Abgehörtes Taurus-Gespräch über Schwachstelle Singapur – Vorermittlungen gegen Luftwaffenoffiziere (mit Audio)
Das von russischen Staatsmedien veröffentlichte vertrauliche Gespräch hoher Bundeswehroffiziere über den Taurus-Marschflugkörper wurde bei der ungesicherten Zuschaltung aus Singapur abgehört. Die bisherigen Ermittlungen hätten ergeben, dass ein Teilnehmer aus seinem Hotel nicht das vorgeschriebene Einwahlverfahren genutzt habe, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius. Die Kommunikationssysteme der Bundeswehr selbst seien offensichtlich nicht kompromittiert worden.
Pistorius äußerte sich am (heutigen) Dienstag zu den ersten Ermittlungsergebnissen des Militärischen Abschirmdienstes (MAD). Die Telekonferenz hoher Luftwaffenoffiziere, darunter auch Inspekteur Ingo Gerhartz, hatte vermutlich am 19. Februar stattgefunden. Darin hatten die Fachleute mögliche Optionen für den Fall erörtert, dass auf politischer Ebene eine Entscheidung für die Lieferung der Taurus an die Ukraine fallen sollte – was inzwischen von Bundeskanzler Olaf Scholz mehrfach ausgeschlossen wurde.
Die Überprüfung des MAD habe ergeben, dass das Konferenzsystem WebEx, das die Bundeswehr auf ihren eigenen Servern hostet, nicht angegriffen worden sei, sagte Pistorius. Der Mitschnitt sei durch einen individuellen Anwendungsfehler möglich geworden, weil die Verbindung nach Singapur nicht gesichert oder verschlüsselt gewesen sei. Ob dafür einfach ein Mobiltelefon oder das WLAN des Hotels genutzt wurde, werde noch geprüft.
Aus Singapur zugeschaltet hatte Brigadegeneral Frank Gräfe, Abteilungsleiter Einsatz im Luftwaffenkommando, an der Besprechung teilgenommen. Der Minister wies darauf hin, dass der Offizier zu der Zeit die Singapore Air Show besucht habe: Alle ausländischen Teilnehmer an dieser Veranstaltung seien im Visier der Nachrichtendienste gewesen, ihre Hotelzimmer wurden vermutlich flächendeckend abgehört. Deshalb sei der Mitschnitt genau dieser Konferenz ein Zufallstreffer.
Für weitere Untersuchungen würden nun alle bei dem Gespräch benutzten Endgeräte forensisch untersucht, kündigte Pistorius an. Zudem werde juristisch geklärt, ob in der Besprechung Inhalte zur Sprache kamen, deren Geheimhaltungsgrad andere Kommunikationswege erfordert hätte. Das Konferenzsystem WebEx ist selbst bei Nutzung über Rechenzentren der Bundeswehr und gesicherten Einwahlverbindungen nur bis zum Geheimhaltungsgrad Verschlusssache – Nur für den Dienstgebrauch zugelassen, nicht für höhere Einstufungen wie Vertraulich oder Geheim.
Pistorius hatte nach eigenen Angaben am Dienstagmorgen disziplinare Vorermittlungen gegen alle Teilnehmer der Besprechung freigegeben. Für Generale ist dafür die Ermächtigung des Ministers erforderlich. Das bedeute keineswegs, dass damit bereits klar sei, dass die Beteiligten gegen Vorschriften verstoßen hätten, betonte Pistorius. Bei der Vorermittlung, die sich auch gegen den Luftwaffeninspekteur richtet, solle zunächst nur festgestellt werden, ob es überhaupt ein Dienstvergehen gegeben habe.
Das ist ein normaler Vorgang, sagte der Minister. Es gehe nicht darum, gegen die Offiziere vorzugehen: Er werde niemanden meiner besten Offiziere Putins Spielen opfern.
In Kreis der Verbündeten habe die Abhöraffäre das Vertrauen in Deutschland nicht beeinträchtigt, sagte Pistorius. Bei Gesprächen mit NATO-Partnern in den vergangenen Tagen habe er das sehr deutlich zu hören bekommen: Weil alle wissen, das kann jedem passieren.
Die Pressekonferenz des Ministers zum Nachhören:
(wird ggf. ergänzt)
Es gibt da einen Vordruck. Vernehmung eines Soldaten. Das würde für Aufklärung sorgen und der Disziplinarvorgesetzte würde für eine angemessene Bestrafung sorgen. Und eine solche wäre wohl angemessen oder???
Noch eine Bemerkung zur oben gestellten Frage wie deutsche Offiziere im Ausland sicher kommunizieren:
In NATO Stäben mit den dort vorhandenen Geräten, selbst in „crisis establishments“ (CE) im Einsatz gibt es so etwas. Und ja, mein Dienstzimmer in einem CE im Einsatz hatte keine Fenster, war durch Lauschabwehrtrupp geprüft (mehrfach) und ich hatte ein NATO gesponsortes US Kryptotelefon auf dem Schreibtisch, bei dem ein NL StUffz jeden Monat den neuen Code einlas
Ansonsten z B im Urlaub oder auf Dienstreise zur nächsten Deutschen Botschaft, die finden Mittel und Wege. Und zwei dienstliche Rechner, im Zimmer den für die höheren Stufen, draußen davor im Gemeinschaftsbüro den zum Nutzen offener Informationskanäle.
Und wenn mit dem Privathandy telefoniert werden muss, dann unter den Rahmenbedingungen die schon von 20 Jahren bei Tom Clancy und John LeCarrée niedergeschrieben stehen, die sind zwar zum Grinsen, aber es funktioniert.
Mal ganz allgemein gesprochen: was die „Wetware“ nicht leisten kann, das müssen Hardware und Software leisten.
Wir können nicht von jedem Angehörigen der Streitkräfte erwarten ein Fachmann für IT Sicherheit zu sein. Herrn Gräfe natürlich ausgenommen. Es muss eine Lösung geben, die Bundeswehrangehörige auch ins Ausland mitnehmen können. Eine Lösung, die vielleicht sogar speziell für Auslandseinsätze gemacht wird. Das würde vielleicht auch verhindern, dass Bundeswehrsoldaten mit ihren privaten Smartphones im Auslandseinsatz unterwegs sind. Dienst-Handies sind ja keine neue Erfindung und „Smart“ müssen sie auch nur begrenzt sein.
Ich denke da an das von mir genutzte „Dumm“-phone einer Firma, die normalerweise für die Herstellung von schweren Strassenbaumaschinen bekannt ist. Es ist ein schlichtes Outdoor design. Wasserdicht, Tritt- Stoß- und Fallsicher. Die Kamera ist zwar lausig, aber es hat eine BlueTooth Schnittstelle (für die Freisprechanlage im Auto) und der Akku muss nur alle 2 Wochen aufgeladen werden. Für mein Hobby ist es eine sehr gute Lösung.
Natürlich ist so ein Gerät nicht so komfortabel wie ein Smartphone aber unter dem Sicherheitsaspekt bietet so ein Gerät nur geringe Angriffsmöglichkeiten.
Bundeswehrangehörige müssen ihre Dienstreisen ja ohnehin im Voraus genehmigen lassen. Da sollte es doch möglich sein, einem z.B. nach Singapur reisenden Offizier so ein Gerät für den Dienstgebrauch mitzugeben. Ein Gerät, dass danach wieder abzugeben ist. Die IT Sicherheit könnte dann auch überprüfen, ob es einen Ausspähversuch gegeben hat.
Vielleicht ist meine Idee ja doch naiv und wird von den Experten hier zerpflückt. Aber daraus lerne ich auch.
etwas OT
Die mögliche Antwort der Russen zum Thema Krimbrücke auf ihrem Staatssender macht mir Sorgen, da ich im Zielgebiet wohne.
https://www.youtube.com/watch?v=2C0l_bSY5eM
Ich halte die Handhabung der Sicherheitsbestimmungen der Telco User für Riskant und in ihren Positionen für unmöglich.
Ich hoffe der ntv Link ist OK?
@Dominik
„Ich frag nochmal nach, Herr Brigadegeneral aus Singapur ist wirklich ernsthaft Dipl. Informatiker?“
Uff, laut Wikipedia ist er das tatsächlich:
„Anschließend studierte Gräfe an der Universität der Bundeswehr München das Studienfach Informatik. Das Studium schloss er als Diplom-Informatiker ab.“ (aber ohne Quelle)
https://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Gr%C3%A4fe
Das ist schon alles ein Trauerspiel. Ja, grundsätzlich muss gute Kommunikationssoftware „Idiotensicher“ sein, denn Fehler passieren manchmal. Gute Software/Infrastruktur lässt die meisten Fehler schlicht nicht zu. Aber auch wenn man eben nicht optimale Software hat – dann kann man trotzdem es nur als Fahrlässig bezeichnen, einfach auf Verschlüsselung zu pfeifen. Zumal wenn man a) wissen müsste was das bedeutet (eigentlich jeder in dem Dienstrang, auch wenn man nicht Informatik studiert hat)
b) sich auf einer Konferenz befindet, wo bekannt ist, dass abgehört wird.
An Vorsatz glaube ich aber nicht – eher an Ignoranz und Arroganz. Aber wie gesagt, grundsätzlich dürfte es gar nicht möglich sein, sich in eine sichere Konferenz ungesichert einzuschalten. Und wenn so etwas möglich ist, gibt es immer noch andere Teilnehmer, denen das auffallen sollte. Ist es aber keinem. Warum auch, der Krieg ist ja weit weg und nur theoretisch. So wirkt es jedenfalls.
@ Ruhrpottpatriot sagt am 05.03.2024 um 13:25 Uhr
Ich kann das in Millisekunden, einfachste Übung, weil eine Primzahl nur zwei Faktoren hat: 1 und sich selbst ;-))
Sie meinen bestimmt, dass eine sehr große Zahl, die aus zwei sehr großen Primfaktoren errechnet wurde, nur mit unverhältnismäßig großen Aufwand, wieder in diese zwei Primfaktoren zerlegt werden kann, wenn man diese nicht kennt.
Die Stärke des Verfahren liegt in der bislang nicht möglichen Verkürzung des mathematischen Verfahrens: Versuch und Irrtum.
Entschuldigung, ich weiß: Besserwisserei.
@Schlammstapfer: Auslandszugelassene Tastenmobiletelefone gibt es. Eignen sich als Poolhandy, falls mal Beschäftigte einer Einheit hinterher reisen müssen.
@Schlammstapfer
„Vielleicht ist meine Idee ja doch naiv und wird von den Experten hier zerpflückt. Aber daraus lerne ich auch.“
Es ist ein komplexes Thema.
Idealerweise wäre tatsächlich etwas ganz einfaches, denn ja umso einfacher, umso einfacher ist es abzusichern. Wenn es aber zu einfach ist, nutzt es keiner mehr, weil man sich dann eben nicht mehr in Webkonferenzen einwählen kann, oder in einem (verschlüsselten) Gruppenchat etwas schreiben kann, weil die Software das nicht unterstützt. Den Typ Handy den sie meinen, der wäre auf jeden Fall standardmäßig nicht dafür geeignet. Es müsste dann eine Spezialsoftware geben und vermutlich noch Änderungen in der Hardware und dann wird das schnell sehr teuer und im Ergebnis vermutlich trotzdem kaum Praxistauglich. Grundsätzlich gibt es solche Kryptotelefone natürlich schon, siehe Kommentar von Max Meister. Aber wenn man sich eines von den USA kauft, sollte man schon davon ausgehen, dass die mithören. Es gab ja wohl auch mal ein deutsches Kryptohandy, aber es wurde wohl auch nicht wirklich genutzt?
Sicherheit ist immer ein Kompromiss. Höchste Geheimhaltungsstufe jedenfalls ist von aller normaler Technik fernzuhalten (das heißt auch, dass kein normales Handy am Mann sein darf, wenn über wirklich Geheimes gesprochen wird).
Eine Konferenz dieser Art aber sollte schon mit gängigen Marktverfügbaren Mitteln möglich sein. Also ja, normale Smartphones, nur „gehärtet“. Das heißt vor allem alles entfernt, was nicht laufen muss. Ein normales Handy ist nämlich tatsächlich eine mobile Abhörstation und von Haus aus sind oft Trojaner installiert, die sich Marktforschung nennen. (Bei den Browsern ist es genauso, Googles Chrome sowieso, aber selbst Firefox kommt standardmäßig mit aktivierter Auspionierung, genannt Telemetrie und Studies). Oh und normale Computer und Laptops kommen übrigens standardmäßig mit einem eingebauten mini Betriebssystem, was Netzwerkzugriff hat und alle Daten lesen und versenden kann. (Intel ME etwa)
Will man das alles nicht – muss man schon etwas in die eigene IT investieren. Und dann hätte man Geräte, die zumindest ein Minimum an Sicherheit bieten. Oder man verbietet eben alles kategorisch und erlaubt nur die wenigen wirklich sicheren Kanäle (wobei ich auch bei denen skeptisch bin) – und riskiert damit, dass die Leute dann doch Abkürzungen gehen, wie hier, weil sie dennoch irgendwie ihre Arbeit zeitnah erledigen müssen.
Und will man die Perfekte Lösung: nun dann muss man ein Gerät von Grund auf bauen. Und nicht in China oder anderswo Teile kaufen. Und kann nichtmal ein einziges byte vorhandener Software nutzen (https://www.cs.cmu.edu/~rdriley/487/papers/Thompson_1984_ReflectionsonTrustingTrust.pdf). Wäre natürlich der Traum aller Goldrandlösungen und ein Fass ohne Boden.
Abseits von allem Perfektionismus wäre es aber ein Anfang, wenn erstmal die ganz normalen Möglichkeiten zur Absicherung genutzt werden. Wie ich schonmal erwähnt habe: selbst die Verbindung zum augengeradeaus Server, ist standardmäßig verschlüsselt! Das sollte die BW zumindest als Minimum auch hinbekommen.
@nur 2 Cent, 14 Uhr
Danke für den Überblick
Seit Bekanntwerden tendiere ich allerdings eine Stufe höher zwischen „schweren Schaden“ oder „schädlich“
Ganz persönlich und unter Abwägung der gesamten Zusammenhänge komme ich zu dem Schluss, dass es mindestens „Vertraulich“ einzustufen ist. Und damit entfällt die Option WebEx zu nutzen
Nach meiner Bewertung deshalb, weil hier in einer Kompaktheit, Tiefe und Detaillierungsgrad das Thema zusammenfassend auf höchster militärischen Ebene besprochen wurde zur Gesprächsvorbereitung des Briefings für den Minister.
Einzelheiten mögen bereits vorher bekannt gewesen sein. Allerdings kann die Summe an Einzelinformationen gesetzt in den Kontext eine höhere Einstufung erforderlich machen.
NfD sehe ich daher deutlich überschritten
Am meisten wuerde mich ja freuen, wenn man im Sinne einer positiven Fehlerkultur sowas sagen koennte wie:
Geil, ein Leak, es ist nichts schlimmes passiert und jetzt lasst uns mal lernen, wie die Russen das geschafft haben!
Die Verschlüsselungsdiskussion liest sich zwar sehr informativ. Nur ein Mikro im Raum oder ein gehacktes Zimmertelefon welches im aufgelegten Zustand das Mikro freischaltet fürs Abhören sind wohl nicht auszuschließen. Mann darf halt solch sensible Themen nicht auf seinem Zimmer im Ausland besprechen – insbesondere nicht zu einem so Dienste-lastigen Zeitpunkt. Aber der Einzige dem dieser „Geheimnisverrat“ wirkliche geschadet hat ist der Märchenerzähler Olaf S.!
Leute, bitte denkt daran, dass ’scheinbar‘ und ‚anscheinend‘ unterschiedliche Bedeutungen haben. Im diesem Kontext sollte man darauf achten.
Der Fokus in der Rede des Ministers dreht sich um Personen im Mitschnitt und den Grad der Einstufung (Webex sei ja für NfD zugelassen).
1. Wenn es in der Tat eine Telefoneinwahl war, klang dies, wie man liest, nicht nach einer Ausnahme. Man müsste vielmehr untersuchen, wie gebräuchlich die Telefoneinwahl von außerhalb insgesamt ist.
2. Niemand kann doch ersthaft glauben, dass Telefoneinwahl von außerhalb OK ist, nur weil die Kommunikationslösung unter bestimmten Rahmenbedingungen eine VS-Zulassung hat. Unter diesen Bedingungen hätte das Gespräch gar nicht stattfinden dürfen.
Im übrigen ist unklar, ob der Mitschnitt vollständig oder geschnitten ist. Können noch weitere Überraschungen kommen?
Verwalter1986 sagt:
05.03.2024 um 19:19 Uhr
Es gibt da einen Vordruck. Vernehmung eines Soldaten. Das würde für Aufklärung sorgen und der Disziplinarvorgesetzte würde für eine angemessene Bestrafung sorgen. Und eine solche wäre wohl angemessen oder???
Ich offensichtlich „Unwissender“ (zu mehr als Disziplinarstufe 1 hat’s ja nicht gereicht, als StOffz verhallte auch profundestes Fachwissen dagegen an den „karrierehängigeren Einschätzungen“ meiner mit Stufe 2 u 3 ermächtigten Vorgesetzten…) wähnte mich bisher im Glauben, das Strafrecht sei für die Würdigung u ggf BeSTRAFung entsprechend relevanten Fehlverhaltens „zuständig“, das Disziplinarrecht hingegen diene der disziplinarrechtlichen Würdigung NICHT strafrechtlich relevanten (Fehl-)Verhaltens.
Was nun den konkreten Anlaß angeht, meine ich mich zu erinnern, daß bereits seit einigen Jahren jährlich entsprechende „Belehrungsniederschriften“ die Kenntnisnahme verschiedenster dienstlich relevanter Bereiche, so auch im FGG 2 (mil. Sicherheit ) UND 6 (IT) bestätigen!
Natürlich dient das in erster Linie der „Absicherung“ Vorgesetzter, um eben bei Verstößen entsprechend disziplinarrechtlich vorzugehen oder strafrechtliche Maßnahmen zuständiger Stellen rechtssicher einleiten zu können.
Im vorliegenden Fall sind die „Betroffenen“ selbst zwar Spitzendienstposteninhaber, als solche aber natürlich auch nicht mit „Narrenfreiheit“ ausgestattet, selbst wenn ihnen kaum „schlimmere“ Konsequenzen als die Versetzung in den Ruhestand (ohne Kürzung der Ruhestandsbezüge) „droht“ (soweit „B6+“ besoldet, was bei den Genannten GenLt und BrigGen ja der Fall ist).
Derlei „harte“ Konsequenzen hat der „IBUK“ ja bereits ausgeschlossen, daß ein General aufgrund eines ja – folgt man den berichteten Sachverhalten als Tatsachen, der trotz entsprechender Belehrung vorschriftenwidrigen Nutzung von Kommunikationsmitteln bzw -wegen – offensichtlichen Dienstvergehens disziplinar „empfindlich“ gemaßregelt wird, wage ich zu bezweifeln.
Als (St)Offz in der „Etappe“ drohen da bei selbst vorschriftengemäßen aber eben für höhere Vorgesetzte karrierehinderlichem Verhalten oder Beharren auf „Vorschriften“ weitaus schmerzlichere Konsequenzen.
Die einfachste ist eine einem „de-facto“ Beförderungsverbot gleichkommende Beurteilung.
Oder eben eine disziplinare Würdigung mit Hilfe „willfähiger“ Zeugen, die „passende Sachverhalte“ herbeiführen und entsprechend aussagen.
Wenn doch aber ein anderer Insp der größten TSK immer noch auf dem DP verweilt, OBWOHL er sich am Tag 1 nach Eröffnung der „Spezialoperation“ „plötzlich und unerwartet“ mit der Situation dergestalt konfrontiert sah, daß es ihm nicht einmal peinlich ist (er war da seit >10 Jahren im Generalsrang tätig, wußte also sehr wohl um die „wahre“ Lage im Heer, hatte also jahrelang „karrierebegünstigende“, aber eben offensichtlich bewußt, FALSCHMELDUNGEN „durchgewunken“ oder diesen Zustand trotz selbst für „jedermann“ offensichtlicher Mängel wirklich nicht „mitbekommen“, BEIDES Grund genug für „harte“ Konsequenzen jenseits der bloßen „Zurruhesetzung“) „öffentlich“ (ich betrachte Twitter so) feststellte, „sein Herr“ sei „blank“, muß da mEn schon ganz anderes passieren!
Traurig aber Realität.
Ein fettes Diszi ist das Mindeste. Bei einem HG hätte ich noch ein Auge zugedrückt…
Die technischen Details der Systeme halte ich für weit weniger relevant, als die Brisanz der besprochenen Inhalte.
Ja, man kann einen Bedienfehler machen.
Aber man kann nicht derartige Inhalte auf einer VS-NfD Leitung besprechen. Dass diese Inhalte in ihrer Kombination nicht harmlos sind, zeigt das Presseecho. Auch nüchtern seriöse Medien äußern hier deutliche Kritik. Und im Bündnis stehen wir hier ebenfalls schlecht da.
So sehr ich dies bedaure: wenn hier nicht Konsequenzen folgen, hat das negative Folgen. Für das innere Gefüge (Durchsetzung von Regeln, Gleichbehandlung) und für das Ansehen der Bundeswehr. Es ist hart, es ist unangenehm, aber es muss sein.
Laut Euromaidan Press, die eine neue, aus dem Deutschen übersetzte Version der Aufnahme als engl. Text veröffentlicht haben, kann ich nur erkennen, dass sich das deutsche Militär auf alle Eventualitäten vorbereitet.
Seit Snoden wissen wir, dass Handys im Hotel in die Mikrowelle gehören :) gut oder besser schlecht.
Viel interessanter ist aber, warum haben die Russen das veröffentlicht? Wenn es sich um eine Infiltration des Systems gehandelt hätte, hätten sie es nicht getan, weil sie sonst keine weiteren Informationen bekommen hätten und so weiß man, dass das System relativ dicht sein muss, da die BW jetzt akribisch nach undichten Stellen sucht. Hätten die Russen irgendwas „am Laufen“ hätten Sie es auch nicht gemacht.
Der einzige Grund ist also Scholz vor sich her zu treiben. Und was macht er? Er bringt sich in eine Situation, aus der er politisch nicht mehr herauskommt – Bastametalität. Wenn die Russen im Dunkeln tappen würden, wäre das strategisch viel besser. Und das wäre von vornherein besser gewesen. So wie TW neulich im Früschoppen sagte. „Ich weiß gar nicht, was die Franzosen eigentlich liefern.“ Wäre das nicht der bessere Weg?
Dem russischen Geheimdienst sei Dank! Es braucht bei uns immer einen ordentlichen Gong, damit alle aufwachen. Ob Gasvorsorgung, Verteidungsbereitschaft, Cyberabwehr, you name it. Ich hoffe, dass jetzt auch alle wach bleiben, damit „Russen in Kiev“ nicht der nächste Gong wird.
Datenschutz und Geheimhaltung haben immer eine Schwachstelle: den Menschen.
Ungeachtet aller möglicher technischer Lösungen, ist jedes System nur so sicher, wie seine Nutzer – immer!
Und genau diese technikhörige Selbstvergessenheit („…ich habe da ein Programm, das macht das schon sicher!“) führt meist zu Leaks, denn, wie in den Medien zu lesen ist, wurde die technische Basis nicht korrumpiert, sondern es war einfach ein weiterer „Teinehmer“ im Call, der mitlauschen konnte.
Dieses Verhalten ist – ohne „Hängt ihn höher!“ zu fordern – eindeutig disziplinarisch zu sanktionieren, denn abgesehen vom PR-Desaster im Inneren (die Diskussion hier zeigt das) und im Äußeren (RT, Sputnik & Co. rennen zur Hochform auf), ist der bekannte Erkenntnisgewinn zwar eher überschaubar, aber diese Sorglosigkeit kann – wörtlich (!) – tödlich sein.
@Boson: Ihre Meinung zur angeblichen „Basta“-Mentalität in allen Ehren. Ist Ihnen der Art. 65 GG geläufig? In dieser POLITISCHEN Fragestellung DER Meilenstein. Und: stets wird (auch hier) die angeblich fehlende Führungsstärke unseres BK Scholz angemahnt. Zeigt er sie in dieser offensichtlich als existenziell angesehenen Frage, ist das wieder nicht richtig. Allerdings scheint er dabei der Mehrheitsmeinung der Bevölkerung deutlichst zu entsprechen.
Die Veröffentlichung erfolgte wohl primär, um im Vorfeld der Präsidentenwahl die NATO- und Deutschlandphobie der russischen Wählerschaft nochmal anzuheizen, und mit dem Zeitpunkt sollte die Öffentlichkeit (sowohl in Russland als auch weltweit) vom Nawalny-Begräbnis und der beeindruckenden Zahl der Abschiednehmer abgelenkt werden. Hat beides geklappt.
Wenn sich daraus negative Effekte ergeben, wird halt die nächste Nebelkerze gezündet.
Ich habe ja die ganz leise Hoffnung, dass am Ende dieser Geschichte vielleicht mal ein „NATO-geeignetes“ Konferenzsystem etabliert werden könnte.
Möchte ich mit England konferieren, wird mir von dort Zoom, MS Teams und Skype angeboten – macht der Dienstrechner nicht mit. Kontere ich mit WebEx, schauen die Briten in die Röhre… Diese Unfähigkeit, sich international „sicher“ auszutauschen, ist doch im 21. Jahrhundert nur noch peinlich….
Soweit in der Öffentlichkeit bekannt, wurde diese Richtlinienkompetenz seit Bestehen der Bundesrepublik genau zweimal ausgeübt! (Rentenreform 1957 und AKW-Laufzeitverlängerung 2022.)
Diese Mehrheitsmeinung wird aktuell durch Meinungsumfragen suggeriert. Da wollen wir doch mal hoffen das Umfrageergebnisse und Kanzlermeinung sich nicht wie bisher wie der Wetterhahn verhalten, oder?
Was die Zeitenwende betrifft fahren wir ja auch wieder in die alte Richtung, mit höherer Geschwindigkeit als zuvor.
@lukan 05.03.2024 um 22:01 Uhr
+1
absolut richtig. wir brauchen in europa dringend eigene prozessoren, chips usw wo wir eine vollständige dokumentation vom aufbau haben! die vergangehit hat doch gezeigt das die tollste software nix bringt wenn die hardware vom design nicht sauber ist (hallo intel uvm)….
Dank an lukan für die Erläuterungen.
Hinsichtlich der hiesigen Spekulationen über die Gründe für die jetzige Veröffentlichung des Mitschnitts.
Ich finde, da wird zu viel hinein-interpretiert. Unsere Bundesregierung liefert, wenn auch anfangs zögerlich, in großem Stil Ausrüstung, Waffen und Munition an die Ukraine. Sie ist auch einer der größten Geldgeber. Daran wird dieses Leak auch nichts ändern. Alles das ist der russischen Regierung bekannt (die dortigen Dienste lesen schließĺich auch unsere Zeitungen und sehen unser Fernsehen) und sie wissen natürlich auch um die öffentliche Debatte um Taurus.
Natürlich ist es in ihrem Interesse, eine Lieferung zu verhindern. Die Information, dass auch hochrangige Offiziere der Bundeswehr eine Lieferung von Taurus für sinnlos, im Sinne einer Änderung des Kriegsverlaufs, halten, bedeutet ja nicht, dass die Ukrainern den Russen damit nicht große Verluste zufügen können.
Aktuell ist der Kanzler und aktuell ist die Mehrheit der Bürger gegen die Lieferung von Taurus, aber das kann sich ja ändern.
Wie wir der abgehörten Diskussion entnehmen können, ist jede Form eines schnellen Einsatzes von Taurus nur in Verbindung mit einer verdeckten Unterstützung durch die Bundeswehr mäglich. Was einer Kriegsbeteiligung gleichkommt.
Eine Kriegsbeteiligung Deutschlands will aber in diesem Land, sieht man von einigen wenigen, unverbesserlichen Falken mit suizidaler Neigung ab, niemand.
Nach der Veröffentlichung dieses Mitschnitts wird es niemand in Deutschland wagen, eine solche verdeckte Hilfestellung auch nur zu versuchen.
Die Russen haben damit nicht mehr und nicht weniger erreicht, dass sie den Einsatz von Taurus, wenn schon nicht entgültig verhindert, so doch um viele Monate verzögert haben.
Das ist eigentlich „Erfolg“ genug.
Die Blamage, Imageverlust, der Bundeswehr im Ansehen unserer Partner und Aliierten kann man als Bonus verstehen. Die Bundesregierung erhält ja von Seiten der US-Regierung ohnehin weniger Zugang zu sensiblen Informationen als die anderen 5-Augen-Staaten. Gleiches gilt für die Blamage für einen Kanzler, der die Bundeswehr zur stärksten Armee EUropas machen möchte.
Innenpolitisch hilft es Putin, da dieser einen möglichen Kriegseintritt der Bundeswehr mit dem Überfall der Reichswehr auf die Sowjetunion vergleichen und propagandistisch ausschlachten kann. Das wird ihm bei den anstehenden Wahlen helfen und könnte die Bereitschaft zu Rekrutierungen seitens der russischen Bürger erhöhen.
Der Bundesminister sagte heute auf seiner Pressekonferenz: „Ich werde niemanden meiner besten Offiziere Putins Spielen opfern“.
[Link aus bekannten Gründen nicht.]
-Ein Ehrenmann der sich vor die Truppe und seine Offiziere stellt! Respekt!
[Etwas irritierend, das komplette Audio der Pressekonferenz steht doch oben, das Zitat auch, welche bekannten Gründe meinen Sie? Oder wollten Sie’s gerne aus ner anderen Quelle hier einbringen, weil Sie mir nicht trauen? T.W.]
https://www.newsweek.com/nato-russia-ukraine-china-germany-tapping-espionage-huawei-1876138
hm klar, Bundeswehr Apps müssen auf Huawei Store sein, damit Soldaten ihre Huawei Privatgeräte auch mal für dienstliche Kommunikation einsetzen können.
schlimmer als jede Hinterhofbude…Deutschland deine Digitalisierung.
Ein Punkt, den aber hier offensichtlich keiner hören mag, schon deswegen wohl auch weiter keiner erwähnt oder kommentiert, wird weiterhin völlig ignoriert.
Völlig unabhängig von der eingesetzten Technik und jeder Verschlüsselungsart dürfen „vertrauliche Gespräche jeglicher Art“ nie, nicht und niemals, in einer NICHT ABHÖRSICHEREN UMGEBUNG geführt werden, also nicht in einem Hotelzimmer und auch nicht im Restaurant oder an der Bar, dazu sind all die Wanzen und Kameras heute viel zu ausgereift.
Vertrauliche Gespräche müssen dabei auch überhaupt nichts mit militärischen Themen oder Geschäftsgeheimnissen zu tun haben, schon sehr private Gespräche oder „Handlungen“, ganz simpel per Wanze und Kamera mitgehört und aufgezeichnet, sind schon sehr häufig den Ignoranten zum Verhängnis geworden.
Wer dies, ganz egal aus welchem beruflichen Umfeld, nicht realisiert und dies in seinen Gesprächen und Handlungen nicht umsetzt ist selbst schuld, und je nach Fall für seinen Job schlicht ungeeignet, erst recht als TOP Miltärangehöriger und Geheimnisträger – so einfach ist das.
Selbst die Unterstützernetzwerke für linke und linksextreme Aktivisten haben schon kapiert was offensichtlich selbst hohen deutschen Militärs erst noch beigebracht werden muß, denn angesichts der Festnahme von Frau Klette (RAF) ist die Losung derzeit überall
„Quatscht nicht am Telefon darüber, kein Kneipentalk“, schreiben sie. Ein Aufruf, zu schweigen, ein Aufruf einfach mal das Maul zu halten.
Peter Fischer
Eines haben diese Soldaten auf jeden Fall erreicht und zwar das sich die Bundeswehr innerhalb des Bündnisses absolut lächerlich gemacht hat!
Welcher unserer Bündnispartner wird überhaupt noch irgendeine Information mit der Bundeswehr teilen wollen?
Die Schädigung des Ansehens der Bundeswehr, ist in §17 SG ebenfalls disziplinar zu ahnden.
Admiral Schönbach ist für weit weniger gegangen worden.
@Force B: Wo genau sehen Sie bei der TAURUS-Diskussion den Kanzler in Wetterhahn-Manier? Ihre Aussage zur Zeitenwende ist falsch. Allein, was die Munitionsversorgung angeht, dürfte Ihnen z. B. die Produktionsstätten in Unterlüß doch hoffentlich nicht entgangen sein. Wie die „1-2“ 25 Millionen-Vorlagen… Vermutlich ist der letzte Satz nicht ganz in einer lebenden Sprache verfasst. Hat er einen thematischen Bezug?
[Etwas irritierend, das komplette Audio der Pressekonferenz steht doch oben, das Zitat auch, welche bekannten Gründe meinen Sie? Oder wollten Sie’s gerne aus ner anderen Quelle hier einbringen, weil Sie mir nicht trauen? T.W.]
-Also irritiert bin ich jetzt, denn: Nö, weil es oben steht und man dafür wohl kaum den Link braucht, das haben Sie ja eigentlich auch selbst gemerkt. Oder soll ich Ihnen noch mal den Link zum eigenen Blog schicken? Warum fühlen Sie sich durch einen mehr als offensichtlichen und harmlosen Scherz so angegriffen?
[Es war irritierend, vielleicht hat das mit dem intendierten Scherz einfach nicht so funktioniert wie gedacht? T.W.]
Jan-Peter Brodersen sagt:
06.03.2024 um 16:23 Uhr
„Admiral Schönbach ist für weit weniger gegangen worden.“
Mit der sog. „Werteunion“ hat Herr Schönbach ein Betätigungsfeld gefunden, das seinem mindset definitiv besser entspricht. Ist für alle Beteiligten besser so, insbesondere in der aktuellen sicherheitspolitischen Lage. Bei General Gerhartz liegen die Dinge allerdings deutlich anders, und es wäre ein wirklicher Verlust für die Truppe, ihn Putin zu opfern. VM Pistorius hat das schon richtig erkannt und artikuliert.
@Jan-Peter Brodersen: Nun Herr General Gräfe hat sich, so berichtet der MAD, nicht vorschriftsgemäß in ein Onlinemeeting eingewählt. Er hat nicht zu einer, nunja Kreuzfahrt gegen China aufgerufen./ SCNR
Und nunja, der Inhalt des Gespächs hat bewiesen, Team Luftwaffe ist so Cool wie sie tun.
Bei all dem Spott, den sich die Bundeswehr jetzt anhören darf, würde es mich doch einmal interessieren, welche Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen werden.
Besprechung von Themen ab VS-Geheim nur noch über Dienstrechner? Bzw. ab streng geheim und höher nur noch in Präsenz statt online? Klar, das wird für einige stressig wenn sie dann ständig irgendwo hinfahren müssten für eine Besprechung, aber es würde die Emissionskontrolle von Informationen deutlich erleichtern.
Optimal wäre es, wenn Personen mit einem entsprechendem Betätigungsfeld (Zugang zu hoch eingestuften Informationen und regelmäßige Teilnahme an Konferenzen usw.) ein verschlüsseltes Diensthandy bekämen.
Zudem sollte es nochmal allen Soldaten (besonders denen mit höherem Dienstgrad) zeigen, wie schnell es passieren kann dass man unbemerkt ins Visier von ausländischen Diensten gerät. Jeder der eine Alexa zu Hause stehen hat, müsste ebenfalls sensibilisiert werden für das davon ausgehende Gefahrenpotenzial…
@all
Der Vergleich zu Schönbach scheint jetzt hinreichend ausdiskutiert.
@AoR
„Und nunja, der Inhalt des Gespächs hat bewiesen, Team Luftwaffe ist so Cool wie sie tun.“
Sicher gibt es auch ein WebEx-Warrior Patch für den Fliegerkombi dazu … 😎
@Gladiator
Intranet und Bw-E-Mail ist nur bis VS-NfD zugelassen, alles, was höher eingestuft ist muß über das rote Netz laufen, und das ist zwangsläufig dienstliche IT. Die zu nutzenden Räumlichkeiten unterliegen Maßnahmen der Lauschabwehr und der Abstrahlprüfung und müssen zertifiziert / freigegeben sein, usw., usf.
Davon ab darf selbst VS-NfD nicht in das öffentliche Netz abfließen, also z.B. vom Bw-Dienstrechner an einen privaten Rechner oder in ein anderes militärisches Intranet (z.B. VS-NfD E-Mail von (DEU) Bw-Intranet zu (FRA) Intradef).
@Thomas Melber: Genau, wilwilwill ;)
Safe: Kommt der Taurus @UkraineAF, der auf die „Brücke da im Osten“ bitte mit Aufschrift: „By WebEx from Singapure with Love“
Ich kann das politische Signal dahinter schon nachvollziehen, aber wir reden hier nicht nur von potentiellen Dienstvergehen, sondern von potentiellen Straftaten.
Scheint der ein oder andere Kommentator zu vergessen, aber wer VS leakt, auch nur fahrlässig, hat Minimum einen Anfangsverdacht nach §97 StGB „Preisgabe von Staatsgeheimnissen“ erfüllt. Auch ein Herr Minister kann potentielle Straftaten nicht einfach per Order wegwischen & entsprechende Strafvorschrift greift übrigens auch schon bei VS – NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH.
@Fehlbesetzung
> Sie meinen bestimmt, dass eine sehr große Zahl, die aus zwei sehr großen Primfaktoren errechnet wurde, nur mit unverhältnismäßig großen Aufwand, wieder in diese zwei Primfaktoren zerlegt werden kann, wenn man diese nicht kennt.
Upps… Ja natürlich ist das gemeint. Asche auf mein Haupt.
Richtig ist: Sowohl für AES als auch für Diffie-Hellman berechnet man zwei Primzahlen (was „schnell“ geht) und multipliziert diese dann. Das Ergebnis lässt sich dann nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand (oder Quantencomputern) wieder in die beiden ursprünglichen Primfaktoren zerlegen. Für die etwas nerdiger angelegten Leser: Einfach mal „P-NP-Problem“ in Wikipedia lesen, denn Primfaktorzerlegung für hinreichend große Zahlen Stellen ist NP-schwer.
Trennung
Heute auf Twitter noch folgenden Thread gefunden, der auf die von mir angesprochene Lücke im mobilen Einwahlverfahren etwas genauer eingeht: https://twitter.com/mcdaidc/status/1765414543419658467
Wichtig zu wissen ist: Das funktioniert weil, wie von mir angesprochen, nicht IP basierte Telefonie erstmal nicht verschlüsselt ist und so ziemlich jeder mit der entsprechenden Ausrüstung (die Russland besitzt) solche Gespräche abhören kann. Die dort beschriebene SS7 interception funktioniert prinzipiell auch mit VOIP, aber das schöne dabei ist, weil es eben „standard internetzeugs“ ist, gibt es schon mitigations die es z.B. bei Diffie-Hellman ermöglichen einen sicheren Schlüsselaustausch auch in unsicherer Umgebung durchzuführen.
Dazu eine Nebenbemerkung: Aus genau diesem Grund sind alle Authentifizierungsverfahren wie SMS-Tan, aber auch das gute alte Fax, nicht sicher! Denn das was für Mobiltelefonie gilt, gilt auch für Festnetz; wobei bei letzterem sich in den letzten Jahren mit der Abschaltung von ADSL und mittlerweile flächendeckend eingesetzter IP-Telefonie der Angriffsvektor massiv verkleinert hat, denn zwischen Router und Gegenstelle (entweder andere Partei oder ISP) ist üblicherweise wieder über TLS geschützt. Prinzipiell besteht diese Lücke aber noch.
Wichtig ist aber auch: TLS ist kein Allheilmittel, es schützt zwar zuverlässig alle Daten in transit, aber das ist eben nur ein Teil der Sicherheit. Klassische Nachrichtendienstliche Methoden funktionieren noch immer, zero-day exploits sind eine reale Gefahr und auch ein gehärtetes Diffie-Hellmann mit public-key-authentifizierung kann man über Angriffe auf die Zertifikate umgehen.
Es ist nie eine Frage des „ob es passiert“, sondern immer nur eine Frage des „wann es passiert“ und „was ist abgeflossen“ und dass sind Sachen die fangen beim Benutzer an. Wenn das Thema sensibel ist, sollte man es halt nicht über tausende Kilometer Leitung besprechen, außer es wurden Vorkehrungen getroffen. Was in der hier vorliegenden Situation anscheinend nicht der Fall gewesen ist.
Trotzdem: Weil BW Digitalisierungsbashing ofmals en vouge ist, mal etwas positives:
„The biggest irony in all of this [the leak]: the German government, including the Bundeswehr (!), are way ahead of the curve—even ahead of the US gov’t—with their initiative to implement a secure, end-to-end encrypted comms platform with video conference capability“
Quelle: https://twitter.com/RidT/status/1765387263859450241
Nennt sich Matrix (ist auch im Tweet verlinkt). Das System sieht in etwa so aus wie Discord und bietet eigentlich alles an was man so braucht, inklusive on-premise hosting, E2EE, SIP, Custom DNS, Auditing und noch ne Ecke mehr.
So sehr ich diese Seite und „T.W.“ in den letzten Jahren auch SEHR, wirklich und ehrlich SEHR, zu schätzen gelernt habe, so kann ich doch den Mund nicht verschließen.
Selbst wenn seine Herrlichkeit „T.Wiegold“ hier selbstverständlich die Meinungsoberhoheit inne hat, und selbstverständlich auch festlegt wann eine endlich mal klare Meinungsäußerung „rotzig“ ist, so ist es doch etwas befremdlich wie ihm nicht genehme Meinungen und Anmerkungen von ihm abqualifiziert oder als z.B. „hinreichend ausdiskutiert“ und damit für obsolet und beendet erklärt werden.
Ganz so wie dieses wehrtechnisch völlig unbeleckte und völlig ahnungslose „gewisse Etwas“ namens Scholz: „Ich habe NEIN (zu den Taurus) gesagt, und das gilt, Basta!“ – sinngemäß, was selbst selbstverstständlich nicht etwa „rotzig“ ist – sondern einfach nur unbelehrbar.
Aber vorsichtig, ist rutschig , diese S…spur, sowohl die zu Scho… als die zu Putin.
Wenn sich das Blatt wenden sollte, dann muss UND WIRD das sicher, selbstverständlich von „T.W.“ auch NUR angesichts der Lage“, neu bewertet werden.
Peter Fischer
Positiv, schon klar, ich such mir jetzt nen neuen „Nick“.
[Tja, und ich dachte, Sie wollten sachlich argumentieren. Ist natürlich immer einfach, den Betreiber hier anzupöbeln, wenn er versucht, manche Dinge nicht ausufern zu lassen, das kann nicht jedem gefallen. Der mehr oder weniger offene Versuch, mir Zensur vorzuwerfen, wenn ich eine Ausuferung Richtung OT verhindern will – das ist dieses unsachliche Verhalten, dass ich aus einer bestimmten Ecke Ecke. Und deshalb sind sie raus. T.W.]
@Peter Fischer
„Völlig unabhängig von der eingesetzten Technik und jeder Verschlüsselungsart dürfen „vertrauliche Gespräche jeglicher Art“ nie, nicht und niemals, in einer NICHT ABHÖRSICHEREN UMGEBUNG geführt werden, also nicht in einem Hotelzimmer und auch nicht im Restaurant oder an der Bar, dazu sind all die Wanzen und Kameras heute viel zu ausgereift.“
„Quatscht nicht am Telefon darüber, kein Kneipentalk“
Die Sache ist heutzutage mit Smartphones etwas komplizierter geworden. Wenn das eigene Gerät nicht als Vertrauenswürdig eingestuft wird, um vertrauliche militärische Gespräche zu führen, weil es gehackt sein kann, dann muss es auch generell als potentielle Wanze eingestuft werden. Ist das praktikabel und realistisch? Nun, die genannten Linksextremen gehen darum übrigens tatsächlich einen Schritt weiter und vermeiden wo möglich alle Handys.
Und wenn man noch einen Schritt weiter gehen will: Jeder Lautsprecher, kann unter Umständen auch als Mikrofon verwendet werden(eine Musikbox etwa). Und auch wenn das Gerät selbst keinen Internetzugang hat, könnte es sich mit anderen gehackten Geräten in der Umgebung per Ultraschallkommunikation austauschen. Sicherheit in Zusammenhang mit Computern kann schnell Paranoid machen …
Und spezielle klassische Wanzen sind natürlich immer noch ein Problem – aber jeder Wanzeneinsatz ist tatsächlich ja mit einer echten und normalerweise riskanten Aktion eines Menschen verbunden. Aus der Ferne ein schlecht geschütztes Handy hacken (oder jemanden animieren, eine „kostenlose“ Trojanerapp zu installieren) ist meistens wesentlich einfacher und günstiger.
Arroganz und Ignoranz, gemischt mit Naivität. Und das von jemandem, der Vorbild sein sollte. Ein Unteroffizier oder Offizier bis Hauptmann hätte nach so einem Vorfall seine Pensionsansprüche verloren und wäre entlassen worden. Hier sich jetzt nur noch damit zu beschäftigen, ob Geheimnisse oder allgemein Bekanntes besprochen wurde, ist schon ein Hohn. Und zum Thema „Zufallsfund“: das ist haarsträubend! Zu glauben, dass sich Putins Truppen nicht akribisch auf die diversen Besucher einer solchen Messe in Singapur vorbereiten, also genau wissen, wer da kommt und in welchem Hotel er logiert, ist naiv bis grob fahrlässig.
Zur Würdigung des Falles: es gibt Grundlagen für sichere Kommunikation in unsicherer Umgebung. Auch ein General, auch wenn er noch so geblendet ist von kindlicher Begeisterung, in einem tollen Hotel in Singapur zu sein, hat sich daran zu halten!
@Lukan
waren Sie das nicht der hier schon entsprechend äußerte „Handys müssen draußen bleiben!“. Ist eben so, im übrigen nicht nur bei Geheimschutz, sondern gilt z.B. auch fürs Arbeiten in explosionsgefährdeten Bereichen. Muss man eben ohne Smartphone auskommen für eine gewisse Zeit.
Man kann nur hoffen, wenn die nächste Besprechung aus dem Ausland stattfinden muss, der/die betreffende geht artig in die Botschaft, dass das private Smartphone dann draußen bleibt. Im Zweifel erinnert hoffentlich das Botschaftspersonal daran….
Mal jetzt als Rückfrage:
Ist es wirklich so, dass alle bis zum Hauptmann für solch einen „Fahrlässigkeit“ ohne Pensionsansprüche gehen müssten? (noch dazu als studierter Informatiker)
Gäbe es dann mit diesem Fall nicht ein juristischen Präzedenzfall, wegen Gleichbehandlung und so? Oder läuft das in der BW anders?
So weit ich in Erfahrung bringen konnte, hatte Gen.Gräfe IT-Wissen.
WebEx ist via US-Unternehmen Cisco als Schlüssel zugelassen und hat wohl schon früher leaks gehabt.
Die Singapore-Mil-Messe ist ein Tummelplatz für,s internat. Miliitär also damit ein Hotspot für Spionage.
Die St.Offz. werden von der Politik momentan gedeckt.
Soll DAS Alles Zufall sein?
Es ist kaum anzunehmen, dass der abgefangene Austausch auf dieser Führungsebene, verglichen werden kann mit der „normalen“ dienstlichen Kommunikation. So erscheint diese Konferenz und ihre Themen, für den gemeinen Zuhörer als hochbrisant. Es ist aber so, dass dies vielleicht nur aus dieser Sicht von „unten“ so erscheinen mag.
Klug beraten ist man, wenn man die Einordnung denjenigen überlässt, die das beurteilen können.
Das Wetzen der Messer und das ständige Einfordern von harten Konsequenzen ist nicht notwendig und auch nicht angebracht.
Es unterstützt nur das Kalkül des Initiators dieser Unruhe. Bitte das zu bedenken, wenn die Gemüter sich erhitzen.
Der Verteidigungsminister hat alles notwendige gesagt, sehr gute Stellungnahme und sehr unaufgeregt. Genau das habe ich mir gewünscht, es ist das Rechte gesagt worden und die richtigen Maßnahmen werden getroffen.
Natürlich darf und soll man diskutieren und man darf und soll auch seine Sicht der Dinge verteidigen. Aber den größten Nutzen erzielt der Gegner dann, wenn die eigenen Reihen nicht geschlossen sind.
@Leichte Infantrie: Da Sie das StGB einbringen. Spionage ist eine Straftat im Völkerrecht. Die Kameraden sind also Opfer einer Straftat geworden.
Bitte hier keine Täter-Opfer-Umkehr zelebrieren.
Ein versuchter Blick auf die mediale Wahrnehmung:
Mir war letzte Woche Freitag schon kurz nach der Veröffentlichung der abgehörten Konferenz und der ersten Reaktion der deutschen Medienlandschaft klar, dass das auf kleinster Flamme gehalten werden und es keine ernsthaften Konsequenzen geben wird.
Warum?
Versuchte Rückschau:
Also ich sah an dem Abend mal ausnahmesweise das heute-journal oder so, Und dort kam sinngem. die Meldung, dass wohl angeblich „Offiziere“ abgehört worden wären, das aber bestimmt eine Art Propagandatrick vom bösen Putin sei. Irgendwas mit Taurus.
Meine Reaktion: Hmm…… naja….. wer hat sich wohl da verplappert oder irgendwas Unrundes rausgehauen, was der Iwan sinnentstellend propagandistisch verwertet? Also noch zu später Stunde mal gesucht. Oha, da war ja ein „General“ dabei. Sowas aber auch. Warum redeten die vorhin in den Nachrichten von „Offizieren“? Das hörte sich da so nach einem Abhören der unter[st]en Arbeitsebene an. Also weitersuchen. Potzblitz, der INSPEKTEUR LUFTWAFFE war auch dabei! Erneut: Warum redeten die vorhin in den Nachrichten von „Offizieren“? Das ist der Boss der Lw!
Dann das Tondokument gefunden. Angehört. Uiuiui….. Stimmen und Sprachduktus sagen mir, das ist keine AI sondern entspricht den Personen. Inhalt? Puuuh, Stilfragen sind mMn irrelevant. Die Message muss klar sein. Aber die ganze Ideensammlung, wie man etwas anleiern könnte (Polen, Schrobenhausen, Büchel), war für mich persönlich schon nicht mehr grenzwertig. Denkverbote sollte es eigentlich nicht geben aber ….. Dann noch die „Winchester“ Sache….
Der Samstag zog sich hin. Überall dämpfende Berichterstattung. Immer noch „Offiziere“ und was erlauben Putin. Die Klopper (Taurus ändert nicht den Krieg!) weiterhin medial ausgespartt. Mein affines Umfeld wundert sich ebenfalls über den Umgang mit dem Thema. Vermutlich glüht im BMVg alles. Samstagabend mein Fazit: Keiner wird sein Amt verlieren. Glaubt mir: Keiner.
Und so wude es Sonntag [Putin nicht in die Karten spielen] und dann Montag [böser Iwan] und schwupps Dienstag: Ein Anwendungsfehler.
Wer sich mit Medien und Meinungsmache auskennt, muss neidlos anerkennen, dass da „alle“ Hand in Hand gearbeitet haben, um das in diese Bahnen lenken zu können. [Nein, keine VT oder Schwurbelei.] Chapeau. InspLw ist nicht zuletzt durch seine frühere Verwendung im Presse und Informationsstab auch über die Bundespressekonferenz hervorragend medial vernetzt. Und soweit man das bemerken darf, ausserordentlich beliebt (bei Truppe und drumherum).
Mir steht es nicht zu Strafen zu fordern. Die Betroffenen sind öffentlich einmal geoutet worden. Gerade auch bei unseren Bündnispartnern. Keiner möchte seine lapidar geäusserten Gedankengänge aus einem vermeintlich vertraulichen Gespräch weltweit ausgebreitet haben. Ich wünsche allen viel Kraft und auch Demut. Trotzdem geht mir nicht aus dem Kopf, was hier einige schon schrieben: Wenn das ein OFw oder Hptm gewesen wäre….Too big to fail?
P.S.: Ein Gewinner gibts: Scholz.
Ich erinnere mich an eine Kommandoübergabe in einem oberbayrischen Geschwader, wo der scheidende Kommodore stolz verkündete, in Kenntnis der Sicherheitslücken sein Geschwader mit WhatsApp (damals noch ohne Ende zu Ende Verschlüsselung) geführt zu haben. Da gibt es schon eine gewisse Kontinuität.
In der Konferenz werden drei Hinweise gegeben, wie Taurus gegen eine Brücke eingesetzt wird und einen Hinweis auf den exakten Ort eines Angriffs. Das sind keine offenen Informationen. Das ist ein immenser Schaden und definitiv nicht harmlos.