Afghanistan-Sonderbeauftragter wird neuer Politikchef im Verteidigungsministerium
Der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für Afghanistan und Pakistan, Jasper Wieck, wird politischer Direktor des Verteidigungsministeriums. Das Bundeskabinett bestätigte nach Informationen von Augen geradeaus! am (heutigen) Freitag den Diplomaten als neuen Leiter der Abteilung Politik im Wehrressort. Seit Amtsantritt von Ressortchefin Christine Lambrecht im Dezember vergangenen Jahres sind damit vier neue Abteilungsleiter ins Verteidigungsministerium gekommen.
Wieck folgt auf Detlef Wächter, der 2019 von seinem Botschafterposten in Tansania ins Verteidigungsministerium gewechselt war und auf eigenen Wunsch in den diplomatischen Dienst zurückkehrt. Er wechselt im Sommer als neuer Botschafter in die norwegische Hauptstadt Oslo.
Der derzeitige Sonderbeauftragte für Afghanistan und Pakistan bringt umfangreiche Erfahrung in der Sicherheitspolitik mit. Von 2009 bis 2012 leitete er die politische Abteilung der deutschen NATO-Vertretung in Brüssel und anschließend das Referat Sicherheits- und Verteidigungspolitik/NATO im Auswärtigen Amt. An der Erstellung des Weißbuchs zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr 2016 war er als Leiter des entsprechenden Arbeitsstabes im Außenministerium beteiligt – das dürfte ihm bei der anstehenden Erarbeitung der Nationalen Sicherheitsstrategie zugute kommen.
Damit wird es wieder Zeit für einen Überblick über die Abteilungsleiter im Verteidigungsministerium – denn Verteidigungsministerium und Bundeswehr haben die früher regelmäßig monatlich veröffentlichte Übersicht über die Personalveränderungen in militärischen und zivilen Spitzenstellen im September 2021, vor der Bundestagswahl, eingestellt. Seitdem werden Neubesetzungen in der Regel öffentlich erst mitgeteilt, wenn der Amtsinhaber irgendwo auftritt – oder wenn er es selbst kundtut.
Die aktualisierte Übersicht über die Abteilungsleiter im Verteidigungsministerium:
• Politik: (vorgesehen) Jasper Wieck
• Ausrüstung: Vizeadmiral Carsten Stawitzki
• Cyber- und Informationstechnik: Generalleutnant Michael Vetter
• Planung: Generalleutnant Gert Nultsch (Korrigiert; seit Ende Juni nicht mehr Generalmajor)
• Führung Streitkräfte: Generalleutnant Kai Rohrschneider
• Strategie und Einsatz: Generalleutnant Gunter Schneider
• Haushalt und Controlling: Karl Henning Bald
• Recht: Jan Stöß
• Personal: Generalleutnant Klaus von Heimendahl
• Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen: Barbara Wießalla
Unter der SPD-Ministerin Lambrecht sind die Posten der Abteilungsleiter Recht, Strategie und Einsatz, Planung und nun Politik neu besetzt worden.
(Foto: Jasper Wieck, Sonderbeauftragter der Bundesregierung für Afghanistan und Pakistan, bei der Afghan Diaspora Conference im Auswärtigen Amt in Berlin am 28.06.2022 – Leon Kügeler/photothek.de)
Ja wirklich schade, dass die Personalveränderungen nicht mehr gebündelt bekannt gegeben werden. In der Regel sind die Informationen eh öffentlich, nur muss man diese nun mühsam zusammentragen (Jeder Kommandeurswechsel wird ja im lokalen Käseblatt dargestellt).
Gab es mal eine Info, warum dies eingestellt wurde?
Es klang hier schon in einigen andern Fäden an. Der Ruf der Ministerin scheint sich zu bestätigen. Man umgibt sich mit getreuen Personal. Staatssekretäre, das ist wohl die Norm. Nun beschreibt die o.g. Information die Abteilungsleiter. Die sogenannte ‚Meinung‘ der Truppe ist und kann nicht immer ausschlaggebend sein. Doch ich gebe die geäußerten Gedanken wieder, dass schon auffällt, wie der Begriff „braver Parteisoldat“ eine neue Dimension erreicht.
Fast bis an die Grenze des Erträglichen wird durch Netztwerke dafür gesorgt, dass eigentlich schon beendete Karrieren neuen Schub erhalten.
Abteilungsleiter Strategie und Einsatz General Schneider übernahm zum 16. 12.22.
Der Abteilungsleiter Planung verwundert sehr. Darüber wird gesprochen! Nachdem er eine „erfolgreiche“ Arbeit im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr absolvierte, taucht er nach einer Kurve im BMVg nun zur Überraschung aller Beteiligten als Abteilungsleiter einer Abteilung auf, für die man normalerweise eine sorgfältigen Verwendungsaufbau mitbringen sollte. Engagement für SPD, verbunden mit Netzwerkarbeit scheint nun das bestimmende Auswahlkriterium zu sein.
Es ist nicht zufällig, dass auch der General Breuer mit seinem neuen *** Kommando mit solcher Netzwerkarbeit in Verbindung gebracht wird.
Die Kungelei ist so peinlich wie offenkundig im BMVg – egal ob in 16 Jahren Schwarz oder nun im roten Gewand.
Leider ist jedoch damit verbunden, dass qualifizierte oder besser qualifizierte Kandidaten für Spitzenverwendungen benachteiligt oder abgewiesen werden.
Jedoch ist die Diskussion darüber ein Sturm im Wasserglas, denn es ist kein spezifisches BMVg Problem.
Allerdings gilt es anzusprechen, dass gerade die unerwartet nach oben Gespülten auch noch moralisch – ethische Ansprüche postulieren, die mit der eigenen Realität wenig zu tun haben.
Z.B.: Personalwesen der Bundeswehr als auch im BMVg verankert den verfassungsrechtlichen Grundsatz der Bestenauslese, der Grundsatz der Bestenauslese ist bei jeder Personalauswahl zu beachten uvm.
Führungsethik/Ethisches Handeln im Rahmen der Inneren Führung schließen für mich angepasstes Verhalten zum Zwecke der Karriere aus. Auf dem Kaserenhof nannte man es so: „Schleimen kann die Karriere vorantreiben und dabei helfen, die Karriereleiter im Eiltempo zu erklimmen.“ Klingt hart und unhöflich, ist schon klar, beschreibt aber für mich den Umstand, dass Auswahl für politisch codierte Spitzendienstposten das Label „Bestenauslese“ kaum noch verdient.
@all
Eine dringende Bitte: Die reflexhaften und meist nichtssagenden Äußerungen „ist alles wieder Kungelei“ sind relativ sinnlos und klingen wie die üblichen Aussagen, egal welche Personalentscheidungen getroffen werden. Wenn es für eine konkrete Person Belege über das „es wird geraunt“ hinaus geben sollte, wäre es doch nett, das auch zu konkretisieren. Aber einfach nur nach Bauchgefühl hier was rauzuhauen ist ziemlich unsinnig.
Solche Personal-Verhandlungen finden in kleinen Zirkeln statt. Was nutzt die Bestenauslese, wenn das Spitzen-Personal dann doch im Hinterzimmer ausgekungelt wird?
T.W. hat schon einen validen Punkt, es fehlen Belege. Doch genau da liegt der Hase im Pfeffer, das System achtet schon darauf, das das Kartenhaus nicht zusammenbricht. Und wenn es nur der Datenschutz ist.
Hier im Blog kann wenigstens mal zur Sprache gebracht werden, dass zu bestimmten Personalentscheidungen Spekulationen und Gerüchte um sich greifen. Es ist schon so, man wittert Stellen-Kungelei, man kann es nicht belegen und doch ist es Thema. Danke, dass man das auch mal raushauen darf. Wir sehen, der Hausherr schreitet ja auch ein.
@dieandereMeinung sagt: 01.07.2022 um 20:39 Uhr
„Solche Personal-Verhandlungen finden in kleinen Zirkeln statt. Was nutzt die Bestenauslese, wenn das Spitzen-Personal dann doch im Hinterzimmer ausgekungelt wird?“
1. Natürlich findet Spitzenpersonalauswahl in kleinen Zirkeln statt. Wie denn auch sonst?
2. Ich glaube es gibt einige menschliche Argumente gegen den neuen AL Pol, aber fachlich dürfte er als erstklassige Wahl einzustufen sein!
zu 1. Es gäbe natürlich eine Option –> Ein Bestätigungsverfahren à la US Senate. Aber dafür müssten wir unser komplettes System der Verwaltung anpassen. Angesichts des unterschiedlichen System von checks and balances, der unterschiedlichen Rolle des Parlaments und der Regierung. Und vor allem angesichts der verquickung von Regierung und MdB halte ich eine solche Anpassung für nicht besonders wahrscheinlich.
Weiß hier jemand, wie es mit dem bisherigen AL Plg, GenLt Badia, weitergeht?
@zünderheinz:
Aus „IntratnetBwStartseite > Auf einen Blick > Nachrichten und Berichte > 2022 > Mai > Wechsel an der Spitze der Abteilung Planung“ vom 10.05.2022:
…
Dessen Vorgänger, Generalleutnant Christian Badia, verabschiedete sich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung und bedankte sich für die ausgezeichnete Zusammenarbeit. Er bereitet sich nun auf seine Verwendung beim NATO Hauptquartier in Norfolk vor.
….
Für die neue Funktion als Deputy Supreme Allied Commander Transformation wünschte der Generalinspekteur Generalleutnant Badia alles Gute. Mit ihm komme einer, der den NATO-Planungsprozess im Detail verstanden hat, an die Spitze der Fähigkeitsentwicklung der NATO….“
Der Abteilungsleiter Planung ist seit dem 28.6 Generalleutnant
[Danke für den Hinweis. Das BMVg teilt so was ja nicht (mehr) mit.
/edit Gegengecheckt – so viel Zeit muss sein – und es oben nachgetragen.
T.W.]
@ Koffer sagt:
02.07.2022 um 14:05 Uhr
“Ich glaube es gibt einige menschliche Argumente gegen den neuen AL Pol, aber fachlich dürfte er als erstklassige Wahl einzustufen sein!”
Möchten Sie elaborieren oder raunen Sie auch nur?