Nach einem Vierteljahrhundert: Schützenpanzer Puma fliegt im A400M

Wahrscheinlich erinnern sich nur noch die Älteren (wie ich) daran: Als vor gut einem Vierteljahrhundert sowohl der Schützenpanzer Puma als auch das Transportflugzeug A400M auf ihren langen Beschaffungsweg gebracht wurden, war eine wesentliche Forderung: der Puma solle im A400M fliegen können. Inzwischen ist viel Zeit vergangen, aber – der Erstflug hat stattgefunden!

Beim Lufttransportgeschwader 62 (LTG) in Wunstorf bei Hannover, Heimatstandort der deutschen A400M-Flotte, wurde der Transport im vergangenen Juni erprobt (Heer und Luftwaffe hatten das vor sechs Tagen bereits auf Instagram mitgeteilt, für die übrigen gab’s am heutigen Donnerstag dann einen Beitrag auf der Webseite).

Zu Beginn dieses Jahrtausends waren die Vorgaben für die Entwicklung des neuen Schützenpanzers und des neuen Transportflugzeugs zumindest zeitweise eng aufeinander abgestimmt worden: Der Transporter sollte zwar das Gefechtsfahrzeug nicht an eine europäische Front bringen, die um 2000 in der Vorstellung gar nicht existierte, nicht mehr und noch nicht wieder. Sondern den Einsatz des Puma in Szenarien des Internationalen Krisenmanagements ermöglichen.

Dafür musste der Schützenpanzer auch eigens so konstruiert werden, dass man ihn abspecken konnte: Um das Gesamtgewicht zu verringern, kann ein wesentlicher Teil der Panzerung abgenommen werden. Der muss dann mit einer zweiten Maschine hinterhergeflogen werden. Und das nackte Fahrzeug sieht dann so aus:

Aber auch so war es noch schwierig genug, den Schützenpanzer in das Flugzeug zu bringen, wie das LTG 62 erläuterte:

Nachdem alle theoretischen Vorplanungen erfolgreich abgeschlossen werden konnten, ging es im Juni an die praktische Umsetzung. Hierfür wurden zunächst zwei SPz vom Panzergrenadierbataillon 212 aus Augustdorf nach Wunstorf verlegt. Auf dem Gelände des ebenfalls auf dem Fliegerhorst Wunstorf stationierten Systemzentrums 23 folgte dann die Abrüstung des Pumas in zwei Schritten.
Das Ziel war es, am Ende ein Gewicht zu erreichen, dass den maximalen Vorgaben für den Laderaum des A400M entspricht. Dies sind aktuell 32 Tonnen für die gesamte Last, aber je Kettenseite maximal 16,2 Tonnen. Hier stellte die Gewichtsverteilung innerhalb des SPz eine zusätzliche Herausforderung dar. Er ist auf einer Seite ca. eine Tonne schwerer als auf der Anderen. Auf der Straße und im Gelände ist dies natürlich irrelevant, aber für den Lufttransport und den Laderaum des A400M entscheidend. (…)
Die größten Herausforderungen bestanden darin, den Schützenpanzer in den Laderaum zu bewegen, ohne das Transportflugzeug zu beschädigen. Daher wurde der Puma im Leerlauf zunächst mit der Winde des A400M hineingezogen. Dabei wurde immer genau geschaut, wie sich die Zusatzstützen (Stabilizer Struts) verhalten. Nachdem der vorher genau berechnete Haltepunkt erreicht wurde, folgte die Verzurrung mit schweren Ketten. Hierbei musste berücksichtigt werden, dass der SPz Puma über eine begrenzte Anzahl von Anschlagpunkten verfügt, die unterschiedliche Lasten aufnehmen können. Diese können wiederum jeweils nur eine begrenzte Anzahl von Ketten aufnehmen. Weiterhin sind die Anschlagpunkte im Laderaum des A400M auf unterschiedliche Lasten ausgelegt. Dennoch musste sichergestellt werden, dass der PUMA absolut fest mit dem Luftfahrzeug verbunden wird. Eine Lastverschiebung während des Starts oder der Landung könnten ansonsten verheerende Folgen haben.
Der folgende Testflug verlief dann eher unspektakulär und damit umso erfolgreicher.

Für den Beginn der regulären Puma-Fliegerei im A400M fehlt noch die Freigabe des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Aber der Projektleiter des Koblenzer Amtes schien von dem Test recht angetan:

 

(Foto oben: Verzurrter Puma im A400M am 24. Juni – Julia Dahlmann/Bundeswehr; Foto unten: Puma mit abgenommener Panzerung – Luka Wolff/Bundeswehr; Video: Bundeswehr)