„Der Sack ist zu“
Seine Entscheidungen zur Schließung, Reduzierung und zum Umbau von Bundeswehr-Standorten hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière heute in Berlin vor der Bundespressekonferenz erläutert. Die wesentliche Aussage: Diese Beschlüsse stehen, der Sack ist zu, sagte de Maizière. Es könne zwar in den Details bei der Größe beziehungsweise der Dienstpostenzahl eines Standortes noch Abweichungen geben in der Feinausplanung, aber die dürften nicht größer ausfallen als zehn bis 15 Prozent. Nur bei den Bundeswehr-Dienstleistungszentren seien noch Veränderungen denkbar, weil entgegen der ursprünglichen Planung von 37 jetzt vorerst doch 40 vorgesehen seien – das könnte auch nach unten korrigiert werden.
Die Zeitplanung steht nach den Worten des Ministers noch nicht im Detail: Es sei nicht so, dass morgen der Schlüssel umgedreht wird. Aber Jahreszahlen, wann welcher Standort zugemacht oder reduziert wird, gebe es auch noch nicht – zumal gerade geplante Verlegungen davon abhängig seien, was an Infrastruktur an einem neuen Standort vielleicht geschaffen werden müsse oder ob erst eine andere Einheit, die ebenfalls verlegt werde, diesen Standort zuvor freimachen müsse.
Ein Randaspekt, der aber für die Stimmung wichtig ist: Traditionslinien und -Namen, das machte de Maizière deutlich, sollen so weit wie möglich erhalten bleiben. Zwar würden alle Musikkorps künftig der Streitkräftebasis zugeordnet, aber ich habe nicht die Absicht, das als Streitkräftebasis-Orchester zu bezeichnen. Und überlegt werde auch, wie die Tradition des – künftig aufgegebenen – Standortes Sigmaringen gewahrt werden könne: Eine Graf-Stauffenberg-Kaserne, die schließt man nicht eben so mit leichter Hand.
Zur Dokumentation das Statement des Ministers in der Bundespressekonferenz, anschließend der Frage-und-Antwort-Teil:
Die Frage nach den Traditionsnamen war mir auch gekommen, danke für´s Aussprechen. Hatte sie auf der BPK vermutet und war angenehm überrascht, sie tatsächlich zu sehen ;-)
Da wurden dem Minister schön die Worte in den Mund gelegt. Als ich die Frage bei Phönix gehört habe, habe ich gehofft, dass der Minister die Worte nicht so wiedergibt: „Der Sack ist zu.“ Schade! Ich finde, dass dieser Ausspruch nicht die vom Minister gefühlte Realität widerspiegelt, die er auf der PK doch sehr verdeutlicht hat.
Der Minister war auf der Pressekonferenz absolut überzeugend und hat den Journalisten zu jeder Sekunde gezeigt, wer Herr im Ring ist.
Souverän, bravureus und absolut geradlinig !
@Georg
fully concur……..müde sah er aus, der Mann verdient sich wahrhaft sein Gehalt…….der kann leadership !
@ Georg
Er ist ja auch, mit Blick auf seiner Herkunft, Hugenotte.
Mag das was erklären?
@ J.König
Was will uns der Schreiber mit dem Hinweis auf die Herkunft TdM als Hugenotte sagen ?
@Georg
Hab gar nicht gewusst das TdM der Herr der Ringe ist.
Wie war das noch? Ein Ring, sie zu knechten…
@all
Hugenotten haben schon immer auf den ungewöhnlichem Weg des strukturierten Nachdenkens und zielgerichteter Herausbildung eigener handwerklicher Fähig- und Fertigkeiten gesetzt…….zum Ziele der systemischen Optimierung und nicht wie die Calvinisten zur Maximierung des persönlichen Profits und Profils.
Oh, by the way, strategic leadership is human centric und therefore analog and not digital ;-))
Er kommt gut an in der Truppe. Die Fehlende Kommunikation nach unten geht nicht auf seine Kappe. Er beherrscht die ebenengerechte Führung wie kein anderer. Ein insgesamt überzeugender Auftritt, durch die harte Arbeit der Wochen, waren seine trockenen Witze etwas stumpfer aber immer noch erkennbar.
Was das angeht, können wir nicht meckern. Aber der Kommentar von Herrn Wiegold im Morgenmagazin war schon richtig, so mancher Zwischenvorgestezter hat nicht mal um unsere Beiträge gebeten, geschweige Raum zu geben… und bei allen Änderungen der Organiosation, ist das Prozessdenken, welches von der Weise Kommission vorgegeben worden ist, nicht angekommen in den Köpfen. Schade. Aber der Karren ist nicht im Dreck, da können alles noch was dazu geben.
Insgesamt sind die Schritte nachvollziehbar und vom Minister souverän vorgetragen. Man sieht es auch anhand der wenigen negativen Stimmungen, auch bei geradezu unangenehmen Themen, welche schon einen Bundespräsideneten das Amt gekostet haben.
Chapeau …
@ Georg
Die Antwort gab, sehr zutreffend beschrieben, der Kollege klabautermann.
So, wie beschrieben, habe ich ihn auch kennengelernt.
Analog hat nichts mit human centric zu tun … sorry aber das ist einen recht amerikanisierte Aussage, die mit Vorsicht zu genießen ist. We have unlimited access to food, why not the right information ;-)
@ Georg
Ein hilfreicher Lesetipp hier: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/verteidigungsminister-thomas-de-maiziere-dienende-haltung-harte-hand-1621824.html
Diese Reform ist und wird (wie alle vorhergegangenen Reformen auch) halbherzig und nicht vollumfassend.
Zu viele dislozierte Truppenteile, immer noch deutlich zu viele Wasserköpfe und Stäbe, stures festhalten an der (vollkommen unnötigen und kostenintensiven) „Präsenz in der Fläche“.
Stattdessen Kleinststandorte, die keine „Standorte“ mehr sind (auf dem Papier), und damit in der (Kosten?)Statistik nicht auftauchen, Standortverschiebungen, bei denen der einzige Sinn zu sein scheint, das man Einheiten dorthin bekommt, wo die Wirtschaft ein Ankurbeln gebrauchen kann…..
Auf die Soldaten kommt (erneut) eine Wust an Umzügen zu-und die Standortverwaltungen werden (wie schon bei den Refomen zuvor) vollkommen überlastet sein, und damit muss der Soldat monatelang auf die Erstattung der Umzugsauslagen warten-und sich dann (vermutlich) schon gerichtlich mit dem Umzugsunternehmen auseinander setzen.
Schade-es hätte ein „großer Wurf“ werden können…Chance verpasst..
Aber die nächste Reform kommt-garantiert..
In spätestens 4 Jahren..
@huey
„Auf die Soldaten kommt (erneut) eine Wust an Umzügen zu-und die Standortverwaltungen werden (wie schon bei den Refomen zuvor) vollkommen überlastet sein, und damit muss der Soldat monatelang auf die Erstattung der Umzugsauslagen warten-und sich dann (vermutlich) schon gerichtlich mit dem Umzugsunternehmen auseinander setzen.“
Schon mal was von Vorschuss gehört? Den muss man nur beantragen … und das Umzugsunternehmen kann auch direkt von der abrechnenden Stelle bezahlt werden.
Ob das Flottenkommando zu verlegen, egal wohin, eine vernünftige Entscheidung ist? Ich kann es nicht beurteilen, aber allein die Kommunikationstechnik umzuziehen und neu aufzubauen stelle ich mir gelinde gesagt nicht einfach vor. Eher hätte ich die komplette Marineführung in Glücksburg konzentriert. Aber es mag wichtigere Gründe geben.
Was ich aber überhaupt nicht verstehe ist der Erhalt des Stützpunktes Warnemünde. Ein Hafen für fünf Korvetten, eine Fregatte paßt schon nicht rein, die muss am Passagierkai festmachen. Was soll das? Ich finde das riecht nach… Gschmäckle würde man wohl in BaWü sagen. Oder kann mich jemand schlauer machen?
Genau-den muss man „beantragen“-und damit ein weiterer Antrag, der bearbeitet, geprüft und genehmigt werden muss..
Die Zahlung des Unternehmes ist nicht der einzige Kostenfakor in diesem Spiel:
Umzugs-Nebenkosten (Fahrzeugummeldungen) werden ebenso wenig erstattet wie die (u.U. notwendige )Montage einer Satellitenschüssel…..
Diese Kosten sind in dem „großzügigen“ Pauschbetrag enthalten, der nicht einmal 30% der entstandenen Kosten abdeckt…
11 Umzüge in 16 Jahren-ich kenne die Regelungen, und habe mehr als einmal Truppenverwaltungsangestellte gehabt, die total überlastet waren-und musste demzufolge monatelang auf mein Geld warten.
Das ist aber nicht mein Hauptpunkt….
@Tongue
Eventuell spielen da ja gewisse Ambitionen für die Geldnot B-Besoldung nach der Dienstzeit mit?
Hat ja damals bei der glanzvollen Umsiedelung des Marineamtes jemand auch schon versucht. Ist ihm aber nicht gelungen dann in Rostock zum Bürgermeister aufzusteigen….
Aber es stimmt: Es fragen sich tatsächlich viele, was die verbleibenden 5 Korvetten mit Tender in Rostock sollen. In Kiel ist genügend Platz mit der Auflösung des 5. Minensuchgeschwaders. Fragen über Fragen.
@huey, Heiko Kamann:
Beginn bissige Anmerkung:
Ich bin erfreut zu sehen, dass eine uneingeschränkte Umzugsbereitschaft basierend auf der: „Heimchen-am-Herd-Organisation“ der Familie bzw. „einsamer-Kämpfer-ohne Freunde-und-Familie“ oder „Wolkenschieber-auf-der-Karriereüberholspur“, weiterhin ohne Probleme vorliegt.
Ich dachte, dass diese Umzugsbereitschaft nur noch vorzugsweise bei den Zauberlehrlingen vorliegt und mittlerweile die wenigsten dazu bereit sind, andauernd ihren Wohnsitz mitsamt Familie zu ändern.
Aber wahrscheinlich habe ich das was falsch verstanden und Wochenendbeziehungen sind lediglich nur ein Gerücht….
Ende bissige Anmerkung
Ich weiss, manchmal geht es nicht anders. Aber ich bin der Meinung vor allem diesmal werden vor allem die Familien nicht mitmachen.
Wir haben bisher lediglich die Grobplanung zu sehen bekommen. Die Feinausplanung steht noch aus. Und dazu gehört auch, wie die verschiedenen Bereiche „umgesiedelt“ werden und wie Auflösungen in welchem Zeitrahmen zu erfolgen habe.
Zugegeben, dabei unterliegt vieles einer entsprechenden Fremdsteuerung. Aber jeder ist in Teilen jetzt auch selber dafür verantwortlich seinem Kommandeur, Einheitsführer und vor allem dem Personaler aufs Dach zu steigen, um eine entsprechende Lösung zu finden. Das unterliegt meinem Verständnis der Fürsorge.
Fürsorge? Wasn das????
Damit macht man sich mitunter keine Freunde, aber darum geht es nicht. sondern um eine Planungsgrundlage für sich, seine Familie und Freunde.
Es grüßt ein derzeit alleinerziehender Vater eines kleinen Windelschrecks, da die Mama im Auslandseinsatz ist. Und nein wir werden ganz bestimmt nicht umziehen, nur weil die Dienststelle aufgelöst wird.
Wie bereits bei de „Struck“-Reform muss man sich die Feinplanung aus den Stationierungsentscheidungen „zusammen rätseln“. Und dann weiß ich immernoch nicht bei wem z.B. die Ausbildungs- und Unterstützungskompanien 112 und 122 aufgehangen sind und wie sie sich von Rekrutenkompanien oder den ehem. Einsatz- und Unterstützungskompanien (=AGA) unterscheiden.
Man beklagt immer groß das freundliche Desinteresse, aber wirklich Interessierte will man halt offensichtlich auch nicht…
Über die Sinnhaftigkeit des Ganzen will ich als Staatsbürger und Steuerzahler eigentlich gar nicht mehr nachdenken – mit weniger Leuten und deutlich weniger Geld könnte man weitaus mehr für unser Gemeinwesen machen.
Aber Besitzstandswahrung ist halt – mal wieder – das oberste Ziel.
Eins ist sicher: So sind sicher keine Kriege zu gewinnen – und dafür ist der Laden doch eigentlich da, oder? We were soldiers once…
@Memoria
ach wie traurig ist doch diese ewige deutsche Sehnsucht – gerade bei Experten – nach einer Endlösung …..(dieser Begriff soll plakativ und ironisch zugleich sein ,-))
Die operative Politik in diesem komplexen, hyperdynamischen Weltsystem läuft gleichzeitig auf 3 Ebenen: der institutionellen, der organisatorischen und der betrieblichen, und bitteschön aufeinander abgestimmt und vernetzt mit den anderen Steuer-und Regelinstanzen des Systems genannt NATO, oder EU oder VN oder….. das ist nun mal die nackte politische Regel- und Steuerungsherausforderung an die heutigen Regierungen…in allen zentralen Politikfeldern.
Offenbar sind wir Germanen darin gar nicht so schlecht lately…..
@klabautermann:
Ich erwarte nicht die Endlösung (ohh vieldeutig..), nein ich erwarte nur gesunden Menschenverstand bei der Ausrichtung einer Organisation, die mich und weitere Millionen von Steuerzahlern mehr als 30 Mrd. im Jahr kostet. Hierfür erwarte ich, dass diese Organisation elementare Aufgaben WIRKLICH erfüllen kann.
Perfektionismus ist sicherlich sehr deutsch, aber derlei hohe Anforderungen stelle ich an die Bundeswehr ja schon nicht mehr – ich wär schon für Grundsätztliches dankbar: Auf allen Ebenen Soldaten ausbilden und nicht Verteidigungsbeamte, die zwar WDO, WBO, Geschäftsordnungen etc kennen, aber von Taktik , wirklicher operativer Führung, Strategie und vorallem Kriegstheorie und -praxis viel zu wenig Ahnung haben.
Traurig ist es, wenn man sich mit diesem Zustand abfindet. Womit ich nicht Sie meine, dass Sie anders „ticken“ zeigt allein ihr Engagement in diesem Blog. Unsere Marine ist halt doch oft noch mehr auf Kurs. Ergo: It’s a long way to..
@Memoria
ich führe zZt 28 internationale OF3 and above fachlich und 28 OF 3 and above truppendienstlich national in der Training and Exercise Kaderschmiede der NATO….glauben Sie mir, wir stecken die alle Weg in all den Kategorien, die Sie o.a. aufgeführt haben…. unsere Regelausbildung ist mittlerweile sine cera.
Der Steuerzahler bekommt schon einen beachtlichen return on invest.
@ klabautermann:
Das ist schön zu hören, aber wie schmieden wir den Nachwuchs?? Da bekam ich diese Woche an verschiedenen Kaderschieden der Bundeswehr – gerade im internationalen Vergleich – wieder einen anderen Eindruck.
Die Regelausbildung – insbesondere der Landstreitkräfte – wird nach der Meinung vieler eben nicht besser, sondern in der PRAXIS spürbar schlechter. Und der Steuerzahler erwartet Dinge, die der Apparat gar nicht wirklich will (z.B. Rettung und Evakuierung).
Das heißt nicht, dass wir zweifellos viele Leute in unserer Armee mit großem Potential haben – wir nutzen dieses nur nicht.
@Memoria
da stimme ich Ihnen voll zu…..;-)
JaboG32 auflösen und Flugplatz für die Industrie weiter betreiben?
Wollte man nicht immer Plätze mit Mischbetrieb?
TSLw1 auflösen? Wo ist die Industrie die Ausbildung betreibt! Nun bekäme sie einen Flugplatz mit Schule und bestimmt einen großen Topf Fördergelder!
Wenn der Süden die Qualifizierung von jungen Menschen ernst nimmt, dann hat sie in Kaufbeuren die besten Möglichkeiten. Bei einem Umzug zahlt der Steuerzahler dann wieder doppelt (siehe Hannover).
@ Elhanan
Lechfeld wird für Premium Aerotech (ex EADS und als Alternate für Neuburg betrieben. Er ist der einzige in Süddeutschland verbliebene Platz mit Fanganlage (außer Neuburg)
Zitat: „TSLw 1 auflösen ? Wo ist die Industrie die Ausbildung betreibt ! Nun bekäme sie einen Flugplatz mit Schule und bestimmt einen großen Topf Fördergelder!“
Genau so ist es eben nicht ! Es gibt keinen zivilen Markt für die Ausbildung am Tornado und Eurofighter. Die Industrie war ja nur im Pilotprojekt 9.9.2 daran interessiert die Schule privat zu betreiben und sie als Gelddruckmaschine zu gebrauchen. Nun sagt die Lw die Tornado und Eurofighterausbildung geht in Lechfeld mit eigenen Leuten weiter und plötzlich ist der ach so gepriesene zivile Ausbildungsmarkt für die interessierten Firmen zusammengebrochen !
Zum letzten Satz: Eine Ausbildungswerkstatt Lw mit 100 zivilen Lehrlingen (Fluggerätemechaniker und Elektroniker für Geräte und Systeme) wird auch dichtgemacht !
genau wie die Marine holt sich die LW systemisch relevante Kernkompetenzen zurück….gut so
Ein Blick auf 2015:
„Merkel und Rasmussen zeigten sich überzeugt, dass sich mit dem Abzug der Kampftruppen der Charakter des Militäreinsatzes ändern werde. Der Fokus werde künftig auf der Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte liegen, sagte Rasmussen. Merkel sicherte zu, Deutschland werde sich auch nach 2014 an solchen Hilfen beteiligen. “
http://www.ksta.de/html/artikel/1319578191992.shtml
Nur blöd, dass die Bundeswehr darauf überhaupt nicht vorbereitet sein wird – trotz Neuordnung (die aktuellen OMLT widerlegen das nicht, sondern beweisen es).
Zumal derlei Fähigkeiten auch weit nach dem Ende des ISAF-Einsatzes von zentraler Bedeutung sein werden.
Aber Hauptsache wir haben 6 mechanisierte Brigaden – auch wenn die spätestens 2017 in der Form niemand mehr braucht. Mal wieder auf dem falschen Fuß erwischt…
@Georg
Die Industrie…DIE Industrie…Ist jetzt EADS/Cassidian seit neuestem DIE Industrie? Nenn doch einfach mal die Mitspieler aus DER Industrie für dieses spezifische Projekt. Dann kann ich mir mehr darunter vorstellen, wer denn alles an der „Geldruckmaschinerie“ beteiligt gewesen ist.
@klabautermann
Tut die Marine dies wirklich? Wo denn? Habe ich das was verpasst? Ich sehe derzeit nur die Aufgabe von verschiedenen systemisch relevanten Kernkompetenzen. Bitte um Erläuterung was Monsieur darunter versteht.
@Memoria
Bei allen berechtigten Optimierungswünschen für Afghanistan – wir sollten den Blick auch auf andere Szenarien richten und nicht ausschließlich fokussieren. Ich sehe eine Tendenz Afganistan als die Blaupause für alles zu nehmen. Man könnte streiten, ob solches Denken historisch nicht dazu geführt hat, dass eine ganze Menge Afghanistankontingente mit balkanoptimierten Material, Training und gedanklicher Haltung (Neudeutsch Mindset) auskommen mussten.
Ich sehe die Bundeswehr in der neuen Struktur sehr wohl gut auf Partnering eingestellt! Die Infanterie ist gestärkt und es wird meines Wissens auf Brigadeebene zusätzliche OMLT-Kräfte geben. Damit trägt man Rechnung, dass man bisher immer Führer aus bestehenden Strukturen herausbrechen musste und was das gerade für Btl bedeutet. Man muss auch mal im Detail Nachdenken, ob es 2014 wirklich Sinn macht einem Afghanen seinen – im Schnitt – achten Mentor zur Seite zu stellen, oder ob man sich nicht auf bestimmte Bereiche beschränkt, die aufgrund Mentalität und Komplexität herausfordernd sind. Bei Logistik werden wir wohl auch den 16ten Mentor verschleißen, ich sehe dort auf der Zeitachse nicht die Infanterie als echtes Problem.
Off Topic
Jetzt haben sie es geschafft,
ausser meiner Truppenschule haben sie alle Standorte geschlossen bei denen ich jemals war: Hemau (RakArtBtl 42), Kusel und Hermeskeil (RakArtLehrBtl 52) sowie Tauberbischofsheim bei denen ich „nur“ zum Auslandseinsatz war.
@NMWC
klabautermonsieur geben folgende Antwort: systemisch relevanter Kern der Marine ist die Flotte, systemisch relevanter Kern der Flotte sind die Plattform-/Einsatzsysteme schwimmend/fliegend. Will sagen Systempflege- und Änderung wird wieder zentral durch die Marine gesteuert und nicht nach dem PPP Prinzip verwurschtelt….ob die Marine das hinbekommt, vermag ich nicht zu sagen….versuchen wird sie es ;-)
Compris ?
@Stefan H.:
Stimme voll zu, daß das Heer nicht zu sehr an ISAF ausgerichtet werden sollte. Genau wie sie sehe ich die Gefahr von der KFOR-Ausrichtung in eine ISAF-Ausrichtung zu rutschen. Das Heer richtet sich erkennbar auf weitere langanhaltende Stabilisierungsoperationen mit eher konventionellem Kräfteansatz (à la DEU EinsKtgt ISAF 2011) aus. Darin sehe ich den Grundfehler der Reform: Die politische Zielvorgabe („Level of ambition“) ist noch viel zu sehr vom hier und heute geprägt.
Es wird jedoch übersehen, daß langwierige Einsätze mit unklarem Ziel politisch, militärisch und finanziell nicht mehr leistbar sind (dies gilt nicht nur für D, siehe Reden vom ehem. US-VertMin Gates).
Da die Welt aber wohl kein besserer Ort wird, werden wir wohl auch nicht nur zuschauen können. Daher müssen aus meiner Sicht unkonventionelle Fähigkeiten eine weitaus größere Rolle spielen (Landesverteidigung mit 2-3 halblebigen Divisionen ist auch eher ein Witz). Zum einen direkte Fähigkeiten der Spezialkräfte und spezialisierten Kräfte (Rettung und Evakuierung) und indirekte Fähigkeiten wie die Ausbildungsunterstützung fremder Streitkräfte. Mentoring ist also auch weit nach ISAF wichtig. Hier genügt es aber nicht auf Brig- und Div-Ebene ein paar Dienstposten vorzusehen.
Es bedarf in diesem Bereich einer „gänzlich neuen Art von Kràften“ (siehe Rede von John F. Kennedy in Westpoint): Hohe physische und psychische Belastbarkeit, hohe Einsatzbereitschaft, Sprachkenntnisse, gründliche militärische Ausbildung, Ausbildung im unkonventionellen Kampf.
Aus der militärischen Führung kommen jedoch auch keine zukunftsweisenden Impulse. Die Zielvorgabe paßt ja allen Besitzstandswahrern. Gleichzeitig wird vom GI und InspH behauptet, dass diese ISAF-lastige Struktur alle Aufgaben (einschl. Landdesverteidigung) noch besser erfüllen kann (Breite vor Tiefe). Das ist schlichtweg grotesk. Nur bleibt es leider ohne Widerspruch
@Werferfehler:
Dafür wird „der Klotz“ wieder Artilleriekaserne. Wenigstens ein letzter Teil des ArtLehrRgt 5 wieder an alter Stätte.
@klabautermonsieur
Bien!
Da hab ich doch die richtige Variante vermutet. Dann bin ich gespannt wie das umgesetzt wird. Ich schaue mir das gerne weiter an. Ob das BAIN da mitmacht? Es wäre doch mal schön wenn dann bspw eine Forderung der Flotte nicht bereits im ersten Gang komplett vernichtet wird.
Ich habe da ehrlich gesagt meine Zweifel. Denn derzeit geht ja alles seinen gewohnten Gang in der Beschaffung. Keine Änderung bei den Protagonisten der noch PA See erkennbar.
Vielleicht schaffen wir es dann ja auch endlich mal zu entscheiden was die Deutsche Marine denn sein möchte: Blue Water oder das wo sie tatsächlich herkommt, Brown Water…Aber da werden ja Kernkompetenzen aktiv vernichtet.
@MNWC
….bitte nicht Kompetenzen mit Fähigkeiten verwechseln ;-))
Die maritimen Sicherheitsherausforderungen sind künftig eher brown als blue…..allerdings from the blue into the brown.
Wie gesagt, man kann von dieser Reform keine Endlösung erwarten, ich denke aber schon (und ich bin nun wahrhaft ein Skeptiker), das H, Lw umd M auf dem richtigen Kurs sind…..und irgendein kluger K.O.P.F. hat die notwendigen systemischen Puffer eingebaut….in ca. 4 bis 5 Jahren gehts dann auf 150-160.00 runter und noch mal 50 Pufferstandorte weniger und dann paßt es schon :-))
@klabautermann
Vielen Dank für die Korrektur meiner Inneren Einstellung….;-))
Wenn dann der Transfer von den schwindenden Fähigkeiten zu der Bewahrung von Kompetenzen/Stärkung von Kompetenzen mit vollzogen wird. Es muss ja auch Leute geben, die Sachen können. Und bei Minenabwehr sehe ich da seit Jahren Probleme. Aber was interessiert schon die Sicht des Sperries…
Ja ja…das maritime Jahrhundert.
Ein Glück das die CJOS(Combined and Joint Operations from the Sea) und CSW(Confined and Shallow Waters) Centres of Excellence mittlerweile kooperieren. Da haben die beiden Centre ja schon etwas Vorsprung…..
Tschoah…das kann durchaus so werden….
@ NMWC
Jenseits von EADS/Cassidian betraf dies im Pilotprojekt 9.9.2 auch die Firma ESG in Fürstenfeldbruck, einen Ingenieurdienstleister der die militärfachliche Ausbildung von Soldaten im flugzeugtechnischen und Avionik-Bereich übernehmen wollte.
Da auch der vor jeder Klasse einen Lehrer stellen muss, konnte dies Projekt nicht billiger werden.
@Georg
Vielen Dank für die Erläuterung. Jetzt wird die Sache etwas klarer.
Die ESG sagt mir nebenbei auch was. Wurschtelt auch im Sektor Naval in Wilhelmshaven mit rum…..
@Memoria
„Gleichzeitig wird vom GI und InspH behauptet, dass diese ISAF-lastige Struktur alle Aufgaben (einschl. Landdesverteidigung) noch besser erfüllen kann (Breite vor Tiefe). Das ist schlichtweg grotesk. Nur bleibt es leider ohne Widerspruch“
Viele in der militäeischen Führung sehen es genauso und erheben Widerspruch aber da sie es nicht öffentlich machen, entsteht der Eindruck sie täten es nicht.
Gerade vor den nächsten Schritten der Eu-Einigung (Viele , ist Breite vor Tiefe genau das Falsche! Fähigkeiten müssten Konzentriert werden! Wo ist das „Future Capability Profile“ ? Aber deshalb geht die nächste Reform jetzt schon los! Der Sack ist zu und die Näte platzen an der Basis des Sackes!
http://europa.eu/legislation_summaries/foreign_and_security_policy/cfsp_and_esdp_implementation/l33238_de.htm
Schlüsselthemen:
Die Verteidigungsplaner müssen sich vor allem auf bestimmte Schlüsselthemen konzentrieren:
•Nutzung von Wissen (Geheimdiensterkenntnisse, Informationen und Analysen)
•Interoperabilität (Ausrüstung und Systeme)
•Ausgewogenheit der Humanressourcen
•rasche Akquisition
•Industriepolitik (Erhöhung der Investitionen und Konsolidierung der verteidigungstechnologischen und -industriellen Basis Europas)
•Flexibilität in unvorhergesehenen Situationen.
@Georg
Ja, es gibt keinen zivilen Markt für die Ausbildung am Tornado und Eurofighter, aber genau das war der Fehler des OEM man hat die Schule nach Waffensystemen organisiert und nicht nach Kompetenzzentren. Die Schule könnte heute Kompetenzzentrum Strahltriebwerk, Avionik, Radar, Funk, Navigation, Mechanik Hydraulik, Wartung uvm sein. An der TSLw 1 ist alles vorhanden was man für eine akademisch/praktische Ausbildung, außerhalb der Universitäten und Betriebe, benötigt. Da die Industrie das Pilotprojekt 9.9.2 nur unter dem Blick Geld zu scheffeln betrachtete und eben kein faires Angebot machte ist es gescheitert aber nun haben sie die Möglichkeit es neu zu bewerten. Ausbildung ist eine Investition und zahlt sich eben nicht kurzfristig aus. Außerdem haben die international aufgestellten Firmen die IHK leider nicht eingebunden. Man hat es an der TSLw 1 auch verpennt neue Ausbildungsmöglichkeiten anzubieten, dies liegt wohl eher an den Verantwortlichen der letzten 4 Jahre. Die TSLw böte die Möglichkeit an einem attraktiven Standort vom Lötkurs (international anerkannt) bis hin zur Lehre/FH Ausbildung alles unter einem Dach zu liefern Das die Ausbildungswerkstatt Lw mit 100 zivilen Lehrlingen (Fluggerätemechaniker und Elektroniker für Geräte und Systeme) dichtgemacht wird ist genau das falsche Zeichen aber dafür ist die Politik verantwortlich! Erst wird die Lehre/Facharbeiter duch den Bachelor abgewertet und dann abgeschafft! Was Eurocopter in Kassel geschafft hat, könnte man mit vereinten Kräften auch in Kaufbeuren schaffen.
@Elhanan:
Es wäre interessant zu hören welche Ebenen hier Widerspruch eingelegt haben und welche Fähigkeiten (s.u.) dort vermißt werden.
Ihre „Hausaufgaben“ für die Planer sind sehr treffend. Aus meiner Sicht muss man jedoch zunächst an den Ausgangspunkt aller Überlegungen gehen:
Was sind die Konstanten und Variablen von Krieg? Und welche unterschiedlichen Formen von Krieg gibt es heute und – vorallem morgen?
Aus meiner Sicht muss man 3 verschiedene Kriegsarten unterscheiden:
1. Nichtkonventioneller Krieg (Massenvernichtungswaffen und deren Trägermittel)
2. Konventioneller Krieg (Mechanisierte Landstreitkräfte, für Luft/Luft-Kampf und strategische Bodenziele optimierte Luftstreitkräfte, Marine mit schwerpunktmäßig „Großkampfschiffen“)
3. Unkonventioneller Krieg (unkonventionelle, z.T. irreguläre Methoden durch Guerrilla bzw. Aufständische)
Alle 3 Formen erfordern sehr unterschiedliche Strategien und Kräfte.
Krieg ist nicht gleich Krieg – hier liegt der ursprüngliche Denkfehler unserer Politiker und Militärs. Die Denkweise des konventionellen Krieges ist nicht die Antwort auf alles.
Durch die Optimierung des konventionellen Krieges durch westliche Streitkräfte (siehe „Kerbala-Gap“ 2003) ist ein konventioneller Krieg für sehr viele mögliche staatliche und nichtstatliche Gegner gegen die NATO keine Option mehr. Auch ein Angriff auf die NATO mit konventionellen Mitteln ist aufgrund der nichtkonventionellen Fähigkeiten (nukleare Abschreckung) sehr unwahrscheinlich.
Daher vesuchen viele staatliche und nichtstattliche Akteure die technologische Überlegenhit des Westens zu unterlaufen (unkonventionell) oder auf strategischer Ebene gleichzuziehen (Massenvernichtungswaffen mit Trägermitteln). Wobei nichtkonventioneller Krieg nicht die Ausnutzung von Technologie und Integration von teilweise konventionellen Lösung auf taktischer Ebene ausschließt (hybride Kriege, siehe Libanon 2006). Zudem gibt es verstärkt unkonventionelle maritime Fähigkeiten (Iran, Nord-Korea).
Dieses Phänomen ist grundsätzlich nicht neu, wie dieser fast 50 Jahre alte Film zeigt (man störe sich bitte nicht zu sehr am Pathos – die dahinterliegende Analyse ist trotzdem interessant und n.m.E. auch noch heute relevant):
http://www.youtube.com/watch?v=3XekeXMLyOo
Somit fällt der konventionelle Krieg immer mehr zwischen die „Stühle“.
Die damit verbundene Denkweise ist jedoch auf die beiden anderen Kriegsarten nicht übertragbar (dies zeigt der Film recht gut). Genau das wird aber in Afghanistan versucht.
Schaut man sich nun aber die Grundzüge der Bundeswehrreform an so fällt auf, dass man konventionelle Fähigkeiten weiterhin im Fokus hat und Unkonventionelles – noch mehr als bisher – vernachlässigt.
Daher kann ich Ihnen nur Recht geben: Die Nähte platzen schon am Beginn der langen Reise.
Nur: wo bleibt der – auch öffentliche – deutliche Widerspruch der – vorgeblichen – Experten in Uniform („Ich wählte Ungnade, wo Gehorsam keine Ehre brachte“)?
Daher kann ich Ihnen nur Recht geben: Die Nähte platzen schon am Beginn der langen Reise.
Nur: Wo bleibt der – auch öffentliche – deutliche Widerspruch der – vorgeblichen – Experten in Uniform („Ich wählte Ungnade, wo Gehorsam keine Ehre brachte“)?
Die Reform ist „on top“, also ganz oben im Ministerium entwickelt worden.
Fachlicher Rat aus der Truppe wurde nicht abgefragt. Zuerst baut man eine Grobstruktur und dann geht man in das Feintuning und passt ggf die Grobstruktur an, beides gehört zu einer soliden Planung. Bei dieser Reform hat man aber nur die Grobstruktur auf den Markt geworfen und die Feinplanung weggelassen. Wer aber einen Motor am Laufen halten will, muss sich zuerst um das Detail kümmern und später um das Design. Die Eile war durch das Ministerium selbst bestimmt.
Form follows Function alles andere nennt man Murks und Gewurschtel.
„Es ist das Gesetz aller organischen und anorganischen, aller physischen und metaphysischen, aller menschlichen und übermenschlichen Dinge, aller echten Manifestationen des Kopfes, des Herzens und der Seele, dass das Leben in seinem Ausdruck erkennbar ist, dass die Form immer der Funktion folgt.“
– aus Sullivans Aufsatz: „The tall office building artistically considered“, veröffentlicht 1896[1], in dem er den Ausspruch seines Partners Dankmar Adler zitiert, der ihn seinerseits sinngemäß von Henri Labrouste übernommen hatte.
@Elhanan:
Stimme voll zu.
Ich erwarte ja auch keine öffentliche Anklage von Kompaniechefs oder Bataillonskommandeuren, sondern einige treffende Anmerkungen von höheren Herren im Dienst oder schon außer Diensten.
Das setzt aber natürlich voraus, dass diese sich mit derlei „Theoriekram“ mal wirklich beschäftigt haben (waren doch alle ander FüAk). Vielleicht liegt ja da der Denkfehler.