Neuer Finanzminister, neue Klarheit: Beförderung zum Leutnant gesichert
Es sind wilde Zeiten in der Bundesregierung, die nur noch von zwei der ursprünglich drei Koalitionspartner gestellt wird – und so kommen derzeit offensichtlich auch Entscheidungen zustande: Nicht über die eigene Webseite, sondern über den Truppeninformationsdienst X des künftigen US-Regierungsmitglieds Elon Musk teilte das Verteidigungsministerium mit, dass inzwischen für die anstehende Beförderung künftiger Leutnante die nötigen Haushaltsstellen gefunden wurden. Nach denen es zwischenzeitlich ja nicht aussah.
Hintergrund ist – inzwischen war? – ein Streit mit dem Bundesfinanzministerium, bis vor kurzem von FDP-Chef Christian Lindner geführt und inzwischen in der Hand des neuen SPD-Finanzministers Jörg Kukies. Im August hatte das Wehrressort einräumen müssen, dass in den Planungen für den Bundeshaushalt nicht genügend Stellen vorgesehen seien:
Die Anzahl an Offizierinnen und Offiziere erreicht voraussichtlich Ende 2024 den im aktuellen Haushaltsplan festgelegten Umfang an „Planstellen für Offiziere“ (Personalplanstellen für Offiziere).
Eine Erhöhung dieser „Planstellen für Offiziere“ im Haushaltsplan für das Haushaltsjahr 2025 kann derzeit nicht angenommen werden. Die Vorgaben des Bundesministeriums der Finanzen sehen für kein Ressorts neue Planstellen in 2025 vor.
Daher muss die Zuteilung von Planstellen durch die Bundeswehr priorisiert werden. Neben der bereits langfristig eingeleiteten Personalgewinnung und -bindung können zudem auch Weiterverpflichtungen nur noch im Rahmen des dargestellten Planstellenumfangs gebilligt werden. In den parlamentarischen Verhandlungen für den Haushalt 2025 wird die Bundeswehr versuchen, weitere haushälterische Offizierplanstellen zu erhalten.
Das sollte nicht zuletzt angehende Offiziere (be)treffen, die vor ihrer Beförderung zum Leutnant und damit auf ihre erste Offizierstelle stehen. Diese Beförderung schien für etliche infrage gestellt. Seit dem (heutigen) Samstag scheint das aber geklärt, wie das Verteidigungsministerium via X mitteilte:
Und das an einem Samstag, in einer politischen Lage, in der keiner weiß, wie es mit dem Haushalt weitergeht… Na denn. Vielleicht gibt es dafür aber auch einen ganz simplen rechtlichen Grund. Die Beförderung zum Leutnant, so haben mir Kundige erzählt, ohne dass ich das bislang nachprüfen konnte, sei die einzige, auf die ein Soldat rechtlichen Anspruch habe. Dann hätte natürlich der neue Finanzminister nur das gemacht, was er ohnehin hätte machen müssen.
Die Details wird man sich auch noch mal erklären lassen müssen. Zum Beispiel warum es rund 1.100 nicht besetzte militärische Dienstposten gibt, die die Bundeswehr bislang offensichtlich nicht nutzen konnte. Hat bestimmt wichtige Gründe. (Wenn man das dann noch mit der aktuellen Personalstärke verbindet, wird die Frage ja noch interessanter.)
Keine Ahnung, warum sich die BW mit der Nachwuchsgewinnung so schwer tut?!
Dass Planstellen vom Finanzministerium bewilligt werden, bedeutet nicht automatisch, dass der Personaltitel in dem Jahr mit den nötigen Mitteln hinterlegt ist.
Das sind doch wieder nur Taschenspielertricks für Unwissende…
Für eine Beförderung ist zwar i.d.R. auch ein besetzbarer notwendig (Ausnahme alle Arten DPäK’s / alt: zbV).
Primär benötigt wird aber die Planstelle, denn über diese wird die entsprechende Besoldung generiert.
Und genau zu den Planstellen hat ja das BMVg selbst erklärt:
„Die Anzahl an Offizierinnen und Offiziere erreicht voraussichtlich Ende 2024 den im aktuellen Haushaltsplan festgelegten Umfang an „Planstellen für Offiziere“ (Personalplanstellen für Offiziere).“
D.h. die Planstellen sind und bleiben ausgeschöpft.
Der Trick ist nun, dass in 2025 keine Weiterverpflichtungen genehmigt werden, die in 2025 WIRKSAM würden.
Hat der Offizier z.B. aktuell am 31.01.2025 sein Dienstzeitende… und sein Antrag auf Weiterverpflichtung wird abgelehnt… ist der Dienstposten natürlich ab 01.02.2025 unbesetzt…
Die so frei werdende Planstelle … sprich Haushaltsmittel … werden jetzt mit Zustimmung des BMF intern verschoben…
Und genau dies wurde in den letzten Monaten praktiziert. Viele erfahrene Offiziere, die Ihre Dienstzeit verlängern wollten, sei es als SaZ, oder Berufssoldat, bekamen ablehnende Bescheide. Da reden wir nicht von einer Hand voll…
So gut es also ist, dass die jungen OA befördert werden, so sehr konterkarriert es die Personalbindung von Bestandspersonal, als eine Maßnahme um ein Absinken der Ist-Zahlen zu verhindern.
Herr Pistorius muss das aber zähneknirschend hinnehmen…
Denn, wie ja o.g., real mehr Planstellen im EP 14 2025 gibt es (aktuell) nicht.
Wir können froh sein, dass die FDP die Regierung verlassen hat und nicht weiter blockiert, wo immer sie kann.
„Beförderungsstau“ und unglaublich lange Wartezeiten bei fast allen anderen Dienstgraden der Bundeswehr – den gibt es doch noch? Die damit verbundenen Auswirkungen sind doch unverändert.
Ich weiß nicht, was ich schlimmer finden soll:
Daß trotz Rekordeinnahmen bei den Steuern nicht ausreichend Geld vorhanden ist oder daß man sich anscheinend bei der Personalplanung (und der zugehörigen Finanzierung) von Jahr zu Jahr zu hangelt – quasi: Fahren auf Sicht.
***Die Anzahl an Offizierinnen und Offiziere ***
Gibt eh zuviele. Es fehlt an der Basis, nicht dort.
Moin,
bei der Bundeswehrfeuerwehr soll es ähnliche Probleme geben.
Für den dritten Stern von Generälen sind aber Haushaltsmittel da.
Ich bezweifle, ob dies die richtigen Zeichen setzt.
Das sind ja nun alles keine kurzfristig aufgetretenen Herausforderungen. Die Zahl der zu befördernden OA‘s ist langfristig bekannt. Die Anzahl der Haushaltskarten / Planstellen ebenfalls. Und man rauscht sehenden Auges in eine so problematische Situation herein, dass man so ziemlich auf den letzten Drücker in einer Art „Troubleshooting“ die Beförderung der OA‘s sicherstellen muss. Da stellt sich ganz automatisch die Frage, was die Personaler in Berlin und Köln da eigentlich tun. Aber die müssen ja gut sein, schließlich hat man die leitenden der entsprechenden Dienststellen erst kürzlich ge- und befördert.
@Felix2 sagt: 17.11.2024 um 9:43 Uhr
„Viele erfahrene Offiziere, die Ihre Dienstzeit verlängern wollten, sei es als SaZ, oder Berufssoldat, bekamen ablehnende Bescheide. Da reden wir nicht von einer Hand voll…“
Das Thema hatten wir ja schon mehrfach. Die Motivationen der Kameraden sind ja ganz unterschiedlich. Allerdings bin ich der Meinung, Pensionierungsgrenze erreicht ist Schluß, ebenso beim SaZ. Wenn einer weitermachen möchte, dann muss er/sie sich eben genauso anstellen, wie jeder Bewerber. Das war bisher kein Problem, mit Blick auf die Personallage. Ich sehe das als normalen Ablauf an, was gerade passiert.
Gut, dass dieser Treppenwitz endlich beseitigt wurde. Oder zumindest eine Abhilfe, bis den Amtsschimmel wieder den Hafer sticht.
Semi-OT: Der rechtliche Anspruch auf eine – sofortige! – Beförderung besteht mWn auch bei den Sanitätsoffizieren.
Hier wird oft ne ganze Weile auf die Ausstellung der (zivilen) Approbation durch die jeweilige Landesbehörde gewartet. Wenn es dann endlich soweit ist -> direkter Gang zum Chef, und der/die Leutnant SanOA wird noch am selben Tag zum Stabsarzt (Zahni/Apo/Veti). Und im Zweifel auch völlig formlos im Flur oder telefonisch, jedenfalls sofort.
@Felix2, mag ja sein das die Ablehnung von Verlängerungen als SaZ oder die Übernahme als BS mangels Stellen der aktuen Personalstärke nicht zuträglich sein mag. Frage wäre was einem wichtiger ist. Jetzt die reine Zahl an Soldaten auf dem Papier hübsch aussehen lassen, oder perspektivisch wieder eine gesunde Altersstruktur in die Bundeswehr zu bekommen die einen auch 2030 kriegstüchtig sein lässt.
Denn machen wir uns nix vor, wer jetzt verlängern oder BS werden will, wird eher nicht oder nur noch kurze Zeit als Zugführer eines Panzergrenadierzuges durchs Gelände spazieren.
Klingt jetzt, als wenn BAPers die Dienstposten-Topfwirtschaft nicht beherrscht und „leere“ DP (die es systembedingt ja immer geben wird) inflexibel an Planstellen hängen und diese blockieren.
Bzw man das jetzt erkannt hat und zumindest teilweise auflöst.
Wenn man nicht die Zahl der Planstellen deutlich auf Vorrat erhöht, kann man den Aufwuchsgedanken auch gleich vergessen.
Komischerweise gibt es Beförderungsstaus und Wartezeiten weder beim ZivPers noch in den heiligen Hallen des BMVg.
Solange man so mit dem Bestandspersonal umspringt muss man schon verdammt viel Geld in die Hand nehmen, um Menschen zu erzählen, wie attraktiv der Dienst in Uniform ist.
@ cbb#1
Weil Zivilpersonal nicht kostenlos mit der Bahn fahren kann…
Die Beförderungen am Ende der Laufbahnausbildung sollten nie fraglich sein. Ob die kurzen Stehzeiten bis zum OTL richtig sind bezweifle ich. Die Soldaten sind da schon verwöhnt.
Derzeit hat, wie schon so oft, die Bundeswehr Beförderungsstaus. Dauerbrenner Beförderungsstau.
Die Stauproblematik wird vermutlich wieder durch mehrere, lange bekannte Faktoren verursacht. Nicht alles erschließt sich mir.
Im BMVg scheint es anders zu sein, das war und ist offenbar auch nicht neu.
Es ist für mich schwer erkennbar, ob die Ursachen wieder an mangelndem Geld liegen, oder an der Haushaltssperre oder an fehlenden Planstellen.
Ich frage mich, inwieweit die Dienstposten und der Ausbildungsumfang für Offiziere und Unteroffiziere mit Portepee der Bundeswehr mit Planstellen im Haushalt hinterlegt sind. Wie lange sind die durchschnittlichen Wartezeiten von Dienstgraden im Hinblick auf ihre Beförderung?
Ausbleibende Beförderung (Einweisung), das schlägt auf die Motivation.
Ohne motivierte Soldaten nutzt auch die beste Ausrüstung nichts.
Herrlich dieses Possenspiel, da treten miserable Altersstruktur und kopflastige Org-Struktur doch gleich wieder in den Hintergrund…
Mir leuchtet das ganze Prozedere nur bedingt ein, in der nicht für jeden DP in einer genehmigten Struktur Plan-/Haushaltsstellen vorgehalten werden; ob man diese dann zieht, ist dann Frage der Besetzung.
Aber sicher gibt es da Gründe für, ich fahre ja mit meinem Auto in der Regel auch nur auf 3 Rädern und habe mir daher die Beschaffung eines 4. Rads einfach gespart.
Etwas mehr Wagnis in einer wahrlichen Neu-Strukturierung würde mittel- und langfristig dem EP14 die Last der Personalkosten etwas abmildern, da die Dotierungshöhen anders wären… Mehr Truppe weniger Stab!
Und zusätzlich sollte man eben „Kriegstüchtigkeit“ nicht nur von Struktur und Material erwarten sondern auch von jedem/r Einzelnen – was ggf. dann in die Altersstruktur wirkt (weniger BS mehr SaZ und eine funktionierende Reserve! (Pers/Mat)).
@Pio-Fritz sagt:
17.11.2024 um 14:17 Uhr
und
@Flo sagt:
17.11.2024 um 16:55 Uhr
Ihre Argumentation ist grundsätzlich nachvollziehbar.
Nur in der Realität funktioniert das nicht WENN wir weiter daran festhalten, dass die Bw auf mindestens 203.000 Soldaten schnellstmöglich aufwachsen muss, um kriegstüchtig zu werden…
Die Demografie und die Ansprüche der GenZ lassen sich nicht überlisten.
Und entgegen aller Sonntagsreden ist das Ziel 203.000 in weite Ferne gerückt… Prognosen sehen nicht mehr bis 2031… sondern eher 2035+ …
In vielen Verwendungen sieht es definitiv nicht gut aus…. Besserung nicht in Sicht… Allgemein muss die Bw schon froh sein, wenn sie die SaZ durch Neueinstellungen ersetzen kann, die sie jährlich durch den normalen Abgang verliert. Da nützt es nichts das dies „… bisher kein Problem …“. Die letzten Jahre ist es eins geworden, und wird die nächsten Jahre immer größer! Denn auch bei der Bw gehen die Baby-Boomer-Jahrgänge in den nächsten 5-6 Jahren in Pension!
Ihre Ansätze kann ich umsetzen, wenn die politische Entscheidung getroffen werden würde: Klein – aber fein !
Also z.B. nicht Aufwuchs auf 203.000, sondern Abbau auf 165.000.
Ist dies aber vor der neuen Ausrichtung auf LV/BV zu erwarten ? Eher nicht.
Also hat die Bw gar keine andere Wahl, zwei Dinge zu tun: Alles mögliche zu tun um junge Menschen zu gewinnen, aber auch Bestandspersonal länger zu halten, insbesondere in Verwendungen die jetzt schon unterdeckt sind.
Dabei immer nur auf die infanteristische Verwendungen zu schauen ist viel zu kurz gedacht.
In einem Krieg benötige ich genauso den Logistiker, den Sani, neu: die Drohnenbediener… denn ohne die kann die Infanterie auch nur ein paar Tage überleben…
Davon ab… ein Offz der mit 20 SaZ 12 geworden ist… ist heute gerade 32…
Wenn dieser noch 2…3 Jahre dran hängt… ist er definitiv körperlich nicht überaltert… schließt aber ggf. eine Lücke in einer Mangelverwendung!
@Florian Staudte sagt: 17.11.2024 um 22:45 Uhr
„Ob die kurzen Stehzeiten bis zum OTL richtig sind bezweifle ich. Die Soldaten sind da schon verwöhnt.“
man sollte das immer in Relation zum Rest der Beamtenschaft sehen. Und wenn dann jeder Oberstufenlehrer zum Oberstudiendirektor A14 befördert wird, muss man sich fragen, warum das beider Bw anders sein soll.
Wir machen uns um diese Besoldungsstufen viel zu viele Gedanken, niemand hinterfragt das System an sich. Das müsste mal grundlegend überarbeitet werden, das würde die Beförderungsflut eindämmen. Aber auch dafür gibt es bei BMI und BMF helle Köpfe mit B-Besoldung und einem auswärtigen Beraterstab, in deren AUfgabenbereich das fällt.
@felix2
Sorry, das was Sie da schreiben ist einfach falsch! Der SaZ oder BS der nicht verlängert wird, blockiert mit Sicherheit keine A9 Haushaltskarte. Der Truppendienst-Offizier SaZ geht nach 13 Jahren als A11 oder A12 Hauptmann, als SaZ25 evtl als A13/A14. Das gleiche gilt für den BS mit in 99% mindestens A14 und höher. Bei den Fachdienern ist das bei den BS A11-A13. Ich denke Sie verstehen die logische Abfolge jetzt, weshalb das von Ihnen geschriebene einfach nicht stimmen kann!
Zum Thema:
Die Zahl 1100 kann evtl. daher kommen, dass für das erreichen des nötigen Budgets für die 900 benötigten A9’er, einfach eine entsprechende Summe an anderen HH-Karten genommen wurde. Also z.B 500 x A7 + 300 x A8 + 200 x A10.
Unterm Strich ist es erstmal gut für unsere OA’s. Allerdings ist der Weg dahin ziemlich schlechte PR für uns als Arbeitgeber! Wenn Junge Menschen, die mit dem Gedanken spielen zu uns zu kommen, befürchten müssen nicht befördert zu werden, suchen die sich verlässlichere Arbeitgeber.
Die Bilanz der Zeitenwende wird ahS immer schlechter. Wir haben 3 Jahre Zeit verloren. Für den Aufwuchs hätten schon letztes Jahr entsprechende Haushaltskarten zur Verfügung gestellt werden müssen, um die Soldaten aller Dienstgradgruppen einstellen zu können, die wir für 2029 brauchen. 203.000 Soldaten bleiben somit illusorisch.
@Landmatrose3000, was heißt DP unflexibel an Planstellen hängen.
So wie ich öffentliche Personalhaushalte kenne, ist das nicht unbedingt mangelnde Flexibilität in BAPers.
Selbst wenn es nicht kleinteilig zugewiesen ist ( 1x B10 Generalinspekteur, 1x B10 Chef des Stabes SHAPE usw) sondern es „106x A10 Verteilung innerhalb der BW nach Bedarf“ gibt. Die Stellen werden ja irgendwo verplant sein. Also muss ich um einen frischen Leutnant befördern zu können die Sprachschule des Heeres überzeugen die ( schon jahrelang mangels passenden Personals) unbesetzte Stelle „Sprachlehrer Afrikaans“ abzugeben weil ich nun mal nur entweder den Leutnant im Panzergrenadierzug oder den Sprachlehrer bezahlen kann, aber nicht beide.
@Felix2 sagt: 18.11.2024 um 8:32 Uhr
„Davon ab… ein Offz der mit 20 SaZ 12 geworden ist… ist heute gerade 32…
Wenn dieser noch 2…3 Jahre dran hängt… ist er definitiv körperlich nicht überaltert… schließt aber ggf. eine Lücke in einer Mangelverwendung!“
Diesen Fall sehe ich eher weniger, die müssen raus und an der zweiten Karriere arbeiten. Ich durfte mir schon vor 25 Jahren in Bewerbungsgesprächen anhören, das ich mit 32 zu alt sei. Das hat sich bis heute trotz Fachkräftemangel nicht wesentlich gebessert.
Das häufigste Argument, das ich von Kameraden höre, die verlängern wollen, obwohl Pensionierungsgrenze erreicht, ist, das de Ehefrau ja schließlich noch ein paar Jahre bis zur Rente arbeiten muss. Und man hätte keine Lust, zu hause rumzusitzen. Dicht gefolgt von “ die Kinder studieren noch und das ist so teuer“.
Kann ich nachvollziehen, aber ob das die Kameraden sind, die man dann braucht?
@Felix2, natürlich braucht es auch die Unterstützer im Hintergrund. Nur bringt es auch nichts wenn ich einen kompletten Divisionsstab inkl der nötigen Unterstützer habe und die einzige Einheit der Division die über komplettes Personal und Material verfügt ist eine Protokollkompanie des Wachbataillon.
@cbb#1
Auch beim Zivilpersonal gibt es bei der Beförderung zur A 8 Probleme. Deshalb sollten die Beförderungen für die A 7 vorgezogen werden. Das kriegt das BAIUDBw aber nicht in den Griff, da es Serverprobleme gab. Zur Zeit werden dort nur Beurteilungen erstellt, wenn das BAPersBw sie direkt anfordert. Chaos auf der ganzen Linie.
Da hat man ja scheinbar noch einmal die Kurve bekommen? Vermutlich wegen der heutzutage größeren Publikationsreichweite über die Presse.
Als vor Jahren ca. 120 Marineoffiziere zum A13 anstanden wurde das nicht so schnell umgesetzt und man lies einen trotz 3,5 Jahre Arbeit auf einer A13/14 Stelle sitzend nach A11 bezahlen!
In einer späteren Beförderung zum A14 eine ähnliche Situation.
Angesichts die Beamtenbesoldung laut BVerfG-Urteil aus 2020 in weiten Teilen verfassungswidrig zu niedrig ist (Stichwort „Mindestabstandsgebot“), kommt auf den Steuerzahler ohnehin eine ziemliche weitere Granate zu. Der VGH in Hessen hat grundsätzlich entschieden, dass bei verfassungswidrig zu niedriger Besoldung ein höheres Gehalt eingeklagt werden darf.
Soldaten „hängen“ hinsichtlich ihrer Besoldung an der der Beamten. Und da die Besoldung innerhalb der Besoldungsgruppe A aufeinander aufbauend konzipiert ist, zieht sich ein Fehler beim Mindestabstand der untersten Beamtenbezüge zum Existenzminium bzw. zur Grundsicherung prinzipiell bis ganz nach oben durch.
Pio Fritz sagt
***Ich durfte mir schon vor 25 Jahren in Bewerbungsgesprächen anhören, das ich mit 32 zu alt sei. Das hat sich bis heute trotz Fachkräftemangel nicht wesentlich gebessert.***
Das kann ich vollumfänglich bestätigen. Aber zu alt ist man erst wenn man es selbst erkennt, oder den BFT/IGF nicht mehr schafft. Denn das sind die Regeln. Und Reservisten sind da manchmal weiter als manch Aktiver. Kommt natürlich auch auf die geplante Verwendung an. Viele Aktive vergessen aber, dass sie wenn es soweit ist als Sekundärpersonal enden können. Entschuldigung wegen OT.
Zitat Florian Staudte sagt: 17.11.2024 um 22:45 Uhr
„Ob die kurzen Stehzeiten bis zum OTL richtig sind bezweifle ich. Die Soldaten sind da schon verwöhnt.“
Zitat Pio-Fritz sagt: 18.11.2024 um 10:10 Uhr
man sollte das immer in Relation zum Rest der Beamtenschaft sehen. Und wenn dann jeder Oberstufenlehrer zum Oberstudiendirektor A14 befördert wird, muss man sich fragen, warum das beider Bw anders sein soll.
Es wird nicht jeder Oberstufenlehrer auf A14 befördert. Bildung ist Ländersache, hier reicht die Spanne von einer Regelbeförderung von Gymnasiallehrern auf A14 nach 4+ Jahren bis hin zur Beförderung auf A14 nur bei Übernahmen von zusätzlicher Verantwortung. Das Argument von Florian Staudte war im Übrigen noch nicht einmal die Infragestellung der Beförderung von A13 nach A14, sondern die vergleichsweise (beispielsweise im Vergleich zur „Bundeswehr früher“) kurzen Stehzeiten bevor es dazu kommt. Eine Bequemlichkeit an die man sich inzwischen gewöhnt hat.
@Metallkopf:
Die verfassungswidrige Beamtenbesoldung ist Fakt (zu wenig Abstand unten zum Hartz IV Empfänger, ständige Verringerung der Besoldungsunterschiede zwischen den darüber liegenden Besoldungen durch in jeder Tarifrunde wiederkehrende „soziale Komponenten“). Ebenso Fakt sind aber auch die seit Jahren andauernden Umgehungsversuche der Politik, die derzeit sogar dahin reichen dass das Einkommen des Partners angerechnet werden soll, notfalls auch fiktiv. Hier ändert sich so schnell nichts (außer vielleicht durch Zuschläge für Besoldungsempfänger A7 mit 5 Kindern die im Münchner Stadtzentrum wohnen).
@ DIN A4
Na dann warten wir doch mal ab, wie sich das mit A14 bei den Gymnasiallehrern entwickelt, wenn auch die Grundschullehrer in allen Bundesländern A13 geworden sind.
im Übrigen: an welche „kurzen Beförderungszeiten“ haben sich die Soldaten gewöhnt? Gibt es Mindest(!)-Durchlaufzeiten wie „3 Jahre Major für die Beförderung zum Oberstleutnant“ und „3 Jahre Oberstleutnant A14 für die Beförderung zum Oberstleutnant A15“ auch bei RR zu ORR und von ORR zu RD? Meiner bescheidenen Beobachtung nach nicht – aber die mag fehlerhaft sein.
@Hans Dampf
Es gibt keinen Automatismus zur Einweisung eines A14ers in A15 (ist ja keine Beförderung i.e.S.) da diese Besoldungsgruppe dienstpostengebunden ist. Die wenigsten Oberstleutnante sitzen auf einem A15 DP. A15 ist auch meist ein GAD DP (General- / Admiralstabsdienst, also mit absolviertem LGAN, LGAI, oder Äquivalent).
Im BMVg gibt es sogar z.T. eine Stellenbündelung A14/A15.
@Flo sagt:
18.11.2024 um 9:53 Uhr
„@Landmatrose3000, was heißt DP unflexibel an Planstellen hängen.
…Also muss ich um einen frischen Leutnant befördern zu können die Sprachschule des Heeres überzeugen die ( schon jahrelang mangels passenden Personals) unbesetzte Stelle „Sprachlehrer Afrikaans“ abzugeben weil ich nun mal nur entweder den Leutnant im Panzergrenadierzug oder den Sprachlehrer bezahlen kann, aber nicht beide.“
Genau das meine ich. Der nicht vorhandene Sprachlehrer wird doch gar nicht bezahlt, Es würde doch nur eine Planstelle blockiert und Mittel gebunden, die gar nicht abgerufen werden, wenn der unbesetzte Dienstposten weiter mit einer Planstelle hinterlegt bleibt. Ist das tatsächlich etwa noch die gelebte Realität im BAPers???
@Landmatrose3000, wie das BAPers plant kann ich nicht sagen.
Das Problem wird ja nur sein, gerade jetzt wo offensichtlich wird das es für die DPs gemäß Kästchen nicht im Haushalt ausreichend Stellen gibt wird sich jeder Vorgesetzte der 1+1 rechnen kann hüten Stellen unbesetzter DPs die er hat abzugeben. Denn absehbar wird er die Stelle ja nicht zurückbekommen.
Und wie war das, damit der DP mit x bewertet werden kann braucht er y unterstelle DPs. Ups, die eigene Stellenbewertung wackelt
@ Flo sagt:
18.11.2024 um 22:10 Uhr
Klar, das Streichen von Dienstposten nur deswegen, weil sie gerade nicht besetzt werden können, wäre aus verschiedensten Gründen unsinnig.
Ich habe aber bisher, vielleicht etwas naiv, aber gedacht, dass unbesetzte Dienstposten in einen sozusagen „unscharf“ Modus gehen könnten, um Haushaltwirtschaftlich unsinnige Blockierung von Planstellen zu vermeiden. BAPers müsste doch einen Überblick haben, wie viele DP besetzt oder unbesetzt sind.
Vermutlich wäre es eher abzubilden, die Leute über das Fortbildungsbudget auf einen VHS-Kurs Afrikaans zu buchen und ihnen anschließend eine Hospitationsstelle in den Streitkräften Südafrikas zu verschaffen, als weiterhin Mittel und Stellen für einen Sprachlehrerposten über Jahre zu planen.
Aber das würde flexible Organisationsstrukturen und -Möglichkeiten erfordern, die noch dazu von Menschen mit entsprechendem Mindset gelebt werden. Du Bundeswehr kann in meiner Erfahrung mit allem, was nicht in der Vorschriften- und Übungslage abgedeckt ist, kaum sinnvoll umgehen.
Vielleicht hilft ja ein Blick in den Haushalt des BMVg (https://bundeshaushalt.de/static/daten/2024/soll/epl14.pdf),
um für etwas mehr Klarheit zu sorgen.
1.
Ministerium und „Truppe“ haben eigene Töpfe für Planstellen (Kapitel 1412 und 1403). Deshalb kann es zu unterschiedlichen Wartezeiten bei Einweisungen/Beförderungen kommen. Gleichzeitig verkompliziert dieser Umstand zusammen mit unterschiedlichen Bündelungen den Wechsel zwischen Ministerium und „Truppe“ gerade bei Aufstiegen.
2.
Die Zahl der Planstellen für SaZ und BS ist (wenn auch nur leicht) von 2023 zu 2024 gesunken. Wie das mit dem geplanten Aufwuchs zusammenpasst vermag ich nicht zu erklären.
3.
Die Zahl der Planstellen für BS und SaZ ist um 3,5 % kleiner als die Zahl der Dienstposten im organisatorischen Umfang. Oder anders: nicht jede Stelle kann auch bezahlt werden.
4.
Nicht oder nur minimal abgebildet sind Dienstposten außerhalb des organisatorischen Umfangs. Personal, das außerhalb von Schüler- oder Org-Strukturen verwendet wird, belastet den Planstellenumfang zusätzlich. Das sind z.B. DPäK aus persönlichen oder gesundheitlichen Gründen, Änderungen der Org-Struktur aber auch Freistellungen für Personalvertretungen, Gleichstellungsbeauftragte usw. Dieser Bereich ist auch kaum kalkulierbar, da niemand vorher wissen kann, welche Art und Anzahl an Planstellen erforderlich werden wird.
Wartezeiten und Beförderungsstaus hat es immer gegeben und wird es immer geben. Mal mehr, mal weniger.
Dennoch sei die Frage erlaubt, wie mit diesem (und den folgenden) Personalhaushalt (en) ein Aufwuchs gelingen soll…
@Landmatrose3000, das Problem an dem „unscharf“ Modus ist ja das völlig unklar ist wann ich ggf eine freie Stelle bekomme dafür.
Das mag bei einer A9 die ggf unbesetzt im Dutzend in der Bundeswehr rumliegen ja noch relativ einfach sein. Je weiter ich aber in der Besoldungsgruppe hochgehe, desto weniger Stellen gibt es und die sind dann ja ggf noch mehrere Jahre besetzt. Siehe z.B. Generaloberstabsarzt Schilling die mit 50 ihren dritten Stern bekommt und entsprechend lange eine B9 Stelle füllen wird.
Meines Verständnisses nach gibt es es Planstellen und Haushaltsstellen (-karten). Es wird routinemäßig damit gerechnet, dass nur ein Anteil der Planstellen besetzt sind (sagen wir einfach 85%). Der Rest ist gar nicht im Haushaltsansatz enthalten.
Wie nun die Haushaltskarten auf die Planstellen verteilt werden, ist eine ganz andere Frage. Es mag da gegenseitige Deckungsmöglichkeiten (sagen wir: alle Stabsoffiziere A13-15 der TSK Marine decken sich gegenseitig) geben, anhand derer man flexibel entscheiden kann. Oder es gibt diese Deckungsmöglichkeiten für die fraglichen Dienstposten nicht, dann müssen halt Oberfeldwebel oder Stabsbootsmänner auf ihre nächste Beförderung warten bis wieder Haushaltskarten für Hauptfeldwebel bzw. Oberstabsbootsmänner verfügbar sind. Es wird aber keine Planstelle gestrichen, weil derzeit dafür keine Haushaltskarte verfügbar ist – denn mit einem Fingerschnippen und einer Umpriorisierung kann die Haushaltskarte plötzlich da sein.
@Piefke84 sagt:
18.11.2024 um 9:52 Uhr
@felix2
„Sorry, das was Sie da schreiben ist einfach falsch!“
Ich habe selbst Offizieren die ablehnenden Bescheide z.B. zu ihrem Antrag auf Weiterverpflichtung ausgehändigt. Begründung darin: auf Grund der Planstellensituation der Offiziere keine Weiterverpflichtung möglich. Also erzählen Sie mir nicht das ich falsch liege.
Sie sind der der nur vermutet.
Denn welchen Deal man bzgl. der Haushaltsmittel wirklich (!) geschlossen hat, ist öffentlich nicht bekannt.
@Pio-Fritz sagt:
18.11.2024 um 10:10 Uhr
@Flo sagt:
18.11.2024 um 10:17 Uhr
Ihre Argumentation stelle ich ja prinzipiell nicht in Frage…
Aber vor dem Hintergrund der aktuellen Demografie, Arbeitsmarktlage, GenZ-Erwartungen nützt dies doch keinen Meter weiter.
Es is abzusehen das alle angelaufenen Maßnahmen neue Bewerber zu finden nicht reichen werden, um den Personalaufwuchs auf 203.000 zu erreichen. Und wie genannt, die Baby-Boomer gehen auch bei der Bw erst in den nächsten 5 Jahren in Pension.
Also wenn in vielen Verwendungen die Lücken immer größer werden, insbesondere spezialisierten, wer soll denn dann die immer mehr werdenden Verpflichtungen übernehmen? Wer die vielen neuen Waffensysteme bedienen? Und dies am besten bis 2029 auf dem Level kriegstüchtig!
Theoretische Ansätze, fern der Realität, gibt es in der Bundeswehr und auch hier in den Beiträgen genügend.
Vieles davon ist auch richtig.
Aber ohne die dafür benötigten Menschen wird es nicht funktionieren.
Und dieses benötigte erhöhte Potenzial an neuen jungen Menschen ist eben nicht in Sicht… und ich kenne die aktuellen Zahlen…
@Felix2, jeden um jeden Preis zu halten ist aber auch nicht die Lösung.
Wenn unter keiner nachrücken will kann oben halten wie ich will, ändert aber nichts daran das man immer älter wird und damit nur das Unvermeidliche verschiebt. Ohne eine ehrliche Bestandaufnahme was ich auf dem Papier können muss und wie ich das in der Praxis umgesetzt bekomme, komme ich aus der Nummer nicht raus.
@ Thomas Melber
Nicht ohne Grund schrieb ich „(Mindest-) Laufzeit“ – wie Sie da auf die Idee kommen, ich nähme an, es gäbe einen Beförderungsautomatismus, kann ich nicht recht verstehen. Wenn es diese Automatik gäbe, wäre ich darum nicht böse 😉.
Dein Arbeitgeber erfüllt seine Pflicht, nachdem Du Deine erfüllt hast, welch unerhörte Leistung?
@Felix2 sagt: 19.11.2024 um 15:13 Uhr
„Also wenn in vielen Verwendungen die Lücken immer größer werden, insbesondere spezialisierten, wer soll denn dann die immer mehr werdenden Verpflichtungen übernehmen? Wer die vielen neuen Waffensysteme bedienen? Und dies am besten bis 2029 auf dem Level kriegstüchtig!“
Das mit 2029 haken wir mal ab, der Zug ist abgefahren. Und die Bewerberlage hat man selber mit Abschaffung der Wehrpflicht gründlich versaut. Ein nicht unerheblicher Teil der SaZ waren weiterverpflichtete Wehrdienstleistende.
Womit man das ersetzt? Mit KI-gesteuerten Waffen zum Beispiel. Das Rüstungsunternehmen Helsing ist doch ein Paradebeispiel für Waffen der Zukunft. Und den sog. „Loyal Wingman“ entwickelt man ja nicht nur für Kampfflugzeuge.
Krieg ist sowieso unmenschlich, da kann man auch Maschinen schicken, wenn es denn sein muß.