Corona-Pandemie und Bundeswehr – Sammler 18. März

Der aktuelle Sammelthread zu den Vorgängen rund um die Bundeswehr und die aktuelle Coronavirus-Pandemie am 18. März 2020 (mit dem wichtigen Hinweis: Das Foto oben ist ein Archivbild von 2016, nicht aus der aktuellen Situation – so eng kommen die heute nicht mehr zusammen…):

• Nachdem der Berliner Senat am (gestrigen) Dienstag Pläne für die Errichtung eines Notkrankenhauses für Covid-19-Fälle mit bis zu 1.000 Betten in den Berliner Messehallen in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr angekündigt hatte, gab es zunächst ein bisschen Verwirrung – nicht zuletzt, weil bei der Bundeswehr selbst kein entsprechender Antrag auf Amtshilfe eingegangen war und unklar blieb, welche Unterstützung von der Bundeswehr erwartet wird.

Das klärt sich jetzt ein bisschen. Nach Informationen von Augen geradeaus! soll die Bundeswehr, wenn ein solches Krankenhaus eingerichtet wird, mit Personal beim Aufbau und eventuell bei der Organisation unterstützen. Vorbild dafür sind die helfenden Hände der Soldaten in der Flüchtlingshilfe im Jahr 2015/2016. Damals hatten die Streitkräfte mehrere Tausend Soldaten abgestellt, die bei der Einrichtung und der Organisation von Flüchtlingsunterkünften halfen, teilweise auch bei der Erfassung und Registrierung.

Eine Unterstützung mit medizinischem Personal oder Material steht dagegen (noch?) nicht zur Debatte. Auch am Mittwochvormittag lag offensichtlich noch kein Amtshilfeantrag vor, der wird aber bald erwartet.

• Die Militärseelsorge stellt sich ebenfalls darauf ein, mehr gebraucht zu werden. Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck dankte in einem am Mittwoch veröffentlichten offenen Brief den Soldaten für ihren Dienst, mahnte aber auch:

Gleichzeitig bitte ich Sie aber, sich nicht zu überfordern. Nur wenn Sie stark bleiben, können Sie helfen. Auch wenn persönliche Kontakte vermieden werden sollen und Ihre Person scheinbar hinter einer Schutzmaske verschwindet, so bedeutet das nicht, dass der Umgang miteinander aufgegeben wird. Gerade auf diese Weise wird Kameradschaft vorbildlich gelebt.

• Die Bundeswehr hat die Zugänge zum Videostreaming-Dienst Netflix aus ihrem Netz gesperrt. Damit soll die verfügbare Bandbreite für dienstlich notwendige Verbindungen erhöht werden bzw. bestehen bleiben. Der Hintergrund: Zahlreiche Bundeswehrangehörige, die mit einem dienstlichen Rechner im Home-Office sitzen, nutzen den offensichtlich auch zum Videogucken – aber diese dienstlichen Laptops verbinden sich zwangsweise nur über das Bundeswehrnetz mit dem Rest des Internets. Also von zuhause übers häusliche Internet in den Bundeswehr-Knoten und dann wieder raus. Und dann wird es natürlich eng.

(KORREKTUR: Entgegen ersten Angaben ist der Zugang zum Videodienst YouTube nicht gesperrt – sicherlich auch, weil die Bundeswehr diesen Dienst zur Verbreitung eigener Videos nutzt und vielleicht auch aktuell nutzen möchte.)
KORREKTUR DER KORREKTUR: Nach neuesten Angaben ist YouTube nun doch für den Zugang zum Internet aus dem Netz der Bundeswehr gesperrt, um Bandbreite für andere Anwendungen zu sichern.

Ohnehin hat die Bundeswehr mit den Zugängen für ihre ausgelagerte Arbeit derzeit ein Problem. Rund 18.000 mobile Arbeitsplätze, mit der Hardware GENUCard, gibt es nach Angaben eines Sprechers derzeit in den Streitkräften. Die Kapazität ist derzeit so berechnet, dass 6.000, also ein Drittel, zeitgleich damit in das interne Bundeswehrnetz kommt – was in diesen Tagen bei weitem nicht ausreicht. Nach Angaben eines Ministeriumssprechers war ohnehin zum 1. April eine Erhöhung auf 8.000 zeitgleiche Zugriffe vorgesehen, derzeit werde geklärt, ob sich das noch weiter aufstocken lasse.

• Mittelbarer Bezug zur Bundeswehr, vor allem zur Luftwaffe: Die internationale Luft- und Raumfahrtmesse ILA in Berlin, die für Mitte Mai geplant war, ist abgesagt.

• In Sachsen wird die Bundeswehr im Riesen-Stau an der Grenze zu Polen unterstützen. Dort sitzen Autofahrer und Lastwagen fest, weil Polen die Grenze praktisch geschlossen hat und nur eigene Staatsbürger nach Überprüfung und Fieber-Kontrolle einreisen lässt, was zu starken Verzögerungen führt. Zusätzlich zu den Hilfsorganisationen sollen jetzt Soldaten mit Getränken, Lebensmitteln und Decken Menschen im Stau helfen.

• Die Luftwaffenübung Red Flag in den USA wird vorzeitig beendet:

• Marineinspekteur Andreas Krause in einem aktuellen Infobrief:

In der Marine ist die Zahl der Infektionsfälle nicht weiter gestiegen; das entsprechende Personal ist isoliert; Kontaktpersonen ebenfalls abgeschottet. Der Dienstbetrieb im betroffenen Ausbildungsbereich ist angepasst, der Übungs- und Ausbildungsbetrieb der Flotte grundsätzlich unberührt. (…)
Das Personal wird aufgelockert, um die Gefahr einer Ansteckung zu reduzieren und Reserven zu schaffen. Die Dienststellen und Stäbe der Marine sind entsprechend personell reduziert, zur vollumfänglichen Auftragserfüllung jedoch nach wie vor imstande.

(Weiter wie üblich nach Entwicklung)

(Archivbild Januar 2016: Soldaten als „helfende Hände“ bei der Erstregistrierung von Flüchtlingen auf dem Fliegerhorst Erding – Tom Twardy/Bundeswehr)