Blick auf die Bundeswehr-Personallage: Weniger Bewerber, ein Viertel Abbrecher – und zu wenig Geld
Die Bundeswehr hat ein Personalproblem – das ist nicht überraschend für jeden, der die Entwicklung der Personalstärke verfolgt. Was aber Ministerium und Truppe zusätzlich zu schaffen macht, sind die widrigen Umstände, die die geplante Vergrößerung der Streitkräfte verhindern: Von einer Abbrecherquote von derzeit 27 Prozent bis zu fehlenden Haushaltsmitteln für neues Personal.
Die Zahlen und die dahinter stehenden Probleme nannte Oda Döring, Abteilungsleiterin für Personal im Verteidigungsministerium, am (heutigen) Dienstagabend bei einer Veranstaltung der FDP-Bundestagsfraktion. Die schlichten Fakten, die sie nannte:
• Bis 2031 soll die Bundeswehr auf 203.300 aktive Soldatinnen und Soldaten aufwachsen. Davon, so die Planung, sollen 190.800 Zeit- und Berufssoldaten sein, 12.500 Freiwillig Wehrdienst Leistende (FWDL). Hinzu kommt eine Planung von 60.000 beorderten und 200.000 unbeorderten Reservisten. (Ob die 203.300 überhaupt ausreichend sind, dazu unten mehr.) Derzeit liegt die Zahl der aktiven Soldaten und Soldatinnen bei rund 180.000, ohne wesentliche Steigerung über die vergangenen Jahre.
• Die Mangelsituation betrifft vor allem Fachkräfte im Unteroffzierskorps: für 85 Prozent sei eine abgeschlossene Berufsausbildung erforderlich, faktisch also für sechs von sieben Feldwebel-Anwärtern.
• Derzeit hat die Bundeswehr rund 171.000 Berufs- und Zeitsoldaten, also für die Planung bis 2031 einen Bedarf von 23.000 zusätzlichen Männern und Frauen. Aber die Streitkräfte haben nicht über 20.000 vakante Dienstposten: Die könnten wir aktuell nicht bezahlen, sagt die Abteilungsleiterin. Schon für das laufende Jahr gäben die Personalmittel nicht genügend Personalstellen her, und für 2025 seien nicht wie vom Verteidigungsministerium beantragt weitere genehmigt worden.
Das bedeute, dass zum Beispiel für Offiziere bereits jetzt 99 Prozent der Planstellen für das ganze Jahr ausgeschöpft seien. Als Folge könnten viele Offiziere ihre Dienstzeit nicht verlängern; es sei noch nicht einmal die Beförderung aller Offizieranwärter zum Leutnant gesichert. Das Problem sei, dass wir wachsen wollen, aber nicht können, weil es an den nötigen Finanzen fehlt, sagte Döring. Wenn keine neuen Planstellen kommen, wird es Probleme auch bei den Neueinstellungen geben. Wie viel mehr Mittel der Verteidigungshaushalt dafür benötige, ließ sie offen: Ich hab das im Kopf, ich sag das aber nicht, weil die Haushaltsberatungen noch nicht abgeschlossen seien.
• Der Altersdurchschnitt der Soldaten und Soldatinnen liege inzwischen bei 33,8 Jahren. Allein in diesem Jahr komme für 22.700 das Dienstzeitende, deshalb sei dringend Attraktivität für das Bestandspersonal und eine weitere Personalbindung erforderlich (was sich dann wieder mit den Finanzen beißt, siehe oben).
• Zwar ist nach Dörings Worten wieder ein leichter Anstieg der Bewerberzahlen zu verzeichnen. Aber im Vergleich zu den Jahren vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine liege diese Zahl deutlich niedriger: 2022 und 2023 waren es rund 44.000 Bewerber; vor dem Krieg in der Ukraine zwischen 53.000 und 57.000 im Jahr. Selbst in der Corona-Pandemie hätten sich 48.000 Männer und Frauen beworben: Statistisch gesehen haben wir pro Jahr 10.000 Bewerber verloren – dies schmerzt.
• Die Truppe verzeichnet überproportionale Bewerbungen für die Kampftruppe wie Fallschirmjäger oder Gebirgsjäger – diese Verbände sind aber bereits erheblich gesättigt.
• Selbst mehr Interessenten, Bewerber und Einstellungen werden aus Sicht der Abteilungsleiterin nicht reichen: Die Abbrecherquote in den ersten sechs Monaten liege derzeit bei 27 Prozent. Selbst die beste Personalgewinnung kann das nicht kompensieren. Die Gründe dafür seien vielschichtig, was es schwierig mache, das Problem anzugehen: Es gibt nicht den einen Hebel, der das alles lösen kann.
Die Interessen der Bewerber vor allem an der Kampftruppe brachte Heeresinspekteur Alfons Mais, ebenfalls Redner bei dieser Veranstaltung, auf die Formel: Wir könnten zwei Fallschirmjägerbrigaden aufstellen, aber haben nur 60 Prozent desw Logistik- und IT-Personals. Das Heer als größte Teilstreitkraft habe formal zwar fast 61.000 Dienstposten – könne aber nur 48.200 als einsetzbar betrachten: Der Rest ist in Ausbildung oder Ausschleusung.
Mais sagte dazu, in seiner etwas zugespitzen Art, von den rund 180.000 Uniformträgern seien nur rund 80.000 operativ tätig – aber 100.000 in Stäben oder Ämtern, und die sitzen auf der Tribüne, während 80.000 versuchen, den Krieg zu gewinnen.
Der Heeresinspekteur betonte zugleich, aus seiner Sicht werde die Bundeswehr die Verpflichtungen Deutschlands gegenüber der NATO nur mit einer Wehr- oder Dienstpflicht erfüllen können. Die Zusagen würden sich über eine reine Freiwilligen-Armee nicht alimentieren lassen. So sehe zum Beispiel der Operationsplan Deutschland insgesamt zwölf Heimatschutzregimenter vor (bislang gibt es vier, ein fünftes wird demnächst in Mecklenburg-Vorpommern in Dienst gestellt). Nur mit ersten Schritten zu einer Dienstpflicht sei auf die Aufwuchsfähigkeit für diesen Heimatschutz zu hoffen.
Mais und Döring wollten sich nicht konkret zu der Frage äußern, ob die deutschen Zusagen an die Allianz insgesamt mit dem derzeit geplanten Aufwuchs auf 203.000 aktive Soldaten und Soldatinnen zu bewerkstelligen wären. Die damit verbundenen Zahlen seien eingestuft, sagte der Heeresinspekteur, nur so viel könne er sagen: Wir sind Verpflichtungen eingegangen, die deutlich darüber liegen. Schon die vorgesehene Stationierung einer deutschen Kampfbrigade in Litauen sei in diesen Zahlen nicht enthalten.
Der Initiator der Veranstaltung, der FDP-Verteidigungspolitiker Nils Gründer, bezeichnete die Finanzierung der Bundeswehr (und damit auch des Personals) als eine Kernaufgabe des Staates – blieb aber auf der Linie seiner Partei. Dafür müssten bei den Prioritäten gesetzt werden: mit Umschichtungen im Haushalt, so dass wir genug Personal einstellen können.
Überraschen mich die Aussagen des InspH und der AL Personal? – Nicht wirklich. Das sehe ich und höre ich doch im täglichen Dienst.
Dass nun Haushaltskarten fehlen, hat sich doch abgezeichnet. Wenn man die BS-Quoten erhöht und somit mehr Soldaten zum BS macht als für eine Regeneration notwendig wäre (damit die absoluten Zahlen nicht ganz so schlimm ausfallen), folgt daraus ein absoluter Aufwuchs an BS. Damit werden aber immer mehr Haushaltskarten für eine längere Zeit geblockt – und zwar auch in den niedrigeren Dienstgraden (A11-A13), da auch schon vorher die A14+-Karten knapp waren. Zudem fängt man jetzt mit der 130% Besetzung an. Wenn das im Haushalt nicht abgebildet ist – und das ist es nicht – dann wird es beförderungsmäßig zappenduster.
Was nun immerhin „erfrischend“ klar kommuniziert wurde, ist, dass die Zahl 203.000 eine Traumzahl ist, die wohl nie im Haushalt hinterlegt war. So wird das nichts. #Trendwende Personal
Was die Beförderung zum Leutnant angeht: Das wird funktionieren – auf Kosten der Hauptfeldwebel, die auf einen A9-Dienstposten sitzen. Die allermeisten dürfen damit wohl ziemlich lange auf eine Beförderung zum Stabsfeldwebel warten. Bei welcher Dienstgradgruppe besteht nochmal extrem großer Bedarf? – Ah ja, bei den Feldwebeln…. #Attraktivität
Übrigens: Der größte Babyboomer-Jahrgang 1964 wird dieses Jahr 60 Jahre alt. Das heißt: In zwei Jahren sind wohl die allermeisten Babyboomer Jahrgang 64 in der Bw in Pension (allgemeine Altergrenze 62 Jahren bzw. bei A16+ ist es die besondere Altergrenze, § 45 SG). Tolle Aussichten. #Aufwuchs #Zeitenwende
— Trennung
Natürlich kann und soll man über die Strukturen nachdenken. Dass nur 80.000 für mil. Operationen zur Verfügung stehen und rund 100.000 mehr oder weniger bewaffnete Beamte darstellen, ist natürlich nicht haltbar. Aber gleich die Finanzierung für den Personalaufwuchs in Frage zu stellen, geht am eigentlich Ziel vorbei. Auch bei illusorischen 180.000 „Kämpfer“ oder „Unterstützer“ ist das Personal einfach zu wenig. Welchen Raum kann ich damit kontrolliernen oder gar durchhaltefähig halten? Was ist mit Regeneration (auch vom Fachpersonal), denn Personal wird ausfallen?
Insgesamt brauchen wir deutlich mehr Aktive – und noch mehr Reserve (die aber auch in regelmäßigen Abständen übt).
@Memoria, so völlig abwegig ist das mit dem nix sagen nun nicht. Und zwar völlig losgelöst vom Parteibuch.
Sie ist als Abteilungsleiterin primär eine Beamtin und da kann sie schlecht Minister und Bundesregierung in den Rücken fallen und öffentlich mehr Geld fordern.
Mir stellt sich die Frage, warum InspH denn nicht seinen Laden mal vorbildlich verschlankt und die Kommandobehörden und Stäbe verkleinert? Schließlich führt er die größte TSK.
Auch das Planstellenproblem ist so ein Thema für sich. Solange Dienstposten „qualitativ“ verbessert werden, in dem sie heraufdotiert werden, wird sich rein quantitativ nichts in der Bundeswehr bewegen.
SollOrg-Phantasien und Realität sind völlig von einander abweichend, weil davon ausgegangen wird, dass z.B. ein Offz mehr Arbeitszeit in den Fachdienst einbringt als ein Uffz mP. Der hat einen höheren Anteil an truppendienstlichen Aufgaben.
Und solange neue Stukturen nach dem gewünschten Dienstgrad des Dienststellenleiters geplant werden,wird sich auch nichts ändern.
Ich teile demnächst wohl Stabsoffiziere als Kraftfahrer ein, davon habe ich mehr als Mannschaften. Traurig, aber leider wahr.
Kleiner Hinweis, wie „die Stimmung“ und „die Gedanken“ der Bestandssoldaten ganz gut eruiert werden könnten:
Einfach mal „altgediente“ BFD-Berater aus der Schlammzone (nicht aus den Dezernaten und schon gar nicht aus dem Referate BAPers Bw) einladen und recht ungeschminkt erfahren, wie so die Befindlichkeiten (auch mit ZAW, Weiterverpflichtung etc. pp.) bei der betreuten Klientel sind. Aber Vorsicht: könnte weh tun und – frei nach TdM – „ein Teil dieser Antworten würde die Führung verunsichern“
@Paradox77 sagt: 11.09.2024 um 22:11 Uhr
„Sowohl an den Schulen als auch den beiden Unis ist man halt bewusst in einem Kontext, der teilweise aber furchtbar ineffizient ist und mit einer Armee wenig zu tun hat und auch nicht haben soll.“
Welche Schulen sind gemeint? Die Truppenschulen oder die Fachhochschulen? Die beiden Universitäten haben mit Armee nicht viel zu tun, das ist aber von Anfang an so gewesen. Als Helmut Schmidt als Verteidigungsminister die Universitäten in 1973 gegründet hat, war die Bewerberlage bei den Offizieranwärtern schlecht. Die Wirtschaft brummte und als Offizier war man Soldat und nach den 12 Jahren? Außerdem wurde das u.a. auch so begründet, das Offiziere das „mittlere Management“ der Streitkräfte seien im Vergleich zu Unternehmen und deshalb auch eine akademische Ausbildung benötigten.
Also auch nichts anderes als eine Attraktivitätsoffensive. Genauso die Fachschulen für die berufliche Qualifizierung der Feldwebel. Auch ein Pfund, mit dem viel zu wenig geworben wird.
Die Bundeswehr hat als Arbeitgeber schon viel zu bieten im Vergleich zur freien Wirtschaft. Man stellt hier nur leider allzugerne das Licht unter den Scheffel und bringt die PS nicht auf die Straße.
Zum Beitrag von Milspec_1967:
Es ist schön, wenn Angehörige der Verwaltung sich leichter tun Wehrübungen durchzuführen. Die Frage stellt sich mir ob das, wie im geschilderten Fall, zweckmäßig ist. Es ist nicht so, dass die Verwaltung im V-Fall plötzlich keine Aufgaben mehr hätte. Wer aufmerksam den letzten Sicherheitspodcast verfolgt hat, der weiß der Aufwand dürfte eher noch zunehmen und eine funktionierende IT wird in solchen Situationen noch wichtiger. Am Ende „kannibalisiert“ man sich gegenseitig die Personalkapazitäten. Das gleiche gilt für manche Tätigkeiten im Zivilen, bei denen jetzt schon bekannt ist, dass im V-Fall der Arbeitgeber den Mitarbeiter nicht entbehren können wird. Hier müsste Planung und Abstimmung bereits in Friedenszeiten ansetzen. Zweifellos sind diese Menschen sehr motiviert und es ist schade diese in der Reserve zu verlieren. Nur ist es sinnfrei diese einzuplanen, wenn nicht sichergestellt ist, dass sie im Ernstfall nicht doppelverwendet sind.
Hier wird Personal thematisiert. Die Lage scheint, wenn man das hier liest, noch bitterer als vermutet. Die wohl größte Herausforderung für die Bundeswehr ist wohl die Personalfrage – präziser: die Personalgewinnung und der Personalaufwuchs. Seit Jahren stagniert de facto die personelle Stärke des militärischen Personals
In anderen Fäden liest man zu Material, Organisation, Struktur als auch Infrastruktur.
Wir sehen uns mit der direkten und völlig unverhohlen ausgesprochenen Bedrohung durch eine ebenso konventionell wie nuklear hochgerüstete Großmacht konfrontiert: Russland.
Doch was löst das aus?
Russland bereite sich militärisch auf weitere Aggressionen vor und regeneriert Fähigkeiten und Kapazitäten. Man könnte vermuten, dass wenn Russland „auf mehr“ vorbereitet, sich die Bundeswehr zügigst darauf vorbereitet. Mit Worten klappt das schon.
ABER!
Die Lage ist unfassbar schlecht. Noch immer nicht verteidigungsbereit. KEINE einsatzbereite Bundeswehr. Die Lage schlechter als vor 2 Jahren. Das Wegducken der operativ wie politisch Verantwortlichen bei Planung, Beschaffung, Ausrüstung und Kommunikation hat schon schon System.
Was jetzt bereits feststeht, ist die Tatsache, dass seit den großen Ankündigungen von Pistorius wieder so viel Zeit verstrichen ist, ohne dass sich, abgesehen von kosmetischen Veränderungen in der Struktur des Verteidigungsministeriums, bei der Bundeswehr maßgeblich etwas geändert haben wird. Das ist für die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands fatal.
Gestern im Bundestag – Unionsfraktionsvize Johann Wadephul …Nun erweise sich „dieser selbstverliebte Epos von Wehrhaftigkeit und Kriegstüchtigkeit geradezu als billige Klamotte“.
Wie kein anderes Beispiel zeigt sich in der gestrigen Debatte zum Einzelplan 14, dass die Zeitenwende der Bundesregierung leider im wahrsten Sinne nur eine Sonntagsrede geblieben ist aber auch das der wortgewaltige Pistorius es im Grunde nicht besser hinbekommt als seine Vorgängerin. Pistorius hat in der vergangenen Zeit viel angekündigt. Die Bundeswehr wird eine Führungsrolle in der NATO übernehmen. Beschaffung soll schneller werden, die Personalgewinnung effektiver, die Kasernen funktionaler, die Finanzen üppiger, das Bauwesen rascher und das Ministerium effektiver. Die Bilanz ist erschreckend dünn. Aber BM liebt nahezu kindlich seine persönlichen Ideen, doch ist beispielsweise Zweifel an SEINEM Leuchtturmprojekt Brigade 45 allerorten zu spüren. Man fragt schon agnz offen, worum geht es ihm, die Bundeswehr oder seine Popularität.
Bundeswehr droht wegen mangelnder Finanzierung aber auch Führungsversagen der politschen Leitung und militärische Führung, sprichwörtlich am langen Arm zu verhungern und ggf. ab 2026 zu kollabieren. Die Ampelkoalition hat diese Herausforderung leider nur theorethisch erkannt, immer wieder Absichtserklärungen abgegeben, Strategien wie die Nationale Sicherheitsstrategie und die Verteidigungspolitischen Richtlinien veröffentlicht, die dieses Ziel benennen – bisher aber ist sie mit einer Zeitenwende bei der Bundeswehr und in der deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik krachend gescheitert. Denn die bisherigen Maßnahmen sind unkoordiniert, schlecht gemacht, meistens unzureichend.
Doch wichtig ist 214 Generale und Admirale und große Stäbe, Kommandos und Behörden zu erhalten. Die sprichwörtliche Kopflastigkeit als Symbol für Scheitern im großen Stil.
@Memoria: Eine Abteilungsleiterin eines Ministeriums, der an ihrem Job gelegen ist, wird den Teufel tun, bei einer öffentlichen Fraktionsveranstaltung über ungelegte Eier zu reden und Zahlen kund zu tun, die noch parlamentarischen Veränderungen unterworfen sein können (und voraussichtlich werden).
Gewaltenteilung 101:
1. Die „Regierungs“fraktionen sind nicht Teil der Bundsregierung, sondern des Bundestages. Es gibt zwar personelle Überschneidungen, aber trotzdem ist das eine nicht das andere.
2. Eine Abteilungsleiterin im BMVg ist auch nicht Teil der Bundesregierung. Ihr Minister ist es. Sie ist Teil der nachgeordneten Verwaltung, wenn auch auf hoher Ebene.
3. Haushaltsrecht ist Königsrecht des Parlaments. Die Verwaltung hat grundsätzlich mit dem zu leben, was das Parlament ihr zubilligt. Aus diesem Grund ist es keineswegs „unlogisch“, wenn die Verwaltung außerhalb des Entwurfs keine konkreten Zahlen nennt, weil solche Zahlen dann eine gewisse Selbständigkeit entwickeln und durch die Presse geistern, wo sie dann selbst von neueren oder korrigierten Zahlen mitunter nicht mehr eingeholt werden.
@UmPp sagt:
11.09.2024 um 20:56 Uhr
War ja klar das die jammer Karte wir verdienen zu wenig kommt.
Zum Glück sind die, die sich über das Geld beim Bund beschweren die Minderheit. Und auch die, die man nicht gebrauchen kann.
[Ich ahne bereits, dass das in einen persönlichen Schlagabtausch münden könnte, und bitte das so nicht weiterzuführen. T.W.]
@Metallkopf:
Die Veränderungen sind halt nur möglich, wenn man erklärt wie eine Lösung grob aussieht.
oder wie sollen die Veränderungen dann erfolgen?
Diese Art der Kommunikation ist Teil des Problems.
@Flo:
Der Minister ist mit dem Haushaltsansatz auch nicht zufrieden – sagt das auch öffentlich.
Wenn ich vom Parlament als BMVg mehr Geld haben will (logische Konsequenz der Ausführungen), dann muss ich auch ne Größenordnung nennen und nicht einfach mit Verweis auf die Haushaltsberatungen dies verweigern.
Man kann aber auch so arbeiten, dann braucht man sich aber dann nicht darüber beschweren, dass man von Parlament nicht mehr Geld bekommt.
@ Mausschubser Die Teilnahme an Wehrübungen durch Personal, das im V- oder Spannungsfall gar nicht zur Verfügung steht, weil es auf seinem Dienstposten bei einem Amt, einer Behörde oder seimem Arbeitgeber gebraucht wird, soll meines Wissens in Zukunft nicht mehr stattfinden. Es gibt aber auch Leute, die tanzen da auf zu vielen Hochzeiten.
Zum Inspekteur Heer, der ja so gut reden kann, manche sagen klagen, manche jammern.
Er hat seinen Laden doch selbst nicht im Griff. Beispiel ist das Bürokratie-Monster Kommando Heer, der Inbegriff von Bürokratie und Langsamkeit.
Ein aufgeblasenes Kommando Heer, Dysfunktional, mehrfach umgegliedet, nie kleiner geworden. Stabsoffizierre, UmP in Endverwendung, und Fachdiesntoffiziere in größmöglicher Anzahl.
In den Abteilungen und Unterabteilungen beschäftigt man sich mit irgendwelchen, selbsterschaffenen Schwerpunktvorhaben. Koordiantion und Abstimmung gibt es nicht. Das Kommando ist so groß, das ein Chef des Stabes sich schwertut, sinnvolle Stabsarbeit zu organisieren.
Die Ausfallrate der über 50ig jährigen ist riesig, KzH ist das Markenzeichen manches desillusionierten, oft sogar arbeitscheuen Stabsarbeiters. Man konnte hier im Blog schon lesen, wie man sich in der Bundeswehr abducken kann und das noch für gutes Geld. Low Performer und faule Stabsarbeiter runieren beste Absichten. Arbeit, Effizienz, Motivation oder Fleiß gelten in im Kommando Heer als Tugenden, Faulheit ist verpönt, das ist allerdings Papierlage. Zahlreiche, clever getarnte Drückeberger lassen es sich erkanntermaßen gut gehen. Man reklamiert für sich das Retcht auf Faulheit. Die eigenlich für einen richtig guten Zweck gedachten Gesundheitsmaßnahmen, wie Kuren, BGM, Freizeitbüros aber auch home office werden für viele zum Tempel der Gammelei. Selbst die Reisen der Politischen Bildung haben für manche halt nur einen zusätzlichen Freizeitwert und werden nach touristischen Gesichtspunkten gebucht.
Überbordende Bürokratie im Kommando legt die Axt an die Kriegstüchtigkeit. Formalismus und engstirniges Verwaltungshandeln bestimmt den „Stabsgang“. Irritierende und überflüssige Bürokratie, da Zuständigkeiten zu oft unklar. Effizienzverluste durch Silo-Denken.
Dann gibt es noch das Amt für Heeresentwicklung. Mehrfach solle es kleiner werden, gar abgeschafft werden. Es gibt es immer noch. Ein Spiegelbild des Kommando Heer, nur halt in Köln. Überbordende Bürokratie,………
Das aufgeblähte, stabslastige Heer leistet sich aber die Mittleren Kräfte. Für mich ist dieses völlig unnötige Vorhaben eine typische Kommando Heer- und Amtssache. Realitätsfern und mit weit hergeholten Begründungen. Geht es da tatsächlich um den Bedarf für Landoperationen? Ausgerichtet am wahrscheinlichsten Gegner Russland? Für die Truppe? Oder baut sich die Führung des Heeres einen persönlichen Wunschtraum zusammen? Verschwendung muss man sich allerdings leisten können
Die Kirsche auf der Torte aller selbstgemachten Katastrophen im Heer ist dann noch das Ministergeschenk. Panzerbrigade 45!
Also wenn man diesen Faden so verfolgt, welche absoluten Unzulänglichkeiten es bei der Bundeswehr allein im Personalwesen so gibt, dann hilft „diesem Laden“ wohl nur noch eins, um endlich „in die Puschen zu kommen“: Der „große Knall“!
Vermutlich wird sich erst dann etwas ändern (müssen)!
Diese Bundeswehr ist strukturell fertig. Seit Jahren wird hier im Blog darüber diskutiert, auch andere Bereiche wie z. B. die materielle Ausstattung betreffend. Diese Armee ist schon allein durch Gesetze, Verordnungen, Regularien, etc. so in sich gefangen, dass sie wohl – von wenigen Ausnahmen abgesehen – tatsächlich n i c h t einsatzbereit ist und werden wird. Und, ich wiederhole mich, das bei einem nunmehr bald 3 Jahre dauernden Krieg in der Ukraine!!!
Und welche Ideen hat die Politik? Noch mehr Geld reinbuttern (s. gestrige Debatte zu Epl 14 im Deutschen Bundestag). N e i n: Aufräumen, effizient, auftragsorientiert i. S. v. LV/BV gestalten, mache sagen „Mit dem eisernen Besen kehren!“ – Wird das passieren? N e i n (wegen der bestehenden Gesetze, etc., s. o.). Ein Teufelskreis, den auch die Politik, also der Souverän, nicht bereit ist zu durchbrechen.
Also auf den großen Knall warten??? Oder hoffen, dass es schon irgendwie gut geht? – Das kann es wohl auch nicht sein, oder?
Was mir in der gesamten Diskussion aufgefallen ist, ist das nicht vom Ende her gedacht wird. Gesprochen wird immer der Bundeswehr in den aktuellen Friedensstrukturen bzw. deren Defiziten. Tatsächlich hat die BW einen Auftrag, der vom Verteidigungsfall ausgeht. Wenn der aktive Teil eingesetzt werden muß, wird es nicht lange dauern, bis man den Reserveteil ebenfalls benötigt und …. da ist kein Fleisch am Knochen. Für den V-Fall benötigt man andere Strukturen und Aufwuchsfähigkeit – also Reservisten in ausreichender Anzahl und mit der erforderlichen Ausstattung (beim Heer waren das mal das Territorialheer und das Feldheer). Nun sieht das bei den Reservisten (Stärke & Ausstattung) aber ähnlich aus wie bei der aktiven Truppe (wahrscheinlich sogar schlechter). Was mir wirklich Sorge macht, ist das auch unter den Älteren eine nur geringe Bereitschaft besteht, aktiv in der Reserve zu dienen. Wir haben also das gleiche Motivationsproblem wie bei der jungen Generation. Um mal ein Zitat aus seinem Zusammenhang zu reißen: „Deutsche Männer können sich nicht mehr prügeln“ oder treffender: „Soft countries breed soft men.“ Das mag bei einer akuten Bedrohung anders sein, aber erst dann mit der Ausstattung und Ausbildung anfangen zu wollen, ist ein wenig unrealistisch. Ein guter Soldat braucht Zeit.
Wir haben ein Wahrnehmungsproblem in der Politik und Gesellschaft und die problematische Vorstellung, man könne im Bedarfsfall heute bestellen und morgen steht alles fertig und abmarschbereit auf dem Kasernenhof. Das ist eine Denweise, die von einer gewissen Amazon-Mentalität geprägt ist.
Interessant wäre auch, wie sich die Abbrecherquote nach Teilstreitkräften aufteilt.
Abschließend möchte ich anmerken, daß die Kritik an den Mittleren Kräften nicht nachvollziehen kann. Man müsste dann ebenso die Existenz von der Heeresfliegertruppe und der Fallschirmjäger in Frage stellen.
H. Boldens schrieb: „Russland bereite sich militärisch auf weitere Aggressionen vor und regeneriert Fähigkeiten und Kapazitäten.“
Bitte nicht mit unsinnigen Annahmen Druck erzeugen!
1) Russland verbraucht seine Depotbestände an Hardware.
2) Russland braucht 5-7 Jahre, um seine Verluste in den aktiven Einheiten wieder auszugleichen, also den Stand von 2021 zu erreichen, Depots bleiben leer.
3) Russland hat geringenern Wehretat (in PPP) als EU-27, Zahl und Qualität relevanter Systeme (Stand 2021) ist auch nicht so eindrucksvoll.
4) Russland ist nicht in der Lage, ein Land wie die Ukraine, wo Russland klare Vorteile hatte, in akzeptabeler Zeit zu besiegen. Wir erwarten aber deutlich bessere Leistung gegen NATO? Das ist doch fast schon lächerlich.
Die Diskussion zur BW – Personalsituation kann ohne Panikmache geführt werden.
@Memoria, mag ja stimmen das auch der Minister mit dem geplanten Budget nicht Happy ist.
Nur ist es dann seine Aufgabe gegenüber Parlament und Öffentlichkeit Ross und Reiter zu nennen und nicht die einer ihm unterstellten Abteilungsleiterin im Nebensatz auf einer beliebigen Veranstaltung.
@ Personaler
Es spricht schon Bände, dass Sie die gültige Vorschrift zur Jahresarbeitszeit ganz offensichtlich nicht kennen, sonst würden Sie nicht mit solchen ollen Kamellen ankommen (nach Dienstgrad gestaffelte Jahresarbeitszeit der Soldaten – das ist schon seit Jahren passé).
@Flo:
Wenn man als BMVg in den Haushaltsberatungen etwas bewegen will, dann sollte man auch jede Gelegenheit nutzen.
Auf Nachfragen auf solchen Veranstaltungen auf die Haushaltsberatungen zu verweisen ist nmB halt schon schwach und vorallem wenig konstruktiv.
Man kann halt Chancen an sich vorbei ziehen lassen und die Verantwortung weiter schieben. Auch auf der Ebene.
Man könnte für sowas auch ne Strategie haben.
@ Ulenspiegel
Mit der Meinung stehen Sie nicht unbedingt auf der richtigen Seite – dass IfW in Kiel sieht dies zum Beispiel anders. Finden Sie aufbereitet von Frau Franke bei cmp Defence Network zum Nachlesen: „Studie des IfW: Russland rüstet schneller als Europa“ (ohne Link, da ich nicht einschätzen kann, ob der Hausherr dies duldet ;-) ).
@ Ulenspiegel sagt am12.09.2024 um 14:30 Uhr
„H. Boldens schrieb: „Russland bereite sich militärisch auf weitere Aggressionen vor und regeneriert Fähigkeiten und Kapazitäten.“
Bitte nicht mit unsinnigen Annahmen Druck erzeugen!..“
Sie unterstellen mir also „Unsinnige Annahmen“ und „Panikmache? Unsinnig nennen Sie meinen Satz:„Russland bereite sich militärisch auf weitere Aggressionen vor und regeneriert Fähigkeiten und Kapazitäten.“? Ernsthaft? UNSINNIG?
Ja, die russische Bedrohung wird in Deutschland gern mal kleingeredet. Nun sogar hier als unsinnig bezeichnet.
Man versteckt sich hinter „Realismus“ und manche Parteigänger und Friedensbewegte fallen durch aberwitzigen Herleitungen im Sinne Rußlands auf.. Ganz besondere Vertreter sogar von Panikmache.
Doch die Welt ist wie sie ist.
Politiker und Militärs in Deutschland warnen vor der Gefahr eines russischen Angriffs. Doch noch immer scheinen Leute das anders zu sehen.
Pistorius sagt: „Man muss davon ausgehen, dass Russland 2029 in der Lage sein wird, einen Nato-Staat anzugreifen.“ In den Baltischen Staaten sprechen manche Militärs schon nicht mehr von der Nato-Ostflanke, sondern von einer potenziellen Front. „Ihr seht nur Rauch, wir sehen schon Feuer“, hört man dort oft mit deren Blick auf Deutschland.
Im Juli diesen Jahres konnten wir lesen, dass der Generalinspekteur der Bundeswehr in der militärischen Aufrüstung Russlands eine wachsende Gefahr sieht. Es sei zu beobachten, dass die russische Armee Richtung Westen ausgerichtet werde. Auch er sagt, dass Russland sich um das Jahr 2029 herum auch gegen NATO-Staaten wenden könne, daher sei die Abschreckung so wichtig.
Er ergänzt, dass die russische Armee ihre Panzer Jahr für Jahr um 1.000 bis 1.500 aufstocke.
„Es besteht bereits jetzt ein Potenzial, das es Moskau ermöglichen könnte – sicherlich limitiert in Raum, Zeit und Kräfteansatz – einen weiteren Konfliktherd zu entfachen, unter anderem auch gegenüber der Nato“, sagte ebenfalls im Juli der Kommandeur des Multinationalen Korps Nordost, Generalleutnant Jürgen-Joachim von Sandrart, in einem Interview mit dem TV-Sender Welt. (Und an anderen Stellen)
Die Nato sei an der Nordost-Flanke zwar aktuell verteidigungsbereit, sagt von Sandrart. „In dem Maße aber, wie Russland weitere Ressourcen frei machen könnte, weil es zum Beispiel in der Ukraine von Angriff auf Verteidigung der besetzten Gebiete umschalten würde, erhöht sich für andere Flanken und Fronten automatisch die Bedrohung.“ Deswegen „müssen wir dringend und konsequent nachlegen“, fordert der General. Es handele sich um einen Wettlauf gegen die Zeit: „Wir müssen vorbereitet sein, bevor Russland rekonstituiert ist.“
Das ist keine Panikmache, das ist nicht unsinnig!
@Trevor Faith sagt am 12.09.2024 um 13:51 Uhr:
„Abschließend möchte ich anmerken, daß die Kritik an den Mittleren Kräften nicht nachvollziehen kann. Man müsste dann ebenso die Existenz von der Heeresfliegertruppe und der Fallschirmjäger in Frage stellen.“
Ja, beides(LLOp + HFlg) kann und muß man in der bisherigen Form in Frage stellen! Lesemepfehlung dazu in diesem Blog der Faden: „Lesehinweis: Saber Junction und die Fallschirmjäger“ Da kann man viel zu LLOp in LV/BV lesen.
Auch die HFlgTrp muss sich neu justieren: „Cross Flot“ wird wohl in LV/BV so nicht mehr gehen. Es sei denn, man nimmt riesige Verluste in Kauf.
Die Aussagen an sich sind doch schon sehr bezeichnend. Die AL Personal hatte als Co-Vorsitzende der Task Force Personal seit August 2023 im Auftrag von Minister Pistorius bis Ende 2023 rasch umsetzbare Sofortmaßnahmen zur Lösung aktueller Herausforderungen im Bereich der Personalgewinnung und -bindung zu erarbeiten. Das Ergebnis der TF war offenbar so grandios, dass die Leitung BMVg sie direkt von B3 auf B9 zog. Kaum ein halbes Jahr nachdem sie den DP antrat, kommen dann plötzlich die Erkenntnisse, dass zu wenig Planstellen und zu wenig Finazmittel verfügbar seien. Da stellt sich doch ganz automatisch die Frage auf welcher Grundlage sie und Gen. Sieger Ihre Untersuchungen und Empfehlungen abgegeben haben. Zumindest hat sie erkannt, dass man sich auch um Bestandspersonal kümmern sollte. Immerhin.
Der InspH ist da kein bißchen besser. Zuerst erkennt er knapp zwei Jahre, nachdem er InspH wurde anläßlich des russ. Angriffs auf die Ukraine, dass das Heer nahezu blank dasteht. Da stellt sich doch die Frage, wieso diese Erkenntnis zwei Jahre dauert. Vielleicht war da seine B9 nahezu pensionswirksam (für den Fall der Zurruhesetzung). Und dann erkennt er kürzlich, dass im Heer nur knapp 80% der Dienstposten als einsetzbar betrachtet werden können, weil sich der Rest in Ausbildung oder Ausschleusung befinde. Zusätzlich argumentiert er, dass „…von den rund 180.000 Uniformträgern … nur rund 80.000 operativ tätig“ seien – aber „100.000 in Stäben oder Ämtern“ auf der „Tribüne“ sitzen, „während 80.000 versuchen, den Krieg zu gewinnen.“. Das gilt für sein Heer natürlich -hier bereits mehrfach thematisiert- auch. Da stellt man sich ganz automatisch die Frage, wer denn die Nr. 1 im Heer ist. Wer hat denn die Hand über Strukturen (Amt Heeresentwicklung?). Zu welcher Personengruppe gehört denn er? Tribünensitzer oder Kriegsgewinner? Wenn diese Herrschaften sich nach oben dienen, dann oben angekommen ansprechen, wie furchtbar die Herausforderungen sind, nicht bewerten und schon gar keine (selbst durchführbare) Folgerungen ableiten, sondern die Fehler und „ToDo´s“ immer nur woanders suchen, dann wundert es sicher nicht, warum die Bw heute so dasteht, wie sie dasteht. Der Fisch fängt immer am Kopf an zu stinken. Da hilft auch mehr Geld nicht weiter.
Habe ich verstanden @Hausherr.
Vollkommen richtig, persönliche Anfeindungen nützen hier niemanden.
Ich bin erst mit 39 zurück in die Bundeswehr, ziviler Kraftfahrer.
Ich verdiene mind. genauso , eher mehr wie die Kollegen „draußen“. Muss dafür aber auch 50 -75 % weniger leisten wie „draußen“.
Wer für das Verteidigungsministerium tätig ist sollte sich selber und seine Tätigkeit unbedingt hinterfragen ob die Besoldung bzw. Bezüge passen. Ich sage immer: Ja! Gerade wenn man die soziale Komponente was Urlaub, Krankheit, Stunden nehmen etc. angeht.
Richtig verstehen tuen dies natürlich nur diejenigen, die auch mal in der freien Wirtschaft über längere Zeit als die Ausbildung gearbeitet haben.
Ich bin der festen Überzeugung, daß man im zivilen Bereich des Verteidigungsministeriums 1/3 der Beschäftigten nicht braucht, wenn man in der Regelarbeitszeit auch regelmäßig arbeiten würde.
Das würde die eine oder andere Milliarde frei machen für Gerät und Standort.
Was das militärische betrifft.
Eine fähige, voll ausgestattete Bundeswehr mit max. 150.000 Soldaten und dazu eine vernünftig ausgestattete einsatzfähige Reserve von 250.000 Soldaten.
Den Rest schafft dann die Not wenn Russland die polnische Grenze angerissen hat (was nicht passieren wird, da die NATO selbst mit einem schwachen Deutschland Russland innerhalb Stunden pulverisieren würde.)
Ich halte es für falsch, dass die Bemühungen zur Herstellung einer Kriegstüchtigkeit mit dem aggressiven Verhalten von Russland begründet werden.
Würden wir uns ehrlich machen, dann würden wir feststellen, dass die Bundeswehr ab Ende der 90iger Jahre die Fähigkeit und den Willen zum Kampf schleichend verloren hat. Zweifellos gab es wenige Ausnahmen.
Wir sollten uns nicht zu sehr mit Russland befassen. Vielmehr muss es darum gehen, den gesamten „Laden“ von der Mentalität des Verwaltens in Streitkräfte umzuwandeln.
Deshalb nervt mich die Frage nach mehr Geld für die Bundeswehr so unendlich. Es ist vieles möglich, was nicht Milliarden kostet.
Zum Thema keine Planstellen, eine kleine Geschichte aus der Praxis. Ich habe einen Reservisten, der nach seinem ABGESCHLOSSENEN Zahnarztstudium gerne Wiedereinsteller machen möchte. Das Zahnärzte Mangel in der Truppe sind, brauch ich bestimmt nicht erwähnen. Naja was soll ich sagen, in seiner Absage mit Standarttext war zu lesen, leider keine Dienstposten frei. Auf Nachfrage bei BAPersBw kam heraus Dienstposten und Bedarf ist genug da, aber leider keine Haushaltskarte. Leider sehr deprimierend, wenn man noch nicht mal mehr dringend benötigte Ärzte einstellen kann.
Der ganze Bewerbungsablauf (Wartezeiten, Ablauf etc.) ist wieder eine eigene traurige Leidensgeschichte die ich mitverfolgen durfte hier aber den Rahmen sprengen würde.
@ Ulenspiegel
@ Florian Staudte
Wo sind wir hingekommen? Sind wir wieder oder schon so weit, russische Bedrohung als Unsinn zu bezeichnen, gar von Panikmache zu sprechen?
@ Ulenspiegel: Bitte nicht mit unsinnigen Annahmen Druck erzeugen!
@ Florian Staudte: Wir sollten uns nicht zu sehr mit Russland befassen.
Ist das Überzeugung oder schon Desinformation? Die russische Regierung nutzt schon seit Jahren ihre diplomatischen Kanäle, Netzwerke in den sozialen Medien und ihre staatlichen Medien, um Desinformation und Propaganda zu verbreiten, auch in Deutschland, auch versteckt – jedoch in allen Bereichen. Sind o.g. Beiträge/Bewertungen da schon einzuordnen?
Was wissen wir, was sehen wir gerade?
Putin verfolgt seit langem zwei verschiedene Intentionen: Zerschlagung der NATO und vollständige Kontrolle über die Ukraine. Beide sind vor dem Hintergrund seiner noch ehrgeizigeren Vorstellungen zu sehen. Von Anbeginn seiner Herrschaft waren Putins Kernziele: Aufrechterhaltung seines Regimes, Etablierung eines eisernen innenpolitischen Systems, Wiederherstellung Russlands als Großmacht und Schaffung einer multipolaren Weltordnung, in der Russland Vetorecht bei wichtigen globalen Ereignissen besitzt Entscheidende Voraussetzungen dafür waren für ihn schon immer die Kontrolle über die Ukraine, das Aushöhlen des US-Einflusses in Europa und der Niedergang (die Spaltung) der NATO.
Militärexperten, Politiker in Deutschland und die Nato warnen vor den Risiken eines weiteren russischen Angriffs in Europa. Es ist keine rein deutsche Debatte und keine, die nur unter Experten aus der Wissenschaft stattfindet. In Deutschland sind sicher die Aussagen des Verteidigungsministers Pistorius (SPD) zur Kriegstüchtigkeit und seine Einschätzung von wenigen Jahren, die bis 2029 bleiben, um abschreckungsfähig zu werden, am geläufigsten.
Doch auch andere Regierungen und deren Militärs haben sich zu Wort gemeldet und die grundlegende Einschätzung unterstrichen: Etwa der Chef des polnischen Nationalen Sicherheitsbüros oder die norwegischen, schwedischen und belgische Armeechefs. Schweden empfiehlt seinen Bürgern Vorkehrungen für einen Krieg zu treffen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnt immer wieder vor dem realen Risiko eines Angriffs durch Russland auf die Nato-Staaten. Es gibt noch mehr Beispiele
Die Warnungen klingen erschreckend, alarmierend. Bestärkt durch zu sehende militärische Fortschritte in der Ukraine könnte Russland in absehbarer Zeit zusätzlich Operationen an der Nato-Ostflanke starten.
Wie das aussehen könnte, skizziert ein internes Dokument des BMVg, über das die „Bild“ Mitte Januar 2024 berichtete und das vom Ministerium danach nicht dementiert wurde. Das Szenario nennt beispielhaft einen möglichen „Weg in den Konflikt“ zwischen Russland und der Nato. Demnach könnte Russland zunächst zusätzliche 200.000 Männer für die Armee mobilisieren, danach im Baltikum schwere Cyber-Angriffe starten – und russische Minderheiten vor Ort aufwiegeln. In der Folge könnte es zu einem künstlich herbeigeführten Grenzkonflikt kommen.
Wenn ein russischer Angriff droht – ob durch Soldaten, gezielte Verletzungen des Nato-Luftraums, massive Störaktionen wie Cyber-Attacken oder orchestrierte Unruhen – dann dürfte dieser Angriff wohl zunächst dem Baltikum gelten. Vermutlich wäre das aber nur der Anfang.
Insbesondere den an Russland grenzenden Ländern muss Deutschland zeigen, dass es ein zuverlässiger und vertrauenswürdiger Verbündeter ist. Es braucht klare Signale an Russland. Dazu gehört eine einsatzbereite Bundeswehr. Das ist noch nicht gelungen, das weiß auch Putin. Daher ist Ernsthaftigkeit, Eile und Entschlossenheit geboten. Alles, was noch immer nicht geschieht und dies sogar zunehmend substantiell gefährdet, gehört für mich in einen Untersuchungsauschuß. Verantwortliche Soldaten und Beamte, die (zum Teil wieder und wieder) wissentlich versagen und sichtbar enttäuschen, haben keine Grundlage für weiteren Dienst und sollten das Geschäft an durchsetzungsstarke Frauen und Männer übergeben. Schwätzer braucht gerade niemand.
Übrigens werden werden wir schon ganz akzuell von etwas bedroht, das kein vollwertiger militärischer Angriff ist, nämlich von zunehmenden hybriden Bedrohungen … von der Einmischung in unsere politischen Prozesse, der Untergrabung des Vertrauens in unsere politischen Institutionen, Desinformation, Cyberangriffen und Sabotageakten gegen kritische Infrastrukturen. Gezielt verbreiteten Falschinformationen stellt sich die Bundesregierung zunehmend entschlossen entgegen. Beispiele für Desinformation tauchen nun schon in sicherheitspolitischen Blogs auf, das ist alarmierend.
Sorge um die fehlende und völlig unzulässige Einsatzbereitschaft der Bundeswehr sollte uns alle antreiben. Denn das, was hier zu lesen ist, trägt die Merkmale eines handfesten politische und militärischen Skandals. Diejenigen, die es mit verursachen, sich bequem eingerichtet haben, richten sich auch zu gern in einer gefährlichen Nische ein: „Der Russe kommt schon nicht“ Ganz gefährlich wird es, wenn einige sogar versteckte Sympahien und Verständnis für das imperiale Russland zeigen, sei es noch so versteckt:
[Die Vorwürfe an andere Kommentatoren lassen wir hier bitte, bei aller Meinungsfreude. T.W.]
@ Dan sagt: 12.09.2024 um 20:56 Uhr „Auf Nachfrage bei BAPersBw kam heraus Dienstposten und Bedarf ist genug da, aber leider keine Haushaltskarte. “
Wenn ich eine Struktur (für die Bundeswehr) habe, dann habe ich auch Dienstposten, die die Struktur mit Leben füllen … dann muß da eigentlich auch eine passende Haushaltskarte (sprich: Geld) sein.
Wo geht das ganze Geld hin?
Wundern tue ich mich über die ständig suboptimale Personallage der Bundeswehr nicht. Aus dem privaten Umfeld kann ich von mehreren Fällen junger Menschen berichten, die sich nach kurzer Abwägung und mit Blick auf Sicherheitsbehörden überlegt haben:
– Befristeter Vertrag bei der Bundeswehr (zusätzlich mit Zwischenbefristungen), mit möglicherweise irgendwann Übernahme zum BS (unwahrscheinlich). Befristungen haben im Übrigen auch andere Folgen (eingeschränkte Kreditwürdigkeit bei Banken etc.)
– Sofort unbefristeter Vertrag (Vollzugsbeamter) bei Bundespolizei, Landespolizeien oder Zoll.
Aus dem privaten Umfeld kenne ich zudem mindestens zwei Fälle, in denen der Einstieg in den zivilen Arbeitsmarkt mit Anfang 30 (Truppenoffizier Hpt, Feldwebeldienstgrad OFw) nur mit erheblichen Brüchen gelungen ist. Eine Weiterverwendung als Reservist kam für die meisten nicht mehr in Frage, sie war auch aufgrund der Arbeitsbelastung in der Privatwirtschaft gar nicht darstellbar.
Es ist schade, dass der Aspekt der Befristungen bei der BW im Vergleich zu anderen Behörden im Sicherheitsbereich höufig unterbelichtet ist, es ist ein entscheidender Faktor im Personalwettbewerb mit anderen Sicherheitsbehörden.
@Trevor Faith sagt: 13.09.2024 um 9:03 Uhr
„Wo geht das ganze Geld hin?“
Schauen Sie in den EPL-14. Größter Posten Personal. Und wenn dieser Posten nur um den Inflationsausgleich erhöht wird, woher soll das Geld für die neue Haushaltskarte dann kommen? Auch ein Farbkopierer hilft da nicht weiter.
Daneben gibt es auch mehr als genug Kosten für die Infrastruktur, die nicht der Bundeswehr gehört sowie de ausgelagerten Bereiche, Instandsetzung, Fahrzeugmanagement, Bekleidung usw.. Outsourcing heißt ja nicht, das es nichts kostet, sondern nur, das man selber den Bereich nicht bewirtschaften muss (und u.a. Personal dafür braucht).
Komischerweise, wenn im Ministerium Generalrochade gespielt wird und die Goldsternchen vom Himmel fallen, da fehlt es nie an Haushaltsmitteln… Honi soit, qui mal y pense.
@zKf
Die BW und der Souverän bezahlt für treues dienen , nicht fürs LKW fahren.
Der besoldet dafür das wir die heilige Straße befahren,
Dazu kommt das LKW Fahrer mkn oft ausgebeutet werden,
Was die BW nem Feldwebel zahlt, dafür kriegt man in der Chemie keine Facharbeiter und das bei 5 h weniger und mindestens genau soviel Urlaub
@Christian Herrmann, ja das Konstrukt SaZ mag gegenüber der Polizei die direkt auf Lebenszeit verbeamtet unattraktiv sein.
Auf der anderen Seite muss aber auch die Frage erlaubt sein ob die Bundeswehr auch langfristig ausreichend Bedarf hat am 60jährigen Mannschaft BS ohne neue Elefantenfriedhöfe zu schaffen.
Russland ist die derzeit identifizierte, weil sowohl akute, als auch reale, Bedrohung. China ist aber tendenziell gleich hintendran. Wie auch immer, eine Armee, die ihren Kernauftrag (und das ist nun einmal Landes- und Bündnisverteidigung) gegen egal wen nicht zu leisten im Stande ist, gehört eben gründlich überarbeitet und ggf. auch neu aufgestellt. Und in einer Gesellschaft, in der ernsthaft in Diskussionen erwägt wird, dass man sich autoritär-diktatorischen Staaten einfach mal ergeben sollte, wenn man sich nicht verteidigen kann, gehören Diskussionen über das eigene Selbstverständnis auf die Tagesordnung.
Es geht nicht primär um „gegen Russland“. Die derzeitige Situation gegenüber Russland ist nur der Lackmusstreifen, an dem sich der Zustand unserer Streitkräfte (und der Gesellschaft an sich) derzeit als unzureichend herausstellt. Wer von einer wehrhaften Demokratie erzählt, muss auch den Hintern in der Hose haben diese Demokratie gegen Feinde von innen wie von außen zu verteidigen. Und ja, das bedeutet dann unter Umständen leider auch Krieg! Der ist nicht schön, denn will auch eigentlich keiner. Aber man muss ihn können, denn sonst ist die Würde des Menschen letztlich und faktisch nur so lange unantastbar, wie kein militärisch überlegener Staat vorbeikommt.
@Flo:
Es bräuchte wohl ein Maßnahmenpaket für ausscheidende SAZ, mit dem man als ehemaliger Soldat auch wirklich etwas anfangen kann. Unterstützung bei Aus- und Weiterbildung und Jobsuche, unbürokratische Medizinische Betreuung für dienstbezogene Verletzungen und Erkrankungen, Günstige Kredite für Hauskauf oder -bau… usw.
Das Problem: Die Bundeswehr ist ja für die, die ihr angehören, schon nahezu unerträglich bürokratisch. Gegenüber ehemaligen wird’s mitunter nur noch schlimmer.
@ Der_Picard
Ich stimme Ihnen zu, dass der operativ- taktische Ansatz nahe dem Unsinn ist. Es gehört viel dazu die Sinnhaftigkeit der dann wohl am besten allimentierten Brigade des Herres zu erklären,
Es gab NATO Kräfte vor Ort, die „Stolperdrahtfunktion“ war Geschichte. Die darauf folgende „Enhanced Forward Presence“ (EFP) konnte Russland abschrecken, da etwa bei einem Angriff auf Litauen auch Bundeswehr-Soldaten beschossen würden. Es wurden zunehmend mehr Soldaten und militärisches Gerät permanent an der Ostflanke stationiert.
Putin konnte wissen, dass ein Angriff auf ein Mitglied ein Angriff auf alle bedeutet, operativ- taktisch bedeutete das EFP-Konzept, dass die Nato Teile des Baltikums aufgegeben hätte, um diese später mit verstärkten Truppen zurückzuerobern. Das Prinzip gleicht etwas den Planungen im Deutschland des kalten Krieges. Das soll sich jetzt ändern? Wird jetzt kein Territorium aufgegeben?
Es gab also kluge Verstärkungsplanungen der NATO, die erforderliche Infrastruktur sollte zügig auf Verlegung schwerer Kräfte ausgerichtet sein.
Wie aus den verschiedenen Diskussionen ersichtlich ist, stehen sich für den Einsatz der PzBrig 45 in der Hauptsache zwei grundlegend verschiedene Auffassungen gegenüber:
1. Die bewegliche Operationsführung im freien Raum mit beweglichen und sehr feuerkräftigen Verbänden mit starker Unterstützung durch Panzer und aus der Luft.
2. Die statische Verteidigung in tief gestaffelten Abwehrzonen, welche sich insbesondere auf ein in Litauen von Natur aus schon sehr starkes oder bedeutend verstärktes bzw. befestigtes Gelände stützen soll.
Es stellt sich also die Frage, ob tatsächlich die dann wohl beste PzBrig aus opertiv – taktischer Sicht die optimale Lösung ist. Es stellt sich die Frage, ob diese Überlegeungen i Geheimzirkel Pistorius überhaupt eine Rolle spielten. Es stellt sich auch die Frage nach dem tatsächlichen Mehrwert gegenüber den ursprünglichen Planungen der NATO.
Nur zur Klarstellung, meines Wissens nach, wollte die NATO KEINE PzBrig fort grenznah stationieren. Das hat man klar nach Deutschland kommuniziert.
Die NATO wurde sogar von der Entscheidung überrascht.
Rcichtig ist auch, dass die finanziellen Aufwendungen, zusätzlich(!) zum „Ausschwitzen“ der Verbände und Einheiten aus dem Feldheer, wohl eine ZUSÄTZLICHE Brigade ermöglicht hätte.
Die „Vorne“ Stationierung dieser schweren Brigade führt außerdem den ursprünglichen Grundgedanken der Mittleren Kräfte in weiten Teilen ad absurdum.
Es ist und bleibt das Prestigeprojekt von Pistorius, dem nun alle gehorsam Leben und Sinnhaftigkeit einhauchen. Das ist das, vorsichtig ausgedrückt, verwunderlich, gar befremdlich. Eine große Mehrzahl finden das Unsinn und nun machen alle mit. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass die cleveren Litauer im entscheidenden Moment Pistorius über den Tisch gezogen haben. Sie haben ihn denken und handeln lassen, dass dies seine Idee, die eines großen Strategen wäre. Ihn kennend, ist das ja wohl aufgegangen.
Was will man auch machen, wenn man nicht den Mut hat sich gegen den Unsinn aufzulehnen. Der InspH dröhnt immer laut, macht dann aber alles fein mit. Zumal er, wie man im Blog lesen kann, strukturelles Desaster im eigenen Bereich fördert und auch den Aufwuchs von „Tribünenplätzen“ vorantreibt.
Schon peinlich ist der Versuch, nun krampfhaft eine „Oase“ zu schaffen, in dem es jegliche Annehmlichkeiten gibt. Alles soll besser sein als in Einödstandorten in Deutschland selbst.
@Metallkopf sagt: 13.09.2024 um 13:50 Uhr „Russland ist die derzeit identifizierte, weil sowohl akute, als auch reale, Bedrohung. China ist aber tendenziell gleich hintendran.“
Das sind die treibenden Kräfte; geopolitisch ist das aber zu kurz gesprungen. Im Moment bilden sich da Allianzen, die langfristig (die nächsten 20-30 Jahre) dazu geeignet sind, die Seewege für die westlich orientierten Länder komplett abzuschneiden und diese ggf. zu sanktionieren.
@Hausherr: Sorry für den OT, aber das musste gesagt werden.
@ Trevor Faith
Ja, eigentlich müsste es für jeden Dienstposten eine Haushaltskarte geben. Allerdings gibt es gebündelte Dienstposten, d.h., da stehen nicht durchgängig Haushaltskarten in der höchsten Dotierung zur Verfügung.
Zum anderen gibt es die „dienstpostenähnlichen Konstrukte“ (früher: z.b.V.), die Haushaltskarten in Anspruch nehmen, die dann wiederum in der regulären Struktur fehlen.
Die personelle Schrumpfung wird anhalten, seit Jahren schon, lange vor Lamprecht oder Pistorius, ist die Anzahl der relevanten Zeitsoldaten rückläufig.
Der Ukraine- Krieg hat die Bundeswehr natürlich in den Mittelpunkt gestellt, raus aus dem gesellschaftlichen Abseits, und dem Muff der Munitionsbunker, grundsätzlich ändern wird sich aber nichts am abnehmenden Interesse am Dienst an der Waffe.
Auch das Leuchtturmprojekt des Verteidigungsministers, die Dauerstationierung tausender Soldaten in Litauen scheint mit Schwierigkeiten verbunden zu sein, nur erhebliche Gehaltszulagen und Annehmlichkeiten scheinen Interesse zu wecken.
Auch die Einsätze in Afghanistan oder Mali stehen nicht gerade als Paradebeispiel für einen sinnvollen Einsatz und lassen Zweifel an guter Führung aufkommen.
Meines Wissens wird die Besoldung der Soldatinnen und Soldaten per Nachtragshaushalt finanziert oder per Übernahme in den Einzelplan 60 erwirtschaftet werden.
Schon deshalb ist der die Aussage von Frau Oda Döring nicht schlüssig und nachvollziehbar, dass bereits vorhandenes Personal aus Geldgründen nicht gehalten werden kann.
Kurzum: Wenn am 18. April 2024 der BMV Boris Pistorius (SPD) den Abteilungsleiter Generalleutnant Klaus Georg Walther von Heimendahl in den einstweiligen Ruhestand versetzte und als neue Abteilungsleiterin Personal die Ministerialdirektorin Oda Döring (höhere Verwaltungsbeamtin) berufen hat, muss die Frage erlaubt sein, warum??
„Deutschlands größte außenpolitische Denkfabrik hält die Zeitenwende für „gescheitert“. Dies ist „das pauschale, aber unausweichliche Fazit“ einer zweijährigen Auswertung durch die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP),“ Die Führung der Bundeswehr hat sicherlich einen riesigen Anteil daran.
Wegen der krisenhaften Lage der Bundeswehr ist es nicht gerade klug, sich mit immer weiteren Missionen und Herausforderungen zu belasten, ob im fernen Pazifik, ob durch ein Sicherheitsabkommen mit ausgerechnet den Philippinen.
Nicht die nur die Ausrüstungslücken der Streitkräfte gefährden besorgniserregend am die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands, sondern der Personalmangel. Dieser scheint noch größer zu sein, als bislang erwartet. Der Personalmangel hat Auswirkungen auf die ohnehin am Boden liegende Verteidigungsfähigkeit.
BMVg setzt jedoch falsche Prioritäten. Damit lenkt es von den echten Herausforderungen europäischer Sicherheitspolitik ab. Bedrohung durch Russland ist Schwerpunkt. Die unmittelbare territoriale Bedrohung Mitteleuropas und damit Deutschlands mit konventionellen militärischen Mitteln ist besorgniserregend.
Die strategische Debatte dazu ist nicht eindeutig. Modifizierung der Ampel Außen- und Sicherheitspolitik führt zu unnötigem Engagement, z.B. Asien. Es scheint nicht gerade klug, sich mit immer weiteren Missionen und Herausforderungen zu belasten.
Dazu kommt, mehr Geld ist nicht gleich mehr Sicherheit. Bei aller Dramatik der Ereignisse in der Welt gilt es, kluge Entscheidungen zu treffen, sondern einen kühlen Kopf zu bewahren, eine sorgfältige Analyse durchzuführen, um dann sach- und situationsgerecht zu entscheiden. Dabei gibt es allerdings ein gern verdrängtes Problem: Die Bundeswehr könnte auch sparen. Teure Mogelpackungen und Verschwendung gibt es viel zu zahlreich!
Die Bundeswehr nutzt ihr Geld momentan recht ineffizient! Es hat trotz vieler, vieler Mrd Euro kaum Verbesserungen in den Bereichen Personal, Material und Infrastruktur gegeben.
Die Höhe des Haushaltes oder der Anteil der Ausgaben am BIP sagen überhaupt nichts über die militärischen Fähigkeiten der Streitkräfte aus.
Im Wissen darum haben Bundestagsabgeordneten in dieser Woche von ihrem Recht Gebrauch gemacht, über einen Haushalt so zu entscheiden, der nicht den üppigen Anforderungen von Pistorius entspricht. Sein Ruf nach immer mhr Geld, ohne den eigenen Bereich zu straffen und Verschwendung einzudämmen ist daher nicht gerechtfertigt.
Wir haben am Standort eine Tankstelle mit 50.000l Tank.
Ich und hunderte Kollegen fahren mit den BWfuhrpark Fahrzeugen draußen an die zivile Tankstelle um mit DKV egal wie teuer der Diesel ist zu tanken.
Gleiches gilt für Verbrauchsmaterial wie Glasreiniger, Öl usw., alles über zivile Tankstelle.
Redet bitte nicht davon das die BW mehr Geld benötigt.
Wie dankbar bin ich das die BILD gerade schön darstellt was jeder von seinen Steuern in die Bundeswehr einzahlt.
Schämen sollte sich das Verteidigungsministerium.
Personalkosten gelten eben nicht als Invest, also schlecht zu verkaufen, nicht so sexy, wie neue Hubschrauber und Korvetten.
Es wird einer neuen Regierung überlassen bleiben, ein weiteres Sondervermögen aufzulegen und eine Dienstpflicht einzuführen.
Immerhin ist die Lage schon so schlecht, dass eine AL annähernd Klartext spricht. Zwar wird die Bw schon seit über 30 Jahren ausgehungert, aber da wurde immerhin nicht kommuniziert, dass man das Gegenteil tun würde. Dass die Zahl von 203.300 sogar nach oben korrigiert wird, was wohl notwendig wäre, wird nicht passieren. Wann hat sich die Stärke seit 1990 schon am Bedarf orientiert?
Alles in Allem wirklich ein Scherbenhaufen. Es bedürfte eines Rucks, der durch das Land gehen müsste… Naja.
@ Metallkopf
„Es bräuchte wohl ein Maßnahmenpaket für ausscheidende SAZ, mit dem man als ehemaliger Soldat auch wirklich etwas anfangen kann. […]“
Ja, das ist absolut richtig und überfällig. Man könnte dann vielleichtso etwas wie einen „Berufsförderungsdienst“ aufbauen und daneben noch eine Art „Sozialdient“ . Prima Idee – nur schade, daß das noch niemandem eingefallen ist …
@Flo
ad Mannschafter als BS:
ich hätte keine Probleme, in bestimmten Bereichen BS-Stellen für Mannschafter einzurichten. Mir fiele da ad hoc der Bereich MKF BCDEFG ein. Oder der klassiche GeZi Soldat. Das sind alles Tätigkeiten, die auch „draußen“ noch lebensalt gemacht werden.
@Just a Gigolo, und da könnte die Bundeswehr wie viele Stellen im Jahr für die Übernahme als BS anbieten? Und wie attraktiv wäre das?
Drehen wir doch mal eine beliebte Frage von Personalern um und Fragen die Bundeswehr wo die mich dann in 10 Jahren sieht. Antwort dürfte vermutlich sein mit gleichem Dienstgrad auf dem gleichen Posten, weil schon als SaZ der Spitzendienstgrad für Mannschafter erreicht wurde und anderweitig kaum Bedarf besteht.
Da dürfte langfristig dann die Durchlässigkeit zwischen den Laufbahnen fehlen. Vom Schützen (ohne OA) zum General dürfte nur gehen wenn ich rechtzeitig die Weichen stelle und zum OA wechsele.
„…von den rund 180.000 Uniformträgern seien nur rund 80.000 operativ tätig – aber 100.000 in Stäben oder Ämtern, und die sitzen auf der Tribüne, während 80.000 versuchen, den Krieg zu gewinnen.“
Ich bin mal etwas ketzerisch: Wo ist das Problem? Ich verstehe nicht, warum wir so sehr auf eine Erhöhung der Zahl aktiver Soldaten pochen, die ohnehin unrealistisch ist und im Friedensbetrieb schlicht und weg zu teuer sind. Warum bilden wir das Personal nicht aus und schicken sie sofort in die Reserve, wo sie sich, sinnvoller Weise, in ähnlichen Berufen, die bei uns Mangel sind (IT, Technik etc.) in Übung halten und zu regelmäßigen Reserveübungen verpflichtet werden. Dann ist es auch richtig, dass eine aktive Armee hauptsächlich mit Stabs- und Verwaltungstätigkeiten beschäftigt ist, denn wenn die Reserve aktiviert wird, muss die ja von jemandem geführt werden.
Aus meiner Sicht wird es langsam Zeit sich der Realität anzupassen und keine falschen Versprechungen mehr an unsere Partner zu machen (die übrigens mit ganz ähnlichen Problemen zu kämpfen haben). Eine vernünftige Reserve ist tausend glaubhaft abschreckend als ein nicht finanzierbarer und realisierbarer Aufwuchs.
„Kay Trieglaff sagt:
12.09.2024 um 13:35 Uhr
Also wenn man diesen Faden so verfolgt, welche absoluten Unzulänglichkeiten es bei der Bundeswehr allein im Personalwesen so gibt, dann hilft „diesem Laden“ wohl nur noch eins, um endlich „in die Puschen zu kommen“: Der „große Knall“
Manche meinen ja, der große Knall war die Invasion in der Ukraine und viele sind ja auch aufgewacht.
Und Russland alleine ist konventionell nicht das Problem.
Aber Russland zusammen mit China, Iran, Nordkorea und einigen Afrikanischen Staaten zusammen schon.
Diese Erkenntnis scheint einigen zu fehlen, aber das dürfte eher aktive Verdrängung sein. Und kollektiv weit verbreitet.
Andererseits hätte man vielleicht Konzepte wie Territorialheer und Öffnung der Streitkräfte für Migranten in Erwägung gezogen. (Und solche Bagatellen wie IT Sicherheit auf höchster Ebene)
Alles in allem, Krieg als Möglichkeit ernst nehmen, um so den Krieg zu verhindern.
Si vis pacem, para bellum.
@Frau M, das Problem an 100k gucken zu wie 80k kämpfen ist das es eben keine Reserve gibt, weder organisatorisch, personell noch materiell, die aus einem Teil der Zuschauer Kämpfer macht und zusammen mit den aktivierten Reservisten dafür sorgen das 80k zugucken wie 200k kämpfen.
Wenn man amtsangemessen alimentieren würde, hätte man sicherlich auch weniger Schwierigkeiten neues Personal zu gewinnen. Die Bundeswehr ist schon lange nicht mehr Wettbewerbsfähig mit der zivilen Wirtschaft.
[Diese Debatte haben und haben wir seit Jahren hier mehrfach geführt, und wir fangen mit solchen Aussagen, zudem wenn sie unsinnig sind, nicht wieder bei Null an. Zumal solche Behauptungen gerne in völliger Unkenntnis der Tatsache rausgehauen werden, dass Soldaten keinerlei Sozialbeiträge von ihrem Sold abführen müssen… T.W.]
Jepp, vollkommener Quatsch die Besoldungs Diskussion.
Wer sowas schreibt hat meistens noch nie in der freien Wirtschaft geschafft, oder hat vollkommen vergessen wo da die Unterschiede sind.
Spontan denke ich da an die Geschichte das man „draußen“ nach 6 Wochen krank sein in das Krankengeld mit ca. 60% Netto rutscht.
Etwas was Soldaten und Beamten nicht kennen.
BAPersBw: zu schwerfällig, zu langsam und Entscheidungen gegen die Truppe.
Bewerber müssen Unterlagen mehrfach einreichen, obwohl diese bereits vorliegen.
Anträge werden monatelang nicht entschieden. Personal der Truppe nicht weiterverpflichtet oder gefördert und stattdessen anderes Personal von aussen der Truppe vorgesetzt.
Die Mängel sind hausgemacht. Da braucht man sich auch nicht über Unzufriedenheit im Dienst und Personalmangel wundern. BAPersBw gehört seitens BMVg einer Prüfung unterzogen und das Personalmanagement wieder zurück in die Truppe.