Erste Zwischenergebnisse der „Bestandsaufnahme Bundeswehr“: Mehr Dienstposten für Unterstützer, mehr Reservistenstellen, Arbeitszeitordnung im Visier (m. Korrektur)
Die Bundeswehr soll für die Umstrukturierung von der Einsatzarmee zu Streitkräften mit höherer Einsatzbereitschaft für die Landes- und Bündnisverteidigung mehr Soldatinnen und Soldaten für die Aufgaben bekommen, die die Kampftruppe unterstützen: Logistiker und ABC-Abwehrkräfte, aber auch die Sanität werden aufgestockt. Außerdem werden mehr Stellen für Reservisten geschaffen; die nach wie vor umstrittene Arbeitszeitverordnung soll angepasst werden.
Anfang dieses Jahres hatte die kurz zuvor ins Amt gekommene Verteidigungsministerin Christine Lambrecht eine grundlegende Bestandsaufnahme von Bundeswehrstruktur und Einsatzbereitschaft angeordnet und damit die von ihrer Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer geplanten Eckpunkte für einen Umbau der Truppe vorerst gestoppt. Mit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine am 24. Februar musste mittendrin ein wenig nachjustiert werden. Nicht wie geplant Ende Mai, sondern am (heutigen) Freitag, Anfang Juli, legte das Ministerium die ersten Zwischenergebnisse dieser Bestandsaufnahme vor:
Die Leitung des BMVg beauftragte den Stab Organisation und Revision und das dem Generalinspekteur der Bundeswehr zugeordnete Sekretariat LV/BV [Landes- und Bündnisverteidigung] am 1. März 2022 damit, eben solche „dringlichen Handlungsbedarfe“ in einer ersten Phase der Bestandsaufnahme zur Entscheidungsreife zu führen.
Im Ergebnis wurden insgesamt über 100 Vorschläge im Ministerium und in der Bundeswehr erarbeitet, die ein breites Spektrum von Maßnahmen über alle Planungskategorien hinweg abdecken. Vorgeschlagene finanzielle Maßnahmen zum Herbeiführen von Veränderungen, wie z.B. Beschaffungs- und Entwicklungsvorhaben, wurden direkt an die zuständigen Fachabteilungen gegeben, um dort unmittelbar im Rahmen des „Sondervermögens Bundeswehr“ (100 Mrd. EUR) oder der Aufstellung des Verteidigungshaushalts Berücksichtigung zu finden. Weitere Vorschläge, die eine längerfristige Perspektive verlangen, wurden der späteren, zweiten Phase der Bestandsaufnahme zugeordnet.
Die verbliebenen Vorschläge wurden durch die fachlich zuständigen Stellen im BMVg bewertet. Insgesamt 31 Maßnahmen wurden zur Entscheidungsreife weiterentwickelt. Der Schwerpunkt des dringlichen Handlungsbedarfs lag damit auf rasch wirksamen Veränderungen in den Planungskategorien Organisation, Betrieb und Personal, ergänzt um die Einrichtung einer Task Force „Optimierung Beschaffungswesen“ sowie weitere flankierende Maßnahmen zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr.
Die konkreten Punkte sind zum Teil bereits bekannt und begonnen – zum Beispiel die Einrichtung eines Kommandos Territoriale Führung oder der Erwerb einer Werft für die Instandsetzungsaufgaben der Marine. Weitere Vorhaben sind zum Teil sehr interne Strukturveränderungen und vor allem für die Betroffenen interessant – aber einige Punkte sind von sehr grundsätzlicher Bedeutung (und werfen auch Fragen auf).
Das gilt zum Beispiel für die seit Einführung unter der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen umstrittene Soldatenarbeitszeitverordnung (SAZV). Die immer wieder geäußerte Kritik: Ausbildung und Übung seien damit nur eingeschränkt möglich – und die größere Freiheit von dieser Verordnung im Auslandseinsatz habe gezeigt, dass daran Veränderungen nötig seien.
Im Hinblick auf den Schwerpunkt Landes- und Bündnisverteidigung sollen nun daran offensichtlich Veränderungen vorgenommen werden:
Aufgrund der Erfahrungen aus der sechsjährigen Anwendung der Soldatenarbeitszeitverordnung besteht ein dringendes Erfordernis, die arbeitszeitrechtlichen Regelungen für die Streitkräfte mit dem Ziel der nachhaltigen Stärkung der Einsatzbereitschaft weiterzuentwickeln. Eine hierzu eingerichtete ministerielle Arbeitsgruppe wurde beauftragt, unter Einbindung der Verbände und Interessenvertretungen sowie der ministeriellen Fachreferate eine Entscheidungsvorlage zur Weiterentwicklung des Arbeitszeitrechts für die Streitkräfte noch in 2022
zu erarbeiten.
In den Zusammenhang mit dieser Weiterentwicklung gehört auch die Planung, im Rahmen des dringlichen Handlungsbedarfs (…) durch geeignete ablauforganisatorische Maßnahmen in Verbindung mit der Bereitstellung zusätzlicher Ausbildungskapazitäten bestehende Mehrbedarfe an Grundausbildungskapazitäten zu bedienen.
Dabei scheint sich auch in Ministerium und Bundeswehr (wie zuvor schon in den US-Streitkräften) die Einschätzung durchzusetzen, dass eine Truppe mit hoher Einsatzbereitschaft auch die familiären Bedingungen ihrer Soldatinnen und Soldaten berücksichtigten muss:
Chancengleichheit und Verfügbarkeit von Soldatinnen und Soldaten im Zusammenhang mit familiären und pflegerischen Pflichten: Die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben zur Gleichberechtigung der Geschlechter wie auch der Personalbedarf erfordern, dass Karrierehürden für Frauen identifiziert und diesen durch differenzierte Maßnahmen begegnet wird, um die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr nachhaltig zu stärken. Gleichzeitig wurde die Beauftragte für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Dienst in der Bundeswehr mit der Erarbeitung eines Handlungsplans zur Unterstützung von Bundeswehrangehörigen in Szenarien der LV/BV beauftragt.
Noch ein wenig fordernder für die politische und militärische Führung dürfte aber ein geplanter Personalaufwuchs bei den so genannten Enablern sein, dem Unterstützungspersonal, dass den Einsatz von Kampftruppen erst ermöglicht. Da ist einiges vorgesehen:
Stärkung von „Enablement-Fähigkeiten“: Im Zusammenhang mit dem deutschen Beitrag zur Erfüllung der NATO-Bündnisverpflichtungen wurde eine Verstärkung der in der Streitkräftebasis zusammengefassten „Enabler“ entschieden (u.a. mobile logistische Truppen, ABC-Abwehrkräfte, Feldjägerkräfte). Darüber hinaus ist eine Stärkung insbesondere auch der sanitätsdienstlichen Unterstützung vorzunehmen. Ergänzend gilt es, die Schließung von weiteren Fähigkeitslücken für den Aufmarsch verbündeter Truppen in Europa im Zusammenhang mit der Verantwortung Deutschlands als Drehscheibe voranzutreiben. Im Gesamtkontext der Refokussierung auf LV/BV sind weitere Anpassungsnotwendigkeiten innerhalb der unterstützenden Organisationsbereiche der Bundeswehr Gegenstand der nächsten Phase der kritischen Bestandsaufnahme. (…)
Auf dem NATO-Gipfel 2022 hat der Bundeskanzler als deutschen Beitrag eine einsatzbereite, schnell verlegefähige Heeresdivision für 2025 angezeigt. Ohne entsprechende „Enabler“, die durch SKB, SanDstBw und CIR zu stellen sind, wird diese politische Zusage nicht umfänglich erfüllt werden können. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des dringlichen Handlungsbedarfs entschieden, durch Aufstellung eines zusätzlichen Logistikbataillons (ca. 1.000 militärische Dienstposten – mil D), zwei zusätzlicher ABC-Abwehrkompanien (ca. 700 mil DP) und einer zusätzlichen Feldjägerkompanie (ca. 200 mil DP) eine Stärkung herbeizuführen. Zu den in Summe zusätzlichen ca. 1.900 mil DP kommen ein Planungsumfang von 2.000 DP für den Sanitätsdienst der Bundeswehr sowie weitere entsprechende Bedarfe u.a. an Material und Infrastruktur hinzu, über die im Rahmen der folgenden Phase der Bestandsaufnahme zu entscheiden sein wird.
Die interessante Frage in diesem Zusammenhang wird sein, wo diese zusätzlichen Dienstposten her kommen. Denn eine höhere Personalstärke, gut 200.000 statt der derzeit rund 184.000, hat die Bundeswehr zwar als Ziel und bemüht sich seit Jahren darum – eine wirkliche Erhöhung der Zahl an Soldatinnen und Soldaten hat es in den vergangenen Jahren aber nicht gegeben. Die Frage ist um so drängender, als gerade die genannten Enabler-Posten kaum mit kurz dienenden Freiwillig Wehrdienst Leistenden besetzt werden können, sondern dafür Spezialisten mit Jahre dauernder Ausbildung benötigt werden.
Korrektur (Zahlen berichtigt): Eine kurzfristige Personalaufstockung ist für die Reserve vorgesehen: Bislang gibt es 4.500 Stellen für Reservedienst Leistende im Jahr. Für die Amtshilfe in der Corona-Pandemie wurde diese Zahl zwischenzeitlich – und vorübergehend – auf 5.500 aufgestockt. Bis in fünf Jahren sollen es nun 7.500 solcher Stellen sein:
Die Reserve ist wesentlich für die Einsatzbereitschaft der Bw und gerade für die LV/BV unverzichtbar. Daher sieht der dringliche Handlungsbedarf die Erhöhung des Umfangs von Stellen für die Reserve bis 2027 auf 7.500 und eine dauerhafte Verstetigung auf diesem Niveau vor.
Auf der ganz praktischen Ebene stellt sich die Bundeswehr künftig darauf ein, dass für die Landes- und Bündnisverteidigung in Europa das meiste schwere Gerät per Eisenbahn transportiert wird. Wie schon bisher für Lufttransport (mit dem SALIS-Projekt) und der gesicherte Vorhaltecharter für zivile Fähren in der Ostsee soll es künftig auch quasi vorbestellten Transportraum auf der Schiene geben – wenn auch zunächst nur für die NATO-Speerspitze:
Vorhaltevertrag Schiene: Für die Verlegung deutscher Kräfte der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) 2023 wird ein Vorhaltevertrag Schiene für die durch die NATO vorgeplanten Transportleistungen für die abgestuften Reaktionspläne der NATO (Graduated Response Plans – GRPs) abgeschlossen. Damit kann zügig auf entsprechende Transportbedarfe auf dem Schienenweg reagiert werden.
(Nein, ich stelle nicht die Frage, warum es das für die deutsche VJTF im kommenden Jahr nicht schon gab/gibt.)
Das wesentliche Ziel aller neuen Vorhaben, so die klare Marschrichtung, ist die schnelle Ausrichtung der Bundeswehr auf eine einsatzbereite Verteidigungsarmee. Oder in den Worten des Papiers zu den Zwischenergebnissen der Bestandsaufnahme:
Unsere europäische Sicherheits- und Friedensordnung ist durch den Angriff Russlands auf die Ukraine in ihren Grundfesten herausgefordert. Putin versucht, mit archaisch anmutender Motivation und menschenverachtender Gewalt die Landkarte auf dem europäischen Kontinent neu zu ordnen. Parallel entwickelt China Ambitionen, entstehende Instabilitäten auszunutzen, Machtvakua insbesondere in Afrika zu füllen und erodierend auf das internationale Sicherheits- und Wertesystem zu wirken. In diesem Lichte ist es nur folgerichtig, die Fähigkeiten und Strukturen sowie die Organisation der Bundeswehr kritisch zu hinterfragen und weiterzuentwickeln, um ihre Einsatzbereitschaft zu stärken.
Die Refokussierung der Streitkräfte auf die Kernaufgabe Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) ist das Gebot der Stunde, um dieses Prinzip wieder inhärent im Gesamtsystem Bundeswehr zu verankern.
Mehr Details finden Kenner natürlich in dem Papier selbst:
20220708_BMVg_Sachstandsbericht zur Bestandsaufnahme
… und die Debatte über die Einzelheiten dürfte ja jetzt erst losgehen.
(Archivbild September 2014: Ein Soldat mit Munitionskisten bei der Informationslehrübung Landoperationen 2014 auf dem Truppenübungsplatz Bergen – Jan Röllig/Bundeswehr)
Koffer sagt:
10.07.2022 um 19:50 Uhr
„Erneut: das ist eine Frage des Bedarf! Der Dienstherr brauchte sie halt nicht dort wo sie dienen wollten. Ganz einfach.“
Kann ich so nicht bestätigen. Ich kenne einige, die hatten Angebote aus anderen Einheiten, wären dort dringend gebraucht worden und wurde von den dortigen Chefs auch so dem BAPersBW mitgeteilt. Letzteres hat abgelehnt. Mag sein, daß das BAPersBW die Auffassung des negativen Bedarfs vertritt, der Realität entspricht das indes nicht.
@BMVg_Bundeswehr
„Guten Morgen! Ministerin Lambrecht startet heute ihre Sommerreise zu zahlreichen Dienststellen der #Bundeswehr. Der Auftakt ist heute beim @Deutsches_Heer
Neben der Leistungsfähigkeit der besuchten Einheiten, stehen die Gespräche mit den SoldatInnen im Mittelpunkt“.
https://twitter.com/i/status/1546374096283394049 – Reiseroute und Standorte.
Wird die Reise journalistisch begleitet, können also Informationen zu verschiedenen Themen, an denen kein Mangel herrscht, abgegriffen werden, Herr Wiegold?
[Es ehrt mich ja, was dem 1-Personen-Betrieb Augen geradeaus! alles zugetraut wird – aber diese Begleitung ist mir schlicht nicht möglich. Ich sammele natürlich die Informationen dazu, und das wird auch in andere Berichte einfließen. T.W.]
@Kurpälzer, so wie ich das verstehe sollen die ICE erst im Bedarfsfall umgerüstet werden, dürften also der Bahn bis dahin zusätzlich zur Verfügung stehen. Und vermutlich wird es technisch egal sein wessen ICE da umgerüstet wird, es wird nur die Zahl der vorhandenen Züge entsprechenden erhöht um im Bedarfsfall welche dafür abziehen zu können.
Und auch heute wird das Konzept wohl nur einen Transport stabiler Patienten erlauben bei denen nur pflegerische Maßnahmen im geringen Umfang nötig sind. Wackeln tut auch ein ICE.
An Kurpälzer :
In den vdi Nachrichten vom 5.5.22 finden Sie unter der Überschrift “ ICE als Lazarettzug der Bundeswehr “ einige Informationen.
Wie der einsatzbereite Zug dann endgültig auf der Schiene stehen wird ist wohl noch abzuwarten.
@Küstengang01: wird dann wieder eine spannende Frage unter welcher Flagge das Schiff operiert. Ein Schiff unter panamesischer Flagge zu requirieren könnte dann etwas herausfordernder werden. Kann man sicherlich lösen wenn mit mit den betreffenden Reedereien Verträge mit entsprechenden Zugriffsmöglichkeiten schließt – für „kost nix“ wird das aber wohl nichts werden.
@Kurpfälzer: Die Sanitäts-ICE geben schon wieder das Bild einer gewünschten Goldrandlösung ab. ICEs sind per se für das Hochgeschwindigkeitsnetz konzipiert und – selbst bei gleicher Spurweite – nicht automatisch auf dem Netz unserer Nachbarländer einsetzbar. Stichworte z.T. Zugleitsysteme, Achslasten etc. Selbst bei uns in Deutschland kann ein ICE nicht auf allen Strecken fahren. Hier wäre der Blick in Richtung einer IC/IR- oder sogar nur RE-Plattform, gezogen mit einer Mehrsystemlok (Diesel & Elektrisch), zugelassen für Einsätze auch in Nachbarländern, die flexiblere und aus meiner Sicht wünschenswerte Option. Letztlich muss aus meiner Sicht hier der kleinste gemeinsame Nenner gelten: wie bekomme ich das Equipment möglichst nahe an den Einsatzort – und das bei einer ggfs. beschädigten bzw. unzuverlässigen Strecke. Gefühlt wird hier eher von der Optik als vom Missionsprofil gedacht.
@Flying-Tiger, berechtigte Einwände bezüglich der Streckenwahl und es lassen sich sicher noch weitere Gründe finden die aus Sicht der Bahntechnik gegen die Lösung sprechen.
Auf der anderen Seite hat ein ICE den Vorteil das der im Stück einsatzbereit im Depot steht mit Steuerständen an beiden Seiten. Andere Züge haben vielleicht nach Übergabe an die Bundeswehr Vorteile, müssten aber erst aus den entsprechenden Einzelwagen zusammengestellt werden und entweder einen passende Steuerwagen ans eine Ende bekommen oder zwei Lokomotiven für jede Seite.
@Flying-Tiger sagt:
11.07.2022 um 13:33 Uhr
….wird dann wieder eine spannende Frage unter welcher Flagge das Schiff operiert. Ein Schiff unter panamesischer Flagge zu requirieren könnte dann etwas herausfordernder werden…..
1) gibt es noch genug Schiffsraum unter deutscher Flagge. Fährschiffe in der Ostsee sind da ganz weit vorne. Da die Autodecks relativ schnell mit Containerlösungen umgebaut werden können.
2) die meisten Schiffe auf denen ich gearbeitet habe die von Firmen/Reedereien operiert wurden die ihre Sitze im Norddeutschen Raum hatten. Da flatterte zwar am Heck allerlei buntes Tuch und ich hab mittlerweile auch eine Lustige Sammlung von Endorsments und Seefahrtsbücher aus verschiedensten Ländern. Allerdings hing da immer in einem Verglasten Wechselrahmen an der Wand, die Genehmigung der deutschen Verwaltung namentlich dem BSH zur zeitweisen Führung einer anderen Flagge. Sprich die Ausfluggungsgenehmigung.
Jede Genehmigung kann man wiederrufen.
Wahrscheinlicher wäre allerdings das man passende Schiffe in Bundescharter nimmt, dann macht es keinen Unterschied welche Flagge hinten baumelt. Rechtlich darf der Bund dann sogar Bundesdienstflagge hissen lassen.
Kleines Beispiel dazu aus dem Jahr 2002/03….
Da ist es einem Kollegen passiert, das in Rotterdam der Anruf von der Reederei gekommen ist… Mach den Dampfer leer, du bist aus der Charter raus. Wenn Schiff entladen, ablegen und full ahead nach Bremerhaven….
In Bremerhaven angekommen hat er sich die Augen gerieben…. da stand die Pier voll mit FlaRak Systemen der Bundeswehr. Die wurden aufgeladen, BW hat Supercargos an Bord gegeben und dann gab’s Order nach Israel.
Da wurde vom Bund auch fix eingechartert und Waffensysteme verschifft.
IBuK in Munster
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Lambrecht-bestaetigt-Plaene-fuer-neuen-Bundeswehr-Standort,lambrecht196.html
Tatsächlich offenbar in Oerbke/Bergen neuer Standort in ehemaliger UK Kaserne.
Es soll ein Pannzerpionier-Lehrbataillon aufgestellt werden, ab ’24.
Lars Kingbeil, zu dessen Wahlbezirk Oerbke im Heidekreis rechnet, hatte Gleiches bereits in Lokalpresse erklärt.
@ KPK
Tatsächlich (!) ist noch gar nichts. Es wurde bestätigt, dass es Überlegungen betreffs Oerbke gibt – nicht mehr und auch nicht weniger.
Für die Stationierung der Bundeswehr spielen ja bekanntlich weniger militärische, als viel mehr politische Gründe eine Rolle und da gilt grundsätzlich: in dubio, pro Ostdeutschland.
Ich frag mich immer noch, wo die ganzen geplanten Soldaten auf einmal herkommen sollen.
Mir erschließt sich momentan einfach nicht, dass seit Beginn des Ukrainekriegs unser Beruf so an Attraktivität gewonnen hat, dass wir auch die zusätzlich neuen erforderlichen Dienstposten alle besetzen können. Man mag mich zynisch nehmen, aber ich glaube da mittlerweile nicht mehr dran. Das endet am Ende doch nur in neuem Kästchengeschiebe oder Doppel- und Dreifachassignierungen.
@Hans Dampf
Lohheide (Landkreis Celle), Hardheim (Neckar-Odenwald) und jetzt ggf. Oerbke (Heidekreis) – ihr „in dubio“ passt da nicht wirklich.
@S4 Offz
Ich bin auf die tatsächliche und finale „Binnenoptimierung“ bzw. LV/BV-Reform gespannt… Das wird ein Offenbarungseid.
@Voodoo
Das Interview mit GL Mais im aktuellen DBwV Verbandsmagazin ist aufschlußreich 😎 So wie ich verstanden habe versucht man beim Personal den „Jesus-Ansatz“ der „wundersamen Brotvermehrung“
@Andreas Westphal sagt: 11.07.2022 um 10:53 Uhr
„Ich kenne einige, die hatten Angebote aus anderen Einheiten, wären dort dringend gebraucht worden und wurde von den dortigen Chefs auch so dem BAPersBW mitgeteilt. Letzteres hat abgelehnt. Mag sein, daß das BAPersBW die Auffassung des negativen Bedarfs vertritt, der Realität entspricht das indes nicht.“
Sorry, aber das „ich kenne jemanden“ bringt uns wenig weiter. Wir müssten jetzt in den Datensatz hineinschauen, ob die betreffenden nur selbst-gefühlt kompetent waren oder tatsächlich gute (oder zumindest hinreichende) Leistungen erbracht haben. Wir müssten außerdem sehen wieviel Jahre die betreffenden bereits auf dem Buckel hatten. Wir müssten zudem sehen wie voll der konkrete „Werdegang“ (früher mal im Heer AVR genannt) bereits war. Und schlussendlich müssten wir sehen ob für die betreffenden Stellen für die die jeweiligen Chefs „Bedarf“ angezeigt haben nicht bereits UA/FA eingestellt worden waren.
Es ist einfach ein Fakt, dass auf der Makro-Ebene das BAPersBw JEDEN Antrag durchgehen lässt für den ein Bedarf besteht. Es gibt Ausnahmen im Einzelfall, aber das ändert nichts am Fakt.
Und es gab natürlich eine Zeit, indem die Bw noch auf Abbau ausgerichtet war. In der Zeit (prä 2015) gingen leider in der Tat zahlreiche Anträge nicht durch bei denen man sich als Chef wirklcih, wirklich gewünscht hätte, dass sie durchgehen, aber auch hier kommt wieder mein Spruch vom tatsächlichen (!) dienstlichen Bedarf.
Damals hatte uns die Politik halt eine drastische Schrumpfungskur verordnet. DAS war damals der politisch vorgegeben Bedarf. Wir Chefs haben das heftig kritisiert, aber das waren damals die Paramter.
Und eines muss man ja auch sagen, nahezu niemand von damals würde uns heute noch etwas bringen. Denn wer in 2013 z.B. als SaZ 12 nicht gut genug war für den BS und statt dessen (oder aus persönlichen Gründen) „nur“ verlängern wollte aber mangels damaligem Bedarf abgelehnt wurde, der wäre in der Zwischenzeit ja trotzdem ausgeschieden. D.h. die einzigen bei denen das für unsere heutige Situation noch einen Unterschied machen würde, wären SaZ 12 UmP, die in 2015 direkt vor der Trendwende noch abgelehnt wurden. Und auch diese wären ja jetzt im BFD (weil Altregelung, also mit BFD in der Dienstzeit).
@Koffer
@Fege hier nur
@Trevor Faith
Zur Aufstockung der Stellen Res und der Sinnhaftigkeit der GBO:
Dieses Jahr wurden pauschal ca. 20% weniger RDL-Tage zugewiesen als angefordert. D.h. geplante Wehrübungen konnten nicht durchgeführt werden. Für jeden Grundbeorderten wurden 12 RDL-Tage vorgehalten… wenn er mehr üben will gibt es keine Tage.. übt er nicht können die Tage nicht umverteilt werden. Bw Bürokratie!
Die GBO führt 1. dazu, das sich Dienststellen ohne RES Einheiten nunmehr intensiv mit dem Thema beschäftigen müssen, 2. zu einem stetigen Aufwachsen der Res Kpn/Btl, 3. dazu, das im Notfall ausgebildete Soldaten einberufen werden können, 4. zu einer Mindset Änderung- jeder aktive Soldat wird automatisch Reservist.
Zum Bedarf ABCAbw:
Der Bedarf leitet sich aus den Forderungen ab, Die ABCAbwKr sollen 10 Brigaden unterstützen, FlaRakStlg, Flugplätze, Log-Einrichtungen, etc. und einen flächendeckenden Beitrag zum Heimatschutz leisten – dafür stehen viel zu wenige Kpn zur Verfügung. Z.Zt sind bereits über 40% der Stellen Res-Stellen.
Zur Notwendigkeit von Reserve allgemein:
Wenn man ernsthaft LV/BV betreiben will braucht man Reserven! Wer soll denn den ausgefallenen Fw ersetzen, wenn nicht ein ausgebildeter Reservist?
Wie soll den die Bundeswehr aufwachsen können ohne vollausgestattete Res-Einheiten- und Verbände? In Afghanistan ersetzte man ausgefallenes Personal und Material einfach aus der Heimat- und in einem großen intensiven Konflikt? Es gibt keine Ersatzfahrzeuge geschweige den zusätzliche Einheiten – heute hat der Reservist noch nicht einmal ein Gewehr!
LV/BV muss endlich ganzheitlich betrachtet und ausgestattet werden, sonst kann es niemals funktionieren- das wusste man übrigens immer und hat bis in die 90er auch so geplant. Verzeihen sie meinen Frust.
Koffer sagt:
12.07.2022 um 1:26 Uhr
„Wir müssten jetzt in den Datensatz hineinschauen, ob die betreffenden nur selbst-gefühlt kompetent waren oder tatsächlich gute (oder zumindest hinreichende) Leistungen erbracht haben. … Und schlussendlich müssten wir sehen ob für die betreffenden Stellen für die die jeweiligen Chefs „Bedarf“ angezeigt haben nicht bereits UA/FA eingestellt worden waren.“
Natürlich kenne ich die PersDatei nicht, jedoch, wenn Bedarf angezeigt wird (in einem Fall durch RgtKdr), gehe ich davon aus, daß der Soldat geeignet ist. Ich sehe hier die Bestätigung meines vorherigen Posts. Schreibtisch vs. Realität.
@Koffer
Mir ging es speziell um den Stress der Überstunden usw
@KUS sagt: 12.07.2022 um 13:38 Uhr
Ich stimme Ihnen insofern zu, dass jetzt mit der Reorientierung auf LV/BV wir Reserve wieder ernst nehmen müssen. Dringend!
Aber an einem Satz störe ich mich „wenn er mehr üben will gibt es keine Tage.“
Es geht nicht darum ob ein Reservist mehr üben will, sondern ob der Verband ihn benötigt (und er in einem zweiten Schritt mehr üben will). Ich vermute Sie haben diesen ersten Schritt als gegeben angenommen, aber für mich ist es wichtig immer wieder zu betonen, dass wir wegkommen müssen von der „wir versorgen Reservisten und ihr Hobby und/oder ihre soziale Situation wenn sie Freiberufler sind“.
Wir müssen sowohl den Reservisten als auch den Verbänden wieder deutlicher machen, dass die einzige Frage warum jemand Wehrüben darf der BEDARF des Verbandes ist…
@Andreas Westphal sagt: 12.07.2022 um 18:23 Uhr
„Natürlich kenne ich die PersDatei nicht, jedoch, wenn Bedarf angezeigt wird (in einem Fall durch RgtKdr), gehe ich davon aus, daß der Soldat geeignet ist. Ich sehe hier die Bestätigung meines vorherigen Posts. Schreibtisch vs. Realität.“
Wie gesagt, im Einzelfall mag es zu Fehlern kommen, aber grundsätzlich ist es eben objektiv einfach nicht der Fall. Nahezu jeder Antrag der durch die Truppe befürwortet wurde ging durch, solange der Bedarf objektiv gegeben war. Aber wie ich bereits sagte, es gab mehr als einen Fall indem jemand als „Bedarf“ von der Truppe empfunden wurde, aber tatsächlich war der Nachfolger bereits eingestellt. Bei einer Verlängerung wäre also faktisch nach z.B. einem Jahr ZWEI Soldaten vorhanden gewesen. Oder in anderen Fällen war die gesamte AVR bereits so überbbucht, aber von versetzungsunwilligen Soldaten an anderen Orten, dass schlicht keine Stelle mehr vorhanden war. Und ich wiederhole: bitte bedenken Sie, das waren Zeiten des PersonalABBAUS!
@Thomas Melber:
Das war exakt mein Gedanke als ich es gestern Abend las. Denn so einige Politikempfehlungen zur SiPo laufen nach dem Schema des christlichen Glaubensbekenntnis: „Dein Reich komme!“
Etwas realistischer wäre da die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht und eine (beübte) Reserve. Man sieht es ja an Russland, der „levee en masse“ ist das Rückrad der symmetrischen Kriegsführung auch des 21 Jh.
Und bis eine Gesellschaft nach GWOT und sexy „Goldrand-KI-Over the Horizon“ Fantasien dahin wieder zurück erzogen ist?
Bis dahin verteidigen wir uns bis zum letzten Ukrainer, Kurden, PMC, #FilltheGap
Dem Thema „Lazarett-ICE“ liegen tatsächlich logische und auch sehr pragmatische Gedankengänge zugrunde (auch wenn man diesen natürlich nicht folgen muss). Wenn wir an Lazarettzüge denken, müssen wir zwei grundliegende Dinge bedenken:
Das Material soll auch im Friedensbetrieb rollen
Es macht keinen Sinn, Rollmaterial für teuer Geld zu kaufen, dass sich dann im Depot die Radreifen viereckig steht. Dies hatte auch die Bundeswehr damals mit den alten Krankentransportwagen (modifizierte Silberlinge / n-Wagen) schon verstanden, diese liefen im Planbetrieb und wären dann diesem bei einer Aktivierung entnommen worden (vulgo: kürzere oder ausfallende Züge). Ein positiver Nebeneffekt: Rollende Waggons oder Züge können Geld verdienen, um die Anschaffungs- und Wartungskosten zu amortisieren.
Die Strukturen im Bahnverkehr haben sich verändert
Der Bahnverkehr ist inzwischen liberalisiert, die Bundesbahn besteht nicht mehr. Die Deutsche Bahn AG ist a) ein privatwirtschaftliches Unternehmen und b) in unzählige Tochterunternehmen zersplittert. Dies ist den „neuen“ Verhältnissen im Bahnverkehr geschuldet: Im Fernverkehr fahren die Unternehmen auf eigene Rechnung (quasi „kauf Dir einen Zug und los“). Der Nahverkehr dagegen werden die Leistungen jedoch durch die jeweiligen Bundesländer ausgeschrieben, bestellt und bezahlt. So kommt es dann, dass z. B. in NRW die Regional-Express-Linie 1 von National Express betrieben wird, die RE-Linie 2 dagegen von der DB Regio NRW – Liberalisierung halt. Als Resultat besteht im Regionalverkehr eine Vielzahl an Unternehmen und Rollmaterial, welche sich je nach Ausschreibung verändern können. Zusätzlich werden bei Zugausfällen oder geringeren Kapazitäten als bestellt entsprechende Vertragsstrafen fällig.
Wohin nun mit dem Lazarettzug?
Wir stellen also fest: Wenn unser Lazarettzug im Friedensbetrieb mitlaufen soll, so muss dies im Fernverkehr geschehen. Denn nur dort kann der Zug/Waggon einfach aus dem Dienst genommen und der Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden. Wenn wir nun also mit der Bahn einen Vertrag schließen, dass diese für uns Züge betreibt (was nicht unpraktisch ist, weil Wartung und Personal so kein Problem der Bundeswehr sind), so muss sich die Bundeswehr zwangsläufig für das Rollmaterial der DB Fernverkehr entscheiden. Eine exotische Baureihe wäre für die Bahn im Regelbetrieb nicht attraktiv bzw. würde wohl zu höheren Kosten für den Staat führen.
Was bietet der Einkaufskorb?
Wie bereits gesagt, wir bedienen uns aus dem Warenkorb von Rollmaterial der DB Fernverkehr. Und dieser ist – besonders wenn der Reserve-Krankentransportzug 20 Jahre oder länger fahren soll – überschaubar:
– ICE: (Triebzug): im Planeinsatz, weit verbreitet, bekannte Technik, teilweise mehrsystemfähig
– ICx (lokbespannter Zug): bereits im Planeinsatz, Doppelstockwagen erschweren jedoch den Patiententransport
– ECx (lokbespannter Zug): für Krankentransport hoch interessantes Konzept mit Niederflureinstieg und breiten Einstiegstüren, Zulauf jedoch frühestens in 2024, kein flächendeckender Einsatz geplant
– ECE (Triebzug): Bislang eine Nischenlösung, in Deutschland eher exotische Technik, mehrsystemfähig
Wenn man die Fähigkeit „Krankentransportzug“ schnell ausrollen möchte, bleibt also quasi nur noch eine der ICE-Baureihen. Dafür muss man dann halt andere Nachteile in Kauf nehmen. Ich sehe daher den ICE alles andere als eine Goldrandlösung, das ist ein pragmatisches, kosteneffizientes und vor allem kurzfristig verfügbares Konzept. Gut, dass der ICE 3neo von Siemens kommt und der ECx von Talgo in Spanien, mag auch noch eine Rolle gespielt haben.
Das Betriebskonzept
Gemäß dem, was durch das BMVg bekannt gegeben wurde, können diese ICEs auf bis zu 30 Intensivbetten umgerüstet werden. Intensivbetten. Für Schwerverletzte. Ein massenhafter Transport von Verwundeten wie früher (32 liegende Personen pro Waggon) ist anscheinend schon gar nicht mehr vorgesehen. Das empfinde ich als schlüssig, ein Schienentransport von der Ostflanke nach Deutschland ist aufgrund der Entfernung und der betrieblichen Schwierigkeiten (Spurweiten, Streckenkunde, etc.) nicht sinnvoll. Ein A400M kann 66 Verwundete in unter 2 Stunden aus dem Baltikum nach Deutschland fliegen, das ist einfacher als einen Schienentransport zu organisieren, mit Zügen von denen man nur 3 besitzt. Daher wird der Krankentransport-ICE wohl primär innerhalb Deutschlands zur Verteilung von Intensivpatienten und zu territorialen Zwecken fahren und vielleicht mal für eine „Kleeblattfahrt“ ins angrenzende Ausland ausrücken.
Die Goldrandlösung
Wenn man so eine wünscht: Warum nicht ein eigenes Transportbataillon (Schiene) aufstellen? Mit dieselbetriebenen Triebzügen (Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, das reicht dicke und man muss keine Waggons managen) kann bereits im täglichen Dienstbetrieb ein Beitrag zu den Erfordernissen der Truppe geleistet werden (Verlegen auf den TrÜbPl oder Transport eines Auslandskontingentes von Berchtesgaden nach Köln/Wahn) und bei Bedarf stehen die Züge dann ebenfalls kurzfristig für den Verwundetentransport zur Verfügung. Weitergesponnen kann man dieses Bataillon dann als Reserveeinheit mit einem ständigen Reservedienst leistenden Anteil ausplanen, der Rest dient dann als Aufwuchsfähigkeit für den Spannungs- oder Verteidigungsfall. Träumen wird man ja dürfen…