Patriot an die syrische Grenze: Die türkische NATO-Anfrage im Wortlaut

Patriot-Startgerät der Bundeswehr für PAC-3-Flugkörper (Foto: Bundeswehr/Gygas via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)

Das Thema (deutsche) Patriot-Systeme an die türkisch-syrische Grenze bestimmt weiterhin die derzeitige verteidigungspolitische Debatte in Deutschland – auf der einen Seite ein wenig überzogen, weil es um Luftverteidigung im Bündnisgebiet geht (und Landes- und Bündnisverteidigung akzeptieren doch auch die Gegner von Bundeswehreinsätzen an fernen Krisenherden?), andererseits verständlich angesichts der Befürchtung, in den syrischen Konflikt hineingezogen zu werden.

Ich will jetzt nur ein paar Schnipsel ergänzen, die das Bild vielleicht abrunden:

Zum einen, zur Dokumentation, der Wortlaut der Anfrage des türkischen Vertreters bei der NATO nach den Raketensystemen der Verbündeten, datiert vom 21. November 2012:

Following the consultations on 26 June and 3 October 2012 upon Turkey’s request within the framework of Article 4 of the North Atlantic Treaty, the Turkish Government requestes that the Alliance augment Turkey’s air defense capabilities to defend the population and territory of Turkey and to contribute to the de-escalation of the crisis along NATO’s southeastern border by concretely demonstrating Alliance solidarity and resolve.
In this context, Turkey requests the deployment of Patriot missile batteries. The deployment will be undertaken within the framework of the NATO Integrated Air Defense System (NATINADS) to preserve, protect and enhance the ability to defend the population and territory of Turkey in according with the Standing Defense Plan „Active Fence“. It will thus be supported by sensors and situational awareness assets routinely available to SACEUR under his standing authority.
This deployment will be defensive only. It will in no way support a No Fly Zone or any offensive operation.
Turkey will provide Host Nation support, to be specified in a Memorandum of Understanding.

Was Teile der Opposition sicherlich aufschreckt, ist der unverfänglich klingende Satz: It will thus be supported by sensors and situational awareness assets routinely available to SACEUR under his standing authority. Das bedeutet, dass das NATO-Hauptquartier nach eigener Entscheidung AWACS-Luftüberwachungsflugzeuge in diese Region verlegen kann – wie natürlich im bestehenden Verteidigungsplan vorgesehen, der nur aus der Schublade gezogen wird.

In der Wahrnehmung der deutschen Bevölkerung überwiegt offensichtlich die Befürchtung einer Verwicklung in den Syrien-Konflikt die Ansicht, dass Bündnisverteidigung auf NATO-Gebiet etwas qualitativ anderes ist als ein Kriseneinsatz in Afghanistan: Nach einer Umfrage der ARD lehnen fast 60 Prozent diesen Einsatz ab.

Noch kurz ein Wort zu den Fotos, die ich immer versuche zu einem solchen Beitrag dazuzustellen: Die Zahl an Bildern, die solche Raketensysteme zeigen, ist ein wenig begrenzt – erst recht, wenn ich auf die Fotos schaue, deren Verwendung mir möglich ist. Deshalb gibt’s bisweilen auch ältere Bilder mit PAC-2-Systemen – ich versuche, das jeweils zu kennzeichnen (selbst die Bundeswehr hat dieser Tage Archivbilder aus dem Jahr 2008 online gestellt, die die ältere Konfiguration zeigen und nicht die, die voraussichtlich in der Türkei stationiert wird). Die Bundeswehr hat inzwischen Fotos der Patriot-Systeme in der PAC-3-Konfiguration online gestellt.

Übrigens, auch in den Niederlanden wird diskutiert, ob das nicht eine clevere Verkaufsshow für US-Herstellerfirmen ist…