Bundeswehrverband übt harte Kritik an von der Leyen: „Brandbeschleuniger für Vertrauensverlust“
In diesen letzten Sitzungswochen des Bundestages vor der Sommerpause (und damit auch vor der Bundestagswahl) ballen sich im politischen Berlin die Sommerfeste und Empfänge. In der Regel mit mehr oder weniger guten Reden und vielen Grußworten. Deshalb waren am (gestrigen) Mittwochabend wohl auch die Gäste beim Jahresempfang des Wehrbeauftragten im Reichstag auf das übliche Programm eingestellt: Begrüßung vom Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels, Rede von Bundestagspräsident Norbert Lammert, Grußwort von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Dann, als letztes vor dem Büffet, eine Rede des Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Oberstleutnant André Wüstner.
Und Wüstner erwischte dann alle kalt. Das war keines der üblichen Empfangs-Grußworte, das war eine deutliche Abrechnung mit dem Verhalten von Ministerin, Ministerium und Bundeswehr-Spitze in den vergangenen Wochen. Vertrauenskrise, falsche Kommunikationsstrategie, mangelhafter Umgang mit gefeuerten Offizieren – das waren so die Stichworte.
Weil niemand damit gerechnet hatte, hatte auch (von den Journalisten jedenfalls) niemand daran gedacht, die Reden mitzuschneiden – wozu auch bei einem der üblichen Empfänge. Und so detailliert mitgeschrieben, dass man Wüstner so korrekt wie möglich wiedergeben könnte, hatte auch keiner – oder erst zu spät. Und Wüstner hatte, so sagte er mir anschließend, kein ausgearbeitetes Redemanuskript. Sondern nur einen Zettel mit Stichworten.
Allerdings: Nachdem die Journalisten dann beim DBwV-Vorsitzenden Schlange standen und um die Rede baten, haben Wüstner und der Verband am Donnerstag nachgeliefert. Der – anhand der Stichworte entstandene, aber nicht komplett wortgleiche – Text steht auf der Seite des Verbandes, (zusammen mit einem einordnenden Text); zur Erleichterung der Debatte dokumentiere ich ihn hier auch:
Nun liegt es an mir, etwas zur Inneren Lage aus Sicht des Deutschen BundeswehrVerbandes (als institutionalisierter Staatsbürger in Uniform) zu sagen.
Ich habe erst heute wieder mit vielen Mandatsträgern unseres Verbandes gesprochen. Niemand spürt die interne Spannung, den Druck aus der gesamten Hierarchie, von Aktiven wie Ehemaligen, deutlicher als wir. Ja, die Bundeswehr befindet sich in einer Vertrauenskrise, auch verursacht durch unzählige Einschnitte seit 1990 bei gleichzeitig zunehmenden Aufgaben und den damit verbundenen Belastungen. Der Geist der Truppe hat dabei Schaden genommen. Und was die Auftragserfüllung trotz schwierigster Rahmenbedingungen betrifft – der Geist ist das „center of gravity“!
Schaden genommen hat dabei leider auch die politische und militärische Führung. Und nicht zu vergessen: Das gilt auch für die Bundeswehr als Ganzes durch eine teils undifferenzierte Berichterstattung (ggf. Einschub „öffentliche Sprengung“ / Bild „Lawine“). Der Imageschaden ist größer, als er hier in Berlin wahrgenommen wird.
Die Verfehlungen, soweit bekannt und mit Fakten unterlegt, streitet niemand ab. Und natürlich müssen entsprechende Konsequenzen folgen. Wir wissen, dass es bei rund 250.000 Menschen in der Bundeswehr täglich zu Fehlverhalten kommen kann. Die Frage ist, wie geht man damit um? Extern wie intern.
Ja, wie gehen wir eigentlich miteinander um? Das fragen sich Soldaten und Zivilbeschäftigte. Das ist seit Wochen Thema – überall (ggf. Verweis/Zitate aus Briefen) – und es hört nicht auf. Wo fängt Innere Führung an und wo hört sie auf, wenn Menschen wie Oberst Dr. Köster, Oberst Schmidt, Generalmajor Spindler oder auch Generalmajor Weisenburger und Direktor Hedrich aus den Medien erfahren, was auf sie zukommt – garniert mit keinesfalls ehrenvollen Begründungen.
Ich zitiere beispielsweise aus SPIEGEL ONLINE: Der Chef des Streitkräfteamts, Generalmajor Weisenburger, werde „seinen Posten wohl in keinem Fall behalten“ und auch sein damaliger Rechtsberater H. stehe „wegen der Affäre vor harten Zeiten.“
Im Weiteren wurde in anderen Medien bezüglich des Falls Franco A. von fehlender Sorgfalt oder Begünstigungsabsicht gesprochen. Ein böser Kommentar lautete sinngemäß: womöglich aufgrund vergleichbarer Geisteshaltung.
Können Sie sich vorstellen, was derartige Aussagen in der Dienststelle, am Standort, in der Familie, bei Freunden und Bekannten und erst recht beim Betroffenen selbst auslösen?
Wenn die mediale Berichterstattung sich dann im Nachhinein als teilweise falsch oder zumindest undifferenziert herausstellt, warum erfolgt dann keine Sprechererklärung, keine Richtigstellung, kein Gespräch, keine Einordnung? „Was sollen wir glauben, weitergeben oder erklären?“, fragen sich Vorgesetzte auf allen Ebenen. „Gibt es wirklich ein Muster des Wegsehens in der Truppe oder nicht eher einen Mangel an Kommunikation?“, fragen sich alle.
Fragen, auf die es eine Antwort geben muss, wenn Vertrauen wieder zurückgewonnen werden soll. Und übergreifend geht es um unsere Auffassung zum Rechtsstaat selbst, den wir zu verteidigen bereit sind! „Unschuldsvermutung“ sei als Stichwort genannt.
Nebenbei, weil auch das diskutiert wird: Wer möglicherweise rechtswidrig ein Verfahren einleitet, um anderen eine mängelbehaftete Ermittlung vorzuwerfen, macht sich unglaubwürdig. Dieser Hinweis sei mir gestattet.
All das, was wir momentan erleben, stärkt jedenfalls noch nicht die Führungs- und Verantwortungskultur in der Bundeswehr.
Sicherlich kann man den Traditionserlass überarbeiten, sicherlich kann die Innere Führung weiter gestärkt werden. Aber ob dazu die Wehrdisziplinarordnung (WDO) angepasst werden muss, ist fraglich – wenngleich auch ich nichts gegen mehr Transparenz und Beschleunigung einzuwenden habe.
Wenn wir das alle tun und es ernst meinen, lautet mein Appell an alle, vor allem aber an die Bundesverteidigungsministerin und an das Parlament: alles mit mehr Ruhe und Gelassenheit! Wenn der Traditionserlass angepasst werden soll, der ja nicht nur eine militärische, sondern auch eine politische und gesellschaftliche Dimension hat, müssen wir uns mehr Zeit lassen. (über die Legislaturperiode hinaus).
Wenn die Innere Führung gestärkt werden soll, und da stimme ich mit unserer Ministerin überein, müssen wir in puncto „Gutes Führen“ zuerst die Führungserschwernisse feststellen und uns fragen, wie diese behoben werden können. Stichworte sind: Verantwortungsdiffusion, Bürokratie, Mangelverwaltung, Führungsspanne, Ausbildung, Zeit etc. Und wir müssen uns bei allem, was wir tun, stets die Frage stellen, ob dies tatsächlich auch der Einsatzbereitschaft dient.
Wir müssen auch das wieder diskutieren, was Militär ausmacht und was „Soldat sein“ heute bedeutet und identitätsstiftend wirkt.
In Sachen WDO bin ich skeptisch und will auch da eine klare Brandmauer ziehen. Die Wehrdisziplinarordnung, die immerhin auch einsatztauglich sein muss, manifestiert das Führen mit Auftrag auf der jeweiligen Ebene. Das gehört mit zum Kern unserer Führungsphilosophie.
Der begonnene Prozess der Untersuchung und gegebenenfalls auch der Anpassung der WDO ist jetzt noch in der Anfangsphase, aber ich mache keinen Hehl daraus, dass ich erschrocken über das bin, was ich einer ersten Zusammenstellung entnehmen konnte. Die Disziplinarebenen 1 und 2, also der Kompaniechef oder der Kommandeur, sind die Ebenen, die definitiv am scharfen Ende des Berufs agieren. Sie tragen enorme und vor allem unmittelbare Verantwortung. Und diesen Soldaten wollen einige in Disziplinarangelegenheiten Verantwortung und damit Vertrauen entziehen? Nun gut, wir sind erst am Anfang, aber dennoch muss ich auch aus Erfahrung schon zu Beginn aufzeigen, welches Gewicht dieses Thema für das Innere Gefüge hat.
Sollte der skizzierte Weg ernsthaft beschritten werden, wäre das ein weiterer und ungeheuer effektiver Brandbeschleuniger für den aktuellen Vertrauensverlust. Das dürfen wir nicht zulassen! (ggf. Hinweis auf Bild „Moorbrand“, welcher in der
Bundeswehr gerade vonstatten geht).
Eine abschließende Bemerkung: Wir alle machen Fehler, niemand ist frei davon! Ich mache Fehler – als Bundesvorsitzender, in meiner Funktion als Arbeitgeber, als Ehemann und Vater, als Sohn, Bruder und Freund. Fehler sind nicht das Problem, die Frage ist, wie wir mit Fehlern umgehen – Stichwort „Fehlerkultur“. Da können wir alle besser werden.
Gegenseitiger Respekt in der Diskussion ist dabei das A und O. Durch etwas mehr Ruhe und Gelassenheit, einen besseren Umgang miteinander, insbesondere eine verbesserte Kommunikation, kann Vertrauen wieder wachsen und die Bundeswehr schlicht besser werden. Daran sollten wir alle arbeiten.
(Ich lasse die Kommentare erst mal offen und bitte um sachliche Debatte; ggf. schalte ich auch auf moderiert.)
(Archivbild mit guter Laune: Wüstner und von der Leyen im November 2016 – Foto Deutscher Bundeswehr-Verband)
Bei allem, was ich aus meinem Kameradenkreis und vor allem von vor Kurzem pensionierten Soldaten in letzter Zeit oder lese sind die Formulierungen von OTL Wüstner noch sehr moderat.
Wenn es nicht wenigsten in diesem Bereich, dem Bundeswehrverband, diese Stimme der Aufrichtigkeit und Klarheit gäbe, wäre die Moral der Truppe komplett am Boden.
Das hat fast ganz allein und vor allem ohne Not die politische Leitung geschafft.
Diese Bundeswehr braucht keinen äußeren Gegner, der sie bedroht.
@ Koffer
„Wer General/Admiral wird, hat seine persönliche Meinung entweder abzugeben oder sie zumindest nicht zu äußern.“
Das glauben viele, doch dem ist nicht so. Viele Soldaten äußern sich sehr kritisch, doch im Gegensatz zu UvdL nicht in der Öffentlichkeit. Es ist zu vermuten, dass UvdL wenden.
Das Problem ist auch nicht, dass sich Frau vdL Kritik nicht anhören würde, sie hört sogar sehr gut zu und nimmt auch vieles auf. Nur in den Punkten welche A. Wüstner benennt ist sie durch das Militär beratungsresistent aber leider nicht durch Brauksiepe, Flosdorf und einige wenige in ihrem Umfeld.
Man lese das Vorwort zur Rede:
(…)Seit Ende Januar rumort es da enorm. Beginn war die Berichterstattung im Fall Pfullendorf – seither schlagen sämtliche Sensoren höchsten Alarm. Die Vertrauenskrise nahm ihren Lauf, befeuert durch die Vorfälle von Sondershausen und Illkirch, die Kommunikation des BMVg und die entsprechende Medienberichterstattung.
Der DBwV war der erste, der vom Verteidigungsministerium eine differenzierte Betrachtung und Einordnung der Geschehnisse verlangte. Leider ist beides bis heute ausgeblieben. Man informierte zwar den Verteidigungsausschuss, nicht aber die Truppe. (…)
https://www.dbwv.de/dbwv-info-portal/politik-verband/beitrag/news/haltung-ist-das-stichwort/
Na ja, Medien- und IBUK-„Schelte“ nach dem Motto „Fuck the facts, keep rockin‘ the boat of the intruder“. Glaube kaum, dass UvdL über Bord fallen wird.
Keine Polizeidienststelle ist begeistert, wenn die Interne Ermittlung auftaucht und einen näheren, dienstrechtlichen Blick auf die „Internen Prozesse“ wirft – Welcome to the world of enforced compliance, Colonel Wüstner…..und immer schön auf die eigenen drei Finger achten, die im 180° Winkel zum Zeigefinger stehen ;-)
Die Entsorgung von militärische „Altlasten“ durch die Betreiber der Streitkräfte ist in den USA schon lange Thema:
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-60431-7_19#page-1
Frage mich bloß in welcher Phase des PDAC-Zyklus sich das Heer gerade befindet………
;-)
@ csThor | 23. Juni 2017 – 8:07:
„Meiner Meinung nach hat sich die Politik hier einen Rechtsumstand aus den Anfangsjahren der Bundeswehr (Stichwort Primat der Politik so kurz nach der Nazi-Zeit) […]“
Meiner Meinung nach ist der historische Hintergrund von § 50 SG eher bei der 3. OHL (Hindenburg/Ludendorff) und der „unpolitischen“ Reichswehr („Staat im Staate“) zu suchen.
In der NS-Zeit war vielmehr das Problem, dass es ein Übermaß an Politik gab. Bestes Beispiel dafür: Der Gefreite Hitler, der sich einfach mal selbst zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannt hat.
@klabautermann
„Keine Polizeidienststelle ist begeistert, wenn die Interne Ermittlung auftaucht und einen näheren, dienstrechtlichen Blick auf die „Internen Prozesse“ wirft – Welcome to the world of enforced compliance, Colonel Wüstner…..und immer schön auf die eigenen drei Finger achten, die im 180° Winkel zum Zeigefinger stehen ;-)“
Anstatt auf der sachlichen Ebene auf die Argumente von A. Wüstner einzugehen wird ihm gedroht. Genau dies ist der Beweis, dass wir ein massives Problem haben.
So weit ist es bei uns gekommen Angst muss die Meinung bestimmen, Selbstzensur ist das Gebot der Stunde. Kameradschaft und Vertrauen seit Januar zunehmend mehr beschädigt und die Denunzianten hab Hochkonjunktur. Herr Wüstner hat auf keinen gezeigt, sondern in seiner Rede die Probleme angesprochen und Lösungsvorschläge gemacht.
@ SEAKING | 22. Juni 2017 – 23:06
1+
Etwas von anderen zu verlangen und selbst nicht zu leisten entwickelt sich doch seit Jahren zur wirkliche „Tradition“ der Bundeswehr
@Elahan | 23. Juni 2017 – 9:23
Aber natürlich hat er „gezeigt“ mit seinen „sachlichen“ Ausführungen.
Hier prallen 2 Führungs-Strategien aufeinander – Teil von Strategic Management ist das Risk Management, und das bedeutet für Regierungsmitglieder auch Political Risk Management. Und da ziehen Wüstner und Co gerade den „Kürzeren“ mit ihrer „Vertrauens“-Argumentation, denn Vertrauen ist nicht „messbar“, also ist es keine Grundlage für Strategic Management, schon gar nicht für Strategic Poltical Management.
Was kann man im Vor-/Wahlkampf denn nun messen ? Richtig: demoskopische „Vermessung“ von Wähler-Trends. Und irgendwann hat man dann „in high places“ angefangen diese „trendy“ AfP, die Reichsbürger, die Identitären, Le Pen etc so richtig ernst zu nehmen und dann begann bei der CDU das Political Risk Management, und UvdL setzte dazu das bereits in der BW just-in-case angelegte Enforced Compliance Management ein als „Nudging-Therapie“, weil die „Risiken und Nebenwirkungen“ dieser Therapie in den Streitkräften überschaubar und – im wahrsten Sinne des Wortes – politisch beherrschbar sind.
Neo-liberales Strategic Political Management gegen neo-konservative Military Leadership.
Natürlich fühlen sich Wüstner und Co fast schon persönlich rumgeschubst von UvdL, das ist ja auch Sinn und Zweck von Nudging: wenn man nach dem Schubser nicht den eigenen Kurs „compliant“ korrigiert, dann wird man eben ersetzt oder kalt gestellt.
Na, da braucht sich Wüstner keine Sorgen machen, so einfach geht das nicht mit dem ersetzen bei ihm als Vorsitzenden, allerdings schätze ich seinen Einfluß auf die Überarbeitung des Traditionserlasses und der WDO als „vernachlässigbar“ ein, zumindest lese ich das aus seinen Worten heraus. Kalt gestellt ?
Leute, es ist Wahlkampf, und gegen Berufspolitiker mit professionellen Stäben als Gewerkschafts-/Soldat anzutreten ist ziemlich aussichtslos.Es gibt keine Politik mit „Ehre, Stil und Würde“ – da gibt es nur „Die Ehre der Prizzis“ ;-)
Sehr geehrter Herr Wüstner,
Meinen herzlichen Dank für ihre Worte. Sie legen den Finger in einige, gerne unbeachtete, Wunden und bleiben dabei immer noch höflich und sachlich. So spricht ein Verbandsvorsitzender und stellt sich vor „seine Truppe“.
Frau Ministerin könnte sich daran ein Beispiel nehmen!
Traurig genug, dass man einen IBUK und ein BMVg daran erinnern muss, was für die und in der Truppe wichtig ist und das Bundeswehr mehr bedeutend, als nur innenpolitische Diskussionsstofflieferanten, Sparpotenziale und Befehlsempfänger.
Danke Ihnen auch für das Gespür zu dem passenden Redetermin. Das mediale Interesse zeigt ja, dass Sie absolut richtig lagen!
Hätte man von Anfang an klar gesagt was tatsächlich vorgefallen ist, ohne Übertreibungen, ohne die Vorfälle zur eigenen Profilierung zu nutzen, dann wäre die ganze Vertrauenskrise ausgeblieben.
Jeder Soldat versteht, dass erkannte Missstände abgestellt werden müssen. Dies macht man normalerweise lautlos und ohne großes äußeres Aufheben.
Wenn es stimmt, dass z.B. die Vorfälle in Pfullendorf im Bereich der Ausbidung der CFR bereits im diesjährigen Bericht des WB enthalten sind, dann ist wohl folgende Passage gemeint (siehe hierzu Link des vom BMVg kommentierten Bericht des WB einige Artikel vor diesem Artikel)
Seite 129 unter der Überschrift „Mobbing und sexuelle Belästigung“
Zitat:
„Auch eine Ausbildung, die sich Methoden bedient, mit denen in die Intimsphäre eingegriffen wird und die das Schamgefühl von Ausbildern und Auszubildenden verletzt ist nicht zu tolerieren. Dies ist auch nicht in Spezialausbildungen gerechtfertigt.“
Punkt Wehrbeauftragter. Mangel abstellen – Kritikpunkt erledigt.
Also Mangel offen anstrechen, Lösung suchen, Mangel abgestellt.
So aber wird eine Vertrauenskrise zwischen Führung und Truppe künstlich verlängert.
Wenn ich mir die Rede vor Augen führe, die Kommentare verfolge und dann auch noch einen Griephan-Brief (20 / 17) lese:
„Offenkundig ist sie… der Aufgabe nicht gewachsen. Umso dringlicher stellt sich die Frage, die immer wieder an die Redaktion herangetragen wird: Wo sind die ***aktiven*** Generale? Bislang war es deutsche militärische DNA, von vorne zu führen. Und jetzt? Verwalter statt Soldaten?
Nachtrag: Wir haben bewusst von aktiven Generalen geschrieben. Wir schalten die elektronischen Empfangsgeräte ab, wenn Ehemalige, von denen mancher im Dienst arg „windschnittig“ war, beherzt in jedes dargereichte Mikrofon sprechen. Widerstand im Ruhestand kostet nichts!“,
dann ist das Bild der Generalität das gezeichnet wird, einfach nur katastrophal!
Zur Ehrenrettung bleibt nur die Hoffnung, dass das alles nicht wahr ist, und die „Goldsterne“ sich sehr wohl stark machen, aber eben nicht in der Öffentlichkeit.
Das wäre dann auch der richtige Ansatz. … Allein, mir fehlt der Glaube daran!
Ich wäre dankbar, wenn die Diskussion über die WDO nun angestoßen worden wäre und wir uns, ggf. auch an dieser Stelle, intensiv diesem Thema widmen könnten. Das innere Gefüge der Streitkräfte hätte es verdient!
Als Berufssoldat, der zur Zeit in Afghanistan eingesetzt ist, verfolge ich mit großem Interesse die Diskussionen um das Verhalten der Ministerin sowie der Fachstäbe des Ministeriums. Auch nach über 30 Jahren Dienstzeit verwundert mich das große Schweigen der aktiven Generalität nicht. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass während dieser Art des Umgangs mit der gesamten Truppe, das ein oder andere Wort gefallen wäre. Da ist wohl die Jacke näher als die Hose.
Meinen großen Respekt zolle ich OTL Wüstner für die lange erwarteten, befreienden Worte dieser nicht enden wollenden Misere. Natürlich steht es ihm zu, auszudrücken, was in der Truppe (nicht nur in Deutschland!) gefühlt und gedacht wird. Ich danke ihm dafür, es endlich, mit dem nötigen Respekt, auf den Punkt gebracht zu haben. Ob es ein Einlenken der öffentlichen Äußerungen sowie das Verhalten der Ministerin bewirkt, wage ich zu bezweifeln. In Stresssituationen zeigt sich eben der wahre Charakter eines Menschen. Hier haben wohl inzwischen viele erkannt, auf wen in solchen Situationen eher weniger Verlass ist. Und das hat die Truppe nun wirklich nicht verdient!
@Klabautermann
Ja, wir alle hier wissen doch was sie warum tut und wer sie berät.
Doch es geht hier nicht um das übliche politische Geschacher.
Es geht hier ganz konkret um das Vertrauen und die Haltung um unsere Werte und den Kern/Schwerpunkt unseres Berufes.
Ja, auch das kann man auf dem Altar der Politik opfern, doch dann muss man sich nicht wundern wenn man die Menschen verliert.
Wir haben als Staatsbürger ein Interesse, dass der Kitt in unseren Streitkräften möglichst effektiv ist und wenn er seine Bindekraft verliert, müssen wir darauf hinweisen. Nichts anderes ist wohl der Beweggrund dieser Rede.
Der IBuK ist eben kein normaler Politiker und das BMVg kein normales Ministerium.
Sie hat viel für die Truppe geleistet u.U. mehr als alle Ihre Vorgänger, doch Sie ist gerade dabei, ohne dass Sie es wahrnimmt, Vertrauen zu zerstören. Warum wird sie so schlecht in diesem Bereich beraten? Warum läßt Sie dies zu?
Wer es ernst meint mit Vertrauen und Fehlerkultur muss diese Leben und nicht der Tagespolitik und dem Wahlkampf opfern.
Mann kann dies machen, aber dann ist es halt …………
Ich für meinen Teil glaube, dass die von mir sehr geschätzte (ohne Ironie) Frau von der Leyen und ihre Berater den Ernst der Lage noch nicht verinnerlicht haben und nirgends mehr wird dies deutlich als im Interview von Bild am Sonntag vom letzten Woe. Alles wird mit allem vermengt, unabhängige Vorgänge werden gegenseitig begründet und anständige, verantwortungsvolle und ihrer Verantwortung immer gerecht gewordene Vorgesetzte kommen ohne eigenes Versagen unter die Räder.
P.S.: Keine Organisation außerhalb der Bw und des BMVg wird mehr Einfluss auf die Überarbeitung des Traditionserlasses und der WDO haben, als der Verband, doch den Spielraum legen Gesetze und die Politik fest und das ist gut so. Wir werden sehen, T.W. und „Die Bundeswehr“ werden es dokumentieren ;-)
@Elahan | 23. Juni 2017 – 11:10
Wenn man sich vor politische Räder wirft, dann kann das schon passieren, dass man unter dieselbigen gerät /ironic
Nennt sich Primat der Politik.
Bei der Marine heißt das:
§ 1: Der Kommandant hat immer recht
§ 2 Falls der Kommandant nicht recht hat, dann tritt § 1 in Kraft
;-)
Koffer | 23. Juni 2017 – 0:24
„Ich bin (in der Gesamtschau) zwar sehr glücklich, dass endlich überhaupt jemand so zutreffend und kompetent öffentlich Stellung bezogen hat, aber das sollte doch nicht von der Tatsache ablenken, dass die eigentlich zuständigen *** und ****-Generale bisher entweder geschwiegen haben oder es teilweise sogar noch verschlimmert haben (mal vom InspLw in der Frage der Traditionspflege abgesehen, der sich als einziger hörbar geäußert hat).“
Ich würde die Formulierung „die eigentlich zuständigen“ durch „die als verantwortungsvolle militärische Führer in der Pflicht stehenden“ ersetzen wollten, wär ich vollumfänglich bei Ihnen.
Hans Schommer
Zum vermeintlichen Schweigen der Generäle:
Es haben doch einige von ihnen mehr oder weniger eindeutig Stellung bezogen. Wenn deren Stellungnahme jedoch nicht im Sinne der hier häufig geforderten „Rehabilitierung des deutschen Soldaten“ erfolgt, werden die Generäle sogleich in die Schublade „politisierte Karrieristen“ einsortiert, welche angeblich jedweden Bezug zur Truppe verloren habe und sich gor allem durch Rückgratlosigkeit auszeichne.
Möglicherweise geben jene Generäle, ob sie sich öffentliche geäußert haben oder nicht, der Ministerin in der Sache recht und finden vielleicht lediglich die Form kritikwürdig? Im Weiteren verfahren sie dann nach dem Baudissinschen Grundsatz: Wenn es darauf ankommt, ist Inhalt wichtiger als die Form.
JPG | 23. Juni 2017 – 12:31
„Zum vermeintlichen Schweigen der Generäle:
Es haben doch einige von ihnen mehr oder weniger eindeutig Stellung bezogen.“
Sie haben ja so recht.
Im Übrigen sollten wir hier mal übereinkommen, Berufsverband und Führungskräfte bei unseren Erwartungshaltungen voneinander getrennt zu betrachten.
Hans Schommer
@klabautermann
Natürlich kann man Vertrauen messen, sehr einfach sogar, man muss es nur wollen. Eine Möglichkeit:
Wahlurnen in den Kasernen indem der Soldat anonym ankreuzen kann: Ich vertraue meiner politischen Führung, Ich vertraue meiner obersten militärischen Führung oder ich vertraue keinem von beiden.
Die wären sicherlich bereit bei Organisation und Durchführung einer ordnungsgemäßen Wahl zu unterstützen.
Dies wäre recht schnell und vergleichsweise einfach zu realisieren. Bloß wird dies wohl nie geschehen, weil das Ergebnis dann unter Umständen dem ein oder anderen nicht passen würde.
So bleibt halt das Risiko, dass man die Vertrauensbekundung im September kriegt, oder eben nicht.
Wa-Ge | 23. Juni 2017 – 12:59
Ja, so eine „Volksabstimmung in Uniform“, das wäre doch einmal was ;-)
Werte Kameraden von der Vertrauensbruch-PsyKaFü-Truppe, wo ist denn nun bitte euer „Beschwer“,
Wo bitte sind eure subjektiven Rechte verletzt worden ? Anmerkung: subjektive Rechtsverletzungen können nach deutschem Recht nicht zu einer Popularklage führen.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Beschwer)…..das heißt, auch wenn eine schweigende Mehrheit von „Soldaten-Lämmern und Generals-Löwen in Uniform“ mehrheitlich über eine Verletzung ihres subjektiven Anspruches auf Vertrauen (in geheimer Wahl) abstimmen würden, dann wird daraus immer noch kein einklagbarer Rechtsanspruch auf Vertrauen – weder individuell, noch kollektiv.
Aber natürlich dürft ihr gerne individuell Beschwerde einlegen, fragt sich bloß ob das Beschwer des „Vertrauensbruches“ seitens der IBUK wirklich disziplinarrechtlich zulässig, bzw, nachweisbar ist. Bleibt also nur der Weg einer Eingabe an den WBeaBT oder eine Petition an den Bundestag – da müßt ihr euch aber jetzt sputen, denn die BT-Sommerpause und der Wahlkampfstart steht vor dem Kasernentor.
Können wir also bitte diesen populistischen Unsinn mit der „Vertrauensbrecherin UvdL“ nun endlich lassen ?
@Klabautermann
„Der Bereich Innere und Soziale Lage (ISoLa) ist das „Frühwarnsystem“ der Bundeswehr zur Erfassung, Analyse und Bewertung der Inneren und Sozialen Lage in der Bundeswehr.“
Die leisten doch bestimmt ihren Dienst und melden, jetzt wo sie dem BMVg direkt unterstehen verzugslos nach oben.
@ Klabautermann
Zitat: „Können wir also bitte diesen populistischen Unsinn mit der „Vertrauensbrecherin UvdL“ nun endlich lassen ?“
Das ist mir etwas zu einfach.
Meiner Meinung nach ist das Vertrauen in die jeweiligen Vorgesetzten eine Grundvoraussetzung für jegliches weiteres erfolgreiches Zusammenarbeiten. Es geht m.M.n nicht darum ob ein ein „Vertrauensbruch“ einklagbar ist oder nicht, sondern nur ob und wie eine vertrauensvolle Beziehungen zwischen Oben und Unten, zwischen Führung und Geführten vorhanden ist.
Nachdem sich mittlerweile herausgestellt hat, das die Ministerin wohl die tatsächlich vorgekommenen Ereignisse wohl medial aufgebauscht hat, aus welchen Gründen auch immer, muss jetzt wieder um das Vertrauen der Truppe geworben werden.
Man kann Vertrauen nicht befehlen, sondern es entwickelt sich aufgrund der Erfahrung von gegenseitiger Verläßlichkeit und Berechenbarkeit in den zukünftigen Handlungen. (P.S. genau aus diesem Grund hat der amerikanische Präsident momentan bei vielen Regierungschefs der westlichen Welt kein Vertrauen mehr).
Also Berechenbarkeit, Zuverlässigkeit, gegenseitiger Respekt und Anerkennung schaffen auf menschlicher und organisatorische Ebene Vertrauen. Zweifelsohne ist dies momentan zwischen verschiedenen Angehörigen der Bw und der Ministerin gestört.
@klabautermann | 23. Juni 2017 – 13:59
„Können wir also bitte diesen populistischen Unsinn mit der ‚Vertrauensbrecherin UvdL‘ nun endlich lassen ?“
Volle Zustimmung! Mal schauen, wann die Oppositionsparteien, insbesondere wann Hr. Arnold merkt, dass er ein totes Pferd reitet.
Von den 250.000 Angehörigen der Bundeswehr fühlen sich ja nun gerade diejenigen nachhaltig beschwert, die eben jenes Haltungsproblem haben, um das sich die Diskussion dreht.
Die große Mehrheit des Wahlvolkes findet es bestimmt nicht schlecht, dass jemand mit dem Eisenbesen durch eine Institution kehrt, in der Franco A. BS wird, in der junge „Mitarbeiter“ an Stühle gefesselt und mit Wasser abgespritzt werden, in der Pole-Dance-Stangen im Aufenthaltsraum stehen und und und.
Es wäre ja ein Meilenstein für die Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft, wenn die Truppe oder der DBwV genau darin den Kern des Problems sehen würde, und nicht den Rechtsstaat in Gefahr schrieben und schrien angesichts der Umstände einiger Personalwechsel.
klabautermann | 23. Juni 2017 – 13:59:
“ … Können wir also bitte diesen populistischen Unsinn mit der „Vertrauensbrecherin UvdL“ nun endlich lassen ?“
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie und der JPG mit Ihren Einschätzungen wie auch der darauf basierenden Forderung ziemlich alleine dastehen. Und zwar nicht nur hier im Blog, sondern auch bei den Soldaten und ehem. Soldaten der Bw (Dass Sie und der JPG auch mal Uniformträger waren, ist mir bekannt).
Ich glaube, dass Sie beide viele Standpunkte lediglich deshalb ablehnen oder in’s lächerliche ziehen, weil Sie sie schlichtweg nicht verstehen – heißt nachvollziehen können. Sie haben einen anderen Wertekanon und damit einhergehend auch in der Kommunikation zumindest mit mir einen nicht kompatiblen Zeichenvorrat. Das ist aber nichts ungewöhnliches. Ich habe es in meiner aktiven Dienstzeit oft erlebt, dass die Soldaten des Heeres, die Männer der Marine und die Herren der Luftwaffe aneinander vorbei geredet haben. Dies geschah aber meiner Erinnerung nach nie mit der hier im Blog an den Tag gelegten Herablassung und Überheblichkeit gegenüber den Soldaten des Heeres.
Hans Schommer
Wir hatten jetzt schon mehrmals festgestellt, dass derlei Verallgemeinerungen nicht zielführend sind. Schön für Sie, wenn Sie anderer Meinung sind, aber werten Sie andere Ansichten dabei bitte nicht ab.
Die große Mehrheit des Wahlvolkes interssiert sich einen feuchten Kehrricht für die internen Querelen innerhalb einer Institution. Dies wissen wir aus mehreren Umfragen NACH dem Fall Franco A. und aus vergleichbaren Fällen, z.B. bei einigen Landespolizeien.
JPG | 23. Juni 2017 – 14:34
“ … Es wäre ja ein Meilenstein für die Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft, wenn … “
Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft? Ich fass es nicht! Was ist das denn nun wieder für eine Geschichte? Wo hat denn DEU einen Nach- oder Aufholbedarf bei der Integration der Bw in die Gesellschaft? Was wollen Sie denn damit herbeireden?
Hans Schommer
@JPG
Haben sie die Rede gelesen? Tun Sie es bitte, gerne auch mehrmals und sie werden erkennen, dass Wüstner den Kern sauber herausgearbeitet hat. Ruhige, besonnene Kommunikation und Handlung.
(…) Wenn die mediale Berichterstattung sich dann im Nachhinein als teilweise falsch oder zumindest undifferenziert herausstellt, warum erfolgt dann keine Sprechererklärung, keine Richtigstellung, kein Gespräch, keine Einordnung? „Was sollen wir glauben, weitergeben oder erklären?“, fragen sich Vorgesetzte auf allen Ebenen. „Gibt es wirklich ein Muster des Wegsehens in der Truppe oder nicht eher einen Mangel an Kommunikation? (…)
Warum wird immer wieder den Soldaten welche fairen Umgang fordern unterstellt, dass sie strafrechtlich oder disziplinarwürdige Vorgänge nicht verfolgt/bestraft haben wollen.
Keiner redet der Strafvereitelung das Wort. Aber das ist das Muster der Berater von UvdL alles mit allem zu vermischen und dann Begründungen fürs eigene Handeln zu erzeugen.
Die meisten Kritiker werfen der Ministerin keinen pauschalen Vertrauensbruch zu, sondern fordern, dass sie ihren eigenen Worten (zB auch jenen welche sie vor Wüster beim Empfang sprach) gerecht wird und mit Ruhe und Gelassenheit ohne Vorverurteilung die Vorgänge abarbeiten lässt.
Ich ahne irgendwie eine Verschlechterung der Kommentarsitten in diesem Thread. Wäre doch schade, wenn ich ihn auf moderiert schalten müsste, bevor ich am Freitagnachmittag ins Wochenende gehe…
Hans Schommer | 23. Juni 2017 – 14:58
klabautermann | 23. Juni 2017 – 13:59:
“ … Können wir also bitte diesen populistischen Unsinn mit der „Vertrauensbrecherin UvdL“ nun endlich lassen ?“
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie und der JPG mit Ihren Einschätzungen wie auch der darauf basierenden Forderung ziemlich alleine dastehen. Und zwar nicht nur hier im Blog, sondern auch bei den Soldaten und ehem. Soldaten der Bw (Dass Sie und der JPG auch mal Uniformträger waren, ist mir bekannt).
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+ noch einer, nun sind wir schon mindestens drei.
PS: woll, haben jedient. Definitiv nicht nur als „Uniformträger“.
Wir sind mindestens zu viert ….
@klabautermann
Hier geht es nicht um Beschwer, hier geht es schlicht und einfach um Vertrauen. Entweder man hat es oder man hat es nicht. KTzG hatte bei vielen Offizieren „verschissen“ mit der Aussetzung der Wehrpflicht und dem Spardiltat. Bei den Feldwebeln und Mannschaften, zumindest in der Infanterie genoss er jedoch vollstes Vertrauen aufgrund dem einer einfachen Maßnahme, er hat die Situation der Soldaten in Afghanistan so beschrieben wie sie war.
Die anderen Minister wurden zumindest von großen Teilen des Offizierkorps, begründet durch das kritische zu Grabe tragen der Streitkräfte, sehr kritisch gesehen. Bei den unteren Rängen war man Ihnen aber sehr indifferent gegenübergestanden.
VdL dagegen hat mir der Einführung der SAZV bei den Mannschaften und jungen Dienstgraden (die haben nun erhebliche finanzielle Einbußen + der Dienst ist deutlich „langweiliger“ geworden) schon eine sehr schwache Stellung gehabt. Nun hat Sie mit Pfullendorf und der Säuberungsaktion gezeigt, dass Sie Ihr im Zweifelsfall das eigene Wohl über dem Ihrer Soldaten steht und damit auch das „einfache“ Volk gegen sich aufgebracht. Große Teile des Offzcorps und Uffzkorps sind durch jahrelanges Ignorieren des dynamischen Verfügbarkeitsmanagemens und des Ignorierens der Führungshindernisse (Trennung Unterkunft und Dienstort,…) von Ihr entfremdet worden, die pauschale Kritik und die halbherzige Erklärung danach haben den Rest gegeben.
Soldaten sind einfach, im Zweifelsfall wollen sie in Ruhe ihren Dienst verrichten, der Pilot will Fliegen, der Seemann zur See fahren und der Infanterist Türen eintreten. Wenn ihm dies verwehrt wird, dann ist der Soldat unglücklich, wenn seine Kritik nicht vernommen und sein „Unglück“ ignoriert wird und er statt dessen pauschal verurteilt wird (bewusste Überspitzung) dann verliert er das Vertrauen in seine Führung.
@ Zimdarsen | 23. Juni 2017 – 15:15
1+
@ Wolfgang | 23. Juni 2017 – 7:08
Vielleicht geht es um die Verwaltungsermittlungen gegen den Amtschef und Rechtsberater im Zuge der Bearbeitung der ersten Masterarbeit von Franco A?
@Rekom | 23. Juni 2017 – 17:11
„Vielleicht geht es um die Verwaltungsermittlungen gegen den Amtschef und Rechtsberater im Zuge der Bearbeitung der ersten Masterarbeit von Franco A?“
Das vermute ich auch.
Allerdings sind es ja keine Verwaltungsermittlungen mehr. In der Zwischenzeit sind es doch wohl offizielle Disziplinarverfahren.
Wobei nach allem was man hört die Chancen der IBuK hier das gewünschte Ergebnis zu erhalten wohl eher gering sind.
Ich habe noch einmal in das Handbuch für Innere Führung von 1957 geschaut. Dort heißt es: „Vertrauen erhält, wer beherrscht und maßvoll bleibt, Gerechtigkeit und Geduld übt und in rechter Weise für die Truppe sorgt.“
Das Vertrauensverhältnis zwischen von der Leyen und der Bundeswehr sei „irreparabel gestört“, sagen „Vertraute der Kanzlerin“. Deshalb „überlege die Kanzlerin“, von der Leyen nach der Bundestagswahl zu ersetzen.
Kritik gegenüber von der Leyen kommt nicht nur aus den Reihen der SPD. Auch Unions-intern nimmt der Unmut stetig zu. Hinzu kommt, dass die Ministerin in ihrer Dissertation nachweislich plagiiert hat (Spiegel).
Damit hat sie alles Vertrauen verspielt. Es ist daher politisch unverantwortbar, sie weiterhin als „Inhaberin der Befehls-und Kommandogewalt“ im Amt zu lassen. Sie sollte so viel „Haltung“ besitzen, von ihrem Amt zurückzutreten.
@Koffer
Bei dem Rechtsverständnis, welches meiner Erfahrung nach im BMVg gelebt wird, gilt das ohnehin nicht nur für diesen Fall. Allerdings trifft dieses Problem eben nicht nur die Ministerin selbst… sondern auch ihre Staatssekretäre und die höchste militärische Führung (zum Beispiel den Kollegen Wieker). Das hat das BMVg allerdings noch nie daran gehindert es nicht mindestens zu versuchen…
Interessant, was man so alles hört…
War nicht einer der Kritikpunkte an der Ministerin / dem Bmvg das vorzeitige Öffentlich machen von Ermittlungen.
Unterliegen disziplinäre Ermittlungen nicht auch der Vertraulichkeit?
Gilt aber wohl anscheinend nicht für Blogger bei Augengeradeaus.
„Chapeau“ vor dem Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes. Er hat die Dinge „umfeldgrecht“ formuliert, die in zum Teil sehr drastischen Worten im Kameradenkreis diskutiert werden. Vertrauen kann man nicht messen – wie zum Beispiel Weitsprung. Aber man merkt sofort, wenn es beschädigt ist. Ansonsten ist ja bereits (fast) alles von (fast) allen hier gesagt.
Mindestens zu fünft- und ich diene seit über 20 Jahren und ein Ende ist nicht in Sicht!
Ich habe Wüstner als einen sehr sachlichen, besonnenen und sehr wirkungsvollen Lobbyisten erlebt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat er wohltuender Weise darauf verzichtet, in den Medien als so eine Art „Quasi-GI“ aufzutreten, der sich zu wirklich allem äußert.
Ich gehe davon aus, dass verbandsintern so viel Druck auf dem Kessel war, dass er nun noch einmal nach legen musste- ich finde, er hat das gemeistert. Dass die Stimmung auf der Veranstaltung kippte, habe ich auch gehört (war selbst leider im Urlaub).
Meine inhaltliche Meinung kennt inzwischen ja jeder: mich interessiert jetzt viel mehr, wie man aus der Misere rauskommt.
Ich kann daher immernoch nicht verstehen, warum die Generalität unentwegt aufgefordert wird, sich öffentlich zu äußern. Einer der Kernvorwürfe an die Ministerin ist doch, dass sie zu schnell Öffentlichkeit herstellte. Soll hier dann Gleiches mit Gleichem vergolten werden?Keiner von uns hier weiß doch, ob sich die Ebene B 9+ nicht im kleinen Kreis tatsächlich artikuliert. Warum also bitte dieser Ruf nach Öffentlichkeit?
Und – was würde sich dadurch für die BM’in ändern? Wenn sie öffentlich kritisiert würde und es zuließe (was die wenigsten Truppenführer durchgehen ließen), würde das den Vertrauensverlust ausgleichen? Kann ich mir nicht vorstellen….
Also: wieder die Frage: was müsste sie tun? nachdem nun offenkundig mehrere Wochen interne Runden auf verschiedenen Ebenen keine Satisfaktion gebracht haben?
@Politikverdruss
So ist es und wer glaubt Arnold reitet ein totes Pferd, sollte sich mal in der CDU/CSU Fraktion umhören.
Dass ihre Medienprofis so dermaßen versagen ist erschreckend und leider nicht nur fachlich.
Auf die Gefahr hin, dass ich hier einen einsame Einzelmeinung vertrete: Auch ich war bei dem Empfang dabei und fand die Einlassung von Herrn Wüstner absolut unangemessen. Hier ging es rein um Walhkampfpolemik. Bei aller berechtigter Kritik an der Vorgehensweise der BM´in: Sie hatte in Ihrer Rede auch Fehler eingestanden (was ja schon mal ein Anfang ist). Dann kam Wüstner und haut thermonuklear drauf. Sorry. Nicht mein Verständnis eines geschickten Agierens. Hier wurde meiner Meinung nach die Bundeswehr beschädigt. Ich war kurz davor aus dem DBWV auszutreten, wollte aber dann die gute Arbeit der anderen DBWV´ler nicht an Herrn Wüstner messen.
Wie gesagt, wahrscheinlich stehe ich hier einsam mit dieser Meinung da.
Gridphoenix
@Harry
„Also: wieder die Frage: was müsste sie tun? nachdem nun offenkundig mehrere Wochen interne Runden auf verschiedenen Ebenen keine Satisfaktion gebracht haben?“
Es steht in der Rede von A.W. und die Ministerin hat es in vielen Runden gesagt bekommen. In den Runden versteht sie es und dann lässt sie sich von ihren Höflingen beraten und reißt mit wenigen Worten alles wieder ein.
Nach außen, wenn es angeblich zu internen Problemen kam, sagen es dass es einen Vorgang gibt und dieser ermittelt wird, nach erhalt der Ermittlungsergebnisse, Beurteilen und dann Handeln (mit Anstand, Respekt und Fairnes). Sabere umfassende Kommunikation nach innen und dann an die Öffentlichkeit. Die Ministerin selbst spricht ständig von Fehlerkultur, doch ihre Berater fordern Schuldige und Sofortmaßnahmen gegen diese Personen, das ist das Gegenteil von gelebter Fehlerkultur und WDO.
Wer Schuldige sucht wird Fehler finden. Wir aber wollen Fehler minimieren, immer besser werden und mit unseren Kameraden/Mitmenschen respektvoll und anständig umgehen.
Siehe auch GG Artikel 1.
Sorry- verdrückt auf dem Smartphone.
Also nochmal: interessanter Artikel auf Welt online heute morgen “ Merkels beste Frau als Zielscheibe“. Auch wenn ich nicht alle Inhalte des Artikels teile, glaube ich auch, dass diese ganze Debatte jetzt im Wahlkampf dazu instrumentalisiert wird, Parteipolitik zu betreiben (nicht wirklich überraschend), aber wir als Bundeswehr uns ggf. einen Bärendienst erweisen, in diesen Chor mit einzustimmen. Ich für meinen Teil hätte gerne bewaffnete Drohnen…. Ich für meinen Teil behalte lieber eine Ministerin vdL als eine Ministerin Nahles. Und wenn ein Herr Kahrs plötzlich um die Ecke käme, wäre das bestimmt kein Lichtblick in sach- und aufgabengerechter Ressortpolitik.
@Harry
„Also: wieder die Frage: was müsste sie tun? nachdem nun offenkundig mehrere Wochen interne Runden auf verschiedenen Ebenen keine Satisfaktion gebracht haben?“
Im Gegensatz zu anderen Kritikern, sagt der Bundesvorsitzende in seiner Rede gab klar was zu tun ist und der Verband hat dies oft genug in seinem Magazin erläutert.
@Voodoo | 23. Juni 2017 – 15:02
„Wir hatten jetzt schon mehrmals festgestellt, dass derlei Verallgemeinerungen nicht zielführend sind. Schön für Sie, wenn Sie anderer Meinung sind, aber werten Sie andere Ansichten dabei bitte nicht ab.“
Sie haben Recht was die Verallgemeinerungen betrifft. Ich formuliere es mal anders: Diejenigen, die sich jetzt (nach öffentlicher Einordnung des Pauschalkritik und mehreren Gesprächsrunden) noch nachhaltig beschwert fühlen, haben wohl aus Sicht der Ministerin genau die problematische Haltung, von der sie sprach.
Was die vermeintliche Abwertung anderer Ansichten betrifft: Ich finde es sehr wichtig und wertvoll, dass jeder seine Meinung sagen kann. Daraus ergibt sich noch nicht, dass verschiedene Meinungen gleich viel wert seien. Beliebigkeit und Werterelativismus sind nicht meins – sonst könnte sich jeder hier das Posten sparen!
Zimdarsen | 23. Juni 2017 – 15:15
„Haben sie die Rede gelesen? Tun Sie es bitte, gerne auch mehrmals und sie werden erkennen, dass Wüstner den Kern sauber herausgearbeitet hat. Ruhige, besonnene Kommunikation und Handlung.“
Dem kann ich nicht folgen! Interessant ist gerade der von Ihnen zitierte Absatz der Rede und die Sätze davor:
„Im Weiteren wurde in anderen Medien bezüglich des Falls Franco A. von fehlender Sorgfalt oder Begünstigungsabsicht gesprochen. Ein böser Kommentar lautete sinngemäß: womöglich aufgrund vergleichbarer Geisteshaltung.
Können Sie sich vorstellen, was derartige Aussagen in der Dienststelle, am Standort, in der Familie, bei Freunden und Bekannten und erst recht beim Betroffenen selbst auslösen?“
Rhetorisch geschickt baut Wüstner hier mit dem Vorgang eines OLt, dem u.a. vorgeworfen wird einen Mordanschlag auf den Bundespräsidenten geplant zu haben, eine sehr sehr hohe emotionale Fallhöhe auf, um dann verzugslos auf Angriff zu schalten:
„Wenn die mediale Berichterstattung sich dann im Nachhinein als teilweise falsch oder zumindest undifferenziert herausstellt, warum erfolgt dann keine Sprechererklärung, keine Richtigstellung, kein Gespräch, keine Einordnung?“
Die Frage muss erlaubt sein: wo hat denn die mediale Berichterstattung in dem von Wüstner angeführten Fall Franco A. sich bis jetzt als „teilweise falsch oder zumindest undifferenziert“ erwiesen?
Teilweise falsch oder zumindest undifferenziert haben sich die Vorwürfe sexuell motivierter Handlungen in Pfullendorf herausgestellt, und die geforderte Einordnung gab es durch das BMVg in der BPK sogleich, als die Staatsanwaltschaft bekannt gab kein Ermittlungsverfahren zu eröffnen.
„Aber das ist das Muster der Berater von UvdL alles mit allem zu vermischen und dann Begründungen fürs eigene Handeln zu erzeugen.“ – wird dann wohl zum Eigentor…
„Ruhige, besonnene Kommunikation und Handlung“ geht nach meinem Dafürhalten anders!
@Wa-Ge | 23. Juni 2017 – 15:50
„Soldaten sind einfach, im Zweifelsfall wollen sie in Ruhe ihren Dienst verrichten, der Pilot will Fliegen, der Seemann zur See fahren und der Infanterist Türen eintreten.“
Mag alles sein, aber es gibt halt gute politische, historische, juristische und ethische Gründe, weshalb der Dienstherr an den Soldaten als Staatsbürger in Uniform höhere Ansprüche stellt, als nur sein Handwerk erfüllen zu wollen! Wem diese Anforderungen ein unerfüllbares Mühsal darstellen, der kann der Lufthansa, der Handelsmarine oder dem nächstbesten Schlüsseldienst seine Arbeitskraft anbieten!
@Klabautermann
§ 0 kommt aber vor 1 und 2
@Georg
das mit dem Vertrauensverlust etc. kann ich nur sowas von unterschreiben.
@Harry | 24. Juni 2017 – 0:07
„Ich gehe davon aus, dass verbandsintern so viel Druck auf dem Kessel war, dass er nun noch einmal nach legen musste-“
Vielleicht WOLLTE er sich ja auch äußern?! Vielleicht war es ihm ja auch ein EIGENES Anliegen sich vor Kameraden und vor die Bundeswehr zu stellen?!
„Ich kann daher immernoch nicht verstehen, warum die Generalität unentwegt aufgefordert wird, sich öffentlich zu äußern.“
Weil es nun einmal die Generalität ist, die dem deutschen Volke als DIE Fachleute und gleichzeitig als Führungskräfte dient.
Wir Soldaten dienen in allererster Linie der Bundesrepublik Deutschland. Die politisch und rechtlich zwar uns gegenüber durch die IBuK vertreten wird und der wir zum Gehorsamen und zur Loyalität verpflichtet sind, aber das ändert ja nichts daran, dass unser eigentliches Treueverhältnis nicht mit der Person des IBuK besteht, sondern mit dem Staats und der Gesellschaft.
Wenn eine hohe Führungskraft also nur intern berät und damit die Öffentlichkeit uninformiert und sachlich unberaten lässt, dann erfüllt diese Führungskraft meiner Meinung nach ihren Auftrag nur teilweise.
Natürlich muss eine solche Beratung und Information der Öffentlichkeit sachlich erfolgen und muss auch im Rahmen der eigenen Zuständigkeit liegen (nicht jeder Brigadegeneral kann und sollte zu jeder Frage beraten und informieren), aber der Fakt, dass sich überhaupt nicht geäußert wird, schießt m.E.n. weit über das Ziel hinaus.
Ich fordere dieses andere Berufsverständnis von der Generalität übrigens nicht nur in der aktuellen Frage, sondern grundsätzlich und übergreifend in sicherheits- und militärpolitischen Fragen.
„Einer der Kernvorwürfe an die Ministerin ist doch, dass sie zu schnell Öffentlichkeit herstellte. Soll hier dann Gleiches mit Gleichem vergolten werden?“
Nein, davon würde ich abraten! Wir als Soldaten sollten hier mit Vorbild vorangehen und uns nicht auf das Niveau einer vdL begeben! Wir sollten kritisch, aber SACHLICH beraten und informieren.
@JPG | 24. Juni 2017 – 13:16
„Mag alles sein, aber es gibt halt gute politische, historische, juristische und ethische Gründe, weshalb der Dienstherr an den Soldaten als Staatsbürger in Uniform höhere Ansprüche stellt, als nur sein Handwerk erfüllen zu wollen! “
Dem stimme ich zu.
Aber es gibt auch gute politische, historische, juristische und ethische Gründe warum der Dienstherr deswegen einerseits mit Soldaten angemessen umgehen muss und ihnen andererseits auch das notwendige Handwerkszeug (Material, Personal, Ausbildungsmöglichkeiten, rechtliches Umfeld etc. etc.) zur Verfügung stellen muss.
Wie so oft gibt es unterschiedliche Auffassungen und das ist gut so. Ich teile die Auffassung von Wüstner uneingeschränkt. Was er vortrug, trifft zu 100% zu bzw. Ist die Wahrnehmumg der Truppe. Ich hoffte, dass nun einige im BMVg wach werden und nachdenken. Allerdings hörte ich von einem Jahrgangskameraden, dass Mittel und Wege gesucht werden, um gegen Ihn/DBwV vorzugehen. Schade, scheinbar hat man im Elfenbeiturm immer noch nicht den Ernst der Lage erkannt. Gut, wir alle sind Soldaten und dienen Deutschland, aber das Vertrauen in die Ministerin (begann schon mit Compliance) ist dahin. Die „Skandale sind auch bei uns Thema, selbst wenn mein Verband nicht unmittelbar betroffen ist. Die Presseberichterstattung führt zu Unruhe, sei es zu Pfullendorf, Illkirch, Sondershausen etc.. Im Offizier- und Unteroffizierkorps, selbst bei den älteren Manschaftsdienstgraden wird darüber geredet. In jeder Kompanie gibt es eine überregionale Zeitung (FAZ/WELT), einmal Boulevard (BILD) und einmal das Lokalblatt. In den Betreuungseinrichtungen liegt der Spiegel o.Ä.. Wenn wir also bspw. im letzten Spiegel zur Bw lesen, wie schlimm es angeblich um Sondershausen oder Pfullendorf stehen soll, dann löst das Diskussionen aus. Auf dem Dienstweg bekommt man keine Information, selbst unser Brigadekommandeur, den wir sehr schätzen, sucht nach Informationen, leider ohne Erfolg. Also rufen wir in den Standorten an, in dieser kleinen Bundeswehr kennt mittlerweile jeder jeden. Dort bekommt man dann die Aussage, dass der letzte Artikel im Spiegel zu den Vorfällen am StO nicht den Tatsachen entspricht. Wenn dem so ist, was ich glaube, warum gibt es dann keine klarstellende Information auf dem Diestweg? Warum lässt man zu, dass das Bild der Bundeswehr so verzerrt wird oder suggeriert, dass wir als Hort Verrückter dargestellt werden? Der Zeit-Artikel „Auf die harte Tour“ passt dann auch noch ins Bild: die Truppe beschwichtigt? Brutale Aufnahmerituale? Leitbild aus der Schlammzone? Was erzählt man da den Hauptstadt-Journalisten? Weshalb lässt man solche Pauschalisierungen zu? Mir ist klar, dass niemand Medien steuern kann, aber auffällig ist das „Narrativ“ (wie es im BMVg wohl immer genannt wird) schon. Deswegen stimme ich einem Kommentator hier zu: die Bw und Wüstner werden gegen den medialen Motor der Ministerin verlieren. „Der Geist der Bundeswehr hat Schaden genommen“, sagt Wüstner. Stimmt auch!
Jetzt wird teilweise von der schwachen Generalität gesprochen. Das ist mir zu pauschal, denn unser Brigadekommandeur und selbst der Divisionskommandeur sind hoch anerkannt und bekennen auch Farbe oder sagen, was Sie nicht wissen und in zuvor benannten Fällen slebst nicht einordnen können. Wenn wir aber Staatsbürger in Uniform sein sollen und wollen, müssen wir all das in den Medien erschienene einordnen können. Warum gibt es keine differenzierende Truppeninformation zu den Vorfällen. Worauf begründete die Ministerin ihre harten Aussagen tatsächlich? Was hat gerechtfertigt, dass Sie seit Ende Januar mehrmals in der Öffentlichkeit so schockierend über „die“ Bundeswehr sprach? Vor 20 Jahren mag das niemand mitbekommen haben, aber im Zeitalter von google news, Blogs, Spiegel online etc. ist solch Führung nicht ansatzweise ausreichend. Ich war bei einer der Führungskräftezusammenziehungen, lasse jetzt mal außen vor, ob sich die Fahrt quer durch Deutschland für ein kurzes Zusammenkommen tatsächlich gelohnt hat. Im Nachhinein, zumindest was ich nun aus der Presse vernommen habe, fühle ich mich veralbert. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie dramatisch vdL die Vorfälle in Pfullendorf etc. beschrieben hatte. Es fielen Sätze, die eindeutig auf Straftaten schließen ließen. Und was ist nun übrig geblieben? O.K., es laufen noch Ermittlungen, bin gespannt, wie das Ergebnis ausfällt. Momentan höre ich von Disziplinarmaßnahmen, die woanders auch von Zeit zu Zeit vollstreckt werden (positiv wie negativ). Und? Das war alles? Der GI sprach von einem Muster des Wegsehens in der Bw. Für unseren Verband verwehre ich mich gegen solch eine Feststellung! Wo ist der GI Brief, der das einordnet? War der letzte oder vorletzte nicht der LHD-GI-Brief? Ich verstehe es nicht und auch meine Vorgesetzten verstehen das alles nicht.
Das Hochziehen von Verdachtsfällen über neue Meldeketten, neue Ansprechstellen, Compliance und Co. stärkt nicht Vertrauen, sondern fördert eine Misstrauenskultur, wie es der Wehrbeauftragte einmal zurecht in einem Interview äußerte. VdL weicht von diesem Kurs nicht ab und lässt nach all dem was ich bewerten kann, die Medien weiterhin so bedienen, dass Sie selbst das Bild der Reformerin untermauern kann – auf Kosten der Truppe. Da ein „Bedauern“ (eine Entschuldigung war es nicht) nur dann ernst genommen werden kann, wenn auch eine Verhaltensänderung erkennbar wird, ist ein Zurückgewinnen von Vertrauen schwer. Denn eine Verhaltensänderung der Ministerin erkenne ich nicht. Und genau deshalb war der „Weckruf“, wie es von jemandem hier genannt wurde, richtig. Auch wenn er vermutlich nichts gebracht hat. Wüstner, dem dieser Auftritt sicher keine Freude bereitet hat, hat das getan, was die „Verbandsgemeinde“ von ihm erwartet hat. Auch ich hatte ihm dazu geschrieben und aufgefordert, klarer in der Sprache ggü. vdL zu werden. Ob das richtig oder falsch war, oder ob man es hätte anders machen können, im Nachhinein ist man vielleicht schlauer. Für mich hat er das, was viele nicht haben: Haltung! Und das habe ich bei ihm schon im Einsatz geschätzt. A propos, wie hätte vdL wohl im Fall Luftschlag von Kundus reagiert hat? Lassen wir dahingestellt. Abschließend: kann man unterschiedliche Auffassung sein, das ist gut. Meine haben Sie – erstmalig – gelesen. @ T.W.: Danke für das blog :-)
Je länger ich darüber nachdenke, desto besser finde ich die Rede, Zeitpunkt und Ort. Und ehrlich gesagt, so dramatisch finde ich die Rede inhaltlich wirklich nicht. Aber der Hausherr hat es treffend beschrieben. Der Bundesvorsitzende des DBwV hat alle kalt erwischt. Ganz klar wurden auch die adressiert, die stets von Parlamentsarmee sprechen. Die Parlamentarier, gewählte Vertreter des Volkes. Und er hat es so gemacht, dass es am nächsten oder übernächsten Tag NICHT breit in den Medien stand. Weil er eben die Bw nicht, wie hier geschrieben wurde, weiter in der Öffentlichkeit beschädigen wollte. Dafür sorgt das BMVg leider alleine. Ich finde es mehr als traurig, dass die Führungskräfte im BMVg, die vielleicht auch mal in der Truppe, oder als Rechtsberater etc. tätig waren, nicht nachvollziehen können, dass der Führungs- und Kommunikationsstil der aktuellen Leitung zumindest zu hinterfragen sind. Und was das Durchstechen von Informationen betrifft, bin ich dankbar, dass im aktuellen SPIEGEL auf den Fall Köster und Pfullendorf eingegangen wird: „…(Köster) abberufen. Dabei hatte Köster mit dem Fall nichts zu tun. Zunächst STREUTE DAS MINISTERIUM, dieser sei Beschwerden wegen sexuellen Mobbings oder brutaler Ausbildungsinhalte zu zögerlich nachgegangen…“ !!! Das wurde damals bei AG schon diskutiert, einige sprachen von ehrabschneidender Kommunikation des BMVg, andere sahen solch ein Verhalten als unproblematisch. Kann man ja, da nicht selbst betroffen, oder? Aber dann wieder in Vorlagen von „dem Menschen verpflichtet“ schreiben. Ich bleibe dabei, für mich wird weitestgehend der falsche Skandal beschrieben und so hoffe ich, dass die Damen und Herren Journalisten im Sommer einmal einen richtigen Summenstrich ziehen, und erkennen, was da seit einigen Monaten tatsächlich gespielt wird. Zum „Bedauern“ der Ministerin sage ich: ohne Verhaltensänderung ist dieses Bedauern nichts wert. Und wie wir vor einer Woche erkannt haben, Stichwort SPIEGEL und BamS, wird sich nichts verändern. So läuft Politik, so laufen mediale Mechanismen und so kommt es zu immer mehr Politikverdrossenheit, leider. Schönen Samstag :-)
@ JPG
Zitat: „@Wa-Ge | 23. Juni 2017 – 15:50
„Soldaten sind einfach, im Zweifelsfall wollen sie in Ruhe ihren Dienst verrichten, der Pilot will Fliegen, der Seemann zur See fahren und der Infanterist Türen eintreten.“
Mag alles sein, aber es gibt halt gute politische, historische, juristische und ethische Gründe, weshalb der Dienstherr an den Soldaten als Staatsbürger in Uniform höhere Ansprüche stellt, als nur sein Handwerk erfüllen zu wollen! Wem diese Anforderungen ein unerfüllbares Mühsal darstellen, der kann der Lufthansa, der Handelsmarine oder dem nächstbesten Schlüsseldienst seine Arbeitskraft anbieten!“
Hier machen Sie sich es zu einfach.
@ Wa-Ge hat in der Beurteilung der Motivation von der großen Mehrheit der Soldaten recht. Das hat nichts damit zu tun, dass sich diese Soldaten nicht für Politik interessieren würden. Für sie gibt es einen Wertekanon, der freiheitlich demokratischen Grundordnung, den man auch nicht jeden Tag hinterfragen muss und darauf aufbauend erfüllen sie ihren fachlichen Dienst. Deshalb beteiligen sich an diesem Blog auch nicht ca. 170 000 Bw-Soldaten sondern eine geschätzt dreistellige Zahl an Bw-Soldaten.
Außerdem ist das Zitat von @ Wa-Ge etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Der komplette Absatz lautet ja :
Zitat @ Wa-Ge vom 23.Juni 2017 15:55 Uhr:
„Soldaten sind einfach, im Zweifelsfall wollen sie in Ruhe ihren Dienst verrichten, der Pilot will Fliegen, der Seemann zur See fahren und der Infanterist Türen eintreten.
Wenn ihm dies verwehrt wird, dann ist der Soldat unglücklich, wenn seine Kritik nicht vernommen und sein „Unglück“ ignoriert wird und er statt dessen pauschal verurteilt wird (bewusste Überspitzung) dann verliert er das Vertrauen in seine Führung.“
Das heißt in diesem Absatz steckte schon sehr viel mehr drin. Da wird latent das „gegenseitige Treueverhältnis“ zwischen Soldat und Dienstherrn angesprochen, seine Kritikfähigkeit und die Kritikfähigkeit des Dienstherrn, wo oft die Kritik unerhört abprallt oder arrogant von oben abgekanzelt wird.
Gerade weil der Dienstherr an die Bw-Soldaten als Staatsbürger in Uniform höhere Ansprüche stellt als an Söldner (oder bezahlte ÖPP-Auftragnehmer) muss er im Gegenzug auf die Kritik von Soldaten auch reagieren und sich mit der Kritik umfassend konstruktiv auseinandersetzen.
Dies scheint mir hier noch nicht geschehen zu sein. Deshalb war der Weckruf von Andre Wüstner richtig. Was jetzt kommen muss, bedarf einer selbstkritischen Reflexion seitens der Ministerin und ihrer Berater über ihre Kommunikation in die Öffentlichkeit in Relation zu den tatsächlichen Vorkommnissen nach Schwere und Umfang der Vergehen zu der erzeugten Bugwelle und Generalanschuldigungen.
Es könnte so einfach sein, siehe mein Beitrag über die Reaktion des Wehrbeauftragten:
http://augengeradeaus.net/2017/06/bundeswehr-verband-leyen/comment-page-2/#comment-272476