Sechs Wochen nach Einführung der Impfpflicht: Durchschnittlich 94 Prozent Impfquote in der Truppe
Sechs Wochen nach Einführung einer Impflicht für alle Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr gegen das Coronavirus gibt es eine erste Bilanz: Durchschnittlich 94 Prozent haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums eine vollständige Immunisierung. Diese Zahl ist allerdings nur ein vorläufiges Bild. Die Amtshilfe der Streitkräfte für zivile Behörden in der Pandemie wird unterdessen mit rund 9.000 Soldat*innen fortgesetzt.
Am 24. November vergangenen Jahres war die Schutzimpfung gegen SARS CoV-2 in das so genannte Basisimpfschema der Bundeswehr aufgenommen worden; damit besteht für alle Soldatinnen und Soldaten eine Duldungspflicht für diese Immunisierung. Generalinspekteur Eberhard Zorn hatte eine Übersicht angewiesen, wie hoch der Impfstand in der Truppe ist: Aus diesen Befragungen ergab sich die am (heutigen) Donnerstag veröffentlichte Zahl von 94 Prozent – auch deshalb als Durchschnitt angegeben, weil bislang keine exakte Übersicht über alle Geimpften in der Bundeswehr existiert. Für die ermittelte Impfquote gibt es bislang auch nicht die Übersicht, wie viele Booster-Impfungen darin enthalten sind.
Bei den Auslandsmissionen der Bundeswehr, für die bereits seit März 2021 (KORREKTUR, nicht März 2020) eine Impfpflicht gilt, geht das Verteidigungsministerium dagegen von einer Quote von praktisch 100 Prozent aus. Für die Einsätze sei der jeweilige Impfstatus auch dokumentiert, so dass diese Zahl exakter sei als die Abfrage im Inland, sagte ein Ministeriumssprecher.
Ergänzung: Ministerin Christine Lambrecht würdigte die Impfquote als Zeichen auch der Solidarität der Bundeswehr gegenüber der Gesellschaft und kündigte zugleich ein hartes Vorgehen gegen Impfverweigerer in der Truppe an:
Die gute Impfquote bei unseren Soldatinnen und Soldaten ist ein Zeichen der großen Disziplin innerhalb der Truppe aber auch der Solidarität gegenüber unserer gesamten Gesellschaft.
Die Bundeswehr unterstützt von Anfang an bei der Bekämpfung der Pandemie mit Tausenden Frauen und Männern. Da ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir alles tun, um die Verbreitung des Virus so gut wie möglich zu verhindern – auch und vor allem durch Impfungen. Darüber hinaus ist eine hohe Impfquote auch essenziell für die Einsatzbereitschaft unserer Streitkräfte. Die erfreulich hohe Impfbereitschaft unserer Soldatinnen und Soldaten zeigt außerdem,
dass es sich bei den zum Teil lautstark auftretenden Impfverweigerern in Uniform um eine winzige Minderheit handelt, die in keiner Weise für die Bundeswehr als Ganzes steht. Diesen Menschen, die sich bewusst außerhalb der Kameradschaft stellen,
werden wir mit Entschlossenheit entgegentreten.
Heeresinspekteur Alfons Mais hatte bereits Anfang Dezember deutlich gemacht, wie dieses entschlossene Vorgehen aussehen könnte: Unter anderem forderte er, nach Möglichkeit eine fristlose Entlassung von Soldat*innen zu prüfen, die die Impfung verweigern.
Die Zahl der Covid-19-Infektionen unter den Soldatinnen und Soldaten war von einem Höchststand von mehr als 1.500 Mitte Dezember 2021 zum Jahresbeginn wieder auf unter 1.000 gefallen – steigt inzwischen aber wieder an, wenn auch noch langsam. Die Zahlen des Sanitätsdienstes:
6. Januar
aktuell bestätigte Fälle: 1090, kumulativ: 13.565,
kumulativ genesen: 12.473, kumulativ verstorben: 2
5. Januar
aktuell bestätigte Fälle: 977, kumulativ: 13.403, kumulativ genesen: 12.424, kumulativ verstorben: 2
4. Januar
aktuell bestätigte Fälle: 895, kumulativ: 13.282,
kumulativ genesen: 12.385, kumulativ verstorben: 2
und zum Vergleich die Zahlen vor Weihnachten 2021:
22. Dezember
aktuell bestätigte Fälle: 1192, kumulativ: 12.880,
kumulativ genesen: 11.686, kumulativ verstorben: 2
21. Dezember
aktuell bestätigte Fälle: 1303, kumulativ: 12.796,
kumulativ genesen: 11.491, kumulativ verstorben: 2
Die Amtshilfe in der Pandemie setzte die Bundeswehr vor allem in den Gesundheitsämtern fort: dort sind knapp 3.100 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Rund 1.200 unterstützen als nicht-medizinisches Personal in Krankenhäusern, rund 1.700 in Impfzentren und knapp 430 in Alten- und Pflegeheimen; hinzu kommen gut 50 für Schnelltests zum Beispiel in Pflegeeinrichtungen. Zusammen mit dem so genannten Schichtwechselpersonal und der Führungsorganisation sind damit derzeit rund 9.000 der insgesamt 17.5000 Soldatinnen und Soldaten des Corona-Kontingents gebunden.
(Archivbild Dezember 2021: Notfallsanitäter Feldwebel Robert Richter im Impfzentrum Plauen – Anne Weinrich/Bundeswehr)
Ich glaube für Einsätze gilt die Impfpflicht seit März 2021.
2020 ist leider zu früh.
[Danke – derzeit ein beliebter Schreibfehler, nicht nur bei mir… T.W.]
Ich weiß von mindestens 2 Soldaten, die keine Impfung erhalten haben aber einen „korrekten“ Impfpass vorweisen können.
Natürlich sind diese persönlichen Erfahrungen keine repräsentative Einschätzung der Lage innerhalb der Bundeswehr.
Und dennoch gibt es diese Soldaten und daher glaube ich den 94 % nicht.
Es muss leider ein Register her oder die Impfung/Auffrischung wird bei Bundeswehrangehörigen ausschließlich vom Sanitätsdienst ausgeführt.
Während des einen Corona-Einsatzes August 2020-Juni 2021 (PCR-Testung amtlich zugewiesener Kontaktpersonen Kat 1) sind bei mir elf Truppensteller durchgelaufen, in der Summe ca. 120 Soldatinnen und Soldaten, Einsatzzeiten teilweise acht Wochen. Nachdem mit großem Aufwand ziv und später mil Impfungen für die eingesetzte Truppe „organisiert“ werden konnten, waren bis auf einen „dunkelgrünen Kameraden der Infanterie“ alle zum erstmöglichen Zeitpunkt geimpft. In der eigenen Dienststelle sieht es genauso aus, mein Team ist zu 100% geimpft. Es ist aber immer wieder zu hören, dass DSt/TE einerseits 100% geimpft sind, anderseits aber „gallische Dörfer“ mit deutlich niedriger Quote Sorgen machen… Ich halte also 94% als Durchschnitt für möglich.
Durchschnittlich 94%???
Was denn jetzt? Ist die Quote 94% oder nicht? Oder soll das der Durchschnitt von verschiedenen Quoten sein? Das macht in der Aussage aber keinen Sinn….
My 2ct und ich weiß, dass das so im Statement BMVg stand….
Laut Aussage des Redaktionsnetzwerkes Deutschland betrug die Impfquote Bundeswehr am 29.10.21 74%. Laut heute am 06.01.22 veröffentlicher Zahlen liegen wir also bei „durchschnittlich“ 94%. Wir reden also von ca. 36750 Soldatinnen und Soldaten ohne Covid-Impfung Ende Oktober 21. Wenn diese 36750 mit ihrer Erstimpfung bis zur Durchsetzung der Duldungspflicht gewartet hätten und die Zweitimpfung 4-6 Wochen später in den Oberarmen angekommen wären, dann sind wir auf der Zeitachse mindestens Ende Dezember, eher Anfang Januar, wenn man den Weihnachtsurlaub berücksichtigt. Rechnet man dazu die 14 Tage Wartezeit nach Zweitimpfung bis zum vollständigen Impfschutz, sind wir rechnerisch Mitte Januar. Am 6. Januar eine „durchschnittliche“ Quote von 94% auszugeben ist dann doch sehr „durchschnittlich“. Nicht zu vergessen, dass vor der Duldungspflicht-Covid Ende November 21, die Datenerhebung nur bei Einsatz und einsatzgleichen Verpflichtungen möglich war, waren schon die 74% ein Blick in die Glaskugel, da diese Daten unter PersDat 3 fielen und die Erhebung schlichtweg nicht möglich war. Und interessant werden die Zahlen ab März 2022, da die Masse der Soldatinnen und Soldaten Mitte 21 gegen Covid geimpft wurden und somit nach aktueller Weisung KdoSan vom 17.12.21 nach 7 Monaten als ungeimpft gelten, wenn diese den Booster nicht rechtzeitig in Anspruch genommen haben. Vielleicht sind wir dann im März wieder bei „durchschnittlich“ 74%.
[Wie Sie selbst sagen: die Berechnung der Impfquote vor Einführung der Duldungspflicht ist ein Blick in die Glaskugel. Die damalige Zahl kam nicht vom RND, sondern war eine – von allen übernommene – Spiegel-Meldung, die wiederum auf – positiv gestimmmten? – Schätzungen beruhte, also nie belastbar war. Deshalb ist es recht müßig, diese Zahl überhaupt heranzuziehen… T.W.]
@T.W.
Ich habe manchmal den Eindruck, dass das müßige heranziehen von positiv gestimmten Glaskugelzahlen sich exponentiell zu verstetigen beginnt.
Bei der Duldungspflicht muss man auch beachten, dass nicht jeder Soldat sofort geimpft wurde bzw geimpft werden konnte.
Wir hatten im Dezember zwei oder drei Sammeltermine, bei denen überwiegend Boosterimpfungen verteilt wurden. Ein bis dahin ungeimpfter Soldat (wollte auf „Totimpfstoff“ [mit deaktivierten Viren] warten) wurde 49. KW geimpft. Nach Einführungs der Duldungspflicht war das der erste mögliche Termin. Wenn man bei 6 Wochen bleibt, ist er Ende Januar durch.
Ein Soldat (glaube Impfgegner) hat wohl aktuell gesundheitliche Ausreden.
Dafür finde ich 94% gar keine schlechte Quote.
Eine Impfung nur durch dienstliche SAN-Einrichtungen könnte man evtl ab jetzt einführen. Bisher waren viele Soldaten (mich eingeschlossen) froh, wenn sie irgendwie zeitnah geimpft werden konnten. Ich hatte Glück mit abendlichen Überbeständen an nem Impfzentrum. Andere, wie von Windlicht angesprochen, haben in der Amtshilfe ne Impfung bekommen. Wieder andere vielleicht als enge Kontaktperson von vorerkrankten Großeltern.
Ein jetzt erstelltes Impfregister würde auf den Daten beruhen, die die Kameraden selbst melden, vor Falschmeldungen wären wir also nicht geschützt.
Zumindest in meinem dienstlichen Umfeld würde ich auch keinen verdächtigen, seinen Impfpass gefälscht zu haben, das Risiko rechtfertigt meiner Meinung nach den Aufwand (für die rückwirkende Erfassung) nicht.
Eine genauere Statistik nach Alter, Dienstgrad(gruppe), Region, Truppengattung,… wäre bestimmt interessant. Würde mich doch arg wundern, wenn es auch nur Ansätze für so eine Statistik gibt.
Ich halte die 94% für durchaus realistisch.
In unserer Inst.-Werkstatt (allerding ziviles Personal der Bw) vom 58 Mitarbeitenden 55 geimpft (und davon fast alle schon geboostert), was tatsächlich 94,8% entspricht.
Ich denke die Quote dürfte sich auch so auf unsere gesammte Dienststelle übertragen lassen.
Die meisten KollegInnen haben dafür das dienstlich organisierte Impfangebot angenommen, was ich auch sehr positiv betrachte.
Für die Bundeswehr können wie für den Rest der Bevölkerung nur Schätzwerte herangezogen werden.
Wegen des Datenschutzes wurden die Impfungen anonymisiert erfasst, und das nur mit Zustimmung.
Man behilft sich deshalb mit einer Gegenrechnung der verbrauchten Impfstoffe, deren Datenlage auch nicht vollständig transparent ist.
Die Duldungspflicht erzeugt keine bessere Datenlage, da nur der Truppenarzt genaue Kenntnis hat.
Die Meldung an den Disziplinarvorgesetzten lautet dann Impfschema erfüllt oder nicht. Ob dann Tetanus fehlt oder Corona weiss der Chef nicht.
Wir hatten das hier schon öfter: ich bin für Datenschutz, aber es muss Möglichkeiten geben, den Gesundheitsschutz (zeitlich begrenzt) höher zu priorisieren.
Nikolas sagt:
06.01.2022 um 21:31 Uhr
….und somit nach aktueller Weisung KdoSan vom 17.12.21 nach 7 Monaten als ungeimpft gelten, wenn diese den Booster nicht rechtzeitig in Anspruch genommen haben. Vielleicht sind wir dann im März wieder bei „durchschnittlich“ 74%.
Sie meinen sicherlich den Fachlichen Hinweis vom 17.12.2021?!
A.m.S. kein Grund für eine „statistische Unruhe“, da man zwar nach größer 7 Monaten nach Grundimmunisierung den Vollschutz verloren hat, jedoch nach dann erfolgter Boosterimpfung diesen wieder vollumfänglich herstellen kann. Die Grundimmunisierung geht nicht verloren, sie ruht nur ;-). Gleichfalls, aufgrund der Duldungspflicht, dieser Umstand erst gar nicht eintreten dürfte.
Selbstverständlich unter der Annahme, Impfstoff steht ausreichend zur Verfügung..
@Sailor1995 sagt: 07.01.2022 um 7:40 Uhr
Also ich als beorderter Reservist musste meinen Impfstatus schriftlich an den Impfbeauftragten des Landeskommandos melden. Denn auch beorderte Reservisten haben den Impfstatus „Inland“ herzustellen und zu halten.
Da sehe ich bei aktiven Kameraden nun dreimal kein Problem. Und eine Falschmeldung wird sich jeder genau überlegen, ob er/sie das Risiko geht.
@Sailor1995:
Davon ausgehend, dass 1 SanBereich für eine größere Anzahl von SoldatInnen zuständig ist, sehe ich kein Problem an der Statistik.
Die Angabe „1187 von 1234 SoldatInnen haben Stand 06.01.2022 vollstänfigen C-19 Impfschutz“ läßt keinen Rückschluss auf einzelne Personen zu.
Dass dies Angaben wie „97 von 100 Soldaten einer Einheit“ anders aussieht, ist nachvollziehbar.
@TW
Vielleicht habe ich es überlesen, aber die Genesenen zählen dabei mit – s. DBwV:
https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/corona-ticker/beitrag/94-prozent-der-soldatinnen-und-soldaten-geimpft-oder-genesen
@Pio-Fritz
Eigentlich gilt das nur bei einer tatsächlichen RDL, ggf. noch im RWDV. Nur so gehen Impfschäden zu Lasten des Dienstherrn, daher auch Impfung am besten zumindest im Rahmen einer DVag.
@aussenstehender sagt: 07.01.2022 um 11:03 Uhr
Der Datenschutz ist doch sowieso in dem Moment Makulatur, in dem es in den Einsatz geht. Egal ob Ausland oder Inland, spätestens dann wird der Impfstatus abgefragt und es ist klar, wer keinen vollständigen Impfschutz hat.
dafür ist Datenschutz auch nicht gedacht, das man sich dahinter verstecken kann. Es ist auch ganz klar definiert, das es höherpriorisierte Interessen gibt, die den Datenschutz nachrangig machen.
Ich bin für einen Teil meiner Dienststelle als Impfkoordinator eingesetzt. Von den betreuten Soldaten haben derzeit 100 % die Grundimmunisierung, 87 % sind geboostert. Es gab anfangs ein paar wenige Soldaten, die sich nicht impfen lassen wollten, aber bereits Mitte August 2021 lag die Impfquote hier bei 95 %. Insofern empfinde ich die 94 % eher als niedrig. Ich könnte mir vorstellen, dass die Bundeswehr kein vollständiges Lagebild hat.
In meiner Einheit wird Datenschutz bezüglich der Impfungen komplett ignoriert.
Dennoch gingen die Daten oft „verloren“ und wir mussten letztes Jahr mindestens 8 Mal angeben wann wir mit was geimpft wurden.
Generell sind bei uns fast alle 3fach geimpft, die letzten warten nur auf Termine bezüglich ihrer Auffrischungsimpfung.
@Sailor1995
>>Man behilft sich deshalb mit einer Gegenrechnung der verbrauchten Impfstoffe, deren Datenlage auch nicht vollständig transparent ist.<<
Würde bedeuten, dass die zivilen Dienstleister, die in den Quarantänehotels und im Einsatzland von der Bundeswehr mitgeimpft wurden, in diese 94% mit einfliessen. Das sind schon einige.