Abgehörtes Taurus-Gespräch: Auch Luftwaffeninspekteur über offene Leitung beteiligt

Bei dem abgehörten Gespräch hoher Luftwaffenoffiziere über Optionen für eine Taurus-Lieferung an die Ukraine war auch Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz über eine ungesicherte Verbindung zugeschaltet. Das teilte Verteidigungsminister Boris Pistorius nach einer Sondersitzung des Verteidigungsausschusses am (heutigen) Montag mit. Bisher war nur bekannt gewesen, dass einer der Teilnehmer der Telekonferenz aus Singapur über eine ungesicherte Verbindung zugeschaltet war und so vermutlich der russische Geheimdienst das Gespräch mitschneiden konnte.

Die Besprechung, in der sich Gerhartz, der Abteilungsleiter Einsatz im Luftwaffenkommando Brigadegeneral Frank Gräfe und zwei weitere Stabsoffiziere auf ein Briefing für den Minister zum Thema Taurus vorbereiten wollten, war am 19. Februar von russischen Diensten abgehört und vor gut einer Woche von russischen Staatsmedien veröffentlicht worden. Brisant war das Gespräch nicht zuletzt deshalb, weil darin auch technische Details zu dem Marschflugkörper der Luftwaffe offen erörtert wurden.

Am Montag vergangener Woche hatte Pistorius als erste Ergebnisse der Ermittlungen des Militärischen Abschirmdienstes mitgeteilt, Gräfe sei bei seinem Besuch der Singapore Air Show vermutlich abgehört worden, als er sich über eine ungesicherte Verbindung an dem Gespräch beteiligte. Am heutigen Montag ergänzte der Minister, es habe einen zweiten Teilnehmer gegeben, der ebenfalls über eine ungesicherte Verbindung zugeschaltet war. Dabei seien aber nach bisherigen Erkenntnissen keine Informationen abgehört worden. Auf Nachfrage präzisierte Pistorius, dieser zweite Teilnehmer sei der Luftwaffeninspekteur selbst gewesen.

Zu möglichen disziplinarischen Folgen für die Beteiligten wollte sich der Minister weiterhin nicht äußern. Dafür müssten die weiteren Ermittlungen abgewartet werden. Allerdings wiederholte er seine Aussage, von diesem Vorgehen Russlands lasse er nicht seine besten Offiziere aus dem Dienst nehmen.

Die Aussage des Ministers zum Nachhören:

Pistoirus_Verteidigungsausschuss_ 11mar2024