(Vermutlich) Künftiger Kanzler: So schnell wie möglich Unabhängigkeit von den USA (Update: Pk am Montag)
Nach dem Ergebnis der Bundestagswahl am (gestrigen) Sonntag bleiben noch viele Details offen, vor allem im Hinblick auf eine Regierungsbildung – aber ein CDU-Vorsitzender Friedrich Merz als künftiger Bundeskanzler ist doch sehr wahrscheinlich. Deshalb ist eine Aussage von ihm interessant, die im Ausland sehr sorgfältig registriert wurde, im Inland dagegen bislang kaum: so schnell wie möglich, sagt Merz, müssten Deutschland und Europa Unabhängigkeit von den USA erreichen. Und das ist offensichtlich auch sicherheitspolitisch gemeint.
Zur Dokumentation die vollständige Passage mit Merz‘ Aussage in der Berliner Runde von ARD und ZDF:
Die Verbindung zur Sicherheitspolitik ergibt sich nicht zuletzt aus der Bemerkung des CDU-Chefs, er sei gespannt, ob auf dem NATO-Gipfel im Sommer wir überhaupt noch über die NATO in ihrer derzeitigen Verfassung sprechen. So weit ist, wenn ich nicht was übersehen habe, öffentlich noch kein führender deutscher Politiker gegangen.
Update: Bei seiner Pressekonferenz am Montag nach der Wahl hat Merz das auf Nachfragen konkretisiert – und es klingt etwas weniger konfrontativ. Die entsprechenden Passagen zum Nachhören (die jeweiligen Teile akustisch getrennt):
@Nurso
Zitat:“Umschichtungen im Haushalt, wie von Merz angekündigt, können hier nur ein Teil der Lösung sein,“
Da stimme ich Ihnen zu. Das Finanzierungskonzept von Herrn Merz wurde bereits von einer Reihe von Ökonomen als unrealistisch zerpflückt. Herr Merz will vor allem die Bürgergeldempfänger schröpfen, das Geld zu den Wohlhabenden umverteilen und hofft, dass diese dann mehr investieren und so die Wirtschaft wieder ankurbeln. Die 10 % Wirtschaftswachstum hatten wir zuletzt während der Wirtschaftswunderwiederaufbaujahre.
Der paritätische Wohlfahrtsverband hat vorgerechnet, dass Streichungen im Sozialbereich zwangsläufig zu erhöhten Kosten in anderen Haushalten führt.
Ich habe nichts gegen eine sinnvolle Reform der Schuldenbremse, wenn diese zu sinnvollen Investitionen in unsere Bildungssysteme und die Infrastruktur führt. Von der Anschaffung überteuerter Waffensysteme, von denen wir wieder nur unzureichende Stückzahlen anschaffen können, halte ich nichts.
Ich finde den Gedanken an eigene Nuklearwaffen nicht ganz zu Ende gedacht.
Wenn man es geheim betreibt, wird die USA dies vermutlich sabotieren.
Wenn wir öffentlich aus dem Nuklearen Sperrvertrag austreten, sind wir nicht Nordkorea. Wir benötigen weiter Handelsbeziehungen, die dann vermutlich stark boykottiert werden.
Insofern halte ich eigene Nuklearwaffen für keine Lösung. Kreativer wäre der Aufbau einer starken Cyber Abteilung, die die kritische Infrastruktur anderer Staaten lähmen kann. Praktisch fast so schlimm, aber nicht so geächtet.
@Walburga: Ich überlege mir dann immer, welche Art von Beiträgen eines bestimmten Kommentatoren der Hausherr gerade nicht an die Oberfläche treiben lässt. Er kennt die freilich. Und natürlich die, die sie geschrieben haben.
Und was soll ich sagen? Das ist sein Blog hier, hier kann er den gröbsten Unsinn eben filtern – und darf das auch, solange er die Domain, den Traffic und den Speicherplatz bezahlt. Man muss in seinem Wohnzimmer auch nicht alles sagen lassen, selbst wenn das Fenster offen ist, und man Leute grundsätzlich einlädt, mitzudiskutieren.
@Nachhaltig
Zitat „Abschreckung funktioniert überwiegend konventionell mit einer nuklearen Teilhabe Deutschlands und Kernwaffen in Frankreich und Großbritannien.“
Wenn ich da an das Budapester Memorandum denke, kann das heute schnell Makulatur sein. Nicht nur, dass man einem Staat die Sicherheit garantiert hat, man erklärt ihn auch noch für schuldig, dass er überfallen wird.
@Michael Schöfer
„Wollen wir wirklich zurück zu einer Welt, in der völkerrechtliche Verträge nicht mehr das Papier wert sind, …“
Das hat Hr. Merz gerade erst mit der Mißachtung des IStGH getan.
TW
[Natürlich muss der Klimawandel energisch bekämpft und die CO2-Belastung drastisch zurückgedrängt werden; aber auch vehemente Grünen-Fans wie Sie sollten sich hier bitte mit solchen Aussagen im Wahlkampfstil zurückhalten. T.W.]
Ich glaube, jemand der die „Fesseln der CO2 Diktatur“ sprengen möchte ist eher Anti-Grün, quasi AFDler.
@alle
Mützenich und Stegner sind doch weiter SPD Bundestagabgeordnete. Auch wenn beide ihr Direktmandat verloren haben ziehen doch beide über Liste ein oder hat einer erklärt zu verzichten? (sind ja beide 65)
Interessant wie schnell Merz die Schuldenbremse weg haben will. War die wohl nur eine Zeitbombe gelegt 2009 für eine potentiell neue Regierung.
Dabei ist die Schuldenbremse schon relativ flexibel, warum die FDP sämtliche Gestaltungsspielräume verweigerte? naja die Quittung für solch interne Regierungssabotage gabs jedenfalls.
Irgendwie irritiert mich die Kernwaffendiskussion. Dabei ist sie absolut nicht neu und wurde seit den 1950er Jahren bis zum Kernwaffensperrvertrag intensiv geführt. Das Endergebnis aller Diskussionen war die nukleare Teilhabe mit ihren beiden Komponenten, Trägersysteme für US- Kernwaffen incl. Mitwirkung an der Einsatzplanung und die Fähigkeit, im Bedarfsfall schnell eigene Kernwaffen herstellen zu können.
Eine bessere Lösung gibt es auch heute nicht.
Selbst wenn man auf die hier schon angeführten internationalen Verträge pfeift, ein deutsches Vorpreschen würde viele Nachahmer finden. Die Welt würde nicht sicherer werden.
Auch heute werden die USA es aus naheliegenden Gründen verhindern, dass Deutschland irgendwie an Kernwaffen kommt. Die Fähigkeiten dazu haben sie und werden sie im Eigeninteresse einsetzen.
Der britische oder französische nukleare Schutzschirm ist noch löchriger als der US- amerikanische. Die USA können zumindest noch hoffen, dass der nukleare Schlagabtausch auf Europa beschränkt bleibt. Frankreich und GB sind Europa. Da überlegt man noch dreimal mehr, eine konventionell angreifende Armee mit Kernwaffen zu stoppen.
Wer meint, Deutschland sollte zumindest potentieller Kernwaffenstaat sein, der muss für die zivile Nutzung der Kernenergie eintreten. Nur so hat man ausreichend spaltbares Material (besser Pu239 als U235), die Fachleute und die Anlagen zum Handling mit hochradioaktivem Material.
Nachtrag Atom-Schutzschirm:
.
Einigkeit scheint auch hier in der Diskussion zu sein:
Atomwaffenentwicklung in D würde in der Realität sehr wahrscheinlich zu nicht tragbaren internationalen Verwicklungen führen. Gerde auch aufgrund der angeführten Verträge wie 2+4..
Es gibt allerdings ausserhalb der 5 „offiziellen“ Atommächte ( RUS, USA, China, GB, F ), also Nordkorea, Israel, Indien und Pakistan erstaunlich grosse Unterschiede in der Behandlung dieser. Von maximalen Sanktionen (Nordkorea) bis zu maximaler Unterstützung (Israel).
Festgemauert sind die Reaktionen auf neue Atommächte also nicht.
Ich wage jetzt aber keine Prognose wie es denn im vom Bundestag beschlossenen Spannungfall ( gab es noch nicht mal ansatzweise bisher ) aussehen würde.
Meines Wissens wäre Deutschland dann das einzige europäische Land das zumindest die Option hätte in der dann endlichen Zeit etwas zu „bauen“.
Wieder einmal kommt hier die hochmoderne Ultrazentrifugen-Urananreicherungsanlage URENCO ins Spiel. Steht auf deutschem Staatsgebiet in NRW.
Und die ist wirklich gross ( genehmigte Urantrennarbeit 4500t pro Jahr ) und produziert die Brennstäbe für alle europäischen AKWs.
Selbst gewöhnlich gut informierte deutsche Militärblogger wie in „Militär und Geschichte“ waren in einem neueren Beitrag zum Thema erschreckend ahnungslos…
Es gibt dazu zwei Denkschulen:
1.) Grosse Gefahr der Proliferation durch die mögliche „deutsche Bombe“ und deshalb Target No. 1 für Russland. URENCO sofort schliessen.
Steht genau so im Wahlprogramm der Linken Partei – Grösster Wahlgewinner 2025 nach der AfD.
2.)
Das Deutschland im Extremfall eine reale Option hat die Bombe recht schnell zu bauen wird auch Russland nicht entgangen sein.
Inwieweit auch das eine abschreckende Wirkung hat wurde allerdings noch nie thematisiert..
„Segestes:
Wer meint, Deutschland sollte zumindest potentieller Kernwaffenstaat sein, der muss für die zivile Nutzung der Kernenergie eintreten. Nur so hat man ausreichend spaltbares Material (besser Pu239 als U235), die Fachleute und die Anlagen zum Handling mit hochradioaktivem Material.“
Das kann man so sehen, und das ist in Friedenszeiten in der Tat so. Die Gründe dafür sind teils komplex, teils geheim…
In dem von mir weiter oben skizzierten (sehr, sehr unwahrscheinlichen) Szenario geht es um eine Notreaktion auf einen Spannungsfall, evtl. Monate vor einem Verteidigungsfall. In dem alle NATO-Schutzschirm-Stricke gerissen sind.
Da wäre die mit ganz grossem Abstand schnellste Variante einer Bombe das Vorhandensein einer sehr grossen zivilen Zentrifugen-Anlage auf eigenem Staatsgebiet die bereits am Laufen ist.
U235 in grossen Mengen innerhalb von Wochen, einsatzfähige Prototypen des leider unglaublich simpel zu konstruierenden „Gun-Typs“ (wie in Hiroshima) dauern auch nicht lange…
Alles so unwahrscheinlich das man es gleich wieder vergessen kann. Steht aber wie gesagt im Wahlprogramm der linken Partei…
Und ja, ein guter Teil der Wahrheit ist auch das insbesondere Frankreich nicht aus der Atomkraft aussteigen kann da dies die militärische Produktionskette von Waffen-Plutonium unerträglich verteuern würde…
[Hier fehlt nur der Hinweis auf SHAEF und die BRD GmbH, sonst ist alles drin. Machen wir hier nur ein Mal. T.W.]
Herr Möchte-gern-Kanzler-werden Merz betätigt sich mal wieder als Populist; oder offenbart, daß ihm intellektuelle Tiefe fehlt.
1. AKWs abschalten, aber Atomwaffen wollen? Genau mein Humor. Wo soll das qualifizierte Personal dafür herkommen, nachdem man hier Kernforschung, AKW-Herstellung und jetzt auch die AKWs abgewickelt hat?
2. Deutschland unabhängig von den USA? Schon mal darüber nachgedacht, daß ein präsidialer Erlaß aus Washington reicht, und die deutsche oder europäische Wirtschaft und Staatsorganisation bricht binnen Wochen rettungslos zusammen? Keine Chance, als Industriestaat zu überleben. Oder überhaupt eine staatliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Ein Erlaß reicht.***
3. 2024 hat der deutsche Staat 2 Billionen Euro ans Steuern und Abgaben eingenommen. 2.000 Milliarden. Das ist ein absoluter Rekord. Dennoch reichte das Geld nicht für einen verfassungskonformen Haushalt. 14 Milliarden fehlten da wohl. Die Bundeswehr ist beinahe die kleinste seit dem Ende des kalten Krieges (zwischendrin war die Mannstärke 2 oder 3 Jahre noch etwas niedriger). Trotzdem ist sie mit ihrem EP14 nicht in der Lage, Deutschland länger als 2-5 Tage zu verteidigen, voll ausgestattet zu sein, eine Brigade für die Bündnisverteidigung im Baltikum aufzustellen oder das volle Spektrum der Fähigkeiten (Flugabwehr!) abzubilden. Wenn die quasi kleinste Bundeswehr es mit den reichlichen Mitteln und der Sonderzahlung nicht vermag, die Landesverteidigung abzusichern, dann hat sie kein finanzielles Problem, sondern ein Managementproblem. Miß-Management. Da noch Geld in Form von Schulden draufwerfen, samt Verfasssungsänderung dafür? Wie meinen?
***
Schon drauf gekommen? Die ganze Bundesrepublik läuft mit amerikanischer Software. Alles, was irgendwie relevant ist. Der ganze Staatsapparat. Große Teile der Industrie. Banken. Versicherungen. Gesundheitswesen. Die Bahn. Usw. usf. Wenn sich Kanzler Merz Deutschland von den USA unabhängig erklären möchte, braucht das Weiße Haus nur anzuordnen, daß die US-IT-Unternehmen keine Aktivitäten in D mehr durchführen dürfen, Dann geht hier das Licht aus. Ohne Microsoft Windows, Oracles Datenbanken, die Clouds und die ganze andere US-Software läuft hier kein Unternehmen, keine Verwaltung, nicht mal die Bundeswehr, nichts. Wir könnten nicht mal mehr über Festnetz telefonieren, denn das ist auch digital… Also: Alles, was Herr Möchte-gern-Kanzler-werden Merz in der Richtung von sich gibt, ist entweder Populismus oder fehlende intellektuelle Tiefe.
Laut der Internetseite twz.com gibt es in Frankreich Überlegungen, nuklear bewaffnete Rafales nach Deutschland zu verlegen:
„France Eyeing Deployment Of Nuclear-Armed Rafale Fighters To Germany: Report“
[Nein. Laut der Internetseite twz.com gibt es den Bericht einer britischen Zeitung, es gebe angeblich in Frankreich Überlegungen, usw.
https://www.twz.com/air/france-eyeing-deployment-of-nuclear-armed-rafale-fighters-to-germany-report
Stille Post spielen bringt uns hier nicht weiter. Einen Bericht, der schon verschiedentlich durchgehechelt wurde und offensichtlich nicht belegt ist, zum wiederholten Male hier anzuführen, ist recht sinnfrei. T.W.]
@all
Hinweis aus Gründen: Da stellt jemand eine etwas abstruse Theorie auf, und schon geht die Debatte darum, ob der US-Präsident per Erlass Deutschland abschalten kann. Bitte nicht.
@Mitleser:
Und die USA rauschen direkt mit in den Abgrund, wenn man den wichtigsten Handelspartner zerlegt….
@alle
Gronau ist nicht der einzige Standort von Urenco, deswegen sind Aussagen wie „für alle europäischen“ etwas übertrieben.
AKW braucht man jetzt auch nicht wirklich für die Atombombe, es sei denn man will Plutonium erbrüten, aber dann braucht man entweder eine interne oder irgendwie geartete Wiederaufarbeitungsanlage. Stellt sich Bayern wieder zur Verfügung? Wenn, ja wenn irgendwann, die angeblich alle Energieprobleme lösenden SMR kommen würde 1 davon ausreichen. Standorte in Bayern oder im Osten würden sich anbieten.
Inwiefern eine deutsche Bombe an der Tatsache was ändert, dass jeder Staat sieht, wie mit der Ukraine, einem Land welches seine Atomwaffen abgegeben hat, umgegangen wird was ändert? naja, die Proliferation ist spätestens mit „SMR für alle“ wohl Realität. (Man erinnere an indische CANDU Reaktoren.)
@T. Wiegold
Ich vermute, Sie haben da etwas missverstanden. „Mitleser“ bezieht sich mutmaßlich auf die Möglichkeit US-amerikanischer Stellen, u.a. unter Verweis auf Gründe der nationalen Sicherheit Exportkontrollen zu verhängen.
Die von „Mitleser“ erwähnten Abhängigkeiten von den USA u.a. im Bereich IT und die damit verbundenen Verwundbarkeiten sind zudem real.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die USA dies gegenüber EU-Staaten tun, ist zwar gering, aber angesichts des absehbare Verhaltens der neuen US-Administration hätte man sich in Deutschland schon vor Monaten Gedanken über Worst-Case-Szenarien machen müssen, was leider unterblieben ist. Begründete Warnungen davor in die Nähe von Reichsbürger-Ideologie zu stellen, ist in diesem Zusammenhang nicht hilfreich.
[Nun, die Debatte über Abhängigkeiten und mögliche europäische Initiativen kenne ich natürlich, s. z.B.
https://european-alternatives.eu
Aber das war ja nicht die Aussage, sondern
Schon mal darüber nachgedacht, daß ein präsidialer Erlaß aus Washington reicht, und die deutsche oder europäische Wirtschaft und Staatsorganisation bricht binnen Wochen rettungslos zusammen? Keine Chance, als Industriestaat zu überleben. Oder überhaupt eine staatliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Ein Erlaß reicht.
und da sehe ich schon gewisse Unterschiede. Wäre dennoch dankbar, wenn das jetzt nicht das bestimmende Thema in diesem Thread würde. T.W.]
@Beobacher, u.a.
Sorgen bereitet mir (und anderen) auch die Nutzung von Clouddiensten, die unter ausländischem, insb. amerikanischen Recht – direkt bzw. indirekt – stehen.
Ok, wenn ihr unbedingt wollt: Dann mal Butter bei die Fische.
Welche Partei war das noch mal, die damals in der bayerischen Landeshauptstadt verhindert hat, dass die öffentliche Verwaltung ihre IT von Microsoft auf Linux umstellt?
https://www.linux-magazin.de/ausgaben/2019/10/interview-2/
@Thomas Melber
Beim Thema cloud-basierte Dienste berichteten Medien, dass die USA mutmaßlich über die Fähigkeiten verfügen könnten, z.B. die Funktionsfähigkeit der F-35 zu beeinträchtigen. Diese beruhe auf dem cloud-basierten Operational Data Integrated Network (Odin), das von Updates abhängig sei, die von US-amerikanischen Stellen kontrolliert werden. Im Fall einer US-Regierung, die Vereinbarungen mit Russland zum Nachteil europäischer Staaten zu treffen bereit ist, und die solche Abhängigkeiten nutzt um ihre Interessen durchzusetzen, könnte das potenziell zum Problem werden.
@ T.Wiegold 26.02.2025 um 9:43 Uhr
Ein brillanter Hinweis!
Anno 2014:
Die neue Münchner Stadtregierung hat sich in Form von Bürgermeister Dieter Reiter (SPD) und dem zweiten Bürgermeister Josef Schmid (CSU) vehement gegen die Nutzung von Open Source in der Stadtverwaltung ausgesprochen.
https://www.derstandard.at/2000003144506/bin-microsoft-fan-muenchner-buergermeister-kritisiert-linux-in-stadtverwaltung
Die Verwaltung der Stadt München saß damals auf veralterter Hardware. Das war das Hauptproblem, und das kennt man ja so und in anderen Bereichen auch in der Bundeswehr, nebenbei bemerkt.
Wenn man dann aufgrund von jahrelangen Versäumnissen sich seiner eigenen Handlungsoptionen beraubt, und plötzlich alles ganz schnell gehen muss, werden Entscheider anfällig für schnelle Lösungen aus einer Hand, und natürlich für Korruption in der Beschaffung.
Übersicht zu drei fachlichen Artikeln:
https://netzpolitik.org/tag/christian-ude/
Letztlich wurde aber politisch entschieden, im Land der Amigo$. Mia $an mia.
@Mitleser
„Wenn sich Kanzler Merz Deutschland von den USA unabhängig erklären möchte, braucht das Weiße Haus nur anzuordnen, daß die US-IT-Unternehmen keine Aktivitäten in D mehr durchführen dürfen, Dann geht hier das Licht aus. “
Ganz so schlimm ist es wohl auch nicht.
Keine Aktivitäten heißt keine Updates mehr bereitstellen und nicht aktiv sabotieren (etwa über backdoor alle windows installationen löschen)
Das sind 2 sehr getrennte Kategorieren.
Denn die Clouds sollten inzwischen fast alle in Europa liegen und im Besitz europäischer Tochtergesellschaften nach EU Recht verwaltet. Datenschutz und so.
Im Gegenzug wird SAP in den USA übrigens recht oft verwendet.
Aber weder SAP noch Microsoft würden einfach mal ihr Weltweites Geschäft willig zerstören. Das zum einen. Zum anderen läuft das Internet selber hauptsächlich auf open source software und Straßenampeln werden auch nicht mit Windows betrieben.
Das Licht würde also nicht ausgehen, aber unangenehm wäre es sehr – für beide Seiten. Denn so ein Schritt, auch nur Angedroht, würde in der Welt sehr viel mehr Antrieb schaffen, sich wirklich von US Software unabhängig zu machen.
Und Software ist gerade das Geschäft, wo die USA weltweit noch vorne sind. Das können sie sich nicht kaputtmachen.
(Russland verwendet übrigens auch noch sehr viel Microsoft und co. will sich unabhängier machen, hat es aber auch noch lange nicht. Mit anderen Worten, so real ist eine solche Drohung nicht, sonst wäre Putin allgemein etwas kleinlauter)
Grundlegend aber ja, wenn jetzt endlich mal ernsthaft Open Source in der Verwaltung angegangen wird, wäre das sehr zu begrüßen.
@T.Wiegold sagt: 26.02.2025 um 9:43 Uhr
Nicht nur verhindert, man hatte ja schon auf Linux umgestellt und dann wieder zu Microsoft zurück. Und die Rückumstellung war mit Sicherheit nicht von so großartigen Angeboten unterstützt, wie sie Microsoft gemacht hatte um die erste Umstellung zu verhindern.
Die CSU hat dafür gesorgt, das die Stadt München Zig-Millionen Euro für eine sinnfreie, weil nicht notwendige IT-Umstellung verschleudert hat. Nur um recht zu haben und dem politischen Gegner zu schaden.
Aber so war das schon immer, wer CDU-Kanzlerkandidat war, der brauchte keine anderen Feinde neben dem jeweiligen CSU-Parteichef.
[Glückwunsch, damit haben wir diesen Aspekt endgültig in den OT gejagt und der findet jetzt hier nicht mehr statt. T.W.]
„2024 hat der deutsche Staat 2 Billionen Euro ans Steuern und Abgaben eingenommen. 2.000 Milliarden.“
Es war „nur“ die Hälfte, 1000 Mrd., nur mal so als Faktencheck. Aber auch schon genug. Wir haben die deutsche Einheit gestemmt und das war eine Finanzkiste mit einem sehr großen Fragezeichen, Finanzkrise, Corona.
Die Welt ist und wird eine andere. Der letzte Freitag war nur der Schlußgong, einer sich schon länger anbahnenden Entwicklung. Wenn Europa sich nicht in Einflusszonen fremder Mächte aufteilen lassen will, dann heisst das jetzt so mal als grobes Ziel: Wir müssen 50 Prozent ALLER miltärischen Fähigkeiten der USA auf die Beine stellen, mindestens! Dafür würde ich nochmal gerne den Soli zahlen, lieber als für das heutige Blauland.
Vor was haben wir eigentlich schon wieder Angst? 400 Mrd. für Rüstung bis 2030 sind bei einer Verschuldung von 60 % des BIP kein Problem. Zum Problem wird eher, woher nehmen wir die Soldaten und die notwendige Rüstungsindustrie. Vielleicht noch wichtiger, die breite Einsicht der Bevölkerung, dass an Militär und Verteidigungsbereitschaft kein Weg vorbei führt und das es nicht zum Nulltarif zu haben sein wird.
@TomCat: Die Produktionskapazitäten halte ich für entspannt. Auf Ebene der Automobilzulieferer und OEMs gibt es diverse Werke, die umgerüstet werden könnten – und wo vor Ort aktuell ausreichend Arbeitskräfte zu finden sind. Hier Aufzuskalieren ist eine Frage des Wollens, nicht des Könnens. Denn wenn man sich ehrlich macht: bis jetzt ist alles an Produktion gen Ukraine auf Basis einer „leicht hochskalierten Friedenswirtschaft“ gelaufen. Wir haben noch nicht einmal angefangen, in echter Größenordnung Güter für unsere Verteidigung zu produzieren.
Und ja: wir haben die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, eine „Zeitenwende“ zu finanzieren. Und parallel auch eine „Infrastrukturende“ – und auch eine „Energiewende“. Hier machen wir uns aktuell kleiner als unbedingt notwendig.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/der_boersen_tag/Airbus-warnt-Regierung-eindringlich-vor-Bestellungen-in-USA-article25612543.html
Interessante Aussage zur F-35 und Dänemark.