Blick auf die Bundeswehr-Personallage: Weniger Bewerber, ein Viertel Abbrecher – und zu wenig Geld
Die Bundeswehr hat ein Personalproblem – das ist nicht überraschend für jeden, der die Entwicklung der Personalstärke verfolgt. Was aber Ministerium und Truppe zusätzlich zu schaffen macht, sind die widrigen Umstände, die die geplante Vergrößerung der Streitkräfte verhindern: Von einer Abbrecherquote von derzeit 27 Prozent bis zu fehlenden Haushaltsmitteln für neues Personal.
Die Zahlen und die dahinter stehenden Probleme nannte Oda Döring, Abteilungsleiterin für Personal im Verteidigungsministerium, am (heutigen) Dienstagabend bei einer Veranstaltung der FDP-Bundestagsfraktion. Die schlichten Fakten, die sie nannte:
• Bis 2031 soll die Bundeswehr auf 203.300 aktive Soldatinnen und Soldaten aufwachsen. Davon, so die Planung, sollen 190.800 Zeit- und Berufssoldaten sein, 12.500 Freiwillig Wehrdienst Leistende (FWDL). Hinzu kommt eine Planung von 60.000 beorderten und 200.000 unbeorderten Reservisten. (Ob die 203.300 überhaupt ausreichend sind, dazu unten mehr.) Derzeit liegt die Zahl der aktiven Soldaten und Soldatinnen bei rund 180.000, ohne wesentliche Steigerung über die vergangenen Jahre.
• Die Mangelsituation betrifft vor allem Fachkräfte im Unteroffzierskorps: für 85 Prozent sei eine abgeschlossene Berufsausbildung erforderlich, faktisch also für sechs von sieben Feldwebel-Anwärtern.
• Derzeit hat die Bundeswehr rund 171.000 Berufs- und Zeitsoldaten, also für die Planung bis 2031 einen Bedarf von 23.000 zusätzlichen Männern und Frauen. Aber die Streitkräfte haben nicht über 20.000 vakante Dienstposten: Die könnten wir aktuell nicht bezahlen, sagt die Abteilungsleiterin. Schon für das laufende Jahr gäben die Personalmittel nicht genügend Personalstellen her, und für 2025 seien nicht wie vom Verteidigungsministerium beantragt weitere genehmigt worden.
Das bedeute, dass zum Beispiel für Offiziere bereits jetzt 99 Prozent der Planstellen für das ganze Jahr ausgeschöpft seien. Als Folge könnten viele Offiziere ihre Dienstzeit nicht verlängern; es sei noch nicht einmal die Beförderung aller Offizieranwärter zum Leutnant gesichert. Das Problem sei, dass wir wachsen wollen, aber nicht können, weil es an den nötigen Finanzen fehlt, sagte Döring. Wenn keine neuen Planstellen kommen, wird es Probleme auch bei den Neueinstellungen geben. Wie viel mehr Mittel der Verteidigungshaushalt dafür benötige, ließ sie offen: Ich hab das im Kopf, ich sag das aber nicht, weil die Haushaltsberatungen noch nicht abgeschlossen seien.
• Der Altersdurchschnitt der Soldaten und Soldatinnen liege inzwischen bei 33,8 Jahren. Allein in diesem Jahr komme für 22.700 das Dienstzeitende, deshalb sei dringend Attraktivität für das Bestandspersonal und eine weitere Personalbindung erforderlich (was sich dann wieder mit den Finanzen beißt, siehe oben).
• Zwar ist nach Dörings Worten wieder ein leichter Anstieg der Bewerberzahlen zu verzeichnen. Aber im Vergleich zu den Jahren vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine liege diese Zahl deutlich niedriger: 2022 und 2023 waren es rund 44.000 Bewerber; vor dem Krieg in der Ukraine zwischen 53.000 und 57.000 im Jahr. Selbst in der Corona-Pandemie hätten sich 48.000 Männer und Frauen beworben: Statistisch gesehen haben wir pro Jahr 10.000 Bewerber verloren – dies schmerzt.
• Die Truppe verzeichnet überproportionale Bewerbungen für die Kampftruppe wie Fallschirmjäger oder Gebirgsjäger – diese Verbände sind aber bereits erheblich gesättigt.
• Selbst mehr Interessenten, Bewerber und Einstellungen werden aus Sicht der Abteilungsleiterin nicht reichen: Die Abbrecherquote in den ersten sechs Monaten liege derzeit bei 27 Prozent. Selbst die beste Personalgewinnung kann das nicht kompensieren. Die Gründe dafür seien vielschichtig, was es schwierig mache, das Problem anzugehen: Es gibt nicht den einen Hebel, der das alles lösen kann.
Die Interessen der Bewerber vor allem an der Kampftruppe brachte Heeresinspekteur Alfons Mais, ebenfalls Redner bei dieser Veranstaltung, auf die Formel: Wir könnten zwei Fallschirmjägerbrigaden aufstellen, aber haben nur 60 Prozent desw Logistik- und IT-Personals. Das Heer als größte Teilstreitkraft habe formal zwar fast 61.000 Dienstposten – könne aber nur 48.200 als einsetzbar betrachten: Der Rest ist in Ausbildung oder Ausschleusung.
Mais sagte dazu, in seiner etwas zugespitzen Art, von den rund 180.000 Uniformträgern seien nur rund 80.000 operativ tätig – aber 100.000 in Stäben oder Ämtern, und die sitzen auf der Tribüne, während 80.000 versuchen, den Krieg zu gewinnen.
Der Heeresinspekteur betonte zugleich, aus seiner Sicht werde die Bundeswehr die Verpflichtungen Deutschlands gegenüber der NATO nur mit einer Wehr- oder Dienstpflicht erfüllen können. Die Zusagen würden sich über eine reine Freiwilligen-Armee nicht alimentieren lassen. So sehe zum Beispiel der Operationsplan Deutschland insgesamt zwölf Heimatschutzregimenter vor (bislang gibt es vier, ein fünftes wird demnächst in Mecklenburg-Vorpommern in Dienst gestellt). Nur mit ersten Schritten zu einer Dienstpflicht sei auf die Aufwuchsfähigkeit für diesen Heimatschutz zu hoffen.
Mais und Döring wollten sich nicht konkret zu der Frage äußern, ob die deutschen Zusagen an die Allianz insgesamt mit dem derzeit geplanten Aufwuchs auf 203.000 aktive Soldaten und Soldatinnen zu bewerkstelligen wären. Die damit verbundenen Zahlen seien eingestuft, sagte der Heeresinspekteur, nur so viel könne er sagen: Wir sind Verpflichtungen eingegangen, die deutlich darüber liegen. Schon die vorgesehene Stationierung einer deutschen Kampfbrigade in Litauen sei in diesen Zahlen nicht enthalten.
Der Initiator der Veranstaltung, der FDP-Verteidigungspolitiker Nils Gründer, bezeichnete die Finanzierung der Bundeswehr (und damit auch des Personals) als eine Kernaufgabe des Staates – blieb aber auf der Linie seiner Partei. Dafür müssten bei den Prioritäten gesetzt werden: mit Umschichtungen im Haushalt, so dass wir genug Personal einstellen können.
Danke fürs Teilen Herr Wiegold !
Uff, wenn sowas öffentlich schon durchsickert, dann ist genau das passiert was viele mit der Litauen Brigade befürchtet haben:
Das ohnehin komplett ausgeplante Heer wird nochmal ausgeblutet um irgendwie die Litauen Brigade zu stellen. Die Frage ist was bleibt dabei zurück ? Durch den Materialaustausch Truppe Truppe sowie das „freiwillig befohlene“ Personal für Litauen bleibt in Deutschland nicht mehr viel zurück. Nem armen Schlucker ohne Hosen kann man halt nicht in die Tasche greifen.
Quo vadis Bundeswehr ?
„Mais und Döring wollten sich nicht konkret zu der Frage äußern, ob die deutschen Zusagen an die Allianz insgesamt mit dem derzeit geplanten Aufwuchs auf 203.000 aktive Soldaten und Soldatinnen zu bewerkstelligen wären. Die damit verbundenen Zahlen seien eingestuft, …“
So ganz stimmt das nicht, die NATO hat verlauten lassen, welchen Personalumfang die Bw benötigt, einschließlich Feldersatz und PersBedarf für die „Drehscheibe DEU“:
reuters.com/world/europe/germany-needs-75000-extra-troops-nato-braces-russia-threat-reports-spiegel-2024-06-07/
Der Bedarf der Reserve liegt bei ca. 250 k, voll ausgestattet, versteht sich.
„Wo sehen Sie sich nach Ihrem Studium an einer UniBw ?“ „Als OFähnrr in fachfremder Verwendung im Nirgendwo oder in einem Stab.“
….Mais sagte dazu, in seiner etwas zugespitzen Art, von den rund 180.000 Uniformträgern seien nur rund 80.000 operativ tätig – aber 100.000 in Stäben oder Ämtern, und die sitzen auf der Tribüne, während 80.000 versuchen, den Krieg zu gewinnen….
Tja, wir haben uns eine Armee von „Verteidigungsbeamten“ geschaffen die ihre Zeit damit verbringen Papier für die Rundablage zu produzieren.
…So sehe zum Beispiel der Operationsplan Deutschland insgesamt zwölf Heimatschutzregimenter vor (bislang gibt es vier, ein fünftes wird demnächst in Mecklenburg-Vorpommern in Dienst gestellt)…
Und selbst die bestehenden Heimatschutzregimenter sind nicht annähernd auf Soll-StAN, weder Materiell noch Personell.
Vielleicht sollten wir einfach von den Franzosen 100 Atombomben kaufen und die Streitkräfte auf 20.000 Spezialkräfte reduzieren.
In dem (grösseren) Teil meiner gesamten erweiterten Verwandtschaft mit elterlichem Wehrdiensthintergrund gibt es etliche Neffen und Nichten ersten und zweiten Grades.
Es ist durchaus beliebt in den öff. Dienst, gerne auch mit Verbeamtungsoption zu gehen.
Aber keine und keiner hat auch nur ansatzweise die Absicht zur Bundeswehr zu gehen ( die Formulierung bitte nicht mit dem alten Honeckerspruch gleichsetzen ;-)
Der Killer ist eigentlich immer das nicht wirklich planbare Karriereargument in Verbindung mit dem ebenso wenig planbaren Einsatzort. Von Auslandseinsätzen und dem in-the-line-of-fire Argument noch gar nicht zu reden…
Vor allem da hierzulande ja muttersprachlich deutsche, aufgeweckte Staatsbürger nicht wirklich Probleme bei der Jobsuche haben…
Selbst in den USA haben die Streitkräfte zunehmend Rekrutierungsprobleme obwohl mit kostenlosen Studiengängen, einem „sighning fee“ oder sogar dem so beliebten US Pass geworben wird…
Ich sehe da ehrlicherweise keine schnelle Lösung…
Jahre nach Ausrufung der Zeitenwende hat die Bundeswehr weiterhin mit erheblichen Defiziten zu kämpfen. Statt „kriegstüchtig“ zu werden, ist die Bundeswehr durch materielle Abgaben, schleppende Beschaffungsprogramme und eine immer prekärer werdende Personallage weniger einsatzbereit als vor dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Die Personallage der Bundeswehr ist dramatisch schlecht. Unerreichbare Ziele allerorten. Heer, Luftwaffe und Marine verzeichnen in wichtigen Bereichen und überwiegend einen Rückgang an Bewerbungen und müssen dazu eine hohe Abbrecherquote verkraften. Die Kopflastigkeit wurde nicht verändert. Generale, gefühlt ohne Ende. Mais hat das ganz gut beschrieben. Die Mehrheit sitzt auf der Tribüne. Ich ergänze, manche sitzen nicht mal mehr da, sondern sind krank zu Hause.
Dazu kommt dieses selbstgeschaffene Problem PzBrig 45. Keine nachhaltigen Finanzierung der Brigade und wachsende Personalprobleme. Das Heer soll Personal und Material „ausschwitzen“ Dazu noch die Divison 2025. Das Restheer ist dann eine Resterampe.
Es bestand keine Notwendigkeit innerhalb der regionalen Verteidigungsplänen der NATO für eine solche Brigade. Flexibilität im Rahmen des Einsatzes der NATO-Streitkräfte an der Ostflanke ist kaum gegegben der Nutzen ist gemessen am Aufwand gering. Der Auftrag dieser Brigade und die Planungen der Mittleren Kräfte sind überwiegend widersprüchlich.
Nun, im Rahmen seines Direktionsrechts kann Herr InspH sein KdoH sicher deutlich verschlanken und mehr Kräfte freisetzen, falls er das Gesagte ernst meint. Ich finde solche plakativen Äußerungen schwierig, da deutlich mehr Power zur Gestaltung hätte, als er mutmaßlich gewillt ist einzusetzen.
Das die finanzielle Situation insbesondere bei den Offizieren angespannt ist, sollte hinlänglich bekannt sein. In Verbindung mit der „Beschwerde“ von General Mais, dass ca. 100.000 Soldatinnen und Soldaten in Stäben ihren Dienst verrichten, sollte die weitere Entwicklung der Bw absehbar sein – noch mehr Kopflastigkeit, während die Truppe in der Schlammzone, vor allem die Spezialisten, immer weiter ausgeblutet wird. Da werden InstFw, welche z.T. 5-6 mal für jeweils zwei – drei Wochen im Jahr auf Übung sind, durch die Generalsebene auf Übungsplätze befohlen. Wird so jemand empfehlen zur Bundeswehr zu gehen? Ich denke nicht.
Und was wird dagegen gemacht? Nichts. Die Aufstellung des OFK ist das beste Beispiel. Statt die Dienstposten von StOffzen zu reduzieren, wächst die Dichte auf zukünftig 70%+ an, während UmP sowie Offz rausfliegen. Bei diesen Aussichten brauch man sich auch nicht wundern, dass das fähige Personal die Bw verlässt und überwiegend mittelmäßiges Personal verbleibt; die mehrfach verlängerte Frist zur Bewerbung BS Offz und UmP zeigt diese Entwicklung mMn. schon deutlich auf.
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HaWa sagt:
10.09.2024 um 22:25 Uhr
Quo vadis Bundeswehr ?
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Alle die etwas Anderes erwartet haben … waren bzw. sind naiv.
Wie viele andere Bereiche der Gesellschaft ist und bleibt die Bundeswehr
auch ein „Spielball“ der Politik und vor allem finanzpolitischer Erwägungen…
So wie die letzten Jahrzehnte…
Und die PzBrig 45 war eine einsame Entscheidung des Verteidigungsministers.
Alle negativen Folgen, wie z.B. materielles Ausbluten anderer Einheiten für diese,
Zwangsversetzungen, weil sich nicht genügend Freiwillige finden, hat allein er zu vertreten.
1. Ohne Wehrpflicht und somit eine Personalreserve kann kein Krieg über 3 Monate Länge gewonnen werden.
2. Wenn der Inspekteuer des Heeres beklagt, dass 55% des Personals in Ämtern und Stäben sitzt, warum macht er dann nichts dagegen? Wo hat er versucht das in der neuen Struktur zu verhindern? Warum hat er immer noch 2 Stellvertreter bei 61.000 Sdt Soll?
Sehr interessante Einblicke. Allerbesten Dank!
Als Beamter der Bundeswehr kann ich nur sagen:
1. Die Aufstellung und Stationierung einer Brigade in Litauen hat sich der Minister ausgedacht. Glückwunsch!
2. Das Aufblähen des Verwaltungsapparats ist nahezu unerträglich. Somit muss doch genug Geld zur Verfügung stehen.
3. Der BWLer würde ein gesundes Schrumpfen empfehlen. Es ist unsinnig, Fantasiezahlen nach Brüssel zu melden. Weniger mit besserer Qualität ist das Gebot der Stunde.
4. Die Fokussierung auf die Bewerberzahlen ist wenigstens fragwürdig. Ich sehe sehr häufig die eingestellten Rekrutinnen und Rekruten im größten Heeresstandort. Nicht wenige zählen zweifelsfrei zur „letzten Garde“. Bedarf schafft Eignung.
Zusammenfassend stelle ich für mich immer wieder fest, dass es schon eine Meisterleistung war, die Bundeswehr in eine solche schwierige Situation zu bringen.
Man sollte aber auch mal genauer bei den Stellen hinschauen. Brauch ich Dienstposten XY wirklich, oder könnte die Tätigkeit auch ein Kamerad übernehmen ohne gleich ne Haushaltskarte zu besetzen. Kenne etliche Soldaten vom OSG bis OLT die faktisch sinnbefreit auf einem Dienstposten sind.
Es muss vor allem mal ordentlich aufgeräumt werden. Die Bundeswehr muss da mal langsam anfangen neu zu denken. Das gilt bei den Zivilen genauso, auch da ist ordentlich einspar Potenzial drin, wird aber auch jede Stelle besetzt weil sie 1985 mal wichtig war und heute eigentlich niemand mehr benötigt.
„Alles wird anders – Nichts wird besser“!
Wie kann es eigentlich sein, das die jeweils Verantwortlichen scheinbar allzu oft mit ihrer eigenen Außenwirkung beschägtigt sind, aufwendige Vorträge halten und sich in Hochglanzbroschüren präsentieren und nicht liefern? Nun mag man solche Auftritte ja akzeptieren, wenn diese Führungskräfte auch in der Praxis die gemachten Versprechungen umsetzen. Frau Generalstabsarzt Dr. Nicole Schilling ist ja eine Weile auffallend oft in den Medien gewesen. Woran es nie fehlte, waren wohltönende Zielvorgaben, Losungen und flotte Sprüche.
Nun hat man wieder einmal die Ursache gefunden, wieder mal das liebe Geld. Wieder mal sind die Schuldigen gefunden. Die Anderen.
Das große Personalkarussell in der Personal-Branche sollte Wunder bewirken. Frau Direktorin Oda Döring, damals Unterabteilungsleiterin im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr wurde zur neuen Abteilungsleiterin Personal im Verteidigungsministerium ernannt.
Neuer Präsident des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr wurde a Herr Brigadegeneral Robert Sieger.
Ob und wie sich diese rasanten Aufstiege erklären lassen ist unklar. Eine Ursache ist personengebunden. Die Task Force Personal, denen beide angehörten, präsentierte dem Minister veremintlich erfolgversprechende Maßnahmen, die schnell umgesetzt werden sollten. Der Minister war wohl recht angetan, vom scheinbar innovativen Ansatz. Doch manches war nur alter Wein in neuen Schläuchen wie z.B. „Lösung ist ein attraktiver Dienst“, „schnellere Bewerbungsprozesse“,„Stärkung des Images und Nachwuchswerbung“ oder auch „Verbesserungen in Personalgewinnung und Recruiting“ Pop-up- Lounges, Beachlounge, die Anwesenheit auf sämtlichen überregionalen Messen, zum Beispiel der FIBO (Fitness und Bodybuildung), der Gamescom für Computer- und Videospiele oder der Bootsmesse „boot“- das sollten die wunderbaren Werkzeuge sein. So etwas kam und kommt gut an bei Pistorius. Das wirkt jugendlich und frisch. Das er von den Vorgängern von Döring u.a. die gleichen oder ähnlichen, schon entwickelten Vorschläge nicht zur Kenntnis nahm, kann wohl auch am Nasenfaktor liegen. Auch war bekannt, das es an solcher bisher schon ganz guten Personalwerbung, die die Bundeswehr verantwortet, nicht lag, dass sich nur wenige junge Menschen bewerben.
Manches schein tatsächlich neu zu sein. Unter anderem monatliche Einstellungen und Bewerbungsmöglichkeiten am nächsten Standort. Realisierung jedoch schleppend.
Die Reserve übernimmt eine Schlüsselfunktion in der Landes- und Bündnisverteidigung. Signifikante Verbesserungen nicht in Sicht.
Das Wunder blieb aus. Doch es kommt ja noch schlimmer.
Alte Baustellen werden durch neue ergänzt. Es klang eindrucksvoll: Bis 2025, also gefühlt morgenJahren, soll eine komplette Division des Heeres voll aufgestellt sein. Kenner der Bundeswehr hielten diese Vorgaben für völlig unrealistisch. Material und Personal aus dem „blanken“ Heer zu generieren, schien unmöglich. Neues Personal nicht in Sicht. Material und Finanzierung unklar.
Als ob es nicht reichte, überlegte am sich in einem „Geheimzirkel“ um den Minister das Projekt Litauen Brigade unverzüglich zu starten. Das auf der letzten Meile ohne Absprache mit dem zuständigen Inspekteur. Der wurde dann mal „informiert“. Die Superidee. Das Material und auch das Personal wird überwiegend, manche sagen fast vollständig aus bisherigen Strukturen bereitgestellt.
Immer wieder findet sich eine weitere Idee: die Anzahl der Spitzendienstgrade reduzieren. Der Vorschlag hat immer für Diskussionen gesorgt. Geändert hat sich kaum etwas. BMVg ist nicht wirklich kleiner geworden, Riesenämter gibt es immer noch, siehe Amt für Heeresentwicklung.
In ein paar Jahren werden wir wieder lesen „ Personalkarussell in der Personal-Branche“, weil es wieder nicht funktionierte. Neue Heilsbringer werden dann erneut gesucht. Doch bis dahin richtet man sich prima ein, so wie ein Abteilungsleiter der Nachbarabteilung, der durch Nasenfaktor, allerdings auch durch persönliche Beziehungen und Parteinähe ins Amt kam, nicht wirklich liefert aber von Pistorius offenbar gemocht wird. Ma kann es also aushalten im BMVg, auch wenn man verblüffend wenig liefert.
Was für ein Bericht!
Eigentlich müsste man vorübergehend für eine Übergangsperiode alle Reservisten für mehrere Monate bis einige Jahre einberufen, bis die Personalprobleme zumindest überwiegend im Gruff sind. Aber das würde sicher erneut an der Finanzierung scheitern. Ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf die Wirtschaft, die auf die Kräfte verzichten müsste.
HaWa sagt:
10.09.2024 um 22:25 Uhr :
Quo vadis Bundeswehr ?
Quo vadis Deutschland ?
Tja, derart eingeengt gibt es zwangsläufig nur eine Optionen – die bestehenden Planstellen anders bewirtschaften. Um den Hausherrn auf „X“ zu zitieren, der wiederum den Inspekteur Heer zitiert: ‚80.000 [Soldat:innen, anm.d.R.] im operativen Bereich, 100.000 in Stäben etc. „die sitzen auf der Tribüne, während 80.000 versuchen den Krieg zu gewinnen“‚ Ist das jetzt einfach nur ein flotter Spruch vor gefälligem Publikum gewesen (FDP-Veranstaltung) oder gibt es diese grundlegende Ansicht wirklich im Ministerium? Wurde schonmal ventiliert, welche der „Schreibtischtäter“ zeitenmäßig gewendet werden könnten?
Vielen Dank für diesen Artikel, @TW! Und mit Verlaub, haben Sie auf Ihren Kanälen auch etwas von den Vorwürfen von Ingo Gädechens mitbekommen, dass die Regierung die Verteidigungsausgaben mit Zahlen anderer EP vermischt, nur damit man „2% erreicht“ melden kann? Das würde ja ins Bild passen…
Danke an den Hausherrn für diesen informativen, wenn auch desillusionierenden Beitrag!
Das sind ja wahrlich düstere Aussichten, mit denen die Wiedererlangung der „Kriegstüchtigkeit“ nicht nur kurzfristig sondern auch mittel- und langfristig definitiv nicht zu schaffen ist.
Wo bleiben denn jetzt die ca. 300 B6+ besoldeten „klugen Köpfe“ unserer Spitzenmilitärs und -beamten der Bundeswehr mit realistischen LÖSUNGSVORSCHLÄGEN? Wo bleibt der Aufschrei dieser überbezahlten Dienstposteninhaber, dass sie ihren Auftrag zur Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland so nicht leisten können, obwohl sie doch einen Eid darauf geleistet haben?
Um diese Gruppe endlich in Bewegung zu bringen, schlage ich erneut vor, pro 1.000 fehlende Soldatinnen und Soldaten jeweils einen der B6+ Dienstposten ersatzlos zu streichen.
Denn diesen untätigen Wasserkopf deutlich zu reduzieren, würde viele Planstellen freisetzen, die in der „Schlammzone“ dringend benötigt werden.
Es ist wie immer. Auf der einen Seite die Versprechungen und Zusagen der Politik gegenüber NATO, EU etc. Auf der anderen Seite die fehlende Ernsthaftigkeit und Konsequenz in der Umsetzung.
Ich habe den Eindruck, das in den Ministerien die Minister und Staatssekretäre, die zu den entsprechenden Treffen und Sitzungen geschickt werden, nicht ehrlich gebrieft werden. Oder das wird einfach stumpf ignoriert, wenn der Hinweis kommt „das kostet aber voraussichtlich soundsoviel Geld“. Und schwups, schon hat man sich versprochen, auf jede erdenkliche Art.
Ich bin vor allem darauf gespannt, wie man das mit den Beförderungen zum Leutnant rechtlich hinbekommen will, sollte es so kommen, wie Frau Döring es beschrieben hat. Das ist, nach Erfüllung der Voraussetzungen durch den Offizieranwärter, eine Pflichtbeförderung. Für Offiziere die einzige, die man sogar einklagen kann. Ich würde es tun, denn auch das hat etwas mit der Fürsorgepflicht des Dienstherrn zu tun.
Es ist einfach traurig.
Wenn so etwas publik gemacht wird, dann braucht man sich über sinkende Bewerberzahlen doch nicht zu wundern. Die machen dann etwas, wo Gesetze, Verträge und Versprechungen auch eingehalten werden.
Sehr interessanter Beitrag.
Was ich mich frage, sind die ganzen „Henne-Ei“ Geschichten:
Dass die Bewerberzahlen runter gehen ist tragisch, aber vielleicht auch einfach den zahlenmäßig kleineren Jahrgängen, die jetzt als neue Rekruten in Frage kommen. Hier wäre die Prozentzahl des Jahrgangs wesentlich aussagekräftiger.
Zwar ist die Planstellenproblematik nicht von der Hand zu weisen und gerade die de facto Beförderungssperre bei „niedrigeren“ Dienstgraden ist hier ein Problem: Die Verzögerung beim Erhalt des Offizierspatents ist sicher nicht gerade motivationsfördernd.
Andererseits lesen wir hier (ja, Response-Error) immer wieder von Dienstposten, deren Sinnhaftigkeit sich nicht nur einigen Außenstehenden nicht erschließt, sondern bei denen die Inhaber Zweifel am Sinn ihres eigenen Tuns haben.
Gerade in den Stäben haben wir durch Umstrukturierungen sicher erhebliches Optimierungspotential, so dass wir hier Planstellen sicher streichen kann. Die Soldaten fehlen ja nur, wenn man so weitermacht, wie bisher.
Gleichzeitig werden durch den Aufbau der ein oder anderen Brigade (boots on the ground) auch wieder Dienstposten geschaffen, die mit klassischem Soldatentum deutlich mehr zu tun haben.
Die uniformierten Sachbearbeiter müssen wir (dienstpostentechnish) loswerden.
Die Abbrecherquote ist zwar extrem hoch, aber doch nachvollziehbar. Als Vater sieht man ja sehr genau, wie die Kinder an sich verhätschelt werden und wie Eltern versuchen auch den kleinsten Stoplerstein aus dem Weg zu rollen.
Das „Leben in der Gruppe“, das selbständige Lösen von Konflikten und Problemen, die Frustrationstoleranz…. all dies hat in den letzten Jahren gelitten.
Das sind aber alles Probleme, die absehbar gewesen wären, wenn man nicht mit diesem blinden Zweckoptimismus die Erwartungen künstlich zu hoch hält.
Wo die Bundeswehr aber sehr schnell aufwachsen müsste, ist die Ausbildung handwerklicher Berufe.
Gerade die Inst. muss – über alle Truppengattungen hinweg – wieder stärker ausgebaut werden (ja, das passiert teilweise auch), um durch Ausbildung die Qualifikation der Feldwebelanwärter selbst zu gewährleisten. Wir können doch im Lichte der LV/BV nicht ernsthaft alles, was über den „Ölwechsel“ hinaus geht, an die Industrie abgibt.
Hier sehe ich auch durch eine Neuausrichtung der UA-Ausbildung ein Potential zum Aufwuchs. Die UA-Laufbahn ist für viele auch deshalb unattraktiv, weil die Solddifferenz zu SG, OSG nicht so groß ist, als dass sich der Aufwand lohnt.
Während die Mannschaften im Verband bleiben, dürfen die UA 2 Jahre lang einen Reisemarathon durch die Republik, rennen von Lehrgang zu Lehrgang, werden ggf. versetzt und das für 20 EUR netto mehr?!
Dringend geboten ist daher die Entkoppelung der Bezüge vom Dienstgrad. Also mehr über Tätigkeitszulagen arbeiten, als über Dienstposten.
Leider sehe ich immer mehr schwarz für eine funktionsfähige Armee, denn die Frösche werden nie die eigenen Teiche trocken legen, die Motivation für eine weitere Strukturänderung ist gering, zumal sich im Prinzip nur die Türschilder geändert haben. Man duckt sich weg, wartet bis die Aktionismus-Welle über einem hinweg gerollt ist und macht dann weiter, wie bisher.
Dennoch: Danke für die ausführliche Aufarbeitung.
Personallage in der Bundeswehr, mit besonderem Schwerpunkt in den Streitkräften, konkret Personalziel und Personalstärke der Streitkräfte sind also nicht erreichbar. Negativer Trend setzt sich trotz Gegenmaßnahmen fort.
Trotz blumiger Versprechen, es gibt leider attraktivere Arbeitgeber als die Bundeswehr. Durch Div 25 und PzBrig 45 verstärken Herausforderungen bei der Personalbeschaffung und -bindung
in der Bundeswehr in extremer Art und Weise.
Weniger Standorte, geregelte Arbeitszeiten (sofern es der Dienstposten
erlaubt), frühzeitige Personalplanung und flexible Arbeitsmodelle mit der Option auf
Arbeiten im Homeoffice waren angekündigte aber bei weitem nicht realisierte Maßnahmen, die es der Bundeswehr ermöglichen könnten, mit anderen Arbeitgebern in Konkurrenz zu treten.
Verkrustete, aufgeblasene Strukturen und der schreckliche Wasserkopf von Stäben, Verwaltung mit entsprechenden alternden Dienstgraden werden gar nicht abgebaut oder es ist nur Kosmetik. Wir haben nicht nur zu viele Stäbe sondern auch zu viele Generalssterne. Warum sollte die gut bezahlte Generalität sich selbst abschaffen? Die Bundeswehr hat rund 200 Generale und dazu Stabsoffiziere ohne Ende. Das ist genauso viel, wie zu Zeiten des kalten Krieges, wo noch 500.000 Soldaten Dienst taten. Wahrscheinlich Hälfte könnte eigentlich weg. Aber wer sägt schon am eigenen Ast?
Die Bundeswehr effizienter zu machen war die Losung. Bei dieser ist es geblieben. Mais hat schon recht. Zu wenig Kräfte für die Operationen, zu viele Kräfte auf der Tribüne. Manche sagen Verhältnis 1 Operater zu 35 Tribünenplätze. (Unterstützung/Stäbe etc.) Wahrscheinlich weiß man es im BMVg und schönt sich die Lage zurecht.
@Pio-Fritz sagt:
11.09.2024 um 9:48 Uhr
…Ich bin vor allem darauf gespannt, wie man das mit den Beförderungen zum Leutnant rechtlich hinbekommen will, sollte es so kommen, wie Frau Döring es beschrieben hat. Das ist, nach Erfüllung der Voraussetzungen durch den Offizieranwärter, eine Pflichtbeförderung. Für Offiziere die einzige, die man sogar einklagen kann. Ich würde es tun, denn auch das hat etwas mit der Fürsorgepflicht des Dienstherrn zu tun.
Es ist einfach traurig….
Oder die nicht beförderten klagen auf Entlassung aus dem Dienstverhältnis. Freuen sich des Lebens das sie ein exzellentes Masterstudium mit Vollpension und gutem Gehalt von der Bundesrepublik bekommen haben und ziehen in die freie Wirtschaft aus um gute Steuerzahler zu werden.
Vielleicht sagen sich ja auch genug, wenn der Dienstherr nicht genug Geld hat um das ordnungsgemäße Gehalt zu bezahlen verlässt man ihn lieber rechtzeitig.
Ich frage mich, wie denn im Herbst vergangenen Jahres die „Lagefeststellung“ durch die „TF Personal“ durchgeführt wurde, und im Rahmen eines klassischen Führungsvorganges durch „B-Besoldete“ nicht erkannt wurde, dass keine Haushaltsmittel zur Verfügung stehen, um Dienstposten zu alimentieren. Auf welchen „Erkundungsergebnissen“ fußt denn das sogenannte Maßnahmenpaket?
Ich sehe die Schuld nicht bei den Rekruten. Als ich Ausbilder in der AGA und SGA (2001) war, hatten wir häufig Rekruten, die anfangs den Eindruck kompletter Versager machten. Einige dieser vermeintlichen Versager sind heute Berufssoldaten. Das eigentliche Problem ist, dass der Rekrut nicht mehr wie früher aus seinem sozialen Umfeld herausgelöst und über einen längeren Zeitraum geformt wird. Stattdessen kehrt er nahezu jedes Wochenende in sein gewohntes Umfeld zurück – das gleiche Umfeld, das ihn zu dem gemacht hat, was er ist. Die Bundeswehr hat zunehmend Schwierigkeiten, die Rekruten zu formen. Wenn ein FwDLer zu Hause Probleme hat, wird ihm häufig sogar eine heimatnahe Versetzung auf Antrag gewährt. Dabei wäre es oft klüger, ihn noch weiter weg zu versetzen, um die nötige Distanz zu schaffen und eine wirkliche Persönlichkeitsentwicklung zu ermöglichen.
Aus eigenem Erleben:
1. fehlende Attraktivität (außer als GenStOffz),
2. Förderung ungeeigneter Persönlichkeiten/Charaktere,
3. zu viele Fehlentwicklungen aufgrund zusammenfabulierter „Fähigkeitslücken“, siehe „Mittlere Kräfte“,
4. viel zu wenig Truppe, die unter einem riesigen Wasserkopf zu leiden hat,
5. umständliche zivile Wehrverwaltung, die vieles verkompliziert,
6. fehlende Fähigkeit, kreativ und innovativ auf die geänderte Lage zu reagieren (siehe Punkt 2 und 5),
7. Wiederholung von Fehlern bei Rüstungsprojekten, obwohl bekannt (siehe Hinweise im Weißbuch 1985 [sic![)
Das alles sind hausgemachte Probleme der Bundeswehr. Es ist unredlich, immer wieder der Politik vorzuwerfen, es würde zu wenig Geld geben. Eher wäre es angebracht, demütig darüber nachzudenken, wie man – ohne immer gleich an die eigene Karrierevorteile zu denken – bestmöglich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln umgeht……
Schon lange war bekannt, dass Linderung des o.g. Problems nur neue Planstellen im Haushalt bringen. Hoffnung ersetzte aber Planung. Schönreden ersetzt profissionelles Handel. Heute wurde noch einmal klar – der Haushaltsentwurf der Bundesregierung enttäuschend. Der Bundeswehrverband erklärte zum Ampel-Etatentwurf ….Truppe „größtenteils schockiert“..Spät, zu spät scheinen die Auswirkungen auch den Spitzenkräften Personal aufzugehen.
Der Soll- ist Vergleich + Ankündigungen – Realität schockiert auch.
Es ist eben etwas anderes in einer task Force Gedanken zusammenzutragen als solide Arbeit mit langem Atem. Der 71 Seiten Bericht der Task Force von möglichen Maßnahmen, mit denen die Bundeswehr mehr Personal gewinnen soll, waren schon auf dem Papier allzu oft unkonkret. Die Umsetzung ist eine reine Wundertüte.
Ankündigungsminister und die hier in Rede stehenden hochgespülte Personal Spitzenkräfte machen es nicht besser als die Vorgänger.
Truppenalltag zeigt ganz klar die Schieflage Bundeswehr; substanzielle Verbesserungen bei Personal, Material und Infrastruktur lassen auf sich warten. Bei Nachfragen wird man unkonkret mit Wortungetümen zugeschüttet.
Dazu kommen die militärischen Unterstützung der Ukraine, die Divison 25 und das persönliche Pistorius Wunschprojekt PzBrig 45.
Eine glaubwürdige Abschreckung setzt Willen, Ressourcen und realistische Planungen voraus. Daran scheint es zu mangeln. Realistisch planen und handeln ist wohl verlorengegangen. Hoffentlich bekommt das der Russe nicht mit. Das war es dann mit glaubwürdige Abschreckung durch die Bundeswehr. Da werden wir uns mal wieder auf die US Freunde verlassen müssen. Oder eben auch unsere polnischen Nachbarn. Da „geht was!“. Ich empfehle nachzulesen, was den Polen in kurzer Zeit gelang.
@Wahrsager sagt am11.09.2024 um 13:02 Uhr
„Aus eigenem Erleben:
…. 3. zu viele Fehlentwicklungen aufgrund zusammenfabulierter „Fähigkeitslücken“, siehe „Mittlere Kräfte“,….“
Das kann ich nur bestätigen. Wir brauchen Personal in erheblichem Außmaß für kaum herleitbare Fähigkeiten und scheinbar sehr persönlich getriebene Vorstellungen an der Spitze des Heeres und des BMVg.
Erst gab es den Wunsch nach „Mittleren Kräften“ Es scheint die Wiederbelebung des FüH Gedankens Anfang der 2000 er Jahre zu sein. Die Referenten von damals sind heute zum Teil in solchen Verwendungen, dass sie dies von oben durchsetzen können. Man spricht dies u.a dem Kdr Feldheer zu, (nicht) erstaunlicherweise ist es seine alte Brigade, die dies nun als Pilot realisiert. Das Heer planet noch für zwei weitere Brigaden. InspH bezeichnet die Mittleren Kräfte als den Innovationstreiber im Heer. Innovation für was?
Dann kam Pistorius mit der Litauen Brigade. Schon rutschte das Leuchtturmprojekt des InspH nach hinten. Klar Leuchtturmprojekt des Ministers wiegt schwerer.
Nur mal zur Anregung: Da ist die schwere Brigade schon vor Ort und dann verlegt die Brigade „Mittlere Kräfte“ zur Verstärkung auf Rad nach Litauen. Ernsthaft?
Nun werden kluge Menschen schon noch gute Argumente zu finden versuchen. So z.B. „im gesamten europäischen Operationsraum der NATO verlegbar.“ Das wäre auch zu hinterfragen. Doch klar ist nun, beide Projekte sorgen im Heer für Unruhe bis hin zu Gelächter.
Die militärische Unterstützung der Ukraine, die Divison 25 und PzBrig 45 sind also noch um „Mittlere Kräfte“ zu ergänzen.
Wenn man sich die Personalbewegungen zu den Leuchttürmen anschaut, dann ist für das restliche Heer zappenduster.
Wie wäre es mit der Schaffung einer Taskforce Personal?
Nach der Annexion der Krim wurde eine Trendwende Personal erstellt und geschrieben. Ich bin zuversichtlich, dass diese ihre Wirkung erbracht hat. Schließlich sind einige der damals daran beteiligten Personen insbesondere aufgrund ihrer Leistung befördert worden.
Sollte jetzt eine Taskforce Personal geschaffen werden, die einen ähnlich großen Erfolg wie die Trendwende vorweisen wird, ist alles fein.
Bezeichnend was mit welcher Deutlichkeit Frau Döring und Herr Mais – immerhin zwei noch im Dienst befindliche Entscheidungsträger – auf einer politisch initiierten Parteiveranstaltung aussprachen.
Unbenommen der Zielzahlen, z.B. 203.000 Soldaten bis 2031, ist es für mich mehr als erschreckend, dass sechs von sieben Feldwebelanwärtern ohne Berufsabschluss eingestellt worden sind. Will heißen, dass diese Klientel erstmal auf ein Level gebracht werden muss (Zeitfaktor!) um anschließend die entsprechenden Laufbahnlehrgänge absolvieren zu können.
Die Planstellenproblematik gibt es nicht erst seit heute – zur Klarstellung: Beförderungssperren sind juristisch klar festgelegt und gelten nur für disziplinar Belangte. Ist die Zahl der Beförderungsanwärter höher als die zur Verfügung stehende Anzahl von nutzbaren PlSt werden Reihenfolgen gebildet. Ich gehe mal davon aus, dass die verantwortlichen Planstellenbewirtschafter ihr Geschäft verstehen und rechtzeitig Prognosen aufgestellt haben um entsprechende Verlagerungen bzw. Verbesserungen zu erwirken. Deren Auswirkung dauert im längsten Fall mindestens ein Haushaltsjahr.
Unbestritten ist die (zu hohe) Anzahl an „Sesselsoldaten“, ich hoffe, dass in der Entscheidungsebene nicht nur festgestellt, sondern auch Maßnahmen zur Abstellung getroffen werden.
Zur PzBrig 45, aktuelles Leuchtturmprojekt, die Freiwilligenmeldungen kann man derzeit je nach Perspektive als gut oder schlecht bezeichnen. Es kommt darauf an, wieviel tatsächlich den Dienst dort antreten werden – und diese Soldaten und Soldatinnen fehlen definitiv an anderer Stelle.
Und bei all den Katastrophen hier im Text ist die Unfähigkeit von P und BAPers, z.B. aus den früheren Soldaten Reservisten zu gewinnen – notfalls per Aufruf aud bw.de – haarsträubend. Wofür werden die Menschenhändler eigentlich bezahlt? Und die Zahl der vielen Beamten und B6+ im EP14 ist zwar nur ein Indiz, aber ein brutal hervorstechendes. Der Apparat ist (für mich endgültig) nicht mehr reformierbar, wenn nicht der Eiserne Besen kommt, nicht der Osnabrücker Erlass – das war Verschlimmbesserung.
Zum Thema „Abbrecher“: das hat ja verschiedene Ursachen. Zumindest sind die Kameraden bereits angebrütet und könnten – sofern nicht tatsächliche Gründe dagegen sprechen – in den Heimatschutz übernommen werden.
Da gibt es ja (noch) sogar ein Programm für lebensältere Ungediente. So blieben die Kameraden immerhin der Bw verbunden.
@M.H. sagt:
11.09.2024 um 8:46 Uhr
„Was für ein Bericht!
Eigentlich müsste man vorübergehend für eine Übergangsperiode alle Reservisten für mehrere Monate bis einige Jahre einberufen, bis die Personalprobleme zumindest überwiegend im Gruff sind. Aber das würde sicher erneut an der Finanzierung scheitern. Ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf die Wirtschaft, die auf die Kräfte verzichten müsste.“
Aus eigener Erfahrung kann ich Berichten,
dass auch die nach §51 SG mögliche „Wiederverwendung ehemaliger Berufssoldaten“ als Mittel zur kurzfristigen Personalverstärkung von bis zu 24 Monaten derzeit keine wirkliche Betrachtung seitens der Personalbearbeitung erfährt.
Es scheint mir manchmal so als müsste ich mich für die Interessenbekundung nach Formblatt bei den Bearbeitern, von Zuständigkeiten will ich gar nicht Reden, entschuldigen.
Wir machen dann halt zur Mitte 2024 nochmal wie für jeden ungedienten Bewerber eine neues Assessmentverfahren draus. Ich bin gespannt!
Kann natürlich auch sein, dass ich in der Bundeswehr der einzige bin, der das jemals angestoßen hat.
Klage läuft.
@Küstengang01
das ist was jeder einem raten würde in der zivilen Wirtschaft, raus der Laden geht den Bach runter
@Bow
Nun ja, die gleiche Leier seit Sumer
Die Jungen Leute von Heute….
Nun das Frustration Potential gegenüber BW Bullshit und Dummfick , einzigartigen kompetenten Ausbildern und charakterlichen Vorbildern unter den UOs und das die damit durchkommen sagt was über die nächste Führungsebene aus, kann ich absolut nachvollziehen.
Das einzige was mich mehr erschreckt als übergriffige Vorgesetzte sind Mannschafter die diese Platzecks entschuldigen
Jeder muss sich den Schuh anziehen, der ihm passt.
Man kann dem InspH sicherlich viele Vorwürfe machen, aber weder die unzureichende Finanzierung der Streitkräfte, noch Rechenfehler bei BAPersBw, noch die Entscheidung, zwar mal eben eine zusätzliche Brigade aufstellen, sie aber aus dem ohnehin schon völlig unzureichenden Personalkörper des Heeres „generieren“ zu dürfen, sind sein Verschulden bzw. seine Verantwortung.
Und natürlich könnte der InspH sagen „ich schicke mal 70% aller Stabsoffiziere des deutschen Heeres in den bezahlten Dauerurlaub“ (und nein, das kann er natürlich NICHT!). Und selbst wenn er es könnte, was würde das ändern? Dieses Personal geht auf den Deckel des Heeres, fehlt dann (ja ja, man würde es nicht merken) und es gibt trotzdem keinen einzigen zusätzlichen Dienstposten für das Heer an der richtigen Stelle dazu. Am Bild „80.000 auf dem Spielfeld, 100.000 auf der Tribüne“ ändert sich also rein gar nichts.
Das Heer bekommt einen bestimmten Proporz an Dienstposten – der ist, zu einem nicht unerheblichen Teil, bereits durch Berufssoldaten „geblockt“. Was dann noch übrig bleibt – und das ist nicht viel – darüber kann man mehr oder minder frei entscheiden, unter enger Aufsicht des Haushalts.
Insgesamt gibt es hier kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Die Instrumente liegen auf dem Tisch (vorhanden und gesetzlich implementiert: BO 41) oder wurden schon ersonnen (BS Flex bzw. BS vario), damit man eben nicht Berufssoldaten hat, die einem rund 40 Jahre „auf der Tasche liegen“, sondern man im wahrsten Sinne des Wortes flexibel ist – als Dienstherr UND als Soldat.
Aber: Man will das Problem ganz offenkundig nicht angehen. Es kostet viel Geld. Es kostet Mühe – und am Ende des Tages ist es der Politik wurscht, ob von den 180.000 Soldaten 80.000 oder 180.000 auf der Tribüne sitzen. Hauptsache die Zahl 180.000, die mal irgendwann von den Ministerpräsidenten als Mindestzahl als Untergrenze gewünscht wurde (aus Gründen, die mit Sicherheit nicht im Militärischen angelegt waren), wird erreicht.
Alle anderen Verlautbarungen sind Sonntagsreden – die sog. „Zeitenwende“ lässt grüßen.
@Master of the Land
Das Argument „Verlegefähigkeit“ ist schon stichhaltig, auch muß man schauen, ob das Gelände dort überhaupt für eine raumgreifende Gefechtsführung gepanzerter Kräfte geeignet ist.
Böse Zungen behaupten auch, daß eine Brigade mittlerer Kräfte auch preiswerter sein soll als eine vollausgestattete PzBrig oder PzGrenBrig 😎
[Bitte jetzt diesen Thread nicht zu einer Diskussion über Mittlere Kräfte nutzen. Danke, T.W.]
Einer der Kommentatoren hat es richtig formuliert : wir haben fast so viele Offiziere wie zu Zeiten des kalten Krieges aber keine 500.000 Soldaten mehr! Ist ja auch logisch, da man die Wehrpflicht ja nur ausgesetzt hat! Wer glaubt denn all die tausenden Soldaten führen zu können, wenn sie denn dann eingezogen werden! Ich sehe es so die Schlussfolgerung ist falsch nicht die Offiziere müssen weg Truppe muss her. Dann lösen sich zwei Probleme von alleine. 1. fehlende Wehrhaftigkeit und 2. der vermeintliche Wasserkopf.
Und täglich grüßt das Murmeltier. Solange ich hier mitlese, kommen die grundsätzlich gleichen Mangelberichte zum Personal und die in der Tendenz gleichen Kommentare. Es ehrt die hier schreibenden Aktiven, dass sie ihren Job mit Herzblut machen. Sollte man aber nicht langsam einmal wegkommen von der kleinteiligen Betrachtung und Klage zu mehr grundsätzlicher Analyse, warum die Situation so ist, wie sie ist?
Könnte es sein, die große Mehrheit der Bevölkerung will gar keine andere Armee?
****MH: Eigentlich müsste man vorübergehend für eine Übergangsperiode alle Reservisten für mehrere Monate bis einige Jahre einberufen, bis die Personalprobleme zumindest überwiegend im Gruff sind. .*******
Das kannst Du schonmal vergessen. Nach neuester Gesetzesvorgabe müssen Reservisten die länger als 28 Tage im Kalenderjahr dienen und ein neues abgesengtes Maximumgehalt haben eine Wirtschaftlichkeitsprüfung durchlaufen aus Kostengründen die dann von der übergeordneten Führung begründet werden muss. Dann entscheidet BaPers ob Du RDL leisten darfst. Wenn Du leisten darfst, dann wird 1x im Jahr noch ein großes Führungszeugnis angefordert. Natürlich zu spät dass Du es ja nicht vorliegt bis zur Übung. Dann kommt noch die Sicherheitsüberprüfung die ewig dauert dass gut 15 % der Reservisten nicht zur RDL eingezogen werden können weil der MAD nicht hinterherkommt. Das frustriert derzeit einige in der Reserve die das gerne und freiwillig machen. Und jetzt stellt Euch mal nen Fw Anwärter vor der die Lehrgänge vor sich hat. Toll. Da wundersts jemanden wenn die (und das sind im zivilen gestandene Leute) sagen das tun die sich nimmer an.
*** Bow: Die UA-Laufbahn ist für viele auch deshalb unattraktiv, weil die Solddifferenz zu SG, OSG nicht so groß ist, als dass sich der Aufwand lohnt.***
Es geht nicht immer ums Geld. Manchmal ist es der Wunsch mehr Verantwortung übernehmen zu wollen. Leider werden auch diese Menschen ausgebremst weil sie einfach in Vorbildung Pech hatten. Selbst wenn sie als erfahrener Mannschafter genau wüssten was sie tun wird ihnen aus Bildungsgründen oder Ausbildungsgründen der Weg verwehrt. Und wenn ich Personalmangel habe, dann muss ich Leute die Bock haben mehr eben entsprechend fördern und ausbilden. Aber Nein! Die Vorschrift sagt er dürfe kein Unteroffizier sein weil Bildung A und Ausbildung fehlt.
*** Wahrsager: Förderung ungeeigneter Persönlichkeiten/Charaktere,****
Genau das! Und die die wollen denen verbaut man den Weg. Alleine die letzten 6 Monate habe ich soviel unkluges aus dem Karriereverhinderungscenter mitbekommen das es mir wahrlich hochkommen mag. Der Eine Kamerad ist blind, der nächste zu schwer und der andere Kamerad hat nen tauben Finger. Alle 3 hervorragende motivierte Reservisten die in ihrem Bereich Leistungsträger sind wurden beim 90/5er ausgemustert obwohl sie nachweislich schon seit mehr als 10 Jahren genau in dieser Funktion einen guten Job machen. Manche müssen neu planen in einer anderen Verwendung, andere setzen sich dann eben Samstag auf die Couch und trinken Bier statt Reservist zu sein.
Zeitenwende ist noch lange nicht durchgeschlagen.
In der Bundesrepublik gibt es zur Zeit 46 Mio Erwerbstätige. Nur 0,4 % von ihnen haben sich bisher für die Bundeswehr entschieden. Da muss doch was zu machen sein!
etwas Offtopic, aber dennoch wichtig für Bundesbeamte/Soldaten etc.
Das Bundesverfassungsgericht — BVerfG — , hat 2020 festgestellt, dass der Staat die obige Grp verfassungswidrig allimentiert.
https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2020/05/ls20200504_2bvl000418.html
Banal gesagt, der A3 Beamte, mit Kind + Frau müsste 15% netto über dem Bürgergeld liegen. Das tut er nicht.
Sollte die Besoldung angehoben werden, würde es sich auf die gesamte Besoldungsstruktur auswirken, logischerweise.
Wie auch immer, ich rate Jedem, sich das Ganze mal durch zu lesen und das Thema zu verfolgen. Es ist „lustig“ nach jeder TV Verhandlung Floskeln zu hören wie „Wertschätzung der Beamten/Soldaten“ etc., aber dennoch verfassungswidrig, die Menschen zu bezahlen.
Herr Wiegold, bitte um Entschuldigung für das „Offtopic“, aber genauer gesagt, ist es doch „On-Topic“. Im Kamerdenkreis, oder auch Mitarbeiter im Beamtentum verfolgen diese Sachen mit, in unserer Dienststelle. Auch das ist ein wichtiger Punkt.
Ein paar mehr Details -siehe hier-
https://forum.oeffentlicher-dienst.info/index.php/board,14.0.html
Liebe Grüße
[Ich habe das Thema durchaus im Auge, auch die möglichen Auswirkungen. Ist dennoch nicht besonders sinnvoll, das in diesen Thread zu werfen – und dieser Faden ist sicherlich nicht der passende Ort für die Debatte darüber. T.W.]
Ich würde sagen: Herrn BMF Lindner mal wieder für eine längere Wehrübung einberufen lassen. Vielleicht bringt das ja was in Sachen Haushalt.
Nun ja. Vielleicht muss man bei der Bundeswehr bedenken, dass man immer noch im tiefsten Friedensbetrieb rotiert und sich viele Akteure ihre Nischen gesucht haben und diese so toll sind, dass man sie ungern verlassen mag.
Offiziersausbildung ist schon angerissen worden. Sowohl an den Schulen als auch den beiden Unis ist man halt bewusst in einem Kontext, der teilweise aber furchtbar ineffizient ist und mit einer Armee wenig zu tun hat und auch nicht haben soll. Es geht – wie bei Stationierungskonzepten und Standortplanung – um wirtschaftliche und personalwerbende Aspekte und auch „Optionen und Töpfe“. Da ich aktuell in den Bereich gute praktische Einblicke habe, maße ich mir diese steile These mal an.
BAPersBw … nirgends ist man weiter entfernt von der Truppe als dort. Integration unterschiedlicher Rekrutierungs- und Bindungsansätze findet weder dort noch an den Einheiten statt und teilweise wird bizarr an alten Mythen festgehalten und Daten nur dann verwendet, wenn sie genehm sind oder einen Vorteil bieten. Unabhängig von der aktuellen Diskussion um die Führung und Skandale der letzten Zeit (BG R. als besonderes Beispiel, aber auch Umgang mit IsoLa-Meldungen). Wichtig ist immer die Betonung des „schwierigen Umfelds“ und ein Fokus auf die hohen Zahlen und die Präsenz der Bw bei Messen sowie das „Employer Branding“. Ein Drama seit mindestens 8 Jahren und es gibt jährlich neue Klopse und Stilblüten aus Longerich.
Wasserkopf ist ja eher ein altes Problem, passt halt dazu, dass lange Stehzeiten, Karrierismus und Verwendungstore einen Aufwuchs systemimmanent bedingen. Wäre ja auch nicht schlimm, wenn die Verdienste nicht so sauteuer den EP belasten.
Spannend finde ich eher, dass man nicht stärker auf die Abbrungsquote fokussiert. Neben den chronisch bescheidenen BS-Runden als weichem Indikator ist die Personalhaltung das dramatisch schlimmere Zeichen. Denn die Zahlen fließen in die Quotierung und langfristige PEP eben nicht ein. Man arbeitet da mit Richtwerten jenseits der Realität (wie ein Kollege mal sagte *Politbüro meets Tito“) und nimmt lediglich die Bewerberzahlen und Kontaktzahlen als Hard Facts. Kann man machen, freut aber alle involvierten Berater.
@Marine seit 1993
Das ist das Modell „Reichswehr“, das bedeutet aber auch, daß jeder StOffz / Offz / UmP auch regelmäßig zur In-Übung-Haltung ein Truppenkommando bekommt bzw. einige Zeit hospitiert (Bsp.: der A 14 H / PzGren, seit mehreren Jahren im AHEntw, hospitiert als S3 in einem Bataillon).
Also er idealiter einen Spiegeldienstposten in der Truppe bekommt, auf dem er üben muß und ggf. auch beurteilt wird. Und ganz frei gedacht: auf Papier kann man ja für im Spannungs- / Verteidigungsfall aufzustellenden Einheiten eine V-STAN ausplanen und die Kader-DP bereits assignieren, das ginge sogar jetzt mit Couleurverhältnissen, die allerdings nicht überall bei den Aktiven beliebt sind, da arbeitsaufwendig.
@Paradox77
„Neben den chronisch bescheidenen BS-Runden als weichem Indikator ist die Personalhaltung das dramatisch schlimmere Zeichen.“
Jede Personalabteilung der Privatwirtschaft würde sich einen großen Rüffel einfangen wenn sie gut und teuer ausgebildetes Personal ziehen ließe. Zumindest die Bindung an das „Unternehmen“ Bw müßte sichergestellt sein, also GBO mit regelmäßigen und verpflichtenden (!) Reservediensten (RD) in der letzten (Fach-) Verwendung..
Ich wäre einmal gespannt zu erfahren bzgl. UmP / Offz, jeweils SaZ (natürlich nicht BO 41 Lw):
– Gesamtkosten der Ausbildung inkl. UniBw und „Trainings“ für die Fachverwendung
– Netto-Dienstzeit in der Truppen- bzw. Fachverwendung
Zwei Zwischenrufe, wie man a) Personal verdampft und b) „feldverwendungsfähiges“ Personal in Stäben stapelt. a) Die IGF und sonstigen körperlichen Maßstäbe für aktive StOffz sollen angeblich ab 1.10.24 ausnahmslos auf alle StOffz in den KVK/BVK angewendet werden und gleichzeitig die Dauer des Pflichtlehrganges auf drei Wochen am Stück in Präsenz ausgebaut werden – mit Wiederholung alle drei Jahre. Wir reden von berufstätigen Reservisten 50+ mit Waffensystem Mobiltelefon. Nach ersten Schätzungen würden dadurch ca. 30%+X der Dienstposten binnen Jahresfrist leergefegt, weil Anwendung auf alle „Bestandskunden“, nicht nur bei Neuberufungen. b) In zwei bestimmten Aufgabengebieten habe ich immer wieder mit relativ schnell (2-4 Jahre) rotierenden aktiven Soldaten zu tun, die nur sehr schwer die notwendigen Tiefenkenntnisse erwerben und Netzwerke aufbauen können. Aber lange Lehrgänge besucht haben. Daher findet ausschließlich reaktive Arbeit statt, weil für proaktive Arbeit die notwendige Tiefe und Stehzeit fehlen. Die Hürden für Reservisten mit passender ziviler Qualifikation und (!) Berufserfahrung sind aber so abenteuerlich hoch, dass es aktuell noch nicht einmal Beorderungsdienstposten dafür gibt, sondern nur Spiegeldienstposten. D.h., die Bundeswehr bildet über Jahre hinweg jüngeres aktives Personal, das der Truppe entzogen wird, aus, anstelle die vorhandenen Reservisten mit vergleichsweise wenig Aufwand zu qualifizieren und einzuweisen und flexibel bei Bedarf einzusetzen – unter der Leitung von aktivem Fachpersonal… Ironie der Geschichte: In beiden Weltkriegen waren in allen westlichen Ländern – einschließlich Deutschland – in diesen Bereichen 90%+ Reserveoffiziere eingesetzt. Es ist zum irre werden…
„für 85 Prozent sei eine abgeschlossene Berufsausbildung erforderlich, faktisch also für sechs von sieben Feldwebel-Anwärtern.“
Finde den Fehler – Teil 1. Anstatt junge Leute auszubilden will man das „fertige“ Personal, das sich schon mal für den Kosmos „Ziviles Erwebsleben“ entscheiden hat. Und wundert sich, dass Zahlen, Welten und Erwartungshaltungen nicht passen.
„Wie viel mehr Mittel der Verteidigungshaushalt dafür benötige, ließ sie offen: Ich hab das im Kopf, ich sag das aber nicht“
Da ist man schon mal bei der Heimatfranktion des für das Geld zuständigen Ministers eingeladen, wird das gefragt, weiss das auch, aber sagt das lieber nicht???
„Die Truppe verzeichnet überproportionale Bewerbungen für die Kampftruppe wie Fallschirmjäger oder Gebirgsjäger – diese Verbände sind aber bereits erheblich gesättigt.“
Tja. Was denn nun. Statt kostengünstige Infanterieverbände, könnte man sogar recht schnell und günstig neu bilden, wollen wir ja dann offenbar die ganzen hochdotierten Posten in Stäben, Ämtern lieber? Wenn wir wirklich zügig Manpower und Schlagkraft produzieren wollten, hach, warum baut man nicht halt erstmal Infanterieverbände auf, wenn da die Leute hinwollen???
„und die sitzen auf der Tribüne…“
Bei Mais hab ich leider auch viel zu oft den Eindruck eines ganz grossen Tribünensitzers und Sprücheklopfers.
Machen wäre ja wie wollen, nur krasser. Nur weder die militärische noch die zivile Führung lebt das. Unser Verhältnis von Machern zu Jasagern, Neinsagern, Jammerern, Blendern, Verhinderern, Angsthasen, Speichelleckern, Sprücheklopfern, Selbstdarstellern und Karrieristen in der Führung ist schon sehr lange in Schieflage und wird immer schiefer. Und das empfinde ich als den wesentlichen Attraktivitätskiller.
Als sonst eher stiller Mitleser vielleicht mal ein subjektives Beispiel am Rande:
Es soll noch Menschen wie mich geben, die gern als Quereinsteiger Reservisten dem Land dienen wollen.
(Relativ neue Laufbahn für irgendwann mal erfasste und gediente BW Menschen mit gesuchter Fach Ausbildung und langjähriger Berufs Erfahrung.)
In meinem Fall :
UniDipl. ING (Fachfremd, Architektur) + staatlich geprüfter Informatik Techniker, Berufs Erfahrung IT > 25 Jahre Aktuell im ÖD beschäftigt (ideal für Reserve Abordnung) mit langen Jahren Haupt Expertise im Bereich IT Sicherheit und IT Netzwerke.
Da sollten Sie sich in den CIR für Reservisten Posten zur Deckung der Lücken doch eigentlich die Finger nach lecken, oder…?
Mir wird sogar per „Alters Gesetz“ als, Ü50er verboten dort Quereinsteiger Reserve Offizier zu werden (gehört das nicht wegen Diskriminierung längst verboten…??), so dass ich mich sogar „nur“ für eine Quer Einsteiger Feldwebel Reserve Laufbahn für die CIR beworben habe. (da geht das bis 64)
Meine Bewerbung liegt nach dem Erst Gespräch im Karriere Center und anschließender Bewerbung (Weiterleitung aller Unterlagen an die „Zuständigen Stellen im Personal Bereich“ seit über 5 Monaten mit vollen 100% akkurat Bewerbungs Dokumenten quasi unbearbeitet immer noch beim zuständigen Karriere Center… Ohne eine einzige Rückmeldung von dort an mich.
Da frage ich mich:
Arbeiten die erwähnten 100.000 Stuben Hengst Soldaten (davon bestimmt 20.000 Personalwesen) und die weiteren 85.000 (?) Zivilbeschäftigte eigentlich überhaupt mal?…
Wenn man nicht mal in der Lage ist, zB (halb) automatisierte KI Verfahren zu benutzen, die die Skills der Bewerber den vorhandenen Posten zuordnen (in der privat Wirtschaft sind solche Algorithmen längst üblich in den großen Konzernen) und den Bewerbern in ein zwei
Wochen spätestens eine qualifizierte Rückmeldung (Absage /Einladung zum Vorstellungsgespräch) zu geben, dann ist die Verteidigung dieses Landes wohl echt am Ende.
Ich frage mich, warum der Russe nicht jetzt sofort angreift…. Der Zeitpunkt ist günstig… Uns hat der in drei Tagen erledigt!
Meine Glückwünsche an die Ukraine… EIN Volk, Eine Ethnie, EIN Wille… eine 10 mal stärkere Arme als die unsere!
Möchte als alter westdeutscher Demokrat jeden Tag darum um den Zustand meiner Heimat heulen… Und Aggressionen gegen die verantwortlichen Eliten ablassen… Beides gleichzeitig.
[Ich denke, Ihr interessantes Beispiel kommt gut ohne den völkischen Zungenschlag aus. T.W.]
@Marine seit 1993, die Idee ist ja nicht völlig falsch. Nur haben die heutigen Ämter für Tropenwetterkunde, für Polarwetterkunde und allgemeine Wetterkunde im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Amt für Wetterkunde ( irgendwie muss man ja den ganzen Soldaten mit garantiertem Enddienstgrad einen passenden Dienstposten bieten können) kein komplett gefülltes Depot hinten auf dem Hof um mit eingezogen Reservisten und aus dem Bestandspersonal des Amtes eine weitere aktive Einheit bilden zu können .
Finde einen Satz besonders bemerkenswert:
„Wie viel mehr Mittel der Verteidigungshaushalt dafür benötige, ließ sie offen: Ich hab das im Kopf, ich sag das aber nicht, weil die Haushaltsberatungen noch nicht abgeschlossen seien.“
Die Abteilungsleiterin ist bei einer Regierungsfraktion und sagt dort nichts zum Haushaltsbedarf, weil die Haushaltsberatungen im Bundestag nicht abgeschlossen sind?
Das ist komplett unlogisch.
Wenn man so denkt und arbeitet sagt dass eigentlich alles.
„[…]aber 100.000 in Stäben oder Ämtern, und die sitzen auf der Tribüne, während 80.000 versuchen, den Krieg zu gewinnen.“
Ich frage mich echt, was den Inspekteur geritten hat, diese Aussage zu treffen. Das ist mal ein tolles Beispiel für wertschätzende Mitarbeiterkommunikation, die in den Köpfen noch lange hängen bleiben wird. Ich wünsche ihm wirklich, dass er beim nächsten Dienstaufsichtsbesuch im Amt für Heeresentwicklung oder irgendeinem anderen Amt im Heer von den Tribünensitzern – auf die man sich ja im Ernstfall eh nicht verlassen kann – darauf angesprochen wird.
Ist halt toll, wenn man Kohäsion und Wertschätzung für ein bisschen billigen Ablaus zum Fenster rauswirft.