TLVS auf MEADS-Basis angeblich fast doppelt so teuer wie geplant

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Das sieht nach einem ordentlichen Scoop der Reuters-Kolleginnen Sabine Siebold und Andrea Shalal aus:

Die Kosten für das neue Raketenabwehrsystem der Bundeswehr namens Meads könnten sich nach Angaben von Insidern um mehrere Milliarden Euro erhöhen. Die Fertigentwicklung des Systems werde laut Angebot bis zu drei Milliarden Euro teuerer als erwartet, sagten mehrere mit dem Projekt vertraute Vertreter aus Sicherheitskreisen der Nachrichtenagentur Reuters. Ein anderer Insider setzte die Gesamtkosten für Fertigentwicklung und Bau sogar noch höher an und zeigte sich skeptisch zur Zukunft des Rüstungsvorhabens: „Bei neun oder zehn Milliarden Euro ist es schwierig zu wissen, wie man denn dort noch verhandeln kann.“
(Online bislang nur in der internationalen Fassung)

Das Firmenkonsortium für den Bau des so neuen Taktischen Luftverteidigungssystems (TLVS) der Luftwaffe, das vor allem aus der US-Firma Lockheed Martin und der deutschen Tochter des Lenkflugkörperherstellers MBDA besteht, hatte Ende September ein Angebot für das System vorgelegt. Bisherige Kostenschätzungen waren von vier bis fünf Milliarden Euro für die Beschaffung ausgegangen. Nach Angaben von Reuters wollten sich weder das Unternehmen noch das Verteidigungsministerium zu den Informationen zu einem möglichen höheren Preis äußern.

Die Bundeswehr hatte sich im Juni vergangenen Jahres dafür entschieden, auf Basis des von den USA, Deutschland und Italien entwickelten MEADS-Flugabwehrsystems (Medium Extended Air Defense System) ein neues Waffensystem zur Abwehr von Flugzeugen und künftig vor allem auch Raketen in Auftrag zu geben. Damit sollen die bisher genutzten Patriot-Abwehrsysteme ersetzt werden, die im nächsten Jahrzehnt veraltet sein werden. Der Patriot-Hersteller Raytheon offeriert als Konkurrenz zum TLVS auf Basis von MEADS ein verbessertes System.

(Grafik: Lockheed Martin)