Baltische Länder bauen neue Grenzbefestigung nach Osten: „Jeden Meter verteidigen“
Die drei baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen haben einen gemeinsamen Plan für neue Sicherungsanlagen an den Grenzen zu Russland und Belarus vereinbart. Ein Bunkersystem soll das Territorium der drei NATO-Mitgliedsstaaten vor militärischem Eindringen schützen und im Kriegsfall durch weitere Sperren verstärkt werden.
Zu der Vereinbarung vom (heutigen) Freitag aus der Mitteilung des estnischen Verteidigungsministeriums:
Today, the defence ministers of Estonia, Latvia and Lithuania approved the concept of building anti-mobility defensive installations on the borders with Russia and Belarus. The ministers signed an agreement in Riga, according to which Estonia, Latvia and Lithuania will construct anti-mobility defensive installations in the coming years to deter and, if necessary, defend against military threats.
„To build the anti-mobility defensive installations is a carefully considered and thought-out project, the need of which stems from the current security situation. Russia’s war in Ukraine has shown that, in addition to equipment, ammunition, and manpower, physical defensive installations on the border are also needed to defend Estonia from the first meter,“ said Hanno Pevkur, Minister of Defence of Estonia. He emphasized that the purpose of defence installations is to prevent a military conflict in our region. „We are undertaking this effort so that the people of Estonia can feel safe, but if the slightest risk emerged, we would be ready for various developments more promptly,“ Pevkur added.
The concept of defensive installations is based on the decisions made at the NATO Madrid Summit which emphasized that Allies must be ready to defend the territory from the first meter and new regional defence plans must be developed. The concept combines prevention and field security measures. Elements on the terrain support the activities of the defending units at the base points to stop the aggressor´s troops if necessary. The elements are positioned in the landscape, taking into account the results of the analysis of the enemy´s intent, the environment, and the defence plan. The Baltic countries are one area of operations, and therefore defence installations will be built in coordination with Latvia and Lithuania.
In Friedenszeiten werde es weder Stacheldraht noch Sprengfallen oder andere Hindernisse an der Grenze geben, betonte der estnische Verteidigungsminister. Das geplante Netzwerk von Bunkern, Versorgungspunkten und Nachschublinien solle aber bereits aufgebaut werden.
Allein in Estland seien an der Grenze zu Russland 600 solcher Bunker geplant, berichtete der estnische Rundfunk. Die Verhandlungen mit den Eigentümern der dafür nötigen Grundstücke im Grenzbereich könne sich allerdings noch eine Weile hinziehen.
Das litauische Verteidigungsministerium meldete zwar auch die Vereinbarung der drei Länder, war in seinen Aussagen aber weniger präzise als Estland:
Die Minister Arvydas Anušauskas, Andris Sprūds und Hanno Pevkur kamen überein, dass Litauen, Lettland und Estland unter Berücksichtigung ihrer nationalen Bedürfnisse, geografischen Gegebenheiten sowie der vorhandenen und geplanten militärischen Fähigkeiten ihre Fähigkeiten zur Mobilitätsbekämpfung entlang der Ostgrenze der NATO zusätzlich verstärken werden.
„Mit dieser Initiative soll sichergestellt werden, dass alle drei baltischen Staaten, die zu den am stärksten durch die russische Bedrohung gefährdeten Ländern gehören, über eine Reihe wirksamer Maßnahmen zur Mobilitätsbekämpfung verfügen, um potenzielle feindliche Vorstöße über die Grenze hinweg wirksam zu stören und abzuschrecken. Dieses Projekt ist im trilateralen Kontext der baltischen Staaten von besonderer Bedeutung für die Schaffung einer gemeinsamen Mobilitätsbarriere. Die Unterzeichnung des Abkommens wird zu einer koordinierten Umsetzung dieser Idee in der Praxis führen“, sagte Anušauskas.
(Übersetzt mit DeepL.com)
(Archivbild Januar 2023: Estnische Soldaten als Grenzsicherung – Estnisches Verteidigungsministerium; Karte OpenStreetMap)
Der Fokus auf „Anti-Mobilität“ ist interessant – quasi Verzögern, bis die Bündnispartner mit der Feuerkraft einrücken?
Da klingt das Argument von Johannes Arlt schon wieder ganz anders, dass die Taurus aufgrund der Verteidigungsfähigkeit im Bündnisfall gebraucht würden: https://www.deutschlandfunk.de/interview-mit-johannes-arlt-spd-verteidigungsausschuss-zu-ukraine-und-taurus-dlf-4b989568-100.html (Preisfrage: werden die jetzt eigentlich wenigstens instand gesetzt/nachproduziert – oder wie stellt er sich das vor, wenn er sagt „die Industrie produziert ja nicht mehr“, aber wie auch ohne Auftrag der Regierung…?)
Die Industrie hat klargestellt, dass eine Nachtproduktion kein Problem wäre, sofern es eine Beschaffunf durch BmVG gäbe, es ist also kein Argument.
Guten Abend zusammen, die Vergangenheit hat gezeigt, dass solche Befestigungslinien einen Gegner kaum bis gar nicht aufhalten können. Dieser kann schließlich Luftlandeeinheiten zum Einsatz bringen, die punktuell hinter solche Befetigungen abgesetzt werden. Oder man greift auf Spezialkräfte zurück, die in solche Stellungen einsickern.
Desweiteren können auch Luftschläge solche Anlagen massiv beschädigen. Besonders ein möglicher Einsatz von Drohnen kann die Verteidiger massiv unter Druck setzen. Persönlich ist man deshalb etwas ratlos ob solch ein Vorhaben, bei einem möglichen Großkonflikt,der ja alle drei Dimensionen umfassen würde, den gewünschen Effekt erzielt.
Vielleicht zieht man hier auf die falschen Schlüsse aus dem Ukraine Krieg.
Gerade zu Beginn des Krieges überlebte die Ukrainische Armee die ersten Wochen, weil sie eben keine Grenznahe Verteidigung betrieben und den überlegen Feind mit leichter Infanterie (#Jägertruppe) fast asymmetrisch bekämpfte und vermehrt den Tross angriff. Ob Bunkersysteme die jetzt vom GRU exakt eingemessen werden können dann die richtige Antwort sind?
@Pham Nuwen: Das dürfte die Erkenntnis aus dem Ukraine Krieg sein. Schaut man nach Awdijiwka, stellt man fest, dass die starken Befestigungen schon viele Monate halten.
Dadurch wird ein Überrennen fast unmöglich.
Laut Herrn Arlt ist die Industrie dran Schuld, und die,Franzosen müssen mehr tun.
Wie die freie Marktwirtschaft funktioniert, hat sich wohl bei den Genossen nicht herumgesprochen. Schuld sind immer die anderen.
Leider hatte der Bundestag nicht gerade seine Sternstunde, als man den Antrag von CDU/CSU abgelehnt hatte, die Regierung aufzufordern, den Taurus zu liefern.
Übrigens auch von Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Anton Hofreiter, welche das ja lange und laut forderten.
Schuld war hier die pöse Parteitaktik..
blablabla…die Ampel wird im Februar einen eigenen Antrag einbringen.
Manchmal wünsche ich mir, daß unsere Politiker:innen selbst in der Rolle des ertrinkenden sind und um Hilfe/Solidarität rufen.
Ich an Selenski’s Stelle würde erstmal laaaaange überlegen und könnte mich an nichts mehr erinnern.
@all
Bei einigen Kommentaren hier kommen ernsthafte Zweifel an der Lesekompetenz auf. Oben steht: Grenzbefestigungen Baltikum. Was einige verstehen: Was ist mit Taurus für die Ukraine? Nein, das sind zwei verschiedene Dinge an zwei verschiedenen Orten Europas. So ein Marschflugkörper ist noch nicht mal technisch mit einem Bunker vergleichbar. Reicht das jetzt als Hinweis?
Der Ostwall ist zurück. Man fasst es nicht.
Grundsätzlich sind die baltischen Staaten gegen einen entschlossenen Angriff Russlands nicht zu verteidigen. Hierzu kann man verschiedenste Wargames in Betracht ziehen, das Kernproblem ist die Versorgungslage der ersten 3 Wochen und der Willen der USA eigene Truppen zur Verteidigung bereitzustellen.
Beim letzteren bestehen erhebliche Zweifel, ob z.B. die Bevölkerung von Nebraska bereit ist, ihre Söhne und Töcher für die Balten sterben zu lassen.
Dan Carlin hat bereits vor 6 Jahren überzeugend herausgearbeitet, warum für diese 3 Länder leider nur eigene Nuklearwaffen eine wirklich effektive (und damit abschreckende) Lösung darstellen.
Hier der Link zu der recht langen Podcastfolge von Harcore History (https://www.youtube.com/watch?v=_alstLc_NfE).
Die baltischen Länder bestechen immer wieder durch ihr gemeinsames und pragmatisches Vorgehen.
Auch wenn das Befestigungswerk in der heutigen Zeit nicht wie eine Art Maginot-Linie angesehen werden sollte, ist es ein guter Ansatz.
Gleichzeitig sollte man aber auch die Ostsee im Auge behalten. Die baltische Flotte unter dem Schutzmantel Kaliningrads könnte einem sonst in den Rücken fallen.
Klar, die Anlagen halten einen Gegner auf, man gewinnt Zeit – Minensperren kommen ja noch hinzu. Nur: man muß sie auch bemannen. Was, wenn RUS wie ja bereits geschehen, über mehrere Monate Kräfte in Grenznähe stationiert oder große Snapdrills abhält?
„1st line troops“ würde ich auch da nicht einsetzen wollen, das ist wohl eher etwas für Reservisten / Heimwehr. Schon Frankreich hat vor / während des WK II den Fehler begangen zu sehr auf die Maginot-Linie zu setzen und dort wertvolle Kräfte gebunden. Von den Kosten damals ganz zu schweigen.
Ich sage nicht, daß das Vorhaben per se unsinnig ist, es hängt aber viel mehr als nur die Errichtung der bauten daran. Davon ab: ab wann wird für NATO Truppen ein „alert state“ befohlen?
Nach dem Lesen der Nachricht in den Medien kam bei mir die Erinnerung an die Maginot- Linie auf, ein gigantisches Bauwerk zu enormen Kosten und dem entsprechenden Versagen, weil der vermeintliche Gegner anders agierte als gedacht.
Was kann also eine Bunkeranlage, wenn auch im weitaus geringeren Umfang, fast 90 Jahre später ausrichten, zu einem Zeitpunkt, in der Strategie und Waffentechnik so gänzlich verschieden sind?
In Bezug auf Estland, sollte dann alle 500 Meter oder so, ein Bunker oder eine Verteidigungsstellung errichtet werde, wenn die Angabe mit den 600 Bollwerken denn der Realität entspricht.
Zu berücksichtigen ist auch, dass in der Stadt Narwa, die direkt an der russischen Grenze liegt, 95 Prozent der Einwohner russisch sprechende Menschen sind, und Russen rund ein Viertel der Einwohnerschaft insgesamt stellen, wie sinnvoll erscheint da eine Verteidigungslinie?
Ich habe allerdings keinerlei Kenntnisse, wie diese Menschen im Ernstfall reagieren würden.
Ich persönlich stehe dem Verhalten der baltischen Länder in Bezug auf den russischen Einmarsch kritisch gegenüber, sehe stete Versuche, den Westen tiefer in den Konflikt jenseits der eigenen Grenzen , hineinzuziehen, als Paradebeispiel könnte hier die dauerhafte Stationierung von 4000 deutschen Soldaten in Litauen dienen.
Dessen ungeachtet bleibt halt die Fragen offen, welchen Sinn dieses Unterfangen macht, wer das alles bezahlen soll, ob der Plan insgesamt überhaupt durchführbar ist, und welchen militärischen Nutzen es tatsächlich in einer modernen Auseinandersetzung bringen könnte?
Mir kam allerdings auch zuerst die Maginot-Linie in den Sinn. Ich denke, dass eine Reihe von Bunkern sicher nicht schadet sofern man eben nicht auf mobile schlagkräftige Einheiten verzichtet. Gesicherte Lagerplätze und Umschlagsmöglichkeiten für Militärgüter vorzubereiten ist auf jeden Fall sinnvoll. Und es ist definitiv eine defensive Maßnahme und damit nicht als Drohgebärde fehl zu interpretieren.
@Wandersmann
Da zeigt uns aber die Ukraine gerade das Gegenteil.
verschiedene Bereiche wo Ukrainer sich vor Kriegsbeginn eingegraben haben hielten oder halten die Russen über Monate auf. Avdiivka ist das aktuellste Beispiel. Nur wenige km von Donetzk entfernt und seit dem eingegraben und es wird noch immer gehalten.
Über den massiven Misserfolg der russischen Luftladungen muss man ja wohl nichts weiter sagen.
Und wenn man damit den Feid in eine hoch komplexe, Ressourcen intensive und hoch Risiko Operation Market Garden II zwingt haben sich die paar Löcher und Betonkästen ja schon mehr als gelohnt
Komisch, ich lese da nichts von Bunkern, sondern nur ‚Anti-Mobilität‘ . Das schließt zwar Bunker nicht aus, ich bezweifle aber das man da an eine Maginot-Linie 2.0 denkt.
Was mich allerdings ratlos zurück lässt ist die Ankündigung auf ‚Sprengfallen‘ in Friedenszeiten zu verzichten. Meine erste Überlegung ging in Richtung Minengürtel in Kombination mit vorbereiteten Sprengsätzen unter Brücken und sonstiger Verkehrsinfrastruktur. Wenn das nun auch kein Thema ist, wie wollen sie denn dann wirkungsvoll sperren um Zeit herauszuschinden ? Mit dem klassischen Schlagbaum ?
Vielleicht hat aus dem Baltikum ja doch mal jemand Urlaub in der Schweiz gemacht ? Deren Konzept ließe sich (mit Abstrichen) am ehesten auf das Baltikum übertragen.
@Torsten Angerer
Die 500 m ergeben sich aus der Tatsache, daß die Bunker sich gegenseitig mit Feuer unterstützen können müssen wobei auch nur eine tiefer gestaffelte Verteidigung sinnvoll ist. Verzögerung kommt aufgrund der fehlenden Tiefe des OP Gebietes da eben nicht in Frage, allerdings ist das Gelände durchaus für eine Verteidigung gut geeignet, die Zahl der möglichen Angriffsachsen für schweres Gerät ist begrenzt. Luftlandung ist natürlich immer eine Gefahr sowie der Austritt aus Kaliningrad. Interessant wird es wenn große Teile der Baltischen Flotte zeitgleich in See gehen.
Davon ab: das Vorgehen Lettlands in Bezug auf die dortige RUS Minderheit (teilweise ja deutliche lokale Mehrheit) trägt nicht gerade zur Loyalität ggü. des Staatswesen s bei:
„Lettland soll wieder lettisch werden, findet die Regierung in Riga: was das für die grosse russische Minderheit im Land bedeutet
Der Osten Lettlands ist russisch geprägt. Daran stört sich die lettische Führung. Doch lassen sich Kultur und Sprache so einfach beseitigen?“
https://www.nzz.ch/international/lettland-soll-wieder-lettisch-werden-was-das-fuer-die-russen-im-land-bedeutet-ld.1758937 (Paywall – ?)
‚mal sehen ob auf europäischer Ebene dagegen vorgegangen wird, jedenfalls ist es eine Steilvorlage für den Kreml.
@Küstengang01
Die Ukraine hat aber auch die nötige Tiefe des Raums, um entsprechend mobil zu verzögern. Den baltischen Staaten frlt diese Tiefe, dort müssen Sie grenznah verteidigen.
@Thorsten Angerer
Befestigte Verteidigungsanlagen haben im Rahmen einer abgestimmten Verteidigungsplanung durchaus noch Sinn.
Und „die Balten“ versuchen nicht „den Westen“ in irgendwas hineinzuziehen. Sondern drei NATO-Mitglieder mit gemeinsamer Grenze zu RUS erwarten zu Recht einen Beitrag der anderen NATO Staaten zu ihrer Verteidigung.
Wieder einmal bestätigt sich das Bonmot, dass Generäle den nächsten Krieg so planen, wie sie den letzten eigentlich hätten gewinnen wollen.
Es gibt keinerlei Anzeichen, dass ein möglicher Krieg der NATO mit Russland so verlaufen könnte wie derzeit der Ukrainekrieg. Für das Baltikum gibt es zwei Grundszenarien, mit und ohne USA.
Mit der ernsthaften Unterstützung der USA wird es keinen russischen Angriff auf das Baltikum geben, zumindest solange nicht, wie im Kreml ein Schachspieler sitzt. So wichtig ist das Baltikum nun auch nicht, um dafür den Untergang von St. Petersburg zu riskieren.
Sollte die USA aber erkennbar nicht mehr in der Lage oder willens sein, sich einem russischen Angriff entgegenzustellen, hilft den Balten nichts und niemand mehr. Nach der ersten Demoexplosion einer taktischen Kernwaffe, z.B. über der Rigaer Bucht, ist der Krieg zu ende. Die Franzosen waren nicht bereit, für Danzig zu sterben, sie werden es auch für Riga oder Vilnius nicht sein.
Dazu gibt es zwei Alternativen: Jeder (!) europäische Staat hat eigene Kernwaffen oder es gibt eine Sicherheitsarchitektur mit Russland, die beinhaltet, dass man auch russische Vorstellungen berücksichtigt.
@ant65
Bunkerangaben
https://news.err.ee/1609227386/estonia-to-build-600-bunkers-along-russian-border
Annehmbar natürlich kein Westwall-Stil sondern Befestigungslinie mit Schwerpunkt „Bewegliche Verteidigung“, wozu Tr für Gegenangriff/-stoß einzuplanen und vorzuhalten sind.
Balten haben aus UKR gelernt.
Erforderlich: Tiefe der Anlagen, gestaffelte MiFelder mit gesicherten Lückenwegen für Gegenstoß, eingeschossene Art und Fla in Reserve.
Spannend wird sein, inwiefern eFP und DEU Brig/Litauen eingebunden sein werden. Gegenangriffskräfte von PanzertruppEN stellen absehbar ausschließlich Alliierte.
Auch die vorbereiteten Sperren an der innerdeutschen Grenze, die ähnlich funktionierten, wie Sie sich denken, waren nie scharf geladen. Vielmehr wurden die Vorrichtungen direkt beim Straßenbau mitgeplant und -errichtet und anschließend von den Wallmeistertrupps kontrolliert und gewartet. Erst im Spannungs- bzw. Verteidigungsfall hätte man sie geladen und schließlich ausgelöst. Eine Übersicht findet sich hier:
https://www.geschichtsspuren.de/artikel/verkehrsgeschichte/135-sperren-wallmeister.html
@ant65 sagt: 20.01.2024 um 13:03 Uhr
„Wenn das nun auch kein Thema ist, wie wollen sie denn dann wirkungsvoll sperren um Zeit herauszuschinden ?“
Mit vorbereiteten Sperren, für die die Sperr- oder Sprengpläne und das Material im schnellen Zugriff bereit liegen. Und zwar fußläufig zur geplanten Sperre.
Wie zu Zeiten des Kalten Krieges in Deutschland. Da waren die Autobahnbrücken auch schon alle vorbereitet, inkl. Stromerzeuger für Licht, die Brücken sind alle begehbar. Oder haben Sie sich noch nie über die manchmal „komische “ Anordnung von Straßengullis gewundert? Die waren nicht für Regenwasser. Gab es auch für Minensperren, usw., dafür waren die Wallmeister im Territorialheer zuständig, die haben die auch in Schuß gehalten. Einen Trupp gab es in jedem Verteidigungskreiskommando (VKK). Und im Verteidigungsbezirkskommando (VBK) wurde das alles zusammengeführt.
Dafür braucht man nicht in die Schweiz zu fahren, alles alte Hüte, man muss sie nur wieder aufsetzen. Und manches ließe sich heute digital regeln, das würde noch mehr Zeit sparen (Übermittlung Sperr- oder Sprengplan, Zugang zu den entsprechenden Mitteln).
@ant65:
in Friedenszeiten willst du nicht tonnenweise Sprengstoff frei rumliegen lassen.
Einrichtungen und Brücken werden im Frieden zum Einsatz von Sperrmittel vorbereitet – und diese werden dann im Krisenfall ausgebracht.
(ob man den Krisenfall rechtzeitig bemerkt und darauf reagiert ist eine andere Frage.
Nördlich der Krim wurden Ukr Truppe auch am 24.2. noch komplett im offenen überrascht.)
Ich denke was hier umgesetzt wird ist mit der Maginot-Linie nicht vergleichbar. Sinn der Maginot-Linie war es eine Art undurchdringlichen Burgwall zu schaffen ausgerichtet nach Osten. Dort waren alle Kräfte inklusive einfahrbarer Geschütze und kilometerlanger Gänge auf mehren Geschossebenen gebunden. Das ist hier nicht der Fall und ich denke jedem baltischen Militästrategen ist das Versagen der Maginot-Linie bewusst. Wie gut das Aufhalten bis Hilfe kommt funktioniert, sah und sieht man in der Ukrine. Wenn denn jemand kommt.
Nun wird man wohl in den baltischen Staaten nicht unbedingt die Baukunst von Vauban kopieren wollen. Doch hat der Ukrainekonflikt gezeigt, daß “ Drachenzähne“ wohl noch nicht aus der „Mode“ gekommen sind.
@KPK:
„Gegenangriffskräfte von PanzertruppEN stellen absehbar ausschließlich Alliierte“
Warum das? Was macht die Litauen-Brigade dann da?
was ebenso fehlt sind ausreichend Pioniere.
Gerade wenn zuvor Brücken gesprengt wurden usw.
Alle historischen Bezüge auf Maginot etc. laufen daran vorbei, dass wir heute wieder eine massive Überlegenheit der Defensive auf dem Schlachtfeld haben. Die klassischen Bunkerknacker des 2WK überleben heute nicht mehr lange genug, um noch wirken zu können: Nahkämpfer mit Hohlladung und Artillerie/Panzer im direkten Richten auf wenige hundert Meter. Das war einmal. Bunker auf der taktischen Ebene, u.a. für Gefechtsstände und Drohnenoperateure, Verwundetenversorgung und Nachschub, die haben heute mehr Wert, als noch in Kriegsbildern des Kalten Krieges. Bei Durchschnittlich 230km Tiefe des Raumes zwischen Ostsee und Rußland und den vielen kleinen, mittleren und großen Seen (Peipus) kann m.E.n. durchaus eine wirksame Verteidigung in günstigem Gelände geschaffen werden. Nicht so irre grenznah wie die Maginotlinie. Sondern außerhalb der normalen Artilleriereichweite +X. Und das Wichtigste ist: Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit. Dann würde ein russischer Überraschungsangriff sehr, sehr erschwert.
Ostwall, Westwall, Maginot, Berliner Mauer usw. Hat noch nie funktioniert- Traumtänzerstrategie. Die billigste Drohe klärt doch jede Abwehrstellung auf- kein Gegner wird in das offene Messer rennen.
Ok, danke. Das mit den Wallmeistern war mir bekannt, ich dachte allerdings das sie die Sprengmittel nur noch scharf machen mussten. An Transport hatte ich tatsächlich nicht gedacht, scheinbar war das aber alles im V-Fall umsetzbar, dann sollte das natürlich auch im Baltikum funktionieren.
Was mich allerdings stört ist der Vergleich von feldmäßigen Ruinenbefestigungen innerhalb ziviler Baustrukturen mit vorbreiteten Sperranlagen/Bunkern. Für mich haben die zerstören Städte z.b. den Vorteil, das sie vielfältige Verteidigungsmöglichkeiten bieten, die dem Angreifer vorher in Art, Umfang und Stärke nicht bekannt sind. Ergo kann er seinen Waffeneinsatz auch nur grob voraus planen. Bei Bunkern ist das im Vorfeld ja bekannt wo sie sind (ja ich weiß, Hürtgenwald war für die US 28. + 4. Inf.Div. trotzdem eine schlechte Überraschung ), bei heutiger Präzisionsmunition mit entsprechender Penetrationsfähigkeit sehe ich diese Bauwerke eher als Todesfallen an.
Das einzige was Durchaltefähigkeit heute, besonders auch im Zeitalter von Drohnen, sichert, ist ein hoher Grat an (geschützter) durchsetzungsfähiger Mobilität verbunden mit einer ebenso hochmobilen, leistungsstarken Flugabwehrfähigkeit . Wenn die Systeme dabei möglichst klein sind, steigt die Agilität und eine Feindaufklärung wird in gleichem Maße erschwert. Was widerrum dem Durchhaltevermögen zugute kommt.
Bunker in großer (!) Anzahl wären daher für mich nicht das Mittel der Wahl. Das Geld ist in kleine, mobile und schlagkräftige Waffensysteme besser investiert.
Guten Abend @Chris,
bezüglich der Frontberichte Seitens unserer großen Printmedien sollte man Vorsicht walten lassen. Jede Abschuss wird zu einem Wendepunkt hochstilisiert. Es existierten aber genügend Kanäle, die ein weitaus differenziertes Bild der Frontlage zeichnen.
Schlüsselpositionen z.B. sind Häfen weil dort große Mengen an Kriegsmaterial gelöscht werden. Sollte es jetzt einem potenziellen Angreifer gelingen einen dieser neuralgischen Punkte einzunehmen gewinnt er dadurch weitaus mehr Vorteile als wenn er jetzt gegen diese Festungsanlangen anrennen würde.
Solche Verteidigungsgürtel lassen eignen sich auch für Finten Seitens des Angreifers
Unabhängig von der konkreten Ausgestaltung dieser Anlagen – die uns allen (und damit auch dem möglichen Gegner) hoffentlich verborgen bleiben wird – ist dies auf jeden Fall ein sinnvoller Baustein einer Verteidigungsstrategie. Allein schon, weil diese Anlagen Kräfte und Munition binden und für einen möglichen Angriff/Überfall berücksichtigt werden müssen. Ein Angriffsplan auf das Baltikum wird hier also so oder so um eine Komplexitätsebene erweitert. Die Schwächen und Gefahren linearer Verteidigungsstellungen sind sicherlich allen Beteiligten bewusst.
Da ich erst kürzlich im Baltikum war und mit sehr vielen Menschen habe sprechen können ,erlaube ich mir folgendes Urteil:
Die Balten sind im Gegensatz zu unserer Gesellschaft äußerst geschichtsbewusst, sensibel in Bezug auf das Verhalten ihrer russischen Minderheiten, ausgestattet mit einem gehörigen Selbsterhaltungstrieb und natürlich haben sie einen enormen, nicht zu unterschätzenden Verteidigungswillen!
Das ist beispielhaft und davon könnte sich unsere Gesellschaft mehrere dicke Scheiben von abschneiden!
Sie gehen eben völlig pragmatisch mit ihrer russischen Bedrohung um ohne in larmoyantes Wehklagen nach westlichem Muster zu verfallen. Sie packen einfach an!
Geradezu niedlich finde ich hier geäußerte Bemerkungen zu deren Verhalten gegenüber der russischen Minderheit.
Bekanntermaßen erhebt doch Putin den Anspruch auch im Ausland Russen mit grünen Männchen „beschützen“ zu wollen.
Was denn bitteschön sollen die Balten mit 60% der russischen Minderheit machen, die sich nicht in der Lage sieht ein klares Bekenntnis zum baltischen Staat abzugeben und vielleicht oder womöglich Putin-Jünger sind, die um Hilfe rufen könnten und dieser „Hilferuf“ bereitwilligst erhört wird? Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Die Balten sind eben auch noch lernfähig und schon gar nicht blöd.
Realistisch sind sie sowieso.. Sie müssen keineswegs belehrt werden, das im Konfliktfall kaum viele satte Westeuropäer auch nur einen Finger trotz Nato-Mitgliedschaft für sie rühren würden. Das Beispiel Ukraine lehrt sie doch geradezu vorbildlich, wie zum Beispiel verbindliche Munitionszusagen schlicht und einfach mangels Willen nicht eingehalten werden.
Diese weiterführende Erkenntnis, dass ohne Atomwaffen die Staatlichkeit ein Ende haben könnte, hat die Ukraine und andere längst und fliegt uns auch noch um die Ohren, wenn Trump Präsident wird und sich von Europa abwendet.
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Woran war nochmal die ukrainische Offensive im letzten Sommer gescheitert? Neben der nicht vorhandenen Lufthoheit ja wohl auch an den massiven Feldbefestigungen, die zu überwinden waren.
Und den Planern eines solchen Sperrgürtels sollte man doch soviel Kompetenz zugestehen, dass sie aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse berücksichtigen.
Die ukrainische Sommeroffensive ist durch mangelhafte Aufklärung und daraus resultierend falsch eingesetzten Kräfte verloren worden. Der Materialmangel kommt noch oben drauf.
Es gibt keine zu starken Befestigungen. Wenn diese aufgeklärt und die benötigen Fähigkeiten vorhanden sind, wird jede statische Einrichtung über kurz oder lang zur Todesfalle.
Es sei denn, sie kämpft nicht für sich alleine, sondern wird aus dem rückwärtigen Raum mit weitreichenden, mobilen Flächenwaffen im eigenen Vorfeld unterstützt, muss die Hauptlast der Abwehrkämpfe also nicht alleine tragen und wird zusätzlich durch reichweitenstarke Flugabwehr geschützt.
Eine tiefe, vernetzte Staffelung ist hier bestimmt sehr hilfreich, dürfte bei der geringen Tiefe des eigenen Raumes allerdings herausfordernd werden.
Klugschiss Ende.
Die Maginot Linie hat mMn funktioniert, Wehrmachtstruppen sind wegen dieser durch Belgien marschiert, anstatt sie frontal anzugreifen. Dass der Weg durch Belgien vergleichsweise offen war, zeugt nicht von der Ineffektivität der Maginot Linie.
Wer jetzt glaubt, dass jede Wald-und-Wiesen-Feldbefestigung oder jeder Bunker auf taktischer Ebene mit Präzisionsmunition bekämpft werden könnte, der unterschätzt deren Verfügbarkeit. Und auch eine iranische Drohne wird ihre liebe Mühe mit einer überdecken Stahlbetondecke haben. Aber gut, dass jetzt die Chairforce den doofen Balten jetzt die Welt erklärt – was würden sie nur ohne uns machen….
[blockquote}Bernd Schmidt sagt:
20.01.2024 um 19:11 Uhr
Ostwall, Westwall, Maginot, Berliner Mauer usw. Hat noch nie funktioniert- Traumtänzerstrategie. Die billigste Drohe klärt doch jede Abwehrstellung auf- kein Gegner wird in das offene Messer rennen.[/blockquote]
Ich glaube auch der Letzte hat nun begriffen das es hier um Bunker im Sinne von (kleinen) befestigten Unterständen, Depos etc. geht und nicht um Festungswerke.
Das dabei die Ukraine, ähnlich wie Russland, auf mobile stählerne Bunker im ISO-Containerformat setzt wird im Netz seit rund einem Jahr verbreitet, wobei ich nirgendwo etwas über deren tatsächlichen Einsatz finden kann, weiß da jemand mehr?
Nebenbei bemerkt, welche große Rolle größere Bunker erlangen können haben wir alle anhand des Azovstal-Werkes miterleben können, wo wochenlang enorme russische Kräfte und Material gebunden waren.
In welchem Zusammenhang damit die Berliner Mauer genannt wurde erschließt sich mir nicht, aber das muss hier auch nicht erörtert werden.
@54er
Angeblich sollen da thermobarische Wirkmittel hilfreich sein, deren Einsatz man aber bisher selten gesehen hat (Mariupol). Vielleicht weil die TOS als Hochwertziele auch sehr verwundbar sind?
Könnte man damit sich auch eine Minengasse freischießen? Mit Art hat das Montgomery vor El Alamein gg. Rommels Minengürtel geschafft.
Guten Tag @Nicolo15,
bitte berücksichtigen Sie, dass bei einem möglichen Angriff der Russen gegen das Baltikum dieser als Nebenkriegsschauplatz bewertet werden sollte. Moskau würde sich wohl eher darauf konzentrieren die Seewege zu stören. Einer der Schlüssel hierfür wäre Island. Konvois mit kriegswichtigem Material müsste nämlich direkt über den Atlantik verschifft werden und wer diese Insel kontrolliert kann von dort aus jeglichen Schiffsverkehr empfindlich stören.
Die Ukranie ist eine Art Bruderkrieg, wir spielen hier aber ein Szenario durch in welchem es darum geht eine der Weltmächte KO setzen zu können. .Es mögen ja nette Menschen sein aber deren Streitkräfte sind in ihrer Gesamtheit so überschaubar, dass sie bei einem Krieg globalen Ausmaßes kaum eine Rolle spielen würden.
Als Beispiel möchte ich hier die Operation Enduring Freedom anführen. Eine mögliche Koalition kann sich aus noch so vielen Ländern zusammensetzen, die Hauptlast trägt immer die Leadnation. Und der gilt es einen empfindlichen Schlag nach dem anderen zu verpassen. Aber nur dort wo es einem einen taktischen und strategischen Vorteil verschafft.
Die Linie müsste mehrstufig und tief gestaffelt sein damit der Feind sich totläuft.
Dazu kommt, das Ganze ist auch Richtung Königsberg erforderlich.
Logistikzentren/rückwertige Dienste müssen verbunkert angelegt werden und gleichzeitig muss sichergestellt werden, das die Truppen lange ihre Mobilität und Versorgung behalten. Die müssten dort lange versorgungsunabhänig agieren können, weil eine Versorgung per Schiff und Flugzeug nicht als gesichert angesehen werden kann. Das bei intensivsten Kampfhandlungen mit eventuell hohen Verlusten. Ein Verlust der Suwalkilücke ist zumindest in der Planung zu berücksichtigen. Zumindest zeitweise.
Trotz stationärer Verteidigungsanlagen kommt man um eine hochmobile Gefechtsführung nicht herum. Ausweichstellungen müssen in großer Zahl angelegt werden. Schon damit der Gegner es bei der Zielauswahl nicht zu einfach hat. Lange an einem Ort zu verweilen ist der sichere Tod.
Dazwischen noch die Zivilisten. Im Fall des Falls sind die ein massiver Störfaktor.
Wie realistisch ist so was?
Eine völlig richtige und uneingeschränkt zu begrüßende strategische Maßnahme der baltischen Staaten. Der Krieg in der Ukraine hat beispielhaft bewiesen, wie wichtig und nützlich solche befestigten Verteidigungsanlagen sind. Clever ausgeführt (und davon gehe ich bei den baltischen Staaten aus) haben sie sowohl eine abschreckende Wirkung auf Russland, außerdem können sie das Problem der sehr geringen strategischen Tiefe der baltischen Staaten zumindest abmildern. Und Zeit verschaffen für den Nachschub über See. Der wird nach dem NATO Beitritt von Finnland und – hoffentlich bald auch – Schweden möglich sein, denn die russ. Häfen in St. Petersburg und Kaliningrad lassen sich mit den Marinekräften von Finnland, Schweden, Dänemark, Deutschland und Polen blockieren. Sehr wichtig wäre allerdings auch, dass Polen ebenfalls mitzieht, und durch solche Verteidigungsanlagen gegenüber Kaliningrad und Belarus sowie einen massiven Schutz der Suwalki-Lücke die Bewegungsfähigkeit der russ. Armee weiter einschränkt.
Ferner wäre auch eine robuste strategische Kommunikation notwendig: Ein klares Signal an Russland, dass bei einem Angriff auf die baltischen Staaten die Verteidigung dieser auch über eine Einnahme Kaliningrads erfolgen würde.
@Wandersmann:
„bitte berücksichtigen Sie, dass bei einem möglichen Angriff der Russen gegen das Baltikum dieser als Nebenkriegsschauplatz bewertet werden sollte. Moskau würde sich wohl eher darauf konzentrieren die Seewege zu stören. Einer der Schlüssel hierfür wäre Island. Konvois mit kriegswichtigem Material müsste nämlich direkt über den Atlantik verschifft werden und wer diese Insel kontrolliert kann von dort aus jeglichen Schiffsverkehr empfindlich stören. “
Ihre Äußerungen hier lassen sowohl auf sehr geringe militärische Kenntnisse, als auch auf eine große Unkenntnis der Situation in Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine schließen: Die russ. Marine hat doch im schwarzen Meer eine ganz empfindliche strategische Niederlage einstecken müssen. Und zwar sogar gegen ein Land ohne (!!) Marine. Die Ukraine hat die russ. Flotte komplett aus dem westlichen Teil des Schwarzen Meeres vertrieben. Sie haben die Schlangeninsel zurückerobert, ihre Bohrplattformen westlich der Krim, und die Ukraine war sogar in der Lage, einen sicheren Korridor für die Schiffahrt einzurichten! So dass inzwischen sogar mehr Tonnage aus der Ukraine verschifft wird, als vor dem 24.02.22. Ein nicht zu unterschätzender Erfolg für die Ukraine, und ein großer Segen für viele ärmere Länder, die dringend auf das ukrainische Getreide angewiesen sind.
Ihre Vorstellung, Russland könnte Island erobern und den Nachschub über den Atlantik unterbinden (der ohnehin nicht über Island laufen würde, wohlgemerkt, die Hauptrouten verlaufen viel weiter südlich), ist naiv. Über eine solche Fähigkeit verfügt die russ. Marine nicht.
@54er, eine Offensive gliedert sich in mehrere Phasen. Der ukrainsichen Armee es weder gelungen den Gegner niederzuhalten noch war es ihr möglich die eigenen Truppen effektiv verbergen zu können. Nur ca 3% der Granaten waren für den Einsatz zur Schaffung einer Nebelwand vorgesehen. Die Absicherung einer möglichen Durchbruchstelle konnte auf Grund des Einsatzes russischer Helikopter sowie mobilen Panzerabwehrtrupps auch nicht erreicht werden. Außerdem gelang es den ukrainischen Streitkräften auch nicht die physischen Hindernisse zu beseitigen.
Der Russe verfügt aber über genügend Wirkmittel um so einen Durchbruch erzwingen zu können. Das stellt sich schon die Frage was die Balten einem massierten Einsatz mechanisierter Kräfte entgegenzusetzen hätten?
Da ja jegliche Kampfhandlungen durch eine massiven Feuerschlag eingeleitert werden sei auch hier die Frage gestattet, inwiefern und wie lange diese Anlagen eine richtigen Feuerwalze aus Rohr und Raketengeschossen standhalten würden.Eine der russischen Taktiken besteht ja darin, erst ein konzentrierten Artillerie-Angriff zu starten der zum Ziel hat eine Lücke in die Verteidigungsstellungen zu reißen, damit in der zweiten Phase dann diese durch mechanisierte Kräfte durchstoßen werden soll.
Zumal und das ist der wichtigste Punkt greift ein Angreifer nur dort an wo er sein Potenzial voll zur Entfaltung bringen oder er sich einen strategischen Vorteil verschaffen kann.
Hallo @OG a.D.,
wenn ich diese umgehen kann, dann hat sie ihre Wirkung verfehlt. Außerdem wird keine Armee so ja wahnsinnig sein eine Befestigungsanlage so einer Größenordnung frontal zu attackieren. Im Krieg kommt es auf die richtige Taktik und Timing an. In einem modern Bewegungskrieg können solche Stellungen auch leicht isoliert werden.
@Wandresmann: Aber schauen Sie doch in die Ukraine.
Trotz massiver Artillerie, Drohnen, Marschflugkörper und hunderttausenden Soldaten gelingt es Russland nicht, durch zu brechen.
Bachmut wurde ei genommen, danach kam keine Stadt mehr.
Bei Awdijiwka wurden in Monaten ein paar hundert Meter Gelände gewonnen.
Was die russische Minderheit angeht, da bin ich nicht so sicher, ob diese einen Angriffskrieg Russlands unterstützen würden.
Das dachte sich ja auch Putin, dass er quasi mit offenen Armen in der Ukraine begrüßt wird. Aber viele Menschen im Osten des Landes, die russisch sprechen, haben sich auf die andere Seite gestellt.
Was mich sehr interessiert, ist die Frage, inwieweit wird die Bundeswehr in diese Planung einbezogen? (und auch Kanada und Großbritannien).
Deutschland stellt eine Brigade auf, und ist ja jetzt schon mit über 1.000 Soldaten und Soldatinnen vor Ort, Kanada und Großbritannien in Estland und Lettland .
Gibt es Pläne, wie man dann gemeinsam diese Anlagen nutzt, verteidigt, verstärkt?
@Wandersmann
„Da ja jegliche Kampfhandlungen durch eine massiven Feuerschlag eingeleitert werden sei auch hier die Frage gestattet, inwiefern und wie lange diese Anlagen eine richtigen Feuerwalze aus Rohr und Raketengeschossen standhalten würden….“
Nach fast zwei Jahren eine einfache Antwort sehr lange. Entweder bindet man die Masse seien Artillerie (und gibt sie der Bekämpfung preis) und Logistik damit 100.000 Granaten auf den Feind zu schießen oder verbraucht Massiv seine Präzisionsmunition die für Hochwertziele im SP gedacht sind um Gräben und kleine Betonkästen zu vernichten. Besser kann es für die NATO nicht laufen alleine weil einem so viel Zeit geschenkt wird.
„Zumal und das ist der wichtigste Punkt greift ein Angreifer nur dort an wo er sein Potenzial voll zur Entfaltung bringen oder er sich einen strategischen Vorteil verschaffen kann.“
Also nicht im Baltikum? Oder greift er da an wo es politisch gewollt oder strategisch günstig ist und aus operativer ebene macht man das beste draus?
Die Grenze zu Russland im Baltikum hat im Norden erstmal ganz viel Wasser und sonst den Großteil des Jahren ausgedehnt Sumpf und Überschwemmungsgebiete die nicht gangbar sind und so bleiben die einzelnen mal mehr mal weniger leistungsfähigen Verkehrswege in ausgedehnten Wäldern. Die Bewegung Korridore sind eher auf Einheit- und Verbandsebene. Und wie kann man jetzt sicherstellen das Kräfte im Wald im Zuge dieser Verkehrswege nicht durch Artilleriekräfte vor den eigenen Spitzen zerschlagen oder raus gedrückt werden?
Feldbefestigungen wären doch eine Idee die die Durchhaltefähigkeit und den Einsatzwert von infanteristischer Kräfte im ohnehin durchschnittenen Gelände weiter zu steigern.
Guten Abend @FreeEurope, Marinekräfte haben in diesem Konflikt bisher kaum eine Rolle gespielt, Was nützt da diese „empfindliche strategische Niederlage“ wie Sie es so schön formuliert haben, wenn sich das Gleichgewicht zu Ungunsten der Ukraine entwickelt?
Natürlich könnte die russische Marine Island einnehmen. Sie dürfen diesen Regionalkonflikt nicht als Maßstab für ein Szenario nehmen welches z.B. einen Angriff auf die Nato vorsieht. In solch einem Fall spielt die zivile Seefahrt eine zentrale Rolle. In Kriegsfall müssten Spedition und Reedereien ihren Fuhrpark oder ihre Flotte nämlich den Behörden zur Verfügung stellen.
@FreeEurope sie vergessen hier die russische Ubootflotte, die 67 Einheiten umfasst und die Backfire-Verbände. Ohne einen aktiven Luftschirm, wäre eine Seeblockade somit nicht umsetzbar. Man würde die eigenen Kräfte zu Zielscheiben degradieren. Bei der Seekriegsführung ginge es vorallem darum die Schiffahrtsrouten frei zu halten. also die Bekämpfung dieser Ubootflotten.
In der modernen Kriegsführung sind solche Blockaden nicht umsetzbar. Entweder marschiert man da ein oder zerstört die Anlagen.
@ Wandersmann
Man sprach in der obigen Meldung von „Anti-mobility defensive installations“ – nicht von großangelegten Festungswerken etc.
@Chris hat bereits etwas zum Gelände und den damit zusammenhängenden Bewegungsachsen geschrieben, dem ich so zustimmen kann. Es geht insgesamt also eher darum, den Gegner zu lenken, ihn zu verlangsamen und gleichzeitig abzunutzen. Dazu brauche ich keine massiven Forts, wie es beispielsweise die Schweiz mal andachte, sondern nur geschickt vorgeplante Verteidigungsstellungen, die bis zu einem gewissen Grad bereits ausgebaut sind und bei denen Truppe anschließend nach Auftrag vorerkunden und ggf. vorbereiten kann. Leise grüßt das FULDA GAP von anno tobac, denn da gab es damals auch oft „zivile“ Reisegruppen mit riesigen Karten, die durch die Wälder irrten… ;-)
Guten Abend @Nurso, der Russe hat sich so wie scheint mit dem Einmarsch in die Ostukranie verkalkuliert. Es sollte ein kurzer Handstreich werden und endete in einem konventionellen Krieg. Moskau ist ja erst später dazu übergegangen seine Truppen massiv aufzustocken. Dadurch ist Russland dort in die Defensive geraten nur spielt der Faktor Zeit Putin in die Hände und nicht der Ukraine. Die russische Armee konnte sich so wie scheint deshalb immer besser auf die neue Situation einstellen. Man sollte außerdem bitte nicht vergessen, dass die Front eine Länge von ca 1200 Kilometer aufweist und auf der gesamten Länge hin Kämpfe stattfinden. Das ist schon ne große Hausnummer.
Zur Planung durch die Bundeswehr wie sie auf mögliche Gefahren oder Verschärfungen reagien wird, sei bitte angemerkt, dass sie ein Instrument des Parlaments ist. Dieses gibt den Auftrag vor, der aber immer auf der gültigen Gesetzeslage fußt. Die angestrebte dauerhafte Stationierung besagt deshalb erstmal gar nichts. Auftrag, Umfang und Dauer werden en dé·tail im Bundestagsmandat festgeschrieben. So sieht es das GG vor.
Sie können aber sicher sein das bezüglich sicherheitsrelevanter Aspekte wie Schutz und Kontingentaufstockung alles als geheim eingestuft werden wird. Erstmal dient es den Schutz der Soldaten und zweitens gehören solche Details nicht in den Zivilbereich. Deshalb können Sie sicher sein, dass ein Großteil aller Daten bezogen auf die Streitkräfte der Verschleierung dienen.
[Ich weiß jetzt nicht, von welchem Bundestagsmandat Sie sprechen, das das Grundgesetz vorsehe? Bringen Sie da evtl. was mit den Auslandseinsätzen außerhalb des NATO-Gebiets durcheinander? T.W.]
@Segestes
Atomwaffeneinsatzdrohungen und „man müsse russische Vorstellungen“ berücksichtigen? echt jetzt? Die taktischen Atomwaffeneinsätze haben wir jetzt schon wie oft in der Ukraine gesehen?
Wie wäre es, wenn sich „Russen“ in den baltischen Stasten integrieren oder in ihr geliebtes Heimatland zurückkehren?
Im übrigen wollen viele „Russen“ in den baltischen Staaten gar nicht heim ins Reich.
Vielleicht sollte man russische Vorstellung, geprägt von Faschismus Imperialismus und Genozidplänen mit aller Entschlossenheit entgegenstellen?
600 Taurus die in militärischen Anlagen in Russland einschlagen wären zb so eine Entschlossenheit, das man Partner/Verbündeten nicht hängen lässt. Aber man will ja immer nicht eskalieren…
Hallo @chris, der Russe verschießt täglich mehr Granaten als die Ukraine, weil dieses riesige Land über weitaus mehr Rohstoffe und größere Porudktionskapazitäten verfügt als Kiew, die außerdem auch, im Gegensatz zu den auf dem Kriegsschauplatz befindlichen, unbeschadet produzieren können.
Da sei bitte auch noch angemerkt, dass die Taurus da wenig bewirken können, weil schlicht Trägersysteme fehlen und die feindliche Luftabwehr vollständig intakt zu sein scheint. Die schießen die Dinger einfach ab….
Das Ziel dürfte im Fall eines Angriffs aber wohl kaum das Baltikum sondern die Nato sein. Da wäre ganz Europa eine potenzielles Aufmarsch- bzw. Einfallsgebiet,
Wo sie die topografischen Gegebenheiten erwähen sei angemerkt, dass bei einem möglichen Angriff auch diese in die strategischen Überlegungen des Kreml miteinbezogen werden. Zumal man sich unter solchen Bedingungen überlegenn sollte inwiefern die Nato da Resevern hinverlegen könnte. Können die nicht angreifen dann können wir da auch nichts verteidigen. Wichtig wären hier also die Seewege und da würden überall Uboote lauern. Wie ist es denn z.B. um die Ubootabwehr der westlichen Streitkräfte bestellt?
@OG a.D.: Die Maginot-Linie hat eben nicht funktioniert!! Weder strategisch, operativ, noch taktisch. Auf dem Höhepunkt der Schlacht um Frankreich hat die Wehrmacht an zwei Stellen (in der Pfalz und am Oberrhein) innerhalb eines Tages den Einbruch und unmittelbar darauf den Durchbruch geschafft. Um die besten frz. Divisionen dort weiter zu binden. Wie schon in einem anderen Kommentar geschrieben: DAMALS konnte bei Luftüberlegenheit des Angreifers und zeitgemäß schlechten Aufklärungsmitteln des Verteidigers in alle Ruhe die Wirkmittel/Waffen zum Durchbruch bereitgestellt und eingesetzt werden. Und das ist heute eben anders. Alle Seiten werden über eine umfassende Auflärung verfügen, auch aus der Deckung heraus kann sehr weitreichendes Feuer gelenkt werden, das aus mobilen Feuereinheiten tief im Hinerland kommt… Der Rest ist schon in anderen Kommentaren geschrieben worden.