Guttenberg war’s nicht Schuld
Falls jemand meinen sollte (zum Beispiel aufgrund der Interviewäußerungen von Verteidigungsminister Thomas de Maizière am Wochenende), da sei was schief gelaufen bisher bei der Bundeswehrreform und der frühere Verteidigungsminister trage daran die Schuld: Das ist natürlich nicht so, wie Ministeriumssprecher Stefan Paris, Regierungssprecher Steffen Seibert und Finanzministeriums-Sprecher Martin Kreienbaum heute vor der Bundespressekonferenz erläutert haben.
FRAGE (zur Bundeswehrreform): Herr Paris, wenn ich mich richtig erinnere, hat ein früherer Bundesverteidigungsminister mit einem Gutachten von Herrn Weise von der Bundesagentur für Arbeit festgestellt, dass das Verteidigungsministerium zu viele Stäbe hat, die sich gegenseitig kontrollieren, überhaupt zu viel Personal in Bonn hat und das Ganze ziemlich undurchsichtig geworden ist. Da jetzt am Wochenende zu lesen war, dass Herr de Maizière das wiederholt hat und als Kritik an Herrn zu Guttenberg gemeint hat, würde mich interessieren: Welche Absicht und welche neuen Erkenntnisse hat der neue Verteidigungsminister bezüglich der Undurchsichtigkeit der Stäbe, der Beschaffungspraxis und des aufgeblähten Bonner Verteidigungsministeriumsapparates?
PARIS: Keine, weil der Minister das vorgefunden hat, was auch schon Herr zu Guttenberg während seiner Amtszeit im Bundesverteidigungsministerium vorgefunden hat, eben das, was sie in der Kurzzusammenfassung des Weise-Berichts auch geschildert haben. Vor diesem Hintergrund ist auch eine Meldung des „SPIEGEL“ vom Wochenende, die mit „Knallharte Abrechnung“ überschrieben ist, falsch. Sie ist deshalb falsch, weil der Minister in den Fraktionen gewesen ist in der CDU/CSU-Fraktion und auch in der FDP-Fraktion und dort noch einmal in aller Deutlichkeit dargestellt hat, was er vorgefunden hat. Das ist im Wesentlichen auch das, was im Weise-Bericht angelegt ist. Er hat es auch sehr schonungslos getan.
Dieser Vortrag war aber mitnichten eine Kritik an dem Amtsvorgänger zu Guttenberg, sondern das war schlicht und ergreifend eine Bestandsaufnahme, die er noch einmal zur Begründung dessen herangezogen hat, warum dieser Reformprozess, die Neuausrichtung der Bundeswehr, jetzt erforderlich ist und jetzt auch begonnen werden wird. Sie wissen, dass er sich am Mittwoch dazu äußern wird, mittags in einer Rede in der Julius-Leber-Kaserne und nachmittags auch noch einmal hier in der Bundespressekonferenz.
Mir ist es wichtig, noch einmal zu unterstreichen, dass sich das, was der Minister auch sehr kritisch vorgetragen hat, auf die Sache, auf den Zustand der Bundeswehr und des Bundesverteidigungsministeriums, bezogen hat. Daraus abgeleitet hat er dargestellt, warum diese Neuausrichtung jetzt auch geboten und erforderlich ist. Aber mitnichten war das eine Kritik an seinem Amtsvorgänger. Das entspricht auch überhaupt nicht der Art des Verteidigungsministers de Maizière.
ZUSATZFRAGE: Würden Sie aber sagen, es wäre journalistisch zu weitgehend, wenn ich daraus schlussfolgerte, dass Herr de Maizière mit seiner schonungslosen Analyse deutlich machen wollte, dass ihm Herr zu Guttenberg ein wohlbestelltes Haus hinterlassen hat?
PARIS: Das würde ich als journalistisch zu weitgehend ansehen, weil ich Ihnen gerade erklärt habe, was er dort getan hat. Er hat eine Unterrichtung über den Zustand dessen vorgenommen, was er im Verteidigungsministerium, in der Bundeswehr, in der Struktur der Bundeswehr, in Prozessen der Bundeswehr und auch des Ministeriums selbst als veränderungsbedürftig, als notwendig erachtet. Das tut man, indem man zunächst eine Analyse dessen anstellt, wie es jetzt ist. Da ist das Fazit gewesen: Das ist nicht wirklich so, wie wir es brauchen. Dann hat er einen Vortrag dazu gehalten, wie er sich in Grundzügen vorstellt, wie die Bundeswehr der Zukunft aussehen soll, also wie sie neu ausgerichtet werden soll. Das war ein Sachvortrag und kein Vortrag, der sich darauf bezogen hat, ob der Amtsvorgänger gut oder schlecht gearbeitet hat.
FRAGE: Herr Paris, nun war Herr zu Guttenberg immerhin anderthalb Jahre Verteidigungsminister. Würde denn sein Nachfolger ihm zumindest konzedieren, dass er in dieser Zeit die richtigen Reformschritte eingeleitet hat, oder würde Herr de Maizière auch dabei in eine andere Richtung gehen?
PARIS: Der Verteidigungsminister hat die Arbeit im März dieses Jahres aufgenommen, und zwar auf der Grundlage dessen, was auch schon während der Amtszeit von Herrn zu Guttenberg vorbereitet worden war. Darauf ist aufgesetzt worden. Daran ist auch weiter gearbeitet worden. Das Ergebnis dieser Arbeit, die ihren Ursprung auch in den Reformbemühungen von Herrn zu Guttenberg hat, wird Ihnen der Minister am Mittwoch vorstellen.
STS SEIBERT: Ich würde gerne für die Bundesregierung als Ganzes noch hinzufügen, dass es das Verdienst von Karl-Theodor zu Guttenberg ist und bleibt, die grundsätzliche Entscheidung, die Bundeswehr zu reformieren und umzubauen, so stark vorangebracht zu haben, so viele Menschen von dieser Entscheidung überzeugt zu haben und diesen Veränderungsprozess angestoßen zu haben.
FRAGE: Noch einmal zu der Kernaussage: Ist die Kernaussage, dass die Bundeswehr im Moment nicht in der Lage ist, ihre Aufgaben in dem Maße zu erfüllen, wie sie es tun sollte, eine richtige Kritik, die der Minister geäußert hat? Hat er von katastrophalen Zuständen im Hinblick auf die Beschaffung von Geräten gesprochen?
PARIS: Ich würde mir nicht das Vokabular zu eigen machen, dass er von katastrophalen Zuständen gesprochen hat das ist auch nicht das „wording“, das Minister de Maizière im Munde führt , sondern er hat sehr deutlich und sehr schonungslos auf Defizite hingewiesen, und er hat auch darauf hingewiesen, dass die Bundeswehr im Ergebnis der Neuausrichtung der Bundeswehr ihre Aufgaben künftig noch besser wird erledigen können, als sie es derzeit tut.
FRAGE: Herr Seibert, hat die Kanzlerin das Gespräch zwischen Herrn Schäuble und Herrn de Maizière vermittelt, was die Sparnotwendigkeiten für die Bundeswehr angeht, sodass Herr de Maizière deshalb am Ende rund 3,5 Milliarden Euro weniger einsparen muss, als eigentlich in einer Kabinettsklausur von allen verabredet wurde?
STS SEIBERT: Ein solches Gespräch braucht nicht vermittelt zu werden.
ZUSATZFRAGE: Bestätigen Sie den Sachverhalt, dass Herr Schäuble sozusagen im Alleingang eines einzelnen Ministers einen Sparauftrag, den das ganze Kabinett erteilt hat, reduziert und modifiziert hat? Ist das in Ordnung? Kann jetzt jeder zu Herrn Schäuble gehen und sagen „Was das Kabinett beschließt, ist das eine, und wir machen es privat, unter dem Tisch, einmal anders“?
STS SEIBERT: Ich denke, wir warten jetzt den Mittwoch ab, den Tag, an dem der Minister mit seinen Plänen ins Kabinett gehen wird und an dem er seine Pläne auch sehr ausführlich der Öffentlichkeit vorstellen und begründen wird.
FRAGE: Herr Seibert, der Amtsvorgänger zu Guttenberg ist ja nicht der erste Verteidigungsminister gewesen, wie Thomas de Maizière jetzt auch nicht der zweite Verteidigungsminister in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist. Wann ist es eigentlich dazu gekommen, und was ist denn eigentlich passiert, dass die Bundeswehr jetzt in diesem Zustand ist? Die regierende Kanzlerin war auch schon in der vergangenen Legislaturperiode mit einem CDU-Verteidigungsminister für die Bundeswehr zuständig. Wann ist der Laden eigentlich aus dem Ruder gelaufen? Was ist da eigentlich schief gegangen? Wieso geht es mit der Reform erst jetzt los?
STS SEIBERT: Zuerst einmal müssten Sie definieren, was Sie mit „die Bundeswehr in diesem Zustand“ meinen. Im Übrigen arbeiten Sie mit der Unterstellung, dass der Laden aus dem Ruder gelaufen sei. Ich habe Herrn Paris, den zuständigen Fachsprecher, gerade nicht so verstanden, als sähe man es im Bundesverteidigungsministerium so, als sei dort etwas aus dem Ruder gelaufen.
Es ist begründet worden, warum Minister de Maizière eine, wie es heißt, schonungslose Analyse aller Elemente und aller Strukturen der Verwaltung des Ministeriums sowie der Bundeswehr vorgenommen hat. Das ist als Minister bei der Umsetzung einer so wichtigen Reform seine Pflicht. Alles muss der Frage unterworfen werden: Ist es gut und richtig so, wie es ist, oder könnte es optimiert werden, könnte es wirkungsvoller gemacht werden? – Das ist ein normaler, aber wichtiger Vorgang in dieser Phase. Dabei ist von „aus dem Ruder gelaufen“ jetzt gar nicht die Rede, denke ich einmal. Das weisen wir zurück.
ZUSATZFRAGE: Streichen Sie „aus dem Ruder gelaufen“, und setzen Sie an diese Stelle die jetzt undementierten Äußerungen im Hinblick auf die bedingte Einsatzfähigkeit oder nicht vorhandene Einsatzfähigkeit oder die Tatsache, dass man nicht in der Lage ist, bestimmte Anforderungen, die an die Bundeswehr gestellt werden, zu erfüllen. Es geht um die Frage dieser Stäbe, die sich gegenseitig kontrollieren, und die Frage von 40.000 Soldaten, von denen man gar nicht genau weiß, wofür sie eigentlich da sind. Wie ist das denn zu beurteilen? Wie konnte es dazu kommen?
STS SEIBERT: Da stellen Sie mir eine Frage, die einen Regierungssprecher, der seit August im Amt ist, ehrlich gesagt überfordert. Ich glaube, die Bundeswehr hat wie jede andere Organisation einen historischen Werdegang. Dort hat sich vieles in Jahrzehnten aufgebaut. Wenn jetzt der Zeitpunkt für eine grundlegende Reform gekommen ist, dann ist es richtig, diese vielen Dinge zum Teil vielleicht auch wieder ab- oder umzubauen.
PARIS: Genau so ist es!
FRAGE: Herr Paris, wenn wir jetzt schon über den Zustand der Bundeswehr sprechen, würden Sie dann das Zitat des Ministers bestätigen können, dass die Bundeswehr so nicht zu führen ist?
PARIS: Die Bundeswehr ist eine sehr, sehr große Organisationseinheit. Auch das Ministerium ist eine sehr, sehr große Organisationseinheit. Es ist so, dass man solche großen Strukturen besser führen kann, wenn sie klarer strukturiert sind. Das ist auch das Ziel. Klare Strukturen ermöglichen eine bessere Führung.
FRAGE: Ich habe eine Frage an das Finanzministerium, was den Haushaltseckwertebeschluss betrifft. Ich meine mich zu erinnern, dass es ohnehin einen Vorbehalt gab, was die Bundeswehr betrifft. Könnten Sie das noch genauer aufklären? Denn mir ist nicht ganz klar, ob das Verteidigungsressort von dem Eckwertebeschluss ausgenommen war oder ob dies nur einen Teilbeschluss betraf.
KREIENBAUM: Ja, das mache ich gerne. Das Verteidigungsministerium war vom Eckwertebeschluss nicht ausgeschlossen. Gleichwohl wurde der Eckwertebeschluss vor dem Hintergrund der gegenwärtig diskutierten Veränderungen im Verteidigungsministerium und bei der Bundeswehr erarbeitet.
Wir befinden uns jetzt in einem Verfahrensstadium, in dem der Eckwertebeschluss innerhalb eines regierungsinternen Haushaltsaufstellungsverfahrens für den Bundeshaushalt 2012 umgesetzt wird. In diesem Verfahren führt das Bundesfinanzministerium mit allen Ressorts Gespräche in Bezug auf alle Einzelpläne, so auch mit dem Verteidigungsministerium. In diesem Kontext werden wir die geplanten Änderungen bei der Bundeswehr sicherlich wohlwollend prüfen und berücksichtigen.
ZUSATZFRAGE: Ich meine mich zu erinnern, dass es wegen des Ministerwechsels der Minister hatte sich mehr Zeit ausbedungen irgendeinen Vorbehalt gab, was das Verteidigungsministeriums betraf. Aber ich weiß nicht mehr genau, wie dieser Vorbehalt war. Vielleicht könnten Sie das einmal referieren.
KREIENBAUM: Ganz konkret kann ich Ihnen das nicht beantworten. Ich hatte versucht, es so zu beantworten, dass wir die Veränderungen, die sich gegenwärtig innerhalb des Verteidigungsministeriums und auch vor dem Hintergrund des Ministerwechsels vollziehen, einplanen bzw. berücksichtigen werden. In dem Verfahren, in dem wir uns jetzt befinden und in dem das, was in dem Eckwertebeschluss festgelegt wurde, konkretisiert wird, werden wir also entsprechende Veränderungen berücksichtigen.
PARIS: Wenn ich noch etwas ergänzen darf: Das ist die Ziffer 5 des Eckwertebeschlusses.
ZUSATZFRAGE: Sie meinen, ich soll das jetzt nachlesen?
PARIS: Ich kann es Ihnen vorlesen. Darin steht der Satz: „Dementsprechend werden im Zuge anstehender Entscheidungen zur Reform der Bundeswehr sich ändernde Rahmenbedingungen im Bundeshaushalt berücksichtigt.“
Chapeau an den Frager!
Eine solche Hartnäckigkeit wünschte ich auch bei der anstehenden Reform den Organisatoren.
Es waren mehrere Frager…
Ahja. Halten wir also fest: Herr zu Guttenberg ist also nicht am organisatorischen Chaos in seinem Ministerium schuld, weil er das so von seinem Vorgänger übernommen hat. Und es in 1,5 Jahren als Minister nicht geschafft hat, da eine Ordnung reinzubringen. Da stellen sich mir dann mehrere Fragen: Warum sollte er als Minister geeignet sein, wenn er es nicht schafft, seinen Laden unter Kontrolle zu halten? Wo sind die vielgerühmten Leistungen des Herrn Ex-Minister, wenn er nichts selber hinbekommen hat? Da waren wohl ein paar Talkshowauftritte wichtiger als die Sacharbeit. Ich bin froh, das die Truppe einen anderen Minister hat, beneiden tue ich Herrn de Maiziere aber nicht.
http://books.google.de/books?id=29daYmLQfZ8C&pg=PA203&lpg=PA203&dq=einrichtung+planungsstab+schmidt&source=bl&ots=f4_BDLuHSp&sig=9ecA1EQ24_vpR3gmEC8VJiz6xEs&hl=de&ei=H4vRTfaSOIuG-wbrp8W9Bw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CBkQ6AEwAA#v=onepage&q=einrichtung%20planungsstab%20schmidt&f=false
@ Michael, selbst ein Helmut Schmidt konnte die Probleme nicht loesen und behalf sich mit einer Umgehungsloesung
Blöder Link, aber viel Spass bei der Lektüre
Vom kalten Krieg zur deutschen Einheit,Walter Schmidt S. 204 ff….
Ein Minister kann in 1,5 Jahren der Amtsgewalt nicht das ändern, was vor ihm in Jahrzehnten verbockt wurde. Vielleicht sollten wir mal endlich vom „KTzG-bashen“ wegkommen…
Spätestens seit Rühe wurde der Wagen wissentlich (!) vor die Wand gelenkt und kritische Stimmen gerade im BMVg kaltgestellt. Seit dem gibt es mit Masse nur Ja-Sager und Stromlinienförmige an den wichtigen Stellen, sowohl ziviler als auch militärischer Natur. Wer da was ändern will, macht eine Front im eigenen Haus auf und kämpft gegen Intrige & Co, getreu dem Motto: Minister kommen und gehen, aber wir bleiben hier.
Das, was in den oberen Ebenen der Bw verkrustet ist, ändern sie auch in vier Jahren nicht. TdM hat das übrigens auch schon erkannt und geäußert… Am besten wäre: Auflösen – neu aufstellen, aber das geht leider nicht.
Bemitleidenswert. Es ist mitleiderregend, wie alle, die sich zur Amtszeit des Ministers nicht getraut haben, jetzt mit Erkenntnissen um die Ecke kommen, die seit der Rede des Ministers im Mai 2010 schon fast überall nachzulesen waren. Und auch jetzt gilt in Anlehnung an Frau Käßmann: Nichts ist gut an dieser Reform. Daran werden die Abmilderungsbemühungen des Ministers nichts ändern. Erhellend sind auch alle Stellungnahmen zur Attraktivität. So lange das Letzte, an was bei dieser Reform gedacht wird, die Attraktivität des Dienstes ist, so lange wird es keine qualifizierten Bewerber in ausreichender Anzahl geben und die Einstellung, dass ein schlechtes Produkt schlecht bleiben und doch verkauft werden kann, wenn das Marketing nur gut genug ist, zeugt von ziemlicher Respektlosigkeit gegenüber unseren mündigen Bürgern. Die vermeintliche Knappheit an Haushaltsmitteln, die nach wie vor dominanten Einfluss auf die Reform ausüben wird, ist lediglich Mittel zum Zweck. Die Bundeswehr wird Fähigkeiten verlieren und das, was der Minister am 18.5. vorstellen wird, wird keine neue, leistungsfähigere Bundeswehr begründen, sondern den Status Quo auf einem niedrigeren Personal- und Materialumfang festschreiben. Wenn der Minister es sich zum Ziel gesetzt hat, die Reform unumkehrbar zu machen, so verwundert diese Zielsetzung: Welche von den Vorgängerversionen war denn umkehrbar ??? Weiterhin im Sinne des Ehrenamtes……..
Ach ja, mich wundert, dass die Personalchefs der großen Konzerne noch nicht bemerkt haben, dass es durchaus eine Ehre sein kann für VW, Siemens, EON,BMW usw zu arbeiten.
Bedingt abwehrbereit, das hatten wir doch schon 1962? Also hat sich ja nichts wesentliches geändert.
@michael – aha, weil KTzG nicht sofort wunder verbringt, ist er der boese – aha, lassen wir andere wieder ein paar jare mehr zeit „mist“ zu bauen, und warten aufs naechste wunderkind, das dann den stall entmistet – aber vlt. braucht auch das beste wunderkind ein bissel mehr zeit – auch darueber mal nachgedacht ?
An die Guttenberg-Verteidiger: Wenn er so großartig war, sollte es doch kein Problem sein, selbst nach nur anderthalb Jahres wenigsten ein paar außergewöhnliche Errungenschaften dieser Zeit zu zitieren.
Seine Negativbilanz hingegen ist mehr als deutlich und für die anderthalb Jahre im Amt beachtlich. Um nur die wichtigsten Punkte aufzuzählen:
1. Ein historisch wohl einmaliger freiwilliger (!) Verzicht auf Mittel im Bundesetat – und das in einer Situation in der die Bw finanziell zum Zerreißen gespannt ist.
2. Die Aussetzung der Wehrpflicht, ohne dass eine Alternative für die Nachwuchsgewinnung bereit stand. Als ob dies nicht schon schlimm genug wäre, ohne Not (!) noch ein Vorziehen der Aussetzung um mehrere Monate.
3. Schwächung des GI zu Gunsten der zivilen Staatssekretäre.
4. Abberufung des Kommandanten der Gorch Fock noch bevor der Abschlussbericht fertiggestellt war auf Druck der mit ihm verbündeten Unterschichten-Zeitung „Bild“.
Um häufig genannten vermeintlichen Errungenschaften seinerseits im Vorfeld zu begegnen:
– Guttenberg hat nicht als erster von „Krieg“ in AFG gesprochen, sondern in der für ihn typischen gewundenen, feigen Art von „umgangssprachlichem Krieg“ oder von der „subjektiv verständlichen“ Wahrnehmung von Krieg durch Soldaten im Einsatz, seiner Privatmeinung usw. Letztlich ging selbst Jung fast noch weiter, da dieser Ende 2008 immerhin von „Gefallenen“ sprach.
– Die zusätzlichen Waffensysteme für AFG sind insgesamt von eher fraglichem Wert (aufgrund der enormen Hitze stark eingeschränkte PzH und Spz, zu kleine Vergrößerung TOW für die Entfernung, zudem zu geringe Wirkung hinter Deckung usw.). Die Spz waren zudem bereits seit 2007 im Land, wenn auch unter Vorbehalt COM RC N.
– Die vermehrte Aufmerksamkeit für die Bw war in ihrer positiven Seite eher Ergebnis der durch die Medien transportierten Ereignisse der Jahre 2009-2010 in AFG.
Insgesamt sollte man eher froh sein, einen eitlen Selbstdarsteller los zu sein, dem das Schicksal der Soldaten letztlich gleichgültig war (siehe insbesondere causa Gorch Fock) und diese nur nutzte, um seinem Ziel der Kanzlerschaft näher zu kommen.
Und schon wieder mutiert das Ganze in einen KTzG-Thread… Gähn. Und wie kommt man von dem eigentlich zur Hitze in PzH und SPz? Und warum fraglichen Wert, wenn Kommandeure, Chefs, Zugführer und selbst die „Grunts“ am Boden von diesen Fahrzeugen schwärmen? Und wie kann ein Minister an der Wehrpflicht festhalten, wenn alle um ihn herum sie loswerden wollen? Aber lassen wir das, das wurde schon genug durchgekaut. Putzig nur, das der Amtsvorgänger nun an allem Schuld ist^^ Was kommt morgen – hat er dann auch Kennedy erschossen?
@schlaumeier
Ihnen sind doch sicher die betreffenden Kontingentberichte bekannt – fraglicher Wert?
Wen wollen Sie eigentlich Lügen strafen ?
Der Rest ist Geschichte. Etwas genauere Recherche würde sicher helfen.
@Voodoo
Wenn es ein Amtsinhaber macht, finde ich das gar nicht putzig – ist es die Angst zu versagen, die ihn dazu treibt, die Fehler und Probleme auf seinen Vorgänger zu schieben, um eine eigene Unfähigkeit/Unsicherheit im Vorfeld zu kaschieren ?
TdM hat morgen die Möglichkeit, Leute wie mich zu überraschen – ich wünsche es mir.
Ich meinte auch weniger die Schlagzeile, das TdM alles auf seinen Vorgänger geschoben hat (was ja inzwischen als Aufmacher des Spiegels / Sterns geoutet wurde und nicht als Zitat), sondern mehr die Tendenz in diesem Blog, wenn es um KTzG geht (und nein, ich will ihn nicht verteidigen, da das Thema mehr als abgedroschen ist). Aber sie haben ja in eine ähnliche Richtung gedacht.
Unabhängig von Schuldzuweisungen, sollte nun im Hause TdM ein kräftiger Schitt gemacht werden, der die Verkrustungen auflöst, das Gegeneinander arbeiten der Kariere willen sowie das aalglatte Durchschleimen beendet.
Wenn der politische Wille hierfür vorhanden ist, sollte es auch durchsetzbar sein.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Morgen Abend sollten wir etwas schlauer sein.
@mwk: sicher kenne ich die Ktgt-Berichte, nur kann ich sie – offenbar im Gegensatz zu Ihnen – auch kritisch lesen… Wie Ihnen sicher nicht entgangen sein wird, stellen darin die jeweiligen (Teil-)Einheitsführer dar, wie sehr doch gerade IHR Waffensystem für den aktuellen Einsatz geeignet ist und wie wichtig damit ihr Beitrag zum Erfolg ist. Das Spiel kann man auch bestens in den (offenen) Zeitschriften der privaten Truppengattungsverbände verfolgen. Besonders amüsant sind immer wieder die Herren der PzTr zu betrachten, die einen sehr großen Einfallsreichtum an den Tag legen, wenn es um Belege dafür geht, dass KPz auch für die heute dominierenden Operationen super geeignet sind.
Ihre Fähigkeit einen Bericht „kritisch“ zu lesen, haben Sie hiermit lobenswert erwähnt.
Aber, zu meiner Erinnerung, geht es hier um Kritik an einem Waffensystem oder um dessen Einsatzwert ? Nichts ist perfekt ….
Machen wir es kurz : Wenn Sie der Meinung sind, dass die Verlegung und damit der Einsatz der Spz, keinen militärischen und moralischen Wert hat und die Nachteile der zT noch ohne Klimageräte ausgestatteten Fzg (Gewicht, Breite, Aussehen(?)) überwiegen, dann wäre es durchaus für uns alle interessant, Ihre Quellen zu erfahren. Würden dann nämlich die Berichte der Jäger, Fallies oder PzGren der verschiedenen QRF als geschönt entlarvt, müsste man ein neues Fass aufmachen.
@mwk: unsere Quellen haben wir ja beide genannt. Mir geht es um den Einsatzwert der genannten Waffensysteme.
Dass diese Waffensysteme mitunter von den Soldaten auf der taktischen Ebene trotz ihrer für alle erkennbare Nachteile situativ im Einsatz als Vorteil wahrgenommen werden, ist sicher nicht abzustreiten. Von der übergeordneten Führung sollte man aber erwarten, dass sie ein Gesamtbild entwickelt – was unter KzG und allen seinen Vorgängern offenbar nicht geschehen ist. Aus meiner Perspektive stellt sich dieses Bild so dar, dass die Nachteile der genannten Waffensysteme (Besetzen von Posten auf der DPL durch weitere DPen Inst, Nsch etc.; zeitliche und geographische Einschränkung – hierdurch Kanalisierung – der OpFü; unverhältnismäßige Kosten ggü. den erzielten Effekten) die Vorteile deutlich überwiegen. Für Entwicklung und Ausbau neuerer Fähigkeiten (SpezKre) fehlten somit die Ressourcen.
Es hat durch die Stationierung der „schweren“ Fz keine gravierenden Änderungen in den DPL gegeben, da die erforderliche Inst und Nsch Komponenten eh schon lange vor Ort waren. Die von ihnen genannte Einschränkung der OpFü kann ich nicht nachvollziehen und ich würde die Kommandeure der ASB / der QRF auch nicht unbedingt als taktische Führer sehen bzw. abstempeln – das war evtl. anno ´85 so, aber mittlerweile sind die deutlich mehr.
Und wenn sie vom Ausbau der SpezKr schreiben – sie waren länger nicht mehr da, oder? Sonst wüssten sie ja, was nachts im Luftraum los ist, bei all den TF die dann loslegen. Und wenn wir mit Kosten anfangen, machen wir den Laden besser ganz dicht – da schießen uns schon die KleinFz die Bilanz kaputt, da fällt ein Marder nicht weiter auf.
@Voodoo: Ich bin mir nicht sicher, ob sie ein richtiges Bild von der Komplexität der Waffensysteme Spz oder PzH haben. Dass sie mal eben diese Fzge ohne Weiteres mit den vorhandenen Vers-Fähigkeiten bedienen, ist schon logisch nicht möglich – allein schon aufgrund der Ersatzteile.
Es geht auch nicht darum, jemanden abzustempeln, aber dass es Perspektivunterschiede im genannten Sinne auf den verschiedenen Ebenen gibt, wird man wohl kaum bestreiten können.
War das ernst gemeint, was Sie zu den SpezKren geschrieben haben? Schon durch die Presse weiß doch jeder, dass das fast ausschließlich US sind. Was LLFähigkeit angeht, sind wir bekanntlich Krüppel und dies entwickelt sich im Bereich KSK derzeit sogar noch in eine negativere Richtung…
@Schlaumeier:
Perspektivunteschiede: genau das bestreitet ja keiner! Diese „Perspektivunterschiede“ haben ja auch dazu geführt, dass man einige Zeit mit ungeschützten Bussen durch Kabul gefahren ist. Bloss weil eine „Perspektive“ von einem höheren Dienstgrad oder einer höheren Kommandobehörde (meist in der Heimat) stammt, muss sie ja noch lange nicht ausschlaggebend und unabänderlich sein.
Dass einige Soldaten von den Vorzügen ihrer Waffengattungen überzeugt sind, und aufgrund von Ausbildung und Erfahrungswissen eben diese Perspektive kennen ist ja wohl selbstverständlich.
Jede wie auch immer von Ihnen angedeutete „Kosten/Nutzen-Abwägung“ wird subjektiv bleiben. Und je nach dem, was ich am Ende raushaben will, kann ich die Gewichtungen ändern, neue Aspekte hinzunehmen usw. Fakt bleibt aber, dass im Feuerkampf vor Ort ein SpZ oder eine PzH besser ist, als diese nicht zu haben.
Ich bin mir der Komplexität durchaus bewusst, denn 1.) trage ich von Haus aus einen schwarzen Hut und bin 2.) oft und lange durch die Inst-Meile in MeS gelaufen, so dass ich ganz gut einschätzen kann, was da geht und was nicht.
Sie wünschen einen Ausbau der SpezKr im Einsatzland, aber warum? LLFähigkeiten sind auch nicht das Problem, solange die Amerikaner dort sind – LTrspRaum wird bei den TF eh schon immer gepoolt, wenn ich das richtig gesehen habe. Aber da ist eben der Punkt – es gibt schon genug SpezKr vor Ort und diese werden eben auch zentral geführt. Was stellen sie sich vor? Sollen die KSK´ler jetzt auch Patroullie fahren oder die ANP ausbilden? Oder Checkpoint betrieben und die Höhe XYZ halten?
Wenn sie allgemeiner argumentieren und sagen, SpezKr müssen innerhalb der Bw generell einen höheren Stellenwert haben, könnte ich ihnen evtl. zustimmen – auf AFG bezogen dürften sie meiner Meinung nach aber daneben liegen.
@Voodoo: Dass es für qualifizierte Aussagen über VersFähigkeiten reicht, vorher durch die „Inst-Meile gelaufen“ zu sein, wage ich zu bezweifeln…
Die Auffassung, dass es genügt, wenn US für uns im Allgemeinen oder auch nur in AFG Kernfähigkeiten übernehmen, teile ich nicht – allein schon, da derjenige, der die Fähigkeiten stellt, natürlich auch das letzte Wort über deren Verwendung hat. Dies kann nicht im deutschen Interesse sein. Aber selbst abgesehen davon, sollte Ihnen vielleicht auch zu Ohren gekommen sein, dass die USA ihre Kre in Kdz demnächst wieder verringern wollen. Es ist meines Erachtens schon absehbar, dass dann alles wieder von vorne losgeht…
Natürlich sollen SpezKre nicht Patrouille fahren oder die Höhen in Kdz „halten“. Die Frage ist vielmehr, inwieweit diese Tätigkeiten – verglichen mit einem gezielten Einsatz – sinnvoll sind oder ob dadurch nicht dem Fd bloß Ziele geboten werden und sich die eigenen Kre mit relativ geringer Wirkung in der Tiefe des Raumes verlieren. Ich sehe aber, dass dies eine grundsätzliche Debatte und ein völlig neues Thema ist. Ursprünglich ging es hier ja mal um den letzten BM und dessen vermeintliche Verdienste… ;-)