Nach umstrittenen Äußerungen zu Putin und Russland: Chef der Deutschen Marine von Posten entbunden (Update: Schönbach-Statement)
Nach seinen Äußerungen zu Russland und zum russischen Präsidenten Putin, die sich nicht mit der politischen Positionierung der Bundesregierung decken und auch auf internationale Kritik stießen, verliert der Chef der Deutschen Marine seinen Posten. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht entband Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach am (heutigen) Samstagabend auf dessen eigenen Wunsch von seiner Aufgabe.
Update: Schönbach bestätigte in einer Erklärung am Abend seinen Rücktritt:
Ich habe soeben die Frau Bundesministerin der Verteidigung gebeten, mich von meinen Aufgaben und Pflichten als Inspekteur der Marine mit sofortiger Wirkung zu entbinden. Meine in Indien gemachten unbedachten Äußerungen zu Sicherheits- und Militärpolitik lasten zunehmend auf meinem Amt. Um weiteren Schaden von der Deutschen Marine, der Bundeswehr, vor allem aber der Bundesrepublik Deutschland zu nehmen, halte ich diesen Schritt für geboten.
Frau Bundesministerin hat mein Gesuch angenommen.
Der Befehlshaber der Flotte und Stellvertreter des Inspekteurs der Marine, Konteradmiral Kaack, führt bis zu einer Nachfolgeentscheidung die Deutsche Marine.
Schönbach hatte sich am (gestrigen) Freitag bei einem Vortrag vor dem Think Tank Manohar Parrikar Institute for Defence Studies and Analyses in der indischen Hauptstadt Neu Delhi geäußert, unter anderem zum Verhältnis zu Russland und zum Ukraine-Konflikt. Seine These dabei: Es geht nicht um ein bisschen Land für Russland, sondern vor allem um Respekt für dessen Präsidenten Wladimir Putin – und den könne man ihm doch getrost geben, zumal Russland als Partner gegen China gebraucht werde.
Das ganze Video von Schönbachs Rede und der anschließenden Frage-und-Antwort-Runde ist hier zu sehen.
Die Passage, die Aufmerksamkeit erregt, ist keine fünf Minuten lang; ich habe sie mal gesondert hier als Audio-Datei eingestellt. In diesem Audio fallen die entscheidenden Sätze ab Minute 2:00 (die Tonqualität ließ sich leider nicht weiter verbessern):
Nachgetragen: Die von einem Leser (vielen Dank) angefertigte deutsche Übersetzung dieser Passage:
Frage: Was ist Deutschlands Perspektive auf die NATO-Osterweiterung?
Antwort: (reflektiert) Die ist, ich sagte es in meiner Vorlesung, Deutschland hat immer abgewogen was Möglich ist im Rahmen der Nato-Perspektive und seinem Geist. Deutschland sagt, und ich denke das ist richtig, dass so lange ein Land souverän ist und entscheidet, der NATO beizutreten und erfüllt die Voraussetzungen, wie im Falle der EU, um Mitglied zu werden, würde ich sagen ja, und ich denke Deutschland hält das immer noch so. Ok, die Ukraine erfüllt die Voraussetzungen nicht, denn sie ist besetzt, zumindest die Region Donbass durch die russische Armee, oder wie sie es sagen durch Milizen.
Nehmen wir andere Länder wie Georgien. Georgien möchte Mitglied werden, das ist ein gutes Beispiel: Erfüllen sie die Voraussetzungen? Ja das tun sie. Ist es „smart“ sie als Mitglied zu haben. Nein ist es nicht. Aber für die baltischen Staaten macht es Sinn, denn sie waren souveräne Staaten, bevor Russland sie besetzte. (unverständlich) Aber all die anderen, schauen wir Schweden an und Finnland. Wenn Schweden die Entscheidung trifft ein NATO-Mitglied zu werden, dann ist das eine souveräne Entscheidung. Und sie erfüllen die Kriterien, und wir können und wir dürfen nicht, und das ist womöglich die Frage hinter der Frage, wir dürfen Russland keine Stimme geben: „Ihr fragt uns bevor sie (Schweden) entscheiden.“
Aber bitte sehr geehrte Damen und Herren, was denke ich, wenn mein Minister mich fragen würde, was Russland wirklich will, (unverständlich) ist auf der anderen Straßenseite, will Russland wirklich ein kleines Stück ukrainischen Boden, um diesen in ihr Land zu integrieren? Nein! Das ist Unsinn, Putin übt druck aus, weil er es kann. Er weiß er spaltet die europäische Union. Aber was er wirklich will ist Respekt. Er will Respekt auf Augenhöhe, und oh mein Gott erweist ihm Respekt -das kostet wenig, gar überhaupt nichts. Wenn ich gefragt werde, ich werde gefragt (Mimik, Gestik), wenn ich gefragt werden würde, es ist einfach ihm den Respekt zu zollen den er wirklich verlangt und womöglich auch verdient. Russland ist ein altes Land, Russland ist ein wichtiges Land, eben wie wir, wir Inder und Deutschland brauchen Russland, denn wir brauchen Russland gegen China.
Womöglich nicht aus eurer (Indien) Perspektive, aber aus meiner Perspektive, ich bin ein sehr radikaler Katholik, ich glaube an Gott und ich glaube an das Christentum, und da haben wir ein christliches Land, aber Putin ist Atheist, aber das bedeutet nichts. Ich denke, wenn wir dieses große Land haben, auch wenn es keine Demokratie ist an unserer Seite, ihm eine Chance geben als bilateraler Partner, eine Chance mit der EU und den USA auf derselben Augenhöhe geben, das wäre ein leichtfallendes Vorhaben, dann hält es uns evtl. Russland von China fern.
China braucht die Ressourcen von Russland, und sie sind gewillt sie ihnen zu geben, weil unsere Sanktionen (unverständlich) sie in die falsche Richtung. Aber das ist Außenpolitik, die wird von Außenpolitikern gestaltet. Natürlich können wir dem russischen Vorgehen in Tschetschenien zustimmen. Und das muss angesprochen werden. Auch das was auf der Krim passiert. Dennoch, die Krim ist weg, sie wird nicht zurückkommen, das ist ein Fakt.
Und wir müssen lernen, politische Fragen sind taktische fragen keine Emotionen. So jetzt weiß ich schon gar nicht mehr was die Frage war.
Frage: Ich denke sie haben sie beantwortet, wir könnten ihnen nicht intensiver zustimmen, denn Indien hat eine strategische Partnerschaft mit Russland und ist einer unserer nächsten Freunde. Die nächste Frage ist….
Am Samstagvormittag vereinbarten die Verteidigungsministerin und Generalinspekteur Eberhard Zorn daraufhin, Schönbach solle zunächst zum Rapport bei Zorn antreten, ehe über weitere Schritte entschieden werde. Dem kam der Drei-Sterne-Admiral mit seinem Rücktrittsgesuch zuvor, dem Lambrecht entsprach. Nach Paragraph 50 des Soldatengesetzes können Soldaten vom Brigadegeneral aufwärts jederzeit in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden; eine Begründung ist dafür nicht erforderlich.
Der Vizeadmiral hatte sich zuvor via Twitter entschuldigt und die Aussagen als seine persönliche Meinung bezeichnet:
Schönbach hatte das Amt an der Spitze der Marine im März vergangenen Jahres als Nachfolger des vorherigen Inspekteurs Andreas Krause angetreten. Schönbach, der unter anderem auch Adjutant des früheren Generalinspekteurs Wolfgang Schneiderhan war, nahm als Marineoffizier an zahlreichen Auslandseinsätzen teil. Am Horn von Afrika kommandierte er sowohl in der Anti-Terror-Mission Operation Enduring Freedom als auch in der EU-Antipirateriemission Atalanta eine Fregatte. Bevor er als Unterabteilungsleiter ins Ministerium wechselte, war er Kommandeur der Marineschule Mürwik.
In der Marine galt der Admiral als eine der konservativeren Führungspersonen – wie bereits der offizielle Pressetext zur Übergabe des Amtes als Schulkommandeur 2018 auch nahelegte:
Flottillenadmiral Schönbach legte in dieser relativ kurzen Zeit den Schwerpunkt auf eine Ausbildung, die noch näher an der Einsatzrealität der Marine bzw. der Streitkräfte ist – getreu seinem Motto „Tradition, Strenge, Kampf“. Durch diese realitätsnahe Ausbildung werden die Kadettinnen und Kadetten somit noch intensiver für ihren späteren Einsatz in der Marine als Führungskräfte motiviert und vorbereitet.
(Foto: Screenshot aus dem Vortrag des Videos in Neu-Delhi)
Die Marine bekommt einen neuen Chef…
Mit der Aussage dass Putin durchaus auch Respekt braucht hat er ja nicht Unrecht. Das kann man intern sagen.
Aber öffentlich komplett indiskutabel – vor allem in der aktuellen Situation.
@T.W.: Wo wir gerade bei der Marine sind – was ist das für ein Nato Manöver nächste Woche? Wer ist da dabei?
Soweit so zu erwarten, er wäre sonst ohnehin wohl entlassen worden.
Alleine schon, weil es unseren Partner*innen und Verbündeten nicht anders zu erklären ist.
Auch hätte das Primat der Politik und dir öffentliche Meinung keine andere Reaktion erlaubt….
Aber auch inhaltlich war das Statement mehr als Fragwürdig, die Aussage zur Krim mag vllt noch „nur“ eine Anerkenntnis der Realität sein, aber das Zeug zum christlichen Russland als unser natürlicher Partner ist einfach nur eines: Irres Geschwurbel
Der Hinweis mit der Aussage im Video ab Minute 2 ist leider nicht korrekt. Könntet ihr das bitte korrigieren & die richtige Zeit im Video angeben, so muss man nicht das ganze Video schauen. ;) Vielen Dank!
[Lesen hilft: Ab Minute 2:00 im AUDIO-Ausschnitt. T.W.]
Man fällt da als Admiral/General doch ziemlich weich mit der Versetzung in den einstweiligen Ruhestand. Gerade in diesen Besoldungsgruppen.
Als Inspekteur einer TSK hat man im öffentlichen Raum keine „private Meinung“, schon gar nicht in einer öffentlichen Veranstaltung in Indien.
So instinktlos kann man gar nicht sein. Für mich haben Vizeadmiral Schönbachs Äußerungen und die Bitte um Versetzung in den einstweiligen Ruhestand ein ganz klares Geschmäckle.
Das Soldatengesetz ist keine Verschlusssache und kein Geheimdokument.
Das weiss jeder Inspekteur und andere auch. Sie wissen alle um §50 Abs 1 SG.
Das passt leider ins Bild. Ein unprofessioneller Admiral und als von europäischen Partnern unprofessionell wahrgenommene Politik gegenüber Putin.
Man kann in anderen europäischen Staaten das Reden deutscher Regierungen von “ europäischer Solidarität“ , „Herrschaft des Rechts“ oder “ Übernahme von Verantwortung“ nicht mehr hören.
Wenn es brenzlig wird duckt man sich weg. Gleichzeitig lässt man sich als wirtschaftsstärkster Staat Europas aber gerne von NATO-Partnern und USA schützen, ohne all zu viel selber zu investieren.
Ich befürchte, jetzt schlägt die Stunde der Angepassten. Konformität war leider immer öfter ein Treiber der Laufbahn militärischer Spitzenkräfte. Mut zur Fundamentalkritik gab es selten genug. Konsequente Führung ist wohl nicht mehr das Markenzeichen, da ‚ganz oben‘
Nun wird keiner mehr den Mund aufmachen. Siehe dazu: Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann: ….„mehr Tacheles in der militärischen Beratung – und eben weniger Herumgeeiere, geprägt von der Angst: Wen könnte ich mit meinen Ausführungen jetzt verärgern, und was bedeutet das für meine Karriere?’“….
Es war Theodore Roosevelt (1858 – 1919), der die folgenden Worte sagte:
„Wer seiner Führungsrolle gerecht werden will, muss genug Vernunft besitzen, um die Aufgaben den richtigen Leuten zu übertragen – und genug Selbstdisziplin, um ihnen nicht ins Handwerk zu pfuschen.“
„Tradition, Strenge, Kampf“ – für mich klang das eigentlich stets aus der Zeit gefallen, es hätte z.B. auch aus dem Mund eines Offiziers der
Kaiserlichen Marine kommen können.
Mich wundert auch, dass ein „radikaler römisch-katholischer Christ“ in Bezug auf das griechisch-orthodox fundierte christliche Traditionen meint Christ ist gleich Christ. Da bestehen seit der Spätantike ziemliche Glsubensunterschiede. Komisches Traditionsverständnis.
Berlin: „Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, fordert mehr Offenheit von den Bundeswehrgenerälen im Verteidigungsministerium. „Ich persönlich wünsche mir von der Generalität im Ministerium insgesamt deutlich mehr Klarheit und weniger Geschwurbel.“
…
……….. etc.“
„Links“ auf Grund von Antiliberalen Verordnungen/Gesetzen etc. nicht verfügbar. Bitte „googlen“ sie selbst.
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Trennung
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Was ich schade finde, und das sehe ich oft. Sobald ein Aufschrei kommt, wird sich sofort entschuldigt und revidert.
Warum? Was soll das?
Wo ist das Problem, zu seinem Wort zu stehen? Warum sagt der Admiral nicht: „….das ist meine Meinung, und ich stehe dazu..“ Seine Karriere ist eh „im Arsch“.
Und genau hier sehe ich ein großes Problem. Nicht nur in den Streitkräften. Überall wo ich hinschaue, nur „Ja-Sager, Schafe, Regierungstreue etc.“.
Was soll das? Wo sind die Staatsbüger in Uniform ? Die Kritischen Menschen, die man haben will? Oder möchte man sie eher nicht?
Lg
Der Schaden ist schon gemacht. Die Ukraine hat bereits die deutsche Botschafterin einbestellt und vorher kamen von der Ukraine schon Vorwürfe Deutschland würde Putin in seinem Vorgehen zu „ermutigen“ und die Geschlossenheit des Westens in dem Konflikt „untergraben“. Meines Wissens passierte dies zeitlich alles vor dem Rücktritt.
@Entendienst
„…aber das Zeug zum christlichen Russland als unser natürlicher Partner ist einfach nur eines: Irres Geschwurbel“
Russland steht Europa nun einmal kulturell näher als China. Auch wenn man die persönliche Ansicht des Admirals nicht teilt, besteht also kein Grund, beleidigend zu werden. Werden die Kommentare hier nicht moderiert?
@Entendienst
Sie schreiben: “….aber das Zeug zum christlichen Russland als unser natürlicher Partner ist einfach nur eines: Irres Geschwurbel.“
Nun, das ist kein irres Geschwurbel, sondern exakt ein Teil des russischen Selbstverständnisses, das sich ungleich lieber als Teil des europäischen Kulturbogens sieht als Zwangsalliierter eines unkontrollierbaren Chinas.
Man kann getrost in der russischen Selbstwahrnehmung auch den Rassebegriff in den Diskurs miteinbringen; viele (durchaus gebildete) Russen definieren sich auch darüber.
Dies gehört als Erkenntnis in den aktuellen Werkzeugkoffer der Diplomatie einfach mit dazu, auch wenn deutsche Aussen- und Gesellschaftspolitik sich darüber schon „woke“ wähnt.
Nichtsdestoweniger- warum er das mit seinem eigenen Glauben in einem nicht- christlichen Land in dieser spannungsgeladenen Phase und die eigene politische Linie unterlaufend laut denkend so gesagt hat, bleibt sein Geheimnis.
Der Schaden ist jedenfalls grösser als die Personalie an sich.
Er hat genau das Richtige gesagt. Und weil das politisch nicht opportun ist, kam das nicht gut an…
Wie war das doch damals bei der F-35-Äußerung…? ;-)
Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing. Und jetzt gibt es eben kein Brot mehr für den Admiral.
Das die Äußerungen inhaltlich (größtenteils) realistisch sind, spielt da keine Rolle. Speziell zum Thema „christliche Schwurbelei“ möchte ich noch sagen, dass das Kriterium der Religion vielleicht für die deutschen Eliten keine Rolle mehr spielt. Aber für fast alle anderen Länder (sowohl deren Eliten, als auch das gemeine Volk) spielt es eine Rolle. Der türkische Präsident Erdogan spielt beispielsweise in vielen (Nachbar)ländern sehr erfolgreich und emotional ansprechend die muslimische Karte, kombiniert mit der turkstämmigen. Das gleiche gilt für Putin mit der orthodoxen Kirche (Panslawismus ist inzwischen out), und China mit dem natürlichen chinesischen Nationalismus der von der KP aktiv weiter befördert wird (Wer das Wort „Religion“ nicht mag, nimmt für das soeben gesagte bitte das Wort „Kultur“).
Zu guter Letzt mache ich mir Gedanken, wie dieser Vorgang den (schon jetzt nicht vorhandenen) Widerspruchsgeist in der Generalität im Interesse der Sache beeinflussen wird. Bestenfalls wird man (hoffentlich) sagen können, dass es sich hier um politische Äußerungen handelt (und nicht um militärfachliche) die zu Recht abgestraft worden seien. Aber letztlich ist auf dieser Ebene alles Politik…
Wenn jemand mit derartigem Selbstbewusstsein vor die Presse tritt, fragt man sich mal wieder, aus welcher Echokammer er kommt?
Radikaler Katholizismus, eine natürliche Allianz der Christenheit gegen Ungläubige. Man sieht die Antwort, warum der MAD Stereotype Sprachmuster verfolgt und untersucht. Um mal ein Gefühl dafür zu geben, man übersetze das ins Arabische und ersetze „Christenheit“ mit „Islam“. Die Art „Offiziere“ machen in der Türkei grad richtig Karriere.
[Sachlicher Hinweis: Er ist nicht „vor die Presse getreten“, sondern hat bei einem Think Tank gesprochen. T.W.]
Wie soll ein Inspekteur mit Vorverwendungen als Referent und Referatsleiter in der Stabsabteilung Militärpolitik auch die außen- und sicherheitspolitischen Auswirkungen von Aussagen in Uniform im Ausland einschätzen können. Kann man doch nicht erwarten.
Eine in vielerlei Hinsicht überraschende Wendung. Das solche Aussagen zu Putins Rational nicht falsch sind, weiß jeder, der sich ein wenig in International Relations auskennt. Schönbach war nicht der erste, der darüber gesprochen und geschrieben hat.
Sicherlich nicht Regierungslinie, aber reicht das schon für einen selbstgewählten Rücktritt? – Bemerkenswertes Timing, wenige Tage nach der Äußerung von Strack-Zimmermann, die Generalität solle sich bei der Wahl ihrer Äußerungen nicht durch die Sorge um ihre Karriere leiten lassen.
„Das kann man intern sagen.
Aber öffentlich komplett indiskutabel – vor allem in der aktuellen Situation.“
Hm. Eine Demokratie, in der man öffentlich nicht mehr diskutieren darf, was ‚intern‘ diskutiert werden kann und soll, hat ein großes Problem.
Demokratie sollte auch Republik (Res publica) heißen, und das wiederum: Jeder, aber auch wirklich jeder, kann bei politischen Fragen mitdenken und mitdiskutieren.
Das religiös verbrämte Freund-Feind-Denken bei Adm. Schönbach schmeckt mir auch absolut nicht, aber leider wird das nicht einmal diskutiert, sondern der Mann wird sofort, weil er die momentane Doktrin von Russland als Gegner in Frage gestellt hat, abserviert.
Wie gesagt: Da sehe ich ein Problem für Demokratie und offene Gesellschaft.
Kleiner Korrekturvorschlag: Schönbach war stv. AL bei SE, nicht UAL.
Ich frage mich, warum MILITÄRISCHEN Befehlshaber öffentlich POLITISCHE Statemensts abgeben?
Is es nicht deren Aufgabe Befehle zu befolgen, wie jeder andere Soldat auch ?
Entscheidende Statments stehen zivilen POLITIKERN Zu, niemanden sonst in unsere freiheitlich demokratischen Grundordnung.
Zeugt nicht gerade von „Beamten Arbeitsplatz“ Intelligenz des Herrn…es sei denn er hat schon einen lukrativen Job in der Privatwirtschaft in Aussicht nach seinem Ausscheiden und wollte mal noch „was loswerden“….
Die Außenmimisterin ist ja auch am schlingern, Ihren „Kurs“ vor lauter Abhängigkeiten zu finden… keine leichte Aufgabe…Hoffentlich hat Sie gute Beraterteams.
Aber ein „Ranking Officer“ sollte da in der Regel etwas mehr contenanse bewahren…
Ist er ggf. vorab schon nicht auf Kurs von Ampel gewesen und auf nen Schleudersitz Posten?….
Andereseits sollte es „in Maßen“ erlaubt sein, auch langjährigen Hohen Beamten mal ne eigene Meinung zu erlauben….
Ist echt ein dreckiges Geschäft Auße und Sicherheitspolitik…egal was einer sagt, irgemdwer ist immer massiv beleidigt…
P.
Adm Schönbach, lesen Sie das Buch „BLUTIGE ENTHALTUNG“ von Prof. Neitze zum DEU „Wegducken“ in SYR Bürgerkrieg… und von wegen ‚Geschichte wiederholt sich nicht‘ … Viel Freude bei der Lektüre wünscht, Matthias Stoermer
Die simple Wahrheit ist: der Inspekteur der Marine hat inhaltlich Recht. Im offiziellen Narrativ ist die realistische Wahrheit aber nicht mehr erlaubt. Deswegen muss er gehen.
Es war schon okay, dass er es sagte. Gerade auch, dass er es in Indien sagte. Aber die Reaktion darauf seitens der Ministerin ist legitim und erklärbar.
Vizeadmiral Schönbach hat nicht inhaltlich verwerfliches -aber natürlich für den der mag kritisierbares- gesagt, weshalb er gehen muss. Sondern er hat sich oberhalb seiner Ebene abweichend geäußert – wenn wohl auch eher im Smalltalkteil des offiziellen Termins.
Und die Ministerin hat, ob sie ihm in dieser Frage noch vertrauen kann, mit nein geantwortet und die Frage, ob es außenpolitisch besser ist, ihn abzulösen, mit ja.
That’s it.
Zur Sache: natürlich brauchen wir ein tragfähiges Verhältnis zu Russland, übrigens auch zu Indien. Auch (!) um vr-chinesischem Handeln wirkungsmächtig entgegen treten zu können.
Deshalb dürfen wir unsere bisherigen außen- und sicherheitspolitischen Partnerschaften nicht aufgeben.
Das deutsch-ukrainische Verhältnis ist, bleibt man real, deutlich nachrangig wichtig und notwendig ggü dem deutsch-russischem.
Aber na klar: Frieden ist das Ziel. Nicht nur aber auch für die Menschen in der Ukraine. Und wenn Deutschland einen Beitrag dazu leisten kann, der aber weit jenseits militärischer Optionen zu sein hat, dann sollten wir ihn leisten.
By the way: das diplomatische Mittel, die deutsche Botschafterin formell einzubestellen -gemeinhin ein sehr hartes Mittel- war deutlich überzogen seitens der Ukraine.
Es zeigt sich aber auch hier wieder deutlich, dass mit der seinerzeitigen Demission des international respektierten Frank-Walter Steinmeiers als Außenminister eine Lücke entstand, die bis heute nicht geschlossen werden konnte.
P. S.:
„In der Marine galt der Admiral als eine der konservativeren Führungspersonen – “
Das dürfte hier bei der Entscheidung der Ministerin keine Rolle gespielt haben.
Wow, wow, wow! Mich schockiert vor allem die Geschwindigkeit dabei. Ich glaubte doch auch immer „so schnell schießen die Preußen nicht“. Was natürlich inhaltlich Schwachsinn ist, bezog sich diese Äußerung doch eigentlich auf die Feuerrate, und nicht darauf, daß die Preußen besonders gemütlich waren.
Ich hätte dem Mann übehaupt nichts vozuwerfen. Mich hat höchstens der Verweis auf das radikal-römisch-katholische (im Sinne von Sputo.di.rospo) irritiert. Muß ich jetzt auch zurücktreten? Ich stehe doch schon mit dem Rücken zur Wand.
Ich möchte hier auch die Strack-Zimmermannsche Idee einfordern.
Wenn schon ein politischer Beamter bei Ausübung seines Amtes in fortdauernder Übereinstimmung mit den grundsätzlichen politischen Ansichten und Zielen der Regierung stehen muss, um so mehr muss das für den Inspekteur einer TSK mit entsprechenden Befehlsbefugnissen gelten. Als Tourist in Indien hat er seine Aussagen ja nicht getätigt.
Insofern ist die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand folgerichtig.
Ja,das war mit Sicherheit fehlerhaft von ihm,sich so zu äußern. Es ist doch jedem bekannt,dass man eh keine Erlaubniss zu freien Meinungsäußerung hat. Vor Allem wenn es um einen solch wichtigen Verbündeten geht,der in zwei Wochen eh keine Sau mehr interressiert…
Wie kann ein Offizier, mit diesen Ansichten und so wenig sicherheitspolitischer Urteilskraft, diese Verwendungen durchlaufen und weiter befördert werden? Dieses Geschwurbel war doch keine zufällige Eingebung, sondern Ausdruck eigener Überlegung und Weltbildes. Wer macht so jemanden zum Inspekteur der Marine?
Irgendwie erinnern diese militärpolitischen Ereignisse grob an die Jahre 1839 bis 1841 und 1853 bis 1856, Vermutlich konnte der Admiral mit diesen Jahreszahlen sogar etwas anfangen, Ob es auch unsere Politiker können wird sich zeigen,
Inhaltlich hat die Äusserung doch ein ähnliches Problem wie die kürzlich umstrittene Äusserung Bidens: es schwächt die eigene, westliche Verhandlungsposition.
Natürlich muss es einen Unterschied geben zwischen dem, was man als Outcome gerade noch akzeptieren würde, dem was man selber für angemessen hält, und dem was man in öffentlichen Statements fordert. Das nennt sich Diplomatie.
Die richtige Vorgehensweise wäre analog zu unseren Koalitionsverhandlungen: nach Außen absolut dicht halten, Intern zuerst mit Spitzengesprächen die Fronten klären, und dann mit Arbeitsgruppen die Feinheiten aushandeln, und erst vor die Öffentlichkeit treten, wenn alles in trockenen Tüchern ist.
Wenn wir von vornherein öffentlich zugeben, dass Putin am längeren Hebel sitzt, dann wird er am Ende noch mehr verlangen, als nur ein Anerkennen des „Krim-Referendums“ und den Betrieb von Nord Stream 2. Wenn wir aber den Mund gehalten, und in „realpolitische“ Verhandlungen gegangen wären, wären wir vielleicht damit rausgegangen. Vielleicht noch Putin zu G8 eingeladen, fertig ist der Lack. Oder halt nicht.
Jetzt eher nicht mehr. Jetzt werden wir einen Abbruch der Gespräche bekommen, und einen Kalten Krieg 2.0, mit NATO Doppelbeschluss Nachrüstung etc. – das wird uns dann tatsächlich 2% GDP kosten, und 20 Jahre Eiszeit.
Und die Ukraine wird genau so unter den Bus geworfen, wie damals die Opposition in Syrien, die Opposition im Irak (nach dem Kuwaitkrieg 1991), die Opposition im Iran etc. – die USA bedient sich der Unruhe, wann immer ihr es in den Kram passt, und zieht dann aber den Schwanz ein. Und dort wo die USA den Regimechange früher durchgezogen hatten, war es nicht viel besser:“He‘s a bastard, but he’s our bastard!“ – Warum kann man eigentlich nicht auf den schwarzen Teil der Diplomatie / den unterminierenden Einsatz der Dienste verzichten? Wie wäre es, wenn zur Abwechslung mal die Diplomatie wieder von den gewählten Politikern gemacht würde, statt vom „Deep State“?
Sorry, bin mal wieder abgeschweift.
VA a.D. Schönbachs Auffassung als rückgratfeste Beratung im politischen Bereich zu interpretieren, halte ich für falsch. Als InspM war er ausreichend über die aktuelle Lageeinschätzung der NATO und des BMVG unterrichtet, welche seine Meinung zu diesem Thema in keiner Weise stützt. Wenn sich bei einem 3-Sterne Admiral trotz besseren Wissens das sicherheitspolitische Koordinatensystem derart verschiebt, kommen mir noch ganz andere Zweifel. Wie ist es dann insgesamt um unsere Resilienz bestellt? Sind wir tatsächlich willens im Falle einer Art. 5 Beistandsfrage umzuschnallen? Wie tief hat sich dieses russische Narrativ bereits bei anderen militärischen und politischen Verantwortlichen verfangen? Ich kann nur vermuten, dass der Dienst der Kameraden in den einsatzgleichen Verpflichtungen in den baltischen Staaten kein Spaß, sondern ernsthafte Vorbereitung und ein wichtiger Beitrag für den Verteidigungsfall ist. Die NRF-Einheiten, egal in welcher Stufe der Bereitschaft sie gerade stehen, schauen auch anders auf Russland als Herr Schönbach. Seine Äußerungen sind daher besonders schwerwiegend, da sie auch den absolut zu würdigenden und wichtigen Dienst seiner Bundeswehr- und NATO-Kameraden für den Schutz dieser Länder und damit des Bündnisses in Frage stellt. Daher brauchen wir jetzt klare Worte des Bundeskanzlers, der VMin’in und des GI zur Rolle Deutschlands im Bündnis und in dieser Lage. Die Zweifel an der Bündnistreue Deutschlands müssen unbedingt schnell ausgeräumt werden.
@TW
Mich würde der Hintergrund der Skandalisierung interessieren. War es von Rohr vom „Spiegel“? Aber wie kam er darauf, sich das anzusehen? Ist es denn bei Medien üblich, so etwas zu checken? Vorträge von Generälen und Admirälen in irgendwelchen Klein-Zirkeln dürfte es pro Woche doch dutzende geben.
Mich interessiert der Medien-Mechanismus dahinter.
[Ehe jetzt hier die Verschwörungsmythen weiter aufgebaut werden: Das Ganze hat deswegen Kreise gezogen, weil Leute aus der sicherheitspolitischen Community in Indien den Vortrag verfolgt und das sehr schnell z.B. via Twitter verbreitet hatten. Und diese sicherheitspolitische Community ist durchaus international vernetzt, also landete das sehr schnell in den USA und in Europa. Bei Medien, also dem Spiegel oder auch bei mir, kam das sozusagen erst danach an – und von „Skandalisierung“ zu sprechen, ist natürlich feinstes Geschwurbel. T.W.]
@Der_Picard
„Ich frage mich, warum MILITÄRISCHEN Befehlshaber öffentlich POLITISCHE Statemensts abgeben? Is es nicht deren Aufgabe Befehle zu befolgen, wie jeder andere Soldat auch ?“
So hat man es in deutschen Streitkräften bis 1945 gesehen. In den Streitkräften demokratischer Staaten hingegen muss man von Admiralen bzw. Generalen erwarten, dass sie sich zu Wort melden, wenn sie den sicherheitspolitischen Kurs einer Regierung nicht mittragen können. Wenn die Regierung nicht zu einer Debatte darüber bereit ist, muss dies aber stets mit der Bereitschaft verbunden sein, sein Amt zur Verfügung zu stellen, sonst ist es nicht glaubwürdig. Unabhängig davon wie man die Äußerungen inhaltlich beurteilt, hat der Admiral hier als vorbildlicher Staatsbürger in Uniform gehandelt.
Alle Angehörigen der mil Führungsspitze sind von UvdL (zum geringen Teil AKK in ihrem Sinne) gefördert worden und damit in der Regel „weichgespülte Opportunisten“, bei deren Auswahl Kompetenz nachgeordnete Priorität hatte.
Der Ex-InspM, der meist ausserhalb der Marine gelaufen ist, wurde politisch gezogen und der Marine aufgezwungen. Der militärische Ratschlag sah ganz anders aus.
Das Theater in Indien war schlicht unprofessionell, zeugt von Inkompetenz und seine persönliche Meinung sollte er sowieso für sich behalten.
Er wird wohl jetzt die nächsten 7-10 Jahre im einstweiligen Ruhestand ein Dreisternegehalt beziehen und dann auf eine Zweisternepension zurückfallen, sollte sich also beizeiten um eine Nebenbeschäftigung kümmern.
Nach zwei Luftwaffengeneralen (Krupinski/Franke in der Rudelaffäre 1976) und einem Heeresgeneral (Günzel in der Hohmann-Affäre 2003) ist es jetzt 2022 ein Admiral der Marine, und als Inspekteur auch noch deren ranghöchster, der mit völlig unangebrachten und unangemessenen öffentlichen Äußerungen der Bundeswehr und jetzt in der Affäre Schönbach auch unserem Land schweren Schaden zufügt.
Die – auch noch im fernen Ausland getätigten – Äußerungen Schönbachs der in der aktuellen – von Rußland vorsätzlich ausgelösten und beständig befeuerten – Ukraine-Krise im krassen Gegensatz zur politischen Linie der Bundesregierung offenbaren einen derartigen Mangel an politischem Verständnis und Fingerspitzengefühl, daß ich mich frage, wie so jemand überhaupt Admiral und dann auch noch Inspekteur der Marine werden konnte. Das, was Schönbach da in Indien gesagt hat, hätte man einem jungen Leutnant vielleicht noch als unbedachte Casino-Äußerung im jugendlichen Überschwang nachsehen können. Bereits für einen Stabsoffizier wäre es völlig inakzeptabel gewesen und hätte mit disziplinaren Konsequenzen verbunden sein müssen. Und nun bei einem Admiral?
Bei Schönbach an einen einmaligen „Ausrutscher“ zu glauben, fällt schwer und führt zu der Frage, wie er überhaupt Admiral und dann auch noch Inspekteur der Marine werden konnte.
Natürlich kann niemand in den Kopf eines anderen hineinsehen, aber wes Herz voll ist, dem geht der Mund über. Und das hatte niemand vorher jemals gehört und bemerkt?
Schönbach hat unserem Land, in der aktuellen Krise ohnehin von der Ukraine, unseren NATO-Verbündeten und EU-Partnern mit Skepsis betrachtet (Stichwort Nord Stream 2), mit seinen Äußerungen schweren Schaden zugefügt.
Diese als „unbedacht“ abtun zu wollen wie Schönbach jetzt, ist nicht hinnehmbar.
Die Hohmann-Affäre und den Rauswurf Günzels im Jahr 2003 hat Schönbach als Referent im BMVg miterlebt – was hat er daraus gelernt?
Mit seinem „Rücktritt“, den es für Generale/Admirale und Politische Spitzenbeamte ohnehin nicht gibt, also recte mit seiner Ablösung als Inspekteur und der Versetzung in den Einstweiligen Ruhestand durch den Bundespräsidenten darf es für Schönbach nicht sein Bewenden haben. Vielmehr ist hier die Einleitungsbehörde gefordert, dem Verdacht auf einen Verstoß gegen die §§ 10, Abs 6 und 15, Abs 1 SG nachzugehen, der umso schwerer wiegt, je höher der Dienstgrad des Soldaten ist.
Die aktuelle Form des öffentlichen Diskurs scheint bei einigen Kommentatoren Spuren hinterlassen zu haben
Sehr wohl sollten solche Diskussion geführt werden.
Die Politik der NATO seit 1989 sehr ich kritisch und man hat versäumt die russische Seite abzuholen.
Wer Konflikt bestellt, bekommt Konflikt.
Ich frage mich was man sich den alternativ vorstellt. Hatte er in Indien (aka dem No.1 Rüstungspartner Russlands) die Linie vertreten sollten, dass Putin der Erzbösewicht ist? Das wäre wohl ziemlich einsam geworden.
Der Rücktritt löst ist meinen Augen auch nichts.. die Ukraine ist nach wie vor unzufrieden und intern bleibt hängen, dass ein Offizier Aufgrund seiner Meinung gehen musste.
@TobyR
Entschuldigen Sie bitte , aber der Vorfall hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun. Ein hochrangiger Soldat in Uniform vertritt bei öffentlichen Veranstaltungen seine Regierung und damit deren Marschroute. Seine eigene Meinung interessiert dabei herzlich wenig und das aus gutem Grund – haben Sie bemerkt, was Schönbachs Bemerkungen auf diplomatischer Ebene im Ausland angerichtet haben? Dieser Schaden wird uns auf Jahre nachhängen und er hat nebenbei auch noch Scholz‘ und Baerbocks Reputation und Position als potentiellen Vermittlern geschadet.
@DIN A4
Der Panslawismus ist out.. so so.. Der hatte sich im Machtbereich der UdSSR ja erst verwirklicht. Nun kann man fragen, warum nach dem Zerfall der UdSSR die panslawischen Farben sich in den Farben der derzeitigen russischen Flagge wiederfinden? Vielleicht ist dieses kulturelle Konzept in den 90ern den politischen Tod gestorben, aber kulturell wirkmächtig ist es bis heute. Putin versteht sich als mächtiger Schutzherr aller Russen, auch von denen, die nicht in seinem „aktuellen“ Staatsgebiet leben. Klingelts? Krim.. Ostukraine??
Christentum: Das Christentum ist in drei (!) große Glaubensrichtungen geteilt: katholisch, evangelisch, orthodox. Jahaa, die lesen alle die selben heiligen Texte! Aber wenn sie die an einen Tisch holen, um die Bibel gemeinsam und einheitlich zu interpretieren, dann geht es bestenfalls so ab, wie teils hier im Blog. Mit einem verbal ausgetragen heftigen Streit und teils persönlichen Beschimpfungen. Jedenfalls gehen die nicht geeint auseinander. Es macht Unterschiede für einen (radikal) Gläubigen, wann ich welches religiöse Fest wie feiere (Stichwort Kalender). Ob man gesäuertes oder ungesäuertes Brot gereicht bekomme und ob ich in einer Darstellung Christi, das Urbild oder das Abbild verehre (Stichwort Ikonen) und ob es neben den toten Heiligen auch lebende Heilige gibt. Das klären Sie nicht mal ebenso. Und genau das soll das Fundament einer religiösen Allianz gegen China sein? Warum eigentlich? Weil die Heiden in China missioniert werden müssen, weil das gut fürs Seelenheil „radikaler“ Katholiken ist?
In welcher romantischen Blase lebt denn dieser „radikale römisch-katholische Christ“?
Eine geeinigte Christenheit auf bewaffnetem Kreuzzug gegen die wirtschaftliche Heidenbedrohung in China. Diese „gesellschaftliche“ Großtheorie ist religiöser und kulturphilosopischer Schwachsinn.
Und nein: Kultur ist nicht gleich Religion. Unter dem Kulturbegriff versammeln sich zwar viele Religionen (nicht nur die christliche(n)), aber es gibt hier keinen Anlass für eine Metonymie oder sonstige begriffliche Gleichsetzung.
Zu Schönbachs Äußerungen. Ja, man kann mit der aktuellen deutschen Russlandpolitik unzufrieden sein. Ja man darf in unserer Demokratie andere Meinungen haben. Aber solange man in einer Uniform als Teil der Exekutive das staatliche Gewaltmonopol hochrangig mitrepräsentiert (!), sollte man sich argumentativ auf der Linie des Dienstherrn bewegen. Das ist Teil des Jobs. Das gilt übrigens auch (!) in nichtdemokratischen Systemen. Es scheint weltweiter Konsens zu sein, das hochrangige Militärs auf der Linie ihrer politischen Führung sprechen. Das hat dann nichts mit speziell deutscher stromlinienförmiger Angepasstheit und Karrieredenken von Mainstreamoffizieren zu tun. Einfach mal von der Mikro- in die Makroperpektive schalten und den globalen Vergleich versuchen.
Als wenn die Welt voll Flagoffizieren wäre, die ihren Politiker belehren, wie sie was falsch machen. Ich seh da weltweit nur das, was bei uns ganz typisch deutsch als politischer Mainstream verschrien wird. Es gibt natürlich Ausnahmen: zuletzt beispielsweise in Mali.
Und noch was zum Schluss. Nur weil ein hochrangiger Militär seine eigene abweichend Sicht der Dinge offenbart, heisst nicht, dass das auch DIE Offenbarung ist. Es ist eine weitere von unzähligen Meinungen.
Auch das scheint inzwischen typisch deutsch zu sein. Kaum ertönt wie in diesem Fall irgendeine (!) Kritik, laufen die lange unerhörten Heerscharen zur Höchstform auf und lobhuldigen eine schlichte zweite Meinung als die lange ersehnte einzig „wirklich“ richtige Meinung.
Menschen mit Charakter und klaren Kanten, die auch mal Tacheles reden sind in unserer weichgespülten Kultur wohl nicht mehr gelitten oder karrieretauglich.
Dazu dieses ganze aufgesetzte politisch korrekte Getuhe und das ständige anderen gefällig sein wollen.
Zudem erlebe ich derzeit eine Armee, die den Blick fürs Wesentliche verloren hat und sich mit Luxusproblemen herumschlägt (siehe u.a. EPA-Umbenennung).
Ich werde mein Veteranenabzeichen zurückgeben.
Zwei Dinge fallen mir spontan hierzu ein:
1. Ist ein ‚lieber mit Russland gegen China‘ besser als ein wir gegen China und Russland. Sowohl militärisch als – vor allem auch wirtschaftlich.
2. Admiral Schönbach wurde durch die CDU/Annegret Kramp-Karrenbauer in die Funktion als Inspekteur Marine berufen. Er war innerhalb des Ministeriums durchaus dafür bekannt, unbequeme Wahrheiten an- und auszusprechen. Insofern passte er in die von Frau Strack-Zimmermann gewollte Kathegorie von Generalen/Admiralen. DIe Frage war nur – und das war innerhalb der Marine durchaus vielen klar – wann und aus welchem Grund er als unbequem unter einer neuen Regierung das Amt verlieren würde – weg- oder in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.
Ich halte Admiral Schönbach wie viele andere auch für absolut integer und seiner Marine verbunden, kann mir aber so vieles vorstellen, warum er diesen Schritt in der Form ging.
@Der_Picard sagt: 22.01.2022 um 23:39 Uhr
„Ich frage mich, warum MILITÄRISCHEN Befehlshaber öffentlich POLITISCHE Statemensts abgeben?
Is es nicht deren Aufgabe Befehle zu befolgen, wie jeder andere Soldat auch ?“
Weil Militär- und Sicherheitspolitik nun einmal nicht alleinige Aufgabe des AA oder von Politikern oder von Beamten ist, sondern selbstverständlich auch von Soldaten.
Das er sich dazu äußerst ist also nicht nur normal, ganz im Gegenteil, niemand seiner Zuhörer hätte verstanden, wenn er nicht geantwortet hätte.
Problematisch ist nicht, dass er etwas gesagt hat, sondern was er gesagt hat.
@chadm123 sagt: 22.01.2022 um 22:14 Uhr
„Ich befürchte, jetzt schlägt die Stunde der Angepassten. Konformität war leider immer öfter ein Treiber der Laufbahn militärischer Spitzenkräfte. Mut zur Fundamentalkritik gab es selten genug. Konsequente Führung ist wohl nicht mehr das Markenzeichen, da ‚ganz oben‘“
Kann Ihnen noch nicht einmal ansatzweise folgen.
Wenn sich ein hoher Vertreter der Bundesrepublik mit Aussagen im Ausland außerhalb der Vorgaben seiner Ministerin, des Außenministers und des Bundeskanzlers positioniert, dann ist es doch selbstverständnlich, dass er etwas falsch gemacht hat.
Hier geht es weder um fragen von ausschließlich militärischem Sachverstand, noch um Fragen, die ausschließlich seinen Verantwortungsbereich (die Marine) betreffen, noch um Glaubens- oder Überzeugungsfragen.
Wenn man für so etwas keinen auf den Deckel bekommt, dann weiß ich es auch nicht.
Ob jetzt gleich der Rücktritt notwendig war, da habe ich leichte Zweifel, aber es ist sicherlich keinesfalls außerhalb des Denkbaren und Angemessenen.
In seiner Position war er Funktionsträger, keine Privatperson.
Er hätte das intern äussern sollen.
Inhaltlich würde ich Ihm in Teilen zustimmen.
Die Krim ist weg, kann man so stehen lassen.
Das die Russen nur Respekt wollen, das ist Wunschdenken.
Die haben die Lage knallhart analysiert und verbessern ihre, zum Ausgangszeitpunkt eher nicht so gute taktisch/strategische Situation.
Das russiche Truppen vor dreissig Jahren an der Elbe standen und nun Amerikaner knapp vor Sankt Petersburg hocken (Rotation hust) ist nun mal ein Fakt.
Der Rausschmiss hat allerdings auch ein Geschmäckle.
Es wird eine Haltung der Konformität anerzogen.
Unkonventionelle und neue Denkmuster, welche eventuell dringend notwendig sind, werden so unterdrückt.
Wer weiter kommen will, sagt was der Chef hören möchte, der blöderweise nicht vom Fach ist.
@TobyR, natürlich muss es in einer Demokratie möglich sein auch mal unangenehme Dinge öffentlich anzusprechen. Die Frage ist dabei aber auch wann spreche ich was in welchem Rahmen an. Und da macht es halt schon einen Unterschied ob ich etwas z.B. im Bundestag in einer Sitzung vom Verteidigungsausschuss anspreche oder fern der Heimat als Vertreter meiner Heimat. Der Auftritt in Indien wird ja kaum sein Privatvergnügen gewesen sein.
@DerStratege, auch hier was sage ich wann wo. Die Aussage von Strack-Zimmermann deute ich eher in die Richtung das ein GI es in ihren Augen gern Ansprechen darf wenn z.B. das nächste Standortkonzept nach Auswikrungen auf Arbeitsplätze im Wahlkreis von Parteifreunden geschrieben wird und nicht nach militärischen Gesichtspunkten oder der neueste Auslandseinsatz nur darstellbar ist wenn parallel seine Einkaufsliste mit sofort verfügbarer Ausrüstung beschafft wird und nicht gewartet wird bis Hersteller XY aus Wahlkreis Z ein ähnliches Produkt fertig hat.
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.
Die Zukunft wird dem Admiral (jetzt a.D.) recht geben. Wobei der ganze Vorgang an verschiedene Zeiten in der deutschen Geschichte erinnert, wo man politischerseits nicht mit Fakten behelligt werden wollte und nur Linientreue um sich duldete. Ist zu keiner Zeit gut gegangen. Und wenn der Ukraine die fachlichen Einschätzungen unserer Spitzenmilitärs nicht passen, dann sollten wir uns der Ukraine nicht weiter aufdrängen und das Rrettungszentrum samt Finanzmitteln behalten und der Ukraine viel Glück auf ihrem weiteren Weg wünschen. Die Ukraine will sehr viel von uns, nicht andersherum. Wir melden uns dann wieder, wenn die Ukraine ihre internen Angelegenheiten geklärt hat, Minsk-2 umsetzt und das Bandera-Asow-Nazi-Problem beseitigt wurde.
/sarc on
Verhandlungsvorschlag an Rußland:
Rußland darf die Krim so viele Jahre besetzt halten, wie das NATO-Land Türkei Nordzypern bisher besetzt hat und weiter besetzt hält. Danach geht die Krim per internationalem Vertrag sofort an die Ukraine zurück;
Deal?
/sarc off
@SB63 @Der_Picard
Volltreffer!
Frau SZ erbat sich ja militärischen Rat: ist die Truppe wirklich einsatzbereit, taugt das Gerät etwas, etc;
Wenn jetzt ein Admiral quasi als „Legionär Christi“ über seine politischen Ansichten im Prinzip öffentlich schwadroniert hat er sie da absolut missverstanden. Und der Mann ist mir dabei genau so unsympathisch wie radikal-evangelikale Christen in anderen Ländern…
Komplett indiskutabel und unprofessionell, der Herr Vizeadmiral. Putin lässt Oppositionelle öffentlich umbringen, annektiert das Territorium eines fremden Staates und droht derzeit mit einer massiven militärischen Intervention in der Ukraine. Doch der Herr Vizeadmiral schwurbelt was von „Verständnis“, „Respekt zollen“ und „auf Augenhöhe sprechen“. Sorry aber das ist zum Fremdschämen und mit Meinungsfreiheit hat das gleich mal gar nichts zu tun, wohl eher mit mangelnden Demokratieverständnis. Putin ist ein Verbrecher. Wer das nicht sieht, hat an einer solch exponierten Stelle nichts zu suchen. Außerdem frage ich mich, was man wohl geraucht haben muss, um sich zu einem solchen politischen Statement hinreißen zulassen. Das ist nicht seine Gewichtsklasse.
Meine Herren ist das Russlandverständnis hier gerade ausgeprägt.
Angesichts der aktuellen Lage, in der Russland den Einmarsch in die Ukraine plant und den Rückzug der NATO aus Bulgarien fordert steht uns Russland gar nicht nahe. Vielleicht näher als die Chinesen, aber das macht bei dem Abstand auch keinen Unterschied mehr.
Auf religiöse Beweggründe abzuzielen, wenn man in einem Land dient, in dem Kirche und Staat getrennt sind ist absolut untragbar. Wenn man dann noch den ex-KGB Agenten Putin auf die christliche Seite zählt dann hat man ein noch verzerrteres Weltbild. Da gibt es ja Kreise in Deutschland die das pflegen, aber die sind zu Recht eine sehr kleine Minderheit.
Und zu denjenigen die hier von „Meinung offen aussprechen“ reden. Ein Inspekteur ist ein politisch sichtbarer Posten. Noch viel mehr als jeder andere Soldat in Uniform auch.
Wir erinnern uns nur mal kurz an den Aufschrei durch die Panzergrenadiere in Litauen. Wer seine Privatmeinung aussprechen will, kann das in zivil gerne machen. Aber in Uniform hat ein Soldat seine Armee zu repräsentieren. Alles andere ist unprofessionell für eine Führungskraft und rechtfertigt eine Absetzung. Insbesondere wenn man sich in einer aktiven (noch diplomatischen) Krisensituation befindet.
Da sagt ein Ranghoher Offizier endlich mal die Wahrheit…und was kommt dabei heraus?
Scheinbar ist die sogenannte Demokratie nur auf dem Papier vorhanden. Nach Herrn Maaßen ist er einer von vielen weiteren völlig neutralen Experten und Politikern, die, wenn sie nicht ins Bild passen abserviert werden. Und damit es besser aussieht muss er selbst den Antrag auf Entlassung stellen!
Und allen, die das noch verständlich finden kann ich nur entgegnen, dass noch heute an bestimmten Jahrestagen Ukrainische und Baltische SS-Formationen heroisch durch ihr Land ziehen! Und die dort lebenden Russen werden unterdrückt! Und das nimmt Deutschland stillschweigend hin!
Warum wird eigentlich die autonome „Republik Kleinrussland“ (Donezk, Lugansk) und die Krim nicht völkerrechtlich anerkannt? Völlig legitime Wahl der dort lebenden Russischen Bevölkerung! Weil dort mehrheitlich Russen leben, die keine Lust haben sich von Ukrainischen Nationalisten unterdrücken zu lassen! Und im Baltikum ist es genau so! Was macht die NATO dort? Bundeswehr darf also an die Russische Grenze auf fremden Boden…aber die Russen dürfen es auf Ihrem eigenen Territorium nicht…? Was machen die Ammis im Mittelmeer? Und wie war das mit Afghanistan? Die Ammis fangen an…wir gehen hinterher…die Ammis hauen ohne Vorwarnung ab…und wir haben die Flüchtlinge…
Russland ist Flächenmäßig das größte Europäische Land und wir tun so, als seien es die Amerikaner…
Man muss Geschichte und Gegenwart auch kennen…dann kann man eine Meinung haben! Aber Schulpolitischer Unterricht (besonders in Westdeutschland) war und ist zu einseitig!
Der ganze Fall erinnert mich sehr an die letzten Tage Erwin Rommels…
Und schon wieder wird ein um sein Land verdienter , fähiger
F. General seines Dienstes enthoben. Warum? Weil sich der Mann erlaubt hat seine Meinung zu äußern, die nicht in der Unfähigen Politische Interesse der Osterweiterung passt. Während Kriegstreiber Amerika und Europa ein Wettrüsten und Säbelrassen an der Ostgrenze leisten, soll natürlich in den Medien ( wieder einmal mehr ) der Russe die Schuld zugeschoben werden. Die Hetzte gegen Politische Mächte wird irgendwiann eskalieren, und dann wird es keine Frage des Schuldigen ,sondern nur noch eine Frage des Überlebens sein.