Erste direkte Auswirkung des Ukraine-Kriegs auf Bundeswehr-Auslandseinsatz: Tankflugzeug aus Jordanien abgezogen (Korrektur)
Die Reaktion der NATO auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat erste konkrete Auswirkungen auf die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Ein Tankflugzeug, das bislang im Rahmen der internationalen Koalition gegen den Islamischen Staat im Einsatz waren, wurde aus dieser Mission abgezogen. Es steht jetzt für NATO-Kampfjets zur Verfügung, die über Osteuropa patrouillieren.
Die Luftwaffe hatte bisher einen (KORREKTUR: nicht zwei) Tanker des Typs A400M für die Operation Inherent Resolve (OIR) gestellt. Die Maschine startete von der jordanischen Basis Al-Azraq aus, um über dem Irak und im internationalen Luftraum die Kampfjets anderer Nationen zu betanken, die Luftangriffe auf Ziele in Irak und Syrien flogen. Nach dem im Januar vom Bundestag gebilligten neuen Mandat wurde für die deutschen Tankflugzeuge allerdings Syrien selbst als Operationsgebiet ausgeschlossen.
Für diese Mission waren seit September 2019 A400M im Einsatz, nachdem zuvor ältere Tanker des Typs Airbus A310 dafür genutzt wurden. Bis Ende Februar hatten die A400M an die 700 Einsatzflüge mit gut 3.000 Flugstunden absolviert und fast 3.000 mal Kampfjets der Koalition betankt. Mit dem Abzug der Maschine fällt vorerst ein wesentlicher deutscher Beitrag zur dieser internationalen Mission weg.
Nach Informationen von Augen geradeaus! fliegen diese Tankflugzeuge nun über den osteuropäischen Mitgliedsländern der Allianz. Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine hatte das Bündnis seine Luftraumüberwachung über dem Baltikum und Polen sowie über der Südostflanke der NATO deutlich ausgeweitet. Unter anderem sind auch deutsche Eurofighter vom Fliegerhorst Laage bei Rostock aus Teil einer ständigen Luftraumpatrouille (Combat Air Patrol) über Polen; außerdem beteiligt sich die Luftwaffe an einer ausgeweiteten Luftraumüberwachung über Rumänien und dem Schwarzen Meer.
Nachtrag: Der Abschied der Maschine aus Al-Azraq:
Der A400M der #BundeswehrimEinsatz verließ gestern die Airbase in Al-Asrak, um temporär für Luftbetankung an der Ostflanke der #NATO eingesetzt zu werden. pic.twitter.com/mqGAGN3nUX
— Bundeswehr im Einsatz (@Bw_Einsatz) March 15, 2022
(Archivbild Januar 2020: A400M bei der Luftbetankung für Operation Inherent Resolve – PAO Counter Daesh/Bundeswehr)
Jetzt rächt sich, dass man nur so wenige Hose-and-Drogue Rüstsätze für die A400M beschafft hat (vier Sätze, meine ich mich zu erinnern?). Die Dinger kosten nicht die Welt.
Mal eine fachliche Frage:
Welche Luftfahrzeuge kann der A400M denn aktuell betanken?
Sollte der nicht auch mal Hubschrauber betanken können?
@muck sagt: 15.03.2022 um 9:11 Uhr
„Jetzt rächt sich, dass man nur so wenige Hose-and-Drogue Rüstsätze für die A400M beschafft hat (vier Sätze, meine ich mich zu erinnern?). Die Dinger kosten nicht die Welt.“
Komisch, kaum macht die Bundeswehr etwas, sind schon die ersten Motzer da.
Offensichtlich werden die Tanker gebraucht und es gibt in den anderen Nationen nicht genügend Kapazitäten, um diese paar Flugzeuge auszugleichen. Ansonsten könnte man auch fragen, warum das nicht z.B. FRA, GBR, SPA oder ITA machen und die deutschen Flugzeuge in Jordanien lassen.
Man hat ja in den letzten Tagen schon mehrfach Videos gesehen wie A400M F-18 der Amerikaner und EF betankt haben. Wäre vermutlich schon sinnvoll, noch ein paar dieser Betankungssätze zu beschaffen.
Die anderen machen übrigens auch viel. Aktuell sieht man täglich mehrere KC-10, KC-135 der Amerikaner, Nato A330 aus NL und Köln, A330 der Engländer aus Zypern und Mildenhall. Viel los am Himmel.
Heute allein waren aber schon wieder mehrere A400M in der Luft. Ganz offensichtlich besteht dieses Flugzeug in den letzten 2 Jahren eine Feuertaufe nach der anderen.
@Pio-Fritz
„Ansonsten könnte man auch fragen, warum das nicht z.B. FRA, GBR, SPA oder ITA machen und die deutschen Flugzeuge in Jordanien lassen.“
GBR ist zumindest mit seinen Voyager KC 2/KC3 ebenfalls in POL und RUM im Einsatz. Ebenso zusätzlich DEU mit den A330 MRTT der MM. Scheint also insgesamt ein sehr hoher Betankungsbedarf vorhanden zu sein.
„Jetzt rächt sich, dass man nur so wenige Hose-and-Drogue Rüstsätze für die A400M beschafft hat (vier Sätze, meine ich mich zu erinnern?). Die Dinger kosten nicht die Welt.“
Glaub ein anderer Punkt rächt sich zuerst, warum haben wir die A310 MRTT schon ausgesondert bevor die neuen A330 vollständig zu Verfügung stehen? Das verbliebene A310-Exemplar ist nicht mehr als Tanker aktiv soviel ich vernommen habe.
Andererseits (bis auf den zuvor genannten Fehler) hat Deutschland in den vergangenen gut 20 Jahren beim Thema Luftbetankung einiges unternommen. Zu den erst um die Jahrtausendwende umgebauten A310 MRTT sind A400 in der Tanker-Rolle dazugekommen, Deutschland hat mit dem A400 seine Kapazitäten verdoppelt. Zudem wollte man nahtlos auf die A330 MRTT (deutscher Anteil) schwenken und nochmals die Leistungsfähigkeit durch das größere Flugzeug und den Boom-Ausleger vergrößern. Der nahtlose Umstieg hat allerdings nicht geklappt wie man jetzt sieht.
Ein paar Tanker-Rüstsätze mehr für die A400 würden aber definitiv niemanden schaden.
Nach meiner Kenntnis war in JOR zuletzt lediglich ein A400M aktiv.
[Danke für den Hinweis – habe dann noch mal nachgefragt und das jetzt korrigiert: In der Tat nur eine Maschine. T.W.]
@Essener
dazu kommen ja auch noch zukünftig die KC-130J. Ich denk mal dass man davon ausgegangen ist, dass man mit den A330, den vier (?) Rüstsätzen für die A400 plus den 3 KC-130J auch im europäischen Vergleich ganz gut aufgestellt sein müsste.
auch wenns ins Offtopic geht. Die Briten haben auf einem anderen Sektor (AEW&C) ein ähnliches Dilemma. Die letzten E-3D wurden im letzten September in Rente geschickt, die erste neue E-7 kommt erst 2023. Da wurden (wie man jetzt sieht zu recht) auch einige Stimmen laut die die Lücke als gefährlich erachtet hatten.
Als Ergänzung zur @Essener:
Zudem kommen ja auch noch KC-130.
1. richtige Entscheidung. 2. @TomEnders … ich rege in diesem Zusammenhang nochmals die Aufstellung einer privaten INTERNATIONALEN-MIG29-STAFFEL mit 50 Lfz an, um so NATO, USA, POL Bauchschmerzen zu vermeiden. Auch Tanker könnten ihr zugeordnet werden, ja sogar E-3. Wenn der Westen echt will, dann ist das machbar -ich organisiere es sehr gerne ! M.S.
Das LTG 62 hat meines Wissens sechs Hose-and-Drogue-Sätze an Flugzeugen installiert, dazu kommt ein weiterer für die Ausbildung am Boden.
Die Tanker sind derzeit täglich untwrwegs.
@Matthias Stoermer
So wie die Amerikaner im WK1 und WK2 vor deren offiziellen Kriegseintritt?
https://en.wikipedia.org/wiki/Lafayette_Escadrille
@Essener: M.W. wurden die 310er ausgesondert, weil eine große Überholung anstand.
Gut, die Amis fliegen wenn es sein muß Ihre Flugzeuge >60 Jahre und nehmen solche Kosten halt auf sich zur Aufrechterhaltung der Fähigkeiten….
Die Luftwaffe soll 10 Rüstsätze für Air to Air Refueling für die A400M bekommen.
http://www.idlw.de/premiere-erstmals-ein-a400m-als-tanker-im-einsatz/amp
@Maik Exner
Die Betonung liegt auf ’soll 10′- das war 2018. Das Budget wurde wieder zurück auf 6 Rüstsätze gekappt.
@Pio-Fritz
Auf dieser Plattform zu mehr Optimismus und weniger Nörgelei aufzurufen, ist doch eigentlich mein Part. Dennoch, was wahr ist, muss wahr bleiben, Europa ist noch viel zu sehr auf USAF-Tanker angewiesen. Von daher hätte ich es nicht für eine kontroverse Feststellung gehalten, dass wir ein Problem haben, wenn die Fähigkeit zur Bündnisverteidigung es nicht erlaubt, auch nur zeitweilig zwei Tanker anderswo zu stationieren.
Wir sollten so viele Flugzeuge wie möglich mit dieser nützlichen Fähigkeit ausstatten, und sie ist bei baulicher Vorbereitung (wie bei der A400M gegeben) wirklich spottbillig zu haben. Nur zum Vergleich, Cobham rüstet für gerade einmal $79 Millionen 179 KC-46 mit zentralen Tankauslegern und 30 KC-46 zusätzlich mit Unterflügel-Stationen (Hose and Drogue) aus. Letztere schlagen im Doppelpack mit rd. $1 Million zu Buche.
@Meik Exner
Danke!
Die Luftwaffe soll 10 Rüstsätze für AAR durch die A400M bekommen.
http://www.idlw.de/premiere-erstmals-ein-a400m-als-tanker-im-einsatz/amp
@Matthias Stoermer 16:04
Wollen Sie diesen Unsinn einer „privaten Mig-29-Staffel“ jetzt eigentlich in jedem neuen Faden zur Ukraine-Lage unterbringen?
Auch wenn Sie einzelnen Staaten bzw. Bündnissen von Staaten „Bauchschmerzen“ für einen Kriegseintritt attestieren, so sind genau diese „Bauchschmerzen“ der wohl überlegte Grund staatlicher Entscheidungsträger, eine weitere Eskalation und Ausbreitung eines derzeit noch sehr lokalen Konfliktes unter Abwägung von Nutzen und Risiken in einer Gesamtschau zu unterbinden.
Das Gewaltmonopol sollte – insbesondere in kriegerischen Auseinandersetzungen, meines Erachtens auch weiterhin bei staatlichen Strukturen und Akteuren liegen, auch wenn dieses in der Historie seit Jahrhunderten durch „private Konstrukte“ (Söldner, PMC, you name it) immer wieder aufgeweicht bzw. unterlaufen wurde.
Für private Akteure zählt am Ende nur der wirtschaftliche Profit.
Wessen Brot ich ess‘, dessen Lied ich sing‘.
Ihre „private Mig-29-Staffel“ wäre nicht die erste in der Geschichte der Kriegsführung, welche auf dem Schlachtfeld plötzlich einen „One-Eighty-Turn“ (um in der Fliegersprache zu bleiben) hinlegt, nachdem ihr ein besseres Angebot auf dem Tisch lag.
Und von den Regularien, deren Gültigkeit und Auswirkungen des Kriegsvölkerechtes auf und für solche „private Akteure“ im Rahmen zwischenstaatlicher Konflikte ganz zu schweigen.
@Matthias Stoermer
Was ein totaler Quatsch.
Schonmal dran gedacht das diese Flieger nicht nur geflogen werden müssen sondern auch gewartet und repariert. Bauteile warten und Instandsetzungen durchführen an einem Kampfjet, kann man vielleicht mit einer gut ausgebildeten Technikertruppe an EINEM LFZ für einen Sonntagsausflug auf einer Airshow realisieren aber niemals für eine größere Anzahl von LFZ.
Wollen Sie eigentlich das ganz Europa in ein Kriegschaos versinkt? Da ist den patriotischen Ukrainern auch nicht mit geholfen.
Ich finde es schon erstaunlich, dass bereits aller Tanker schwer beschäftigt sind, obwohl die Flüge ja weitestgehend über Land der NATO-Mitgliedsländer durchgeführt werden….
In der Konsequenz wird das ja wohl bald darauf hinauslaufen, dass die Verdoppelung der A400m-Betankungskapazitäten beschafft wird und auch die zwei noch verbleibenden Optionen bei den NATO A330 MRTTs gezogen werden. Jetzt kommt es ja gelegen, dass Deutschland nicht die letzte Charge an A400m-Bestellungen storniert hat, die ja als eigentlich „überflüssig“ deklariert wurde……
Auf jeden Fall ist die BW nicht in der Lage, seine A 400 M vernünftig zu dislozieren. Auch hier auf AG wurde darüber berichtet, das Lechfeld der zweite A 400 M Standort werden sollte. Diese Woche wurde bekannt, daß die Verteidigungsministerin wegen einer angeblichen Einsparung von 78 Millionen EUR Lechfeld als zweiten Standort aufgibt. Alle 53 A 400 M sollen von Wunstorf aus betrieben werden. Es haben sich keine Interessenten für eine Multinationale Einheit in Lechfeld gefunden. Da die Luftlandeschule nur 32 km von Lechfeld entfernt ist, und deshalb von Lechfeld aus ordentlich der Sprungdienst der Fallschirmjäger durchgeführt werden könnte, eine unsinnige Sparmaßnahe die bei mir den Verdacht erweckt, daß das Projekt nur wieder gecancelt wurde, weil es von VDL stammt und unsere neue Verteidigungsministerin immer gegen alles zu sein scheint, was von ihren Vorgängerinnen stammt(ich hoffe hier erlaubt, einen besseren Thread dafür nicht gefunden).
Beim Abzug eines einzigen A 400 M aus Jordanien muss die Frage gestellt werden, wenn nur 6 Betankungssysteme beschafft wurden, sind tatsächlich schon 5 A 400 A an der Ostflanke unterwegs oder ist der Ukraine Krieg nur ein Vorwand, um den Einsatz gegen IS heimlich zu beenden und unter diesem Vorwand nur den einzige A 400 M abzuziehen?
Grundsätzlich müssen viele Entscheidungen überdacht werden, die bis vor dem Angriff Putins galten. Das könnten zB sein:
– mehr Betankungssätze für die A400M
– ein eigener Kampfverband für die Seezielbekämpfung (u.U. Marineflieger)
– ein (eigenes nicht multinationales) zweites LTG mit A400 im Süden (doch in Lechfeld)
– Kauf der in 2020 genannten zusätzlichen 40 Eurofighter
– 60 H145M (z.T. bewaffnet) für die drei Heeresfliegerregimenter und das IntHubschrAusbZ
usw.
Es gilt nun, einige alte Zöpfe abzuschneiden…