kiewer Rus als die Wiege Gross-Russlands an. Diese Keimzelle soll „wiedergewonnen“ werden. In den russischen Medien wird schon lange der ideologisch-propagandistische Unterbau verkündet.
Die Ukraine wird sich gegen den russischen Expansionsdrang nicht rhetorisch sondern nur militärisch schützen können.
(…) Strategen in den Vereinigten Staaten und Europa müssen ihre Russlandpolitik auf ein Russland ausrichten, wie es heute existiert, und nicht auf eines, das sie nach dem Kollaps der Sowjetunion hofften entstehen zu sehen. Der Traum von einem in die euroatlantische Gemeinschaft eingebetteten Russland ist ausgeträumt, zumindest für den Moment. (…) 21.02.2008 Die Welt.