Coronavirus: ‚Defender Europe 20‘ faktisch ausgesetzt (Updates)

Dass die große Verlegeübung der US-Truppen nach Europa, Defender Europe 20, wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus eingefroren wird, hatte sich schon abgezeichnet. Jetzt ist klar, dass diese Übung faktisch augesetzt wird: Es gebe derzeit keine weiteren Truppen- oder Materialbewegungen der US-Streitkräfte nach Europa, teilte die Bundeswehr mit. Die bereits in Europa eingetroffenen Truppen seien zudem an ihren Zielorten an der NATO-Ostflanke angekommen, so dass weitere Verlegungen nicht stattfänden.

Aus der Mitteilung der Streitkräftebasis vom (heutigen) Freitag:

Die Verbreitung des Corona-Virus in Europa hat Auswirkungen auf die multinationale Verlegeübung DEFENDER-Europe 20. Derzeit sind alle US- Truppenbewegungen faktisch ausgesetzt. Es werden absehbar keine weiteren Schiffe in Belgien und den Niederlanden entladen, noch weitere Soldaten auf deutschen Flughäfen eingeflogen.
Mit wenigen Ausnahmen sind die Marschbewegungen der ersten Kontingente auf den Verlegerouten in Deutschland bisher abgeschlossen, und die meisten Truppenteile haben ihre Zielstandorte erreicht.
In enger Abstimmung mit allen an DEFENDER-Europe 20 beteiligten Nationen wird zeitnah über das weitere Vorgehen entschieden.

Etwas konkreter wurde das Landeskommando Sachsen der Bundeswehr:

Nach aktuellen Angaben reduzieren die US-Streitkräfte den Truppenumfang der Übung.
So sollen über die rund 5.500 US-Soldaten hinaus, die bereits in Europa sind, keine weiteren Truppen aus den Vereinigten Staaten verlegt werden.
Für Sachsen kann dies ebenso Auswirkungen auf die bereits angekündigten Truppentransporte in der 12. und 17.Kalenderwoche haben.
Es ist davon auszugehen, dass diese Transporte reduziert werden und somit die zu erwartenden Beeinträchtigungen auf Sachsens Straßen geringer als geplant ausfallen.
Die Unterstützungsleistung der Bundeswehr für die Übung DEFENDER-Europe 20 in Frankenberg/Sachsen sowie in der Oberlausitz wird auch weiterhin sichergestellt und wird sich an den veränderten Anforderungen der beteiligten US-Streitkräfte orientieren.

Die Verlegeübung, von Nordseehäfen in Deutschland, den Niederlanden und Belgien an die NATO-Nordostflanke, sollte die größte Übung der US-Streitkräfte seit 25 Jahren werden und die Fähigkeit der USA unter Beweis stellen, im Krisenfall Truppen und teilweise auch Material aus den USA quer durch Europa zu verlegen. Deutschland kommt dabei als Drehscheibe für die Verlegung eine zentrale Bedeutung zu.

Das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa hatte zwar bereits mitgeteilt, dass die Zahl der Soldaten an der größten Verlegeübung seit 25 Jahren reduziert werden sollte, bislang aber noch keine Zahlen genannt. Insgesamt hätten an Defender Europe 20 rund 20.000 US-Soldaten teilnehmen sollen.

Das Pentagon hatte am Mittwochabend verfügt, dass Militärangehörige ab sofort auf nicht unbedingt notwendige Reisen in Coronavirus-Risikogebiete verzichten sollen. Als ein solches Risikogebiet wird nach der jüngsten Aktualisierung der Liste des US-Center for Disease Control auch Deutschland genannt.

Update: Am Freitagabend sagte die Bundeswehr von ihrer Seite aus die Beteiligung deutscher Soldaten an der geplanten gemeinsamen Übung mit US-Streitkräften auf dem Truppenübungsplatz Bergen ab:

Konkret geht es um die Beteiligung deutscher Truppenteile in Stärke von rund 250 Soldatinnen und Soldaten des Heeres an einem Übungsabschnitt, der vom 16. bis 30. April gemeinsam mit US-Streitkräften auf den Truppenübungsplätzen BERGEN-MUNSTER im Rahmen von DEFENDER-Europe 20 geplant war. Entscheidungen der US-Seite zum weiteren Verlauf der Übung stehen noch aus. Die erforderliche Unterstützung der nach Deutschland verlegten US bzw. alliierten Streitkräfte im sogenannten Host Nation Support wird fortgesetzt.

Update 2: Auch in den Niederlanden wurde die Übung praktisch eingestellt, wie das Verteidigungsministerium mitteilte:

Im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie haben die Vereinigten Staaten beschlossen, die Übung „Defender Europe 2020“ anzupassen. Die geplante Bewegung einer US-Kampfbrigade durch die Niederlande wird damit abgesagt.
Mit Defender Europe testet die US-Armee, wie schnell sie 3 Kampfbrigaden von Amerika nach Europa entsenden kann, um auf eine mögliche Bedrohung zu reagieren. Von den Vereinigten Staaten aus würden 20.000 Soldaten und ihre Ausrüstung zu verschiedenen Seehäfen und Flughäfen in Europa gehen. Eine komplette Kampfbrigade würde über den Hafen von Vlissingen nach Osteuropa ziehen.
300 amerikanische Soldaten, die bereits in den Niederlanden angekommen waren, werden auf dem Luftwaffenstützpunkt Woensdrecht bleiben. Sie werden bald abreisen. Die zur logistischen Unterstützung anwesenden britischen Soldaten werden ebenfalls nach Hause zurückkehren.
(Übersetzt mit DeepL.com)

Update 3: Die britischen Streitkräfte erklärten das Ende ihrer Beteiligung mit Sanitätskräften an der Übung:

(Foto: U.S. and Polish dignitaries (from left) Georgette Mosbacher, U.S. Ambassador to the Republic of Poland; Andrzej Duda, President of the Republic of Poland; Mariusz Blaszczak, Minister of National Defense for the Republic of Poland; General Rajmund T. Andrzejczak, Chief of the General Staff of the Polish Armed Forces; and U.S. Army Reserve Brig. Gen. Michael T. Harvey, commanding general of the 7th Mission Support Command and deputy commanding general of the 21st Theater Sustainment Command, pose for a photo with U.S. and Polish troops at Drawsko Pomorskie Training Area, Poland, after a troop engagement event in support of DEFENDER-Europe 20, March 11, 2020 – Photo by Sgt. 1st Class Joy Dulen, 7th Mission Support Command)