Merkposten: FCAS auf der Kippe?
Das ist angesichts von NATO-Gipfel und andauerndem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine untergegangen, deshalb zumindest fürs Archiv nachgetragen: Eines der größten multinationalen Rüstungsprojekte mit deutscher Beteiligung, das deutsch-französisch-spanische Future Combat Air System (FCAS), könnte auf der Kippe stehen.
Darauf deutet eine Formulierung im jüngsten Rüstungsbericht hin, den das deutsche Verteidigungsministerium am vergangenen Mittwoch veröffentlichte und die bisher weitgehend unbeachtet blieb:
Das Future Combat Air System (FCAS) bezeichnet den Systemverbund (System of Systems) luftgestützter bemannter und/oder unbemannter bereits existierender und zukünftiger Waffensysteme sowie weiterer, nicht notwendigerweise luftgestützter Sensoren. Innerhalb des FCAS wird das Next Generation Weapon System (NGWS) die zukünftige Kernfähigkeit in einem Future Operating Environment abbilden. Dabei ist das NGWS ein eigenes „System of Systems“, bestehend aus einer bemannten oder optional bemannten Plattform (Command Fighter) und unbemannten Komponenten (Remote Carriers [RC]), das in den FCAS-Verbund zu integrieren sein wird. Es soll ab 2040 sukzessive alle Funktionen von offensiven und defensiven Luftoperationen übernehmen. (…)
Stand und Entwicklung des Projektes:
Mit Abschluss des IA 3 wurde der Weg für eine Fortsetzung des Kooperationsprojektes auf Auftraggeberseite geebnet. Die Unstimmigkeiten zwischen den Industrien – hier insbesondere zwischen Dassault Aviation und Airbus – führen zu einer Verzögerung des Starts der nächsten Phase (Technologiematurierung). Sollte auch weiterhin keine Einigung gefunden werden, die die Interessen aller
drei Nationen nach einer Beteiligung auf Augenhöhe erfüllt, ist die Fortsetzung der Kooperation zu hinterfragen.
(Hervorhebung T.W.]
Die Aussage ist vor dem Hintergrund der jüngsten Äußerungen des Chefs der französischen Luftfahrtfirma Dassault zu sehen. Am Dienstag hatte Eric Trappier nach einem Bericht der französischen Zeitung La Tribune auf die Unstimmigkeiten hingewiesen:
Der Chef von Dassault Aviation, Eric Trappier, erinnerte am Dienstag, den 28. Juni, bei einer Gedenkfeier für die 79 Märtyrer des Flugzeugbaus der Société nationale des constructions aéronautiques du Sud Ouest während des Zweiten Weltkriegs in Mérignac im Département Gironde daran, dass Frankreich seine kritischen Kompetenzen im Bereich der Luftfahrt und der Verteidigungsluftfahrt bewahren muss, damit unsere Piloten morgen die beste Ausrüstung zum besten Preis erhalten.(…)
„Irgendwann muss man sagen können, ob man es schafft, das Projekt zu starten oder nicht! […] Kooperation kann besser sein, wenn sie effizient ist, aber wenn sie mehr kostet und weniger effizient ist, dann ist es keine Schande, alles alleine zu machen!“
Auf dem Paris Air Forum Anfang Juni hatte sich der Chef von Dassault Aviation etwas diplomatischer gezeigt und auf das Risiko großer Verzögerungen statt auf das Risiko einer Aufgabe hingewiesen.
Die Probleme mit der fehlenden Einigung auf Ebene der Industrie hatte auch der Haushaltsausschuss des Bundestages im vergangenen Jahr angesprochen. Ob mit den aktuellen Aussagen beider Seiten nur Druck aufgebaut werden soll oder ob das Projekt tatsächlich gefährdet ist, muss sich da noch zeigen.
(Foto: FCAS-Pavillon nur der deutschen beteiligten Firmen auf der ILA Berlin 2022)
Was die Trägerfähigkeit angeht, muss ich auf die F-4 Phantom verweisen.
Sehr robust und daher sehr geschätzt bei der Luftwaffe.
Könnte also auch bei FCAS Vorteile haben, wenn man ein robustes Luftfahrzeug baut.
Zur F-35/Rafale /F-18: Der Rafale ist bei niedriger Geschwindigkeit und Flughöhe sehr gut.
In großen Höhen, Entfernungen und Steigrate weniger gut.
Das liegt aber daran, wofür ein Luftfahrzeug benötigt wird.
Die F-35 zielt auf Abstand und Tarnung ab.
Der EF ist ein Abfangjäger (Steigrate).
Was unseren Nachbarn links des Rheins leider nicht klar ist :
Welches Luftfahrzeug bleibt uns denn für die NT?
Manche Franzosen echauffieren sich, dass man nicht den Rafale dafür in Betracht gezogen hat.
Aber würde Hr Trappier die Konstruktion der Rafale offen legen?
Gleiches bei der P-8.
Welchen gleichwertigen Ersatz gibt es denn?
Das Problem ist, dass FCAS und Co politisch motiviert sind.
Es macht weder für Frankreich Sinn, noch für Deutschland.
Wir sind zu unterschiedlich.
@Jean-Pierre:
Atomwaffen: Französische oder amerikanische?
für die US-amirkanischen Atomwaffen ist eine Zertifizierung notwendig, die die Übergabe sämtlicher relevanter Unterlagen beinhaltet. Würde das Dassault tatsächlich machen?
Ich verstehe nicht wie die Flugzeugträgerfähigkeiten ein Problem für den FCAS darstellen sollen. Die Luftwaffe hatte F4s und bestellt F35s, beide Flugzeuge haben eine Trägerversion. Gab es ein Problem? Wenn man, von Anfang, an die Trägerversion entwickelt ist nie ein Problem, wie die F4, F18, Rafale und F35 bewiesen haben. Außerdem entwickeln die Französen einen neuen Atomflugzeugträger groß genug, und werden dieses neue Schiff an das NGF Flugzeug anpassen, nicht das Gegenteil. In letzter Zeit Flugzeugträger hat sich seine Nützlichkeit gegen Serbien, Libyen, den Irak bewiesen, bevor man, mit Landflugzeuge in einem „neutralen“ Land, ersetzen konnte.
@ Nurso
Man steckt bei den Kampfflugzeugen der 6. Generation in einem Dilemma.
Man möchte sie stealthy und deswegen mit großer interner Waffenlast, aber auch mit großer Reichweite bauen. Im Klartext: Diese Flugzeuge werden zwei Triebwerke brauchen und werden insgesamt sehr groß und schwer.
Für ein Landflugzeug kein großes Problem. Für ein Trägerflugzeug aber ein sehr großes. Die baut man möglichst kompakt.
Und damit kommen wir zum Hauptproblem des NGF. Welche Möglichkeiten gibt es, hier den goldenen Mittelweg zu erreichen, ohne eigentlich zwei Flugzeuge zu bauen, oder ein schlechtes? Ich denke, es gibt keinen Weg.
Die Erfahrung der Amerikaner beim F-35-Programm hat klar gezeigt, dass F-35A, B und C besser drei getrennte Projekte gewesen wären, weil zu viele Kompromisse eben am Ende kein optimales Flugzeug entstehen lassen.
Ich glaube, dass es nur dann die Möglichkeit gibt, zwei Flugzeuge zu entwickeln, WENN NGF und Tempest ein Programm werden. Dann hätte man dafür die Ressourcen, in Entwicklung und Finanzierung, das Projekt zu teilen. Alleine schafft man das nicht.
Deutschland und Spanien müssen sich jetzt entscheiden.
Hallo zusammen,
@Nurso:
Da kann ich Ihn nur zustimmen (ausser vielleicht bei der P-8 Frage).
@Der Realist:
„Das NGF wird, Stand heute, auch eine Zukunft als unbemannte Version beinhalten“ mich wurde sehr interessieren, woher Sie diese Info haben? Denn bis jetzt konnte ich in keine Unterlage lesen, dass der NGF „Stand heute“ auch unbemannte sein soll. Falls sie Links dazu haben immer her damit, wurde ich wirklich sehr gern lesen.
Was die Marine Version angeht, sehe ich (genauso wie pak) nun wirklich nicht wo das Problem ist. Es war von Anfang an klar, dass FRA unbedingt darauf bestehen wird, deswegen sagte England an FRA „No thanks“.
Es war übrigens auch ein Grund wieso FRA damals das EF Programm verlassen hat, was sehr wahrscheinlich damals vielen FRA nicht zugetraut hätten.
In solche Programme gibt es immer Punkte die nicht verhandelbar sind. DEU und SPA haben es akzeptiert und werden sich bestimmt über die Bestellung von FRA sehr freuen.
Ich bin ausserdem fest davon überzeugt, dass die Flugzeugträger in der Zukunft immer noch eine sehr große Rolle spielen werden. Schon einmal überlegt wie sie einen Einmarsch von China in Taiwan ohne Flugzeugträger verhindern können? Und sagen Sie mir nicht von Stützpunkte von Nachbarländer, denn wer diese Möglichkeit als einzige Option hat, ist nun definitiv nicht mehr souverän.
In Europa wird deshalb nur FRA als NATO Partner wirklich hilfreich sein können, denn die italienischen F-35B und wahrscheinlich auch die zukünftige spanische F-35B eine zu schwache Reichweite haben werden.
Sicherlich wird einen einzigen Flugzeugträger nicht genug sein. Aber wer weiß, vielleicht wird sich DEU auch bald einen schaffen. Vielleicht sogar ein gebrauchte aus der USA 😉
@Nurso
„Die Erfahrung der Amerikaner beim F-35-Programm hat klar gezeigt, dass F-35A, B und C besser drei getrennte Projekte gewesen wären.“
Das hat die Luftwaffe nicht verhindert, F35 mit geschlossenen Augen, einzukaufen
Hallo aussensteher,
„Atomwaffen: Französische oder amerikanische?“ Das ist eine sehr interessante Frage, denn Macron (genauso wie Francois Hollande vor Ihm) versucht schon seit einige Zeit die französische Atom Bombe an DEU und der EU schmackhaft zu machen.
Dies wurde unter andern im Finanzierungsgesetz für 2022 erneut erwähnt:
„Der Staatschef (Macron) schlägt eine Vertiefung des europäischen strategischen Dialogs über die „Rolle der französischen nuklearen Abschreckung in unserer kollektiven Sicherheit“ vor. (…) Der Präsident der Republik erklärte, dass „die europäischen Partner, die diesen Weg beschreiten wollen, an den Übungen der französischen Abschreckungstruppen beteiligt werden können“. Der oben erwähnte Strategische Kompass, den Frankreich im Rahmen der PFUE fördern will, könnte eine Gelegenheit sein, diesen nuklearen Dialog zu vertiefen.“
https://www.assemblee-nationale.fr/dyn/15/rapports/cion_def/l15b4601-tvii_rapport-avis#_Toc256000041
Ob Macron damit Erfolg haben wird, wage ich stark zu bezweifeln. Außerdem stößt er auf großen Wiederstand bezüglich diesen Punkt in Frankreich.
Ob es schlaue ist die USA einen Einblick in den NGF oder FCAS wegen der Zertifizierung der B61-12 zu geben, wage ich auch stark zu bezweifeln. Diese Entscheidung wird allerdings von der Politik und nur von der Politik getroffen, wenn es also so gewollt ist, was soll ich sagen? Dassault kann diese Entscheidung weder treffen noch verhindern.
Hallo zusammen,
@Der Realist:
„Für ein Landflugzeug kein großes Problem. Für ein Trägerflugzeug aber ein sehr großes. Die baut man möglichst kompakt.“
Da kann ich Sie beruhigen, die Größe des NGF soll die Größe des F-22 Raptor ähnlich sein (Inklusive Marine Version).
Anbei ein Auszug aus einer außerordentlichen Sitzung des Senats vom 15. Juli 2020:
„ (…) Zum Vergleich: Der amerikanische Tarnkappenjäger F22 hat eine Spannweite von 13,56 m, ist 18,9 m lang, wiegt leer 20 Tonnen und voll beladen bis zu 35 Tonnen. Das in Le Bourget gezeigte Modell des NGF war 18 Meter lang. Admiral Christophe Prazuck, Stabschef der Marine, sprach bei seiner Anhörung im Senat am 23. Oktober 2019 ebenfalls von einer Masse von etwa 30 Tonnen für den NGF sowie von größeren Abmessungen als die Rafale, was einen Flugzeugträger implizieren würde, der viel größer und schwerer als die Charles de Gaulle wäre. Die geplante Größenordnung würde somit 70 000 Tonnen für einen 280 bis 300 Meter langen Flugzeugträger betragen, gegenüber 42 000 Tonnen und 261 Metern für den derzeitigen Flugzeugträger.“
Keine Nation Europas (West) wird im Alleingang Rüstungsprojekte ab einer gewissen Größe stemmen können. Nationale Alleingänge (Tempest) schwächen Europa und führen zu dessen politischer und wirtschaftlicher Marginalisierung. Notwendig ist die Kooperation der Nationen damit europäische Technik konkurrenzfähig bleibt und Europa nicht abhängig wird von außer-europäischen Waffenproduzenten. Die industriellen Interessen werden zunehmend ausserhalb Europas liegen, wenn die europäischen Kunden nicht bestellen. Die Rüstungsproduktion in Europa wird dann zunehmend unwirtschaftlich. Je kleiner die Lose, desto teurer, also sind kombinierte Bestellungen für viele Nationen, die Lösung. Prestigeprojekte darf es weder seitens der Industrie noch seitens der Besteller geben. Gemeinsame Projekte mit Frankreich sind wünschenswert, aber nicht um jeden Preis. Die NATO könnte und sollte den Rahmen für eine gemeinsame Strategie bieten.
@ pak
Wir hatten gar keine andere Wahl, da wir für die NT ein neues Flugzeug brauchten.
@ Jean-Pierre
Ich weiß.
Und das ist für ein Trägerflugzeug viel zu groß und schwer.
Warum ist das für ein Trägerflugzeug zu groß und schwer? Die F-14 hatte ähnliche Größenordnungen.
Eine Frage in die Runde : Frankreich befürchtet, dass die Entwicklungen im Flugzeugbau quasi verschenkt werden, und der Konkurrenz einen Vorteil bietet.
Wäre es nicht möglich, als Kompromiss, einen finanziellen Ausgleich zu zahlen?
In etwa so wie eine Lizenzgebühr?
Sicherlich ist das nicht die optimale Lösung, da auch der Preis schwer zu beziffern ist.
Wenn es aber sinnvoll wäre, das Projekt zum Abschluss zu bringen, einen Versuch Wert.
@ MFG
Weil ich mir mit einem NGF dieser Größe zuviel Platz auf dem Träger wegnehme. Die einklappbaren Flügel sparen bei Start und Landung keinen Platz, sondern nur beim Parken und teilweise beim Rollen. Ansonsten bleibt es ein sehr großes und langes Flugzeug, was 50 Prozent größer wäre, als die jetzige Rafale M.
Selbst auf einem neuen Träger ist der Platz immer ein limitierender Faktor, der am Ende darüber entscheidet, wie viele Flugzeuge mit an Bord genommen werden können.
@ Nurso
Aber bei was sollen sie der Konkurrenz einen Vorteil bieten?
Es wird nach dem NGF und Tempest kein neues bemanntes Kampfflugzeug mehr geben. Wenn diese Flugzeuge ausgemustert wird, werden wir das Jahr 2080 haben.
[Hinweis: Auf Bitten des Kommentatoren habe ich, im Sinne einer sachlichen Debatte, seine, nun, emotionalen Ausbrüche zu Beginn des Kommentars herausgenommen. T.W.]
Hallo zusammen, 1/2
Ich entschuldige mich gleich bei den Lesern und bei Herrn Wiegold für die Länge dieses Kommentars, aber das Thema ist zu wichtig, um es nicht im Detail zu behandeln.
Es geht um den Artikel von Dorothee Frank im BehördenSpiegel vom 5. Juli 2022.
Frau Dorothee Frank beruft sich auf das BMVg 15. Rüstungsberich, um ein mögliches Ende des FCAS zu erklären. Bisher gibt es nichts zu bemängeln. Sie erklärt auch anhand einer Tabelle, die die Aufgabenverteilung der einzelnen Säulen des Programms zeigt, dass Airbus fast überall präsent ist und dass dies Dassault stört. Dassault hat zwar in der Tat dies angeprangert, aber Herr Trappier erklärte, dass er diese Bedingungen am Verhandlungstisch akzeptiert hat, um das FCAS-Programm voranzubringen. Dorothee Frank sagt uns allerdings, dass Airbus auf fast allen Säulen vertreten sei, während Dassault auf dem Gebiet des NGF führend sei, und dass Airbus daher alle Informationen von Dassault benötige, um seine Arbeiten durchzuführen, was Dassault nicht unbedingt tun wolle, um sein Know-how und seine Patente zu schützen. Und das ist absolut nicht wahr!!!
Bevor ich Ihnen erkläre wieso, möchte ich Ihnen erklären, was man unter einem Patent (auch IPR genannt) versteht:
Es gibt bei FCAS zwei Typen von geistigen Eigentumen: die „FOREGROUND IPR“ und die „BACKGROUND IPR“. In Rahmen FCAS werden NEUE GEMEINSAMEN Technologien entwickelt (egal wer sie entwickelt, jedes Land und Unternehmen der an diese Entwicklung teilgenommen hat, hat ein Recht darauf), das sind die FOREGROUND IPR. Die BACKGROUND IPR sind die Entwicklungen die VOR dem FCAS Projekt stattgefunden haben aber dennoch im FCAS benutzt werden.
AIRBUS, DASSAULT und FRANKREICH vertreten in der IPR Frage DIESELBE POSITION:
Frage vom Abgeordnete Cedric Perrin (Sénat, 15.03.2021):
https://www.senat.fr/basile/visio.do?id=c/compte-rendu-commissions/20210308/etr.html&idtable=c/compte-rendu-commissions/20210315/etr.html|c/compte-rendu-commissions/20210308/etr.html|c/compte-rendu-commissions/20210215/etr.html|c/compte-rendu-commissions/20211025/etr.html|c/compte-rendu-commissions/20220103/etr.html|c/compte-rendu-commissions/20210405/etr.html|c/compte-rendu-commissions/20211122/etr.html|c/compte-rendu-commissions/20211213/etr.html&_c=scaf&rch=gs&de=20210207&au=20220207&dp=1+an&radio=dp&aff=sep&tri=p&off=0&afd=ppr&afd=ppl&afd=pjl&afd=cvn
„Meine erste Frage bezieht sich auf die Rechte am geistigen Eigentum des NGF, insbesondere auf den BACKGROUND, den die DEUTSCHEN und SPANIER heute fordern. Was gedenken Sie zu tun, um das französische Know-how zu schützen?“
Antwort von Verteidigungsministerin Mme Parly:
„Das geistige Eigentum im Rahmen des FCAS ist Gegenstand laufender Diskussionen. (…) Natürlich werden wir darauf achten, dass das geistige Eigentum, das Jahr für Jahr von talentierten Industriellen aufgebaut wird, nicht als leicht erworben angesehen wird. Andererseits soll das geistige Eigentum, das durch die Zusammenarbeit aufgebaut wird, geteilt werden.“
Herr Eric Trappier (CEO von Dassault) während seine Anhörung am 10.03.2021 im Sénat:
„(…) Wenn wir Verteidigungsgüter entwickeln, stellen wir diese Rechte im Dienste des Staates, der sie finanziert hat, zur Verfügung. Zu sagen, dass ich mein Know-how und meinen BACKGROUND einbringen muss, um den Deutschen oder Spaniern die Entscheidungen und die Funktionsweise besser zu erklären, und mich vertraglich dazu zu verpflichten, ist nicht möglich. Dieser zweite Punkt stößt bei den STAATEN auf Schwierigkeiten, wobei zu beachten ist, dass AIRBUS NICHT DAGEGEN IST, GANZ IM GEGENTEIL. Die Problematik betrifft eher die STAATEN. Ich habe es dem deutschen Staatssekretär Benedikt Zimmer von Anfang an gesagt: Geistiges Eigentum entspricht nicht einer Blackbox. Black Boxes beziehen sich auf amerikanische Flugzeuge: Beim FCAS werden die Staaten alles wissen, was sich im Flugzeug befindet, und es sogar verändern können. Die Tatsache, dass man weiß, wie ein System und ein Flugzeug funktionieren und wie es konstruiert ist, erfordert jedoch nicht, dass man die Regeln kennt, um zum Ergebnis zu gelangen. Wenn ich meinen BACKGROUND weitergeben möchte, weil ich der Meinung bin, dass bei einem langfristigen Programm, das 2039 der Fall sein wird, Vertrauen aufgebaut wurde, kann ich das tun. Wenn ich meinen BACKGROUND heute preisgebe und das Programm in zwei Jahren gestrichen wird, wie wäre ich dann gegenüber der Konkurrenz geschützt?„
Ausschussvorsitzender, Christian Cambon (Sénat, 17.03.2021):
(…) „Der zweite Grund zur Sorge betrifft die Rechte am geistigen Eigentum. Dassault ist glücklicherweise nicht bereit, den industriellen Besitzstand Frankreichs zu verscherbeln, und jede Industrie muss in der Lage sein, ihre Innovationen zu schützen. Die Frage scheint sich im Übrigen eher zwischen STAATEN als zwischen Industrieunternehmen zu stellen. Was ist Ihre Meinung dazu?“
2/2 Antwort von Antoine Bouvier, Leiter der M&A Abteilung von Airbus (D. Hoke, damals CEO von Airbus Defence war auch Anwesen):
„(…) Ich möchte auch ein Wort zu den Rechten des geistigen Eigentums (IPR) hinzufügen. (…) Die erheblichen Investitionen, die von Unternehmen und Staaten getätigt wurden, müssen geschützt werden. DAS PRINZIP, AUF DAS WIR UNS GEEINIGT HABEN und auf das wir uns bei der detaillierten Anwendung einigen werden, ist, dass der FOREGROUND d. h. das, was gemeinsam getan wird, gemeinsames Eigentum ist, während der BACKGROUND im Eigentum der einzelnen Akteure bleibt. In den Fällen, in denen man, um den FOREGROUND zu nutzen, ein wenig Unterstützung braucht, wird diese dann organisiert, aber auf äußerst formale und restriktive Weise.“
Dassault UND Airbus wollen also beide ihre BACKGROUND IPR nicht teilen. Gut. Frau Frank macht aber bei der IPR Frage kein Unterschied zwischen BACKGROUND und FOREGROUND. Ach wieso auch, verstehe ja sowieso kein Mensch… Dennoch behauptet Sie ganz laut, dass Dassault das FCAS blockiert, weil er sich weigert, „Informationen“ für die Weiterentwicklung des FCAS zu teilen! Dies ist schlichtweg falsch!
Aber das ist noch nicht alles. Dorothee Frank behauptet tatsächlich, dass die Blockade des FCAS seit mehr als Dreivierteljahr auf Dassaults Weigerung, den 1B-Vertrag zu unterzeichnen, zurückzuführen sei. Wenn man bedenkt, dass Herr Trappier Airbus und die Partnerstaaten immer wieder dazu gedrängt hat, den 1B-Vertrag so schnell wie möglich zu unterzeichnen um endlich mal voranzukommen, fragt man sich, woher sie diese Information hat? Im Anhang finden Sie einen meiner letzten Beiträge, der dies für diejenigen, die mir nicht glauben, deutlich macht.
https://augengeradeaus.net/2022/07/merkposten-fcas-auf-der-kippe/comment-page-1/#comment-385630
Andere Artikeln in welt.de oder esut.de und anderen berichteten ebenfalls über Dassaults Ungeduld bezüglich der Nichtunterzeichnung der Phase 1B.
Der Knackpunkt des FCAS sind nicht die Patente oder Dassaults Weigerung, die FCAS-Phase 1B zu unterzeichnen, sondern wer das Sagen in der Projektführung haben wird und wer die Flugsteuerung entwickeln darf! Anbei ein weiterer Kommentar von mir, der Joel Barre (Délégué Géneral pour l’Armement, DGA) zeigt, der diesen zentralen Punkt klären möchte:
https://augengeradeaus.net/2022/07/merkposten-fcas-auf-der-kippe/comment-page-1/#comment-385625
In allen Interviews, Berichten oder Anhörungen im Parlament oder im Senat, die ich in den letzten 18 Monaten gelesen oder gesehen habe, war der Reibungspunkt zwischen Airbus und Dassault immer die Führung des FCAS-Programms.
Die Schlussfolgerung von Frau Dorothee Frank am Ende ihre Artikel (die genauso falsch ist), erklärt uns warum sie Dassault unbedingt als einzige Unterschriftsverweigerer präsentieren will. Denn somit versucht sie uns zu erklären, dass Dassault geschickt Herr Macron bis nach der Parlamentswahl hinhalten wollte und somit seine Durchsetzung Vermögen zu schwächen. Im ernst Frau Frank??? Nur zur Info Fr Frank die Verhandlung in FRA sind auf Regierungsebene und nicht auf parlamentarische. Der Parlament in FRA hat deutlich weniger Einfluss auf das Programm als in DEU. Hier ein Aussage Herr Cambon der dies betont:
https://augengeradeaus.net/2022/03/luftwaffe-soll-f-35-jets-fuer-nukleare-teilhabe-bekommen-neufassung/comment-page-3/#comment-379311
Dieser Artikel regt mich um so mehr auf, dass es in DEU sehr wenig relevante Information bezüglich FCAS im Vergleich zu FRA gibt (hier gleich ein Dankeschön an Herr Wiegold für seine Arbeit) und somit wird die breite deutsche Bevölkerung dieses Artikel als bares Geld wahrnehmen. Danach darf man sich nicht wundern wenn man hört, dass Dassault und FRA an allem schuld sind! Es gibt bei FCAS genug Angriffspunkte ohne, dass man welche jetzt noch erfinden soll!
Wieso verbreitet also Fr Frank solche Lügen? Inkompetenz? Ich habe da einen anderen Verdacht.
Wir haben gesehen, dass die IPR Forderung AUSSCHLIESSLICH vom DEUTSCHEN und SPANISCHEN STAATEN kommen und nicht von Dassault! Diese eindeutige Desinformation von Fr Dorothee Frank im Behörden Spiegel um diese deutsche Forderung wieder zu profilieren, stellen Fragen auf. Ich sehe da kein Zufall. Besonders wenn man sieht, dass der Spiegel schon oftmals exklusiv Info bezüglich FCAS seitens der Regierung oder der BAAINBw veröffentlich haben. Wenn also dieses Artikel dazu dienen soll die deutsche politische Forderung die Background IPR zu bekommen/unterstützen, zeigt uns dass dieses Artikel sein Ursprung bei der deutsche Regierung findet (-n kann) und dass die Deutsche Regierung mehr an die Background IPR der französischen Firmen interessiert ist als das FCAS selbst.
Auf jeden Fall hat sich Frau Dorothee Frank und Behörden Spiegel hiermit diskreditiert!
Hallo zusammen,
Sie haben recht Herr Wiegold ich habe mich von meine „Enttäuschung“ mit reißen lassen und entschuldige mich somit bei allen für die Form meines Kommentares. Man sollte in so einen Zustand lieber zuerst mal abstand nehmen bevor man einen Kommentar abschickt.
[Allen zur Info: Auf Ihren Vorschlag hin habe ich die entsprechenden Formulierungen aus dem Kommentar herausgenommen. T.W.]
@ Jean-Pierre
Ich frage Sie nun nach den Ausführungen Dassaults und Airbus‘, wie es funktionieren soll, dass die bisherigen Erkenntnisse und das Wissen ohne es zu teilen, in das Projekt einfließen sollen, wenn beide Parteien Technologien der Vorgängerflugzeuge einfließen lassen möchten…
Damit würde man im Prinzip, um sein bisheriges geistiges Eigentum zu schützen, eine Art virtuelle Black Box schaffen, auf die die Partner keinen Zugriff haben. So kann und darf aber keine Flugzeugentwicklung ablaufen, ohne die Sicherheit aus den Augen zu verlieren.
Interessant wäre auch die Frage, was eigentlich die Partnernationen UK und Italien dazu sagen, dass ihr Wissen aus dem EF-Projekt über den deutsch-spanischen Umweg zum NGF gelangt?
Vermutlich haben sie damit aber weniger Probleme, als Dassault.
Das es bei FCAS krachen wird, war eigentlich von Anfang an klar.
Frankreich sucht einen Gen 5+ Multirolle Fighter der auch maritim eingesetzt werden kann. Zudem soll er an jeden verkauft werden, der nicht gerade Krieg gegen Frankreich führt.
Deutschland sucht einen Eurofighter Ersatz. Eigentlich gar kein Flugzeug, sondern einen ganzen Systemverbund. Folglich mindestens ein Gen6 Fighter, der in guter Tradition als Goldrandlösung ausgelegt wird. Verkauft werden soll der Fighter/ der Systemverbund am besten gar nicht. Sonst könnte jemand damit etwas Böses machen. Die Idee der Goldrandlösung verhindert auch, dass böses Wehrmaterial jemals zur Einsatzreife gebracht wird. Als Randnotiz beachte man hier momentan die Blockade von Ersatzteilen für saudische Eurofighter.
Ich verstehe auch nicht warum sich die deutsche Politik so in die Hosen scheißt Teiltechnologien als Blackbox aus Frankreich zu kaufen. Frankreich kauft dann auch bei uns folgeschlüssig Blackboxes. Bei der F-35 kaufen wir sogar ein ganzes Flugzeug als Blackbox, dass immer nach Hause telefonieren muss, damit es überhaupt fliegen kann.
Wenn Airbus sagte sie wollen die Combatcloud und sie diese bekommen haben verstehe ich auch nicht warum sie sich aufregen. Anscheinend hat in Manching aber jemand allmählich gemerkt, dass sie sich komplett verkalkuliert haben. Langsam dämmert es ihnen, dass Frankreich die Combatcloud von Anfang an ziemlich egal war und es ihnen bei FCAS eigentlich immer nur ums Flugzeug ging.
Deutschland hat das Projekt in einer Zeit zu Wege gebracht, als es noch im sicherheitspolitischen Winterschlaf war. Heute ist die Wirklichkeit eine andere. Entweder wir bauen ein Gen5+ Flieger mit Frankreich zusammen, bei dem es nur um den Flieger geht der dann auch zeitnah irgendwann unter Realbedingungen fliegen kann und wir die Aufgabenverteilung neu ermitteln oder wir bauen einen echtes Gen6 System. Dafür müssen wir aber die Franzosen erst einmal gewinnen. Auch Deutschland ist für ein solches System mit den darin folgeschlüssig notwendigen autonomen Bausteinen noch lange nicht reif – erstmal müssen Wähler und Politik Raketen unter ferngesteuerten Motorseglern verdauen bevor KI gesteuerte Flugzeuge den Himmel über Europa beherrschen.
Hallo Thomax,
Hum, wie kommen Sie darauf dass der FCAS nur ein GEN 5+ sein soll? Schliesslich hat er die gleiche Ziele wie die andere Gen 6 Projekte…
Der Export des FCAS ist allerdings lebenswichtig sowohl für die Industrie als auch für den Staaten, denn sonst wird das Projekt nicht mehr finanzierbar.
Ausserdem wie bereits erklärt, wird es kein Blackbox im FCAS geben. Die gesamte Technologie wird offen gelegt nur dass das geistigen Eigentum für die Background IPRs weiterhin das Land und Industrie gehört die sie es ursprünglich entwickelt hat. Mit andere Worten kann FRA keine Technologie vom Airbus EF in Anspruch nehmen. Normal oder?
@ Jean-Pierre
Das Projekt würde automatisch finanzierbar, wenn man nicht in Konkurrenz zueinander zweimal das Gleiche in Europa entwickeln würde.
Wohlgemerkt nicht nur das Kampfflugzeug, auch der Rest, also das System der Systeme von Tempest und FCAS ist mehr oder weniger identisch.
Es ist ein absoluter Blödsinn, der nur entstanden ist, weil D und F beim Start des Programms „vergessen“ hatten, die Briten und Italiener ebenso zu fragen, ob man das nicht gemeinsam angehen könnte. Deswegen war man dort brüskiert und startete das eigene Programm.
Ich hoffe, die Politik in der EU und GB wird langsam vernünftig.