Bisheriger Botschafter in Tansania wird neuer Politikchef im Verteidigungsministerium – Geyr wird Botschafter in Moskau
Der derzeitige deutsche Botschafter in Tansania, Detlef Wächter, soll neuer Leiter der Politikabteilung im Verteidigungsministerium werden. Nach Informationen von Augen geradeaus! ist vorgesehen, dass der Diplomat die Abteilung von Géza Andreas von Geyr übernimmt, der als deutscher Botschafter nach Moskau wechselt. Eine offizielle Bestätigung für diesen Wechsel an der Spitze der Abteilung Politik gab es zunächst nicht.
Der Karrierediplomat Wächter gehört seit 1994 dem Auswärtigen Amt an. Zu seinen Stationen gehörten neben mehreren Auslandsposten die Tätigkeit in der Politikabteilung des Außenministeriums, in der deutschen NATO-Delegation und mehrfache Verwendungen im Kanzleramt. Von 2010 bis 2014 war er an der deutschen Botschaft in Washington tätig, ehe er von 2015 bis 2017 wiederum im Auswärtigen Amt für Sicherheitspolitik in den NATO-Staaten zuständig war. Seit 2017 ist er Botschafter in Daressalam.
Mit dem Weggang des Diplomaten Geyr verliert Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen einen ihrer wichtigsten Mitarbeiter. Der frühere BND-Vizepräsident hatte sich auch in Zeiten schwieriger Beziehungen zu Russland als Leiter der Politikabteilung im Wehrressort um einen ständigen Gesprächskontakt nach Moskau bemüht.
Zur Übersicht die – nach Berufung des neuen Abteilungsleiters CIT im April – nun erneut veränderte Liste der Abteilungsleiter im BMVg:
• Politik (vorgesehen): Detlef Wächter
• Ausrüstung: Vizeadmiral Carsten Stawitzki
• Cyber- und Informationstechnik: Generalmajor Michael Vetter
• Planung: Generalleutnant Christian Badia
• Führung Streitkräfte: Generalleutnant Markus Laubenthal
• Strategie und Einsatz: Generalleutnant Bernd Schütt
• Haushalt und Controlling: Karl Henning Bald
• Recht: Andreas Conradi
• Personal: Generalleutnant Klaus von Heimendahl
• Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen: Barbara Wießalla
(Foto: Wächter, 3.von rechts, bei der Eröffnung des AHK-Büros in Daressalam am 16. April 2018 – Foto DIHK)
Mal zur Einordnung gefragt:
Ist die EInbindung von (hochrangigen) Diplomaten in Verteidigungszusammenhänge (NATO, Politikabt. im VertMin.) eine geläufige Praxis oder eine Besonderheit die in der Persönlichkeit von Hr. Wächter begründet ist?
Hm, etwas merkwürdige Frage, da die NATO sowohl ein politisches als auch ein militärisches Bündnis ist und (zivile) Regierungen und Diplomaten entscheiden – ohne Autorisierung des Nordatlantikrats, der im Regelfall auf der Ebene der NATO-Botschafter der Mitgliedsstaaten zusammenkommt, macht das Militär nix…
Wieso heisst es heute „Karrierediplomat“ und nicht mehr „Berufsdiplomat“?
Es soll doch ausgedrückt werden, dass der/die Betreffende diese Tätigkeit als (Lebens-)Beruf ergriffen und erlernt hat. Dieser Personenkreis ist eben nicht Diplomat ehrenhalber nach Art einiger U.S. Botschafter.
Karriere will ja wohl jeder machen, ob Profi oder Amateur. Karrierediplomat ist also eine leere Worthülse.
@T.Wiegold:
Durchaus keine merkwürdige Frage, denn das die Abteilungsleitung eines Ministeriums routinemäßig mit Personal eines anderen Ministeriums besetzt wird, erscheint mir ungewöhnlich. Mindestens wusste ich das bisher noch nicht.
Ihre Ausführungen zur NATO-Ebene sind unbenommen, die Frage bezog sich aber eben (auch) auf die (Politik-)Abteilung eines deutschen Ministeriums.
@Aussenstehender, @Wiegold
Die „Einbindung“ von Diplomaten und AA in der DEU Sicherheits-/Militärpolitik ist, wie Herr Wiegold geschrieben hat, selbstverständlich und zwingend erforderlich. Anders – und so habe den Kommentar verstanden – ist das mit dem Einsatz von Diplomaten (AA) als Abteilungsleiter in einem anderen Ressort (BMVg). Früher in Zeiten Fü S III (Militärpolitik) war das immer ein Soldat, zB General Naumann.
Die Bundesministerin der Verteidigung verliert nicht einen ihrer wichtigsten Mitarbeiter, weil sie einen neuen Mitarbeiter in gleicher Position erhalten wird. Dr. Wächter ist nicht nur überaus kompetent in Verteidigungsfragen und sicherheitspolitischen Angelegenheiten sondern noch dazu ein freundlicher Diplomat, menschlich sehr angenehm und eine Persönlichkeit, mit der man gerne zusammenarbeitet. Ergo, die Verteidigungsministerin gewinnt einen wichtigen Mitarbeiter!
@T.Wiegold | 24. Mai 2019 – 11:30
„Hm, etwas merkwürdige Frage, da die NATO sowohl ein politisches als auch ein militärisches Bündnis ist und (zivile) Regierungen und Diplomaten entscheiden – ohne Autorisierung des Nordatlantikrats, der im Regelfall auf der Ebene der NATO-Botschafter der Mitgliedsstaaten zusammenkommt, macht das Militär nix…“
Das ist grundsätzlich richtig und Sie hören deswegen auch keinen inhaltlichen Widerspruch.
Aber da Soldaten genauso weisungs- (bzw.befehlsgebundene) Staatsdiener sind wie Diplomaten, könnten unsere Interessen (die der BReg meine ich damit, nicht die der Bw im engeren Sinne) natürlich auch auf dem politischen Parkett der NATO durch Soldaten vertreten werden. Dies erfolgt ja auch regelmäßig in verschiedenen Formaten.
Konkret ist hier also weniger die Frage Primat der Politik vs. Soldaten einschlägig, sondern eher die Frage der Vertretung DEU militärpolitischer Interessen (FF BMVg) vs. Vertretung DEU sicherheitspolitischer Interessen (FF AA).
@Aussenstehender | 24. Mai 2019 – 10:21
„Ist die EInbindung von (hochrangigen) Diplomaten in Verteidigungszusammenhänge (NATO, Politikabt. im VertMin.) eine geläufige Praxis“
Zur NATO hat @T.W. ja bereits richtig festgestellt: nicht nur geläufige Praxis, sondern in allen Fragen der Sicherheitspolitik sogar obligatorisch, da hierfür die FF beim AA liegt.
Zur Frage der Abteilung Pol: Das liegt am jeweiligen IBuK…
Die wenigsten Beamten der Wehrverwaltung haben die notwendige Erfahrung auf internationalem Parkett um hierfür den Lebenslauf mitzubringen, dennoch ist es möglich.
Ein NATO/EU/VN erfahrener Soldat als AL ginge auch sicherlich, wäre aber aufgrund der aktuellen Kopplung der Funktion des „Politischen Direktors im BMVg“ an den AL Pol nicht ohne innere Reibung, denn je nach Themenbereich muss der AL Pol sich ja auch ggü. dem GI durchsetzen und das hat dann doch eine unschöne Note, wenn der GenLt dem Gen sagt, dass das ihn diese spezielle Frage nichts angeht…
Von daher bietet sich in der aktuellen (!) Konstruktion des BMVg ein externer Spitzenbeamter durchaus an.
@Adelheid | 24. Mai 2019 – 14:56
„Früher in Zeiten Fü S III (Militärpolitik) war das immer ein Soldat, zB General Naumann.“
Richtig. Allerdings war die Konstruktion des GI damals auch eine andere.
Wenn man dem GI bestimmte Aufgaben der Abteilung Pol wieder rückübertragen würde, wäre es auch sicherlich wieder denkbar.
Derzeit wirkt die Abteilung Pol durch ihre unmittelbare Unterstellung unter die Ministerin an allen StS und dem GI vorbei ja auch eher wie eine Mischung aus Planungsstab und politischer Abteilung.
Es bleibt zu hoffen, dass das unter einem neuen Minister zeitnah wieder eingefangen wird :(
Ehe jemand fragt: Ich habe das Foto oben ausgetauscht, da beim zuvor verwendeten die Rechtelage nicht eindeutig war und ich lieber ein Bild verwende, für das ich die Genehmigung des Rechteinhabers habe.
@JPeelen
Schon Otto von Bismarck galt als Karrierediplomat, so neu – „heute“ – ist die Bezeichnung also nicht.
Zur Unterscheidung von politischen Beamten im Außenministerium sind sie als Berufsdiplomaten (Beamte mit Laufbahnprüfung) solche Vertreter ihres Landes in diplomatischer Funktion, die als Regierungsbeauftragte im „Auswärtigen Dienst“ mit erfolgreicher Laufbahn in Erscheinung treten.
Wenn man sich seine Vita anschaut ( https://daressalam.diplo.de/tz-de/botschaft/-/1802948), scheint der Botschafter für die Tätigkeit als AL Politik nicht weniger gut vorbereitet zu sein, als sein Vorgänger.
Und es muss doch gelten, die richtigen Leute an den richtigen Platz zu bringen, und es ist mir so lieber, als wenn aus anderen Gründen jemand aus dem Haus (am besten ein Jurist, der seit 30 Jahren im BMVg dient) durchbefördert wird oder die Personalführung einen weiteren Dreisterner produzieren will, weil der halt drän wäre.
Zur Frage ob der posten des AL Politik mit einem Diplomaten besetzt sein soll:
in höheren Kommandobehörden, aber auch bei multinatinalen HQs im Einsatz z.B., ist es eigentlich die Regel dass die sogenannten Political Advisors mit Zivilisten, oft aus dem Bereich der Diplomatie besetzt sind. Sieht man sich im Artikel des Hausherrn die Stellenbesetzung AL im BMVG an, dann ist das dort ja so ähnlich wie man das aus höheren Stäben kennt: Die Führungsgrundgebiete Personal, Einsatz, CIT usw. werden von Militärs geleitet, während POlitik, Recht, Haushalt/Controlling und „Wehrverwaltung“ von Zivilisten geleitet werden.
Macht also alles Sinn….
Was macht eigentlich ein Botschafter in Moskau zur Zeit?
Demonstratives Fernbleiben von allen Veranstaltungen? ;)