Petraeus‘ freundliche AWACS-Bitte

Die halbe Nachricht ist raus: ISAF-Kommandeur David Petraeus, meldet der Spiegel, habe nun doch die Anfrage nach einem Einsatz der AWACS-Überwachungsflugzeuge in Afghanistan gestellt – einschließlich deutscher Besatzungen. Das hatte die Bundesregierung zu verhindern versucht, weil dafür ein neues Bundestagsmandat nötig werden könnte. Was angesichts der ohnehin umstrittenen Fortsetzung des deutschen ISAF-Einsatzes ein Problem wird.

Das ist der eine Teil der Nachricht. Der andere: Nach Informationen von Augen geradeaus! hatte sich Petraeus schon darauf eingestellt, die Anfrage eben nicht zu stellen, um Deutschland nicht in eine schwierige Situation zu bringen. Dass der Brief dennoch losgeschickt wurde, war dem Chef des ISAF-Kommandeurs zu verdanken – dem NATO-Oberkommandierenden in Europa (SACEUR), US-General Admiral James Stavridis. Der verpflichtete seinen Mitarbeiter am Hindukusch, die Anfrage auf den Weg zu bringen.

Nato awacs

NATO-AWACS mit drei F-16-Kampfflugzeugen der U.S. Air Force bei einer Übung (Foto: U.S. Air Force via wikimedia commons)

In Berlin wird die Anforderung dennoch halbwegs gelassen gesehen. Denn Petraeus baut den Deutschen mit dem Brief eine goldene Brücke: Er brauche und wolle zwar die AWACS-Aufklärer, um angesichts des zunehmenden (nicht zuletzt zivilen) Luftverkehrs über Afghanistan eine Überwachung des Luftraums sicherzustellen und so auch die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Andererseits hätten wegen des Ziels, die afghanischen Sicherheitskräfte aufzubauen, Ausbilder für die afghanische Armee Vorrang.

Diesen Ausweg wird die Bundesregierung wohl gerne nutzen – mit dem Hinweis, dass angesichts der Mandatsobergrenze von 5.000 Soldaten ein Einsatz deutscher Mannschaften in den Flugzeugen zu Lasten der boots on the ground gehen könnte. Und das dürfte denn auch der ISAF-Kommandeur akzeptieren. Zumal die Bitte ohnehin so formuliert ist, dass es um einen zeitlich begrenzten Einsatz geht. Denn die multinationale AWACS-Einheit vorübergehend auch ohne den deutschen Anteil hinbekommen könnte.

Offiziell ist der Brief von Petraeus ohnehin noch nicht in Berlin angekommen. Er geht ja auf dem Dienstweg vom ISAF-Hauptquartier in Kabul über das Allied Joint Forces Headquarters in Brunssum/Niederlande über das Supreme Allied Headquarters (SHAPE) in Mons/Belgien ins NATO-Hauptquartier nach Brüssel, ehe er an die Bundesregierung weitergeleitet wird. Und dass das Schreiben aus Brüssel in dieser vorweihnachtlichen Zeit nicht so ganz schnell nach Berlin kommt, höre ich, dafür habe die Bundesregierung schon mal gesorgt.