Corona-Pandemie und Bundeswehr: Sammler 16. März
Derzeit ist kaum absehbar, welche Auswirkungen die aktuelle Coronavirus-Pandemie noch mit sich bringt – nicht für die neue Woche, noch nicht mal für den (heutigen) Montag. Deshalb hier ein Sammler zu den Auswirkungen, die die Bundeswehr betreffen:
• Auf den Aufruf des Sanitätsdienstes an medizinisch ausgebildete Reservisten, sich (freiwillig) zum Dienst in Bundeswehrkrankenhäusern zu melden, haben sich seit dem vergangenen Freitagabend 730 Personen gemeldet. Davon können recht zeitnah 380 Reservistinnen und Reservisten beim Sanitätsdienst der Bundeswehr eingesetzt werden, teilte das Kommando Sanitätsdienst am Montag mit. Ungedientes Fachpersonal, das sich ebenfalls bei der Bundeswehr gemeldet hatte, wurde an zivile Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz verwiesen.
Der Aufruf des Sanitätsdienstes gilt weiterhin: Reservisten, die als medizinisches Fachpersonal wie
– Pflegefachkraft Intensivpflege
– Krankenpflege
– Notfallsanitäterin/ Notfallsanitäter
– Medizinisch Technische(r) Laboratoriumsassistentin / Assistent
– Pharmazeutisch Technische(r) Assistentin / Assistent
ausgebildet sind, sollen sich beim Kommando Sanitätsdienst unter der E-Mail Adresse kdosandstbwreserve@bundeswehr.org oder unter den Hotline-Nummern
0261 896 32444
0261 896 32446
0261 896 32447
melden. (Und erneut die ernsthafte Bitte: Hier in die Kommentare zu schreiben „Ich melde mich für den Sanitätsdienst“, ist der falsche Weg.)
Update: Der Sanitätsdienst sucht zudem auch Reservisten mit Erfahrung im Personalwesen, also aus dem S1-Bereich. Da werde Personal gebraucht, um die Einberufung der Reservisten mit medizinischer Ausbildung zu regeln, sagte ein Sprecher des Sanitätsdienstes.
• Generalinspekteur Eberhard Zorn hatte am (gestrigen) Sonntag für Montag eine neue Weisung zum Umgang der Bundeswehr mit der Pandemie und den Auswirkungen angekündigt:
Diese Weisung wird offensichtlich derzeit noch erarbeitet; ich bleibe dran.
• Die bayerische Staatsregierung hat den Katastrophenfall ausgerufen (Update: die offizielle Mitteilung auf der Webseite der Landesregierung). Das kann auch die Heranziehung der Bundeswehr und auch von Reservisten zur Amtshilfe bedeuten. Details sind auch da noch offen.
Update: Bislang, Stand früher Montagnachmittag, gab es in Bayern keine entsprechenden Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr.
• Dass die große Verlegeübung der US-Streitkräfte, Defender Europe 20, angesichts der Viruspandemie faktisch beendet ist, war bereits seit dem vergangenen Freitag klar. Jetzt erklärte das U.S. European Command diese Übung und damit verbundene kleinere Übungen für beendet:
In response to the current outbreak of the COVID-19 virus and recent guidance by the Secretary of Defense, we have modified exercise Defender-Europe 20 in size and scope. As of March 13, all movement of personnel and equipment from the United States to Europe has ceased. The health, safety and readiness of our military, civilians, and family members is our primary concern.
With this decision, we continue to preserve the readiness of our force while maximizing our efforts to advance our alliances and partnerships.
As we make the appropriate adjustments, the linked exercises to Exercise Defender-Europe 20 – Dynamic Front, Joint Warfighting Assessment, Saber Strike and Swift Response – will not be conducted. We anticipate the armored brigade combat team already deployed to Europe will conduct gunnery and other combined training events with Allies as part of a modified Allied Spirit exercise. Forces already deployed to Europe for other linked exercises will return to the United States.
The purpose of Defender-Europe 20 is to build strategic readiness by deploying a combat credible force to Europe in support of NATO and the U.S. National Defense Strategy.
This effort has exercised the Army’s ability to coordinate large scale movements with Allies and partners. Since January, the Army deployed approximately 6,000 Soldiers from the United States to Europe including a division headquarters and an armored brigade combat team. It has moved approximately 9,000 vehicles and pieces of equipment from Army Prepositioned Stocks and approximately 3,000 pieces of equipment via sea from the United States. And, in coordination with Allies and partners, it also completed movement of Soldiers and equipment from multiple ports to training areas in Germany and Poland.
There are many details still being worked and discussed with our Allies and partners. Changes are anticipated to the deployment timelines of Soldiers currently in Europe, redeployment of U.S.-based equipment, and the next Atlantic Resolve rotation. We will continue to provide updates as details become available about these adjustments.
… und aus der Mitteilung der Streitkräftebasis dazu:
Auf Grund der Ausbreitung des Corona-Virus und in besonderer Verantwortung für die Gesundheit der beteiligten Soldatinnen und Soldaten sowie der Zivilbevölkerung wird die Übung DEFENDER-Europe 20 in Deutschland nicht weitergeführt.
Die in Deutschland vorgesehenen Übungsanteile auf dem Truppenübungsplatz BERGEN (Niedersachsen) und GRAFENWÖHR (Bayern) entfallen.
Die Unterstützungsleistung für DEFENDER-Europe 20 im Rahmen des Host Nation Support wird durch die Bundeswehr sichergestellt. Sie orientiert sich an den veränderten Anforderungen einer Rückverlegung der an der Übung beteiligten US-Streitkräfte und weiterer Alliierter.
Die mit der Verlegung umfangreicher alliierter Kräfte verbundenen Ausbildungsziele wurden bereits jetzt erreicht.
• Unklar ist derzeit, wie sich die Pandemie auf den Personal- bzw. Kontingentwechsel in Auslandseinsätzen auswirkt. Bislang gehen z.B. bei enhanced Forward Presence (eFP), der NATO-Battlegroup in Litauen, neu ankommende Soldaten für 14 Tage in Quarantäne – aber da ist die Rotation bereits im Februar abgeschlossen gewesen. Für andere Einsätze ist, so weit ich höre, die Entscheidung noch nicht getroffen.
Weiter voraussichtlich nach Entwicklung. Ergänzungen gerne in den Kommentaren – aber bitte nur Streitkräfte-bezogene Entwicklungen und keine allgemeine Pandemie-Debatte, die hier bei weitem den Rahmen sprengen würde.
Stichwort Weisung:
Frage @AndreasRieve
Antwort an @BundeswehrGI …
Danke für die Information – wird die Weisung veröffentlicht?
Antwort:
@BundeswehrGI
(17 Std.) !
Die Weisung nur bundeswehr-intern, aber der Tagesbefehl wird morgen u.a. hier veröffentlicht. /TeamGI
Live-Blog von „Reservistenverband „.
#LiveBlog: Wie sich das Coronavirus auf #Bundeswehr und #Reserve auswirkt, lesen Sie hier.
https://www.reservistenverband.de/magazin-die-reserve/live-blog-so-wirkt-sich-das-coronavirus-auf-bundeswehr-und-reserve-aus/
Aus dem Link, auch FGG 1 wird gesucht, tauchte bisher so nicht auf.
Weiterhin sucht das Kommando Sanitätsdienst erfahrene Reservisten mit Qualifikationen im militärischen Personalwesen (S1).
[Ich hab‘ deshalb mal beim Kommando SanDienst nachgefragt, siehe das Update oben – es wird Personal zur Bearbeitung der zusätzlichen Einberufungsbescheide für die Reservisten mit medizinischer Ausbildung benötigt. T.W.]
Von einem Freund, SanOffzArzt der Reserve, erreichte mich folgender Vorschlag für die Erhöhung der Einsatzbereitschaft:
ZSanDstBw
– setzt ab sofort alle Genehmigungen für Teilzeit bis zum Ende der CoVid-19-Krise aus,
– gewährleistet Betreuung von Kindern bis Schul-Jahrgangsstufe 6 betroffener Soldaten mit eigenem Personal, ggf. mit personeller Unterstützung anderer Org-Bereiche,
– widerruft sofort alle genehmigten Urlaubsanträge und verhängt Urlaubssperre bis zum Ende der CoVid-19-Krise,
– kommandiert unverzüglich das medizinische Personal aus allen Stäben zur Unterstützung in die Bundeswehrkrankenhäuser,
– stellt weiteres Stabspersonal zur Entlastung des medizinischen Personals der Bundeswehr-krankenhäuser von nicht-medizinischen Aufgaben ab und
– stellt dabei die Funktionsfähigkeit der Stäbe unter Verzicht auf die Wahrnehmung aller in der Krise entbehrlichen Aufgaben und unter Anlegung eines strengen Maßstabs sicher
um die volle Einsatzbereitschaft des ZSanDstBw für die Wahrnehmung der eigenen Aufgaben und die Unterstützung der zivilen Gesundheitsbehörden bei der Bewältigung der CoVid-19-Krise herzustellen.
Damit schöpft die Schweiz alles aus.
Territorialdivision 4 @terdiv4ch
Aufgrund der Corona-Krise hat der Bundesrat entschieden, die vier Spitalbataillone der Schweizer Armee für einen Assistenzeinsatz aufzubieten.
https://t.co/gOs1Vz4vnx?amp=1
Frage: DEU aktiviert die Zivildienstleistenden, aka KdV, denn Kriegsdienst ist es ja nicht. Krankenhauserfahrung sollte bei vielen vorliegen
[Für Letzteres gibt es keine Strukturen… T.W.]
@ KPK
Mal abgesehen, dass die ehemaligen Zivildienstleistenden seit ca. 10 Jahren in einem oftmals anderen Beruf arbeiten, wäre dies meiner Meinung zu weit hergeholt.
@ all
Ich hätte eigentlich schon Bedenken, wenn die SanOffze, Mediziner, die seit 20 Jahren ausschließlich in Stäben und truppendienstlich arbeiten, wieder als Intensivmediziner arbeiten sollen ! Piloten, die 2 Jahren nicht geflogen sind verlieren ihre Lizens (im zivilen Flugbetrieb) und Ärzte, die 20 Jahre nicht mehr praktiziert haben sollen wieder an schwerstkranke Patienten ?
Wollte sich der GI nicht heute noch mit einer dritten Weisung melden?
Wundert mich, wo die bleibt – ist derzeit eine so volatile Lage, dass man sich noch nicht entscheiden kann?
@ Luftikus sagt:
16.03.2020 um 2:23 Uhr
Aus dem vorhergehenden Thread
Ich denke sie haben mich nicht richtig verstanden. KEIN Soldat hier am Standort besitzt Zeltbahnen diese gehören ebenso wenig wie Flecktarn oder Kochgeschirr zu unserem Ausstattungssoll.
Aus diesem Grund war der generelle Vorschlag auf den meine Anmerkungen sich bezogen polemisch und nicht durchdacht. Eine einfache Lösung wie dort gefordert ist nun mal Bundeswehrweit nicht machbar, teilweise wie bei uns scheitert es schon am Material.
Und die 15% anwesenden Soldaten bezog sich auch auf den Vorschlag alle mit Kindern zu eben derer Betreuung nach Hause zu schicken, ich wollte dem Mitkommentator nur deutlich machen wie wenige dann noch in der Realität hier vor Ort wären.
Das Beste was man im Moment machen könnte wäre massiv auszudünnen, auf die SAZV zu pfeifen und sich durchhaltefähig aufzustellen, daher mein Vorschlag gut zu überlegen was muss ich jetzt mit wie viel Personal sicherstellen, vor allem wenn ich vielleicht drei Monate durchhalten soll. Und da ist die Frage durchaus berechtigt ob ich z.B drei Leute im GeZi brauche.
@Fussgaenger sagt: 16.03.2020 um 18:41 Uhr
„Wundert mich, wo die bleibt – ist derzeit eine so volatile Lage, dass man sich noch nicht entscheiden kann?“
Jetzt mal abgesehen, dass die Weisung für heute angekündigt ist und der Tag ja noch nicht zu Ende ist.
Wo ist denn die Dringlichkeit? Die Rahmenbedingungen sind in den TSK und OrgBer in den letzten Tagen bereits angewiesen worden (Verminderung wo möglich und geboten, aber keine Einschränkung der Führungsfähigkeit bzw. der Kernaufträge. Alles andere ist doch Schmuck am Nachthemd. Für Details ist das BMVg nicht zuständig.
Die verfassungsrechtlichen Grundlagen kennen bisher eben nur Frieden, Spannungsfall und Verteidigungsfall.
Zudem hat der Bund keine Kompetenzen im Katastrophenschutz.
Die Probleme einer gesamtstaatlichen Krisenvorsorge unterhalb des Spannungsfalls werden seit dem 11.09.2001 in Fachkreisen intensiv diskutiert. Zuletzt am 13.01.20 in einer Anhörung vor dem Innenauschusses des Bundestages:
https://www.bundestag.de/ausschuesse/a04_innenausschuss/anhoerungen/28-13-01-2020-14-00-675876
Die fehlende Koordinierungsfunktion des Bundes führt zu einer Vielzahl von Hemmnissen auf verschiedenen Ebenen.
Mal abwarten, ob in die Debatte nach Corona wirklich Bewegung kommt.
Absehbar wird die Corona-Seuche eine erhebliche Folge für die Bundeswehr haben:
Die Einnahmen des Bundes werden deutlich sinken, die Ausgaben für konjunkturstützende und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen werden deutlich steigen.
Keine guten Voraussetzungen für den Verteidigungshaushalt, der – schon ohne Corona – ab nächstes Jahr auf 45,6 Mrd verharren soll (siehe Pressemeldungen von heute zu den Eckpunkten des Bundeshaushaltes).
[Hinweis: Zu den Eckpunkten des Bundeshaushalts gibt’s auch hier einen gesonderten Thread. T.W.]
Ich gebe @koffer recht. Die zu erwartenden Entscheidungen und Vorgaben sind nach meiner Bewertung eher strategischer Natur bzw. langfristiger angelegt. Aktuell kann ich sagen, dass wir in unseren Rahmenbedingungen handeln können. Für die Grundsatzentscheidungen braucht es ggf. etwas mehr Zeit. ;-)
@Koffer sagt:
16.03.2020 um 19:37 Uhr
„Wo ist denn die Dringlichkeit? Die Rahmenbedingungen sind in den TSK und OrgBer in den letzten Tagen bereits angewiesen worden (Verminderung wo möglich und geboten, aber keine Einschränkung der Führungsfähigkeit bzw. der Kernaufträge…..“
Eben diese Rahmenbedingungen sind anscheinend nicht in allen OrgBer angewiesen worden, denn es gibt unzählige Einheiten in denen durchaus noch das komplette Personal vorhanden ist. Beispiel: Eine Kaserne mit verschiedene Einheiten aus 3 unterschiedlichen OrgBer – zwei Einheiten haben der Personal minimiert wo möglich – dritte Einheit sitzt in kompletter Stärke ohne großen Einfluss auf Einsatzbereitschaft.
Aus diesem Grund haben heute wahrscheinlich auch viele sehnlichst die 3. Weisung erwartet.
@Draußen sagt:b16.03.2020 um 20:11 Uhr
„Eben diese Rahmenbedingungen sind anscheinend nicht in allen OrgBer angewiesen worden, denn es gibt unzählige Einheiten in denen durchaus noch das komplette Personal vorhanden ist. Beispiel: Eine Kaserne mit verschiedene Einheiten aus 3 unterschiedlichen OrgBer – zwei Einheiten haben der Personal minimiert wo möglich – dritte Einheit sitzt in kompletter Stärke ohne großen Einfluss auf Einsatzbereitschaft.“
Das ist das Wesen von Führen mit Auftrag. Unterschiedliche Vorgesetzte entscheiden sich mit dem Blick auf die Zielerreichung zu unterschiedlichen Wegen.
Aus den von Ihnen vorgenommenen Schilderungen ersehe ich nicht, was eine (Rahmen)-Weisung aus dem BMVg daran ändern würde.
Der Schieß- und Übungsbetrieb auf dem TrÜbPl Munster und der Lehrbetrieb am AusbZ Munster wurden eingestellt.
Die Bw fährt in einigen Bereichen deutlich runter und in einigen hoch.
@ Draußen, 16.03.2020 um 20:11 Uhr
Danke, denn vergleichbares nehme ich in der Dienststelle, in der ich arbeite, auch wahr. Der Sport-/Kraftraum ist zu, aber in der Kantine drängen sich zur Mittagszeit mehrere dutzend Leute.
Die Kinderbetreuungsproblematik ist bisher auch nur mit „Ihr Bier!“ und Schulterzucken beantwortet worden, wer „Glück“ bzw. einen Telearbeitsrechner hat, darf zu Hause bleiben – der Rest schaut in die Röhre.
Klar, First World Problems, aber ich hatte jetzt nicht den Eindruck, dass die Leitungsebene bisher sich irgendwie besonders initiativ und wagemutig eigene Gedanken zur Problemlösung ihrer Untergebenen/Soldaten/Mitarbeiter gemacht hat. Das hinterlässt keinen guten Eindruck.
Ich würde mich freuen, wenn wir unsere Informationen nicht nur per Twitter erhalten würden. Ich finde im Regelfall alle Informationen im Intranet oder auf Bundeswehr.de, aber die Weisungen BMVg scheinen im Informationsraum abhanden zu kommen. Sehr geehrter Herr Wiegold, haben Sie die Möglichkeit alle 2 oder 3 Weisungen hier einzustellen.
[Leider nein, mal ganz abgesehen davon, dass es die Nr.3 noch nicht zu geben scheint… T.W.]
@Georg
„Ich hätte eigentlich schon Bedenken, wenn die SanOffze, Mediziner, die seit 20 Jahren ausschließlich in Stäben und truppendienstlich arbeiten, wieder als Intensivmediziner arbeiten sollen ! Piloten, die 2 Jahren nicht geflogen sind verlieren ihre Lizens (im zivilen Flugbetrieb) und Ärzte, die 20 Jahre nicht mehr praktiziert haben sollen wieder an schwerstkranke Patienten ?“
Klasse! Bitte machen und anordnen! Dann wird allen mal die größte Verschwendung der Nachkriegszeit offenkundig: Nicht-praktizierende Ärzte in „Führungsfunktion“ in der Bw. Wenn zu Recht das ethische Problem bei Verstößen gegen das „Social Distancing“ angesprochen wird, kann man sich mal vor Augen führen wie viele Mediziner die Bw seit Jahrzehnten systematisch dem System faktisch entzieht um hochstudierte Mangelfähigkeiten lustig OrgBer und parallel Militär spielen lassen. Weit über 3000 Planstellen. Einmal ne Abfrage wessen Hauptaufgabe in ärztlicher Tätigkeit steckt und dann schockiert sein…
Und bitte nicht mit „Im zivilen gibt es auch Führungsärzte, die mehr Geschäftsführer als Ärzte sind“ kommen. Das ist genauso schlimm und dumm.
@Carsten May sagt: 16.03.2020 um 20:46 Uhr
„Ich würde mich freuen, wenn wir unsere Informationen nicht nur per Twitter erhalten würden. Ich finde im Regelfall alle Informationen im Intranet oder auf Bundeswehr.de, aber die Weisungen BMVg scheinen im Informationsraum abhanden zu kommen.“
Nein, sie sind einfach nur nicht für die Breite gedacht. Nicht weil sie geheim wären, sondern vielmehr weil sie sich nur an die Inspekteure bzw. Dienststellenleiter der unmittelbar nachgeordneten Behörden richtig. Die für Sie wichtigen Informationen werden durch Ihren Kommandeur erlassen.
Twitter ist lediglich zur ÖA da und hat nichts mit Befehlsgebung zu tun.
@Koffer
Danke
@Carsten May
„Eine Weisung beinhaltet einen Befehl. Sie gibt oft nur die Gesamtabsicht des Vorgesetzten, die Zielsetzung im großen und gilt in der Regel für einen längeren Zeitraum. Sie läßt dem Empfänger weitgehende Handlungsfreiheit in der Durchführung und in der Wahl der anzuwendenden Mittel.
Die Herausgabe von Weisungen ist im allgemeinen der Obersten und der Oberen Führung vorbehalten.“
In der ex 1/50 „Grundbegriffe zur militärischen Organisation – Unterstellungsverhältnisse – Dienstliche Anweisungen, Nr. 305“
Heißt heute sicher umständlicher, weil „einfach ist die hohe Schule“.
@Koffer…prinzipiell richtig. Ich habe bisher in verschiedenen Ebenen gedient, einschließlich der 2 Sterne Ebene und bin nun Kompaniechef und im 31. Dienstjahr. Ich bin es gewohnt im Sinne der übergeordneten Führung zu handeln, das schließt bei meinen Ausbildungen und Erfahrungen mindestens 2 Ebenen höher mit ein. Die Bundeswehr wurde erfolgreich mit der Auftragstaktik, die heutzutage leider oftmals so aussieht, dass Informationen zusammengesucht werden müssen um sich ein komplexes und damit aufbauendes Lagebild zu erarbeiten. Vielleicht falle ich damit aus der Reihe. Das Twitter nichts mit Befehlsgebung zu tun hat ist mir auch klar. Deswegen wären die Umsetzungen von Weisungen in eben dieser Form ein total feine Sache. Glauben Sie mir, das ich die nötigen Entscheidungen treffe. Im Sinne meines Personals und des Auftrages. Das sehe ich als meine Aufgabe an.
Für die Kontingentwechsel wäre es nur sinnvoll, wenn man die „Neuen“ zu Hause für 14 Tage in Quarantäne steckt bzw. so lange bis Ergebnisse vorliegen, die eine 100%ige Verlegefähigkeit bescheinigen. Das funktioniert n.m.B. nur in einer Kaserne, z.B. Köln-Wahn, wenngleich dort vor Ort die Infrastruktur wahrscheinlich nicht ausreichend vorhanden ist.
Quarantäne erst im Einsatzland sorgt dafür, dass man im schlimmsten Fall das Virus ins Einsatzland bringt.
Sehr schwierige Situation momentan und es gibt aktuell keine einheitliche Regelung.
Jedes Land und jede Mission kochen da ihr eigenes Süppchen.
@Koffer
„Das ist das Wesen von Führen mit Auftrag. Unterschiedliche Vorgesetzte entscheiden sich mit dem Blick auf die Zielerreichung zu unterschiedlichen Wegen.“
Genau…einer greift an, der andere weicht aus und der dritte verpflegt…und alle wundern sich warum nichts klappt. Fuehren mit Auftrag setzt, wie der Name schon sagt, eine Auftrag voraus! Im Augenblick scheint es in der mil/pol Fuehrung aber eher nach Zaudern als nach Handeln aus! Aber vielleicht lernen wir aus der aus dem sich anbahnenden Debakel etwas. Und wenn es nur dazu kommt alle Soldaten die Home Office machen muessen, dazu auch zu befaehigen. Geht bei der NATO, geht bei vielen grossen Konzernen…nur Bw kann es mal wieder nicht!
Die Probleme innerhalb der Bundeswehr sind derzeit wirklich vielfältig und sehr komplex. Das macht eine schnelle Entscheidungsfindung schwierig.
Als Beispiel seien der angedachte Abbruch des gesamten Lehrgangswesens mit allen Folgen sowie die täglich steigende Zahl der möglicherweise Infizierten Soldaten und deren Kontaktpersonen genannt. Dazu das Problem der fehlenden GeNu Cards für mobiles Arbeiten. Und bisher ist außer beim Sanitätswesen nach meiner Kenntnis noch kein Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr ergangen. Also auf was soll man sich jetzt genau vorbereiten? Überwachung von Grenzen oder Spielplätzen ? Einkaufen für Ältere ? Besucherregelung vor dem Supermarkt?
Dazu kommt, das es auch im Kameradenkreis immer noch Experten gibt, die mit Abstand halten, Handshake Verzicht etc. so Ihre Probleme haben.
So einfach geht das.
Videobotschaft des Chefs der Armee in der Schweiz.
„Wir sind bereit. Wir werden unsere Aufträge erfüllen und die Spitäler unterstützen. Die Truppe kann das“.
Sicherlich auf Basis seiner Weisung gesprochen.
https://youtu.be/BPY_F-Ki2_o
@Aus der Truppe
Aus dem Grund sollte man vielleicht zur Zeit von einem Kontingentwechsel absehen. Dann bleiben die Leute halt noch 2-4 Monate laenger…aegerlich aber wir reden ja hier auch nicht von der Ostfront oder Verdun! Die Amerikaner haben einen Teil ihrer Carrier gleich wieder umdrehen lassen…da wird der Wechsel auch erst mal verschoben. Bei problematischen Einzelfaellen kann man ja immer noch jemanden zurueckschicken.
Die Überlegungen, Soldaten kurz vor dem Einsatz in Quarantäne zu stecken, gibt es. Bzw teilweise soll es wohl schon so befohlen sein.
Allerdings sind die Kameraden zuhause.
Angesichts der Risiken, wenn man alle gemeinsam in eine Kaserne steckt (damit sie auch von anderen Soldaten getrennt sind), finde ich das auch ganz gut so.
Wenn eine ganze Verlegung mit zwei- bis dreistelligen Soldatenzahlen ausfällt, wird das problematisch. Gut, wenns dann nur wegen eines Verdachtes zwei Wochen später ist. Ganz doof, wenn sich einige anstecken.
Wenn dann auch noch mehrere Kontingente/Einsatzländer zu beschicken sind und die Kontingentwechsel im Verlaufe von wenigen Wochen stattfinden, müsste man schon einige Standorte nur dafür reservieren.
Viel mehr Vorlauf wird es wohl auch nicht geben, da genug Soldaten noch kurzfristig ihre Einsatzvorbereitung abschließen müssen.
@Jas
„Klasse! Bitte machen und anordnen! Dann wird allen mal die größte Verschwendung der Nachkriegszeit offenkundig: Nicht-praktizierende Ärzte in „Führungsfunktion“ in der Bw.“
Zum Wohle der Patienten bitte nicht. Schön, wenn man merkt, dass die aus ihrer ursprünglichen Verwendung nicht mehr viel praxisnahes und aktuelles Wissen haben, doof wenn man das daran erkennt, dass die Patienten irgendwie alle etwas weniger lebendig sind als bei anderen Ärzten.
Einerseits ist das echt Verschwendung, andererseits sehe gerade ich als ITler, warum es gut ist/wäre, wenn der Führer auch ausreichend von seinem unterstellten Bereich versteht.
Dass der ärztliche Direktor einer Klinik ein erfahrener Arzt sein muss, darüber sind wir uns wohl alle einig. Darüber, dass der S4StOffz eines SanRgt kein Arzt sein muss bzw besser keiner sein sollte, wohl auch.
Dazwischen sind die Übergänge aber oft fließend.
@Luftikus (Aus dem vorhergehenden Thread):
Von wann ist denn Ihr letzter Wissensstand zu dem Thema? Das Umtragen auf der Bekleidungsstammkarte scheitert spätestens daran, dass es die seit über 10 Jahren nicht mehr gibt. Und an der BAN (Bekleidungs-/Ausstattungsnachweis) kann die Truppe gar nichts ändern, das läuft nur über die Servicestationen der (zivilen) BwBm. Da gab es letzte Woche einfach nur eine Absperrung, damit jeder min 1 Meter abstand zum Tresen hält…war dann ganz witzig, als der Mitarbeiter mit ein Formular zum Unterschreiben und seinen Kulli gegeben hat.
Bei allen Lehrgangsplanungen ist es aktuell übrigens so, dass einsatzrelevante Lehrgänge weiterhin stattfinden sollen.
@JohSte sagt: 16.03.2020 um 22:39 Uhr
„Genau…einer greift an, der andere weicht aus und der dritte verpflegt…“
Jepp. Solange sie alle den gegebenen Auftrag erfüllen ist das auch vollkommen i.O.
Die S4 StOffze der Sanitätsregimenter sind Apotheker. Kleiner Unterschied. Die Apotheker sind unsere Experten für SanMatLogistik, die etwas spezieller ist.
Sanitätsdienstliche Beratung der militärischen Füheung braucht nicht nur Fachwissen, sondern auch Systemkenntnis, einen gemeinsamen Zwichenvorrat und einen vernünftigen Verwendungsaufbau wie bei allen anderen Laufbahnen auch. Ein Chirurg kann nicht wissen, wie man den GI bei Fragestellungen zum rettungsmedizinischem Konzept in zB Mali berät, ein SanOffz mit Führungserfahrung auf verschiedenen Ebenen und dem Wissen um Abläufe im BMVg oder EFKdo schon. Aber diese Diskussion ist so alt wie die Welt und geht am Thema vorbei. Die paarundfuffzig (3000 sind wir eher insgesamt) SanOffz Arzt, die in FüOrg sitzen, müssen bei der Ausplanung Unterstützung Gesundheitswesen fachlich aber auch truppendienstlich beraten bzw. führen. Und genauso wenig wie ein Panzergrenadier-Btl von einem Objektschützer geführt werden will, wollen meine Sanitätssoldaten einen Artilleristen als Kommandeur. ;-)
Mein Gott, macht es euch doch nicht zu schwer.
Eine Kompanie mit Schlafsäcken und Zeltbahnen wird gesucht – die Soldaten, die nach Hause geschickt werden (ihn also nicht brauchen in den nächsten Wochen), werden ausgewählt.
In der Einheit wird Name und PK Nummer aufgeschrieben und Schlafsack und Zeltbahn von diesem Soldaten eingezogen. Kurzer Check der Materialien.
Ein Mercedes Sprinter wird damit vollgeladen und fährt dann zur Servicestation, gibt diese Materialien ab.
Ein Soldat der Kompanie X (die von IstEgal ohne Schlafsäcke) wartet mit seinem Fahrzeug vor der Servicestation und empfängt Schlafsäcke für die auch schon ausgewählten Soldaten seiner Kompanie X (die Soldaten, die IN der Kaserne bleiben sollen), lässt einzeln Schlafsäcke eintragen und macht einen Zettel dran mit PK an das Material.
In der Kompanie wird ausgegeben.
Also wenn es daran scheitert, dann sehe ich echt schwarz so ganz allgemein für die Bundeswehr.
P.S. meine Zeit ist genau 13 Jahre her, aber damals war ich beim Nachschubdienstfeldwebel.
@IstEgal:
Ihr ausdünnen hat dann aber zur Folge, dass der eine Geschäftszimmersoldat (GeZi) mit dem heimschlafenden Kompaniefeldwebel ständig in Kontakt ist und dieser Spieß vielleicht über seine Ehefrau den GeZi-Soldaten ansteckt.
Dieser GeZi Soldat ist also niemals (jeder neue Wochentag ist Tag 1 von 14) ein Virusfreier Soldat und kann dann auch nur so eingesetzt werden wie ein virusbelasteter Soldat.
Ist halt die Frage, ob wir nicht eine mehrere Zehntausend Mann Starke virusfreie Reserve für den Notfall bereithalten sollten.
Ich meine: Ja, sollten wir!
Andere sehen das anders, okay.
In Hammelburg läuft alles weiter (ok, ein paar Sporthallen und das Schwimmbad sind zu bzw Casino etc in den Öffnungszeiten eingeschränkt) – aber sonst ist alles unter dem Motto „Was soll schon schief gehen?“ aktiv…
Die Lehrgänge werden noch versucht über die Zeit zu retten, klar – hängen ja auch Qualifikationen und damit irgendwann Beförderungen dran… wer muss da schon die diese kleine Infektionswelle unterbrechen, also bitte… viel Glück und Gesundheit an alle, plus einen Daumen nach oben für die ORGs die besser und umsichtiger handeln bzw bereits gehandelt haben…
Aktuell von der FüAkBw
@bundeswehrInfo
4 Std.
Aktuelles von der #FüAkBw in #Hamburg: Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle ist auf 7 gestiegen. Den erkrankten Personen geht es den Umständen entsprechend gut. Der Lehrbetrieb bleibt nach derzeitigem Stand zunächst bis zum 30.03.2020 eingestellt:
– Die Lehrgänge „Grundlagen der Führung und Operationsplanung für angehende Stabsoffiziere“ des Heeres und der Marine werden nicht weiter fortgesetzt.
– Die Lehrgänge „Grundlagen der Führung und Operationsplanung für angehende Stabsoffiziere“ der Luftwaffe und des Sanitätsdienstes werden abgesagt.
– Eine Entscheidung, ob der Basislehrgang Stabsoffiziere am 23. April 2020 stattfinden kann, steht noch aus.
– Ein begrenzter Grundbetrieb wird voraussichtlich ab dem 24. März in enger Abstimmung mit dem BMVgBundesministerium der Verteidigung und der Überwachungsstelle für öffentlich-rechtliche Aufgaben (ÖRA) wiederhergestellt.
http://bit.ly/2TWm8OQ
[Bitte schreiben Sie nicht „aktuell von der FüAkBw“ drüber, wenn es eine Information von 16 Uhr vom Vortag ist. Steht da deutlich erkennbar drüber. Danke. T.W.]
Natürlich braucht auch der ZSanDstBw approbierte Ärzte in Führungsfunktionen, aber müssen es so viele sein oder müssen (!) wie Sie richtig festgestellt haben, G 4/S 4 oder G 2/S 2 in Stäben approbierte Ärzte sein? Auch im Führungsgrundgebiet 3 braucht man sicher den einen oder anderen (!) Arzt oder Apotheker, aber die Masse der Aufgaben sind schlicht militärische Organisationsaufgaben, für die eine Approbation nun wirklich nicht erforderlich ist
Man konnte sich allerdings bei Errichtung des ZSanDstBw als eigener Org-Bereich am Anfang des Jahrtausends des Eindrucks nicht erwehren, als sei es dabei vor allem im Bereich der Stabsoffizierstellen in einem erheblichen Umfang darum gegangen, höherdotierte Stellen für Ärzte zu schaffen, die damit der kurativen Medizin zu entzogen wurden.
Nun bin ich medizinischer Laie, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, daß es in den Bundeswehrkrankenhäuser eine ganze Menge von Aufgaben gibt, die zwar approbationsgebunden sind aber nicht unmittelbar mit der Patientenversorgung zu tun haben. Was spricht also in der aktuellen Krise dagegen , approbierte Ärzte aus den Stäben des ZSanDstBw in die Bundes-wehrkrankenhäuser zu kommandieren, damit diese dort die patientenfernen approbationsgebundenen Aufgaben wahrnehmen und damit die Ärzte des jeweiligen Krankenhauses für die unmittelbare Patientenversorgung frei machen?
Ebenso gibt es im ZSanDstBw auf die gesamte Bundeswehr bezogen überdurchschnittlich viele Soldaten, die in Teilzeit Dienst leisten. Was spricht dagegen, diese Teilzeitgenehmigungen bis zum Ende der CoVid-19-Krise auszusetzen um so die personelle Verfügbarkeit des gesamten Personals zu erhöhen?