Infrastruktur für die neuen Standorte kostet 1,2 Milliarden Euro
Nach den Bundeswehr-Standortentscheidungen von Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat der Grünen-Bundestagsabgeordnete Tobias Lindner mal gefragt, welche Kosten für die Infrastruktur diese Standortentscheidungen nach sich ziehen. Inzwischen gibt es die Antwort, die ich hier gerne dokumentiere (erste Meldungen dazu gab es bereits gestern abend, worauf dankenswerterweise ein aufmerksamer Leser hier in den Kommentaren schon hingewiesen hat…).
Wesentliche Aussage: grob geschätzt, kostet die Infrastruktur für den Auf-, Aus- und Umbau im neuen Standortkonzept 1,2 Milliarden Euro. Dagegen wirken die rund 160 Millionen Euro, die in den letzten fünf Jahren in die Standorte investiert wurden, die jetzt dicht gemacht werden, relativ bescheiden.
Es sind noch ein paar etliche interessante Details drin – zum Beispiel fragt Lindner recht gezielt nach den Infrastrukturkosten, die der Fähigkeitstransfer der CH-53-Hubschrauber vom Heer zur Luftwaffe nach sich zieht.
Die Anfrage Lindners und die Antwort des Ministeriums im Wortlaut:
1. Mit Kosten in welcher Höhe rechnet die Bundeswehr für Infrastrukturmaßnahmen/-investitionen, wenn sie die Zahlen (bzw. die Grobabschätzung) herbeizieht, auf deren Basis sie die Entscheidungen für das neue Stationierungskonzept vom Oktober 2011 getroffen hat (vgl auch Die Stationierung der Bundeswehr in Deutschland vom Oktober 2011, S. 16, insb. „Erfordernis und Kosten von Infrastrukturmaßnahmen“, „bisherige, mittelfristig und langfristig erforderliche Infrastrukturinvestitionen“)? Welche 15 Standorte
binden laut dieser Grobabschätzung voraussichtlich die meisten Haushaltsmittel?
In einer ersten Grobschätzung ergibt sich für die Infrastrukturmaßnahmen der Bundeswehr als Folge der Stationierungsentscheidungen ein mittel- bis langfristiger Investitionsbedarf von rd. 1,2 Mrd. €. Die 15 Standorte mit dem höchsten Bedarf sind in der Anlage aufgeführt. Mit fortschreitender Realisierungsplanung wird sich der Investitionsbedarf näher konkretisieren und auf der Zeitachse in die Finanz- und Durchführungsplanung der gesamten, auch nicht stationierungsbedingten Infrastrukturvorhaben einordnen.
IfdNr. Standort
1. WILHELMSHAVEN
2. WUNSTORF
3. KIEL
4. BERLIN
5. MUNSTER
6. ECKERNFOERDE
7. NEUBIBERG
8. HAMBURG
9. WITTMUND
10. KOBLENZ
11. NORDHOLZ
12. KOELN
13. NOERVENICH
14. SONTHOFEN
15. AUGUSTDORF
2. Mit welchen Infrastrukturmaßnahmen/-Investitionen rechnet die Bundeswehr jeweils an den Standorten, die im Zuge der Neuausrichtung einen Aufwuchs erfahren?
Konkrete Aussagen hierzu sind erst nach Vorliegen der Ausbauplanungen für die betreffenden Standorte möglich. Ich nehme insoweit Bezug auf meine Antwort zu den Fragen 2 und 7 Ihrer Anfrage vom 25. Januar 2012.
3. Wie hoch beziffert die Bundeswehr die Kosten, die jeweils durch Infrastrukturmaßnahmen/-investitionen in den letzten fünf Jahren, an den durch das neue Stationierungskonzept zur Schließung vorgesehenen Standorten entstanden sind?
Die Ausgaben für Infrastrukturinvestitionen in den zur Schließung vorgesehenen Standorten in den Jahren 2007 bis 2011 sind in der Anlage aufgeführt. Im Standort Lübtheen wurden durch die Bundeswehr in diesem Zeitraum keine Investitionen getätigt.
IfdNr. Standort 2007 bis 2011
1. ALT DUVENSTEDT 5.981.068,96 €
2. BAD NEUENAHR-AHRWEILER 216.555,69 €
3. BARGUM 804.498,43 €
4. BIRKENFELD 3.994.413,37 E
5. EHRA-LESSIEN 102.764,07 €
6. EMMERZHAUSEN 3.477.011,79 €
7. FUERSTENFELDBRUCK 11.276.725,17 €
8. GLUECKSBURG (OSTSEE) 9.786.758,48
9. HARDHEIM 7.217.957,57 €
10. HOHENTENGEN 2.126.010,40 E
11. HOHN 4.519.755,56 €
12. HUERUP 31.812,48 E €
13. IMMENDINGEN 19.530.770,51 €
14. KAUFBEUREN 2.607.789,90 €
15. KERPEN 1.255.464,06 €
16. KOENIGSWINTER 347.022,35 €
17, KUSEL 8.090.724,00 €
18. LADELUND 779.814,95 €
19. LORUP 20.965,35 €
20. LUETJENBURG 4.849.686,90 €
21. MOCKREHNA 3.574.324,04 €
22. OHRDRUF 1.835.041,48 €
23. PENZING 12.328.898,73 €
24. RECHLIN 764.851,89 €
25. ROTENBURG A.D. FULDA 22.582.944,94 €
26. SCHWANEWEDE 1.896.130,69 €
27. SEETH 3.767.071,83 €
28. SIGMARINGEN 15.653.273,52 €
29. SPEYER 8.608.758,70 €
30. TROLLENHAGEN 1.628.617,91 €
gesamt 159.657.483,72 €
4. Welche Infrastrukturmaßnahmen/-investitionen laufen im Jahr 2012, bzw. sind derzeit noch an Standorten geplant, die zur Schließung vorgesehen sind?
Das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) wird bezüglich jedes einzelnen Standortes prüfen, wann die im Stationierungskonzept beschlossene Reduzierung bzw. Auflösung erfolgen soll. Für die Entscheidung über die Fortführung oder den Abbruch einer Infrastrukturmaßnahme ist die noch verbleibende Nutzungsdauer des Standortes und der jeweiligen Liegenschaft ein wesentlicher Aspekt. Den untergebrachten Dienststellen muss für die Aufgabenerledigung adäquate Infrastruktur zur Verfügung stehen. Daneben ist die Bundeswehr zur Durchführung von Maßnahmen aufgrund gesetzlicher Bestimmungen verpflichtet. Daher muss zur abschließenden Beurteilung der Infrastrukturmaßnahmen neben der reinen Absichtserklärung zur Aufgaben des Standortes, die durch die Stationierungsentscheidung getroffen wurde, auch der zugehörige Zeitpunkt definiert werden. Bezug nehmend auf die Frage 4 ihrer Anfrage vom 25. Januar 2012 wird diese Beurteilung im Rahmen der Erarbeitung der Planung zur zeitlichen Umsetzung der Neuausrichtung vorgenommen.
5. Welche lnfrastrukturmaßnahmen/-investitionen wurden durch die Bundeswehr in den letzten 10 Jahren am Standort Holzdorf-Schönewalde getätigt, bzw. begonnen? Welche Infrastrukturmaßnahmen/-investitionen hat die Bundeswehr für diesen Standort geplant? Welche dieser Infrastruktunnaßnahmen/-investitionen werden noch durchgeführt bzw. nicht weiter verfolgt? Wie hoch waren bzw. sind jeweils die Kosten?
In den Jahren 2007 bis 2011 hat die Bundeswehr am Standort Holzdorf- Schönewalde im Rahmen von 53 Baumaßnahmen für insgesamt 65,8 Mio. EUR Investitionen in die Infrastruktur getätigt. Davon sind 23 Maßnahmen noch im Bau befindlich, für welche ca. 7,2 Mio. EUR in den nächsten drei Jahren eingeplant sind. Darüber hinaus sind derzeit vom Bedarfsträger in der Mittelfrist neue Maßnahmen für
ca. 62 Mio. EUR im Standort vorgesehen (inklusive der 27 Mio. EUR aus Frage 6.).
6. Wie hoch beziffert die Bundeswehr die Kosten der Vorbereitung des Standortes Holzdorf-Schönewalde für die Aufnahme der Hubschrauber CH- 53? Welche konkreten Infrastrukturmaßnahmen/-investitionen sind dazu notwendig und was kosten diese jeweils?
Für die gemäß Stationierungsentscheidung vom 26. Oktober 2011 am Standort Holzdorf-Schönewalde stationierten Teile des Hubschraubergeschwaders CH-53 sind aus heutiger Sicht mittelfristig Gesamtinvestitionen von ca. 27 Mio. EUR erforderlich, davon ca. 18 Mio. EUR für eine Luftfahrzeuginstandsetzungshalle.
7. Welche Infrastrukturmaßnahmen/-investitionen wurden durch die Bundeswehr in den letzten 10 Jahren am Heeresfliegerstandort Rheine getätigt, bzw. begonnen? Welche Infrastrukturmaßnahmen/-investitionen hatte die Bundeswehr für diesen Standort geplant? Welche Infrastrukturmaßnahmen/- investitionen werden noch durchgeführt bzw. nicht weiter verfolgt? Wie hoch sind jeweils die Kosten? Welche Infrastrukturmaßnahmen/-investitionen wären nötig, um den Standort Rheine bis 2030 als Flugplatz der CH-53 zu betreiben?
In den Jahren 2007 bis 2011 hat die Bundeswehr am Standort Rheine im Rahmen von 33 Baumaßnahmen für insgesamt 38,6 Mio. EUR Investitionen in die Infrastruktur getätigt. Weitere 39 Maßnahmen mit Gesamtplankosten in Höhe von 93,5 Mio. EUR waren geplant. Vier bereits im Bau befindliche Maßnahmen mit Restkosten von ca. 2,5 Mio. EUR werden noch fertig gestellt. Eine Baumaßnahme wird nicht mehr fertig gestellt, bereits beauftragte Arbeiten werden jedoch noch durchgeführt; die Maßnahme wird dadurch sinnvoll abgeschlossen. Für die noch nicht begonnenen Maßnahmen wurden die Planungen eingestellt.
Für eine hypothetische Abschätzung notwendiger Infrastrukturmaßnahmen im Falle eines Weiterbetriebes des Flugplatzes bis 2030 fehlt es an entsprechenden Planungsgrundlagen.
8. Inwiefern sind Infrastrukturmaßnahmen/-investitionen an den Standorten notwendig, die künftig die Kommandos des Heers, der Marine, der Luftwaffe und der Streitkräftebasis aufnehmen sollen? Inwiefern sind Infrastrukturmaßnahmen/-investitionen bis zum 1.4.2012 bzw. im Jahr 2012 notwendig, um die jeweiligen Kommandos im Vergleich zu ihrem jetzigem Standort, ohne Einschränkungen, voll arbeitsfähig zu beherbergen? Inwiefern stehen die für den Umzug und die Vorbereitung der jeweiligen Liegenschaften notwendigen Mittel zur Verfügung? Wie lautet die genaue Kostenrechnung der Bundeswehr für die Vorbereitung der Liegenschaften in Rostock, Berlin-Gatow und Straußberg für die Aufnahme der jeweiligen Kommandos? Aus welchen Titeln werden die notwendigen Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt finanziert?
Im BMVg wurde Anfang des Jahres eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die Maßnahmen zur Unterbringung der genannten Kommandos koordiniert. Derzeit erfolgen durch diese Arbeitsgruppe Untersuchungen der Abhängigkeiten der Maßnahmen untereinander und zu weiteren Maßnahmen der Stationierungsentscheidung in den betroffenen Standorten. In der Folge werden diese Maßnahmen unter Beachtung sämtlicher Aspekte der Umsetzung aufeinander abgestimmt. Die Titel zur Finanzierung der jeweiligen Vorhaben sind abhängig von der konkreten Entscheidung zur Umsetzung der Einzelmaßnahme (Baumaßnahmen, Bauunterhaltungsmaßnahmen, ggf. Mietlösungen für Interim o.ä.). Daher sind derzeit
ihre Fragen nicht konkret zu beantworten.
Hier endet der Bericht des BMVg, und als Nachtrag füge ich gerne die Aussagen des stellvertretenden Ministeriumssprechers, Kapitän zur See Christian Dienst, heute in der Bundespressekonferenz an:
Frage: Herr Dienst, bezüglich der Infrastrukturkosten der Standortreform steht jetzt eine Zahl von 1,2 Milliarden Euro im Raum, die als Grobschätzung seitens des Bundesministeriums für Verteidigung vorgenommen wurde.
Frage eins: Gibt es auch schon eine Grobschätzung zu etwaigen Umzugskosten, die mit dem neuen Standortkonzept notwendig werden? Zweitens: Gibt es auch eine Grobschätzung des Einsparpotenzials, das durch die Schließung der 31 Standorte ja auch haushalterisch irgendwo wirksam werden wird?
Dienst: Wir setzen jetzt das Seminar zu Standortfragen fort, das wir hier schon vor drei Wochen geführt haben. Insofern darf ich noch einmal für diejenigen, die das nicht mitverfolgt haben, daran erinnern, dass sich die Standortentscheidung auf vier Grundprinzipien bezieht. Die Grundprinzipien sind hier die Funktionalität der Standorte, die Attraktivität, die Präsenz in der Fläche und die Kosten. Die Zahlen, die Sie heute in Umlauf gegeben haben, stammen aus einem Bericht des Verteidigungsministeriums an das BMF. Dieser wurde, wie auch vor drei Wochen, durch eine Abgeordnetenfrage ausgelöst. Um der Berichtspflicht Genüge zu tun, haben wir nun in den Organisationsbereichen eine Kostenabschätzung vorgenommen, eine Grobabschätzung. Nach diesem Bericht – das haben Sie auch geschrieben ‑ löst die Umsetzung der Standortentscheidung mittel- bis langfristig 1,2 Milliarden Euro in der Bedarfsplanung aus.
Nun muss man hier wieder einsteigen, um die Zahl zu verstehen. Die Realisierungsplanung, also wie sich die Bundeswehr wirklich mit Mann und Maus, wie man so schön sagt, an den neuen und alten Standorten wiederfindet, ist längst nicht abgeschlossen. Insofern sind wir im sogenannten dynamischen Prozess.
Diese Zahl 1,2 Milliarden Euro stammt – ausgelöst durch diese Anfrage ‑ aus einer Grobschätzung aus der Abfrage aller Standorte der Bundeswehr, um den Termin zu halten. Es ist schwer, sie im Moment seriös zu unterfüttern. Ob diese Wunschliste aus den Standorten jemals in dieser Form und in dieser Gesamtheit umgesetzt wird, steht zurzeit noch wahrhaftig in den Sternen. Denn hierzu muss erst einmal geprüft werden, was an Bedarf angemeldet worden ist. Es muss akzeptiert oder verworfen werden, und anschließend muss es dann priorisiert werden. Erst dann kann man langfristig in die Finanzplanung mit dem neuen akzeptierten Bedarf gehen, der dann beim Finanzministerium landet.
Da aber in dem Bericht nicht gefragt worden ist ‑ das fragen Sie jetzt ‑, wie hoch der Investitionsaufwand zum Weiterbetrieb der neuen Bundeswehr an alten Standorten gewesen wäre, habe ich die Zahl leider auch nicht da. Wie gesagt: Sonst hätte man vorher parlamentarisch danach fragen müssen. Das wird noch kommen.
Sie haben jetzt danach gefragt. Ich weiß nicht, ob wir in der Lage sind, Ihnen diese Zahlen zeitnah nachzuliefern, da es ein riesiger Komplex ist. Es ist nicht einfach mit drei Telefonaten getan.
Ich darf jetzt aber eines an dieser Stelle sagen, weil das Thema immer wieder hochkommt. Es wird immer so getan, als ob es irgendwelche übergeordneten geheimen Entscheidungen geben könnte, dass also Standorte, die wesentlich besser, auch kostentechnisch, aufgestellt sind, zugemacht werden, um dann an anderer Stelle mit riesigem Investitionsaufwand neu aufzumachen.
In der Anfrage, aus der Sie zitieren, ist auch das Beispiel Rheine ausgeführt, das in Fachkreisen für sehr viel Unruhe gesorgt hat und noch sorgt. In Rheine soll der Standort wesentlich verkleinert werden, und die CH-53-Hubschrauber, die dort sind, sollen nach Holzdorf-Schönewalde in Sachsen-Anhalt verlegt werden.
Hier ist es so: Am Standort Rheine sind bisher 38,6 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert worden. Vergleichend dazu sind bisher am Standort Schönewalde 65,8 Millionen Euro in die Infrastruktur geflossen. Also es ist mehr Geld nach Schönewalde als nach Rheine geflossen. In der Perspektive müsste man in Rheine noch einmal 91 Millionen Euro zusätzlich in die Hand nehmen, um diesen Standort für die Hubschrauberei weiter zu betreiben. In Holzdorf-Schönewalde braucht man im Gegenzug nur 62 Millionen Euro in die Hand zu nehmen. In diesen 62 Millionen Euro sind auch diese 18 Millionen Euro der Hubschrauberhalle enthalten, die Sie heute thematisiert haben.
Also per Saldo, an diesem einen Beispiel berechnet, erbringt die Stationierungsentscheidung ca. 30 Millionen Euro. So viel zum Hantieren mit den Zahlen. Und dieses Modell muss man nun über die gesamte Bundeswehr, über alle Standorte, zusammentragen, und dann wird man irgendwann ein Ergebnis haben, was die Perspektive gewesen wäre. Wie gesagt: Der Bedarf ist eine reine Abschätzung.
Zusatzfrage: Eine ganz kurze Nachfrage: Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist, was die Umzüge bei der Verlegung zum Beispiel von Sigmaringen nach Veitshöchheim betrifft, da noch alles offen. Es ist noch in der Planung. Da ist auch keine Grobschätzung im Zuge der Standortentscheidungen vorgenommen worden, was das alles so kosten könnte. Denn es gab, als wir vor drei Wochen darüber sprachen, auch nur den Hinweis, dass es Grobschätzungen gibt, die nun bekannt geworden sind. Gibt es denn im Zuge dieses Entscheidungsverfahrens, welcher Standort weiter betrieben wird und wohin was verlegt wird, Grobschätzungen, was die damit einhergehenden Umzüge kosten könnten? Gerade was die Marine betrifft, sind ja in irgendwelchen Zirkeln bis zu dreistellige Millionenbeträge genannt werden.
Dienst: Also ich bestätige Ihnen nicht irgendwelche Millionenbeträge aus irgendwelchen Zirkeln. Wenn wir uns an die Seriosität des Themas erinnern wollen, dann ist es so, wie ich es Ihnen eben sagte: Die Realisierungsplanung steht noch aus. Also erst dann, wenn Mann und Maus ‑ um noch einmal darauf zurückzukommen – feststehen, kann man auch abschätzen, wie hoch die Umzugskosten sind. Sie können auch als Privatmann ein Umzugsunternehmen erst dann bestellen, wenn Sie wissen, wie groß ihr Hausrat ist, den sie bewegen müssen.
Frage: Herr Dienst, eine Frage in dem Zusammenhang: Die Grünen werfen Ihnen ja vor, dass man dem Ministerium diese Zahlen erst aus der Nase ziehen musste. Sie haben die Frage gestellt, die ich einfach weiterreichen möchte, was das eigentlich für den Sparbeitrag des Ministeriums insgesamt heißt. Das war ja wirklich ein satter Milliardenbetrag, den das Verteidigungsministerium zur Haushaltskonsolidierung beitragen sollte. Ist jetzt klar von dieser ursprünglichen Planung Abstand genommen worden?
Dienst: Es gibt Fragen, gerade die letzte, die immer wiederkehrend sind. Es gibt auch einen guten Film zu dem Thema.
Es ist so, dass von den Beschlüssen aus der Sparklausur kein Abstand genommen worden ist. Diese werden umgesetzt. Durch die Streckung hat sich da eine leichte Erleichterung ergeben. Das wissen aber auch alle Fachleute, auch Sie, die sich damit befassen. Dieses Einsparziel aus einer Planung aus dem Jahr 2010 steht. Diese Planung wird nun durch die Entscheidung zur Neuausrichtung der Bundeswehr überlagert. Insofern können Sie nicht aus dem Status quo ante nun mit der Perspektive in Vergleich gehen, weil die Grundlagen völlig verändert sind.
Die Bundeswehr wird neu ausgerichtet, sie wird völlig neu aufgestellt. Ich hatte gesagt: Diese Zusatzinvestitionen haben aber auch Einsparungen auf der anderen Seite zur Folge, die ich Ihnen aber in dieser Gesamtsumme nicht benennen kann wie auch diese Grobabschätzung zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich an der Grenze der Seriosität ist. Aber sie ist gefordert worden, und deswegen ist sie heraus gegeben worden, auch wenn es heißt, sie sei uns aus der Nase gezogen worden. Aus Sicht der Seriosität hätten wir noch länger warten müssen, nämlich bis wir anhand der Realisierungsplanung, die wir im Moment erst machen, validierte Zahlen liefern können.
Zusatzfrage: Also noch einmal die Frage gestellt: Die 8 Milliarden Euro stehen zumindest noch als Zahl irgendwo auf dem Papier?
Dienst: Nein, die 8 Milliarden Euro finden Sie in der Genese der Haushaltsführung. Das ist so, und das ist auch immer wieder gesagt worden.
@Insider
Holzdorf
„Ach so, das ist die Begründung. Ich dachte immer, das der Fähigkeitstransfer der Hauptgrund war.“
Nein, der Minister hat in seiner Begründung wörtlich gesagt, dass Holzdorf aus grundsätzlichen Erwägungen (mil. gesicherter Ausweichflugplatz zu Berlin) erhalten beliebten sollte.
Und das wenn Holzdorf erhalten bleibt, dass dann ein anderer StO „dafür“ sterben musste.
Ich kann diese Begründung nachvollziehen. Ob das nun wirklich Rheine seine mußte, da bin ich mir nicht sicher. Ich z.B. hätte einen Umzug von Altenstadt nach Holzdorf sehr attraktiv gefunden. Man hätte den StO erhalten und phantastische Absetzplätze gehabt UND die Vorteile von Rheine wären nicht verloren gegangen.
Aber naja, ich habe nur Einblick in einen Teil der Beweggründe, aber ich vertraue in die persönliche Integrität des Ministers und gehe davon aus, dass der Abwägungsprozess gewissenhaft durchgeführt wurde.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich halte den Fähigkeitstransfer der CH53 von Heer zu Lw für eine der schlimmsten und folgenschwersten Entscheidungen die man sich überhaupt vorstellen kann.
Ich glaube (und das meine ich vollkommen ernst), dass diese Entscheidung noch Menschenleben kosten wird!
Aber nachdem diese unselige Entscheidung nun einmal getroffen ist, muss man aus der Situation halt das beste machen…
Hinsichtlich Ihrer Zweifel bzgl. der Verlegung der OSLw bin ich ganz auf Ihrer Seite. Unabhängig davon, dass es bestimmt gute fachliche Gründe für diese Verlegung sprechen, empfinde ich es als unglaublich, dass einer der wenigen echten Traditionsstandorte der Lw geschlossen wird. Da sprechen die Sonntagsredner immer und immer wieder von der angeblichen „Bw-eigenen Tradition“ die ja achso viel besser sein soll als der Strang der aus der Wehrmacht kommt, aber immer dann wenn es darum geht Bw-eigene Tradition zu wahren, macht man sie platt…
„Das RBG ist gegenüber den vollmundigen Ankündigen auf ein unakzeptables Minimum runtergekürzt worden und wird so seine Wirkung definitiv verfehlen.“
Also ich weiss nicht warum alle immer rumnörgeln. Ich empfinde das Angebot des RBG als äußerst attraktiv (bin Band 1) und werde mal in Ruhe abwarten, wer es annehmen darf.
Auch das Band 3 könnte sinnvoll laufen. Und wenn nicht, löst sich dieses Problem sowieso durch Zeitablauf sehr schnell.
Nur beim Band 2 läuft es ja derzeit in die falsche Richtung, aber hier hat der Minister von Anfang an ein aus meiner Sicht nicht besonders attraktives Angebot unterbreitet, von daher kann man nicht davon sprechen, dass dies SOOO nach hinten losgegangen ist.
Und sollten tatsächlich einigen Kameraden hier in Landes- und Bundesverwaltung DP angeboten werden und im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens die Zuverdienstgrenzen doch noch angehoben werden (und ich glaube hierauf spekuliert der Minister), dann geht es vielleicht auch im Band 2 einigermaßen auf…
„Attraktivität für Bestandspersonal Fehlanzeige. Attraktivität für neue Soldaten im Osten vielleicht, im Rest der Republik definitiv nicht.“
Wer die Attraktivität des Soldatenberufs am StO festmacht, sollte am besten noch Morgen die Armee verlassen. Zu unserem Beruf gehört nun einmal das regelmäßige Versetztwerden.
Wer das nicht will, hat den falschen Beruf.
„Damit verspielt man das Vertrauen seiner Mitarbeiter und verprellt den Nachwuchs.“
Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass wir mehr oder weniger Nachwuchs bekommen nur weil hier „Inside-Baseball“ gespielt wird?!?!
Und solange ich in der Armee bin, höre ich bei jeder Reform und jeder Veränderung nur Nörgeleien (insbesondere von der Gewerkschaft), von daher habe ich mich DARAN schon gewöhnt ;)
„Sind Sie doch aktiv, empfehle ich hier und da mal ein Gespräch mit Soldaten und Zivilpersonal aus der Truppe.“
Ich BIN in der Truppe. Und ICH bin in den letzten 15 Jahren 7 oder 8 mal umgezogen. Deswegen kann ich die Diskussion um Rheine WIRKLICH nicht nachvollziehen…
Wow! 50 Kommentare. Hat etwa einer ins Wespennest gestoßen?
Die preiswerteste Investition im Zuge der Strukturreform wäre, das BMVg kauft ca. 200 – 300 EA gem. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:MiG_Ejector_Seat.jpg&filetimestamp=20090518200948 .
Hat sich bei mindestens 4 Vorgängern des jetzigen Ministers mit „Führen durch Beispiel“ bestens bewährt!
Echte Aufgabe der Strukturreformkommission wäre damit die Erstellung einer Bestzungsliste für die 200 – 300 EA.
Ich wundere mich ein wenig, dass Rostock und Roth nicht in der Ausgaben-Top-15 aufgelistet sind.
Rostock insofern, als schon die anderen Marinehäfen sehr weit oben mitspielen und nun die Kapazitäten aus Glücksburg dort übernommen werden.
Roth, wegen der nun dort stattfinden Offzausbildung der Luftwaffe.
@Koffer
Diese Begründung für Holzdorf habe ich so noch nie gehört bzw. gelesen. Komischerweise word das auch bisher weder im Dienst noch auf der Protestveranstaltung in Rheine von General Finster publiziert. (Okay, vielleicht wusstet er das auch nicht)
Für welches politische Szenario brauchen wir in Holzdorf einen Ausweichflughafen für Berlin? Wenn das die einzige Begründung sein soll um Rheine aufzulösen, dann muss man dagegen erst recht auf die Barrikaden gehen. Von mir aus kann die Kanzlerin auch mit dem Fallschirm über Holzdorf abspringen aber dafür die gesamte gewachsene Hubschrauberstruktur in der Bundeswehr aus der Bahn zu werfen ist mit Blick auf die Einsätze grob fahrlässig.
Dafür lasse ich mich nicht mehr versetzen. ich bin keine Marionette. Und ja, ich bin auch schon mehrfach umgezogen.
Wenn Sie noch zum Altersband 1 gehören und mit 15 Dienstjahren schon 7-8mal umgezogen sind, dann hat das meinen Respekt. Ich hoffe Ihre Motivation bleibt dann auch noch erhalten wenn sie älter werden und die nächsten 5mal umgezogen sind. Allerdings haben Sie dann wahrscheinlich auch keine berufstätige Frau, keine Kinder in weiterführenden Schulen und in der Ausbildung. Denn dann ist umziehen nicht mehr ganz so einfach und mit diesem motivierenden Background auch nicht erstrebenswert. Es kann doch nicht das Ziel sein, in seiner Dienstzeit alle Standorte der Bundeswehr kennenzulernen. Warum muss ein Soldat regelmässig versetzt werden ? Weil sich alle 4 Jahre jemand ein Denkmal setzten will ? Man muss einen Auftrag und einen Verband haben mit dem man sich identifiziert und den man kennt. Das ist besonders für den Einsatz wichtig. Alles andere hat uns dahin gebracht wo wir jetzt sind. Nämlich das zu viele mit so kurzen Standzeiten keine Erfahrung und gerade in komplexeren technischen Verwendungen kein reales Fachwissen sonder nur Bw Schulwissen haben.
Zum RGB : Altersband 1 für den gut qualifizierten studierten Zeitsoldaten ganz nett. Allerdings glaube ich nicht das diese Zielgruppe auch gehen darf. Ich denke da eher an den z.B.38 jährigen Panzerzugführer ohne große zivilberufliche Qualifikation. Aber der wird nicht gehen wollen.
Altersband 2 – ohne Worte – Rausschmiss in die gesicherte Armut. Ziel verfehlt.
Altersband 3 – Bedingungen in Ordnung – von 6200 auf 2170 reduziert – führt dazu, das Leute die vielleicht gehen wollen, nicht gehen dürfen und dann hochmotiviert am einem neuen Standort evtl. ohne Auftrag dahinvegitieren.
RBG für Zivilpersonal ein Witz
Zum Nachwuchs folgender Denkansatz.
Wer von den Aktiven, würde heute noch irgendjemandem aus Familie und privaten Umfeld einen Wechsel zu Bundeswehr empfehlen ? Wer spricht denn noch von der Bundeswehr als attraktivem modernen Arbeitgeber ? Macht die Bundeswehr irgendwo momentan positive Schlagzeilen? Wie sollen wir Nachwuchs bekommen, wenn selbst qualifizierte in den eigenen Reihen momentan wegen fehlender Haushaltsmittel nicht weiterverpflichtet werden ? Helfen dann Werbespots wie „Bundeswehr minus Karriere“ ?
Hier ist der Name wirklich Programm.
TW sei Dank,
Dank für den aktuellen Nachtrag der BPK.
Erst machen wir die neue Struktur und dann schauen wir mal – umgekehrt wird ein Schuh daraus: was sind die Konsequenzen meiner Entscheidung! Finanziell, Infrastrukturell, Sozial (Fremdwort…), Vereinbarkeit von Familie und Beruf…
Was ist aus der sprichwörtlichen militärischen Planungsfähigkeit geworden…
Eine Strukturreform ist halt kein Waldbrand in Niedersachsen oder eine Flutkatastrophe in Hamburg….(es gilt das Primat der Politik)
it´s a shame!
@Insider
„Für welches politische Szenario brauchen wir in Holzdorf einen Ausweichflughafen für Berlin?“
Für zahlreiche Szenare. Wovon reden Sie eigentlich? Alleine nur bei Streiks auf den zukünftigen Flughafen Berlin-Brandenburg.
Oder bei Sicherheitsbedenken, oder oder oder.
Natürlich benötigt die BReg einen gesicherten, militärischen Fliegerhorst in der Nähe von Berlin. Das steht für mich außer Frage.
„aber dafür die gesamte gewachsene Hubschrauberstruktur in der Bundeswehr aus der Bahn zu werfen ist mit Blick auf die Einsätze grob fahrlässig.“
Das ist doch Polemik.
Die gesamte, gewachsene Hubschrauberstruktur ist den letzten 20 Jahren FÜNFmal umgestaltet worden.
Die Frage hier in der Diskussion kann durchaus sein, ob es militärisch zweckmäßig ist, die CH53 zur Lw zu geben. Dazu habe ich eine klare Meinung: Nämlich NEIN! Die CH53 gehören zum Heer.
Ich persönliche gehe davon aus, dass die mittel- und langfristig Auswirkungen bei „heißen“ Szenaren DRAMATISCH sein werden. Ich persönlich glaube auch, dass dies Menschenleben kosten wird.
Aber diese Frage hat NICHTS mit dem StO Rheine oder Holzdorf zu tun.
Und deswegen sollte man das auch nicht vermischen…
„Dafür lasse ich mich nicht mehr versetzen. ich bin keine Marionette. Und ja, ich bin auch schon mehrfach umgezogen.“
Gut, wenn Sie sich nicht mehr versetzen lassen wollen, dann können Sie entweder Ihren Abschied nehmen oder sich in den Personalrat/Stadtrat wählen lassen. So einfach ist das.
„Warum muss ein Soldat regelmässig versetzt werden ? Weil sich alle 4 Jahre jemand ein Denkmal setzten will ?“
Ach, Unfug. Es geht doch bei dieser (oder den vorherigen Reformen) nicht darum, dass sich jemand „ein Denkmal“ setzen will. Das ist doch eine Verschwörungstheorie!
Außerdem gehört es nun einmal zu den Besonderheiten des militärischen Personalwesens.
Und das ist auch bei ALLEN großen Verbündeten so, so dass man nicht sagen kann „die Bw hat es einfach nicht verstanden“. Nein, regelmäßige Rotation gehören zu einer Armee wie zum Auswärtigen Dienst.
„Man muss einen Auftrag und einen Verband haben mit dem man sich identifiziert und den man kennt. “
Das ist für Mannschaften und in eingeschränkter Weise für junge Unteroffiziere so und wird ja auch im Regelfall eingehalten. Aber das Berufsbild von längeren Zeit- und Berufssoldaten (also Offiziere und höhere Fw-Dienstgrade) läßt dies objektiv nicht zu, da kann man sich immer etwas andere wünschen, aber hier gilt das alte Prinzip: „keine Arme, keine Kekse“.
Ein Faktor, der das DEUTLICH verbessern könnte, wären Großstandorte, aber diese sind in DEU aus politischen Gründen außerhalb des BMVg derzeit leider nicht zulässig. Da spielt auch die Gewerkschaft eine unrühmliche Rolle. Und die Ministerpräsidenten. Und die schwache Bundeskanzlerin. Aber das ist etwas wofür weder de Maizière noch die militärische Führung etwas kann, also sollte man auch auf diese Menschen nicht den Zorn projizieren, den sie HIERFÜR nicht verdient haben.
„Altersband 2 – ohne Worte – Rausschmiss in die gesicherte Armut. Ziel verfehlt.“
Warten wir mal die Ergebnisse der Gesetzgebung im BT ab. Ich könnte mir da vorstellen, dass sich hier noch etwas ändern wird ;)
„Wer von den Aktiven, würde heute noch irgendjemandem aus Familie und privaten Umfeld einen Wechsel zu Bundeswehr empfehlen?“
ICH. Denn wir haben einen tollen Beruf und ein grundsätzlich attraktives Angebot für junge Menschen.
„Wer spricht denn noch von der Bundeswehr als attraktivem modernen Arbeitgeber?“
Haben Sie mal versucht objektiv unsere Angebote für jungen Menschen mit denen unserer „zivilen“ Konkurrenten verglichen? Wir schließen da nicht schlecht ab. Wir müssen uns glaube ich in vielen Dingen nicht verstecken.
Nur weil in der Bw Defätismus derzeit Konjunktur hat, d.h. SUBJEKTIV vieles schlecht ist stimmt das OBJEKTIV noch lange nicht.
„Macht die Bundeswehr irgendwo momentan positive Schlagzeilen?“
Das liegt doch wesentlich an uns, wenn wir als defätistische „Negativ-„Multiplikatoren wirken, dann dürfen wir uns glaube ich nicht beschweren :(
„Wie sollen wir Nachwuchs bekommen, wenn selbst qualifizierte in den eigenen Reihen momentan wegen fehlender Haushaltsmittel nicht weiterverpflichtet werden?“
Auf was beziehen Sie sich hier?
„Helfen dann Werbespots wie “Bundeswehr minus Karriere”?“
Naja, die Bw-Werbung war schon immer grottenschlecht. Mit der neuen Kampagne wir.dienen.Deutschland sind wir wenigstens erstmals seit ’56 auf dem richtigen Weg…
NACHTRAG
@Insider
„Diese Begründung für Holzdorf habe ich so noch nie gehört bzw. gelesen. Komischerweise word das auch bisher weder im Dienst noch auf der Protestveranstaltung in Rheine von General Finster publiziert.“
Natürlich ist dieses Argument bekannt. Sogar das Thesenpapier der örtlichen Bürgermeister/Landräte von Januar erwähnt dies auch in einem Nebensatz.
Hier die Quelle (ein Interview des Minister mit der im Osten wohl weit verbreiteten „superillu“ v. 01.11.:
http://www.superillu.de/aktuell/Verteidigungsminister_ueber_Bundeswehrrefom_2178210.html
„Sie haben bereits verraten, dass eine Entscheidung noch ganz zum Schluss offen war – nämlich die über den Fliegerhorst Schönewalde/Holzdorf an der Grenze von Brandenburg zu Sachsen-Anhalt. Was gab letztlich den Ausschlag, den gefährdeten Standort weitgehend zu erhalten?
Schon aus strategischen Gründen hätten wir diesen Flugplatz in der Nähe Berlins niemals aufgegeben. Aber eine Überlegung ging tatsächlich dahin, ihn auf kleinstem Niveau weiterzubetreiben, sozusagen in Reserve zu halten, ohne dass dort noch eine wirkliche Einheit stationiert wäre. Nach gründlicher Abwägung habe ich mich zum Schluss gegen diese Minimallösung entschieden. Statt dessen wird Schönewalde einer von zwei Standorten für den Transporthubschrauber CH 53 sein. Ausschlaggebend war dafür die im Vergleich mit dem konkurrierenden Standort Rheine modernere Infrastruktur – ein Argument, das viele Ost-Standorte für sich ins Feld führen konnten. Und ein wenig hatte es auch zu tun mit der Notwendigkeit, in dieser hochwassergefährdeten Region bei Katastrophenfällen rasch Evakuierungsmöglichkeiten aus der Luft bereitstellen zu können.“
Mich überzeugt dieses Argument durchaus.
Ich persönlich hätte mir wie gesagt lieber eine Verlegung der LL/LTS aus Altenstadt dorthin gewünscht, dann hätte man Rheine erhalten können, Holzdorf erhalten können UND der Springerausbildung vernünftige Flächen zu Verfügung stellen können, die in Oldenburg noch nicht einmal im Traum bereit stehen…
Nochmal zum Verständnis. Ich lasse mich bei militärischer Notwendigkeit auch versetzen. Leider fehlt mir dafür bisher der Nachweis. Über die Szenarien für die Politik kann man ja verschiedenen Meinung sein. Ich halte das für nicht real. Wenn ich die letzten 40 Jahre Revue passieren lasse sehe ich das auch bestätigt.
Ansonsten passe ich in das Altersband 3 und sie können mir glauben das ich das auch gerne in Anspruch nehmen werde. Allein mir fehlt der Glaube das das mit meiner Verwendung etwas wird.
Ich habe auch schon mal gesagt das ich mir eine Weiterverwendung im öffentlichen Dienst vorstellen (bin da ganz auf Linie mit dem Minister) kann. Auch da sind die Chancen wahrscheinlich nur 1:1000. Welche Behörde in Land oder Kommune möchte uns denn haben ?
Bezüglich der Stehzeit auf einem Dienstposten gibt es gerade im Bereich der Berufsunteroffiziere sehr viele technische Verwendungen die nur mit ausreichender Erfahrung fachlich adäquat ausgeführt werden können. Allein schon deshalb weil die Ausbildung teilweise so langwierig ist. Welches Unternehmen kann es sich leisten Leute jahrelang auszubilden und dann von diesem Wissen nicht zu profitieren. Warum funktionieren denn viele Großprojekte (SAP etc.) in der Bundeswehr nicht. Zum Teil auch weil die handelnden Personen bei der Bundeswehr ständig wechseln. Es liegt nicht alles an der Industrie.
Zum Nachwuchs intern. Es werden momentan viele gute brauchbare Soldaten nicht weiterverpflichtet weil angeblich keine Haushaltsstelle vorhanden ist. Gleichzeitig werden die gleichen Stellen mit unausgebildeten Einsteigern vom ZNGw nachbesetzt. Erklären Sie das mal einem Betroffenen.
Zum Nachwuchs extern: Wenn Sie mit Ihrer Vita (15 Dj. 7x versetzt, Einsatz ?) Werbung machen. Glauben Sie, das Sie damit jemanden begeistern können, wenn man ihm sagt das er nur noch in Deutschland unterwegs ist. Wenn ich das meinen Söhnen erzähle, winken die dankend ab.
Ein Militärflughafen eignet sich nicht als Ersatzflughafen für die Regierung. Da ist keine Infrastruktur für deren Zivilmaschinen vorhanden. Die könnten besser nach Leipzig fliegen, und dann per Heli nach Berlin. Holzdorf ist auch nicht wirklich nah an Berlin dran. Wenn es Probleme gibt, muss man in Holzdorf erst Hilfe von einen anderen Flughafen herbeiholen.
Ich denke man wollte die Helis dort haben, damit die Politiker sich diese öfter anschauen können. Bei dieser Regierung zählt nur der Schein, ob es Substanz dahinter gibt, ist denen egal.
Bei der Betrachtung der Argumente stellt man schnell fest, dass immer wieder versucht wird andere Argumente zu finden…..Sowohl bei der Oderflut als auch beim Elbehochwasser waren es CH 53 aus Rheine und Laupheim, die schnell und entscheidend Hilfe geleistet haben. Es ist doch Hanebüchen, einen Hubschrauberverband aus diesem Grund nach Holzdorf zu legen…da können wir sie genau so gut wieder nach Niedermendig an den Rhein und die Mosel verlegen. Und der Grund mit dem Ausweichflugplatz für Berlin ist doch nicht tragfähig. Fragen Sie doch einmal bei der DFS, was in Holzdorf in der Beziehung möglich ist. Und schauen Sie mal 50 km weiter, da ist Leipzig-Halle..besserer Ausweichflugplatz geht wohl nicht. Und was hat das Argument Ausweichflugplatz mit CH 53 zu tun? Und was die Infrastruktur angeht: Ja , Holzdorf hat eine moderne NH 90 Infrastruktur!! Was nützt aber eine moderne PKW Garage, wenn ich einen LKW betreibe??? Oder ist es nicht vielmehr so, wie schon seit 20 Jahren : der Flugplatz soll erhalten werden, und wenn er schon da ist, packen wir auch irgendetwas hin ? Der Schritt von Alles nach Holzdorf bei der Transferentscheidung zu fast nichts mehr nach Holzdorf -aktueller Stand- ging sehr schnell.
@Insider
„Nochmal zum Verständnis. Ich lasse mich bei militärischer Notwendigkeit auch versetzen. Leider fehlt mir dafür bisher der Nachweis. “
Offensichtlich haben wir ein anderes Berufsverständnis von dem was einem Soldaten zukommt über die Art und den Platz seines DIENEN selbst entscheiden zu dürfen.
„Ich habe auch schon mal gesagt das ich mir eine Weiterverwendung im öffentlichen Dienst vorstellen (bin da ganz auf Linie mit dem Minister) kann. Auch da sind die Chancen wahrscheinlich nur 1:1000. Welche Behörde in Land oder Kommune möchte uns denn haben ?“
DAS wird man sehen. ICH könnte mir eine ganze Menge Verwendungen vorstellen für einen Offizier (immerhin sind wir gut ausgebildete und qualifizierte Manager UND Führer UND Verwalter), aber ich befürchte, dass in DEU dafür nicht das richtige Mindset besteht. Mal sehen, vielleicht irren wir beide uns ja auch… Hoffentlich, das wäre immens wichtig für die Zukunft der Armee/des BFD und nebenbei auch gut für die ziv-militärische Beziehungen (erst recht jetzt nachdem die Wehrpflicht gefallen ist).
„Zum Nachwuchs extern: Wenn Sie mit Ihrer Vita (15 Dj. 7x versetzt, Einsatz ?) Werbung machen. Glauben Sie, das Sie damit jemanden begeistern können, wenn man ihm sagt das er nur noch in Deutschland unterwegs ist.“
Dann ist er vielleicht nicht der richtige für uns. Ich war neulich bei einer Werbeveranstaltung des AA und die haben das mit erfrischend deutlichen Worten für ihren Bereich auch gesagt. Genau wie bei uns, nur ehrlicher.
Außerdem habe ich genug zivile Freunde, wer da wirklich erfolgreich ist im Beruf wird auch alle 2-4 Jahre versetzt.
Die Frage ist nur, ob wir als Soldaten ENDLICH anfangen das als Bestandteil unseres Berufs zu begreifen oder weiterhin in Beamten Mentalität des kalten Krieges zu Defätisten werden.
@Ben
„Ein Militärflughafen eignet sich nicht als Ersatzflughafen für die Regierung. Da ist keine Infrastruktur für deren Zivilmaschinen vorhanden. Die könnten besser nach Leipzig fliegen,“
Also Notfallflughafen für die BReg und ausländische Staatsgäste und militärische/gesicherte Transporte etc. eignet sich NUR ein Militärflughafen.
Schon aus Sicherheitsgründen. Und bei Streiks und Großdemos, wäre Leipzig genauso betroffen.
@schleppi
„Bei der Betrachtung der Argumente stellt man schnell fest, dass immer wieder versucht wird andere Argumente zu finden“
Diese Begründung des Minister ist vom 01.11., da kann man wohl nicht sagen, dass das „neu“ wäre!
„Und der Grund mit dem Ausweichflugplatz für Berlin ist doch nicht tragfähig. Fragen Sie doch einmal bei der DFS, was in Holzdorf in der Beziehung möglich ist. Und schauen Sie mal 50 km weiter, da ist Leipzig-Halle..besserer Ausweichflugplatz geht wohl nicht. Und was hat das Argument Ausweichflugplatz mit CH 53 zu tun?“
Ähh, ich glaube hier herrscht wohl eine falsche Vorstellung für was Holzdorf der Ausweichflughafen sein soll.
Bestimmt nicht für den zivilen Flugverkehr nach BBI!
Es geht hier wohl eher darum, dass die BReg einen militärisch gesicherten Flugplatz in der Nähe von Berlin hat, für Regierungsmaschinen etc. Im Falle, politischer oder wirtschaftlicher oder technischer Probleme in Berlin/Leipzig.
Und wenn die Entscheidung klar war, dass Holzdorf auf keinen Fall geschlossen wird, dann halte ich es auch aus ökonomischen Gründen für naheliegend, dass man dann etwas „zustationiert“. Wie gesagt, ich hätte die LL/LTS für zweckmäßiger gehalten, aber ein Hubschraubergeschwader, kann gerade im angegeben Szenar auch sinnvoll sein.
Dezidiert auf den Inhalt geh ich jetzt nicht ein, das ist nicht gut für mein Herz. Ich zitiere einfach nur mal den Alten Fritz (Friedrich II., der Große [1712 – 1786]):
„Wenige Menschen denken, und doch wollen alle entscheiden.“
„Ich habe Sie zum Stabsoffizier gemacht, damit Sie wissen, wann Sie nicht gehorchen sollen.“
„Eine Regierung muss sparsam sein, weil das Geld, das sie erhält, aus dem Blut und Schweiß ihres Volkes stammt. Es ist gerecht, dass jeder einzelne dazu beiträgt, die Ausgaben des Staates tragen zu helfen. Aber es ist nicht gerecht, dass er die Hälfte seines jährlichen Einkommens mit dem Staate teilen muss.“
@someone
“Ich habe Sie zum Stabsoffizier gemacht, damit Sie wissen, wann Sie nicht gehorchen sollen.”
==Besserwissermodus an==
Das Zitat ist falsch ;)
gemeint ist wohl Friedrich Karl von Preußen: „Mein Herr, dazu hat der König Sie zum Stabsoffizier gemacht, das Sie wissen müssen, wann Sie nicht zu gehorchen haben.“
In Zusammenhang mit Friedrich könnte die Seydlitz Anekdote gemeint sein, in der der berühmte Reitergeneral v. Seydlitz dem König ausrichten ließ: „Sagen Sie dem König: nach der Schlacht kann er über meinen Kopf verfügen. Während der Schlacht aber möchte ich ihn zu seinem Vorteil selber nutzen“
==Besserwissermodus aus==
;)
Liebe Kameraden Heeresflieger, als Marineoffizier erlaube ich mir an dieser Stelle darauf hin zu weisen, dass die gesamte Tornadoflotte der Marine, inklusive Hochleistungsstandorte Jagel/Tarp vor ca 10 Jahren der letzten Strukturbereinigung zum Opfer gefallen ist. Die Marine – insbesondere die Marineflieger – haben das loyal ertragen.
Die Schnellbootwaffe der Marine hat ihre vollständige Auflösung auch mit Würde ertragen.
Die UBootesflottile, die weltweit einzigartige Minenkampf-Fähigkeit der Deutschen Marine…usw.
Hört auf zu jammern…es wird peinlich.
@klabautermann
NOCH können wir Minenkampf im kleinsten Maße ;) Und Schnellboote haben wir auch noch – last time I checked. Und da hör ich (ungelogen) seit 8 Jahren folgendes: „Dieses Jahr aber, also wirklich E nde diesen Jahres gehen die endgültig ausser Dienst…“
Die zukünftige Aufstellung der Marine ist aber tatsächlich ernüchternd. 55 seegehende Einheiten und 42 fliegende.
Und zusätzlich hat die Marine ein Glaubwürdigkeitsproblem. SIch damit zu rühmen Führungsstrukturen einzusparen ist eine Sache. Das Ungleichgewicht von Stab, Amt, Führung und operationeller Flotte aber gleichzeitig noch zu verschlechtern ist ein Armutszeugnis – das muss sich der InspM schon gefallen lassen.
Und die Argumentation der Personalmarkt gäbe eh keine demographiefeste Möglichkeiten zur Rekrutierung ist bei der derzeitigen Weiterverpflichtungs- und Personalbindungspoltik ja auch ein Treppenwitz…
Im Übrigen wird der zweitgrößte Fähigkeitsverbund der Marine nach den Fregatten in Zukunft die beiden „grünen“ Btl werden. Soviel zu maritimen Kernkompetenzen.
Und zu den Minenjagdbooten. Hätte den Werften damals (Boote sind zumeist Baujahr frühe bist mitte 90er Jahre) jemand gesagt: „Lasst ruhig die laufen keine 20 Jahre“ hätten sich die Ingenieure wohl ungläubig die Augen gerieben. Zum Vergleich die Bremen (F122) ist Baujahr 1979.
Nächster Witz: Die Luftwaffe gibt mit Ausphasung KORMORAN die Seeluftkriegsfähigkeit ersatzlos auf. Also erst werden die Marinejets umgestrichen für die „Einheitlichkeit des Luftkampfes mit Strahlenflugzeugen“ und nun fällt es weg. Der (leider völlig ernstgemeinte) Vorlschlag HARPOON unter ne P3C (nach US Vorbild der 80er) zu hängen ist dann schon Realsatire (angesichts unserer IMMENSEN Flotte P3C)
Aber immerhin stationieren wir die designierten OOA Einheiten (K130) soweit weg von den Weltmeeren wie es auf deutschem Boden fast nur möglich ist ;)
Und nochwas zum schmunzeln: Bei angestrebter Struktur wird es in Zukunft nicht möglich sein für eine im Einsatz stehende Einheit Ersatz bei Schäden oder Ausfall zu schicken. Was dann ausfällt ist der Einsatz. Das kommt bestimmt gut bei den Verbündeten :D
@Jas
schmunzeln ist in Ordnung, jammern und lamentieren nicht……die BW wird zu einer corporate force umgeformt…das dauert mindestens eine Dekade…..
Jeder muss für sich entscheiden, ob er dabei Macher, Mitmacher oder Miesmacher sein will. Ich werde das nicht mehr entscheiden müssen für mich, aber ich poltere nach oben und unten, dass diese Neuaufstellung nur klappt wenn nüchtern und wahrhaft kommuniziert wird…..horizontal, vertikal und transversal –
@klabautermann
Partizipation ist ein tolles Ziel, bleibt die Frage (und das zeigt die derzeitige Realität) wie sich das BMVg das vorstellt, wenn man zeitgleich Personal- und Materialverantwortung aus militärischer Hand gibt…
Ich möchte reformieren und umstrukturieren und modernisieren und in Zukunft mich dazu nicht an meinen Insp wenden, sondern den richtig fiesen Bittsteller bei Verwaltungsangestellten und Beamten spielen. Das sehe ich jetzt schon scheitern ;)
@klabautermann:
„die BW wird zu einer corporate force umgeformt“
Hä? Wie meinen?
@memoria
mit corporate force meine ich eine BW, die weitestgehend nach betriebswirtschaftlichen und haushaltsrechtlichen Prinzipien aufgestellt wird. Ich schätze, dass ca, 2020 das BMVg durch ein callcenter ersetzt wird ;-))
All die strittigen Standorte waren politische Entscheidungen! Am besten wird dies an Lechfeld, Meßstetten und Altenstadt deutlich. Lechfeld wurde klar von Seehofer kommentiert und nun sucht man verzweifelt eine Begründung warum Kaufbeuren unwirtschaftlich ist! Bei fast allen Stammsoldaten in Altenstadt war klar, dass man ein Europäisches Ausbildungszentrum schafft und dann so eine Entscheidung!
@Kerveros
Kleine Standorte benötigen keine Schwimmhallen, Sanzentren, Betreuungseinrichtungen wenn sie nahe an einer Gemeinde sind. All diese Einrichtungen werden nur an Standorten benötigt, die weit ab von jeder Zivilisation sind und genau da geht eine Familie nicht gerne hin. Ein Dienstbetriebstourismus zum nächsten SanZ wird es in Zukunft so oder so geben und ich kann mich fast nicht mehr erinnern wann mich mal kein Vertragsarzt behandelt hat. Kleiderkasse geht übers Internet/Heimbetrieb. Ein Großstandort bietet regelmäßig nicht mehr Wohnraum. Mehr Jobangebote für Lebenspartner und ein besseres Bildungs- und Freizeitangebot für den Rest der Familie sind ja eben nicht an einen Großstandort gebunden, sondern an ein Ballungszentrum/Stadt. All diese Argumente ziehen ja gerade bei den strittigen Standorten nicht, denn da wird es ja überall schlechter oder teurer! Heute werden Familien versetzt, deren Lebensumstände eben andere sind als vor 40 Jahren (Schule, Scheidung, Ehepartnerarbeit, Wohnraum uvm). Wer das nicht berücksichtigt und ständig mit dem Argument aufwartet „schließlich ist man ja Soldat“ sollte daran denken, dass ein Beruf attraktiv sein sollte und die Familienverhältnisse sich über die Dienstzeit ändern! Gerade wenn man von einem Menschen alles verlangst, sollte dieser sich um die Familie keine Sorgen machen müssen. Die eigentliche Fürsorgeverletzung ist, dass man wider besseren Wissen handelt und die nächste Reform (EU weit) schon vorbereitet!
Sarkasmusmode: on
Wenn man die nächste (EU weite) Reform schon vorbereitet, dann kann man gleich mit den Planungen für die übernächste Reform anfangen. So schnell wie es die EU zerbröseln wird, muss die BW wohl im Reformtempo richtig aufs Gas treten um nicht plötzlich mit geänderten Rahmenbedingungen konfrontiert zu werden (aber auch das ist in der BW nichts neues und bedeutet ja schließlich nicht, das man sich nicht mindestens 10 Jahre Zeit lassen kann um erste Bewegungen zu erzeugen ;-)
Trotzdem gibt es eine gute Nachricht für Soldaten. Spätestens dann wenn die Hyperinflation den Euro und die EU marktbereinigt hat, gehen wir uns schon rechtzeitig wieder gegenseitig an die Gurgel. Die innenpolitischen Konstellationen in den verarmten europäischen Nationen wird schon dafür sorgen das man nach außen Druck abbaut. Dabei werden wir in Deutschland noch am besten durch diese tiefe Rezession kommen. Was auf der anderen Seite aber wiederum nicht bedeutet das dies keine (außer)europäischen Neider auf den Plan ruft.
Fazit: Ich sehe in Zukunft einen massiv steigenden Wehretat gepaart mit dem Willen, maximale militärische Effizienz damit zu generieren.
Sarkasmusmode: off
@Koffer:
Altersband I ! Dann grenzen Ihre Äußerungen, die älteren Kameraden Versetzungsunwilligkeit unterstellen, schon stark an Anmaßung.
„Insider“ hat es schon gesagt. Ohne Familie kann man leicht argumentieren und jubelnd die nächste Versetzung in Angriff nehmen. Wenn man aber Verantwortung, auch außerhalb des Dienstbetriebes für eine Familie trägt, sieht das schon anders aus. Der Karriere willen seien Ihnen aber weitere Versetzungen gegönnt.
Eine Empfehlung: Fragen Sie doch mal in der Fläche bei unzähligen erfahrenen Unteroffizieren und Fachoffizieren nach, was diese von dieser Argumentation halten. Auch diese Kameraden haben ein Selbstverständnis als Soldat und bringen das System voran und ich denke, diese sind die Stütze der Armee. Jedoch erwarten diese, dass Entscheidung vernünftig erklärt werden und ihnen ein Rational geliefert wird. Dann werden persönliche Einschränkungen auch in Kauf genommen. Genau das ist das Problem bei dieser Reform.
Auch Ihre abfällige Einschätzung des einzigen Berufsverbandes, der sich erfolgreich für uns einsetzt, kann ich nicht nachvollziehen.
Das gleiche gilt für die Personalvertretungen, die inzwischen (seit 15 Jahren) mit Soldaten besetzt, als herausragendes Instrument der „Inneren Führung“ agieren. Das gefällt so manchem Vorgesetzten, der in Gutsherrenart agiert, ja regiert, natürlich nicht. Die Kameraden lassen sich davon aber nicht beirren.
Auch verweise ich auf die vielen Soldaten, Beamten und Arbeitnehmer, denen erfolgreich geholfen wurde, ihren berechtigten Belangen Geltung zu verschaffen. Die Gremien wollen nicht Verhindern und Behindern, sondern sie haben einen vom Deutschen Bundestag per Gesetz gegebenen Auftrag, den sie bestmöglichst erfüllen wollen. Auch dies gehört zum Selbstverständnis eines Soldaten (Stichwort „Freiheitliche Demokratische Grundordnung), oder sehe ich das falsch.
Vielleicht brauchen auch Sie persönlich einmal die Unterstützung Ihres Personalrates oder der VP. Unbenommen Ihrer vermeintlich fehlenden Wertschätzung für diese Kameraden und Gremien, werden diese Ihnen helfen, dessen bin ich mir sicher.
In diesem Sinne…
@wecho
„Altersband I ! Dann grenzen Ihre Äußerungen, die älteren Kameraden Versetzungsunwilligkeit unterstellen, schon stark an Anmaßung.“
Also noch ein Nörgler.
Na gut, also auch für Sie im Wiederholungsmodus: Versetzungen gehören zum Soldatenberuf hinzu, wer das nicht versteht, sollte dringend seinen Abschied einreichen (oder sich in der Personalrat/Stadtrat wählen lassen, wenn er den Dienstherren „austricksen“ will ;) ). Sie sollten sich mal überlegen, was das über Sie aussagt, wenn Ihnen das jemand aus dem Ihrer Meinung nach achso unerfahrenen Altersband I sagt…
Das ist nicht nur bei der „bösen, bösen“ Bundeswehr so, sondern weltweit in jeder größeren Armee so. Wenn nur wir es so machen würden, dann könnte man argumentieren, dass unsere PersFü einfach schlecht angelegt ist, aber da es nun einmal überall so ist liegt die „Vermutung“ nahe, dass es nicht anders geht ;)
„Der Karriere willen seien Ihnen aber weitere Versetzungen gegönnt.“
Nicht schlecht, mir versuchen über angedeuteten Karriere“geilheit“ ein Totschlagargument zu servieren. Funktioniert aber nicht. Ich habe eine viel zu große Klappe um Karriere zu machen. Ich füge mich nur klaglos in die Versetzungen, weil es nun einmal zu unserem Beruf gehört. Und wenn ich das nicht möchte, dann werde ich gehen. So einfach ist das.
Und es soll auch bitte keiner der Kameraden Band II oder III sagen: aber ich wußte es damals nicht. JEDER wußte auch schon in den 90er, dass regelmäßige Versetzungen für BS zum Beruf hinzugehören. Wer jetzt behauptet, dass sei für ihn neu, der lügt.
„Auch Ihre abfällige Einschätzung des einzigen Berufsverbandes, der sich erfolgreich für uns einsetzt, kann ich nicht nachvollziehen.“
Soso, tut er das? Ah, jetzt wo Sie es sagen, fällt es mir auch auf. Ich schätze besonders seine fachlich sehr qualifizierten taktisch-operativen Bewertungen…
„Das gleiche gilt für die Personalvertretungen, die inzwischen (seit 15 Jahren) mit Soldaten besetzt, als herausragendes Instrument der “Inneren Führung” agieren.“
Teil der Inneren Führung ist die Erhaltung der Kampfkraft der Armee. Die Personalräte wirken hier SELTEN im Sinne der Inneren Führung, sondern meistens nur im Sinne der Besitzstandswahrung und der Eigeninteressen.
„Die Gremien wollen nicht Verhindern und Behindern, sondern sie haben einen vom Deutschen Bundestag per Gesetz gegebenen Auftrag, den sie bestmöglichst erfüllen wollen.“
Manche nicht, viele schon. Aber die Schwächen des Personalvertretungsrechts sind glaube ich hier OT ;)
„The only thing harder than putting a new idea into the military mind is getting an old idea out of it“ ( B.H. Liddel Hart)
@Elahan:
Das kann ich aus meiner Erfahrung jetzt mal nicht so im Raum stehen lassen:
„Kleine Standorte benötigen keine Schwimmhallen, Sanzentren, Betreuungseinrichtungen wenn sie nahe an einer Gemeinde sind.“
Viele kleine Standorte sind eben auch bei kleinen Gemeinden. Dort werden die Sporthallen des Standortes oft eher durch Schulen und Gemeinde genutzt als von den Soldaten und Einrichtungen wie Schwimmhallen suchen sie vergebens. Wenn sie denn eine Finden ist es meistens eine Aussenanlage, welche nur saisonal nutzbar ist (was per se ersteinmal kein Hinderungsgrund wäre).
Vertragsärzte können Beispielsweise kein 90/5er erstellen und bevor man das Krankenhaus vor Ort nutzt (Fahrzeit 5 Minuten) verschickt der ZSanDst lieber in ein zwei Stunden entferntes FAZ oder BwK (schon jetzt).
„Kleiderkasse geht übers Internet/Heimbetrieb. Ein Großstandort bietet regelmäßig nicht mehr Wohnraum. Mehr Jobangebote für Lebenspartner und ein besseres Bildungs- und Freizeitangebot für den Rest der Familie sind ja eben nicht an einen Großstandort gebunden, sondern an ein Ballungszentrum/Stadt.“
Ich gehe einmal dreist davon aus, dass bei einem Großstandort Angebot und Nachfrage einander anpassen werden. Warum sollte ich für eine Kaserne mit 200 Mann Infrastruktur schaffen? Bei 2000-3000 Mann ist die Wirtschaftlichkeit für die Gemeine eine andere.
„Wer das nicht berücksichtigt und ständig mit dem Argument aufwartet „schließlich ist man ja Soldat“ sollte daran denken, dass ein Beruf attraktiv sein sollte und die Familienverhältnisse sich über die Dienstzeit ändern! “
Das ist ja auch in der Inneren Führung (immerhin eine Dienstvorschrift ;) ) so erklärt… was die Umsetzung derselbigen angeht, dürfte meine Grundhaltung zum Thema hinreichend bekannt sein.
Ich hatte vor Jahren einmal einen Oberst der am Abend den Offizieren erklärte: „er sei nicht das Sozialamt – was die Problematik der Familien bei der Standortverlegung angeht sei das nicht sein Problem“ und sich dann munter am nächsten Tag vor die Familien stellte und ihnen erklärte, „dass die Soldaten ohne den Rückhalt ihrer Familien ja nicht einen so guten Job machen könnten.“ Obwohl er beim ersteren Teil nicht ganz Unrecht hat finde ich ein derartiges Auftreten trotzdem recht zweifelhaft, nur ist er damit nicht wirklich allein.
„Gerade wenn man von einem Menschen alles verlangst, sollte dieser sich um die Familie keine Sorgen machen müssen. Die eigentliche Fürsorgeverletzung ist, dass man wider besseren Wissen handelt und die nächste Reform (EU weit) schon vorbereitet!“
Da sind wir grundsätzlich einer Meinung, dennoch kann der Dienstherr den einzelnen nicht in Watte packen. Die Probleme gelten prinzipiell auch für die zivile Welt. Meine Schwester arbeitet beispielsweise für Pharmaunternehmen, um einmal auf Koffers letzte 15 Jahre zurückzukommen, und hat in dieser Zeit auch diverse Umzüge, Firmenwechsel et cetera in der örtlichen Spanne von Lörrach bis Hamburg hinter sich.
Ein Spruch der da trifft, so hart er auch sein mag: „Am Anfang stand die freie Berufswahl“
Das einzige was ich dann noch problematisch sehe sind die Versprechungen unserer Nachwuchswerber vor eben diesem Aspekt: „Bundeswehr-Karriere:
Karriere mit Zukunft bei sicherem Gehalt? “ Von sicheren Standorten redet da keiner, von den Nachteilen des Berufes aber eben auch nicht…
„Also Notfallflughafen für die BReg und ausländische Staatsgäste und militärische/gesicherte Transporte etc. eignet sich NUR ein Militärflughafen.“
Für eine Notlandung wird sich Holzdorf eignen, als Notflughafen sicherlich nicht. Dafür müsste man in Holzdorf Abfertigung und Wartung von Zivilmaschinen bereit stellen. Die Anschaffung und die laufende Unterhaltung kosten wieder viele Millionen, das die Bw nicht hat.
Ein Notbetrieb wird auf den Flughäfen auch bei Streiks vorhanden sein. Wenn in Deutschland ein Generalstreik läuft, dann ist das halt so. Man spart schließlich überall an der Sicherheit.
@wecho
Volle Zustimmung
Wir scheinen beide anscheinend in einer anderen Armee zu dienen. Egal mit wem ich spreche ( vom Gefreiten bis zum OTL, ob Kompanie oder Amt, Zivil oder Soldat), 99% können mit dieser Reform nichts anfangen und stehen ihr, vorsichtig gesagt, sehr kritisch gegenüber. Aber wahrscheinlich haben die auch das falsche Selbstverständnis als Soldat.
Wenn ich hier lese, das man sich ja in den Personalrat wählen lassen kann um dem Dienstherrn eine Versetzung zu erschweren, dan frage ich mich welche Grundeinstellung manche Kameraden zu diesen Gremien haben.
Bei solchen Argumenten wundert es mich nicht, wenn sich manche für ihr Verhalten im Dienst und fehlender Fürsorge gegenüber Untergebenen im Jahresbericht des Wehrbeauftragten wiederfinden. Aber wahrscheinlich ist der auch nur lästig und stört den Führungsprozeß. ( Polemikmodus aus)
@Kerveros (OT: auch hier, ich glaube ein déja-vu zu haben;))
Bzgl. der Großstandorte vs. Kleinstandorte geben ich Ihnen vollkommen recht.
Aus meiner Sicht könnten vor allem zwei Probleme angepackt werden, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nachhaltig einschränken: Wohnraum für umzugswillige Familien/ Unterkünfte für Pendler und Schulen/Kindergärten die auf die speziellen Bedürfnisse von Soldatenkindern eingestellt sind (Öffnungs-/Betreuungszeiten, abgestimmte Curricula etc.).
Außerdem könnte Großstandorte zumindest für Unteroffiziere auch die Versetzungshäufigkeit verringern!
Und Ihrem Beispiel aus der zivilen Welt möchte ich sogar noch eins Draufsetzen, ich habe zahlreiche Freunde, die in der zivilen Welt „Karriere“ machen und die müssen fast so häufig umziehen wie ich, aber dafür zieht bei deren Personalführung die Karte „Fürsorge“ fast überhaupt nicht. Nun ist es ja auch bei uns so, dass der Dienstherr einen nicht immer dorthin schickt, wo man hinmöchte, aber selbst mit Karriereträumen, kann man ja das eine oder andere „steuern“. Bei meinen Freunden heißt es zumeist: nächster Karrieresschritt? Umziehen.
Die Sache mit dem ehrlichen kommunizieren an Bewerber ist in der Tat das einzige was mich stört. Jeder der heute BS ist, wußte als er die Urkunde annahm, was auf ihn zukommt. Aber dadurch das der Dienstherr es nicht offensiv anpackt, gibt es immer wieder Leute die es erfolgreich verdrängen und später so tun, als hätten sie es nicht gewußt. Wie gesagt, das AA macht das genau entgegen gesetzt (Originalzitat: „Begreifen Sie es als Herausforderung oder suchen Sie sich einen anderen Beruf!“).
@Ben
„Für eine Notlandung wird sich Holzdorf eignen, als Notflughafen sicherlich nicht. Dafür müsste man in Holzdorf Abfertigung und Wartung von Zivilmaschinen bereit stellen. Die Anschaffung und die laufende Unterhaltung kosten wieder viele Millionen, das die Bw nicht hat.“
Wieso denn Abfertigung und Wartung? Es geht bei einem Notflughafen NICHT darum, dass die Lufthansa hier in Krisenzeiten den Flugbetrieb von BBI hinverlegt, sondern darum dass die Flugbereitschaft BMVg und BMI, sowie wichtige staatliche, ausländische Maschinen jederzeit einen offenen uns militärisch gesicherten Flughafen haben. Dafür braucht man keine zivile Abfertigung und Wartung (höchstens ein ordentliches Kasino ;) ).
„Ein Notbetrieb wird auf den Flughäfen auch bei Streiks vorhanden sein. Wenn in Deutschland ein Generalstreik läuft, dann ist das halt so.“
Ich erinnere mal an die Probleme die die Sicherheitsbehörden bei der Änderung des Asylrechts in den 90er hatten, als systematisch versucht wurde Verfassungsorgane durch Blockaden lahmzulegen. Und das war nur ein müder Abklatsch dessen, was passiert wäre, wenn es sich um wirklich gewaltbereite Gruppen gehandelt hätte.
Einen zivilen Flughafen kann man nur unter immensem Aufwand so sichern, dass z.B. in einer schwierigen und/oder außenpolitischen Bedrohungslage ein gesicherter Flugbetrieb möglich ist. Mal von den politischen Implikationen ganz zu schweigen, was abgehen würde, wenn Bw und BPol plötzlich BBI abriegeln würden.
„Man spart schließlich überall an der Sicherheit.“
Vielleicht ist es dann ja gut, dass es wenigsten noch die eine oder andere sicherheitsbewußte Persönlichkeit im BMVg und der BReg gibt…
@Insider
„Egal mit wem ich spreche ( vom Gefreiten bis zum OTL, ob Kompanie oder Amt, Zivil oder Soldat), 99% können mit dieser Reform nichts anfangen und stehen ihr, vorsichtig gesagt, sehr kritisch gegenüber.“
Vielleicht sprechen Sie auch nur mit Leuten, die Ihre offensichtlich negative Meinung stützen?
Ich kenne auch genug, die nicht in Defätismus verfallen sind…
„Wenn ich hier lese, das man sich ja in den Personalrat wählen lassen kann um dem Dienstherrn eine Versetzung zu erschweren, dan frage ich mich welche Grundeinstellung manche Kameraden zu diesen Gremien haben.“
DA sind wir mal einer Meinung. Ich empfinde es immer wieder als Unglaublichkeit, dass es solche Menschen gibt. Und am besten wird es dann wenn diese dann versuchen mit Intrigen die „Freistellung“ zu erreichen.
„im Jahresbericht des Wehrbeauftragten wiederfinden. Aber wahrscheinlich ist der auch nur lästig und stört den Führungsprozeß. “
DAS ist nun wirklich OT… ;)
@Koffer
weitestgehende Zustimmung meinerseits.
However, erfolgreiches change management bei einer Reform von solcher Dimension (quasi Neuaufstellung) erfordert einen StratCom-Plan, der in erster Linie auf das Mitnehmen der Betroffenen ausgerichtet ist. Und da wir in einer Informationsgesellschaft leben, muß diese Mitnahme durch Kommunikation offen, nüchtern und verstaendlich sein.
Dazu muß ich aber den Mitnehmern vor Ort (Dienststellenleiter, Kommandeure etc) eine plausible StratCom zVfg stellen…..und nicht nur Salamischeiben-artige Exegesen von Antworten des Hauses auf Parlamentsanfragen aus dem Mund des Pressesprechers BMVg
@Koffer
Damit meinte ich Ihre Aussage gegenüber Wecho (…Sie können sich ja in den Personal/Stadtrat wählen lassen…)
Ich war selber auch ohne „Versetzungsdruck“ jahrelang Soldatenvertreter in einem Personalrat.
Damit sollten wir es hier nicht mehr weiter abschweifen lassen, weil es ursprünglich im Blog um Infrastrukturkosten ging.
@koffer.
Als Nörgler hat mich noch niemand bezeichnet. Konstruktiv kritisch, ja.
Nun gut, wenn das mit der Karriere auf Grund der, Zitat: „großen Klappe“ nicht funktioniert, bin ich froh, dass damit hoffentlich der Einsatz als „fürsorgender Vorgesetzter“ nicht in Frage kommt.
Vielleicht sollten Sie den Beitrag von „Insider“ noch mal lesen. Die Ausführungen zum Thema Personalrat haben Sie wohl missverstanden. Ich rate mal in das SBG und das BPersVG einen Blick zu werfen (Pflichlektüre für den guten Vorgesetzten). Lesen bildet!! und bringt ab und an einen Vorteil.
Mitbestimmung ist, dort wo möglich, das MIttel der Wahl, für einen auftragserfüllenden Dienstbetrieb mit zufriedenen und motivierten Beschäftigten (dazu gehören alle Statusgruppen).
Um den Weg zurück zum Thema Stationierung und Infrastruktur zu finden, kann man festhalten, dass durch die fehlende Bereitschaft der Leitung, Beteiligung mit Leben zu füllen, eine große Chance vertan wird, die Betroffenen mitzunehmen. Transparenz ist dazu aber notwendig, das würde weiteren Ärger vermeiden. Es geht nicht um Einsatzrealität, wo Befehl und Gehorsam unabdingbar sind, es geht um die Entwicklung der Zukunft der Armee hier in der Bundesrepublik. Da sind alle gefordert und nicht nur kleine Zirkel der Macht.
Man ist auf dem besten Weg, die Leistungsträger zu vergrätzen und damit die Reform zum Scheitern zu bringen.
@klabatuermann
bzgl. des nicht vorhandenen „StratCom-Plan“ gebe ich Ihnen recht. Wenn das Ministerium endlich mal anfangen würde diese Reform als einen großen Schritt in die richtige Richtung zu verkaufen und auf diesem schmerzvollen aber unumgänglichen Weg die Soldaten mehr „mitnehmen“ würde, dann würde vielleicht das Nörglertum und der aktuell vorhandene undeutliche Defätismus auch endlich ein Ende finden…
Und nebenbei kann genau an diesem mangelnden „Mind-Set“ die Reform wirklich scheitern…
@wecho
„bin ich froh, dass damit hoffentlich der Einsatz als “fürsorgender Vorgesetzter” nicht in Frage kommt.“
Die Frage hat sich glücklicherweise schon mehrfach nicht in ihrem Sinne beantwortet :))
Aber Fürsorge hat nichts mit Defätismus zu tun! Nur weil ich mich weigere mich zum geistigen Verteidigungsbeamten mutieren zu lassen und die tatsächliche Welt mit einem Traumgebilde zu verwechseln, heißt das ja noch lange nicht, dass ich mich nicht um meine Untergebenen kümmere.
Nur die richtige soldatische Grundeinstellung sollte man schon haben… Aber die Verwechslung von Fürsorge und Billigung von Drückebergerei empfinde ich durchaus als amüsant.
Unabhängig davon bin ich immer wieder erschüttert von Vorgesetzten, die ihren Untergebenen keinen reinen Wein einschenken. Immer wieder und wieder behaupten Vorgesetzte – wider besseren Wissens – dass Versetzungen nicht notwendigen seien, dass dies kein Teil unseres Berufes sei und das der böse, böse Dienstherr ja an allem Schuld sei.
SOLCHE Vorgesetzte und Personalratsmitglieder verhindern eine dringend notwendige Anpassung des Mindsets. Und nebenbei erhalten sie bei ihren Untergebenen die falsche Hoffnung aufrecht, dass man etwas gegen die ständigen Versetzungen tun könne. DAS ist falsch verstanden Fürsorge!
@wecho
„Die Ausführungen zum Thema Personalrat haben Sie wohl missverstanden.“ Ironie scheint nicht Ihre Stärke zu sein, oder?
„Ich rate mal in das SBG und das BPersVG einen Blick zu werfen.“
Na gut, auf Ihren Hinweis hin habe ich das gerade getan (uuups, da war sie wieder diese nickelige Ironie).
§1 Die Beteiligung der Soldaten nach den Bestimmungen dieses Gesetzes soll zu einer wirkungsvollen Dienstgestaltung und zu einer fürsorglichen Berücksichtigung der Belange des einzelnen beitragen.
Und wissen Sie was ich da entdeckt habe? Nicht die Belange des einzelnen, die höre ich ja in unserer egoistischen Gesellschaft tagtäglich immer, immer wieder
NEIN, da steht etwas wie wirkungsvolle Dienstgestaltung. Ich lese da nichts von: „der Dienstherr darf den Dienst nur mit Zustimmung seiner Untergebenen wirkungsvoll machen…“
„Es geht nicht um Einsatzrealität, wo Befehl und Gehorsam unabdingbar sind, es geht um die Entwicklung der Zukunft der Armee hier in der Bundesrepublik. “
Befehl und Gehorsam ist unserem Beruf IMMER eigen, nicht nur im Einsatz, sondern eben auch bei Versetzungen.
Aber ich stimme Ihnen zumindest in soweit zu, dass eine bessere Kommunikation mehr Soldaten „mitnehmen“ und mehr Nörgler zum schweigen bringen würde.
@ Koffer: Wer sagt denn, dass die „richtige“ soldatische Einstellung die Ihre sein muss? Fragen sie 10 Offiziere nach ihrem beruflichem Selbstverständnis und sie werden 11 Antworten bekommen. Und das ist auch gut so! Ich glaube, dass Vielfalt und offener Meinungsaustausch die wichtigste Variable bei jeglichem Change-Vorhaben ist. Ich kann Ihre Argumentation teilweise nachvollziehen: Auch ich bin dafür, dass man als Soldat Entbehrungen unterliegt. Aber diese sollten so gering wie möglich gehalten werden und vor allem nachvollziehbar sein! Im Beispiel der Rheiner Heeresflieger fehlt mir die Transparenz und Nachvollziehbarkeit! Aber das ist ein anderes Thema!
Ihre Aussage, dass es in anderen Armeen nicht anders ist, teile ich, finde dieses Argument greift an der falschen Stelle! Hat mal jemand hinterfragt, warum dies ständige Versetze sein muss? Wieviele (vor allem gute) Offiziere (ich denke bei den Uffz wird es nicht anders sein) habe ich die BW verlassen sehen. Nicht weil sie generell mit der BW unzufrieden sind, sondern weil wir hier Strukturen haben, die nicht mehr zeitgemäß sind. Warum setzen wir bei der Reform nicht mal da an? Warum schaffen wir nicht strukturen, in welchen es Soldaten ermöglicht wird eben erst alle 7-8 Jahre versetzt zu werden? Das würde die Attraktivität der BW exponentiell mehr Steigern, als die Zulage zu verdoppeln, noch mehr Geld etc…Der Weg dahin ist sicherlich nicht einfach, aber nicht unmöglich. Im Kampf um exzellente Köpfe mit der freien Wirtschaft sicherlich eine Überlegung wert.
Aber bisher, haben wir nur Standorte reformiert (bzw. eigentlich nur Umgebaut)…Von der Reform habe ich mir jedoch mehr als eine Infrastrukturmaßnahme erhofft. Ich spreche für mich, aber ich glaube es geht hier vielen so. Und da sind wir bei der mangelnden Transparenz und Mitnahme der Untergebenen. Und wie Klaubautermann folgerichtig anmerkte, leben wir in einer Informationsgesellschatt. Und dank Leuten wie Thomas Wiegold und dem CH53 Blog, müssen wir uns als Soldaten (und im besonderen als Vorgesetzte) vermehrt damit abfinden, unangenehme Fragen gestellt zu bekommen und vor allem auch Antworten auf diese Fragen zu finden. Der altbekannte Spruch „is so“ hat ausgedient!
B.
@Wecho:
Sie laufen Gefahr Ihren Abtausch mit Koffer auf die persönliche Ebene zu ziehen ;)
„Mitbestimmung ist, dort wo möglich, das MIttel der Wahl, für einen auftragserfüllenden Dienstbetrieb mit zufriedenen und motivierten Beschäftigten (dazu gehören alle Statusgruppen). “
Von mir ein klares Jain.
Zur Begründung:
(1) Der angesprochene Fall des Beitretens in den Personalrat um Versetzung zu verhindern ist keine üble Nachrede sondern in einigen Dienststellen leidvolle Erfahrung. Die Bundeswehr hat, wenn ich mich recht entsinne, gerade in Bezug auf die USA erbitterte gerichtliche Auseinandersetzungen geführt, da Leute sich auf dieser Schiene dort festgebissen haben.
(2) Streiche „ist“, setze „kann“. Je nach Personen auf beiden Seiten und der Kommunikation/dem Verhältnis zwischen Ihnen kann eine Soldatenvertretung zielführend sein, oder aber auch dienstbetriebsbehindernd.
(3) Selbst wenn die Kommunikation klappt, kann eine Soldatenvertretung problematisch werden, nämlich genau dann, wenn der Personalrat auch zum Beispiel die Funktion VP Mannschaften über die Vertretung der Gruppe der Soldaten im PR wahrnimmt und ich statt einer VP Mannschaften mit zwei Stellvertretern plötzlich im Personalrat einen Ansprechpartner habe, der dieses in Nebenfunktion macht. Dann kann es auch ohne bösen Willen erhebliche Verzögerungen in der Bearbeitung disziplinarer Angelegenheiten geben, sofern die beteiligungspflichtig sind.
Abgesehen davon, auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: ich bin ein großer Fan der Inneren Führung und sehe die Beteiligung im Sinne SBG als ein Mittel ihrer Umsetzung. Man muss aber auch zu den Schattenseiten stehen, die sie mit sich bringt.
@Koffer:
„Befehl und Gehorsam ist unserem Beruf IMMER eigen, nicht nur im Einsatz, sondern eben auch bei Versetzungen.“
Gerade in Bezug auf Versetzungen ist der Dienstherr ja im Regelfall durchaus kulant, wenn er sich dieses leisten kann.
Wenn sich die Gelegenheit ergibt könenn wir das ja gerne mal über einem (alkoholfreien) Bier diskutieren ;)
NACHBRENNER:
Zum Thema Ausweichflugplatz: Kann mir ein Fachkundiger kurz erklären, wofür genau dieser Ausweichplatz gedacht ist? Ich meine, soll er für militärische Jets gelten, für die Regierungsmaschinen aus Berlin oder für was ganz anderes?
Danke schonmal!
B.
@Kerveros
„Abgesehen davon, auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: ich bin ein großer Fan der Inneren Führung und sehe die Beteiligung im Sinne SBG als ein Mittel ihrer Umsetzung. Man muss aber auch zu den Schattenseiten stehen, die sie mit sich bringt.“
Sie haben sicherlich Recht, wenn Sie ausführen, dass Beteiligung äußerst sinnvolle Aspekte beinhaltet, die die Rechte der Soldaten wahrt UND dem Dienstherren eine höhere Effizienz in der Diensterfüllung einbringen KANN.
Außerdem ist Soldatenbeteiligung in DEU schon über 90 Jahre erfolgreich erprobt, so dass man nicht guten Gewissens Fundamentalkritik äußern kann ;)
Dennoch sollte man aus meiner Sicht nicht den Fehler machen die aktuelle Ausprägung der Beteiligung mit Innerer Führung gleichzusetzen. Die Stellung der VP z.B. halte ich für äußerst sinnvoll und nach meiner Erfahrung auch im Regelfall (es gibt sicherlich auch Ausnahmen wenn es zwischen den Beteiligten nicht „funzt“) erfolgreich umgesetzt.
Aber die seit Ende der 90er praktizierte und von der Gewerkschaft systematisch vorangebrachte Umwandlung von militärischen Verbänden in personalratsfähige Dienststellen lehne ich ohne Einschränkungen ab. Hier habe ich noch kein einziges Mal positive Erfahrungen gemacht. Die Regelungen des BPersVG sind einfach nicht kompatibel mit den Erfordernissen des militärischen Dienstes…
„Gerade in Bezug auf Versetzungen ist der Dienstherr ja im Regelfall durchaus kulant, wenn er sich dieses leisten kann.“
Das ist auch meine Meinung und Erfahrung, von daher kann ich auch das ganze Rumgejammere hier in diesem Thread einfach nicht nachvollziehen.
Natürlich bin ich nicht der Meinung, dass ein Umzug um seiner selbst willen sinnvoll ist! Wenn es machbar ist, dann spricht sicherlich nichts dagegen (gerade bei Familien mit kleinen Kindern) auch Versetzungen mit Schulwechseln etc. zu synchronisieren. Aber ich wehre mich einfach gegen die in diesem Thread verbreitete Grundeinstellung über das „Anrecht“ auf Nichtvesetzung, die „Bösartigkeit“ des Dienstherren und die „Gleichgültigkeit“ der Vorgesetzten…
@Kerveros.
Nein, das wird kein persönliches Scharmützel. Mir ist nur die ablehnende Haltung, gegenüber allem was Beteiligung ausmacht, zuwider. Es mag auch schwarze Schafe (Auslandsverwendungen (USA) mit PR-Mitgliedschaft unkameradschaftlich verlängern, um damit anderen die Chance zu verbauen) geben, aber eine generelle Vorverurteilung lehne ich ab. Es geht ja auch in den meisten Fällen anders. So wird jedenfalls bei den Mittelstufensitzungen an denen ich teilnehmen darf aus der Fläche berichtet.
Zur Soldatengruppe im PR: Bei uns läuft das hervorragend. Dies wird auch von der Dienststelle so gesehen. Es steht und fällt mit den handelnden Personen. Auch hier zählt Kommunikation. Wenn bei zig Versetzungen, die Soldatengruppe zu ca. 10% eine Stellungnahmen verfasst (weil der Soldat dies beantragt hat), dann muss das System das aushalten. Jedenfalls funktioniert es. Man darf beiseitig nur nicht überziehen. Ich denke, das dies auch der Sinn des SBG und des BPersVG ist – Ausgleich zwischen Interessen.
Ich habe es ja schon mal gesagt. DAS Thema sollten eigentlich die horrenden Infrastrukturausgaben sein, die mit den angegebenen 1,2 Mrd € nur den Anfang darstellen. Für mich machen viele Verlegungen wie z.B. die Verlegung der Ausbildungsgänge der TSLw 1 von Kaufbeuren nach Lechfeld und Erndtebrück nur begrenzt Sinn. Vor allem wenn man bedenkt, das wir das Geld garnicht haben, um an den neuen Standorten die Infrastruktur nur halbwegs, auch unter Beachtung der gültigen Arbeitsschutzgesetze, herrichten oder neu bauen zu können.
Das gilt auch für FFB – Roth; Rheine/Diepholz – Holzdorf/Schönewalde
In diesem Sinne…..
@Koffer
Ich halte es für sehr engstirnig jeden als Nörgler zu beschimpfen, der sich gegen eine aus Sicht des Soldaten unsinnige Versetzung wehrt, und jedem Defätismus vorzuwerfen, der die getroffenen Entscheidungen in Frage stellt.
Ja, wem die Karriere wichtig ist, der wird feststellen, das Mobilität sogar ein besseres Erfolgsrezept als Leistung ist.
Aber insbesondere für Unteroffiziere und Fachdienstoffiziere ist Karriere nicht das erste Berufsziel. Hier geht der Berufsethos eher in Richtung Professionalität. Dazu braucht man Erfahrung und Übung in seiner Tätigkeit und nicht alle 2 Jahre eine neue Herausforderung.
Ja die Heeresflieger in Rheine haben teilweise sehr lange Stehzeiten an einem Standort. Nach der Ausbildung (die uns alle in den ersten Jahren unserer Dienstzeit mehrfach an diverse Standorte geführt haben) wird hier bei Prüfern, Technikern und Piloten im Wesentlichen die Erfahrung und Professionalität erwartet und nicht zwingend das Karriere Job-Jumping.
Allerdings brauchen sich die Heeresflieger bei den Härten, die unser Dienstherr von uns verlangt, nicht verstecken. Unsere Besatzungen, Techniker und Prüfer sind jährlich zw. 4-6 Monate fernab vom Standort auf Lehrgängen und vor allem im Auslandseinsatz.
Wer hier nur eine silberne Auslandsmedaille trägt, gehört zu den Rookies. Normalerweise können unsere Soldaten die silberne Auszeichnung, die jeweils aussagt, dass man für kumuliert 1 Jahr in den jeweiligen Auslandseinsätzen war, für mindestens zwei Einsatzgebiete vorweisen. Bezüglich ISAF ist die goldene Spange (1000 Einsatztage) in Rheine (aber auch in Laupheim) keine Seltenheit.
So hat halt jeder andere Entbehrungen zu tragen. Das die Familien bei solchen Abwesenheitszeiten nicht noch Lust haben alle zwei Jahre entwurzelt zu werden, ist sicherlich verständlich.
Bezüglich der anstehenden Standortversetzung von Rheine nach Schönewalde wurde der Kommandeur in Rheine erst vor 2 Wochen von einem Piloten gefragt, wieviel Auszeit vom Auslandseinsatz für den Umzug der Familie für die Betroffenen im Rahmen der Reform eingeplant wird. Seine Frau hätte gerne die Sicherheit, dass ihr Mann während des Umzugs zu Hause ist.
Der Kommandeur konnte keine Versprechungen machen. Zeitverläufe der Strukturreform unbekannt und vage. Allerdings müssen bereits jetzt die Kontingente für nächstes Jahr planerisch besetzt werden. Also den „Fair Share“ von 2- 3 Kontingenten (zugegeben kürzer als bei den 4/24 Soldaten) besetzen und Familie vertrösten.
Sie mögen die Frage des Offiziers vielleicht auch als Nörgeln bezeichnen.
Wir sehen das anders!
@BQ:
„Bezüglich ISAF ist die goldene Spange (1000 Einsatztage)“
war die nicht bei 560? zumindest deutlich unter 1000 Einsatztagen…
Stimmt, es sind gemäß Wiki nicht 1000 Tage sondern „nur“ 690 Tage. Habe gerade meinen Nachbarn im Kopf gehabt, der letztes Jahr im Herbst 1000 Tage ISAF gefeiert hat. Irgendwie habe ich das jetzt mit der Goldenen Spange verbunden.
Ich habe erst die Silberne und muss noch einige Monate mehr nach Afghanistan für ein Upgrade. Allerdings gehöre ich vermutlich doch eher zum Klientel Karriere. ;-))
@BQ
„Ich halte es für sehr engstirnig jeden als Nörgler zu beschimpfen, der sich gegen eine aus Sicht des Soldaten unsinnige Versetzung wehrt, und jedem Defätismus vorzuwerfen, der die getroffenen Entscheidungen in Frage stellt.“
Ich bezeichne diejenigen als Nörgler und Defätisten, die die seit einiger Zeit in den deutschen Streitkräften vorhandenen Tendenzen dadurch unterstützen indem sie eine Reform mit rein persönlichen und Besitzstandwahrungs-Argumenten bekämpfen!
Es gibt genügend gute Gründe gegen die aktuelle Reform. Z.B. die effektive Entmachtung des Militärs und damit die Entfernung des notwendigen Sachverstandes. Oder die verpasste Chance zu einer großen Laufbahn-Reform (Stichwort MEHR BO41 für alle TSK statt weniger). Oder das Festhalten an alten Zöpfen wie der Präsenz in der Fläche.
Aber die Tatsache, dass die bisher eher geschonten HFlg mal Umziehen müssen, ist nun wirklich kein sachliches Argument.
Umziehen gehört zu unserem Beruf. Und wer das nicht will, der muss die BS-Urkunde nicht annehmen. So einfach ist das.
Wer die Urkunde aber annimmt und dann 10 Jahre später plötzlich so tut, als hätte er nicht gewußt, dass Offiziere alle 2-3 Jahre versetzt werden und HptFw/StFw/OStFw alle 5-10 Jahre, den bezeichne ich ohne schlechtes Gewissen als Lügner.
„Hier geht der Berufsethos eher in Richtung Professionalität. Dazu braucht man Erfahrung und Übung in seiner Tätigkeit und nicht alle 2 Jahre eine neue Herausforderung.“
Stimmt, das sehe ich genauso. Offiziere sind Generalisten und daher ist die regelmäßige Themenveränderung bis zu einem gewissen Grad auch inhaltlich sinnvoll. Unteroffiziere sind Fachleuten, deswegen ist hier eine thematische Ausrichtung durchaus zweckmäßig. Aber fachliche Stabilität heisst noch lange nicht örtliche Stabilität!
„Wer hier nur eine silberne Auslandsmedaille trägt, gehört zu den Rookies. Normalerweise können unsere Soldaten die silberne Auszeichnung, die jeweils aussagt, dass man für kumuliert 1 Jahr in den jeweiligen Auslandseinsätzen war, für mindestens zwei Einsatzgebiete vorweisen.“
Schön, aber das hat nichts mit diesem Thema zu tun. Aber wenn wir hier beim Vergleichen von Lametta sind. In MEINER Truppengattung werden nicht die Einsatztage (die für HFgl ja im Regelfall auch durchaus komfortabler ausgestaltet sind als für andere TrGttg, Unterbringung etc.), sondern die TICs gezählt.
Können wir jetzt wieder zum Thema zurück kommen?
„Bezüglich der anstehenden Standortversetzung von Rheine nach Schönewalde wurde der Kommandeur in Rheine erst vor 2 Wochen von einem Piloten gefragt, wieviel Auszeit vom Auslandseinsatz für den Umzug der Familie für die Betroffenen im Rahmen der Reform eingeplant wird. Seine Frau hätte gerne die Sicherheit, dass ihr Mann während des Umzugs zu Hause ist.“
Diesen Kameraden bezeichne ich nicht als Nörgler. Sondern entweder als Neuling oder als Träumer. Wer zum jetzigen Zeitpunkt auf so etwas bereits belastbare Antworten erwartet meint die Frage doch hoffentlich nicht wirklich ernst, oder?
Traurig aber wahr, so eine Sicherheit kann man einem Soldaten nicht geben. Wer eine solche Sicherheit haben will, muß Zivilist werden!
Wie gesagt, wer als Offizier oder lebenserfahrener Unteroffizier die BS-Urkunde annimmt weiß, was auf ihn zukommt. Wenn er das nicht will, muß er die Urkunde nicht entgegen nehmen…
„Wer zum jetzigen Zeitpunkt auf so etwas bereits belastbare Antworten erwartet meint die Frage doch hoffentlich nicht wirklich ernst, oder?“
Entschuldigung, aber die die Reform anstoßende Sparklausur des Kabinets war im Juni 2010. Die Erarbeitung der Umfangszahlen wurde im Dezember 2010 auf einer Tagung der Bundeswehr (bereits nach politischem Beschluss) bekant gegeben.
Für die Abschaffung der Wehrpflicht haben wir kein halbes Jahr gebraucht…
Was haben unsere Planer eigentlich das ganze Jahr 2011 gemacht ?
Rückblickend war es absolut fahrlässig, dass die Grobstruktur bereits letztes Jahr im September bekannt gegeben wurde. Zeigt sich doch, dass diese Grobstruktur keine Planung anhand belastbarer Kriterien (für eine Reform, die Kostensenkung und Effizienzsteigerung als Maxime hat, hätte man sich sicherlich denken können, dass dies im Vorfeld in den Planungen etwas mit Zahlen zu tun hat) war, sondern eine wacklige Idee eines kleinen Führungszirkels, der Angst hatte, frühzeitig den Sachverstand seines Unterbaus mit einzubeziehen.
Jetzt heißt es, guckt mal, wie Ihr dass realisieren könnt. Einzige Vorgabe: Es wird nichts mehr geändert, der Sack ist zu.
Wir haben Umfangszahlen, aber weiterhin kein genehmigtes PSM.
Das Personal der Standorte wurde bezüglich des Umfangs auf Zehnerstellen genau der Öffentlichkeit im Oktober 2011 präsentiert, die Grundlage für diese Berechnung ist weiterhin nicht veröffentlichbar.
In der Zivilwelt ist sicherlich nicht alles besser, aber wenn ein gut qualifizierter Angestellter merkt, das seine Firma (z.B. Opel) Misswirtschaft/Fehlplanungen betreiben, die die Zukunftsfähigkeit der gesamten Firma in Gefahr bringen kann, dann wechselt er zu einer anderen Firma, die Autos herstellt.
Aus diesem Grund wissen zivile Firmen, wie man mit hochqualifiziertem Personal umgeht.
Ein gutes Beispiel ist gerade der Verlagerung eines Eurocopter Standortes von Ottobrunn bei München nach Donauwörth. Hier wird nicht jeder Mitarbeiter gleichbehandelt, aber den qualifizierten wird der Umzug mit vielerlei Mitteln schmackhaft gemacht. Ansonsten wandern diese im Münchner Umfeld einfach an andere Firmen ab.
Diese Regulation über Konkurrenz (Kampf um die besten Köpfe nicht nur bei der Einstellung) fehlt der Bundeswehr. Deshalb wird aus meiner Sicht dem Faktor qualifiziertes Personal in den Überlegungen deutlich zu wenig Stellenwert eingeräumt.
Das wird sich rächen (und rächt sich schon seit Jahren). Der Vorteil des „Verteidigungsbeamten“ ist im Gegenzug, dass er in weiten Grenzen selbst entscheiden kann, wie viel Arbeitsleistung er seinem Dienstherrn zur Verfügung stellt.
Der Anteil von unmotiviertem Personal wächst leider stetig. Da hilft die vom Verteidigungsminister angestoßene Debatte um das „Ehrenamt“ Soldat wenig.
Keine guten Rahmenbedingungen für die Steigerung der Effizienz.
@Koffer:
„die effektive Entmachtung des Militärs und damit die Entfernung des notwendigen Sachverstandes.“
Könnten sie das mal etwas genauer ausführ en? Denn die militärischen Abteilungsleiter im BMVg werden mehr, der GI gewinnt an Einfluß – ja und der Sachverstand fehlt aus meiner Sicht schon heute oftmals – gerade bei den Goldfasanen.
@BQ.
Guter Beitrag! Grobplanung ohne zu wissen was es kostet und wo ich das Geld herholen soll, wird kritisch betrachtet. Dabei ist des den Kritikern m.E. egal, ob sie umziehen müssen oder gar noch vor der Umsetzung, die Altersgrenze erreichen.
Angst vor dem Einbinden des örtlichen Sachverstandes ist das Hauptgrund für die Geheimniskrämerei, die nur Unzufriedenheit, Frust und Resignation in der Fläche hervorgebracht hat. Und dies nicht nur in den Standorten, die aufgelöst werden.
1. Klabautermann hat es auf den Punkt gebracht: Kommunikation in allen Dimensionen und nuechterne Wahrhaftigkeit sind notwendig. Und genau das ist nur unzureichend oder unvollstaendig von offizieller Seite passiert.
2. Blogs/Internetseiten wie diese (Danke Herr Wiegold) sind das Medium, von dem die Betroffenen eher (nicht die ganzen) ‚wahren‘ Hintergruende erfahren und die fuer die politische Transparenz so viel Gutes leisten.
3. Was an der Reform jedenfalls in ‚meiner‘ Truppe stoert, ist die gefuehlte Willkuerlichkeit. Warum statt z.B. (Stand vor 10 Jahren) nicht mehr 250 NH90, sondern ueber Schritte noch 80 Hubschrauber? Es koennte auch von Panzern oder U-Booten die Rede sein. Mir geht es um die gefuehlte Zufaelligkeit.
4. Es fehlt eine plausible SiPo Hinterlegung, die auch eben nicht kommuniziert werden kann. Aus der Armseligkeit der VPR kann eben keine konsistent saubere Struktur abgeleitet werden. ‚Breite vor Tiefe‘ ist an Beliebigkeit kaum zu toppen, zumal wenn der Treiber zur Bw-Reform das Sparziel der BReg ist / war. Zusaetzlich gab es die etwa 10 Steckbriefe fuer die kuenftigen AbtLtr, deren Arbeitsergebnisse harmonsiert werden mussten, a priori das Ergebnis von Kompromissen und keinen harten Kriterien darstellen.
5. Die scheinbare Willkuerlichkeit (in der Politik gibt es immer einen Grund) der getroffenen Entscheidungen zieht sich durch viele der StO-Fragen, auch wenn sich der Pressesprecher sehr achtbar aus der Affaere gezogen hat. Im Fall Lechfeld hat z.B. das Wort von Seehofer zur Aenderung gefuehrt. Offiziell kann man (warum eigentlich nicht?) so etwas kaum kundtun. Nur: Das hat wenig bis nichts mit den offiziellen vier Kriterien der StO-Entscheidungen zu tun. Auf der anderen Seite koennen viele StO Entscheidungen sachlich nachvollzogen werden. Der Knackpunkt sind eben die zufaellig wirkenden – und dort gibt es auch nachvollziehbar den meisten Aerger.
6. Die Kommunikationsleistung ist v.a. in der Truppe zu leisten, da die politische / militaerische Fuehrung nur das unvollstaendige, offizialisierbare Bild liefert oder meint liefern zu koennen. Eine Mischung aus offiziellen Argumenten und der Darstellung, dass viele StO-/Strukturentscheidungen nun einmal aus anderen politischen Einfluessen resultieren ist somit gefordert.
7. Etwas ganz anderes stellt die Vermittlung von Versetzungen und Umzuegen usw. dar. Hier braucht es auftragsbezogenes und fuersorgliches Handeln, an sich eine Binse, die im Einzelfall erforderlich ist. Das Dilemma in dem glaube ich viele Vorgesetzte und Betroffene stecken, ist der oftmalige immanente Widerspruch. Ist man Macher, heisst dies oft, Versetzungen zu beschleunigen. Mit hinhaltendem (Nicht-)Handeln ist auch nicht viel gewonnen, wohler kann sich der Einzelne dadurch nicht fuehlen, denn dies bedeutet oft passiven Widerstand, durchaus in diesem Bewusstsein, oder das andere ueber einen entscheiden. Im Zweifel: Auftrag first, wir sind schliesslich Soldaten, natuerlich akzentuiert durch Fuersorge.
8. Im Umgang mit der Truppe hilft nur Ehrlichkeit. Das, was man weiss, an offiziellem und unoffiziellem, muss an die Frau und an dem Mann. Im Sinne der Dichterworte, nur ungefaehr, von Nietzsche: „Wer das warum kennt, kann mit dem wie leben“, oder so.
@Schraubendrehn
Im Zeitalter von Führen mit slogans wie „Führung aus einer Hand“ (mein damaliger Einwand an den XYZ, dass der Führungsprozess bei Vernetzter Operationsführung ganz schön fordernd ist und man deshalb besser beide Hände nutzen sollte, kam nicht gut an) ist natürlich der Interpretationsbeliebigkeit Tür und Tor geöffnet.
Breite vor Tiefe und Tiefe vor Breite sind weitere Beispiele, ich rate dem InspSKB von Mittag bis Mitternacht breite Tiefe und anschließend tiefe Breite anzuweisen….na ja, is ja demnachst eh egal, denn die Insp haben ja dann weder Org-, noch Material-, noch Personalverantwortung mehr….das haben dann die Praesidenten der neuen obersten Bundesbehörden…..corporate government braucht eben eine corporate force.
In Großbritanien wird gerade die Polizei privatisiert….
@Koffer
Ihre Argumente sprechen dann für Straußberg als Ausweichflughafen ist ja auch bald Großstandort des Heeres.
Glauben sie wirklich an Großstandorte und deren Vorteile? Man sollte die kommunale Struktur der BRD nicht mit der der USA vergleichen. Selbst Großstandorte wie Köln haben kein eigenes Schwimmbad und an einigen anderen wurden und werden sie gerade geschlossen. Da ist ein kleiner Standort (z.B. Ellwangen, Altenstadt) mit guter nutzbarer städtischer Infrastruktur und attraktivem Umfeld besser.
Menschen mit einer anderen Position als Nörgler zu betiteln, hilft nicht sehr!
Versetzungen sind kein Selbstzweck und wenn sie sinnvoll sind, hat kein Soldat was dagegen! Wenn der Gesetzgeber aber die Rahmenbedingungen über die Dienstzeit ändert, kann man doch nicht behaupten, jeder der heute BS ist, wusste als er die Urkunde annahm, was auf ihn zukommt. Als ein Totschlagargument kann man so einen Spruch verwenden aber nicht in der Auseinandersetzung um ernsthafte Fürsorge.
„Das ist nicht nur bei der “bösen, bösen” Bundeswehr so, sondern weltweit in jeder größeren Armee so.“
Auch in jeder größeren Armee gibt es Probleme und die muss man ansprechen können. Sie zu negieren indem man jeweils auf eine andere Armee verweist hilft in der Sache nicht weiter. Am Bsp der US-Streitkräfte wir wohl sichtbar, dass die Bedingungen im Land und in der Armee grundsätzlich andere sind als in der Bw.
Auch ich füge mich klaglos in die Versetzungen wenn sie Sinn machen und es meine Familie nicht sprengt, da dies der Fall ist, wird gependelt. Ich hoffe, dass sie sich mit den Bedingungen einer vorzeitigen Dienstbeendigung befasst haben.
Sollten sie Probleme mit dem Berufsverband haben, dann bringen sie sich doch ein! Er ist über jede konstruktiv kritische Anmerkung/Hilfe dankbar. Wenn der Verband nicht die Interessen der Mitglieder vertritt, wer macht es dann? Im Übrigen ist auch dieser Verband im GG verankert und ein demokratisches Element in Deutschland. Ja, früher war es einfacher!
Zum Thema Personalvertretung sind sie ja scheinbar in Defätismus verfallen …
Da muss es ja Menschen geben die diese Person in den Personalrat wählen um dem Dienstherrn eine Versetzung zu erschweren! Der PersRat ist ein demokratisches Element und natürlich von Personen abhängen, dass es dort auch Menschen gibt die für den eigenen Vorteil leben mag sein aber es ist eben die Mehrheit die mit viel Engagement sich für andere einbringen und das unter inkaufnahme von persönlichen Nachteilen, denn es ist ja nicht jeder Vorsitzender und Freigestellt. Sozial gefestigte Soldaten besitzen eine höhere Kampfkraft als Soldaten mit Problemen in diesem Bereich. Teil der Inneren Führung ist die Erhaltung der Kampfkraft der Armee. Ich frage mich welche Grundeinstellung sie zu unseren Gesetzen haben? Zum Bsp GG Artikel 9. Das Personalvertretungsgesetz ist Gesetz und wer dies heute anzweifelt hat Menschenführung und Demokratie nicht verinnerlicht.
Auch ich empfinde es immer wieder als Unglaublichkeit, dass es solche Menschen gibt, besonders wenn sie dann Chef sind und Fürsorge nur auf ihr eigenes Fortkommen beziehen. Die Personalräte müssen immer im Sinne der Inneren Führung und des Betriebsfriedens wirken und wer anderes behauptet hat von der Arbeit der Personalräte keine Ahnung/Einblick oder macht die Ausnahme und Querschläger zur Regel.
„Vorgesetzte die die Beteiligung der Soldaten als Last betrachten und ihr grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen, entsprechen daher nicht den Anforderungen, die heute an unsere militärischen Führer gestellt werden müssen.“ (Gen Bagger http://www.deutsches-wehrrecht.de/Unterlagen/Generalinspekteurbrief_1_97.pdf)
@Klabautermann:
Die Inspekteure behalten doch zumindest die Verantwortung für Organisation, Ausbildung und die Forderungen an die Ausrüstung. Diese wird nicht an Bundesoberbehörden abgegeben. Oder?
Ihr Hinweis zur tiefen Breite und breiten Tiefe ist aus meiner Sicht jedoch bahnbrechend und zukunftsweisend! ;-))))
@Memoria
Aber genau das ist das zahnloseste was man haben kann. Wie ich bereits erwähnt habe wird der Soldat egal welcher Ebene bis auf den GI ein Bittsteller und Bettler.
Und da der Lobbyismus klassischerweise stärkeren EInfluss auf den zivilen Teil des Apparates Einfluss nehmen kann werden die nächsten Entscheidungen in der neuen Struktur bestimmt davon getragen sein. Man beachte dass bis zur Einnahme dieser einige Altsorgen immer noch nicht geklärt sein werden (MH90, A400M, K131 etc.) bin gespannt wie sich das Blatt dann wendet.