Luftwaffe-Leaks: „Ein Informationskrieg, den Putin führt“
Die – ohnehin schwierige – sicherheitspolitische Woche endete mit einem Paukenschlag (und deshalb geht’s hier auch bisschen eher weiter als geplant). Mit der Veröffentlichung einer abgehörten Konferenz deutscher Luftwaffenoffiziere zum Taurus-Marschflugkörper haben russische Staatsmedien gezeigt, dass Russland gezielt Einfluss auf die deutsche Debatte nimmt. Und zumindest zum Teil scheint das zu gelingen.
Das Luftwaffen-Leak spielte der Regierungssender RT am vergangenen Freitag aus. Das Medium veröffentlichte, zunächst auf dem Telegram-Kanal von Chefredakteurin Margarita Simonjan und später auch auf seiner deutschen Webseite, das Audio einer Schaltkonferenz und auch gleich die Abschrift. Inhalt des Gesprächs, das vermutlich am 19. Februar geführt wurde: Eine inhaltliche Vorbereitung für die – damals noch nicht öffentlich von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgeschlossene – eventuelle Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine.
(Randbemerkung: Ich stelle hier weder das Audio noch das Transkript ein – wer es sucht, findet es im Netz ohne große Mühe)
Inhaltlich ist das Gespräch wenig überraschend. Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz, sein Abteilungsleiter Ausbildung Brigadegeneral Frank Gräfe und zwei weitere Stabsoffiziere erörterten, welche Optionen beim Taurus sie der Bundesregierung anbieten könnten, falls eine Entscheidung für die Lieferung fallen könnte. Es geht um die Details bis hin zur Frage, wie umfangreich die Powerpoint-Präsentation ausfallen soll.
Allerdings kamen in der Konferenz auch Details zur Sprache, die sicherlich nicht öffentlich bekannt werden sollten: Die Treffergenauigkeit des Taurus zum Beispiel, aber auch die Frage, wie viele dieser Marschflugkörper die Luftwaffe überhaupt abgeben könnte. Und vor allem die wichtige rote Linie: Wie könnte die Ukraine den Taurus einsetzen, wenn es keine Beteiligung von Bundeswehrsoldaten an der Missionsplanung geben darf? Das wäre, so der Schluss der Runde, zwar möglich – würde aber einen erheblichen Zeitaufwand allein für die Ausbildung der Ukrainer bedeuten.
Spätestens seit dem öffentlichen Nein des Kanzlers zur Lieferung scheinen diese Überlegungen zwar hinfällig. Dennoch hat das geleakte Gespräch weiterhin Sprengkraft: In der innenpolitischen Debatte wird diskutiert, ob die Begründung von Scholz für ein Nein nachvollziehbar ist. Und die Luftwaffe muss sich die Frage stellen lassen, ob sie vertrauliche Inhalte leichtfertig fremdem Zugriff ausgeliefert hat.
Die technische Frage beschäftigt, das machte Verteidigungsminister Boris Pistorius am (heutigen) Sonntag noch mal deutlich, zunächst den Militärischen Abschirmdienst (MAD). Der soll sehr schnell klären, ob die Offiziere für ihre Besprechung die richtige, sprich eine hinreichend geschützte Plattform genutzt haben. Ein Problem dabei: Gräfe nahm aus seinem Hotelzimmer in Singapur zugeschaltet teil – ein mögliches Einfallstor für das Abhören durch gegnerische Nachrichtendienste. Und der weitere heikle Punkt: War die verwendete Telekonferenz-Plattform WebEx selbst bei gesicherter Verbindung aller Teilnehmer überhaupt zulässig für die technischen Details, die da besprochen wurden? An der Authentizität des veröffentlichten Gesprächs, auch das inzwischen eine Erkenntnis, scheint es keine Zweifel zu geben.
Immerhin, so sagte Pistorius, gebe es bislang keine Hinweise auf weitere abgehörte Gespräche. Aus seiner Sicht ist die innenpolitische Sprengkraft des gezielt geleakten Gesprächs als Teil russischer hybrider Kriegsführung weit Besorgnis erregender. Wenn diese Veröffentlichung zu Streit in Deutschland führe, habe der russische Präsident Wladimir Putin sein Ziel erreicht, warnte der Minister: Es geht um Spaltung. Es geht darum, unsere Geschlossenheit zu untergraben, und dementsprechend sollten wir besonders besonnen darauf reagieren, aber nicht weniger entschlossen.
Die Pressekonferenz des Ministers zum Nachhören:
Und das Transkript: 20240303_Pistorius_Transkript
Das ist der Ausgangspunkt für die neue Woche, in der die Debatte weitergehen wird – nach der russischen Veröffentlichungen eben auch um die Frage Taurus für die Ukraine, ungeachtet der Kanzler-Absage. Die Union hat bereits eine Sondersitzung des Verteidigungsausschusses beantragt, mit Teilnahme von Scholz. Und nach Pistorius‘ Ankündigung, dass der MAD seine Ermittlungsergebnisse wohl im Laufe der ersten Tage der kommenden Woche vorlegen wird, bleibt das Thema allein schon wegen der möglichen Konsequenzen in der Bundeswehr ganz oben auf der Tagesordnung.
(Archivbild: Luftwaffeninspekteur Gerhartz, l., und Gräfe bei einem Briefing zur Übung Air Defender 2023 am 5. April 2023 auf der U.S. Joint Base Andrews, Maryland – U.S. Air National Guard photo by Tech. Sgt. Sarah M. McClanahan)
“We know Germany is pretty penetrated by Russian intelligence so it just demonstrates they are neither secure nor reliable,” sagt Ben Wallace, Verteidigungsminister des Vereinigten Königreiches 2019–2023.
Alle reden hier über das „not secure“. Das ist dem Anlass geschuldet, klar. Die Schwachstelle wird jetzt behoben. Das „not reliable“ erschreckt wesentlich mehr, knüpft es doch an das Handeln der Entscheidungsträger an.
Ohnmächtig und einsam werden wir von Putin zur Schlachtbank geführt.
@ Nil Z
In den Liebesgrüßen aus Moskau stehen diese Tage zwei Dinge: 1. Kanzlerbashing, 2. das Herbeifabulieren einer Eskalation/direkten Konfrontation mit der NATO.
Jetzt können Sie, mit dem bedeutungsschweren „Z“ im Namen ja mal überlegen, welches Narrativ Sie bedienen wollen.
Ich sehe mich mit meinen Überlegungen nach den aktuellen Worten des Kanzlers in einer Sindelfinger Schule von heute bestätigt. Es geht um Vertrauen und Kontrolle. Mit Angst hat das nichts zu tun. Die Debatte, wie sie derzeit nur darum geführt wird, ob Taurus ohne deutsche Beteiligung auch eingesetzt werden könnten, halte ich für simplifiziert und verkürzt.
Ansonsten bin ich bei @Schlammstapfer. Die Zerstörung der Kertschbrücke wäre nur Symbolpolitik mit militärischen Mitteln, weil der Ukraine an anderer Stelle die Mittel fehlen, die Zerstörung auch offensiv auszunutzen.
@lukan
„Aber so wie ich es verstanden habe, haben sie schon konkrete Angriffsszenarion auf die Brücke selbst durchgeplant und Simuliert. Wo genau muss ich mit wie vielen Taurus treffen, damit die Brücke einstürzt – das braucht professionelle Statiker oder ähnliches und leistungsstarke Simulation am Computer (wenn man es richtig machen will) und das Ergebnis würde ich auf jeden Fall als konkrete Planungsleistung werten. Irgendwie müssen die „10 bis 20 Taurus“ ja ermittelt wurden sein.“
Erstens: Selbst wenn sie es komplett durchplanen würden, was ihrem Beruf entspricht: Es wäre nicht mehr als eine theoretische Übung, und in diesem Fall nicht mal das, sondern ein Werkzeug der politischen Entscheidungsfindung. Aber zweitens: Das sind doch keine Anfänger! Für die Durchschlagsleistung des Effektors gibt es bekannte Werte, die sich mit etwas Augenmaß auf jede Brücke der Welt anwenden lassen. Viel mehr muss man nicht planen um auf diese doch sehr groben Zahlen zu kommen. Professionelle Statiker im Team wären keine Überraschung, schließlich kann man an der Bundeswehruni Bauingenierwesen studieren, und so ziemlich jeder Offizier hat da irgendetwas studiert. Wer daraus schon eine Kriegsbeteiligung konstruieren möchte, spielt das Spiel Russlands.
Nun haben wir alle gelernt, dass es offensichtlich nur eine Frage der Zeit ist, bis ukrainische Soldaten am Taurus ausgebildet sind. Ob nun auf die Schnelle in zwei Wochen, in drei Monaten, in neun Monaten oder gar einem Jahr ist zweitrangig.. Fakt ist wenn man will, geht das!
Die Diskussion ob Deutschland bei entsprechender Ausbildung ukrainischer Soldaten in Deutschland am Taurus Kriegspartei würde, wir diese Soldaten in Deutschland auch an Leopard, Marder usw. ausgebildet haben, ist ausschließlich eine niedliche, überflüssige, deutsche Diskussion.
Sehr, sehr viel wichtiger ist doch endlich eine allumfassende nationale Sicherheitsstrategie, die zwar im letzten Jahr angekündigt wurde und nach einem Jahr – eben nach intensiver Diskussion – in Bälde vorgelegt werden sollte. Es wird höchste Zeit dafür, eine Diskussion dazu vermisse ich, oder habe ich etwas verpasst?
Natürlich gehört auch eine stringente Ukrainestrategie und Diskussion zwingend dazu! Was soll mit der Ukraine passieren? Diese existenziellen Diskussionen wären aller Mühen wert!
Unsere Regierung mit diesem Bundeskanzler an der Spitze ist auf wirklich nahezu auf allen Feldern der Politik nun wirklich nur mit überschaubaren Erfolgen gesegnet und kann es sich nun in der Tat überhaupt nicht leisten als Sicherheitsrisiko in die Geschichtsbücher einzuziehen und die Taurusdebatte endlos fortzusetzen. Das Basta des Kanzlers war absolut kontraproduktiv, schadet ihm selbst und der Regierung insgesamt. Diese Kuh muss nun endlich durch einen wirklich gekonnten Befreiungsschlag vom Eis, damit diese Regierung wieder Handlungsspielraum gewinnt, nicht weiter nur im Streit vor sich hin vegetiert, hindümpelt, geistig verkommt und nicht nur getrieben und zur Jagd getragen werden muss Wenn nicht jetzt, wann dann? Alles Weitere wie Konsequenzen aller Art folgen dann.
Angehme Seite und Kommentare, besonders im deutschen Kontext – ich bin erfreut.
[blockquote]There is obviously a rapid and joyful change of public opinion in the West. This is the result of a lot of things. And I would like to take the opportunity to thank our guys, who under the most difficult conditions, when we were literally thrown out of everything on February 25, were able to create a huge network, an entire empire of guerilla projects that work with public opinion, bringing the truth to Western opinion.[/blockquote]
–Margarita Simyoan – Head of Brainwash Worldwide – am 27.2.2024
Ich bin auch erfreut, dass Herr Pistorius in soweit die Fakten benennt, die hier wichtig sind – die Veröffentlichung des Leaks wird von den Strategen im Kreml sofort als passend für die deutschen „Sensibilitäten“ erkannt und dann als Asset eingesetzt.
Nicht verwunderlich dass alle möglichen Russland-Trolle und „nützliche Idioten“ sich auf diesen Köder stürzen.
Ich frage mich vor allem eins – wie können wir verhindern, dass unsere Meinungsfreiheit brutalst ausgenutzt wird. Eins scheint mir klar – so zu tun, als ob diese Strategien der gesellschaftlichen Spaltung nicht wirken und dass unsere Demokratie dagegen gefeit wäre, wird nicht helfen.
Ich meine eine Demokratie muss wehrhaft für ihre Werte eintreten. Insofen benötigen auch wir eine aktive politische Instanz, die in den Medien die Bewusstheit für die wesentliche Werte unserer demokratischen Ländern hochhält und den Barbarismus eines Gaunerstaates nicht müde wird zu benennen.
In der Ukraine werden täglich zivile Ziele getroffen. Was früher mal eine Headline war wird heute im Spiegel nicht mal erwähnt. Wir müssen darauf hinweisen, dass Russland auch 2 Jahre nach Beginn des Krieges immer noch die Invasion fortführt – entgegen dem Völkerrecht. Und so weiter – ich werde nicht alles aufführen, was hier gegen Gesetz, Anstand und Menschlichkeit verstößt.
Am wesentlichsten aber ist die Lüge. Die UDSSR hat Dekaden ihr Volk (und sich selbst?) angelogen, bis zum Punkt dass Leute die die Wahrheit sagten in Irrenanstalten gesteckt und gequält wurden. Jetzt sehen wir eine Wiederholung, aber ohne den idealistischen Hintergrund des Kommunismus, der eine wundervolle Welt für alle versprach. Heute geht es nur noch um die Rettung der Welt vor den Nazis.
Die Wahrheit was die Fakten betrifft – Realität. Es kann nicht angehen, dass Putin dem Kanzler und der Welt in einer Pressekonferenz sagt, die Ukrainer würden einen Genozid an den Russen begehen. Und wenn Putin die Ukraine abschaffen will und der Ex-Präsident Medvedev schon von Lagern in Sibirien für Unbelehrbare spricht, dann heisst das „Befreiung“. Wir müssen einen Weg finden, hier besser für Klarheit im öffentlichen Raum zu sorgen. Bestimmt denkt so manch einer über Wege nach, die der Bevölkerung vermitteln was heute wirklich wichtig ist, ohne dass wir unsere Freiheit darüber opfern.
Das Maß an Spekulationen hier im Forum ist für mich persönlich erschreckend!
Meiner Meinung nach hat Herr
Pistorius sehr deutlich gemacht, wie ernst er diesen Vorfall nimmt. Damit habe ich relative Gewissheit, dass es eine ordentliche Prüfung über die gemachten Fehler geben wird und danach Konsequenzen gezogen werden, die auch beteits angedeutet wurden.
Ob nun ein Herr Kiesewetter oder ein Forist mit gefährlichem Halbwissen glänzen möchte, wie diese Besprechung mitgeschnitten wurde, ist m.W.n. noch nicht öffentlich bekannt. Selbstverständlich gibt es verschlüsselte, digitale Konferenzen und auch Diensthandys, die verschlüsselt darauf zugreifen können und nach einem Auslandsaufenthalt als „verbrannt“ gelten. Ob sich nun eingewählt, eingehackt oder Mittel zum Abhören gewählt wurden ist zum einem aber auch zum anderen natürlich die ausgewählte Form der Konferenz maßgeblich entscheidend, um einen „Schuldigen“ zu ermitteln. Wissen wir nicht, also deshalb spekulieren?
Und ohne die Form, Art und Einstufung der Konferenz zu kennen, maßen sich hier Foristen mit Militärerfahrung teils aus dem Kalten Krieg an, anhand eines Mitschnitts der Gespräche den Inhalt als „Nur für den Dienstgebrauch“, „Geheim“ oder „Öffentlich“ einzustufen, je wie das Herz gerade schlägt. Nur so viel: Nicht alles, was ein General sagt ist „Geheim“, aber auch nicht alles, worüber die Öffentlichkeit seid Monaten spekuliert, wird dadurch „Öffentlich“. Hier wird sicherlich durch das BMVg geprüft, ob jedes gesprochene Wort der Einstufung der Konferenz angemessen war.
Meine Empfehlung: Ermittlungen abwarten!
@Dominik
Also war jemand erkennbar mit normalem Telefon eingewählt? Ich nahm an ein Smartphone war gemeint. Normale Telefongespräche sind immer offen und ungeschützt. Das sollte jedem bekannt sein, der auch nur geringfügig sensibles zu teilen hat.
„Sich im Hotel per offenen WLAN und Software einzuwählen wäre aber auch keine gute Idee denke ich.“
Wenn es wirklich eine Ende zu Ende Verschlüsselung ist, dann ist da tatsächlich minimale Gefahr. Denn die Daten werden auf dem Gerät selbst verschlüsselt – und gehen dann zwar über das offene WLAN des Hotels, wo der potentielle Russische Agent zwar problemlos alles mitschneiden kann – aber er hat dann tatsächlich nur verschlüsselte 0101010101010101101011010100101 als Inhalt. Er weiß vielleicht, dass das ein vertrauliches Gespräch ist, was an den Server der IP Adresse xxxx.yyy.zzz geht, aber niemand versucht normale Standardverschlüsselung zu knacken, das ist realistisch nur möglich, wenn eine veraltete Technologie mit Schwachstellen eingesetzt wird, aber die ganz normalen, frei verfügbaren (und kostenlosen) Verschlüsselungsalgorithmen sind mehr als Ausreichend, dass ein Angreifer selbst mit Rechenzentrum und Supercomputer einige hundert oder eher tausende Jahre beschäftigt wäre. Und funktionsfähige Quantencomputer haben die Russen bestimmt nicht. Außerdem kann man nicht so ohne weiteres vertrauliche Kommunikation von einem normalen Webseitenaufruf unterscheiden! Selbst wenn man hier auf diesem einfachen Blog einen Kommentar schreibt – die Verbindung zum Server ist verschlüsselt! Und das ist heutzutage Standard. Wenn eine Webseite das nicht, oder nicht richtig hat, bekommt man diese Zertifikatsfehlermeldungen. Also zum bewusst machen: ein x-beliebiger normaler Webseitenaufruf ist heutzutage stark verschlüsselt – aber die Bundeswehr scheint das bei wirklich geheimen Themen nicht für nötig zu halten. Der Kommentar den ich jetzt gleich absende, ist auf dem Weg zum Server viel stärker geschützt, als geheime BW Konferenzen. Das ist Absurd.
(unter der Annahme dass es wirklich nicht verschlüsselt war, aber es scheint wohl so)
@Schnallendorf
„Selbst wenn sie es komplett durchplanen würden, was ihrem Beruf entspricht: Es wäre nicht mehr als eine theoretische Übung“
Ich habe nichts anderes behauptet, es ging hier um die Frage, was wäre wenn sie das Ergebnis ihrer „rein theoretischen“ Übung mit der Ukraine teilen. Und da wird in der Konferenz sehr klar gesagt „beteiligt ist beteiligt“ und wird sehr wahrscheinlich von der Politik nicht freigegeben. (Und dennoch werden aber vorher auch Planspiele gemacht, wie man es verschleiern kann, über die Firma die Taurus baut/Auto durch Polen, aber ja, auch nur theoretisch)
@Dominik
Im gesamten Konferenz wird die Insel Tulsa nicht ein einziges Mal erwähnt!
[Jetzt wird es wirklich abstrus. Diese Art der Debatte lassen wir. T.W.]
@RustyKrusty
„Die Zerstörung der Kertschbrücke wäre nur Symbolpolitik mit militärischen Mitteln, weil der Ukraine an anderer Stelle die Mittel fehlen, die Zerstörung auch offensiv auszunutzen.“
Es macht schon einen Unterschied, ob die Krim von 2 oder nur noch von einer Seite her versorgt werden kann. Hauptsächlich ist es aber symbolisch ja, aber eben weil dieses Symbol so wichtig ist, zwingt alleine die Anwesenheit von Taurus in der Ukraine, dass Russland seine beste Fliegerabwehr auf die Brücke konzentriert – und die fehlt dann anderswo, wo bald die F-16 dann freier zum Einsatz kommt. Also den Krieg entscheiden würde Taurus natürlich nicht – aber der Ukraine helfen würde es schon. Denn auch defensiv kann man logistisches Chaos beim Gegner ausnutzen – als Atempause zum Bunker bauen. Das wurde nämlich arg vernachlässigt, weil die politische Linie war, das braucht man nicht, bald sind die Russen ins Meer geworfen.
Zusammengefasst kam bei mir nach Anhörung des Gesprächs an:
Pistorius hat keine Ahnung von Waffen und Missionsplanungen, evtl generell von Bundeswehr. Verlässt sich auf die obersten Militärs. Die Luftwaffe musste im Ausschuss Stellung beziehen, wieso eine F-35 um einiges teurer wird, als im Vorfeld kommuniziert und sicherte sich im Vorfeld eine gute Presse. Die Argumente des Verteidigungsministerium ggü der Öffentlichkeit, werden aber durch das mitgeschnittene Gespräch widerlegt. Denn die Wahrheit für die Kostensteigerung der F-35 ist blanke Fehlkalkulation ggü den dann tatsächlich erfolgten Angeboten, hieß es im Gespräch:
„weil wir ja noch so ein kleines Issue haben mit ’ner … Preissteigerung der … F-35-Infrastruktur in Büchel, was mega sauärgerlich ist, weil es ist nicht wirklich ’ne Preissteigerung, sondern … hat einfach zu niedrig geschätzt, ähm, und jetzt haben die Firmen halt ihre Angebote abgegeben und die liegen weit drüber“
Peinlich jedenfalls für den Minister, dass ihn die Luftwaffe ob versehentlich oder absichtlich bloß gestellt hat. Und ein teurer Spaß für uns Steuerzahler. Denn die F-35 kostet 1,2 MRD Euro zusätzlich. Wirft für mich ein schlechtes Licht auf die Politik.
Guten Morgen @ all,
nachdem ich mir gestern das Original-Ton File angehört hatte, bin ich auch zum Schluss gekommen, dass keine sicherheitsrelevanten Informationen geteilt wurden. Allein stellte sich mir viel mehr die Frage/Fragen : „ Warum ausgerechnet jetzt diese Veröffentlichung?“ ist ja nicht erst am Freitag letzter Woche zu dieser Zusammenkunft ( online ) gekommen und wie konnten diese Informationen mitgeschnitten werden. Zu Frage 1 gibt es viele Mutmaßungen aber kein klares Bild da man die Absicht des Auftraggebers nicht kennt. Zu 2. WebEx Offenlegung scheidet aus, dafür muss man den EMail-Verkehr mitlesen, darüber kommt nämlich die Einladung zur Teilnahme (intern). Intern – Extern geht ohne Einladung. Teilnehmer Singapur braucht Freischaltung durch ISP sonst funktioniert es nicht im Ausland. Daher meine Vermutung, dass der Teilnehmer Singapur mit privaten Telefon teilgenommen hatte und via EvilTwin oder ähnlichem Szenario ( vielleicht durch Exploit auf Android?) aufgeklärt werden konnte. Ich finde es nur beschaulich, dass wie viele meiner Vorredner- niemand an OpSec dachte und eine andere, vertraulichere Option in Betracht gezogen hat ( Lfz oder Keller). Aufgrund der Länge der Debatte hätte man es nicht AdHoc machen müssen- noch dazu wenn sich ein Teilnehmer im Ausland befindet. So meine 2 C. Grüße 🖖🏻
Ich muss mich über den ein oder anderen Kommentar hier sehr wundern und frage mich ob irgendwer sich das Gespräch tatsächlich angehört hat.
Für mich bleibt der Eindruck sitzen, dass Pistorius und Scholz offenbar gut beraten werden. Ihnen werden Handlungsmöglichkeiten und Lösungsvorschläge unterbreitet und in keinem Moment verlieren die Offiziere aus den Augen, was die Absicht der Politik sein könnte. Den Spott und die Häme, weil Sie sich haben „Abhören lassen“ verstehe ich nur zum Teil. Zum einen ist der Fall nicht aus ermittelt zum anderen machen Menschen Fehler und nur darauf zu beharren, dass das nicht passieren darf bringt nichts und geht am Thema vorbei…
@ RustyKrusty
Das ist zu Teilen schon merkwürdig rührselig, was Sie schreiben.
Wenn der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland monatelang herumlaviert, weshalb er dieses Waffensystem nicht liefern möchte, dann muss er sich nicht wundern, dass er unter Beschuss gerät, wenn herauskommt, dass die Hinderungsgründe, die er genannt hat, als vorgeschoben anzusehen sind.
Wenn selbst sachliche Kritik am Regierungschef zum „Bashing“ herabgewürdigt und sinngemäß die „fünfte Kolonne Moskaus“ bemüht wird, ist das schon ein merkwürdiges Verständnis von Demokratie und Meinungsfreiheit.
Wenn er keine Taurus liefern möchte, sei es, weil er die Ukraine für nicht zuverlässig hält oder weil er sich dieses „Asset“ selbst vorbehalten möchte oder weil er es schlicht und einfach nicht will (basta, ich die Richtlinienkompetenz – sie sprachen es ja an), dann soll er das doch von Beginn an in aller Klarheit sagen und aufhören, irgendwelche Hinderungsgründe zu erfinden und als Nebelkerze – gemeinsam mit kompromittierenden Äußerungen über Verbündete – abzubrennen.
Um zur Einschätzung zu gelangen, dass dieses Gebaren dem Amt unwürdig ist, benötigt man keine Anleitung aus Moskau.
Das gilt übrigens auch für die Bewertung, wie dieser Abhörskandal zu würdigen ist.
So sehr ich den InspLw und seine Verdienste um die Lw auch schätze, hier muss man sich die Frage nach der Verantwortung stellen und ob man den Eindruck „die Großen bekommen ein Du Du und die Kleinen werden gehängt“ erwecken möchte – oder ob man es sich leisten kann, ähnliche Verstöße künftig maximal mit einem „Du Du“ würdigen zu können, weil man sich gescheut hat, in diesem Fall deutlich die Karten zu legen.
Auch hier scheint das Argument „Moskau“ sehr willkommen zu sein, um sich unbequeme Fragen und noch unbequemere Entscheidungen apodiktisch verbitten zu können. Es gibt einen Unterschied zwischen „Schuld“ und „Verantwortung“, was auch in Bezug auf eine mögliche Folgeverwendung „bei NATOs“ und den „vierten Stern“ nicht unbedeutend sein dürfte.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wäre es dringend erforderlich, nicht nur 100 Taurus, sondern sämtliche Taurus zu liefern.
Die Regierung und die Gesellschaft sollten auf „Kriegswirtschaft“ umstellen. Das, was die Generation der Chai-Latte Trinker möglicherweise nicht nachvollziehen kann, ist eingetreten. Wir haben viele Jahre des Friedens erlebt und waren von Freunden umgeben. Diese Zeiten sind vorbei. Unsere Freunde, die Ukrainer, benötigen jetzt unsere Hilfe. Putin versteht nur die Sprache der Stärke. Deutschland ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Wir müssen eine führende Rolle übernehmen und sicherstellen, dass diesem Treiben Einhalt geboten wird.
Verständlicherweise schlagen die Wellen der Entrüstung hoch. Wobei das wohl auch das Ziel der Veröffentlichung des abgehörten Gesprächs gewesen sein dürfte.
Ist der Inhalt des abgehörten Gesprächs brisant? – In Teilen vielleicht, weil bislang als Vermutung im Raum stehende Wahrscheinlichkeiten, sich als zutreffend oder nicht zutreffend bestätigt haben könnten. Um die Wirkung von Waffen aufzuklären, empfiehlt sich sicherlich ein anderer Ansatz als das Abhören hochrangiger Offiziere.
Und die Veröffentlichung des Gesprächs hat einen anderes Grund. das ist eindeutig politisch motiviert. Und auch hier, welche Sprengkraft DIESE Waffe entfaltet, kann man miterleben und wird ganz sicher auch genau aufgeklärt. Darum ist es wichtig, dass man den Schaden objektiv betrachtet und anschließend daraus die Folgerungen ableitet.
Form und Inhalt des Gesprächs wird auf die Einstufung hin untersucht werden, sollte sich daraus ein Verstoß gegen die Pflicht zur Geheimhaltung herleiten lassen, dann sollte dies auch Konsequenzen haben.
Diese könnten zum Beispiel auch technischer Natur sein, besserer Schutz der Kommunikation, einfacher Zugang zu geschützter Kommunikation und natürlich eine Sensibilierung hinsichtlich Schutz der Kommunikation.
Sollte eine Pflichtverletzung festzustellen sein, dann wäre es in der jetzigen Situation nicht ratsam, einen Scheiterhaufen zu errichten. Dann bekommen diejenigen, denen das anzulasten ist, bald einen „Platz am Fenster“.
Es gibt sicherlich einiges zu bewerten, aber die Vernunft sollte uns veranlassen, das mit Verstand zu tun. Es ist nicht die Zeit, das politische Steilfeuer eines Aggressors zu nutzen, um eigene innenpolitische Ziele zu verfolgen. Wer das tut, sollte ernsthaft besorgt sein und über seine eigenen Motive nachdenken.
Unsere Entschlossenheit ist ein wirksames Signal, dazu zählt genauso, die Akzeptenz der politischen Entscheidung. Wem das nicht passt, der gehe selbst in die Politik und mache es besser …
@Hans Dampf: Ob der Kanzler „monatelang herumlaviert“ hat oder nicht, mag jeder nach seiner Fasson wahrnehmen. Tatsächlich greift selbstverständlich Art. 65 GG. Egal wer, was, wann und wo zu einer letztlich politisch zu be- und vor allem verantworteten Fragestellung als tatsächlicher oder halbwissender Fachmann BEIträgt.
Zunächst einmal muss ich mich den Vor-Kommentatoren anschließen, die wie ich der Meinung sind, dass die Luftwaffen-Offiziere in dem Mitschnitt den Primat der Politik ohne wenn und aber einhalten.
Dass über potenzielle militärische Ziele beim wahrscheinlichsten militärischen Gegner nachgedacht und gesprochen wird sollte doch seitens der Spitzenmilitärs normal sein. Ich gehe davon aus (und hoffe das auch), dass sich die Bundeswehr zumindest theoretisch alle militärischen Ziele im erreichbaren Teil Russlands schon einmal angesehen hat.
Zur Tatsache, dass hier die Bundewehr abgehört wurde: das eigentlich verwunderliche ist doch hier nur, dass Russland die Aufklärungsergebnisse freigibt. Ansonsten sollte das doch Business as usual sein. Und ja, auch Deutschland wird dann immer mal wieder ausgespäht werden (sowohl von Freunden wie von Feinden). Und wir sollten nicht glauben, dass das Beherrschen von Spitzentechnologie (was hier vermutlich nicht mal nötig war) nur bei den westlichen Industrienationen liegt.
Das Gute an der Affäre ist doch, dass nun auch jedem wieder bewusst sein sollte, dass Geheimnisträger einfach im Visier von ausländischen Nachrichtendiensten stehen.
Auch die Bundesrepublik betreibt einen nicht unerheblichen Aufwand um den „Gegner“ auszuspähen und abzuhören (BND, Kommando Aufklärung und Wirkung…). Und ich hoffe doch inständig, dass da auch der eine oder andere Erkenntnisgewinn herauskommt. Nur werden die im Normalfall geheim gehalten, bzw. die Quelle wird so gut wie möglich verschleiert um die Quelle nicht zu gefährden.
Auch wenn spekulieren was schönes ist, die PK grad vom Minister ist sehr angenehm. Er spricht klar, souverän und mit einer deutlichen Agenda.
Zudem greift er auf Fakten zurück und prägt einen guten Spin.
Daumen hoch!
Einige Fragen der Medienvertreter*innen sind allerdings schon bizarr. Aber der Minister antwortet souverän und beantwortet auch jede Frage. Sehenswert.
(tl,dr: Der Leak ist wohl auf den Verstoß der Sicherheitsbestimmungen des BG Gräfe (Singapur TN) zurückzuführen und es gibt disziplinarische Vorermittlungen gg. alle TN. Zudem wird die hybride Kriegsführung Russlands angesprochen und die Härtung der Bw-IT skizziert.)
@Dominik Die BW hat zwar zum Teil erhebliche Ausstattungsmängel, die hoffentlich im Laufe der den nächsten Jahren behoben sein werden, gilt aber als exzellent ausgebildet. Irritierend ist für mich ist eher, dass der InspLw die Bedenken seiner Stabsoffiziere weitgehend ignoriert und das inzwischen etwas brüchige Narrativ, dass die Ukrainer die fast schon übermenschlich anmutende Fähigkeit haben, in kürzester Zeit technisch hochkomplexe Waffensysteme zu berrschen, bedient. Selbiges wurde schon in der Diskussion über die Lieferung der Leopard 2 behauptet, und in der Folge gibt es eine gescheiterte ukrainische Offensive mit hohen Verlusten an westlichen Panzern und – etwa in einem geleakten Bericht der BW – heftige Kritik an der ukrainischen Einsatzdoktrin, die das für den effektiven Einsatz westlicher Panzer erforderliche „Gefecht der verbundenen Waffen“ nicht vorsieht.
Insofern werden wir, wenn wir die Ukraine tatsächlich langfristig unterstützen sollten, bei komplexen Waffensysteme wie von den Stabsoffizieren vorgeschlagen und von anderen Ländern praktiziert kritische Daten zur Verfügung stellen und Unterstützung etwa bei der Missionsplanung leisten müssen. Der Vorteil der Vorgehensweise wäre auch eine gewisse Kontrolle über die Verwendung der Waffensysteme. Dagegen spricht allerdings die aktuelle verfassungsrechtliche Lage, v.a. Art. 87a Abs. 2 GG: „Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zulässt.“, wobei mit „Verteidigung“ implizit die Landesverteidigung gemeint ist.
Zum zweiten Zitat: Der Kontext ist denke ich das Szenario einer minimalen Unterstützung des Mission Planning durch die BW, bei dem die Daten über eine Leitung in die Ukraine transferiert werden und anschließend gemeinsam geplant werden kann. Dabei können die Ukrainer bei Softwarefragen auch das industrieseitig bereitgestellte Help-Desk in Anspruch nehmen.
lassen wir die Spekulationen über die Absichten der Russen und die politischen Auswirkungen des Leaks mal beiseite.
Ich nehme für mich aus der Konferenz folgende essentielle Informationen mit.
1) Selbst wenn der Kanzler sich hinsichtlich Taurus anders entscheidet, dann wird es Monate dauern, bis die Ukrainer in die Lage sein werden, das System effektiv und ohne jeden Support durch die Bundeswehr zu nutzen. Das gilt auch dann, wenn das Training der Ukrainer, die Verkabelung der Flugzeuge, die Erstellung der Geodatenbank und die Produktion und Lieferung aller Komponenten (Marschflugkörper und Peripherie) parallel laufen.
2) Egal ob die Ukrainer Taurus nun erhalten oder nicht, das wird den Krieg nicht ändern. Taurus ist kein Game changer. Dem lautstarken Geheule der Kiesewetters und Strack-Zimmermanns fehlt damit jegliche Basis.
Die Konsequenzen aus 2 müssen jedem klar sein. Wenn wir Taurus den Ukrainern zur Verfügung stellen und diese das Waffensystem vollständig selbstständig einsetzen, dann wird die russische Armee die Möglichkeit haben, die Schwachstellen im System zu finden und sie wird Abwehrmaßnahmen dagegen entwichkeln. Die russische Armee hat uns genügend Beispiele dafür geliefert, dass sie zu solchen Lern- und Anpassungsprozessen in der Lage ist.
Wir würden ein echtes Asset verlieren, ohne das dies den Ukrainern helfen wird, den Verlauf des Krieges in ihrem Sinne zu ändern.
Das Risiko wäre mir zu groß. Sollte es zu einer Auseinandersetzung zwischen der NATO und Russland kommen, dann werden wir Taurus brauchen.
@tau:
klar eine deutsche Brigade würde selbstverständlich dank überragender Ausbildung die Russen direkt zurückdrängen. Finde aber gut, dass das Selbstvertrauen in der Bundeswehr scheinbar grenzenlos ist.
Welche verbundenen Waffen sollen die Ukrainer eigentlich nutzen, ohne Luftüberlegenheit? (hätte die Deutschland überhaupt oder bräuchten wir dafür doch die USAF) noch dazu in Minensperren und befestigten Verteidigungsstellungen die in keinem NATO Handbuch vorkommen. Bei Artillerie kann Deutschland den Ukrainern wohl kaum etwas vormachen, wenn man deren digitalisierte Drohnenaufklärung vergleicht.
Welchen LEAK meinen Sie eigentlich? kann man den irgendwie finden.
@Schlammstapfer
Haben Frau MSZ oder Herr Kiesewetter irgendwo etwas von wegen „Gamchanger“ behauptet. Einige werden wohl nie müde diese Stohmannargumente zu bringen.
Daneben ist schon komisch, wenn es kein Gamechanger ist, also ein Taurus ja gar keinen Unterschied macht, warum wollen Sie diesen dann für sich behalten? Mal nebenbei, die Technik ist schon älter, die Dinger laufen ab, die Generalüberholung kommt preislich wahrscheinlich gleich mit Neubau. Neu gebaute könnten neue verbesserte Fähigkeiten haben.
Also alle in die Ukraine und neue bauen lassen und eigentlich jeder kann zufrieden sein. Außer unser Kanzler mit Gedächtnislücken…
@Kritiker 113
Kein Politiker, selbst regelmäßig wehrübende, haben tiefer Kenntnisse über Waffensysteme. Auch meine Brigadekommandeure wußte nicht wirklich, wie man STF im Detail plant, dafür gibt’s ja die Fachberater.
Die Preissteigerungen ist erstens nicht bei der F-35 selber, sondern den damit Zusammenhängenden Infrastrukturmaßnahmen. Ist auch keine Preissteigerung an sich, sondern die tatsächlichen Angebote im Jahr 2024 liegen über der 2 oder 3 Jahre alten BAIUD-Schätzung. Das dürfte aber niemanden überraschen
@Schlammstapfer:
„Egal ob die Ukrainer Taurus nun erhalten oder nicht, das wird den Krieg nicht ändern. Taurus ist kein Game changer. Dem lautstarken Geheule der Kiesewetters und Strack-Zimmermanns fehlt damit jegliche Basis.“
Falsch.
Abgesehen davon, dass niemand der Befürworter der Lieferung von einem „Gamechanger“ gesprochen hat (dass kommt immer nur von der Verhinderer-Fraktion als Totschlag-Narrativ), muss ich als alter Nachschub-Soldat hier doch deutlich widersprechen:
1) Wenn Taurus wirklich so nutzlos ist, wie von Ihnen behauptet, warum haben die Russen dann so viel Angst vor der Lieferung? Warum starten die Russen dann diese gigantische Propagandaschlacht, um die Lieferung zu verhindern?
2) Wenn die Zerstörung der Kertsch-Brücke keine nennenswerten Folgen für den Kriegsverlauf hat, dann scheint sie ja recht nutzlos zu sein. Warum haben die Russen sie dann überhaupt gebaut, und diesen gigantischen Aufwand betrieben (teuerstes russ. Infrastrukturprojekt der letzten Jahrzehnte)?
Nun die Antwort auf diese Fragen: Natürlich hat die Kertsch-Brücke eine zentrale Bedeutung für die Versorgung der Krim (militärisch und zivil), und für die russ. Invasionstruppen im Süden der Ukraine (Region Cherson und Saporischschja). Eine Zerstörung würde die Russen ganz empfindlich treffen! Es würde eine sehr starke Entlastung für die ukr. Truppen im Süden bedeuten.
Die Russen müssten die Krim und die südlichen Truppen dann über den Landweg der besetzten Gebiete (Achse Mariupol – Melitopol) versorgen. Dort liegen die Versorgungswege aber in Reichweite der ukr. Raketenartillerie. Außderdem gibt es dort eine signifikante Partisanentätigkeit.
Ansonsten bleibt nur die Versorgung auf dem Seeweg, die ebenfalls riskant ist: Die Ukraine hat mit bewundernswerter Innovativkraft als Land ohne Marine (!) die russ. Schwarzmeerflotte aus dem westlichen Teil des Schwarzen Meeres verdrängt und spielt munter Schiffe versenken mit der russ. Schwarzmeerflotte (gestern Nacht wurde Russlands modernste Korvette versenkt, die erst 2021 in Dienst gestellt wurde). Vier größere Schiffe, mit denen Nachschub transportiert wurde, sind auch bereits versenkt oder komplett zerstört worden. Das Risiko für den russischen Nachschub über See ist auch deshalb so groß, weil er nicht über das Asowsche Meer erfolgen kann: Die Krimküste zum Asowschen Meer verfügt über keine geeigneten Häfen. Alle Häfen für einen signifikanten Warenumschlag liegen an der West- und Südküste, und damit in Reichweite ukrainischer Überwasserdrohnen und Neptun Marschflugkörper.
Und eine Versorgung aus der Luft ist unmöglich, da einerseits die Krim-Flughäfen ständig von der Ukraine attackiert werden, und andererseits den Russen die Lufttransportkapazitäten für eine solch gigantische Luftbrücke fehlen.
Deswegen: Ja, die Zerstörung der Kertschbrücke würde einen erheblichen Unterschied machen. Deutlicher Vorteil für die Ukraine. Desgleichen die Zerstörung der Eisenbahnbrücke über die Lagunen, Richtung Dzhankoi. Außerdem lassen sich mit dem Taurus wichtige verbunkerte Kommandoposten treffen. Die Treffer der Ukraine mit StormShadow/Scalp (Hauptquartier der Schwarzmeerflotte, Schiffe und das U-Boot im Trockendock, etc.) waren ja auch überaus wirksame Treffer.
@Dominik „Bei Artillerie kann Deutschland den Ukrainern wohl kaum etwas vormachen, wenn man deren digitalisierte Drohnenaufklärung vergleicht.“
Wie meinen? In Bezug auf Aufklärung erhält die Ukraine aus DE u.a. mehrere Artillerieortungsradare COBRA (Beschreibung auf bundeswehr.de: „Das Artillerieortungsradar COBRA (Counter Battery Radar) ist durch das Erkennen und Verfolgen der ballistischen Flugbahnen von Granaten und Raketen in der Lage, Stellungen der feindlichen Artillerie in kürzester Zeit zu orten sowie die Einschlagsorte des feindlichen Feuers zu ermitteln. Innerhalb von zwei Minuten können bis zu 40 feindliche Feuerstellungen lokalisiert werden.“) und über 300 Vector-Drohnen von Quantum Systems.
Dass sich die BW im aktuellen Zustand selbstständig gegen Russland behaupten könnte denke ich nicht – dazu wäre wohl über einen längeren Zeitraum ein Wehretat von mind. 3% des BIP erforderlich -, es ist aufgrund der NATO-Mitgliedschaft derzeit auch nicht erforderlich. Die Luftwaffe besitzt aber immerhin 138 Eurofighter und 93 Tornados und kann selbstständig agieren. Und zum Leak des ukraine-kritischen BW-Berichts suchen Sie im Netz nach „Bundeswehr Geheimbericht Ukraine“ und erhalten mehrere Medienberichte. Zuerst veröffentlicht wurde er denke ich von BILD.
@Dominik
Missverstehen Sie mich eigentlich absichtlich? Es gibt gefühlt keinen Tag an dem es auf Inforadio keine Interviews mit zumindest einem dieser beiden Rüstungsindustrie Lobbyisten oder vergleichbaren Zeitgenossen zu hören gibt. Die Vehemenz, mit der die Forderungen nach einer Lieferung von Taurus vorgetragen wird, passt zu der Vehemenz mit der ähnliche Forderungen nach Artillerie, Leopard Panzern, Iris-T usw. vorgetragen wurde. Der Begriff „Game changer“ wurde dabei oft genug bemüht.
Lesen Sie es selbst nach. Eine Lieferung von Taurus wird den Krieg nicht ändern. Aber genauso wie die Russen gelernt haben Bayraktar, HIMARS und andere westliche Waffensysteme zu kontern, werden sie lernen, wie man Taurus kontert.
Zitat:“Daneben ist schon komisch, wenn es kein Gamechanger ist, also ein Taurus ja gar keinen Unterschied macht, warum wollen Sie diesen dann für sich behalten?“
Darauf könnte ich antworten, dass es immer besser ist, etwas zu haben und nicht zu brauchen, als etwas zu brauchen und nicht zu haben.
Es gibt in Europa so Zeitgenossen, die tatsächlich den Russen zutrauen, in spätestens sechs Jahren das Baltikum angreifen zu können. Jeder, der dieser Überzeugung ist, müsste jeder weiteren Schwächung unserer Streitkräfte lautstark widersprechen.
Ich bin nicht dieser Überzeugung. Ich schaue mir an, wie sich die russische Armee gefühlt mit dem Tempo wandernder Kontinentalplatten in der Ukraine voran arbeitet. In sechs Jahren haben die nicht mal das gesamte Ostufer des Dnipro besetzt. Aber auch wenn ich den Gedanken an einen russischen Angriff auf das Baltikum für abwegig halte, so habe ich doch gelernt, dass Wahrscheinlichkeit zwar gegen Null gehen kann, aber niemals Null erreicht.
Ich vergleiche die Überzeugung des General Gehartz, das Taurus keine Wirkung auf den Kriegsverlauf in der Ukraine haben wird, mit der mikroskopischen kleinen Wahrscheinlichkeit, das wir die Dinger selber brauchen könnten und bin dafür, sie zu behalten.
Zitat:“Mal nebenbei, die Technik ist schon älter, die Dinger laufen ab, die Generalüberholung kommt preislich wahrscheinlich gleich mit Neubau. Neu gebaute könnten neue verbesserte Fähigkeiten haben.“
Den Spruch von dem Spatzen in der Hand und der Taube auf dem Dach kennen Sie sicher. Ich hoffe ich doch sehr, dass die Neubauten auch „neue verbesserte Fähigkeiten“ haben werden.
Aber das ist Zukunftsmusik. Werfen Sie einen Blick auf all die aktuellen „Fähigkeitslücken“ (oder sind es schon „Löcher“?) unserer Bundeswehr. Überlegen Sie, was deren Füllung kostet bzw. kosten wird und wie lange die, für Beschaffung zuständigen, Stellen in der Bundeswehrverwaltung, die gefühlt ebenfalls mit der Geschwindigkeit von Kontinentalplatten arbeiten, dafür brauchen werden? Die Abgabe von Taurus würde eine weitere Lücke reißen. Können wir uns das leisten? Wir leben in interessanten Zeiten und der nächste Gegner muss ja nicht zwangsläufig Russland heißen. Es gibt genügend andere Krisenherde. Wer kann mit Sicherheit sagen an welchem Hotspot die Bundeswehr in naher Zukunft plötzlich gebraucht wird?
Wir können aktuelle Fähigkeitslücken nicht mit Versprechungen an die Zukunft füllen.
@Schlammstapfer
Sie können die Taurus ja unbedingt behalten und nächstes Jahr 1/5 des Bestandes teuer entsorgen, dann 2026 das nächste Fünftel….usw.
Was bringt das bunkern da? (Wortspiel gewollt)
„Der Begriff „Game changer“ wurde dabei oft genug bemüht.“
Bitte belegen Sie dies einmal! Ich habe das seit 1 Jahr keinen bekannten Befürworter sagen hören. Diese gaben höchstens gesagt, „dass Taurus natürlich KEIN Game changer wäre“
hat auch keiner bei Leopard2 behauptet, diese haben aber einigen ukrainischen Besatzungen das Leben gerettet. Sind natürlich auch nur homöopathische Dosen. Die Patriot haben dagegen schon einen relevanten Effekt. 20 Patriot Batterien mit genügend Abwehrrajetrn wären wohl ein deutlicher Unterschied.
Ich verfolge die interessante Diskussion hier im Forum schon seit einiger Zeit. Wieso die Lieferung des Taurus von vielen Diskutanten als marginal und vernachlässigbar für den Kriegsverlauf eingestufte wird, erschließt sich mir nicht.
Viele Experten (z.B. General Bühler) beschreiben den „Kampf in der Tiefe“, den „indirekten“ Ansatz, gegen die Logistik, Kommandostützpunkte etc. als entscheidend und als wesentlichen Teil auch der NATO-Doktrin.
Wenn man die Karte der Südukraine anschaut, wird deutlich dass hier nur sehr wenige Zug- und Straßenverbindungen von der Krim oder vom russischen Kernland (z.B. Kertschbrücke) zur Front in den besetzten Gebieten gibt.
Einige wenige Angriffe mit Strom Shadows (von denen die Ukraine wahrscheinlich nur sehr wenige geliefert bekommen hat) haben den Russen ziemliche Probleme gemacht.
Ich denke, wenn eine großzügige Menge an Taurus geliefert und nicht nur nadelstichmäßig, sondern massiv und wiederholend eingesetzt wird, kann sich die Ukraine, zumindest im Süden in eine sehr günstige Position bringen.
Die Logistik der Russen kann hier sehr stark eingeschränkt, der Nachschub abgeschnitten werden.
Als Zeitungsleser kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Ein deutscher Brigadegeneral, der laut Wiki auch noch Informatik studiert haben soll, macht in der technischen Kommunikation einen Anfängerfehler, der heutzutage nicht mal einem Mittelstufenschüler passieren würde. Und dann stellt man auch noch erstaunt fest, dass die russischen Geheimdienste tatsächlich abhören. Da stimmt doch was nicht.
@Staftaffe:
Zumal zu hoffen ist, dass die USA noch mindestens die abgelaufenen ATACMS (mehrere Hundert, teilweise auch 300 km Reichweite) und eventuell ja ein paar JASSM liefern.
Biden könnte ja durch diverse Kniffe einiges liefern wenn er denn wollte….
RustyKrusty sagt:
04.03.2024 um 22:24 Uhr
„@ Nil Z
In den Liebesgrüßen aus Moskau stehen diese Tage zwei Dinge: 1. Kanzlerbashing, 2. das Herbeifabulieren einer Eskalation/direkten Konfrontation mit der NATO.
Jetzt können Sie, mit dem bedeutungsschweren „Z“ im Namen ja mal überlegen, welches Narrativ Sie bedienen wollen.“
Oh, da geht jetzt aber Einiges bei Ihnen durcheinander, das liegt eventuell an der Sprachbarriere? Ich helfe Ihnen mal, das zu korrigieren:
1. Moskau/Sankt Petersburg betreibt Kanzlerbashing und fingiert Kritik am Kanzler, weil er Taurus nicht an die Ukraine liefern will? … Merken Sie selber, ne?
2. Vor dem angeblichen russischen Eskalationspotential haben Sie gewarnt, nicht ich; einfach noch mal Ihren eigenen Beitrag lesen. Ich zweifle Ihre Darstellung ganz klar an.
Zum Rest: Deutsche Namenskonventionen sind Ihnen wohl nicht so vertraut? Da muss dann aber noch mal nachgeschult werden, wenn Sie den deutschen Diskurs maßgeblich destruktiv beeinflussen wollen, sonst wird’s unglaubwürdig.
@ lukan; 04.03.2024 um 13:45 Uhr
Nur um hierzu noch eine Antwort zu liefern.
In ferner Vergangenheit waren sogenannte „Bündel“ dauerhaft Kryptiert / verschlüsselt und die Telefone „End to End“ Kryptiert / verschlüsselt! Das ganze auch noch „Mobil“ auf dem Gefechtsfeld.
Was in den Anfangszeiten noch analog, später dann digital war, ist heutzutage beides in digitaler Form möglich. Zum Thema Singapur-Hotel und Kryptierung, fallen mir sofort 2 eingeführte Möglichkeiten ein…