Corona-Pandemie und Bundeswehr: Sammler 16. März

Derzeit ist kaum absehbar, welche Auswirkungen die aktuelle Coronavirus-Pandemie noch mit sich bringt – nicht für die neue Woche, noch nicht mal für den (heutigen) Montag. Deshalb hier ein Sammler zu den Auswirkungen, die die Bundeswehr betreffen:

• Auf den Aufruf des Sanitätsdienstes an medizinisch ausgebildete Reservisten, sich (freiwillig) zum Dienst in Bundeswehrkrankenhäusern zu melden, haben sich seit dem vergangenen Freitagabend 730 Personen gemeldet. Davon können recht zeitnah 380 Reservistinnen und Reservisten beim Sanitätsdienst der Bundeswehr eingesetzt werden, teilte das Kommando Sanitätsdienst am Montag mit. Ungedientes Fachpersonal, das sich ebenfalls bei der Bundeswehr gemeldet hatte, wurde an zivile Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz verwiesen.

Der Aufruf des Sanitätsdienstes gilt weiterhin: Reservisten, die als medizinisches Fachpersonal wie
– Pflegefachkraft Intensivpflege
– Krankenpflege
– Notfallsanitäterin/ Notfallsanitäter
– Medizinisch Technische(r) Laboratoriumsassistentin / Assistent
– Pharmazeutisch Technische(r) Assistentin / Assistent

ausgebildet sind, sollen sich beim Kommando Sanitätsdienst unter der E-Mail Adresse kdosandstbwreserve@bundeswehr.org oder unter den Hotline-Nummern
0261 896 32444
0261 896 32446
0261 896 32447

melden. (Und erneut die ernsthafte Bitte: Hier in die Kommentare zu schreiben „Ich melde mich für den Sanitätsdienst“, ist der falsche Weg.)

Update: Der Sanitätsdienst sucht zudem auch Reservisten mit Erfahrung im Personalwesen, also aus dem S1-Bereich. Da werde Personal gebraucht, um die Einberufung der Reservisten mit medizinischer Ausbildung zu regeln, sagte ein Sprecher des Sanitätsdienstes.

• Generalinspekteur Eberhard Zorn hatte am (gestrigen) Sonntag für Montag eine neue Weisung zum Umgang der Bundeswehr mit der Pandemie und den Auswirkungen angekündigt:

Diese Weisung wird offensichtlich derzeit noch erarbeitet; ich bleibe dran.

• Die bayerische Staatsregierung hat den Katastrophenfall ausgerufen (Update: die offizielle Mitteilung auf der Webseite der Landesregierung). Das kann auch die Heranziehung der Bundeswehr und auch von Reservisten zur Amtshilfe bedeuten. Details sind auch da noch offen.
Update: Bislang, Stand früher Montagnachmittag, gab es in Bayern keine entsprechenden Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr.

• Dass die große Verlegeübung der US-Streitkräfte, Defender Europe 20, angesichts der Viruspandemie faktisch beendet ist, war bereits seit dem vergangenen Freitag klar. Jetzt erklärte das U.S. European Command diese Übung und damit verbundene kleinere Übungen für beendet:

In response to the current outbreak of the COVID-19 virus and recent guidance by the Secretary of Defense, we have modified exercise Defender-Europe 20 in size and scope. As of March 13, all movement of personnel and equipment from the United States to Europe has ceased. The health, safety and readiness of our military, civilians, and family members is our primary concern.
With this decision, we continue to preserve the readiness of our force while maximizing our efforts to advance our alliances and partnerships.
As we make the appropriate adjustments, the linked exercises to Exercise Defender-Europe 20 – Dynamic Front, Joint Warfighting Assessment, Saber Strike and Swift Response – will not be conducted. We anticipate the armored brigade combat team already deployed to Europe will conduct gunnery and other combined training events with Allies as part of a modified Allied Spirit exercise. Forces already deployed to Europe for other linked exercises will return to the United States.
The purpose of Defender-Europe 20 is to build strategic readiness by deploying a combat credible force to Europe in support of NATO and the U.S. National Defense Strategy.
This effort has exercised the Army’s ability to coordinate large scale movements with Allies and partners. Since January, the Army deployed approximately 6,000 Soldiers from the United States to Europe including a division headquarters and an armored brigade combat team.  It has moved approximately 9,000 vehicles and pieces of equipment from Army Prepositioned Stocks and approximately 3,000 pieces of equipment via sea from the United States. And, in coordination with Allies and partners, it also completed movement of Soldiers and equipment from multiple ports to training areas in Germany and Poland.
There are many details still being worked and discussed with our Allies and partners. Changes are anticipated to the deployment timelines of Soldiers currently in Europe, redeployment of U.S.-based equipment, and the next Atlantic Resolve rotation. We will continue to provide updates as details become available about these adjustments.

… und aus der Mitteilung der Streitkräftebasis dazu:

Auf Grund der Ausbreitung des Corona-Virus und in besonderer Verantwortung für die Gesundheit der beteiligten Soldatinnen und Soldaten sowie der Zivilbevölkerung wird die Übung DEFENDER-Europe 20 in Deutschland nicht weitergeführt.
Die in Deutschland vorgesehenen Übungsanteile auf dem Truppenübungsplatz BERGEN (Niedersachsen) und GRAFENWÖHR (Bayern) entfallen.
Die Unterstützungsleistung für DEFENDER-Europe 20 im Rahmen des Host Nation Support wird durch die Bundeswehr sichergestellt. Sie orientiert sich an den veränderten Anforderungen einer Rückverlegung der an der Übung beteiligten US-Streitkräfte und weiterer Alliierter.
Die mit der Verlegung umfangreicher alliierter Kräfte verbundenen Ausbildungsziele wurden bereits jetzt erreicht.

• Unklar ist derzeit, wie sich die Pandemie auf den Personal- bzw. Kontingentwechsel in Auslandseinsätzen auswirkt. Bislang gehen z.B. bei enhanced Forward Presence (eFP), der NATO-Battlegroup in Litauen, neu ankommende Soldaten für 14 Tage in Quarantäne – aber da ist die Rotation bereits im Februar abgeschlossen gewesen. Für andere Einsätze ist, so weit ich höre, die Entscheidung noch nicht getroffen.

Weiter voraussichtlich nach Entwicklung. Ergänzungen gerne in den Kommentaren – aber bitte nur Streitkräfte-bezogene Entwicklungen und keine allgemeine Pandemie-Debatte, die hier bei weitem den Rahmen sprengen würde.