Bundeswehrverband übt harte Kritik an von der Leyen: „Brandbeschleuniger für Vertrauensverlust“
In diesen letzten Sitzungswochen des Bundestages vor der Sommerpause (und damit auch vor der Bundestagswahl) ballen sich im politischen Berlin die Sommerfeste und Empfänge. In der Regel mit mehr oder weniger guten Reden und vielen Grußworten. Deshalb waren am (gestrigen) Mittwochabend wohl auch die Gäste beim Jahresempfang des Wehrbeauftragten im Reichstag auf das übliche Programm eingestellt: Begrüßung vom Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels, Rede von Bundestagspräsident Norbert Lammert, Grußwort von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Dann, als letztes vor dem Büffet, eine Rede des Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Oberstleutnant André Wüstner.
Und Wüstner erwischte dann alle kalt. Das war keines der üblichen Empfangs-Grußworte, das war eine deutliche Abrechnung mit dem Verhalten von Ministerin, Ministerium und Bundeswehr-Spitze in den vergangenen Wochen. Vertrauenskrise, falsche Kommunikationsstrategie, mangelhafter Umgang mit gefeuerten Offizieren – das waren so die Stichworte.
Weil niemand damit gerechnet hatte, hatte auch (von den Journalisten jedenfalls) niemand daran gedacht, die Reden mitzuschneiden – wozu auch bei einem der üblichen Empfänge. Und so detailliert mitgeschrieben, dass man Wüstner so korrekt wie möglich wiedergeben könnte, hatte auch keiner – oder erst zu spät. Und Wüstner hatte, so sagte er mir anschließend, kein ausgearbeitetes Redemanuskript. Sondern nur einen Zettel mit Stichworten.
Allerdings: Nachdem die Journalisten dann beim DBwV-Vorsitzenden Schlange standen und um die Rede baten, haben Wüstner und der Verband am Donnerstag nachgeliefert. Der – anhand der Stichworte entstandene, aber nicht komplett wortgleiche – Text steht auf der Seite des Verbandes, (zusammen mit einem einordnenden Text); zur Erleichterung der Debatte dokumentiere ich ihn hier auch:
Nun liegt es an mir, etwas zur Inneren Lage aus Sicht des Deutschen BundeswehrVerbandes (als institutionalisierter Staatsbürger in Uniform) zu sagen.
Ich habe erst heute wieder mit vielen Mandatsträgern unseres Verbandes gesprochen. Niemand spürt die interne Spannung, den Druck aus der gesamten Hierarchie, von Aktiven wie Ehemaligen, deutlicher als wir. Ja, die Bundeswehr befindet sich in einer Vertrauenskrise, auch verursacht durch unzählige Einschnitte seit 1990 bei gleichzeitig zunehmenden Aufgaben und den damit verbundenen Belastungen. Der Geist der Truppe hat dabei Schaden genommen. Und was die Auftragserfüllung trotz schwierigster Rahmenbedingungen betrifft – der Geist ist das „center of gravity“!
Schaden genommen hat dabei leider auch die politische und militärische Führung. Und nicht zu vergessen: Das gilt auch für die Bundeswehr als Ganzes durch eine teils undifferenzierte Berichterstattung (ggf. Einschub „öffentliche Sprengung“ / Bild „Lawine“). Der Imageschaden ist größer, als er hier in Berlin wahrgenommen wird.
Die Verfehlungen, soweit bekannt und mit Fakten unterlegt, streitet niemand ab. Und natürlich müssen entsprechende Konsequenzen folgen. Wir wissen, dass es bei rund 250.000 Menschen in der Bundeswehr täglich zu Fehlverhalten kommen kann. Die Frage ist, wie geht man damit um? Extern wie intern.
Ja, wie gehen wir eigentlich miteinander um? Das fragen sich Soldaten und Zivilbeschäftigte. Das ist seit Wochen Thema – überall (ggf. Verweis/Zitate aus Briefen) – und es hört nicht auf. Wo fängt Innere Führung an und wo hört sie auf, wenn Menschen wie Oberst Dr. Köster, Oberst Schmidt, Generalmajor Spindler oder auch Generalmajor Weisenburger und Direktor Hedrich aus den Medien erfahren, was auf sie zukommt – garniert mit keinesfalls ehrenvollen Begründungen.
Ich zitiere beispielsweise aus SPIEGEL ONLINE: Der Chef des Streitkräfteamts, Generalmajor Weisenburger, werde „seinen Posten wohl in keinem Fall behalten“ und auch sein damaliger Rechtsberater H. stehe „wegen der Affäre vor harten Zeiten.“
Im Weiteren wurde in anderen Medien bezüglich des Falls Franco A. von fehlender Sorgfalt oder Begünstigungsabsicht gesprochen. Ein böser Kommentar lautete sinngemäß: womöglich aufgrund vergleichbarer Geisteshaltung.
Können Sie sich vorstellen, was derartige Aussagen in der Dienststelle, am Standort, in der Familie, bei Freunden und Bekannten und erst recht beim Betroffenen selbst auslösen?
Wenn die mediale Berichterstattung sich dann im Nachhinein als teilweise falsch oder zumindest undifferenziert herausstellt, warum erfolgt dann keine Sprechererklärung, keine Richtigstellung, kein Gespräch, keine Einordnung? „Was sollen wir glauben, weitergeben oder erklären?“, fragen sich Vorgesetzte auf allen Ebenen. „Gibt es wirklich ein Muster des Wegsehens in der Truppe oder nicht eher einen Mangel an Kommunikation?“, fragen sich alle.
Fragen, auf die es eine Antwort geben muss, wenn Vertrauen wieder zurückgewonnen werden soll. Und übergreifend geht es um unsere Auffassung zum Rechtsstaat selbst, den wir zu verteidigen bereit sind! „Unschuldsvermutung“ sei als Stichwort genannt.
Nebenbei, weil auch das diskutiert wird: Wer möglicherweise rechtswidrig ein Verfahren einleitet, um anderen eine mängelbehaftete Ermittlung vorzuwerfen, macht sich unglaubwürdig. Dieser Hinweis sei mir gestattet.
All das, was wir momentan erleben, stärkt jedenfalls noch nicht die Führungs- und Verantwortungskultur in der Bundeswehr.
Sicherlich kann man den Traditionserlass überarbeiten, sicherlich kann die Innere Führung weiter gestärkt werden. Aber ob dazu die Wehrdisziplinarordnung (WDO) angepasst werden muss, ist fraglich – wenngleich auch ich nichts gegen mehr Transparenz und Beschleunigung einzuwenden habe.
Wenn wir das alle tun und es ernst meinen, lautet mein Appell an alle, vor allem aber an die Bundesverteidigungsministerin und an das Parlament: alles mit mehr Ruhe und Gelassenheit! Wenn der Traditionserlass angepasst werden soll, der ja nicht nur eine militärische, sondern auch eine politische und gesellschaftliche Dimension hat, müssen wir uns mehr Zeit lassen. (über die Legislaturperiode hinaus).
Wenn die Innere Führung gestärkt werden soll, und da stimme ich mit unserer Ministerin überein, müssen wir in puncto „Gutes Führen“ zuerst die Führungserschwernisse feststellen und uns fragen, wie diese behoben werden können. Stichworte sind: Verantwortungsdiffusion, Bürokratie, Mangelverwaltung, Führungsspanne, Ausbildung, Zeit etc. Und wir müssen uns bei allem, was wir tun, stets die Frage stellen, ob dies tatsächlich auch der Einsatzbereitschaft dient.
Wir müssen auch das wieder diskutieren, was Militär ausmacht und was „Soldat sein“ heute bedeutet und identitätsstiftend wirkt.
In Sachen WDO bin ich skeptisch und will auch da eine klare Brandmauer ziehen. Die Wehrdisziplinarordnung, die immerhin auch einsatztauglich sein muss, manifestiert das Führen mit Auftrag auf der jeweiligen Ebene. Das gehört mit zum Kern unserer Führungsphilosophie.
Der begonnene Prozess der Untersuchung und gegebenenfalls auch der Anpassung der WDO ist jetzt noch in der Anfangsphase, aber ich mache keinen Hehl daraus, dass ich erschrocken über das bin, was ich einer ersten Zusammenstellung entnehmen konnte. Die Disziplinarebenen 1 und 2, also der Kompaniechef oder der Kommandeur, sind die Ebenen, die definitiv am scharfen Ende des Berufs agieren. Sie tragen enorme und vor allem unmittelbare Verantwortung. Und diesen Soldaten wollen einige in Disziplinarangelegenheiten Verantwortung und damit Vertrauen entziehen? Nun gut, wir sind erst am Anfang, aber dennoch muss ich auch aus Erfahrung schon zu Beginn aufzeigen, welches Gewicht dieses Thema für das Innere Gefüge hat.
Sollte der skizzierte Weg ernsthaft beschritten werden, wäre das ein weiterer und ungeheuer effektiver Brandbeschleuniger für den aktuellen Vertrauensverlust. Das dürfen wir nicht zulassen! (ggf. Hinweis auf Bild „Moorbrand“, welcher in der
Bundeswehr gerade vonstatten geht).
Eine abschließende Bemerkung: Wir alle machen Fehler, niemand ist frei davon! Ich mache Fehler – als Bundesvorsitzender, in meiner Funktion als Arbeitgeber, als Ehemann und Vater, als Sohn, Bruder und Freund. Fehler sind nicht das Problem, die Frage ist, wie wir mit Fehlern umgehen – Stichwort „Fehlerkultur“. Da können wir alle besser werden.
Gegenseitiger Respekt in der Diskussion ist dabei das A und O. Durch etwas mehr Ruhe und Gelassenheit, einen besseren Umgang miteinander, insbesondere eine verbesserte Kommunikation, kann Vertrauen wieder wachsen und die Bundeswehr schlicht besser werden. Daran sollten wir alle arbeiten.
(Ich lasse die Kommentare erst mal offen und bitte um sachliche Debatte; ggf. schalte ich auch auf moderiert.)
(Archivbild mit guter Laune: Wüstner und von der Leyen im November 2016 – Foto Deutscher Bundeswehr-Verband)
@ T.W.: Vielen Dank für den Auszug.
Ich war gestern dabei und fand die Rede wirklich erstklassig. Auch wenn ich nur passives Mitglied bin, jetzt bin ich doppelt dankbar, dass es diesen Verband gibt. Ich finde mich in diesem Redeanteil wieder und sicherlich hat er der großen Masse aus dem Herzen gesprochen. Wenn ich ehrlich bin, ich hätte nicht erwartet, dass überhaupt jemand wagt, die aktuelle Gefühlslage offen zu äußern. Ich verspüre hier im Kdo zunehmend Verunsicherung. Allerdings auch Enttäuschung über die mediale Berichterstattung. Warum ordnete das BMVg das nicht ein? Aber, mit Wüstner wird es nun ein trauriges Ende nehmen. Wie sagte heute hier ein Oberst: „Das BMVg wird sich nun sicher ganz speziell um ihn kümmern.“ Hoffentlich bleibt er bei seiner Haltung!
In eigentlich allen Punkten kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Egal mit wem ich gesprochen habe, egal aus welcher Dienstgradgruppe und egal ob Ministerium, Kommandoebene, Ämter oder Truppe…eigentlich treffe ich trotz des bereits fortgeschrittenen zeitlichen Abstands zu den Ereignissen unverändert nur auf blankes Entsetzen über die Pauschalverurteilungen, die Art und Weise des Umganges mit „Schuldigen“ und die Rolle, die auch unser Generalinspekteur in dieser Sache spielt. Da gerät die Tatsache, dass Teile der Kritik der Ministerin sogar berechtigt sind, ohne da jetzt wieder eine Detaildiskussion starten zu wollen, völlig in den Hintergrund – Schade, aber auch kein Wunder. Wenn ich da einen Summenstrich ziehe, muss ich feststellen, dass das Verhältnis zwischen den Soldaten und Soldatinnen und unserer politischen und militärischen Führung irreparabel beschädigt ist. Zwischen mir und der Führung übrigens auch, hätte nie gedacht, dass das möglich wäre.
Wenn die aktiven Generale schweigen, dann muss/darf hier der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes zum Hauptkritiker der Verteidigungsministerin werden.
Ich frage mich nur, ob die Ministerin nicht an Revanche denkt, falls sie doch Ministerin bleiben sollte, denn die wiederholten Angriffe aus der Armee schaden ihrer Hoffnung auch nach der Wahl wieder Verteidigungsministerin werden zu können.
Vor der Wahl will die Kanzlerin keinen Ministerwechsel, keine Schwäche durch das austauschen der Ministerin haben, aber VDL hat keine Hausmacht in der CDU und dies könnte dazu führen, daß die Karriere der Ministerin mit der Wahl endet.
Ob Unschuldsvermutung, Moorbrand oder WDO, jede Kritik von Wüstner ist eine Ohrfeige für die Ministerin, weil jeder weiß, daß er ihr damit jede Führungsfähigkeit abspricht und die Ministerin für die Probleme der BW persönlich verantwortlich macht.
Nur besitzt die Ministerin keinerlei Fehlerkultur, wie das Interview in dem anderen Thread zeigt, wo ihr eine goldene Brücke von den Journalisten gebaut wurde, um das Haltungsproblem der Truppe ordentlich zurück zu nehmen oder wenigstens zu sagen, sie würde es so nicht mehr sagen, aber VDL hat nur mit Phrasen geantwortet, anstatt einen eigenen Fehler zuzugeben.
Eine gute Führung fängt oben an und daran fehlt es hier eben vollkommen!
@closius
„Ich frage mich nur, ob die Ministerin nicht an Revanche denkt, falls sie doch Ministerin bleiben sollte, denn die wiederholten Angriffe aus der Armee schaden ihrer Hoffnung auch nach der Wahl wieder Verteidigungsministerin werden zu können.“
Finde den Fehler => Angriffe aus der Armee
Sie wird nicht angegriffen aus der Armee. Viele aus der Armee haben darum gebeten sachlich zu bleiben und die Vorgänge nicht zu vermischen. Was raten ihre Berate? Sie Bild am Sonntag und Spiegel.
Der Verband will bestimmt keine neue Ministerin, er will einen IBuK der Fürsorge auch für Beschuldigte ohne abgeschlossene Verfahren, gelebte Fehlerkultur und eine Kommunikation mach innen welche der Inneren Führung gerecht wird.
Ich bin aus dem Verband ausgetreten, da ich zuletzt wirklich keinen Sinn mehr in deren Arbeit gesehen habe.
Aber vor dem Hintergrund der Sprachlosigkeit unserer Generalität muss ich doch anerkennen, dass hier an prominenter Stelle etwas gleistet wurde.
Respekt und Anerkennung, wie man so schön sagt…
Hochnotpeinliche Aktion!
Wer öffentliche Kritik von der Ministerin unangemessen fand, der kann diesem Versuch der Demontage nicht Beifall klatschen, oder gehört es neuerdings zu Soldatentugenden mit gleicher Münze heimzuzahlen?
Herr Wüstner sollte sich mal die zentrale Funktion einer Gewerkschaft vor Augen führen: ein konstruktives Betriebsklima unterstützen. Ich weiß, der DBwV ist keine Gewerkschaft, aber sollte er deshalb derart unkonstruktive Reden schwingen?
Kernaussage: Sämtliche Kritik ist/war überzogen und nicht akzeptabel. Es soll doch alles so bleiben, wie es ist; bestenfalls aber werden, wie es früher mal war.
[blockquote] Wenn die aktiven Generale schweigen, … [/blockquote] sehe ich persönlich auch das als Führungsschwäche der Generalität. Andrè Wüstner sagt das, was eigentlich andere zur Sprache bringen sollten.
Eine gute Führung fängt oben an und daran fehlt es hier eben vollkommen! Dito.
Unter dem Titel „Aufruhr in der Truppe“ gab es vor zwei Tagen in der Sendung Frontal21 einen Beitrag zur (Gemenge-)Lage „Innere Führung“. Ich hatte mir mehr erwartet, doch auch hier melden sich nur Ehemalige zu Wort, wenngleich auch General Spindler und General Kasdorf. Ich bin gespannt, was die Beschwerde von General Spindler beim Wehrbeauftragten bringt.
Er hat den Arsch in der Hose, den ich von dem einen oder anderen goldträger erwartet hätte. Erst nach sehr langer Zeit (es ist Juni fast durch) nehmen auch Inspekteure zumindest in closes sessions deutlich Stellung.
Auch das ist Haltung! Auch das ist innere Führung!
Danke, ich habe ihn mit Papieren nach vorne gehen sehen. Ich vermute, dass er sie in der angeheizten Grundstimmung nicht veröffentlichen wollte. Sein Pressemann hat es ihm heute vermutlich ausgeredet. Und den Text erkenne ich wieder. Das Bild mit der Sprengung der Lawine und der verschütteten Bundeswehr hatte er ja ausgeführt. Er traf damit wie auch dem Rest ins Schwarze. Um mich herum standen einige Generale. Selbst die waren von der Rede begeistert, so wie ich auch. Und im BMVg war es heute das Thema. Neben mir stand ein CDU MdB der zu seinem Nachbarn sagte: „Endlich mal einer, der den Mum hat das zu sagen, was alle denken. Chapeau!
@ Jochen: „Aber, mit Wüstner wird es nun ein trauriges Ende nehmen. Wie sagte heute hier ein Oberst: „Das BMVg wird sich nun sicher ganz speziell um ihn kümmern.“ Hoffentlich bleibt er bei seiner Haltung!“
So dumm sollte das BMVg nicht sein. Gut wäre, wenn dort darüber nachgedacht wird, wie man Vertrauen wieder herstellt. Sicher nicht gegen den DBwV. Aber ich bin bei Wüstner: Ruhe und Gelassenheit statt Aktionismus mit einer ordentlichen Truppeninformation über die Vorfälle. Und wenn ich die Rede in Ruhe lese: er hätte eigentlich viel brutaler sein können/dürfen/müssen.
@JPG
„Wer öffentliche Kritik von der Ministerin unangemessen fand, der kann diesem Versuch der Demontage nicht Beifall klatschen, oder gehört es neuerdings zu Soldatentugenden mit gleicher Münze heimzuzahlen?“
Wo wurde die Ministerin genannt? Wer will sie demontieren?
Eher ist das Gegenteil der Fall, es liest sich wie ein Hilferuf und Bitte um Besserung.
„Herr Wüstner sollte sich mal die zentrale Funktion einer Gewerkschaft vor Augen führen: ein konstruktives Betriebsklima unterstützen. Ich weiß, der DBwV ist keine Gewerkschaft, aber sollte er deshalb derart unkonstruktive Reden schwingen?“
Genau darum geht doch in der Rede.
„Kernaussage: Sämtliche Kritik ist/war überzogen und nicht akzeptabel. Es soll doch alles so bleiben, wie es ist; bestenfalls aber werden, wie es früher mal war.“
Wo lesen sie das heraus? Das steht da mit keinem Wort!
Aber es steht da:
„Die Verfehlungen, soweit bekannt und mit Fakten unterlegt, streitet niemand ab. Und natürlich müssen entsprechende Konsequenzen folgen. Wir wissen, dass es bei rund 250.000 Menschen in der Bundeswehr täglich zu Fehlverhalten kommen kann. Die Frage ist, wie geht man damit um? Extern wie intern.
Ja, wie gehen wir eigentlich miteinander um?“
Einfach ‚mal angemerkt:
– wie wirkt denn diese „Debatte“ auf die (deutschen) Reservisten und ihr Umfeld ?
– wie soll man denn mit alliierten Kameraden in und außer Dienst das alles erklären, wenn man keine „neuen Tabuzonen schaffen / zulassen“ will ?
– wie lange wollen wir uns – in Abwesenheit von Katastrophen und externen Gefahren – für eine konstruktive Debatte in Gelassenheit Zeit nehmen ?
Als Staatsbürger, Wähler und Steuerzahler wünsche ich mir klare Antworten !
…meine kameradschaftliche Hochachtung an den 1. Vorsitzenden Oberstleutnant Wüstner zu seiner Zivilcourage gegenüber der Politik und vor allem VDL.
Leider werden auch diese Worte nicht dazu führen, dass die von Ihren Ämtern enthobenen und entlassenen Soldaten und Zivliangehörige nicht wieder öffentliche aufgerichtet werden.
Puh, da hat Oberstlt Wüstner aber einen kommen lassen…
Ich bin hin und hergerissen, was ich davon halten soll.
Inhaltlich: 100%
Insbesondere im Punkt WDO. Wie ich schon an anderer Stelle ausgeführt habe, halte ich das für eine fatale und möglicherweise das innere Gefüge der Bundeswehr über Jahrzehnte gefährdende Überlegung.
Andererseits sprich hier ein „Gewerkschaftsvertreter“ in Uniform (ich gehe doch davon aus, dass er gestern in Uniform gesprochen hat) mit mehr als nur kritischen Worten über die IBuK. Und vor allem nicht nur in Fragen von „sozialer Bedeutung“ (dafür wäre er als Verbandsvorsitzender ja geradezu berufen), sondern über allgemeine Führungsfragen und rechtliche Fragen.
Wenn es nun der GI oder einer der Inspekteure gewesen wäre (und er danach vermutlich unverzüglich gegangen worden wäre), dann wäre ich begeistert gewesen! Aber diese haben (mal mit Ausnahme des InspLw, der sich ja sehr gut verhalten hat) eher als willfährige Vollstrecker, denn als verantwortliche Führer und Vertreter gehandelt.
Aber ein Oberstlt in Vertretung für uns alle?! Da stimmt eigentlich etwas an der Ebene nicht :(
Das wäre ja genau das gleiche als wenn ein HptGefr (weil er VP ist) für eine ganze Kompanie spricht und die taktischen Entscheidungen des KpChefs kritisiert.
Andererseits haben wir ja in den letzten Wochen gesehen, dass auf der Ebene 1-4 Sterne (gold) aktiv nicht Verantwortung gezeigt wird und für die Streitkräfte gesprochen wird. Von daher muss es vielleicht ein Oberstlt sein, der „Männermut vor Fürstenthronen“ beweist?!
Insgesamt muss ich sagen: ich bin nicht glücklich darüber WER es gesagt hat, aber ich glaube es MUSSTE von jemandem gesagt werden.
Ich persönlich empfinde es aber dennoch als unglücklich und vor allem als kein Ruhmesblatt für die Generalität (vor allem drei und vier Sterne, also die militärische Führung im engeren Sinne).
@Jochen | 22. Juni 2017 – 18:50
„Wie sagte heute hier ein Oberst: „Das BMVg wird sich nun sicher ganz speziell um ihn kümmern.“ “
Das ist eine reichlich seltsame Aussage! Was soll die IBuK machen? Brenneselarm?!
Oberstlt Wüstner ist (nach meiner Kenntnis) beurlaubt und wird derzeit nicht durch die Bundeswehr besoldet. Solange er wiedergewählt wird (und das dürfte glaube ich derzeit im Verband eher weniger umstritten sein), wird er weiter „Gewerkschaftsarbeit“ machen.
Wenn er damit aufhören will (oder muss, weil er nicht mehr wiedergewählt werden sollte), geht er zurück und macht normal als BO weiter.
Aufgrund seiner bisherigen Leistungen ist sein A15 gesichert und vermutlich würde ihm auch der Oberst nicht zu nehmen sein (LGAI etc. etc.).
Also was soll jetzt passieren?
Natürlich könnte die IBuK ihn dadurch „bestrafen“ in dem sie dem Verband den Zugang erschwert, bzw. in dem man die Kooperation auf das gesetzlich notwendige beschränkt.
Aber ganz ehrlich? Angesichts der Vertrauenskrise die die IBuK bereits durch ihr Verhalten in den letzten Monaten verursacht hat glaube ich nicht, dass sie auf diesen schmalen Pfad gehen wird.
@Tiberius | 22. Juni 2017 – 18:55
Danke für Ihr Statement.
@closius | 22. Juni 2017 – 18:59
Ebenfalls Danke für Ihre Worte. Mit Verlaub, aber ich sehe folgenden Punkt anders:
, jede Kritik von Wüstner ist eine Ohrfeige für die Ministerin, weil jeder weiß, daß er ihr damit jede Führungsfähigkeit abspricht und die Ministerin für die Probleme der BW persönlich verantwortlich macht.
Nein. So heftig und überzogen ist Oberstl Wüstners Kritik nicht. So ist er auch nicht. Er beschreibt das Lagebild, welches sich ihm und dem Verband darstellt. Er macht das sachbezogen, nüchtern und ehrlich. Wie er es immer tut.
Im Gegenteil ist die Rede mehr Chance als „Watschen“ für die Ministerin.
@Jochen | 22. Juni 2017 – 18:50
Aber, mit Wüstner wird es nun ein trauriges Ende nehmen. Wie sagte heute hier ein Oberst: „Das BMVg wird sich nun sicher ganz speziell um ihn kümmern.“
Er und der Verband werden sich zu wehren wissen. Sonst: siehe @ FK70 | 22. Juni 2017 – 19:27
@ T.W.: Vielen Dank
War heute bei einer anderen Veranstaltung des WB und auch dort wurde Wüstner Respekt für seine klaren Worte gezollt. Schönreden und Verschleien muss endlich aufhören. Das BMVg hat m.E. einfach einen Strömungsabriss und jeglichen Bezug zur Truppe verloren. Fremd- und Selbstwahrnehmung divergieren so stark, wie ich es noch nie erlebt habe. Warum ist das nur so? Der DBwV Text dazu ist nicht schlecht: http://bit.ly/2sZA91W, insbesondere der letzte Absatz:
„Vertrauen kann man nämlich nicht entpersonalisieren und in ein „Compliance Management System“ überführen. Betriebliches Gesundheitsmanagment, Diversity-Strategie oder Soldatenarbeitszeitverordnung sind alles wichtige Dinge, keine Frage. Wer aber glaubt, nur mit systemischen Maßnahmen das für uns so elementare Vertrauen zu gewinnen und damit auch der Treuepflicht des Dienstherrn nachzukommen, wird nie verstehen, wie die Bundeswehr und insbesondere Streitkräfte funktionieren.“
Habe eben nochmal über alles nachgedacht. Es wird sich nichts ändern und auch der ‚Weckruf‘ von Wüstner wird im BMVg nicht ankommen. Der PrInfoSt hat die Medien von der Linie der Ministerin überzeugt. Und was Führung anbelangt, habe ich schon lange einen organisierten Kontrollverlust verspürt. Wie könnte die Morgenlage im BMVg heute abgelaufen sein? Frau BMin hat sich über den DBwV aufgeregt und alle um Sie herum haben zustimmend genickt. Herr Flosdorf wird Gegenmaßnahmen eingeleitet haben und ansonsten läuft alles weiter wie bisher. Schade, aber isso :-(
Ich durfte diesem bemerkenswerten „Grußwort“ des Bundesvorsitzenden ebenfalls zuhören. Die Reaktionen der anwesenden Soldatinnen und Soldaten waren fast ausnahmslos positiv. Vertreter der Militärseelsorge bestätigten „…genauso denkt die Truppe…“. Niemand den ich danach gesprochen habe, hat es als „Demontage“ der Ministerin empfunden, sondern als notwendigen Anstoss verlorengegangenes Vertrauen wieder zu gewinnen. Was ist eigentlich notwendiger in der aktuellen Situation? Für mich ein Beispiel für einen „Staatsbürger in Uniform“, der im Parlament, konstruktive Kritik übt. Chapeau!
„Politik der kleinen Schritte“ (endlich) in action.
Wüstner i.V. Truppe „kommt von der Palme runter“, macht in erwachsenem Ton „Butter bei die Fische“.
UvdL wäre gut beraten jetzt zum Wochenende mit irgend einem nationalen Mainstream-Medium ein längeres Gespräch zu führen und Wüstners Punkte zu addressieren.
Allerdings war sie ja im vergangenen halben Jahr nicht gut beraten, was sollte sich daran jetzt geändert haben….
@ A. Wüstner
Danke! Die Karten sind nunmehr abschließend gelegt und bei der Truppe ist UvdL ohnehin völlig verbrannt. Soldaten und Familien werden im September die erstklassigen Gesamtleistungen entsprechend würdigen.
Der Bundesvorsitzende spricht mit seinen offenen und klaren Worten das an prominenter Stelle aus, was sich viele Soldaten nicht mehr trauen in der Dienststelle auszusprechen.
Ja man schweigt und spricht nur hinter vorgehaltener Hand das aus, was man denkt um nicht auch in den Focus zu geraten wie andere Kameraden ;-)
Danke Kamerad Wüstner – Du hast in den letzten Wochen soviel zum steigenden Ansehen des Verbandes getan!
@Jochen
Sollte Herr Flosdorf Gegenmaßnahmen eingeleitet haben, geschieht genau das Gegenteil was mit Fehlerkultur nicht gemeint ist.
Auf den Boten zu schlagen hat noch kein Problem gelöst, sondern meist neue erzeugt.
Die Ministerin müsste Wüstner dankbar sein für seine faire Rede.
Weckruf ist der richtige Begriff.
Ich habe daran geglaubt | 22. Juni 2017 – 20:53
Soldaten und Familien werden im September die erstklassigen Gesamtleistungen entsprechend würdigen.*Auszug
Auch wenn es offtopic ist, eine Anmerkung dazu. Als Soldat sollte man in der Lage sein die Politik großflächig zu betrachten und seine Stimme nicht resort-oder personenbezogen zu verschwenden (hier duftet es irgendwie nach Rache und Frustbewältigung). Immerhin steht uns als Mittel zur Klärung von Beschwer der Wehrbeauftragte zur Verfügung.
Gruß Ted
@JPG: Volle Zustimmung. Immer nur einkassieren und verprügeln lassen. Dazu gute Miene machen.
Wehren? Bloß nicht.
Tut mir leid, ich muss widersprechen: gegenteilige Meinungen müssen erlaubt sein, auch polarisierende. Um bei Ihrem (sehr befremdlichen) Bild der Gewerkschaft zu bleiben: wenn die Geschäfttsleitung den Laden vor die Wand fährt, muss die Gewerkschaft aufwecken, und nicht nur brav und nett mitmachen, um den Frieden zu erhalten. Vertrauensvolle Zusammenarbeit ist halt keine Einbahnstraße!
Erschreckend ist in der Tat die Idee, den Chefs die Disziplinargewalt (ja ich weiss, -befugnis) zu entziehen. Vielleicht auch direkt ins BMVg melden lassen?
@Blackbox
Am Samstag bietet sich ja die Chance vor dem Führungsnachwuchs der Bundeswehr, bei der Beförderung zum Leutnant vor der Nymphenburg mit bis zu 2000 Anwesenden (siehe Veranstaltungsankündigung auf den Seiten der Nymphenburg), jegliches Vetrauen wieder herzustellen und die jungen Kameradinnen und Kameraden durch gelebte Innere Führung und ein klares Statement für die anstehenden Jahre in der Truppe zu begeistern. Ob das gelingt? Ich bin sicher es wird davon berichtet werden…
Ich kann den Worten des Bundesvorsitzende nur zustimmen und bin froh, dass er stellvertretend für alle Angehörigen der Bw zu diesem Thema wiederholt, aber gerade in in dieser Rede sachlich, aber auch sehr kritisch Stellung bezogen hat.
Vertrauen in seine politische und militärische Führung ist elementar wichtig um seiner Plicht zum treuen Dienen in all seinen Facetten gerecht zu werden.
Aber Vertrauen ist das eine, ein wesentlicher weiterer Aspekt ist die Berufsmotivation. Ich stelle zunehmend fest, das aufgrund mangelnder Resourcen ( Auftragserfüllung bedürfen die Bereitstellung entsprechender Kräfte, Zeit und Mittel) es zu einem steigenden Motivationsverlust in allen Dienstgradgruppen kommt.
Und wenn sich hier nicht schnell etwas spürbar zum Besseren ändert verliert die Bw zunehmend qualifiziertes und erfahrenes Personal. Und das sollte in dieser Diskussion unbedingt mit beachtet werden.
…die gesamte mil Führung äußert sich nicht – Ausnahme GenMaj W. Spindler beim BR und darüber hinaus ein Oberslt bei frontal 21. Beiträge Ehemaliger (z. B Generale Ohlshausen und Kasdorf) nicht berücksichtigt! Wüstner bringt die Situation an prominenter Stelle auf den Punkt. Die Truppe ist absolut orientierungslos (z.B. in Sachen Traditionserlass) und kein Vorgesetzter hilft!
Vertrauen schaffen, Fehlerkultur zulassen, Innere Führung leben (auf dem Dienstplan schreiben ist der falsche Ansatz!)
Paragraph 10 Abs 1 SG!! Das Verhalten des Vorgestzten bestimmt das Leben in der Truppe! … und das fängt eigentlich oben (****) an.
Mittlerweile geht es wie im Tollhaus zu. Ob in den Medien oder Pausengegesprächen – jeder schießt gegen jeden. Ich mag mir nicht vorstellen wie eine zweite Amtszeit nach dem, was in den letzten Jahren so los war, aussehen soll, um mal den Bogen zum letzten Beitrag zu schlagen. Goldträger sollen rebellieren? Oder sollen sie stillhalten, ist ja schließlich die Oberkommandierende. Die BW kämpft gegen sich selbst, anstatt mal gegen das „Außen“ zu kämpgen bzw effektiv Stellung zu beziehen. VdL hat eine Front innerhalb der Bundeswehr aufgemacht, die alles und jeden zu dominieren scheint.
Nicht zum ersten Mal hat der BV zu diesem Thema klar und deutlich Stellung bezogen. Auch in diesem Beitrag wird bei ihm deutlich wo der Schuh drückt.
Vertrauen ist eine elementare Voraussetzung für ein treues Dienen, aber dieses ist derzeitig stark gestört.
Auch eine zunehmend erkennbarer Verringerung der Berufszufriedenheit ist in allen Dienstgradgruppen feststellbar. Aufgrund fehlender Resourcen sind Aufträge nur noch eingeschränkt bzw. mit unverhältnismäßig hohen Aufwand voll erfüllbar. Das führt zunehmend zur Frustration und damit zum Verlust notwendiger Motivation.
Hier muss sich schnell und erlebbar etwas ändern. Wenn nicht wird es immer mehr Soldaten geben , welche sich innerlich abwenden und nur noch Dienst nach Vorschrift machen.
@JPG
„Wer öffentliche Kritik von der Ministerin unangemessen fand, der kann diesem Versuch der Demontage nicht Beifall klatschen“
Aber es ging doch gar nicht darum, dass man eine Problem mit öffentlicher Kritik der Ministerin hatte.
Man hatte eine Problem mit undifferenzierter Kritik die ohne gesicherte Faktengrundlage lautstark in die Öffentlichkeit geblasen wurde, Beeindruckende Schwächen beim Umgang mit eigenem Personal und Maßnahmen die bestenfalls als blinder Aktionismus zu umschreiben sind.
Und genau das sagt auch Wüstner.
Glücklicherweise arbeite im Ruhestand im Bereich des Sports mit sehr vielen Jugendlichen zusammen .. und ich rate mittlerweile jedem, JEDEM, erfolgreich ab unter diesen Umständen zur Bundeswehr zu gehen. Nie hätte ich gedacht, dass ich eines Tages diesen Standpunkt vertreten muß, nie.
Andre Wüstner spricht bei solchen Gelegenheiten nicht als Andre Wüstner. Er sagt, was die Mitglieder des DBwV in der weit überwiegenden Mehrheit empfinden. Dazu hat er nicht nur das Recht, sondern dazu verplichtet ihn sein Mandat. Es mag einige wenige wie @JPG geben, die damit nicht einverstanden sind. Und wenn es denn tatsächlich die Prophezeihung eines Obersten gegeben hat, dass BMVg werde sich nun um Andre Wüstner kümmern, dann denke ich der Oberst gehört eher zu denen, die Wahrheit, Kritik und Loyalität als Gegensätze begreifen. Und wie gesagt : es gibt sehr viele Mandatsträger, die inhaltsgleich die Rede an die Ministerin senden würden, um sich selbst auch der Fürsorge des BMVg zu versichern.
R.Schlepphorst Bezirksvorsitzender DBwV
Sollte die Ministerin diese Rede als persönlichen Angriff betrachten, würde dies bedeuten, dass sie weder die Bundeswehr noch Fehlerkultur versanden hat.
@schleppi
1+
Bitte Respekt und Anerkennung auch von den Marinefliegern an den DBwV Vorsitzenden weiterleiten. Endlich einer der sich traut…
Ich „fremdschäme“ mich derweil weiter über meinen Inspekteur und seine Kielwasseradmiralstabsoffiziere.
Wie kann die Admiralität von mir noch Mut und Tapferkeit im Kampf oder SAR Einsatz erwarten, wenn sie ALLE nicht die Eier in der Hose haben, der Ministerin im tiefsten Frieden höflich aber bestimmt die Karten zu legen?
Das ist nicht mal mehr feige sondern erbärmlich.
Koffer | 22. Juni 2017 – 20:10
“ Aber ein Oberstlt in Vertretung für uns alle?! Da stimmt eigentlich etwas an der Ebene nicht :(“
Falsch – den Dienstgrad sollten Sie ausblenden. Der Bundesvorsitzende ist Chef eines Berufsverbandes – der hat mehr „Menpower“ hinter sich als ein KG. Und debattiert mit der oder dem IBuK auf Augenhöhe. Wenn es ihm gefällt, tauscht er die Uniform eben gegen den Straßenanzug. Das ist ganz alleine seine Entscheidung.
Was jedem Mitglied zusteht ist ihn für sich persönlich als Interessenvertreter zu vereinnahmen. Und das tolle: Selbst Nichtmitglieder dürfen widerspruchslos (und beitragsfrei) wahrheitsgemäß sagen, dass er die Interessen aller Soldaten vertritt. (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Hans Schommer
@Hans Schommer | 22. Juni 2017 – 23:11
„Falsch – den Dienstgrad sollten Sie ausblenden.“
Kann man das, wenn jemand Uniform trägt? Darf man das dann überhaupt? Sollte man es?
„Der Bundesvorsitzende ist Chef eines Berufsverbandes – der hat mehr „Menpower“ hinter sich als ein KG.“
Ist das so? Ein KG (den wir im truppendienstlichen Sinne ja gar nicht mehr haben) ist umfänglich verantwortlich für seinen gesamten Bereich in allen Fragen.
Der Vorsitzende einer Gewerkschaft/eines Berufsverbandes ist zuständige für die sozialen Fragen seiner Mitglieder (und auch nur dieser).
Wie gesagt, ich bin im Ergebnis ja ganz froh über seine (inhaltlich hervorragenden) Worte. Es macht ja niemand anders, der mehr zuständig wäre.
Aber kann das die eigentlich für so etwas zuständige „vom Haken“ lassen?
„Und debattiert mit der oder dem IBuK auf Augenhöhe.“
Das ist abwegig. Auf „Augenhöhe“ spricht mit dem IBuK ein anderer Angehöriger der Bundesregierung. Sonst niemand.
„Wenn es ihm gefällt, tauscht er die Uniform eben gegen den Straßenanzug.“
Das hätte er bei dieser Rede vielleicht vorher machen sollen. Dann wäre ich nicht „im Ergebnis“, sondern umfänglich begeistert gewesen…
„Und das tolle: Selbst Nichtmitglieder dürfen widerspruchslos (und beitragsfrei) wahrheitsgemäß sagen, dass er die Interessen aller Soldaten vertritt.“
Das kann man auch anders sehen. Rechtlich definitiv. Aber diese Frage ist doch vielleicht etwas OT, oder?
KORREKTUR
Streiche: Aber kann das die eigentlich für so etwas zuständige „vom Haken“ lassen?
Setze: Aber kann das die eigentlich für so etwas Zuständigen (Generalität, vor allem *** und ****) „vom Haken“ lassen?
Chapeau Herr Wüstner!
Und:
Die hier verschiedentlich geäußerten (und nicht erfüllten) Hoffnungen in Bezug auf die Generalität halte ich für reichlich naiv. Schon in den Weltkriegen war hier selten Rückgrat zu finden.
@Koffer
„Der Vorsitzende einer Gewerkschaft/eines Berufsverbandes ist zuständige für die sozialen Fragen seiner Mitglieder“
Da unterliegen sie einem Irrtum und ggf haben Sie die Rolle eines berufsständischen Interessenverbandes in Deutschland noch nicht erfahren und natürlich spricht er, bei 200 000 Mitgliedern, auf Augenhöhe mit der Ministerin.
Anbei finden sie in der Satzung Aufgabe und Zweck des Verbandes.
Eshttps://www.dbwv.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Der_Verband/Struktur_und_Organisation/Satzung/SatzungDBwV.pdf
Die gesellschaftspolitische Macht und Bedeutung bekommen Verbände nicht von Amtswegen verliehen sondern sind Ergebnis unserer deutschen Historie, Gesetze, Erfolge und der Gesellschaft.
Doch schon als Staatsbürger in Uniform (auch ohne verbandliches Mandat) hätte jeder die Möglichkeit eine solche Rede zu halten oder zu veröffentlichen.
Auch ich hätte mir gewünscht, dass auch andere die Botschaft an das BMVg gegeben hätte.
Am Besten wäre es gewesen wenn es ihre Berater schon vor Wochen getan hätten.
@ Koffer: ich verstehe ihren Punkt, aber wenn kein anderer diesen ‚Weckruf‘ tätigt, bin ich froh, dass er wenigstens durch den Bundesvorsitzenden des DBwV erfolgte. Insgesamt bin ich vom Verständnis bei @ schleppi. Und wie er oder andere ‚Gewerkschaftsvorsitzende‘ agieren, gibt dem Grunde nach die Mitgliedschaft vor (Leitprogramm o.Ä.). Der DGB Vorsitzende spricht grundsätzlich für seine Mitglieder, aber manchmal auch für meine Schwester, obwohl die eigentlich bei der Konkurrenz-Gewerkschaft ist. Aber das ist wirklich OT.
@ Zimdaraen: +1
Wäre ich IBUK:
– DBwV in Verantwortung nehmen / einbinden
– Prozess ‚Workshops Tradition etc.“ strecken
– Führungserschwernisse von allen melden lassen und Tagung ansetzen
– Tagung ‚Identität des Soldaten‘ durchführen
Befürchte jedoch, dass eher zum Gegeschlag ausgeholt wird. Auch wenn es untermauert, dass es ihr dann nach wie vor nicht um die Sache geht.
@ Koffer
Ich möchte Ihren Blick etwas weiten hinsichtlich des Zweckes des DBwV. So legt § 2 der Satzung des DBwV fest: „Aufgabe des Verbandes ist es, die allgemeinen, ideellen, sozialen und beruflichen Interessen seiner Mitglieder sowie ihrer Familienan-gehörigen und Hinterbliebenen unter Wahrung seiner Unabhängigkeit wahrzunehmen.“
Wie Sie lesen, geht es über die reinen sozialen Fragen weit hinaus. Und mal ehrlich, was haben Dienstgrad, Kleidung und Haarschnitt mit der Wahrnehmung der Funktion als Vorsitzender einer Interessenvertretung zu tun? Lenken wir durch solche Debatten nicht vom Thema ab?
@schleppi | 23. Juni 2017 – 0:09
„Ich möchte Ihren Blick etwas weiten hinsichtlich des Zweckes des DBwV. So legt § 2 der Satzung des DBwV fest: „Aufgabe des Verbandes ist es, die allgemeinen, ideellen, sozialen und beruflichen Interessen seiner Mitglieder sowie ihrer Familienan-gehörigen und Hinterbliebenen unter Wahrung seiner Unabhängigkeit wahrzunehmen.““
Zugegebener maßen habe ich mit der Formulierung „soziale Fragen“ eine sehr starke Verkürzung vorgenommen. Der Verband hat in der Tat einen etwas weiteren Aufgabenbereich als Gewerkschaft/Interessenvertretung/Berufsverband.
„Und mal ehrlich, was haben Dienstgrad, Kleidung und Haarschnitt“
Hier nehmen Sie nun eine seltsame Formulierung vor. Ich sprach nicht vom Haarschnitt und auch nicht Kleidung im allgemeinen. Ich sprach davon, das jemand in Uniform (und damit unter Nutzung seines Dienstgrades) weitgehende Aussagen getroffen hat für die eigentlich nicht er, sondern die Inspekteure und der Generalinspekteur zuständig wären.
Ich bin (in der Gesamtschau) zwar sehr glücklich, dass endlich überhaupt jemand so zutreffend und kompetent öffentlich Stellung bezogen hat, aber das sollte doch nicht von der Tatsache ablenken, dass die eigentlich zuständigen *** und ****-Generale bisher entweder geschwiegen haben oder es teilweise sogar noch verschlimmert haben (mal vom InspLw in der Frage der Traditionspflege abgesehen, der sich als einziger hörbar geäußert hat).
„Lenken wir durch solche Debatten nicht vom Thema ab?“
Ich denke das Schweigen der Zuständigen (oder sogar die Verschlimmerung) ist ein wesentlicher Teil des Themas!
@Zimdarsen | 23. Juni 2017 – 0:02
„Anbei finden sie in der Satzung Aufgabe und Zweck des Verbandes.“
Welche Aufgaben sich ein Verband selbst gibt, hat wenig damit zu tun, welcher tatsächliche Verantwortungsbereich ihm zukommt.
„Doch schon als Staatsbürger in Uniform (auch ohne verbandliches Mandat) hätte jeder die Möglichkeit eine solche Rede zu halten oder zu veröffentlichen.“
Absolut! und ich bin ja auch in der Gesamtschau froh, dass er es getan hat. Aber nur weil wir Staatsbürger in Uniform sind, heisst das noch lange nicht, dass wir IN Uniform auch alles sagen dürfen/sollen/müssen.
Hm. Die Debatte „was darf ein Bundeswehrverband (nicht)“, die im Moment mehr oder weniger allein von @Koffer vorangetrieben wird… ist schon ein wenig OT. Oder genauer: dass er der Meinung ist, Wüstner hätte das so nicht sagen dürfen, ist verstanden. Eine Grundsatzdebatte über Satzung usw. des Verbandes führt doch ziemlich vom Thema weg.
@T.Wiegold | 23. Juni 2017 – 0:37
„Eine Grundsatzdebatte über Satzung usw. des Verbandes führt doch ziemlich vom Thema weg.“
Ist das jetzt nicht ein bißchen unfair mir gegenüber? Mich interessiert doch die Satzung des Verbandes überhaupt nicht!
Mich interessiert vielmehr, warum die richtigen Worte von Oberstl Wüstner nicht vom InspH und/oder vom GI gekommen sind!
@Koffer
Pardon, aber Ihre Aussage wurde offensichtlich von mehreren so verstanden, dass Sie die Aussagen für einen DBwV-Vorsitzenden unpassend fanden… und das scheint doch ausdiskutiert.
@Koffer
„Welche Aufgaben sich ein Verband selbst gibt, hat wenig damit zu tun, welcher tatsächliche Verantwortungsbereich ihm zukommt“
Stimmt, näheres regeln die Gesetze und gesellschaftlichen Bedingungen/Verträge (so ist das bei allen Organisationsgebilden in DEU; Kirchen, Parteien, Vereinen, Unternehmen, Behörden uvm) Alles von menschen Hand geschaffen und legal :-)
Den Verantwortungsbereich von Berufsverbänden legte die Rechtssprechung fest und dieser ist groß und verbrieft.
Evtl verwechseln sie den gesetzlich zugestandenen Handlungsspielraum von Gewerkschaften und Interessenverbänden innerhalb der Bundeswehr (selbst diesen legt der Gesetzgeber weit aus) mit dem Handlungsraum außerhalb der Bw. Die Veranstaltung war außerhalb der Bw im Bundestag unter den Ohren und Augen des 2. Mann im Staate.
Durch das Parlament geschützt.
Gelebte Demokratie in einer pluralistischen Gesellschaft.
Noch erkenne ich ihr Problem nicht und was es mit dem Inhalt der Botschaft zu tun hat.
@ Koffer
Vielleicht kann man der Sache eine etwas andere Perspektive abgewinnen, wenn man bedenkt, dass der Vorsitzende des Bundeeswehrverbandes alle Mitglieder vertritt, somit folglich auch die Generale und Admirale. (Auch wenn er selbst einen niedrigeren Dienstgrad trägt.)
In der Stellung ist Funktion und nicht der Dienstgrad das Maßgebliche. Und ganz ehrlich zum jetzigen Zeitpunkt vermute ich sogar, dass auch Ein- bis Dreisterner ordentlich vom „Leder“ lassen. Aber wohl aus unterschiedlichsten Gründen nicht öffentlich und nicht immer im Beisein der militärischen und politischen Führung. Die gleiche Vermutung hege ich auch für viele CDU Angehörige (von der Kommunalen bis zur Bundesebene).
@Ted
Die Entscheidung an welcher Stelle das Kreuz gemacht wird ist sehr oft ein Ergebnis eines inneren Konfliktes des Herzens mit dem Verstand. Und da selbst der hochgebildete Wähler mit der Komplexität der politischen Zusammenhänge überfordert zu werden droht, gewinnt das Herz bei Wahlen eine deutlich größere Rolle als es noch vor wenigen Jahren war. (Als Beleg können hier sowohl Putin, Trump und Brexit aber auch die Wahl von Macron dienen.)
„Nebenbei, weil auch das diskutiert wird: Wer möglicherweise rechtswidrig ein Verfahren einleitet, um anderen eine mängelbehaftete Ermittlung vorzuwerfen, macht sich unglaubwürdig. Dieser Hinweis sei mir gestattet.“
Diese Passage der Rede hatte mich aufhorchen lassen. Was bedeutet dies? War dergleichen in der Vergangenheit bereits geschehen oder wird so etwas gerade vorbereitet? Wie viele sind davon betroffen? Und wie ist dieser Hinweis zu verstehen? Als Drohung des Verbandes zu diesem Thema auf Konfrontation zu gehen?
Hierzu wünschte ich mir Aufklärung/Klarstellung.
Gibt es Aufzeichnungen/Texte der Vorredner? Ich konnte leider nichts finden.
@ Koffer
Sogar als jemand der nie gezogen wurde und damit auch nicht gedient hat (*hust* T5 *hust*) ist diese Frage sehr einfach zu beantworten, wenn man sich das Verhalten aktiver und ehemaliger Inspekteure so ansieht: Wer General/Admiral wird, hat seine persönliche Meinung entweder abzugeben oder sie zumindest nicht zu äußern. Wer es doch tut, trägt den Stern nicht lange. Das führt dann regelmäßig zu der abstrusen Situation, daß erst kurz vor bzw nach der Pensionierung ein ehemaliger Inspekteur per Presse so richtig vom Leder zieht. Meiner Meinung nach hat sich die Politik hier einen Rechtsumstand aus den Anfangsjahren der Bundeswehr (Stichwort Primat der Politik so kurz nach der Nazi-Zeit) so zurechtgebogen, daß man dadurch „unbequeme“ Geister entweder mundtot machen oder sogar aus dem Dienst entfernen kann. Oder wie war das mit „Zurruhesetzung ohne Angabe von Gründen“?