Erste Zwischenergebnisse der „Bestandsaufnahme Bundeswehr“: Mehr Dienstposten für Unterstützer, mehr Reservistenstellen, Arbeitszeitordnung im Visier (m. Korrektur)
Die Bundeswehr soll für die Umstrukturierung von der Einsatzarmee zu Streitkräften mit höherer Einsatzbereitschaft für die Landes- und Bündnisverteidigung mehr Soldatinnen und Soldaten für die Aufgaben bekommen, die die Kampftruppe unterstützen: Logistiker und ABC-Abwehrkräfte, aber auch die Sanität werden aufgestockt. Außerdem werden mehr Stellen für Reservisten geschaffen; die nach wie vor umstrittene Arbeitszeitverordnung soll angepasst werden.
Anfang dieses Jahres hatte die kurz zuvor ins Amt gekommene Verteidigungsministerin Christine Lambrecht eine grundlegende Bestandsaufnahme von Bundeswehrstruktur und Einsatzbereitschaft angeordnet und damit die von ihrer Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer geplanten Eckpunkte für einen Umbau der Truppe vorerst gestoppt. Mit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine am 24. Februar musste mittendrin ein wenig nachjustiert werden. Nicht wie geplant Ende Mai, sondern am (heutigen) Freitag, Anfang Juli, legte das Ministerium die ersten Zwischenergebnisse dieser Bestandsaufnahme vor:
Die Leitung des BMVg beauftragte den Stab Organisation und Revision und das dem Generalinspekteur der Bundeswehr zugeordnete Sekretariat LV/BV [Landes- und Bündnisverteidigung] am 1. März 2022 damit, eben solche „dringlichen Handlungsbedarfe“ in einer ersten Phase der Bestandsaufnahme zur Entscheidungsreife zu führen.
Im Ergebnis wurden insgesamt über 100 Vorschläge im Ministerium und in der Bundeswehr erarbeitet, die ein breites Spektrum von Maßnahmen über alle Planungskategorien hinweg abdecken. Vorgeschlagene finanzielle Maßnahmen zum Herbeiführen von Veränderungen, wie z.B. Beschaffungs- und Entwicklungsvorhaben, wurden direkt an die zuständigen Fachabteilungen gegeben, um dort unmittelbar im Rahmen des „Sondervermögens Bundeswehr“ (100 Mrd. EUR) oder der Aufstellung des Verteidigungshaushalts Berücksichtigung zu finden. Weitere Vorschläge, die eine längerfristige Perspektive verlangen, wurden der späteren, zweiten Phase der Bestandsaufnahme zugeordnet.
Die verbliebenen Vorschläge wurden durch die fachlich zuständigen Stellen im BMVg bewertet. Insgesamt 31 Maßnahmen wurden zur Entscheidungsreife weiterentwickelt. Der Schwerpunkt des dringlichen Handlungsbedarfs lag damit auf rasch wirksamen Veränderungen in den Planungskategorien Organisation, Betrieb und Personal, ergänzt um die Einrichtung einer Task Force „Optimierung Beschaffungswesen“ sowie weitere flankierende Maßnahmen zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr.
Die konkreten Punkte sind zum Teil bereits bekannt und begonnen – zum Beispiel die Einrichtung eines Kommandos Territoriale Führung oder der Erwerb einer Werft für die Instandsetzungsaufgaben der Marine. Weitere Vorhaben sind zum Teil sehr interne Strukturveränderungen und vor allem für die Betroffenen interessant – aber einige Punkte sind von sehr grundsätzlicher Bedeutung (und werfen auch Fragen auf).
Das gilt zum Beispiel für die seit Einführung unter der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen umstrittene Soldatenarbeitszeitverordnung (SAZV). Die immer wieder geäußerte Kritik: Ausbildung und Übung seien damit nur eingeschränkt möglich – und die größere Freiheit von dieser Verordnung im Auslandseinsatz habe gezeigt, dass daran Veränderungen nötig seien.
Im Hinblick auf den Schwerpunkt Landes- und Bündnisverteidigung sollen nun daran offensichtlich Veränderungen vorgenommen werden:
Aufgrund der Erfahrungen aus der sechsjährigen Anwendung der Soldatenarbeitszeitverordnung besteht ein dringendes Erfordernis, die arbeitszeitrechtlichen Regelungen für die Streitkräfte mit dem Ziel der nachhaltigen Stärkung der Einsatzbereitschaft weiterzuentwickeln. Eine hierzu eingerichtete ministerielle Arbeitsgruppe wurde beauftragt, unter Einbindung der Verbände und Interessenvertretungen sowie der ministeriellen Fachreferate eine Entscheidungsvorlage zur Weiterentwicklung des Arbeitszeitrechts für die Streitkräfte noch in 2022
zu erarbeiten.
In den Zusammenhang mit dieser Weiterentwicklung gehört auch die Planung, im Rahmen des dringlichen Handlungsbedarfs (…) durch geeignete ablauforganisatorische Maßnahmen in Verbindung mit der Bereitstellung zusätzlicher Ausbildungskapazitäten bestehende Mehrbedarfe an Grundausbildungskapazitäten zu bedienen.
Dabei scheint sich auch in Ministerium und Bundeswehr (wie zuvor schon in den US-Streitkräften) die Einschätzung durchzusetzen, dass eine Truppe mit hoher Einsatzbereitschaft auch die familiären Bedingungen ihrer Soldatinnen und Soldaten berücksichtigten muss:
Chancengleichheit und Verfügbarkeit von Soldatinnen und Soldaten im Zusammenhang mit familiären und pflegerischen Pflichten: Die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben zur Gleichberechtigung der Geschlechter wie auch der Personalbedarf erfordern, dass Karrierehürden für Frauen identifiziert und diesen durch differenzierte Maßnahmen begegnet wird, um die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr nachhaltig zu stärken. Gleichzeitig wurde die Beauftragte für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Dienst in der Bundeswehr mit der Erarbeitung eines Handlungsplans zur Unterstützung von Bundeswehrangehörigen in Szenarien der LV/BV beauftragt.
Noch ein wenig fordernder für die politische und militärische Führung dürfte aber ein geplanter Personalaufwuchs bei den so genannten Enablern sein, dem Unterstützungspersonal, dass den Einsatz von Kampftruppen erst ermöglicht. Da ist einiges vorgesehen:
Stärkung von „Enablement-Fähigkeiten“: Im Zusammenhang mit dem deutschen Beitrag zur Erfüllung der NATO-Bündnisverpflichtungen wurde eine Verstärkung der in der Streitkräftebasis zusammengefassten „Enabler“ entschieden (u.a. mobile logistische Truppen, ABC-Abwehrkräfte, Feldjägerkräfte). Darüber hinaus ist eine Stärkung insbesondere auch der sanitätsdienstlichen Unterstützung vorzunehmen. Ergänzend gilt es, die Schließung von weiteren Fähigkeitslücken für den Aufmarsch verbündeter Truppen in Europa im Zusammenhang mit der Verantwortung Deutschlands als Drehscheibe voranzutreiben. Im Gesamtkontext der Refokussierung auf LV/BV sind weitere Anpassungsnotwendigkeiten innerhalb der unterstützenden Organisationsbereiche der Bundeswehr Gegenstand der nächsten Phase der kritischen Bestandsaufnahme. (…)
Auf dem NATO-Gipfel 2022 hat der Bundeskanzler als deutschen Beitrag eine einsatzbereite, schnell verlegefähige Heeresdivision für 2025 angezeigt. Ohne entsprechende „Enabler“, die durch SKB, SanDstBw und CIR zu stellen sind, wird diese politische Zusage nicht umfänglich erfüllt werden können. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des dringlichen Handlungsbedarfs entschieden, durch Aufstellung eines zusätzlichen Logistikbataillons (ca. 1.000 militärische Dienstposten – mil D), zwei zusätzlicher ABC-Abwehrkompanien (ca. 700 mil DP) und einer zusätzlichen Feldjägerkompanie (ca. 200 mil DP) eine Stärkung herbeizuführen. Zu den in Summe zusätzlichen ca. 1.900 mil DP kommen ein Planungsumfang von 2.000 DP für den Sanitätsdienst der Bundeswehr sowie weitere entsprechende Bedarfe u.a. an Material und Infrastruktur hinzu, über die im Rahmen der folgenden Phase der Bestandsaufnahme zu entscheiden sein wird.
Die interessante Frage in diesem Zusammenhang wird sein, wo diese zusätzlichen Dienstposten her kommen. Denn eine höhere Personalstärke, gut 200.000 statt der derzeit rund 184.000, hat die Bundeswehr zwar als Ziel und bemüht sich seit Jahren darum – eine wirkliche Erhöhung der Zahl an Soldatinnen und Soldaten hat es in den vergangenen Jahren aber nicht gegeben. Die Frage ist um so drängender, als gerade die genannten Enabler-Posten kaum mit kurz dienenden Freiwillig Wehrdienst Leistenden besetzt werden können, sondern dafür Spezialisten mit Jahre dauernder Ausbildung benötigt werden.
Korrektur (Zahlen berichtigt): Eine kurzfristige Personalaufstockung ist für die Reserve vorgesehen: Bislang gibt es 4.500 Stellen für Reservedienst Leistende im Jahr. Für die Amtshilfe in der Corona-Pandemie wurde diese Zahl zwischenzeitlich – und vorübergehend – auf 5.500 aufgestockt. Bis in fünf Jahren sollen es nun 7.500 solcher Stellen sein:
Die Reserve ist wesentlich für die Einsatzbereitschaft der Bw und gerade für die LV/BV unverzichtbar. Daher sieht der dringliche Handlungsbedarf die Erhöhung des Umfangs von Stellen für die Reserve bis 2027 auf 7.500 und eine dauerhafte Verstetigung auf diesem Niveau vor.
Auf der ganz praktischen Ebene stellt sich die Bundeswehr künftig darauf ein, dass für die Landes- und Bündnisverteidigung in Europa das meiste schwere Gerät per Eisenbahn transportiert wird. Wie schon bisher für Lufttransport (mit dem SALIS-Projekt) und der gesicherte Vorhaltecharter für zivile Fähren in der Ostsee soll es künftig auch quasi vorbestellten Transportraum auf der Schiene geben – wenn auch zunächst nur für die NATO-Speerspitze:
Vorhaltevertrag Schiene: Für die Verlegung deutscher Kräfte der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) 2023 wird ein Vorhaltevertrag Schiene für die durch die NATO vorgeplanten Transportleistungen für die abgestuften Reaktionspläne der NATO (Graduated Response Plans – GRPs) abgeschlossen. Damit kann zügig auf entsprechende Transportbedarfe auf dem Schienenweg reagiert werden.
(Nein, ich stelle nicht die Frage, warum es das für die deutsche VJTF im kommenden Jahr nicht schon gab/gibt.)
Das wesentliche Ziel aller neuen Vorhaben, so die klare Marschrichtung, ist die schnelle Ausrichtung der Bundeswehr auf eine einsatzbereite Verteidigungsarmee. Oder in den Worten des Papiers zu den Zwischenergebnissen der Bestandsaufnahme:
Unsere europäische Sicherheits- und Friedensordnung ist durch den Angriff Russlands auf die Ukraine in ihren Grundfesten herausgefordert. Putin versucht, mit archaisch anmutender Motivation und menschenverachtender Gewalt die Landkarte auf dem europäischen Kontinent neu zu ordnen. Parallel entwickelt China Ambitionen, entstehende Instabilitäten auszunutzen, Machtvakua insbesondere in Afrika zu füllen und erodierend auf das internationale Sicherheits- und Wertesystem zu wirken. In diesem Lichte ist es nur folgerichtig, die Fähigkeiten und Strukturen sowie die Organisation der Bundeswehr kritisch zu hinterfragen und weiterzuentwickeln, um ihre Einsatzbereitschaft zu stärken.
Die Refokussierung der Streitkräfte auf die Kernaufgabe Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) ist das Gebot der Stunde, um dieses Prinzip wieder inhärent im Gesamtsystem Bundeswehr zu verankern.
Mehr Details finden Kenner natürlich in dem Papier selbst:
20220708_BMVg_Sachstandsbericht zur Bestandsaufnahme
… und die Debatte über die Einzelheiten dürfte ja jetzt erst losgehen.
(Archivbild September 2014: Ein Soldat mit Munitionskisten bei der Informationslehrübung Landoperationen 2014 auf dem Truppenübungsplatz Bergen – Jan Röllig/Bundeswehr)
… Eine kurzfristige Personalaufstockung ist für die Reserve vorgesehen: Bislang gibt es 3.500 Stellen für Reservedienst Leistende im Jahr (rein rechnerisch, also zwischen eintausend Soldaten mit 3,5 Tagen und zehn Soldaten mit 350 Tagen …
Nein, „3500 Stellen für Reservedienst Leistende“ (RDL) heißt, dass an jedem Kalendertag des Jahres bis zu 3500 Reservisten Dienst leisten können. Das andere sind sogenannte „Reservedienstleisungstage“ (früher: Wehrübungstage). Jeder RDL verbraucht davon einen je Tag seines Dienstes.
[Uff, und ich dachte, ich hätte es verstanden… T.W.]
An der Reserve muß man noch ganz stark arbeiten. Ich bezweifel, daß die aktuellen Zahl ausreichend sind (ausgehend vom LV/BV-Fall). In diesem Zusammenhang stelle auch auch mal die Frage nach der materiellen Ausstattung. Wenn es schon für die Aktiven nicht reicht ….
Spannend ist ja auch die aktuelle Widersprüchlichkeit, dass an die Reservisten in der Regel keine elektronischen Truppenausweise ausgegeben werden. Erst wenn Sie regelmäßig üben. Dann dauert es nochmal x Wochen bis die da sind. Und Ohne Ausweis, kein PC. Temporäre Karten sind begrenzt.
Und wehe in einem Kreisverbindungskommando (das ja schichtfähig sein soll), gibts ein Systemupdate. Dann kann der Notebookbesitzer (Leiter oder stlv. antanzen, da er ja seinen Ausweis nicht vor Ort lassen kann.). Alles sinnvolle Einzelentscheidungen, die aber in Ihrer Masse und singulärbetrachtung nicht wirksam sind.
Meine große Hoffnung ist, dass durch mehr „Train as you Fight“ die Inkonsitenzen der Weisungen der verschiedensten Bereiche überprüft werden und dann eben unzweckmäßiges auch abgeschafft wird.
[Das ist zwar ein Thema; dennoch wäre ich dankbar, wenn die Debatte nicht in dieser Detailtiefe an dieser Stelle bestimmend würde. T.W.]
„Die Refokussierung der Streitkräfte auf die Kernaufgabe Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) ist das Gebot der Stunde, um dieses Prinzip wieder inhärent im Gesamtsystem Bundeswehr zu verankern.“
Das wird halt nur seit 2014 erzählt.
Wurde wohl bisher nicht mit genügend Konsequenz verfolgt?
Warum? Was will man nun wirklich anders machen?
Mein erster Kommentar….. Werter Herr Wiegold, werte Damen und Herren… Danke für ihre fundierten Informationen und Kommentare… ich folge Ihnen bereits mehrere Jahre… Zu Stellen RES.! Eine Stelle gleich 365 Wehrübungstage. Eine Aufstockung ist dringend erforderlich schon alleine wegen der neuen (seit Oktober) geltenden Grundbeorderung (GBO)
Mal ein, zwei womöglich naive Rückfragen zur (Aufstockung der) ABC-Abwehrtruppe. Mir als Laie erscheint das auf den ersten Blick nicht gerade der Bereich, in dem eine quantitative Aufstockung besonders vordringlich wäre. Vielleicht verstehe die Rolle oder den Nutzen dieser Truppengattung aber auch ganz falsch.
Auf der einen Seite frage ich mich: Welchen essenziellen Mehrwert bietet diese Truppengattung angesichts einer praktisch doch wohl eher konventionellen Bedrohungslage? Gäbe es nicht andere Bereiche, die für ein konventionelles Szenario wesentlich dringlicher verstärkt werden müssten?
Und auf der anderen Seite: Wenn es doch zu einer Eskalation in den CBRN-Bereich käme, würde ich vermuten, dass diese ziemlich schnell ziemlich massiv erfolgen würde. Wäre die ABC-Abwehrtruppe in einem solchen Szenario dann nicht selbst nach der in Rede stehenden Aufstockung kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein?
Dazu würden mich mal, gerne auch korrigierende, Expertenmeinungen interessieren.
Das ist doch mal ein gutes Zeichen! Dass nach den 4 Jahren, die es von Fähigkeitprofils 2018 bis heute gedauert hat, die richtigen Schlüsse gezogen wurden und endlich auch die chronisch dienstpostenmäßig unteralimemtierten Unterstützer „einen kräftigen Schluck aus der Pulle“ erhalten, macht Hoffnung für eine wirklich einsatzfähige Division 2025. Weiter so!
Ist ja nicht so, dass schon vor der Einführung der Arbeitszeitverordnung ständig gewarnt wurde vor horrenden Überstundenkonten…
Aber egal, besser spät als nie.
Die Frage ist, was an der SAZV so schlecht sein soll.
Erstmals gibt es geregelte Arbeitszeiten und entsprechende Vergütung. Zeit oder Geld. Keine unmässigen Überstunden auf Kosten des Personals.
Ausnahmen konnten bei der Erstellung eingepflegt werden. Manche Dienst Bereiche haben es aus Ignoranz nicht getan. Und manches ist der Führung unbequem. Aber warum soll Personal wochenlang im Hafen an Bord bleiben, damit Disziplin gewährt werden soll/kann?!
Und was ist wiederum nicht genannt. Die FüUstg Kräfte. Wie z.B. FGG6. Trotz immer höhere Generalisierung und Erhöhung der Anzahl der Zuständigkeiten/ Verantwortlichkeiten immer noch mit Masse die Struktur aus 2002. Ganz zu Schweigen von OStFw DO
@ganzoviews:
1. Sie dürfen sich nicht von dem Begriff ‚Abwehr‘ gedanklich einengen lassen. Alles was abgewehrt werden soll, muss zuerst einmal ‚aufgespürt‘ werden. Diese Truppengattung hat also auch eine Warnfunktion. Dadurch entsteht auch ein Mehrwert.
2.Ja, die Kräfte sind bei einem konventionellen Szenario woanders bestimmt besser aufgehoben. Ganz offensichtlich gibt es aber nicht mehr nur das eine Szenario. Alleine an meiner Formulierung können sie vielleicht erahnen, welcher Elefant gerade im Raum steht.
3. Das ist schwer zu beantworten, weil es aus den letzten Konflikten dazu keine Erfahrungen gibt die Rückschlüsse darauf zulassen, wie viel Material/Personal denn notwendig wäre.
Ich denke, das Aufspüren und Nachweisen von Kampfstoffen wird fokussiert werden, letztendlich kann man das aber erst sagen, wenn klar ist welches Gerät genau auf dem Hof steht. Dann kann man besser abschätzen, wo die Schwerpunkte im Auftrag liegen könnten.
Was mir weniger einleuchtet ist, warum man bei den Versorgern so viele Spezialisten braucht, das ein personeller Aufwuchs in diesem Bereich schwierig wird?
Und der Ausbau der Sanität liegt mir im Magen. Für die BW freue ich mich, aber irgendwie ist es für mich nicht so schlimm wenn neue Waffensysteme beschafft werden, wie wenn die Sanität ausgebaut wird.
@KUS sagt: 08.07.2022 um 19:51 Uhr
„Eine Aufstockung ist dringend erforderlich schon alleine wegen der neuen (seit Oktober) geltenden Grundbeorderung (GBO)“
Sorry, nein!
Die GBO ist nichts anderes als ein aufnehmen von „Adressen“ und Zuweisen von Stellen. Das ist etwas was früher normal war, aber seit Jahren (mangels Bedarf, Konzeption und Rechtsgrundlage) schlicht unterblieben ist.
Daraus ergibt sich zunächst einmal 0,0 zusätzlicher Wehrübungsbedarf.
Was in einem weiteren Schritt dann möglicherweise zukünftig an der Reserve angepasst wird und was dann darauf folgen könnte ist natürlich eine ganz andere Geschichte.
@Holger Z. sagt: 08.07.2022 um 22:14 Uhr
„Die Frage ist, was an der SAZV so schlecht sein soll.“
Nicht kompatible zum Sodatenberuf.
Zu bürokratisch.
Weltfremd.
Schädigt die Einsatzbereitschaft.
Suchen Sie sich etwas aus.
„Ausnahmen konnten bei der Erstellung eingepflegt werden. Manche Dienst Bereiche haben es aus Ignoranz nicht getan.“
Sorry, nicht richtig. Es gab zahlreiche Anträge. Aber die damalige Hausleitung wollte einfach nicht hören. Man glaubte es besser zu wissen :(
Beordert Reservisten, insbesondere Ausbilder haben das grosse Problem, dass sie ihre Ausbildungen zu Hause vorbereiten müssen. Da sie sich aber nicht im Dienst befinden haben sie keinen Zugang zu Vorschriften mit dem Die Ausbildungen vorbereitet werden können, da sie ja meist Verschlusssache sind.. Damit die Reserve Ausbildungen auf Augenhöhe mit der aktiven Truppe durchführen kann, braucht sie den Zugang zu den Vorschriften. Bin mal gespannt, wie das gelöst wird.
@gonzoviews:
Die ABC-Truppe ist ja nicht nur für das Aufspüren und Abwehren von Kampfstoffen zuständig, sondern in der momentanen Realität unter anderem beschäftigt mit dem Entseuchen von Gerät und Material welches aus oder in einen Einsatz geht. Im Ernstfall ist die Bekämpfung der Verbreitung der Schweinepest vermutlich dann eher nachrangig.
Da würde ich mir den Mehrbedarf an ABC durch das zu erwartende Mehraufkommen an zu verlegendem Gerät und Material erklären.
Diese Einschätzung ist natürlich durch nichts fundiert.
Damals die Schließung vieler Kasernen, sowie das permanente Streichen von Dienstposten war der Anfang vom Ende das nicht mehr zu korrigieren ist! Gute Leute die wollten wurden nach Hause geschickt. Jetzt stehen wir da wie ne offene Fassbrause!
Frage an den geschätzten Hausherrn: Gibt es zur oft bemühten „Binnenoptimierung des Heeres“ eigentlich bereits belastbare Fakten, die einen Beitrag lohnen würden oder ist das alles noch im Flow? Man munkelt diesbezüglich ja ebenfalls über neue Verbände, beispeilsweise in Oerbke, und fragt sich, wo das Personal eigentlich herkommen soll…
[Mir ist das alles noch zu sehr im Flow, aber ich habe das Thema im Auge. T.W.]
@Torti
Wir schicken ja selbst heute noch Leute nach Hause, die wollen und können (hochmotivierte Ausbilder die ihr Handwerk beherrschen!). Nur damit sie später wieder als Wiedereinsteller „angeworben“ werden (können?!), weil anderer finanzieller Topf, oder was, oder wie?! So etwas hat mal funktioniert, sollte man sich aber nicht mehr darauf verlassen, weil die Leute sich halt was anderes (lukratives) suchen… kein Wunder, wenn sich bei der Personalstärke nicht viel bewegt. (Und auch nicht weiter bewegen wird…)
@Ralf H
Ja, in der Tat muss in Sachen „Reservisten“ auch wieder das ganz große Besteck zur besseren Eingliederung und äh „Abholung“ heraus geholt werden. Wie es momentan läuft, ist das schon ziemlich beschämend. Die sollen und müssen Dies Das Ananas, aber kaum einer unterstützt das. Nur Schulterzucken, weil „nicht mein Bereich, nicht mein Problem…“ – da kommt Freude auf. Wenn Kameraden schon nicht den Bedarf und die Notwendigkeiten von anderen Kameraden erkennen, dann… gute Nacht. Da braucht auch keiner mit den Fingern auf die Politik zu zeigen, weil 70% bis 80% der ganzen Probleme sind im „Betriebsablauf Bw“ zu verorten.
Es ist eine Wahrheit, dass die Zukunft stets im Ungewissen liegt. Auch wenn sich vieles abzeichnete und es Stimmen gab, die vor den Entwicklungen warnten. Es ist nicht hilfreich dem Vergangenen nachzutrauern und all die Versäumnisse zu beklagen, Es gilt nun also, die Ärmel hochzukrempeln und Verbesserungen herbeizuführen. Zugegebenermaßen ist es mit zunehmenden Alter nicht leicht, sich diesbezüglich zu motivieren und sich selbst davon zu befreien es „gewusst“ zu haben. So ist es halt jetzt: „Leben in der Lage“.
Bitte nicht falsch verstehen, es ist vollkommen legitim Missstände anzusprechen und auch deren Entstehen zu „bejammern“. Wer etwas beklagt ist unzufrieden, Unzufriedenheit ist die Motivation um Mängel zu beseitigen. Mängel beseitigen ist arbeiten an der Verbesserung. Und das brauchen wir. So könnte man behaupten, dass Jammern gegen Resignation hilft.
Verteidigungsbereitschaft ist eine gesellschaftliche Aufgabe und bildet sich nicht als unabhängige Fähigkeit abgekoppelt von ihr. Der Staat kann soviel Geld in die Bundeswehr inverstieren wie er will, nur wenn der Staat sich selbst verteidigungsbereit macht, dann können wir diese Aufgabe bewältigen.
Wieder eine Insellösung! Bei aller Freude über einzelne kleine Gehversuche!
Ein ganzheitlicher Ansatz zur integrativen strategischen Fäigkeitsplanung ist seit ca 2 Jahrzehnten in der Bundeswehr abhanden gekommen.
Kurzfristigkeit, Tagespolitik bis hin zu gravierenden strategischen Fehleinschätzungen, insbesondere seit 2014.
Veränderungsvorhaben, in schlaue Worte verpackt, mancher General/Admiral gefiel sich in der Übernahme von Managmentbegriffen. Seit Jahren zu hören: „Ein ganzheitlicher Ansatz zur Planung berücksichtigt aktuelle und zukünftige Anforderungen und sichert damit die Zukunftsfähigkeit der Bundeswehr.“
Doch die Realität war und ist:
Die Bundeswehr war seit 2014 nach wie vor strukturell auf den Afghanistaneinsatz ausgelegt und dementsprechend waren auch die Prozesse und Ziele der Ausrüstungsplanung auf das Internationale Krisenmanagement optimiert.
Dazu Zitat aus: https://www.reservistenverband.de/magazin-die-reserve/zeitenwende-im-kopf-auf-die-haltung-kommt-es-an:…..„Aus Sicht der Bundeswehr sprach Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr. „Der Weckruf kam nicht erst am 24. Februar. Er kam schon 2014 mit der [völkerrechtswidrigen Annexion] der Krim. Ab da musste die Landes- und Bündnisverteidigung im Mittelpunkt stehen. Wir hatten Monate, wenn nicht Jahre, um uns auf so etwas vorzubereiten.“….“
Aha! (?) Ein Weckruf! (?) Dann also doch „verpennt“ Denn 2022: Nicht verteidigungsbereit- in weiten Teilen nicht einsatzbereit. Kriegsoptimierung war bis vor kurzem das Unwort der Sicherheitspolitik. Nun überschlagen sich die damaligen (politischen) Friedensaktivisten, es wirkt wie Aktionismus, alle sprechen nun gern über Geld, weniger über Haltung.
Schnell sind durch Soldaten und Beamte der BW, des BMVg Schuldige gefunden, Politiker! Kein Geld!…Doch halt! Mangelhafte Planungsergebnisse – eines der größten Probleme heutiger Planungsprozesse der Bundeswehr. Wie jeder Strategieprozess birgt auch die Fähigkeitsplanung beträchtliche Risiken. Erstaunlicherweise wurden diese Risiken kaum thematisiert. Jeder Erfolg, auch noch so klein, allerdings überbetont.
Nichts lähmte die Bundeswehr mehr als die fehlende oder unklare Zukunftsperspektive, bzw. notwenige, aber nicht getroffene Entscheidungen. Siehe dazu die veritable strategische Fehleinschätzungen seit 2014.
Dysfunktionalität des Beschaffungswesens/Rüstungsmanagement, hier schon allzu oft erwähnt,
Ja, dann waren da/sind da (immer) wieder die Insellösungen!
Die Methode Lessons Learned Prozess wurde nur in Konferenzen und Studienphasen erwähnt. Erinnert sich nooch jemand an „Die Bundeswehr nach Afghanistan – Lessons Learned“. ? Sicher nicht, da eingestellt. Es wurde vor einem Jahr viel über die Lehren aus dem Einsatz in Afghanistan gesprochen. Das bedeutete aber noch lange nicht, dass dadurch etwas besser wurde.Für den Lessons Learned Prozess „Krieg in der Ukraine“ wird es hoffentlich besser laufen.
In unsicheren Zeiten wurde gleich gar nicht erkannt, wie wichtig Transparenz über das Geschehen Einsatzbereitschaft und in dessen Umfeld sowie flexible Planungs- und Prognosemöglichkeiten für die Zukunft sind. Man hat einfach wichtige Papiere eingestuft!
Nun gefallen sich ja Politiker, Soldaten uvm. von den RUSSISCHEN strategischen Fehleeinschätzungen zu sprechen. Das stimmt schon! Mit dem Blick auf eigene Fehleinschätzungen sieht es wohl anders aus. Still ruht der See. Nicht zu vergessen, die Folgenlosigkeit für Verantwortliche, wenn nicht schon im Ruhestand, planen diese munter weiter vorsich hin. Für die strategische Fehleinschätzung die Verantwortung übernehmen? Nicht bei der Bundeswehr, ganz sicher nicht im BMVg. Egal, welche ‚Farbe‘ der Leitung. Haltung, Passion, Vernunft, Verantwortung, Karrieredenken, was sind nun die Treiber? Ich weiß es nicht. Aber gern wird betont: Ist halt falsch gelaufen, nun nach vorn schauen. Das sagen jetzt übrigens nicht nur Soldaten. Bin gespannt, wann spezielle Minister sich zum Umfang der Duschmöglichkeiten beim Bund äußern. Kann man sparen, oder?
Wäre es angesichts der kaum steigenden Truppenstärke nicht sinnvoller, die erwähnten zusätzlichen „Enabler“ erstmal als Reserveverbände aufzustellen? Mit der Grundbeorderung sollten da ja auch ausgebildete und erfahrene Spezialisten zur Verfügung stehen. Denn tausende zusätzliche Aktive…das sehe ich nicht. Es wundert mich allgemein, dass angesichts der Personalprobleme nicht bereits viel stärker auf die Reserve gesetzt wird. Das wäre doch eigentlich die naheliegendste Lösung. Wenn man die Leute in Friedenszeiten schon nicht ködern kann, muss man wenigstens dafür sorgen, dass man sie im Krieg zwingen kann, salopp gesprochen.
Kurze Frage zum Thema Reservisten:
Ich war im Jahre 1994 ( ich weiß, ist ne Weile her) beim Bund als W12er. Danach hat es geheißen, wir sollten jedes Jahr mit einer großen Reservistenübung rechnen, damit unser Wissen immer aktuell bleibt.
Aber bis heute war ich auf keiner einzigen Übung.
Auf meine Nachfragen hieß es immer – nicht notwendig oder keine Geld dafür.
Schon damals dachten wir, das geht solange, bis der Schuß nach hinten losgeht.
Und nun ist er nach hinten los – schade eigentlich.
Meint jemand hier das sich was bei den Reservisten was ändern wird?
Danke @ant65 und @Roman für die Antworten, wenngleich Fragezeichen bei mir bleiben.
Ich habe verstanden Seuchenkontrolle, Aufspüren, Elefant.
Das Thema Seuchenkontrolle kann ich nur sehr bedingt nachvollziehen. Eher kein Kernbereich der Verteidigung und angesichts eines Vielfachen zivilen Verkehrs für mich wenig verständlich.
Aufspüren von Kampfstoffen, ich verstehe, um zu erkennen, ob ein Konflikt von konventionell in Richtung CBRN kippt, kann ich schon eher nachvollziehen. Dazu aber wieder die Frage, wie wahrscheinlich das ist und ob ein Aufbau bspw. von Artillerie oder Flugabwehr (oder anderen Enablern) nicht viel dringlicher wäre.
Thema Elefant, ich interpretiere russischer A-Waffeneinsatz: Nun, da denke ich, dass dann relativ flott alles an Truppe ziemlich schnell ziemlich irrelevant würde…
Wir werden der „NEUEN BEDROHUNGSLAGE“ nicht Herr in dem wir abgenutzte Denkschema verwenden. Die „Alte Bundeswehr vor ’89“ hat von der aktiven Truppe nur noch ein Bruchteil erlebt. Und die alten Strukturen würden uns auch nicht weiter bringen.
Schließlich müssen wir heute in der Lage sein fast ohne Vorwarnzeit aus dem Stand 2000km auf eigener Kette/Rad zu verlegen und dann direkt ins Gefecht starten zu können.
Wenn man einmal durch die Strukturen und die Etappe kehren würde, könnte die Bundeswehr mit dem Personal was sie hat auch alles leisten was man von ihr erwartet.
Die Reserve muss halt neu aufgestellt werden. Da bringt uns nur noch ein System ähnlich der Britten oder Amis weiter, oder ich muss die GBO mit Pflichtübungstagen hinterlegen. Quasi als Teil der Dienstzeit bei dem 90% der Zeit Dienstfrei sind mit einer Zuverdienstgenehmigung in unbegrenzter Höhe, wird viele nicht erfreuen aber hey ist doch Zeitenwende.
Man muss jetzt auch über Standorte reden… auch das wird viele nicht freuen aber die Großstandorte sind das was wir brauchen wenn der Einsatz unserer Streitkräfte nicht in der Lüneburger Heide geplant ist sondern im Baltikum oder Ostpolen. Für die nächste Flut- oder Schneekatastrophe ist der Bevölkerungsschutz da und da kann man auch damit leben das die Bundeswehr 8 bis 12h Anmarsch Weg hat. Wenn ich Personal aber nicht mehr auf Versorgungsnummer bekomme muss ich an der Grundlogistik halt sparen. Ein großer Standort bringt da ein echtes PLUS im Vergleich zu 20 kleinen. Nur eine Kita statt 20, nur eine Truppenküche statt 20 ect. PP.
Will man denn noch 200.000+ Soldaten haben und bekommt sie nicht muss die Politik halt über eine Dienstpflicht und ich meine nicht Wehrpflicht diskutieren. Bei ersterer muss man sich weiter Bewerben und kann auch abgelehnt werden, bei letzter macht Karlsruhe den Laden in drei Jahren wieder dicht.
Warum geht Wehrpflicht heute nicht mehr…. um eine Wehrgerechtigkeit mit einer Dienstzeit die mehr als eine AGA umfasst herzustellen bräuchten wir eine aktive Truppe die die Bestimmungen des 2+4 Vertrages verletzt.
Unterm Strich muss sich die Bundeswehr einmal mehr an neue Gegebenheiten anpassen. Nur diesmal sehen wir den Gegner und unsere Pioniere müssen wieder Minensperren legen können statt Brunnen zu bohren.
Ein bisschen Back to the roots mit Updates.
Ich möchte mal einen Gedanken in den Raum stellen, der mir beim lesen dieses Threads und des Threads über die Verstaatlichung der MV Werft kam.
Grundgedanke:
Scheinbar zeichnet sich eine Schubumkehr ab beim Themenkomplex “Outsourcing-, Zentralisierung und Kompetenzbündelung”.
Die gestreamlineden Prozesse der letzten Jahrzehnte, das vermeintlich effiziente, die kapitalisierte Logik der BWL 1.0 aus den 1990ern scheint nun der Einsicht zu weichen, dass die “Fortführung der [Außen]Politik mit anderen Mitteln” eben nicht in jahrzehntelangen Businessplänen verankert werden kann. Operative Reserven kosten Geld, sie sind ineffizient per Definition. Die privaten Beratungsleistungen der letzten Jahrzehnte haben diesen Faktor immer ignoriert (Stichwort: Dynamisches Verfügbarkeitsmanagement und SAZV), bis ein Verwaltungskorset entstanden ist, dass schon im Friedensbetrieb unter Volllast steht als herrsche bereits Krieg. (#BAAINBw)
So what?
Was für die Enabler der Logistik gilt, also die Verstaatlichung von Ressourcen der Instandsetzung mit dem Ziel flexible Reserven zu schaffen (#MV-Werft), müsste auch für die oben angesprochenen Enabler der Sanität gelten.
Oder anders: Man überdenke die erneute Verstaatlichung von Krankenhäusern für den LV/BV-Fall!
Warum?
Ein Gesundheitssystem, welches derart auf Kante genäht ist, dass es eine Pandemie auch im dritten Jahr nur mit Mühe bedienen kann, wird wohl kaum die Verletzten eines großen Landkrieges adäquat behandeln können. Die Verletzten eines solchen Konflikts kommen nicht planbar, sondern nur notdürftig versorgt und spontan von der Front. Sie sind dazu spärlich koordiniert und über alle „Dimensionen“ verteilt. Sie benötigen aber sofortige Hilfe, weil sie sonst unversorgt sterben werden.
Leider sind besagte BWLer derzeit auch am Hebel in den privatisierten Krankenhäusern und fahren 100% Auslastung im Regelbetrieb, weil wirtschaftlich. Für sie rechnet sich das Vorhalten von Reserven für evtl. Kriegsverletzte nicht. Für die Kampfmoral ist die Gewissheit der adäquaten SanVers aber entscheidend, wie man sich denken kann.
Ich sehe aktuell keinen zeitgemäßen Hebel, um die Versorgung von Kriegsverwundeten in Deutschland mit den gesundheitlichen Bedürfnisse der Zivilbevölkerung ins Verhältnis zu setzen.
Wenn man nun bedenkt, dass die NATO 300.000 Soldaten verlegebereit haben möchte für den nächsten großen Krieg im Osten, wird Deutschland da sein Päckchen in der Realversorgung zu tragen haben. Die homöopathischen Dosen an Verwundeten, welche aktuell aus der UKR nach DEU tröpfeln (#Kleeblatt) sind nur ein kleiner Vorgeschmack und bereiten dem System trotzdem bereits erhebliche Bauchschmerzen.
Zitat als Beispiel: „Aus Medienberichten ist bekannt, dass sechs teilweise schwer verletzte Soldaten in Aachen behandelt werden. Jedoch wurden sie nicht auf offiziellem Weg dorthin gebracht, sondern über eine private Hilfsorganisation aus den Niederlanden.“
(Link: https://www.hessenschau.de/gesellschaft/warum-kommen-bisher-kaum-ukrainische-kriegsverletzte-in-hessen-an,ukraine-kriegsverletzte-soldaten-medevac-100.html)
Daher meine Frage:
Welche Mittel sollte DEU künftig vorhalten um:
a) Verwundete in ernstzunehmenden Zahlen in DEU zu verteilen?
b) Müsste die Zahl der Bw-Krhs nicht erhöht werden? (Aktuell 4,5 an der Zahl)?
c) Sind Flugzeuge hier zielführend?
d) Hatten wir das nicht alles schonmal? Stichwort: Reservelazarettorganisation
@SanDino und andere: Bitte Stellung nehmen wenn Sie mögen.
@Menner
Mehr DP wären doch nur mehr Vakanzen. Solange nicht klar ust, dass UmP mit spätestens 57 gehen, bleibt niemand mehr, der bei Verstand ist.
Hoffentlich wird mit DLBO wenigstens die Leistungsfähigkeit und Flexibilität iVz FüInfoSys usw erhöht. Dann reicht auch der Bestand an Personal fürs Grüne, den Rest erledigt BWI.
@Holger Z.
@Koffer
Die SAZV bietet ausgezeichnete Möglichkeiten und Chancen VERANTWORTUNGSVOLL mit der Arbeitszeit der Mirarbeiter umzugehen (zumindest im Heer, für den Rest kann ich es nicht bewerten).
Man muss halt auf der Klaviatur spielen. Die Bürokratie kommt nicht aus der SAZV im ureigensten Sinn, sondern ist Resultat von“tollen“ Ideen der Umsetzer.
Die SAZV im eigentlichen Sinn ist einfach, praxistauglich und für das betroffene Personal durchaus gesundheitsfördernd, also genau das, was es sein sollte.
Man darf in der Umsetzung halt kein Bürokratiemonster daraus machen.
Und was ist schon schlecht daran, dass Vorgesetzte sich Gedanklen machen müssen, wenn am Ende der Arbeitszeit noch gaaanz viel Aufgabe übrig ist. Damit könnte man ggf. sogar meßbar einen Mehrbedarf an Personal begründen. Und was ist schlecht daran, dass der Vorgesetzte sich bereits bei der Anordnung von Mehrarbeit Gedanken machen MUSS, wann der Mitarbeiter/die Mitarbeiterin diese Mehrarbeit abbaut?
Die Nummer „…wird ausgezahlt…“ oder „…ist mit dem regulären Gehalt bereits abgegolten..“ ist in der zivilen Wirtschaft so. Das sollte bei einer Organisation wie der Bw nicht der Fall sein.
Die Gefahr ist groß, dass die, die sich mit der SAZV nie anfreunden konnten, weil sie sich nicht in der Tiefe damit beschäftigen wollten, hier wieder tolle Änderungsideen einbringen.
@Hetfield sagt:
09.07.2022 um 17:57 Uhr
Ja einer der vielen, ganz vielen Punkte die man auf dem Schirm haben muss und sollte wenn man über LV/BV als realistisches Einsatzzenarium nachdenkt. Einen Luftschutzwarndienst haben wir z.b. auch nicht mehr. Im Zivilschutz fehlt auch einiges usw…. usw…. Die Liste ist endlos.
Ganzviel würde auch heute noch im V-Fall möglich sein. So kann man immernoch jede Krankenschwester die den Beruf Mal gelehrnt und während der Pandemie an den Nagel gehängt hat im V-Fall dienstverpflichten und die Kassenärztlichen Vereinigungen haben die Adressen ihrer Mitglieder für die Zustellung der Dienstverpflichtungen/Einberufungen…. wird die Versorgung für den Bürger halt auf Notfälle begrenzt.
Krankenhäuser beschlagnahmt man dann halt und wirft alle Geplanten OP raus. Klar ist das besser wenn man Pläne in der Schublade hat und im Keller Feldtragen gestapelt sind.
Aber wir haben keinen Verteidigungsumfang der Bundeswehr von 1,6 Millionen Mann mehr. Wir gehen nicht davon aus Panzerspitzen östlich Lüneburg und Kassel abzufangen. Wir müssen mit einem Expeditionsheer rechnen was wir an der Ostflanke einsetzten und was in erster Linie durch die Ortsfesten Sanitätseinrichtungen der Hostnation versorgt werden würde. Und erst sobald eine Transportfähigkeit hergestellt ist die Verwundeten in den Rückwärtigen Raum abgibt.
In diesem Zenarium würde uns die Rolle der BeNeLux Staaten im Kalten Krieg zukommen. Reha-Patienten aufnehmen um Platz in den Frontlazaretten zu schaffen. Im anzunehmenden Konflikt Fall würde man Verwundete wohl über ganz Europa verteilen.
Und eins haben uns die Ukrainer gezeigt…. Einen Lazarettzug hab ich in wenigen Tagen aus einem Personenzug umgebaut.
Glaube das bekommen die DB Instandsetzungswerke auch hin…. gibt’s halt nur noch einen Zug am Tag von Berlin nach Usedom.
@mrx sagt: 09.07.2022 um 11:29 Uhr
„Wir schicken ja selbst heute noch Leute nach Hause, die wollen und können (hochmotivierte Ausbilder die ihr Handwerk beherrschen!). Nur damit sie später wieder als Wiedereinsteller „angeworben“ werden (können?!),“
Ich weiß gar nicht wo ich da anfangen soll…
Wir schicken niemand qualifiziertes (!) nach Hause in Werdegängen in denen dienstlicher Bedarf (!) besteht. Wenn der betreffende verlängern möchte (!) und wir ihn brauchen (!), dann klappt das.
Was wir natürlich nicht machen, ist jedem den BS hinterherwerfen, denn BS brauchen wir in den allermeisten Fällen für ganz andere Aufgaben als „Ausbildung“.
Und wenn der betreffende halt keinen Verlängerungsantrag gestellt hat und/oder zum Zeitpunkt des Antrags halt kein Bedarf war, aber sich das eine oder das andere oder beides fünf Jahre später geändert hat, warum sollen wir ihn dann nicht nochmals 5 oder 10 Jahre lang reinholen (natürlich im Regelfall ohne BS Chance, denn wie gesagt, die brauchen wir für andere Dinge).
@ORR sagt: 09.07.2022 um 18:07 Uhr
„Die SAZV bietet ausgezeichnete Möglichkeiten und Chancen VERANTWORTUNGSVOLL mit der Arbeitszeit der Mirarbeiter umzugehen (zumindest im Heer, für den Rest kann ich es nicht bewerten).“
Das ist nicht die Erfahrung der Truppe UND der Führung.
Seit Jahren beklagen sich Truppe UND Führung.
Jetzt endlich hört man auf diejenigen, die es ausbaden müssen. Wurde wirklich langsam Zeit :(
Alles schön und gut. Wenn ich bedenke, wieviele gute Mannschafter / Uffze von meiner Einheit entlassen / nicht verlängert wurden, DP nach und nach abgebaut bzw die Kaserne letztendlich komplett dicht gemacht wurde, Frage ich mich, wo die ganzen Leute plötzlich herkommen sollen.
Kommandeur etc haben sich die Finger wund geschrieben um die Leute zu halten…keine Chance. War nicht gewünscht. Ich persönlich habe mit 4. Mangel ATNs als HF meinen Dienst nach 13 Jahren beendet, da mir schlicht keine Heimatnahe Verwendung o.ä. angeboten wurde.
Würde heute nicht nochmal zur Truppe und dies auch niemandem raten.
@Koffer
Versuchen Sie bitte nicht dem unsäglichen Narrativ „die SAZV wäre Schuld“ durch Ihr Sprechen für die Truppe und für die Führung den Anschein zu geben, dass ihre Wahrnehmung belegt bzw. durch Mehrheiten geteilt wird.
Ich kann Ihnen versichern, dass ein Großteil wirklicher Repräsentanten der Truppe das ganz anders als Sie beurteilt.
Meistens sind das übrigens Soldaten die sich von Amtswegen mit der SAZV beschäftigt haben.
Im Übrigen stimme ich @ ORR zu 100% zu.
@Sierra Mike sagt:
09.07.2022 um 19:41 Uhr
….“Ich persönlich habe mit 4. Mangel ATNs als HF meinen Dienst nach 13 Jahren beendet, da mir schlicht keine Heimatnahe Verwendung o.ä. angeboten wurde.“…..
Da hat man sie ja nicht vor die Tür gesetzt, sondern sie haben für sich entschieden das die BW für sie persönlich nicht mehr attraktiv genug war. Soweit eigentlich ganz normal…. Ihr Vertrag war erfüllt.
Persönlich kann ich das sehr gut nachempfinden zum Ende meiner Dienstzeit, habe ich mich auch gegen eine Verlängerung entschieden aus vielen Gründen die ich für mich abgewogen und gewichtet habe… am Ende der Überlegung stand dann…. letzter Gruß an die Flagge und Auskleidung. Vertrag erfüllt, mit Dank und Ehre entlassen.
Ob ich heute jungen Menschen von der Bundeswehr ab- oder zurate…. man kann immer nur seine Erlebnisse schildern und vor Problemen Warnen. Wenn sich jemand bewusst ist worauf er/sie sich einlässt… gebe ich den Leuten mit auf den Weg „Mach dein Ding“ und wisse was du willst. Ist der Deal schlecht für dich lass es sein, ist er ok probier es aus.
Das hätte ihnen aber auch bei jedem anderen Arbeitgeber passieren können… Werk wird geschlossen, Konjunktur bedingt muss das Unternehmen Stellen abbauen. Politische Rahmenbedingungen / Gesetze haben sich geändert, das Unternehmen muss umstrukturieren ect.pp.
Fragen sie Mal die Arbeiter der MV Werften, viele wurden erst vor wenigen Jahren in das Unternehmen geholt… wir bauen jetzt Kreutzfahrtschiffe… totaler Boommarkt…. 16.3.20 und die Welt steht Kopf.
Ich nenne das allgemeine Lebensunbilligkeiten!
@Koffer
Tja, da sieht man, dass die Zeitenwende bis jetzt nur punktuell angekommen ist.
Manche bis etliche Leute holt ihr NIE mehr rein. Auch nicht mehr für 5 oder für 10 Jahre. Die machen da einfach nicht mehr mit. Ende. Die Chance war da. Warum sollten die sich das Theater nochmal antun?! Ihr glaubt echt, ein Fingerschnipp und die Leute stehen wieder in großer Schlange am Kasernentor?! Haha… Demographie wird regeln, aber nicht im Sinne der Bw ;-)
War so zu lesen Anfang des Jahres in deutschen Zeitungen :
Die Bundeswehr plant die Anschaffung von mindestens drei ICE 3 Neo, die sie als Lazarett-Züge einsetzen will. Das bestätigte das Verteidigungsministerium der “Bild am Sonntag”.
Die Züge sollen demnach zur Versorgung Verwundeter und den Transport von Intensivpatienten eingesetzt werden. Die Bestuhlung der “Lazarett-Züge” soll bei Bedarf gegen 30 medizinische Intensivbetten ausgetauscht werden können. Der Einsatz ist ab 2025 geplant. Der ICE 3 Neo kostet zwischen 25 und 30 Millionen Euro. Mit den Lazarett-ICEs sollen bei Bedarf auch zivile Intensivpatienten in andere Krankenhäuser verlegt werden können, so wie es die die Bundeswehr während der Corona-Pandemie auch per Flugzeug gemacht hat.
Die Idee ist gut und bedarf auf jeden Fall da , Durchführung allerdings wieder typisch Bundeswehr . Wo ich mich manchmal frage ob die Beschaffungen im Kindergarten beschlossen werden .
@ORR sagt: 09.07.2022 um 18:07 Uhr
„Die SAZV bietet ausgezeichnete Möglichkeiten und Chancen VERANTWORTUNGSVOLL mit der Arbeitszeit der Mirarbeiter umzugehen (zumindest im Heer, für den Rest kann ich es nicht bewerten).“
Ich sehe das ebenso. In der Umsetzung tatsächlich bürokratisch aber man kann sich damit abfinden und ich als Betroffener (Heer) empfinde seit Einführung einen positiven Effekt. Das größere Problem ist der Personalmangel, der durch die SAZV durch mehr Abwesenheiten verstärkt wird. Hier entstehen Lücken in der Ausbildung ebenso wie im Regelbetrieb -> Personalproblem, nicht SAZV-Problem.
Tom
„Kurze Frage zum Thema Reservisten:
Ich war 1994 beim Bund. Danach hat es geheißen, wir sollten jedes Jahr mit einer großen Reservistenübung rechnen. Aber bis heute war ich auf keiner einzigen Übung.
Auf meine Nachfragen hieß es immer – nicht notwendig oder keine Geld dafür.“
Echt jetzt? Sowas haben die gesagt?? 1994??? Das war genau jenes Jahr, in welchem das Territorialheer abgeschafft wurde. Also kein Wunder, dass Sie nie zu einer Reserveübung einberufen wurden. Ich war von 1998 – 2002 dabei und habe 2 oder 3 Jahre später mal Post bekommen, wo ich gefragt wurde, ob die Bereitschaft bestünde, mal an einer Reserveübung teilzunehmen. Habe dann aber, obwohl die Anfrage meinerseits positiv beschieden wurde, nie wieder etwas von denen gehört.
„Meint jemand hier das sich bei den Reservisten was ändern wird?“
Man kann nur hoffen. Von Heute auf Morgen wird das allerdings nichts werden. In den 80er Jahren hatte die BW eine Friedensstärke von 495.000 Mann und eine Mob.Stärke von 1,336 Mio Mann. Das war die angestrebte Gesamtstärke, die für die von der NATO geforderten 12 Felddivisionen von der BW als notwendig erachtet wurde. Der Aufbau dieses Reservistenpools, und vor allem der Aufbau der dafür vorgesehenen Strukturen, dauerte bis zur Heeresstruktur IV, also bis zum Anfang der 80er. Also volle 25 Jahre! Die Losung demnach lautet, Ranklotzen, dann kann das auch was werden!
Aufstockung der Enabler: Telefonat mit einem der Organisateure im KdoSKB Anfang Juni, da alle A16+ schon wieder kirre sind, und kurzfristig Zeitlinien haben wollen.
Seine Aussage: „Nach all der Zeit, die ich hier bin, realistisch gesehen 2040.“
Ist natürlich überzeichnet, aber ich selbst schätze ebenfalls 2030 Minimum (!), bis die Damen, Herren und Diversen tatsächlich physisch auf dem Hof stehen.
„Einsatzbereite“ Division bis 2025; Melden kann man der NATO erstmal alles, das können wir seit vielen Jahren sehr gut. Stichwort „Doppelassignierung“. Geht alles gut, solange nichts scharf geschaltet wird. Ansonsten ist es natürlich vollkommen illusorisch, bis 2025 eine solche Division hinzubekommen. Mit Glück und Ziehen und Zerren, ohne Corona und mit Rückenwind, eine verstärkte Brigade. Alles andere ist politisch getriebener Unfug.
@ LLFm, 09.07.2022 um 22:40 Uhr:
ICE als Sanitätszüge klingt interessant, aber spontan frage ich mich, ob man da nicht auch lieber gleich eine ziehende Diesel-Lok mit einplant – wenn es „heiß“ wird, „könnte“ auch mal der Strom knapp werden. Und dann stehen die Züge sinnlos auf der Strecke rum
An Hetfield und Küstengang 01 bzgl. Ihrer Beiträge vom 9.7. um 17:57 Uhr und 19:26 Uhr :
Sie haben aus meiner persönlichen Sichtweise heraus alles so geschrieben, wie ich es auch sehe. Einige Grundgedanken erlaube ich mir zu schreiben.
Es bedarf m. E. einer zumindest rudimentären Reservelazarettorganisation für den Fall der Fälle.
Das staatlich vorgegebene Vorhalten ( …wenn man es denn will) von personellen Reserven erfreut nicht die Betriebswirte in Krankenhäusern, wäre aber ein Teil staatlicher Daseinsfürsorge. Eine hier notwendige angemessene Inübunghaltung zwecks Kompetenzerhaltes könnte auch zur Entlastung von Stammpersonal führen. ( …. keine schöne Vorstellung für Inhaber von Zeitarbeitsfirmen im Gesundheitssektor )
Die höhere Sanität wird aus der Versorgungssituation für die Verwundeten in der Ukraine Ihre Schlüsse zu ziehen haben.
Und vereinfacht ausgedrückt hat sich Deutschland nicht nur als Lagerhaus und Umschlagplatz, sondern zukünftig im Falle BV/LV auch als das Lazarett der Nato zu betrachten. Polen wird im Extremfall ja auch an die Versorgung der eigenen Bürger denken müssen.
Zu guter Letzt : die Beschaffung der Lazarettzüge ist sicher richtig. M.A.n. lohnt es sich auch über die Vorhaltung eines geeigneten Hospitalschiffes für das Baltikum nachzudenken. ( Es gab mal die Helgoland )
@Koffer
Leider scheinen Sie im Denkmuster der Vergangenheit stecken geblieben zu sein. Sie schreiben:
„Wir schicken niemand qualifiziertes (!) nach Hause in Werdegängen in denen dienstlicher Bedarf (!) besteht. Wenn der betreffende verlängern möchte (!) und wir ihn brauchen (!), dann klappt das.“
Genau das ist aber nach meiner Bewertung Obrigkeitsdenken, wie ich sie aus der Vergangenheit kenne und leider heute noch sehr häufig im ÖD anzutreffen ist. Wenn wir einen Bedarf haben, darf er gerne einen Antrag stellen… Macht er das nicht: Pech. Kein Antrag => Kein Glück.
Dann wundert es mich nicht, dass die Personalzahlen seit zwei Jahren fast stagnieren (und komme mir bitte keiner mit Corona – das war nur Anfangs eine Delle) und ich auch nicht sehe, wie wir mehr „Enabler“ rekrutieren möchten. Schon allein die Regeneration des Personals aufgrund der Demographie wird eine enorme Herausforderung in den Mangelverwendungen (IT, San, Technik).
Aber solange in diesem System so eine Denkweise vorherrscht, wird es schlimmer und schlimmer. Mit „5 oder 10 Jahre lang reinholen“ wird nicht nachhaltig funkionieren in den begehrten Mangelverwendungen (IT, Technik, San) – abgesehen von einigen Idealisten.
Aber hey, wer BS bzw. bewaffneter Beamter auf Lebenszeit ist, kann es sich bis zur Pension ja gut einrichten.
Es scheint mir, wenn auch in die richtige Richtung, nur in kleinen Schritten voranzugehen.
Man hört, geschweige sieht (25 Mio.-Vorlagen) nichts von siginifikanten Strukturentscheidungen zum Heer.
Stichworte mittlere Kräfte, signifikante Verstärkung der Artillerie inkl, Komponenten zur Heeresflugabwehr
Die Lösungen sind alle marktverfügbar z.B. Haubitzen auf Boxer oder HX-3, Skyranger auf Boxer etc.
Im Übrigen böte die Brigade für Litauen die Chance, mal wieder einen signifikanten Reserve-Kampftruppenteil aufzubauen. Einlagerung der Ausrüstung in Litauen, aktive Brigade (vermutlich Umbau der 41. in NB?!) mit Spiegel-Reservetruppenteilen, Im Bedarfsfall Verlegung des Personal und Aktivierung der Reserveeinheiten unter Nutzung der am Heimatstandort verbliebenen Technik. Lediglich bestimmte Komponenten zur Materialerhaltung wären doppelt aktiv zu halten, da die Technik in Litauen ja gewartet und Einsatzbereit gehalten werden muss.
Mir scheint, die Zeitenwende in den Köpfen einiger Planer noch nicht so recht angekommen zu sein. Wir müssen den Mut haben, die Bedarfe konkret zu adressieren, auch wenn (das scheint absehbar) die 100 Mrd. dafür nicht reichen und nicht schon wieder im vorauseilenden Gehorsam die Konzepte den Haushaltsplanungen anpassen.
Wie wirken sich die Üverstunden regelungen eigentlich auf Stress, Zufriedenheit und Rekrutierungen auf.
Für was dürfen Überstunden befohlen, angeordnet etc. werden , wie ist Abbau und Auszahlung geregelt
Zum Thema Sanitätsversorgung der NATO
Vorab meinen herzlichen Dank an die Beitragsschreiber, ich habe einiges gelernt.
Ich teile Ihre Einschätzung, dass ein ICE das denkbar schlechteste Schienenverkehrsmittel wäre um Verwundete von Ost nach Westeuropa zu shutteln. Spontan denke ich an eigene Erfahrungen mit dem Zug, zB dass es Im Winter zu kalt und im Sommer zu warm zu sein scheint für die Technik.
Die bestechenden Argumente des ICE, also die Geschwindigkeit und der Komfort, sind nachrangig gegenüber universeller Einsatzbereitschaft und Zuverlässigkeit. Die „Diesellock“, welche auf polnischen Nebenstrecken fahren kann, scheint mir hier zielführender, wenn auch weniger prestigeträchtig. Eine Idee wären evtl Modulare Sanitätseinrichtungen auf Containerbasis?
Stichwort „Helgoland“: Was sagen die Fachleute der Marine zu diesem Thema?
Generell gesagt, wirkt die Idee einen ICE für die Realversorgung von Kriegsverwundeten in gewisser Weise symptomstisch zu sein für die realitätsferne Diskussion um „Goldrandlösungen, Industriestandort Deutschland, ZivMil Kooperation, abrufbereite Reserven, Shiny things..“ You name it – oder wie jemand hier neulich schrieb: „Schuß immernoch nicht gehört?“
@die wirklichen San-Fachleute:
Wie realistisch ist Ihrer Meinung nach, dass die Enabler der Sanität überhaupt den medizinischen Standard eines „beatmeten / Intensivpflichtigen“ Verwundetentransportes aufrechterhalten könnte unter den Bedingungen eines LV/BV-Szenarios?
Mein Gedanke wäre in der Richtung „Reverse-Triage“ / Masse statt Klasse der Vwu-Versorgung angesiedelt. Schließlich steht die Aufrechterhaltung der Kampfkraft der Verbände über der Intensivversorgung des Individuums.
@Fussgaenger
Der Einsatz setzt ja erst mal eine elektrifizierte Strecke voraus beim ICE . Ist ja nun mal nicht in ganz Deutschland gegeben. Desweiteren können sie nur als ganze Einheit verwendet werden . Außerdem ist man immer auf die Bahn angewiesen da ice nun auch nicht jeder Lokführer fahren darf . Hätte man statt dessen normale reisezugwagen genommenen die man umbauen kann hätte man diese sogar einfach an fahrplanmäßige Züge anhängen können oder notfalls selbst bewegen . Noch hat die Bundeswehr ja ein paar Dieselloks und Lokführer .
@ganzoviews:
Wie ant65 hier schon angemerkt hat, der Begirff ABC-Abwehr täuscht . Es handelt sich im klassischen Sinne um keine „Abwehr“ wie z. B. Flugabwehr.
Die ABC-Truppe hat zunächst die Aufgabe 1. Aufklären und 2. Dekontamienieren. Darüber hinaus wurden Teile der ABC-Abwehr auch in Feldlagern eingesetzt, z. B. in der Trinkwasseraufbereitung.
Mich wundert vielmehr, dass 700 Dienstposten geschaffen werden wollen, da diese Truppengattung doch eher klein ist.
@Sierra Mike sagt: 09.07.2022 um 19:41 Uhr
„Kommandeur etc haben sich die Finger wund geschrieben um die Leute zu halten…keine Chance. War nicht gewünscht.“
Nein, das hat nichts mit „nicht gewünscht“ zu tun, sondern mit „damals schlicht kein Bedarf“.
Der Bedarf der SK ist wechselnd und vor ca. 8 Jahren gab es nun einmal einen anderen Bedarf als heute. Und selbst wenn man damals die Landser/UoP gehalten hätte, dann würde das ja jetzt auch nichts mehr bringen, weil sie zwischenzeitlich trotzdem abgegangen wären.
„Ich persönlich habe mit 4. Mangel ATNs als HF meinen Dienst nach 13 Jahren beendet, da mir schlicht keine Heimatnahe Verwendung o.ä. angeboten wurde.“
Erneut: das ist eine Frage des Bedarf! Der Dienstherr brauchte sie halt nicht dort wo sie dienen wollten. Ganz einfach.
TRENNUNG
An alle Proponenten der SAZV in der aktuellen Fassung.
Wann auf allen Chef, Spieß und Kommandeur-Tagungen sich die Vertreter der Kampftruppe und der die Kampftruppe direkt unterstützenden Kräfte seit Jahren einig sind und dies auch von der Führung (KdoH) genauso gesehen wird und die einzigen die kein Problem sehen bestimmte Teile des BMVg und der Amtsebene sowie lebensältere Gewerkschaftsfunktionäre sind, dann sollte das zu denken geben…
Aber egal wir müssen uns hier ja nicht überzeugen.
Glücklicherweise hat das BMVg endlich (!) zugehört und scheint sich ja in die richtige Richtung zu bewegen.
Interessanterweise übrigens erst, seit der Gerichtshof der Europäischen Union letztes Jahr im Sommer in deutlichsten Worten die Kritiker einer überbordenden Umsetzung der EU-AZR bestätigt hat.
Zitat (sinngemäß): der beste Gesundheitsschutz für Soldaten ist eine gute und intensive Ausbildung.
Darüber hinaus hat der (sinngemäß) festgehalten, dass alles was nciht eindeutig zivil ist in der Armee gar nicht der EU-AZR unterliegt.
Auch eine Position die die Kritiker der SAZV seit Jahren erhoben haben und die von geneigter Seite immer wieder bestritten wurde.
Jetzt ist es einerseits rechtlich geklärt und andererseits hört die Politik endlich.
Also: Jahre verspätet, aber besser als nie :)
An Hetfield : …. zu Ihrem Beitrag von 17:11 Uhr.
Auf den ICE als Lazarettzug ist man wohl aufgrund der Erfahrungen der Franzosen mit deren TGV gekommen.
Selbstverständlich traue ich den Ingenieuren zu Lösungen zu finden die kleinere Strecken
im Dieselbetrieb ermöglichen,
Faktoren wie Gleisbett, Spurweiten außerhalb Europas etc. stellen natürlich Probleme dar.
Ansprüche an Federungen etc. ebenfalls. Zu unterscheiden ist was während des Fahrbetriebes und was im Stand zu tätigen ist; etc. etc..
Intensivtransportwagen für die Straße besitzt die Bundeswehr. NotarztKfz ebenfalls.
Niemand wird bei 100 Km/h in der Kurve einen Zugang setzten wollen.
Lazarettzüge haben sich in Europa in zwei Weltkriegen bewährt. Auch die Bw des kalten Krieges hatte sie. Eine brauchbare militärische moderne Version erscheint mir notwendig. In kleinerem Maßstab bieten die Tunnelrettungszüge der Bahn sicherlich auch Orientierungshilfe.
Hospitalschiffe werden auch von anderen Nationen betrieben. Im Konfliktfall erscheint mir die Möglichkeit gegeben, daß der Seeweg die
Hauptversorgungsmöglichkeit für das Baltikum ist und auch eine „Abschubmöglichkeit“.
@Hetfield sagt:
10.07.2022 um 17:11 Uhr
Stichwort Lazarettschiff. Die gibt es mit unter in der NATO. Frage ist immer was eine Marine im Frieden betreiben will. Auch da hilft ein Blick in die Historie… die deutschen Seestreitkräfte haben sich für derlei Hilfsaufgaben immer gern an Ziviler Tonnage bedient.
Die Autofähren zwischen Puttgarden und Rødby eignen sich mit ihren Eisenbahnschienen super als Minenleger….
Fast ikonisch die Verwendung der RMS Queen Elisabeth II als Truppentransporter im Falkland Krieg.
Zur Aufstellung TerrFüKdoBw, auch wenn diese bereits in einem anderen thread behandelt wurde. Mit Herausgabe der ersten Ergebnisse der Bestandsaufnahme stellt sich die Frage, ob vorliegende Untersuchungsergebnisse überhaupt berücksichtigt wurden.
Es gibt einen NatTerrBefh, der mit dem Stab KdoSKB seit mindestens zwei Jahren die Aufträge eines Aufmarschführenden Kommandos, der Drehscheibe Deutschland und im Bereich HNS auf operativer Ebene wahrnimmt. In einem über mehrere Monate erarbeiteten Bericht zum EPP wurde festgestellt, dass aufgrund der vorhandenen Expertise in o.g. Aufgaben, von Resilienz (nicht alle wichtigen strategischen und operativen Führungsstäbe zentral im Raum Berlin und somit nicht unweit der ostwärtigen Grenze), der verfügbaren Infrastruktur und vorhandenen IT-Führungsfähigkeit sowie der etablierten Arbeitsbeziehungen zum BBK und THW ein TerrFüKdoBw in Bonn unter Heranziehung KdoSKB mit einem abgesetzten Lagezentrum in Berlin aufgestellt werden sollte. Es ist nicht nachvollziehbar, warum dieser Bericht nun vollkommen negiert (ignoriert?) wird und das Kommando in Berlin mit weiterem zusätzlichen Ressourcenbedarf aufgestellt wird. Zudem mit dem Fokus auf subsidiäre und damit nicht strukturbegründende Aufgaben.
Der ressourcenschonendste Ansatz wäre die Fortführung KdoSKB mit Doppelhut InspSKB/NatTerrBefh, welcher zugleich auch die Kräfte für die operativen Aufgaben in seinem Portfolio hat.
Man wird sehen, wie die jetzige Absicht funktionieren kann. Die Aufstellung Kdo H in Strausberg, die Zentralisierung der WEnwg der TrGtg des Heeres in Köln, die Aufstellung AusbKdo in Leipzig und viele andere Beispiele haben alle gezeigt, dass (Fach-)Personal selten der Aufgabe an neue Dienstorte gefolgt ist.
Mal zwei Frage bezüglich dieser Lazarett-ICEs.
1. Werden diese ICEs dann extra hergestellt, also quasi eine Sonderanfertigung für die BW, die dann auch immer im Einsatz sind, als eine Art Schienenversion der MedEvac-A310er, oder ist das so wie früher bei den alten Krankentransportkompanien Schiene des Territorialheeres, also gekaderte Einheiten, denen die benötigten Waggons aus dem regulären Betrieb der Bundesbahn im Bedarfsfall zugeführt wurden, nachdem die Bahn die Bestuhlung entfernt hat.
2. Die Krankentransportkompanien Schiene waren keine Krankenhäuser. Im WK2 erwies sich, dass während der Fahrt keine Operationen durchgeführt werden konnten, da die Bewegungen des Zuges ein fachgerechtes Führen der OP-Instrumente unmöglich machten. Es ging also, wie der Name sagt, rein um den Krankentransport. Wird das bei diesem Konzept nun anders sein?
@ganzoviews:
Wenn im Zuge von Kampfhandlungen Chemikalienlager in Fabriken o.ä. getroffen werden, kann die ABC-ABwehr die Lage klären und dekontaminieren.
Uur Anzahl: Im Ernstfall weisen geschulte Kräfte ungeschulte und/oder zivile Kräfte ein: Multiplikatoreffekt.