Bericht über Wehrpflicht-Kompromiss: Zurück zum Losverfahren, wie 1960
Im Streit über die gesetzliche Regelung des neuen Wehrdienstes und die faktische Wieder-Einführung der Wehrpflicht haben sich Union und SPD nach einem Bericht auf einen Kompromiss verständigt: Über eine verpflichtende Musterung junger Männer und die folgende Einberufung solle ein Losverfahren entscheiden, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Eine Bestätigung gibt es bislang nicht.
Die Unionsfraktion hatte die eigentlich bereits für vergangene Woche vorgesehene erste Beratung des neuen Wehrdienstgesetzes im Parlament blockiert, obwohl der Gesetzentwurf mit Zustimmung des gesamten Kabinetts und ausdrücklicher Rückendeckung von Bundeskanzler Friedrich Merz verabschiedet worden war. Die erste Lesung ist nun für kommenden Donnerstag geplant.
Der Entwurf sieht bislang vor, dass über einen freiwilligen Wehrdienst hinaus die Einführung einer Wehrpflicht von der Bundesregierung per Verordnung beschlossen und vom Bundestag gebilligt werden muss. Aus Sicht der Union ist diese Regelung nicht ausreichend, eine tatsächliche Verpflichtung durchzusetzen.
Nach dem Bericht des RND vom (heutigen) Sonntag (Link aus bekannten Gründen nicht) sollen Unterhändler der beiden Koalitionsfraktionen den Kompromiss erzielt haben, für einen Teil der jungen Männer eines Geburtsjahrgangs eine verpflichtende Einberufung einzuführen. Geregelt werden soll das mit einer Ausweitung der Pflicht für Männer, einen Fragebogen der Bundeswehr auszufüllen:
Der Kompromiss sieht demnach vor, aus all jenen jungen Männern, die einen verpflichtenden Fragebogen ausgefüllt haben, einen Teil auszulosen, der anschließend gemustert und zu einem Gespräch gebeten werden soll.
Falls die Streitkräfte nicht genügend Freiwillige fänden, Männer wie Frauen, sollten aus den Ausgelosten weitere Wehrpflichtige eingezogen werden, berichtet das Medium.
Laut RND orientiert sich diese Regelung unter anderem an Dänemark, wo es bereits seit längerer Zeit ein solches Losverfahren gibt, das im März auf Frauen ausgeweitet wurde. Tatsächlich aber greift die Truppe damit mehr als 60 Jahre zurück in ihre Frühzeit. Bereits 1960 wurde im damaligen Gesetz zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes ein Losverfahren auch für die Bundeswehr eingeführt, das bis 1965 galt:
In den Einberufungslisten sind die Wehrpflichtigen je nach ihrem
Aufruf jahrgangsweise oder nach Jahrgangsabschnitten zusammenzufassen. Die Reihenfolge in den Einberufungslisten wird durch das Los bestimmt.
Ob es in den deutschen Streitkräften wieder so kommt, ist offen. Denn wie Verteidigungsminister Boris Pistorius zu dem Vorschlag stehe, sei unklar, heißt es in dem RND-Bericht.
(Archivbild September 2025: Soldaten in einem Convoy Support Center auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz – Florian Gärtner/photothek.de)
Ein Losverfahren gab es auch in den USA zu Zeiten des Vietnamkriegs.
Sich in den Zeiten von „Putin ante portas“ die US Army des Vietnamkrieges als Vorbild für die Bundeswehr zu nehmen, halte ich für keine gute Idee (um es extrem zurückhaltend auszudrücken).