RC N Watch: Die Abzugsplanung läuft

Mit der Ankündigung der Bundesregierung, das deutsche Afghanistan-Kontingent mit dem neuen Bundestagsmandat ab dem kommenden Jahr auf zunächst 4.900 und bis Ende 2012 gegebenenfalls auf 4.400 zu verkleinern, hat natürlich auch die Planung eingesetzt. Einen kleinen Einblick gab der G3 des Heeresführungskommandos, Oberst Peter Wenning, vor einigen Tagen vor Kommandeuren:

Für den Bereich des Provincial Reconstruction Teams (PRT) Faizabad sei geplant, dieses bis Ende 2012 aufzulösen. Dann solle dort noch ein sogenanntes „Deutsches Haus“ als Ansprechstelle verbleiben. Das PRT Kunduz werde ab dem vierten Quartal 2012 in eine zivile Führung übergehen.

Interessant ist, was da nicht steht: Eine Auflösung des PRT Faizabad (Faisabad, Feyzabad) in gut einem Jahr lässt vermuten, dass es deutlich vorher eine Übergabe an eine zivile Führung dieses einzigen ISAF-PRTs in Badakshan geben wird. Genau genommen gibt es ein paar Indikatoren, die eine Übergabe aus der Hand der Bundeswehr für Faizabad recht bald – vielleicht sogar noch in diesem Jahr? – realistisch erscheinen lassen:

• In Faizabad ist das 2. Infanteriekandak (Bataillon) der 2. Brigade des 209. Korps der Afghanischen Nationalarmee (ANA) stationiert – und dieses Kandak hat als erstes Infanteriebataillon im Regionalkommando Nord bei einer Zertifizierung die höchste Stufe Independent with advisors (Selbständig mit Beratung) erreicht. Zwar ist auch diese Einheit weiterhin auf ein OMLT (Operational Mentoring and Liason Team) von ISAF angewiesen, ansonsten kann ANA damit in dieser Provinz recht eigenständig agieren.

• Die Mongolei, die bereits jetzt weitgehend die Sicherung des PRT stellt, schickt zusätzliche Soldaten nach Faizabad. Rund 160 mongolische Soldaten stellen eine Infanteriekompanie, hinzu kommen Scharfschützen, Aufklärer, Sanitäter und Militärpolizisten. Die Soldaten wurden von Gebirgsjägern der Bundeswehr in Tavantolgoi in der Mongolei ausgebildet. Damit rückt näher, was ich vor Monaten schon mal vermutet hatte: Übergabe in Verantwortung – warum nicht an die Mongolen?

• Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die Provinz Badakshan und damit Faizabad in der nächsten Runde der Transition vom afghanischen Präsidenten Hamid Karzai als eine der Regionen genannt wird, in denen die afghanischen Sicherheitskräfte die Verantwortung übernehmen.

Das eröffnet also der Bundeswehr die Chance, die Zahl der deutschen Soldaten in Faizabad deutlich herunterzufahren. Vermutlich bleiben ein OMLT und ein paar Fachleute im Sicherheitszentrum der Provinz. Das bringt zwar noch nicht die gewünschte drastische Einsparung an Personal – aber es trägt dazu bei. Und einen Bundeswehr-Standort am Hindukusch aufzugeben, kann man doch auch gut als Zeichen für den beginnenen Abzug verkaufen.