Bundestag verlängert Einsatz der Bundeswehr in Irak (nicht in Syrien)
Der Bundestag hat das Mandat für eine Beteiligung der Bundeswehr an der internationalen Koalition im Kampf gegen den Islamischen Staat verlängert. Es war der erste Auslandseinsatz, der unter der Mehrheit der neuen Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP mandatiert wurde. Die Grünen, die in den vergangenen Jahren diese Mission geschlossen abgelehnt hatten, stimmten zu – nachdem Syrien als bisheriger Teil des Einsatzgebiets ausdrücklich ausgeschlossen wurde.
Für das veränderte Mandat (Bundestagsdrucksache 20/408) stimmten am (heutigen) Freitag 553 Abgeordnete, 110 sprachen sich dagegen aus. Die drei Koalitionsfraktionen stimmten fast geschlossen dafür, es gab bei der SPD drei und den Grünen zwei Gegenstimmen sowie eine Enthaltung bei der FDP. AfD und Linkspartei stimmten, wie schon in den Vorjahren, geschlossen dagegen.
Das Mandat ist auf neun Monate bis Ende Oktober dieses Jahres befristet. Formal soll damit wieder der übliche jährliche Rhythmus der Mandatsentscheidungen erreicht werden: Das aktuelle Mandat war im Oktober 2020 ausnahmsweise mit einer Laufzeit von 15 Monaten beschlossen worden, um nicht direkt nach der Bundestagswahl 2021 und der folgenden Regierungsbildung ein neues Mandat ins Parlament einbringen zu müssen. Allerdings wurde auch, entsprechend einer Vereinbarung im Koalitionsvertrag, erstmals in den Beschluss der Passus aufgenommen: Der Einsatz wird im Mandatszeitraum umfassend und inklusiv überprüft.
Die Beteiligung der Bundeswehr an der US-geführten internationalen Koalition für den Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat ist der einzige Auslandseinsatz deutscher Streitkräfte in einer Koalition jenseits des Rahmens von UN, NATO oder EU. Unter Führung der USA sind an der Operation Inherent Resolve rund 70 Staaten und die NATO beteiligt.
Eine erste Veränderung im Vergleich zu den früheren Mandaten zeigt schon der Titel: In der Überschrift Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte – Stabilisierung sichern, Wiedererstarken des IS verhindern, Versöhnung fördern in Irak sind im Vergleich zum bisherigen Mandat (Bundestagsdrucksache 19/22207) die Worte und Syrien weggefallen. Im Mandatstext wurde ebenso Syrien bzw. der Luftraum über diesem Land als mögliches Einsatzgebiet gestrichen.
Das entspricht dem Wunsch der Grünen, die den möglichen Einsatz von – bis März 2020 – Aufklärungsflugzeugen und seitdem Tankflugzeugen der Luftwaffe über Syrien als völkerrechtswidrig angesehen und unter anderem deshalb gegen das Mandat gestimmt hatten. Allerdings ändert diese deutsche Beschränkung nichts daran, dass die deutschen A400M-Tankflugzeuge auch weiterhin Kampfjets z.B. Frankreichs und der USA betanken, die dann IS-Ziele in Syrien angreifen – nur der Betankungsvorgang findet nicht über dem syrischen Luftraum statt.
Wesentlicher ist allerdings die Fokussierung des Einsatzes, die vom Kampf gegen den Islamischen Staat auf die Unterstützung Iraks wechselt. Während im bisherigen Mandat zuerst der Kampf der internationalen Anti-IS-Koalition, der Operation Inherent Resolve, genannt wurde, steht jetzt der Fähigkeitsaufbau irakischer Streitkräfte im Vordergrund. Erst an zweiter Stelle (Die über den Fähigkeitsaufbau hinausgehenden Beiträge dienen der Unterstützung Irak, der internationalen Anti-IS-Koalition und der regionalen Partner in ihrem Kampf gegen IS) folgt die Unterstützung des faktischen Kampfeinsatzes gegen den Islamischen Staat. Als rechtliche Grundlage dafür werden, zwar wie bisher auch aber jetzt stärker betont, die einschlägigen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats genannt: Der Einsatz folgt hinsichtlich seiner Zielrichtung – der Unterbindung eines völkerrechtswidrigen Angriffs von IS sowie der Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit – im Rahmen und nach den Regeln eines Systems kollektiver Sicherheit, den Vereinten Nationen.
In der Debatte machten die Grünen-Verteidigungspolitikerin Sara Nanni und Außenpolitiker Jürgen Trittin deutlich, dass ihre Fraktion vor allem an dem Verzicht auf Syrien als Einsatzgebiet gelegen gewesen sei. Die bisherige Möglichkeit zum Einsatz über dem souveränen Staat Syrien ohne dessen Einwilligung sei aus ihrer Sicht völkerrechtswidrig gewesen. Auch weiterhin seien die Grünen nicht einverstanden mit der rechtlichen Einbettung in eine Koalition und nicht in eines der Systeme kollektiver Sicherheit. Jetzt sei es jedoch zunächst darum gegangen, die Mission weiterführen zu können – in den neun Monaten bis zum Mandatsende werde die rechtliche Frage auch Teil der vorgesehenen Überprüfung.
Aktuell beteiligen sich deutsche Soldaten an der Mission, benannt Operation Counter Daesh (nach der Bezeichnung Daesh für den IS) und Capacity Building Iraq vor allem mit einem Tankflugzeug, stationiert in Al Azraq/Jordanien; der A400M betankt die Kampfjets anderer an OIR beteiligter Nationen für Luftangriffe auf den IS in Syrien und im Irak. Auf der Luftwaffenbasis Al Asad im Zentralirak ist zudem ein Luftraumüberwachungsradar der Bundeswehr stationiert – vor allem als Schutz gegen befürchtete Angriffe auf US-Truppen, die den Großteil der Operation stellen. In Erbil im Kurdengebiet im Norden Iraks ist die Bundeswehr mit der Ausbildung von Soldaten befasst, diese Arbeit ist allerdings ebenso wie die Ausbildung irakischer Streitkräfte im Zentralirak wegen der Corona-Pandemie derzeit weitgehend zum Erliegen gekommen.
Die Personalobergrenze für diesen Einsatz soll unverändert bei 500 Soldatinnen und Soldaten bleiben. Derzeit sind knapp 260 deutsche Soldatinnen und Soldaten zur Unterstützung des Kampfs gegen IS, zur Ausbildung sowie im Stab der NATO Mission Iraq (NMI) eingesetzt. Rund 150 davon sind Al-Azraq in Jordanien stationiert, wo die A400M für die Luftbetankung und für die Lufttransporte auch für Inherent Resolve starten, weitere knapp 80 in Erbil. Rund zehn Soldaten sind zum Betrieb des Radars in Al-Asad im Einsatz.
In der NATO Mission Iraq (NMI) stellt die Bundeswehr bislang rund zehn Soldaten im Stab im Bagdad; ihre Zahl soll im unteren zweistelligen Umfang erhöht werden. Unter anderem soll Deutschland künftig auch den Director Training Development Division stellen und damit eine Schlüsselposition in der Trainingsentwicklung und inhaltlichen Ausrichtung der Mission besetzen. Die deutschen Soldaten in den AWACS-Flugzeugen der NATO, die mit Flügen über der Türkei und gegebenenfalls auch über Irak diese Mission unterstützen, sind in den Zahlen nicht enthalten.
(Foto: Bundeswehrsoldaten in Erbil in der Kurdenregion im Nordirak beim Besuch von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht am 9. Januar 2022 – Kirsten Wild/Bundeswehr)
Also ich habe ganz sonderbare Grafikfehler im Text dieses Artikels. Anscheinend stehen die letzten Zeilen Text alle in der letzten Zeile übereinander.
Ich dachte ich poste es hier mal, nicht dass es was mit der Wartung zu tun hat.
[Diesen Effekt hatte ein anderer Leser gestern schon mal. Gucken Sie doch bitte, ob das auch bei Browser-Refreshing anhält – falls ja, wäre ich für eine kurze E-Mail dankbar mit den technischen Einzelheiten (Mobil oder Desktop, Betriebssystem, Browser). Danke!
/edit: gab auch einen Fehler im html, den habe ich mal – hoffentlich – rausgenommen, vielleicht ist es jetzt besser…
T.W.]
Ich muss einmal eine Verständnis Frage stellen:
TW Schreibt: „Die Beteiligung der Bundeswehr an der US-geführten internationalen Koalition für den Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat ist der einzige Auslandseinsatz deutscher Streitkräfte in einer Koalition jenseits des Rahmens von UN, NATO oder EU.“
In dem Bundestagsmandat kommt der Begriff NATO 33 Mal vor und sehr häufing in dem Begriff „NATO Mission in Irak“.
Ist die „NATO Mission in Irak“ etwas anderes? Oder warum ist das jenseits des Rahmens von UN, NATO oder EU? Oder ist es im Auftrag der NATO aber ausserhalb der NATO Kommando Strukturen?
Ich verstehe es gerade wirklich nicht mehr, vielleicht kann mir ja einer mit ein paar erklärenden Worten helfen.
MkG
@Versteht es nicht
Es gibt eine Nato Training Mission Iraq wo wir uns ganz geringfügig beteiligen, wenn überhaupt.—
Die Ausklammerung SYR beweist in dieser so an Anekdoten gar so reiche Woche die vorherrschende Naivität unserer Repräsentanten.
Die Zusammenhänge in puncto Terrorismus in IRQ- SYR sind so wie in AFG-PAK.
Hier haltzumachen, noch dazu wo SYR mit seinem Assad- Regime als diskrediert gilt, bedeutet, dass der IS sich aus deutscher Sicht frei bewegen darf. Unsere Luftaufkl. bringt also nur halbe Ergebnisse.
Habe nur eine Erklärung: Angst vor RUS.
In dieser Woche hat die deutsche Aussen- und Sicherheitspolitik überzeugende Beweise ihrer Unreife geliefert.
[Nun, es gibt schon seit fast zwei Jahren keine deutsche Luftaufklärung mehr in diesem Einsatz. Vielleicht die Argumentation noch mal überdenken. T.W.]
@ Eric Haagen.
Die Aufklärung im Luftraum über dem Irak und Syrien ist lange abgeschlossen.
Und selbst als sie noch aktiv betrieben wurde war es eher ein Gefechtsfeld Placebo. Einen Tornado mit ReccePod einzusetzen der keine Downlink Fähigkeiten besitzt ist in so etwa wie eine unbewaffnete Drohne bei Counter Terror Missionen einzusetzen… die Reaktionsfähigkeit geht gegen Null.
Insgesamt ist der DEU Beitrag bei Counter Dash nicht mehr als ein kleines Fähnchen zu stecken, Effekte erzielen tut er kaum. Die AAR Fähigkeiten mit A400M sind das einzige was sich anführen lässt.
Ich schrieb: „ Unsere Luftaufkl. bringt also nur halbe Ergebnisse“ und wurde korrigiert.
Da habe ich wohl die falsche Zeitform gewählt. Pardon!
Eine Analyse zu DAESH im Raum IRK/SYR um wieder ins Thema zu kommen:
Recent events, though, have sparked concern that the group, degraded but never destroyed, could be on the brink of another dramatic rise. Last week, the Islamic State coordinated a prison break in Hasaka, Syria, and though the attack was ultimately unsuccessful, it only concluded after a week-long battle with at least 100 reported fatalities.
ISIS Isn’t Back. It Never Went Away
Mel Pavlik Friday, Jan. 28, 2022
https://www.worldpoliticsreview.com/articles/30281/in-syria-bombings-and-attacks-threaten-an-islamic-state-comeback
Wenn ich manche Kommentare zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr hier im Blog insgesamt lese, überkommt mich immer ein Würgereiz.
Anscheinend „steckt man nur kleine Fähnchen“ oder „kann am Tisch nicht mitsprechen“ etc. pp., wenn man nicht massiv Kampftruppen in einem Einsatz stellt, die natürlich möglichst blutig ihren Gefechtswert beweisen, so das alle Welt verblüfft – nein, nicht Beifall klatscht – vor soviel Irrsinn zusammenzuckt. Das der „Rest“ der Mission, also das um den Kampf drumherum, auch geleistet werden muss und funktionieren sollte, das ist ist den Augen einiger (relativ vieler) Kommentatoren minderwertig.
Wenn also im Irak die Ausbildung der Kurden, der Betrieb des Radars (das es so in der NATO mobil nicht noch mal gibt) und die Luftbetankung für die Möchtegern-Falken hier im Blog nicht ausreichend ist, dann sollte man die deutsche Teilnahme an der Mission sofort beenden. Offensichtlich sind das unwesentliche, überflüssige Bestandteile – ähnlich einem Blinddarm – die niemand braucht.
Unsere Mini-Falken sollten einfach mal honorieren, das die Bundeswehr, bei allen Mängeln, noch Fähigkeiten hat, die andere NATO-Verbündete schon gar nicht mehr besitzen. Diese werden dann in Missionen gerne genommen, vorne mit dabei Sanität und ABC-Abwehr. Ich erinnere mal an das Role-2 -Lazarett in MALI, das dann von einem Contractor gestellt werden musste, weil keine andere Nation dieses konnte.
@Pio-Fritz sagt: 29.01.2022 um 16:33 Uhr
„Anscheinend „steckt man nur kleine Fähnchen“ oder „kann am Tisch nicht mitsprechen“ etc. pp., wenn man nicht massiv Kampftruppen in einem Einsatz stellt, die natürlich möglichst blutig ihren Gefechtswert beweisen“
Ja, so ist es. Man mag das kritisch hinterfragen, aber Sie beschreiben die Realität sehr präzise.
Damit ist übrigens nicht gemeint, dass man unsere „weichen“ Beiträge nicht gerne (sehr gerne!) annimmt. Ich wüste von keinem unserer Parter, dass diese es z.B. je abgelehnt hätten in einem unserer Lazarette versorgt zu werden.
Aber Einfluss auf die Entscheidungs- und/oder Operationsführung bekommt man damit halt nur eingeschränkt.
@ Pio Fritz
… sehen sie es uns nach , die sogenannten Falken haben eine wohl aussterbende Auffassung von Streitkräften und deren Einsatzmöglichkeiten.
Das Anführen von Sanität , Logistik / Versorgung und ABC als unersetzliche Schlüssel Fähigkeiten ist doch nicht ihr Ernst!!
Dazu braucht nun wirklich niemand ausschließlich die BW / DEU.
Sicherlich, mit San sind wir gut aufgestellt, und in Teilen können auch mal logistische Gap‘s geschlossen werden, das ist unstrittig.
Stab können wir auch Super, und Military Assistance machen wir ja besonders gerne.. aber bitte nur im Schutz der Lager.
Wenn sie ehrlich reflektieren, werden sie schwer leugnen können das wir zunehmend nur noch Soft Skills anbieten möchten, und dies auch tun.
Die unangenehmen Aufgaben werden zunehmend umschifft, und das Kopfschütteln der internationalen Partner nimmt zu, teils wird abgewunken.
Nach 15 Einsätzen in den letzten 22 Jahren glaube ich das aus der Froschperspektive heraus beobachtet zu haben.
Bsp. Counter Dash.
Beim Kampf gegen den IS einen Tornado zu schicken der Fotos macht….. die MA Mission ausschließlich auf Ausbildung in geschützten Räumen zu beschränken während nahezu alle Beteiligten Counter Dash Nationen auch Hard Skills abgebildet haben und ihre
Partner Einheiten auch bis zur FLOT begleitet wurden.
Spezialkräfte aktiv gegen den IS operiert haben… es gab genügend Anfragen nach DEU Unterstützung internationaler Partner in den beschriebenen Aufgabenfeldern.
Bsp. Sahel Zone
TF TAKUBA, auch hier mehrfache Anfragen durch FRA nach DEU Unterstützung.
Schweden, Tschechen , Italien, Dänemark,Norwegen, GBR, Rumänien , Griechenland….. teils mit Luftfahrzeugen und Truppe zeitgleich, und das geleistet durch Nationen die mit bekanntlich weniger Etat auskommen müssen.
Beispiele gäbe es noch zu genüge… alleine AFG und unsere Rolle im damaligen RC NORTH.
Keineswegs möchte ich das geleistete schmälern …. Dennoch , die Fähigkeit zum Kampf bietet DEU nicht an, und das obwohl es seid Jahren Lippenbekenntnisse gibt das sich DEU seiner Rolle bewusst ist und mehr Verantwortung übernehmen muss und will.
Die Bundeswehr besitzt genügend Fähigkeiten jenseits der von ihnen angeführten, sie werden angefragt und benötigt.., nur werden sie nicht abgebildet da sich die militärische wie auch politische Leitung schwer tut deren Einsatz zu diskutieren und abgeleitet am Sinn und Zweck auch zu legitimieren.
Meiner Bewertung nach wäre dies leistbar es fehlt der politische und öffentliche Diskurs dazu.
Allein das Thema bewaffnete Drohnen und die Reaktionen der internationalen Partner zeigt doch auf wo wir insgesamt stehen.
Vielleicht ist es besser die BW grundlegend umzustrukturieren …. zum THW.
Auflösung aller kinetischen Truppenteile inklusive der Aufklärungsträger wäre ein Zeichen was dann auch der letze verstehen würde…..
@ Fritz 29.01.2022 um 19:25 Uhr
Genau so.
Strukturelle Nicht- Einsatzfähigkeit ist das Ziel in weiten politischen und einer desinteressierten Allgemeinheit, die in DEU andere Interessenschwerpunkte verfolgt, als die von @ Pio- Fritz unterstellten „Minifalken“.
Das ist eine Realität.
Unsere Einsätze, unsere „richtungsweisenden Reformen“, unser politisches Lavieren, unser bisweilen oberlehrerhaftes Pharisäertum zeigt es uns; mir auf jeden Fall.
@Koffer, Fritz und Eric Hagen
M.E. machen Sie alle drei die gleichen Denkfehler. Sie betrachten ausschließlich die militärische Seite und übersehen dabei, das es sich in allen Fällen um StabOp handelt, bei denen das Militär Voraussetzungen für Nationbuilding, Aufbau von Verwaltungsstrukturen und demokratischen Reformen schaffen soll. Die Hauptarbeit liegt da im zivilen Sektor, Training und Ausbildung von einheimischen Streitkräften sehe ich als Zwitteraufgabe.
Wir sprechen auch überwiegend über innerstaatliche Konflikte oder Bürgerkrieg, sei es AFG, IRQ oder MLI.
Diese wurden erst durch das Eingreifen von Außen geschürt, d.h. zum Ausbruch gebracht. Das Werk der USA, GBR und FRA, die meinten, man könne mißliebige Regimes, religiöse Fanatiker etc. mit rein militärischen Mitteln lösen und beseitigen, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Das führte zu der instabilen Lage im Irak, Lybien oder Mali. Und hätte man Afghanistan rein militärisch lösen wollen, dann hätte man nach OEF abrücken müssen.
Es fehlt am politischen Willen aller beteiligten Nationen, in den Einsatzländern eine wirkliche Veränderung herbeizuführen. was daraus entsteht, sehen wir gerade in Mali oder dem Irak und Afghanistan sollte uns allen ein warnendes Beispiel sein.
Da helfen auch mehr Kampftruppen nichts, denn es gibt in diesen Einsätzen keine militärische Lösung. Und für hektischen Aktionismus irgendetwas zu tun, nur damit man (DEU) mehr gemocht wird? Ohne Ergebnis? Nicht wirklich.
@Pio-Fritz sagt: 30.01.2022 um 11:30 Uhr
„M.E. machen Sie alle drei die gleichen Denkfehler. Sie betrachten ausschließlich die militärische Seite und übersehen dabei, das es sich in allen Fällen um StabOp handelt, bei denen das Militär Voraussetzungen für Nationbuilding, Aufbau von Verwaltungsstrukturen und demokratischen Reformen schaffen soll. Die Hauptarbeit liegt da im zivilen Sektor, Training und Ausbildung von einheimischen Streitkräften sehe ich als Zwitteraufgabe.
Wir sprechen auch überwiegend über innerstaatliche Konflikte oder Bürgerkrieg, sei es AFG, IRQ oder MLI.“
Ich stimme Ihnen in der Beschreibung der StabOp-Szenare zu. Und Sie haben auch recht, wenn Sie sagen, dass in solchen Szenaren „weiche“ Kräfte (ziv oder mil) häufig wichtiger sind als Kampftruppen.
Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass man im internationalen Umfeld halt trotzdem nur am Katzentisch sitzen, wenn Sie keine Kampftruppen stellen.
Ich schrieb das schon in meinem letzten Kommentar. Sie mögen das kritisieren, aber so ist die Welt. Wollen Sie Einfluss auf den OpPlan haben (und/oder auf die politisch-strategischen Vorgaben), dann müssen Sie Kampftruppen bieten. Ansonsten bekommen Sie nicht den „Chair“ in den entsprechenden ziv/mil Arbeitsbgruppen bzw. nicht die Abteilungsleiter in den entsprechenden ziv/mil oder mil Stäben.
@Pio-Fritz
Obwohl ich glaube, dass Sie und ich zwei völlig unterschiedlichen Erfahrungen und Erlebnissen ausgesetzt gewesen sind, noch dazu in MENA, möchte ich Ihnen und der entsprechenden Denkschule antworten:
Mit Terroristen kann man über kein pol. Mandat für eine StabOp verhandeln. Es sei denn, man erkennt sie völkerrechtlich an, dann sind es eben keine Terroristen mehr.
Terror fürchtet Stabilität und wird sie stets unterlaufen wollen.
Mit dem IS in SYR/IRQ gibt es nichts zu verhandeln. Mit wem auch?
Mit JNIM im Sahel verhandelt man ebenfalls nicht, es sei denn dass die eine von beiden Seiten „bröckelt“.
StabOp benötigt einen politischen Kompromiss der Konfliktparteien.
Fehlt der, beginnt man besser keine solche Op, noch dazu mit unrealistischen Zielen und unzureichenden Mitteln sowie zuhause mit einem desinteressierten Publikum.
Bevor Stabilität erreicht wird, muss man Sicherheit erzwingen.
Ohne belastbare Sicherheit sind alle anderen Operational Lines auf Treibsand gebaut. AFG und MLI zeigen es.
Sicherheit erzwingt man mit Robustheit, Ausdauer und durch und mit Kampf.
Erst dann kann stabilisiert werden, was man zuvor erreicht hat.
Wer das nicht will oder kann- soll besser draussen bleiben und seine heimischen und heimlichen pol. Ambitionen ggf. zurückschrauben.
Wenn Sie dieser Logik nicht folgen wollen oder können, weiss ich warum in den letzten 20 Jahren diesbezüglich so ziemlich alles schiefgelaufen ist.
Und- ich bin ein Zeuge dafür.
@Eric Hagen sagt: 30.01.2022 um 16:33 Uhr
Sie sind immer noch gedanklich nur im rein militärischen verstrickt. Das Militär sorgt für Ruhe, erzwingt also die mi8litärische Sicherheit auf Basis eines Vertrages mit der jeweiligen legitimen Regierung des betreffenden Staates. So weit sind wir deckungsgleich. Und dann?
Dann geht die eigentliche Arbeit erst los, und zwar von ziviler Seite aus. Und wenn man die anderen Parteien nicht an den Tisch bekommt, dann müssen eben die Voraussetzungen im Land so angepasst werden, das den Terroristen der Nährboden, sprich Zulauf und Unterstützung, von der Bevölkerung freiwillig entzogen wird.
An dem Willen, dieses auch konsequent mit entsprechenden Aufwand zu tun, mangelt es den meisten truppenstellenden Staaten. Also hat man langfristig keinen Erfolg, kann aber sein Engagement durch Truppengestellung schön nach außen propagieren. Und schon hat man den nächsten Ewigeinsatz ohne Aussicht auf Erfolg.
Das hat man doch in AFG schön lehrbuchmässig gesehen. Das Militär sorgt für die nötige Ruhe, aber es werden weder funktionierende Infrastruktur, belastbare Verwaltungsstrukturen oder die Korruption entsprechend bekämpft oder geschaffen. Und schon hat man nach nur 20 Jahren Billionen Euro verbrannt ohne nachhaltigen Effekt. Ach falsch, einen Effekt gab es doch, die Bevölkerung hat sich verdoppelt.
@ Eric Hagen.
Stimme ihnen zu, es fehlt einfach an dem Wissen / dem Verständnis wie StabOp ablaufen kann.
Ich schreibe bewusst kann, da dies eine Prozessorientierte Operationalisierung erfordert die der ständigen Evaluierung unterliegt.
Das von ihnen angeführte Bsp SahelZone ist aktuell und passend.
Das Dreiländer Eck – Mali/Niger/Burkina Faso ,zeigt in der aktuellen Situation hervorragend auf welche Operationsführung erforderlich ist.
Fakt ist , TAG’s (Terrorist Armed Groups) leben von der Instabilität.
Sie erzeugt das FOM (Freedom of Movement) und stellt das primär Ziel der TAG‘s dar.
Hier lässt sich dann das Geschäftsmodell auch kontrollieren.
Verhandlungen mit JNIM oder dem ISGS… das klappt sicherlich, am besten noch mit der Aufwertung dieser Organisationen… SARC OFF.
Der so oft beschworene – Vernetzte Ansatz ist das eigentliche Problem.
Ressortgemeinsamkeit ist besonders gefragt….. auch das ist mehr als verbesserungswürdig innerhalb der eigenen / DEU Abläufe.
International dann nochmal ne ganz eigene Angelegenheit. Aber wie sie schon treffend beschreiben – wer nicht bereit ist in Phase 1 – einer StabOp – mit zu WIRKEN (Wirkung im Ziel zu erzeugen) der hat dann auch das Nachsehen in der gesamten Operationalisierung.
Die 5 Eyes community ist zumindest im Afrikanischen AOO auf 6 Eyes aufgewachsen, und FRA sitzt jetzt mit am Tisch.
Aber alleine diese Banalitäten, das wissen wie es gesamt betrachtet läuft , fehlt zu oft im Bereich der politischen Leitung und wird gerne innerhalb der militärischen verdrängt.
Wenn man mal schaut wie ein Spitzenpolitiker im AA oder BMvG auf seinen DstPosten vorbereitet wird … Strategisches 1×1 ?!