Nah ran an die Piraten
Unter niederländischem Kommando rückt die NATO-Antipirateriemission Ocean Shield den Piraten vor der Küste Somalias recht dicht auf den Pelz – was dann bisweilen zu Schusswechseln führt. In ein solches Feuergefecht gerieten nach einem heutigen Bericht des niederländischen Verteidigungsministeriums Soldaten des Ocean Shield-Flaggschiffes Rotterdam, als sie dicht vor der Küste agierten. Nach ersten Schüssen schossen die Niederländer zurück. Am Ende gab es einen ertrunkenen Somali und mehrere Verwundete; die Niederländer blieben unverletzt. Ein Speedboot der Rotterdam wurde von einer Kugel getroffen.
Unter NATO-Kommando sind Landungsboote der Rotterdam in den vergangenen Monaten immer wieder dicht an die Küste Somalias herangefahren, um Piraten schon die Ausfahrt auf das offene Meer zu verwehren. In diesem Fall sollte eine verdächtige Dhau kontrolliert werden, die offensichtlich zuvor von den Seeräubern gekapert worden war – und wie meist in diesen Fällen war die Besatzung noch an Bord.
Bei dieser Aktion wurden die Soldaten nach Angaben des Ministeriums sowohl von der Dhau aus als auch von der Küste beschossen. Allerdings hatte die Rotterdam vorgesorgt: Neben dem Kriegsschiff selbst wurden drei Speedboote und eine Drohne eingesetzt.
Nachtrag: Die NATO hat inzwischen dazu eine Mitteilung auf Englisch veröffentlicht (da fühle ich mich etwas wohler als mit dem Niederländischen) und zitiert den Force Commander, den niederländischen Commodore Ben Bekkering:
We know that pirates are increasingly using larger dhows as mother ships. Therefore we routinely inspect them. In this instance the pirates openly choose confrontation. This does not happen often and it indicates that we are indeed impeding their operations and in doing so, pushing them to take more extreme options.”
(…)
Firstly, it is obvious that the scourge of piracy has not gone away and we need to maintain our vigilance. Secondly, the risks to the pirates themselves are becoming much greater and while we regret any loss of life we will deal with any threat we encounter in a firm, robust but always proportionate manner.
Bravo!!
Das sollten mal unsere deutschen Soldaten machen. Da wäre doch die Aufregung bei den Gutmenschen in den Fraktionen vorprogrammiert.
Ich bin mir sicher, dass die „Message“ angekommen ist: „Don´t mess with red-white-blue“
holland vooruit BZ
@ Dieter Deimel | 24. Oktober 2012 – 19:31
In Deutschland würde jetzt eine Empörungswelle losrollen und Jürgen Todenhöfer würde noch in Jahren auf dem Kommandeur rumhacken, obwohl jegliche gerichtliche und dienstrechtliche Überprüfung ergeben hätte, dass das in Ordnung war.
Dies könnte er ohne wesentlichen Widerspruch unter Anwesenheit des Verteidigungsministers und eines Mitglieds des Verteidigungsausschusses des Bundestages machen. Diejenigen, die eben diesen Soldaten in den Einsatz geschickt haben, würden in Deutschland nur pflichtgemäß ein paar Worte fallen lassen, statt jemanden wie Todenhöfer rhetorisch in der Luft zu zerreißen und sich vor seine Soldaten zu stellen.
Anschließend wundert man sich dann, dass man keinen qualifizierten Nachwuchs mehr findet und fragt sich, warum denn das Ansehen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit nicht so doll ist.
uitsteekend werk – BZ aan jullie
Nebenbei: Auf den Bilden kann man es erahnen: Somalia hat eine lange Küstenlinie und wunderbare, einsame Sandstrände. Eine wirtschaftliche Neuorientierung weg von der Piraterie hin zum Tourismus wäre lukrativ . Vermutlich wird es bis zur Umschulung der Piraten aber leider doch noch etwas länger dauern.
Auf diese Idee kamen US-Soldaten (gemäß Black Hawk Down ;) ) schon 1993. Da soll es Haie geben…
BTW Eine effektive Küstenwache könnte aber Arbeitsplätze schaffen. Allerdings eher für Fischer ohne Fanggebiete als für Al-Quaida
Klar kann man jubeln über die tapferen Helfer in Uniform, ich meine dagegen, dass dafür keiin Anlass besteht.
Vielmehr deutet sich die Entwicklung an, dass auf beiden Seiten eine strategische und taktische Neuausrichtung erfolgt, die Konfrontationen mit mglw. letalem Ausgang wahrscheinlicher und vor allem häufiger macht.
Darüberhinaus zeigt sich, dass der Aufbau und die Entwicklung alternativer Strukturen (wie angesprochen Tourismus, aber vor allem (staatliche) Ordnungsstrukturen) nicht vorankommt, wenn dies überhaupt verfolgt wird.
Eine weitere Eskalation führt aber nur zu weiteren Opfern, dauert länger und bindet Ressourcen.
@Moxy
Ich gebe Ihnen grundsätzliche Recht.
Wo aber bleiben denn die zivilen Aufbauhelfer ?
Finden wir in Ihnen endlich einen Freiwilligen, der für die Wiederaufbauarbeit für ein/zwei Jahre nach Berbera, Bosasso, Mogadishu oder Kismyo geht?
Erst wenn das Militär mehr Helfer, wie Sie fände und Ihre Arbeit Früchte trüge, könnte es sich (endlich) zurückziehen.
Im Übrigen werde Aufbauhelfer auch dringend in Fayzabad/Afghanistan benötigt. Von dort hat sich das Militär nach der Übergabe des PRT in die „zivilen“ Hände des Auswärtigen Amtes vereinbarungsgemäss zurückgezogen, damit der Aufbau von nun an zivil weitergeführt wird. Sie werden dort dringend benötigt, zivile Aufbauhilfe findet nämlich dort nur noch äusserst begrenzt (und „begrenzt“ ist beinahe schon übertrieben) statt.
Noch einmal: Ja, Sie haben vollkommen Recht! Miltäreinsätze lösen die Probleme nicht. Sie kaufen Zeit, die andere, nicht-militärische Kräfte nutzen müssen, die Ursache des Problems anzugehen. So lange diese Kräfte jedoch nur formvollendet diplomatisch diskutieren und den hehren Worten und Absichten keine konkreten Taten folgen, wird das allein gelassene Militär weiterhin durch seinen Einsatz Zeit kaufen – wenn´s sein muss bis zum Sankt Nimmerlein Tag – oder (Beispiel Afghanistan) bis die politisch Verantwortlichen feststellen, dass es unmöglich ist zur Besserung beizutragen und einfach …….. aufgeben.
Die „Blöden“ sind dann in jedem Fall die Militärs, da sie es nicht vermochten, ein ausreichend sicheres Umfeld zu schaffen, so dass mit der Aufbauhilfe begonnen werden konnte. Waidmanns – Dank.
Also mit Tourismus haben es die somalischen Piraten wirklich nicht so. Die sind doch auch schon nach Kenia eingedrungen und haben von dort westliche Touristen entführt (mit Todesopfern).