Nach umstrittenen Äußerungen zu Putin und Russland: Chef der Deutschen Marine von Posten entbunden (Update: Schönbach-Statement)
Nach seinen Äußerungen zu Russland und zum russischen Präsidenten Putin, die sich nicht mit der politischen Positionierung der Bundesregierung decken und auch auf internationale Kritik stießen, verliert der Chef der Deutschen Marine seinen Posten. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht entband Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach am (heutigen) Samstagabend auf dessen eigenen Wunsch von seiner Aufgabe.
Update: Schönbach bestätigte in einer Erklärung am Abend seinen Rücktritt:
Ich habe soeben die Frau Bundesministerin der Verteidigung gebeten, mich von meinen Aufgaben und Pflichten als Inspekteur der Marine mit sofortiger Wirkung zu entbinden. Meine in Indien gemachten unbedachten Äußerungen zu Sicherheits- und Militärpolitik lasten zunehmend auf meinem Amt. Um weiteren Schaden von der Deutschen Marine, der Bundeswehr, vor allem aber der Bundesrepublik Deutschland zu nehmen, halte ich diesen Schritt für geboten.
Frau Bundesministerin hat mein Gesuch angenommen.
Der Befehlshaber der Flotte und Stellvertreter des Inspekteurs der Marine, Konteradmiral Kaack, führt bis zu einer Nachfolgeentscheidung die Deutsche Marine.
Schönbach hatte sich am (gestrigen) Freitag bei einem Vortrag vor dem Think Tank Manohar Parrikar Institute for Defence Studies and Analyses in der indischen Hauptstadt Neu Delhi geäußert, unter anderem zum Verhältnis zu Russland und zum Ukraine-Konflikt. Seine These dabei: Es geht nicht um ein bisschen Land für Russland, sondern vor allem um Respekt für dessen Präsidenten Wladimir Putin – und den könne man ihm doch getrost geben, zumal Russland als Partner gegen China gebraucht werde.
Das ganze Video von Schönbachs Rede und der anschließenden Frage-und-Antwort-Runde ist hier zu sehen.
Die Passage, die Aufmerksamkeit erregt, ist keine fünf Minuten lang; ich habe sie mal gesondert hier als Audio-Datei eingestellt. In diesem Audio fallen die entscheidenden Sätze ab Minute 2:00 (die Tonqualität ließ sich leider nicht weiter verbessern):
Nachgetragen: Die von einem Leser (vielen Dank) angefertigte deutsche Übersetzung dieser Passage:
Frage: Was ist Deutschlands Perspektive auf die NATO-Osterweiterung?
Antwort: (reflektiert) Die ist, ich sagte es in meiner Vorlesung, Deutschland hat immer abgewogen was Möglich ist im Rahmen der Nato-Perspektive und seinem Geist. Deutschland sagt, und ich denke das ist richtig, dass so lange ein Land souverän ist und entscheidet, der NATO beizutreten und erfüllt die Voraussetzungen, wie im Falle der EU, um Mitglied zu werden, würde ich sagen ja, und ich denke Deutschland hält das immer noch so. Ok, die Ukraine erfüllt die Voraussetzungen nicht, denn sie ist besetzt, zumindest die Region Donbass durch die russische Armee, oder wie sie es sagen durch Milizen.
Nehmen wir andere Länder wie Georgien. Georgien möchte Mitglied werden, das ist ein gutes Beispiel: Erfüllen sie die Voraussetzungen? Ja das tun sie. Ist es „smart“ sie als Mitglied zu haben. Nein ist es nicht. Aber für die baltischen Staaten macht es Sinn, denn sie waren souveräne Staaten, bevor Russland sie besetzte. (unverständlich) Aber all die anderen, schauen wir Schweden an und Finnland. Wenn Schweden die Entscheidung trifft ein NATO-Mitglied zu werden, dann ist das eine souveräne Entscheidung. Und sie erfüllen die Kriterien, und wir können und wir dürfen nicht, und das ist womöglich die Frage hinter der Frage, wir dürfen Russland keine Stimme geben: „Ihr fragt uns bevor sie (Schweden) entscheiden.“
Aber bitte sehr geehrte Damen und Herren, was denke ich, wenn mein Minister mich fragen würde, was Russland wirklich will, (unverständlich) ist auf der anderen Straßenseite, will Russland wirklich ein kleines Stück ukrainischen Boden, um diesen in ihr Land zu integrieren? Nein! Das ist Unsinn, Putin übt druck aus, weil er es kann. Er weiß er spaltet die europäische Union. Aber was er wirklich will ist Respekt. Er will Respekt auf Augenhöhe, und oh mein Gott erweist ihm Respekt -das kostet wenig, gar überhaupt nichts. Wenn ich gefragt werde, ich werde gefragt (Mimik, Gestik), wenn ich gefragt werden würde, es ist einfach ihm den Respekt zu zollen den er wirklich verlangt und womöglich auch verdient. Russland ist ein altes Land, Russland ist ein wichtiges Land, eben wie wir, wir Inder und Deutschland brauchen Russland, denn wir brauchen Russland gegen China.
Womöglich nicht aus eurer (Indien) Perspektive, aber aus meiner Perspektive, ich bin ein sehr radikaler Katholik, ich glaube an Gott und ich glaube an das Christentum, und da haben wir ein christliches Land, aber Putin ist Atheist, aber das bedeutet nichts. Ich denke, wenn wir dieses große Land haben, auch wenn es keine Demokratie ist an unserer Seite, ihm eine Chance geben als bilateraler Partner, eine Chance mit der EU und den USA auf derselben Augenhöhe geben, das wäre ein leichtfallendes Vorhaben, dann hält es uns evtl. Russland von China fern.
China braucht die Ressourcen von Russland, und sie sind gewillt sie ihnen zu geben, weil unsere Sanktionen (unverständlich) sie in die falsche Richtung. Aber das ist Außenpolitik, die wird von Außenpolitikern gestaltet. Natürlich können wir dem russischen Vorgehen in Tschetschenien zustimmen. Und das muss angesprochen werden. Auch das was auf der Krim passiert. Dennoch, die Krim ist weg, sie wird nicht zurückkommen, das ist ein Fakt.
Und wir müssen lernen, politische Fragen sind taktische fragen keine Emotionen. So jetzt weiß ich schon gar nicht mehr was die Frage war.
Frage: Ich denke sie haben sie beantwortet, wir könnten ihnen nicht intensiver zustimmen, denn Indien hat eine strategische Partnerschaft mit Russland und ist einer unserer nächsten Freunde. Die nächste Frage ist….
Am Samstagvormittag vereinbarten die Verteidigungsministerin und Generalinspekteur Eberhard Zorn daraufhin, Schönbach solle zunächst zum Rapport bei Zorn antreten, ehe über weitere Schritte entschieden werde. Dem kam der Drei-Sterne-Admiral mit seinem Rücktrittsgesuch zuvor, dem Lambrecht entsprach. Nach Paragraph 50 des Soldatengesetzes können Soldaten vom Brigadegeneral aufwärts jederzeit in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden; eine Begründung ist dafür nicht erforderlich.
Der Vizeadmiral hatte sich zuvor via Twitter entschuldigt und die Aussagen als seine persönliche Meinung bezeichnet:
Schönbach hatte das Amt an der Spitze der Marine im März vergangenen Jahres als Nachfolger des vorherigen Inspekteurs Andreas Krause angetreten. Schönbach, der unter anderem auch Adjutant des früheren Generalinspekteurs Wolfgang Schneiderhan war, nahm als Marineoffizier an zahlreichen Auslandseinsätzen teil. Am Horn von Afrika kommandierte er sowohl in der Anti-Terror-Mission Operation Enduring Freedom als auch in der EU-Antipirateriemission Atalanta eine Fregatte. Bevor er als Unterabteilungsleiter ins Ministerium wechselte, war er Kommandeur der Marineschule Mürwik.
In der Marine galt der Admiral als eine der konservativeren Führungspersonen – wie bereits der offizielle Pressetext zur Übergabe des Amtes als Schulkommandeur 2018 auch nahelegte:
Flottillenadmiral Schönbach legte in dieser relativ kurzen Zeit den Schwerpunkt auf eine Ausbildung, die noch näher an der Einsatzrealität der Marine bzw. der Streitkräfte ist – getreu seinem Motto „Tradition, Strenge, Kampf“. Durch diese realitätsnahe Ausbildung werden die Kadettinnen und Kadetten somit noch intensiver für ihren späteren Einsatz in der Marine als Führungskräfte motiviert und vorbereitet.
(Foto: Screenshot aus dem Vortrag des Videos in Neu-Delhi)
Da so mancher hier an einer Dolchstoßlegende bastelt: „Tacheles“ dieser Art kann man gerne intern reden. Nicht auf quasi diplomatischen Parkett als ranghoher Repräsentant eines Landes. Um es mariniert auszudrücken – er torpedierte die Linie seines Dienstherrn. Von diesem Bärendienst profitierte primär der russische Bär.
Der Admiral stand sich m.E. mit seiner offensiv vorgetragenen strammen Haltung („Tradition-Strenge-Kampf“) und Weltanschauung („radikaler römisch-katholischer Christ“) beim Blick auf (schnöde) Realitäten leider selbst im Weg. „Aus der Zeit gefallen“, wie sputo.di.roso oben meint. Er hat hier den falschen Ort und die falsche Zeit gewählt, seine von der Regierungslinie abweichende Meinung darzulegen.
Dass seine Demission dem sonst verbreiteten Duckmäusertum weiter Vorschub leisten könnte, ist eine schmerzliche andere Facette des Vorgangs. Es dürfte schwer werden, einen Nachfolger zu finden, der weder Duckmäuser noch Sonderling ist. Das „Ähnlichkeitsprinzip“ bei der Auswahl von Führungsnachwuchs hat auf der Sterneebene längst mehr als ein paar Spuren hinterlassen. Ich wünsche mir jetzt einen unähnlichen Nachfolger.
Mit dem Gehalt in den Ruhestand gehen…wow. Okay, kein Zapfenstreich, ggf Ausschluss vom Lodenmantelgeschwader und kein Senior Mentor bei NATO Kursen (da geht ihm allerdings viel Geld durch die Lappen…)…but who cares! Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Vielleicht sollte man den Vorfall mal zum Anlass nehmen die Altersgrenze auf der Ebene zu reduzieren.
Ich glaube, es lohnt sich den ganzen Vortrag zu hören, und ihn nicht auf zwei Sätze zu reduzieren.
Nichtsdestotrotz führt es natürlich zum Rücktritt, wenn ein Inspekteur der Marine explizit eine sicherheitspolitische Linie kommuniziert, die zwar mit dem Verhalten der deutschen Regierung vereinbar ist, nicht jedoch mit ihren offiziellen Verlautbarungen.
Das mit dem „christlichen Russland“ ist der größte Unsinn bei seinen Ausführungen. So, dann hat ja letztens dies „christliche Russland“ seine „christlichen Brüder“ in Armenien gegenüber dem Ansturm Der Türken ganz schön hängen lassen. Schon seltsam, diese Überrepräsentanz christlich bis deutlich radikalchristlich eingestellter Leute – in Politik – und Militär ! Deutschlands. Einem Land mit unaufhaltsam laufenden Kirchenaustritten, eine Realität, die mit dem Personal in Staat, Parteien, Verbänden und demokratischen Institutionen allerdings immer weniger übereinstimmt (mit einem BK Laschet und seinem Umfeld wär die Diskrepanz übrigens noch absurder ausgefallen, und ja, was wird mit der derzeitigen Aufregung anl. Übergriffe gegen Schutzbefohlene in der KK daher wieder passieren: die Politik fasst das nur mit spitzen Fingern an, wenn überhaupt, und hofft auf Vergessen. Wetten !?)
Gibts von dem Herrn Marineoffizier auch ähnliche Äußerungen über das „uns“ eher vergleichbare und immerhin verbündete „christliche Amerika“ ?
Auch für einen Vizeadmiral gilt das Soldatengesetz. Wenn Schönbach meint, dass er sich im Ausland mit Statements äußern kann, die der aktuellen Politik seines Dienstherrn zuwider laufen, muss er wissen, dass diese Äußerungen Konsequenzen nach sich ziehen. Durch die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand (auf seinen Antrag) fällt er sehr weich und muss sich durch Erhalt seiner Ruhensbezüge für die weitere Lebensgestaltung keine Sorgen machen – und das mit 56 Jahren. Über diese „Weichlandung“ bin ich sehr verärgert.
§ 17 Abs. 2 Satz 3 Soldatengesetz (SG) Verhalten im und außer Dienst
Außer Dienst hat sich der Soldat außerhalb der dienstlichen Unterkünfte und Anlagen so zu verhalten, dass er das Ansehen der Bundeswehr oder die Achtung und das Vertrauen, die seine dienstliche Stellung erfordert, nicht ernsthaft beeinträchtigt.
Natürlich kann auch der Inspekteur Marine eine „eigene Meinung“ haben. Ob er diese dann äußern muss, wenn er in Uniform, als deutscher Soldat und Chef der Deutschen Marine auftritt….? So blöd kann man eigentlich nicht sein.
Und dann noch die komplette Aufstellung bzw. das Narrativ der deutschen, europäischen und NATO-Außenpolitik negieren, auf den Kopf stellen und konterkarieren???
Hat der einen im Tee gehabt? In meinen Augen war das der geistige Totalausfall, Sowohl von der Art als auch dem Inhalt der Äußerungen. Und ich bin mir sicher, dass Fr. Strack-Zimmermannn mit ihren jüngeren Äußerungen genau so was nicht im Sinn gehabt hat. Die wollte ja ausdrücklich, dass sich hohe Offiziere deutlich und klar äußern. Sie hätte vielleicht noch ergänzen sollen „…und mit Verstand“…!!! Der hat hier eindeutig gefehlt.
Ein dt. Soldat hat – vermeintlich – einen Fehler begangen. Wie wäre es mit Vorgesetzten und einer Politik, die sich vor einen solchen stellen? Stattdessen eine verfaßte, öffentliche und aufgeregte Kreuzigung.
Armes Deutschland, der Mann hat einfach recht… Die ganze Panikmache, Russland wolle Krieg ist, absolutes Geschwurbel und extreme Desinformation in unseren Medien und von unseren Politikern. So dumm sind selbst die Russen nicht.
Die Sehnsucht nach Führung, die nach Mutti’s :*Ihr schafft das schon…ohne mich „…jetzt durch Olli ‚ s Vakuum herrscht, mündet bei manchen wohl zur Forderung nach Wladimir auf dem Thron.
Natürlich mit Verständnis, denn er hatte ja ne schlimme Kindheit.
Bei der Generalität, die offensichtlich nicht mehr Weiss, wann man Eier haben und wann Schweigen Gold ist, wird einem Angst und Bange.
Egal, die Pension ist sicher…jetzt aber bloß keine fiesen Waffen liefern, der Russe zittert schon vor unseren Haubitzen, Helmen und Wattebällchen.
Ich sehe es als einen deutlichen Unterschied an, ob man seine Meinung als hochrangiger Offizier bei Besprechungen im BMVg und in den eigenen Reihen äußert und diskutiert oder ob ich sie in Uniform einer dritten Partei gegenüber öffentlich äußere.
Ersteres ist m.E. essenziell, letzteres geht gar nicht, wie ich finde, da ich ja schon intern Entscheidungen der Führung loyal vertreten muss, umso mehr nach außen.
@Poller sagt: 23.01.2022 um 11:35 Uhr
„Durch die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand (auf seinen Antrag) fällt er sehr weich und muss sich durch Erhalt seiner Ruhensbezüge für die weitere Lebensgestaltung keine Sorgen machen – und das mit 56 Jahren. Über diese „Weichlandung“ bin ich sehr verärgert.“
Wo ist denn hier die „weiche Landung“? Durch den einstweiligen Ruhestand hat er jetzt drastische finanzielle Einbußen und aufgrund der dritte Stern ist auch noch nicht pensionsfest, d.h. er fällt jetzt auf B7 zurück und das noch mit mehr als 30% Einbußen.
Im Vergleich zu vorgestern hat dürfte er damit bei unter 60% seines bisherigen Gehalts liegen.
Natürlich ist das nicht gerade wenig, aber immerhin hat er ja DEU auch fast 40 Jahre treu gedient und seit min. 10 Jahren in herausgehobener Position. Und bis zu diesem Fehltritt vorgestern auch noch tadellos.
Ich habe mir das gesamte Video von 1 Stunde 22 Minuten angeschaut und habe folgende Anmerkungen:
1. Zunächst scheint es mir wichtig, festzustellen, dass die „Q+A – Session“ an einem Tisch stattfand, an dem sich drei Deutsche und drei Inder gegenübersaßen; man hatte also den Eindruck einer eher „intimen“ Besprechung unter Sicherheitsfachleuten. Dass diese „Q+A“ – session“ life über You-Tube übertragen wurde, wurde erst in der Abmoderation gesagt. Ob Schönbach das wußte oder nicht, weiß ich natürlich nicht, aber die Atmosphäre im Büro hat ihn mit Sicherheit beeinflusst und er hat „Klartext“ gesprochen. Der „Rote Faden“ in Schönbachs Vortrag und der anschließenden „Q+A-Periode“ war eine deutliche Warnung vor der künftigen Übermacht Chinas und keineswegs ein Lob auf Russland . In diesem Kontext hat er die umstrittenen Äußerungen getätigt und man konnte an Gestik und Mimik erkennen, dass er in diesem Moment eine Bewertung abgab, die seiner tiefsten Überzäugung entsprach. An anderer Stelle hat er allerdings auch sehr deutlich gesagt, dass Russland kein Veto-Recht hat bezüglich eines NATO- Beitrags einer anderen Nation.
2. Wie bereits geschrieben, der „Rote Faden“ war die Warnung vor der chinesischen Übermacht und der Rolle Russlands in einer interessengeleiteten europäischen (deutschen) Außen-und Sicherheitspolitik, um diese Übermacht zu verhindern. Die Analyse von Schönbach teile ich: EU+USA+Russland können ein übermächtiges China ausbalancieren. Russland+China in enger Allianz hingegen schaffen weniger Stabilität in Europa und mehr Macht für China, zu Lasten von Europa.
3.Um Eines klar zu stellen: auch ich bin der Ansicht, dass Schönbach eine andere Sprache hätte wählen müssen, wenn er gewußt hat, dass diese Veranstaltung life auf You Tube übertragen wird. Dennoch ist es schön, dass man nun einmal per Zufall feststellen konnte, dass deutsche Flaggoffiziere noch analytisch denken können, wenn sie das denn dürfen. Was waren das für Zeiten als Generalinspekteure wie Wellershoff und Naumann häufig richtungsweisende strategische Analysen in überregionalen Zeitungen kund taten.
@SanStOffz sagt: 23.01.2022 um 11:58 Uhr
„Ersteres ist m.E. essenziell, letzteres geht gar nicht, wie ich finde, da ich ja schon intern Entscheidungen der Führung loyal vertreten muss, umso mehr nach außen.“
Zumindest wenn es um politische Aussagen geht bzw. um Aussagen nicht in ausschließlicher Zuständigkeit seines DP stimme ich Ihnen zu. Wenn er etwas militärfachliches zur Marine sagt, dann hat ihm da niemand dazwischen zu funken (außer vielleicht der GI ;)). Aber wenn er sicherheitspolitische Aussagen trifft, dann muss er sich an die Position der BReg halten.
@all
Eine Anmerkung zu der munteren Debatte: Es geht ja recht breit hier ab in den Meinungen, das ist ja auch gut so. Aber ich bitte doch darum, nicht in das Querdenker-Geschwurbel zu verfallen, dass hier ein armer Mann meuchelnd von den Eliten zur Strecke gebracht wurde, nur weil er abweichend vom verordneten Mainstream seine richtige Meinung gesagt hat! Ist schon ein bisschen intellektuell beleidigend für alle anderen, und das wollen wir hier nicht so.
1. Die Einschätzungen von Herrn Schönbach sind richtig.
2. Er hat seine Äußerung jedoch an falscher Stelle gemacht. Sie gehörte zuvörderst nach Deutschland, die NATO und die EU zur kritisch-konstruktiven, insbesondere auch öffentlichen Diskussion.
3. „Bürger in Uniform“ muss in unserer Republik und Demokratie gegenüber jeglicher Regierungslinie Primat der Politik bleiben. Das gilt gerade auch für die höchsten Dienstgrade. Gerade sie sind gefordert aktuelle Militärpolitik ständig zu hinterfragen sowie Zivilisten, zivilen Politikern und Regierungsverantwortlichen die Risiken und Gefährlichkeit militärischer Intervention immer wieder vor Augen zu halten.
4. Die Rolle der NATO und die Haltung Deutschlands sind wichtige Fragen im Ausland. Die extreme Wandlung von einem Verteidigungs- hin zu dem Interventionsbündnis schlechthin in der Welt einerseits und andererseits von einer nach den Lehren des letzten Weltkriegs eigentlich dem Frieden verpflichteten Wirtschafts- hin zu einer den militärischen Auslandseinsatz befördernden Nation ist tatsächlich mehr als fragwürdig.
5. Die USA, NATO und Deutschland haben gerade erst den Krieg in Afghanistan verloren. Alle politisch korrekten Erklärungsversuche hierzu bleiben lahm. Die Gastgeber von Herrn Schönbach in Indien wollten ja vielleicht einfach einmal ehrliche anstelle von diplomatischen Antworten. Denn schließlich scheint der Westen ja gerade den mehrere Fronten-Krieg weltweit zu suchen und Indien soll im Südosten von China Speerspitze der US Hilfstruppen werden. Anstelle der Inder würde ich jedenfalls wissen wollen wie das funktionieren soll, wenn in Europa gegen Russland auch ein Konflikt hochgekocht wird.
6. Die Ukraine ist ein wunderschönes Land mit einer lieben Bevölkerung und als Land natürlich schutzwürdig. Die Zukunft der Ukraine kann jedoch nur in der Neutralität und nicht in einer Mitgliedschaft der NATO liegen. Die wäre doch vernünftig nur dann denkbar, nachdem die Russische Föderation selbst schon NATO-Mitglied wäre. Die NATO-Osterweiterung ist ein nachvollziehbares jedoch schlechtes Geschäftsmodell was den NATO-Grundgedanken doch schon längst ad absurdum bzw. pervertiert hat. Die ursprüngliche PfP Philosophie und der NATO-Russland Rat waren richtige Ansätze, die jedoch heute verbrannt sind und einen echten „Reset“ benötigen, der nur mit und nicht gegen Russland funktionieren kann. Das Ukraine Problem ist im wahrsten Sinne hausgemacht. Mehr im Ausland als in der Ukraine selbst. Die Ukraine leidet unter der Oligarchie und schlechten bzw. von der Oligarchie bestimmten Politikern. Außerdem leidet die Ukraine darunter sich nicht selbst finden zu können sondern eben Spielball ausländischer Interessen zu sein. Die EU und allen voran haben den Ukraine-Konflikt ursprünglich zu verantworten. Die USA nutzen ihn bis heute gem. der Ansage von Frau Nuland „F*** the EU“, die ja gerade wieder in führender Regierungsposition ist. Teile und herrsche. Darum geht es doch und ist Grundlage der durchaus legitimen US Überlebensstrategie. Besser wäre m.E. jedoch „befriede und herrsche“ wozu auch leben und leben lasse gehört um den entscheidenden Wettbewerb, nämlich den der Ideen, zu gewinnen. Die USA waren diejenigen, welche den friedlichen Maidan-Protest gekapert haben und nach Flucht des demokratisch (?) ordentlich gewählten Präsidenten Janukowitsch CIA-Style und putschartig für neue Regierungsverhältnisse in der Ukraine gesorgt haben was sich je nach Sichtweise bis heute rächt bzw. bestimmten Interessen nutzt. Die anschließende Besetzung der Krim war quasi eine konsequente Folge und Herr Schönbach hat m.E. recht mit seiner Einschätzung, dass die Krim nicht mehr an die Ukraine zurück kommt. Zum einen war sie zuvor schon nicht einfach ein Teil der Ukraine sondern eine autonome Republik in der Ukraine. Das Stalin sie der Ukraine zugeschlagen hat wiegt auch weniger als der modern-historische Meereszugang Russlands. Mit dem Fall der Janukowitsch-Regierung hat Russland vor allem seinen Flottenstützpunkt und die russische Navy geschützt, denn nur wenig später wären US und NATO Marinestützpunkte auf der Krim gewesen. Und das hätte für Russland mit umgekehrten Vorzeichen die Kubakrise reloaded bedeutet. Im Endeffekt ist die Ukraine und der betitelte Ukraine-Konflikt tatsächlich eine Sackgasse. Die Ukraine ist kein NATO-Mitglied und weder für Deutschland noch die EU ist der Konflikt und schlechte Beziehungen mit Russland (bei aller berechtigten Kritik an Russland) von Vorteil. Die Ukraine benötigt nachhaltige diplomatische Garantien und Lösungen. Keine Waffenlieferungen und eigennützige NATO-Offerten. Die realistische Alternative in Russland zu Herrn Putin sind am ehesten Extremisten und das wollen wir sicher nicht. Also muss wieder ernsthaft geredet werden und dass dies so lange unsererseits nicht konsequent verfolgt wurde ist eine echte Unterlassungssünde letztlich schon seit Jahrzehnten. Insofern hatte Herr Schönbach recht mit seinen offenen Worten. Die Art und Weise wie schon gesagt waren ein Fehler und er hat dafür die Verantwortung bereits übernommen. Alles in allem verdient er m. E. jedenfalls weiter Achtung und Respekt, denn alles andere wäre ja wohl nur die Beförderung von nicht akzeptablem blindem Befehlsgehorsam, Shit Storm und Cancel Culture.
7. Militärisch ist nichts zu gewinnen. Über diese gerade deutsche „Lesson-Learned“ sollten die Bundesregierung und die Falken in unserem Land mal wieder etwas mehr nachdenken, wobei letztere natürlich meist ihren Lebensunterhalt damit verdienen und kaum anders können. Trotzdem: Mehr Kooperation anstatt Konfrontation wäre mal wieder an der Zeit!
Schon ein wenig mehr als irritierend ist die Frage, wie sich ein gestandener Mann zu solchen Aussagen hat hinreißen lassen? Er musste doch wissen, dass Formulierungen dieser Art, und vor allem in dieser Fülle, das Ende seiner Karriere einleiten werden.
Erst war ich verwundert, warum er überhaupt in Uniform in Indien einen Vortrag zu militärischen Themen bei einem indischen „Denkfabrik“ gehalten hat, inzwischen habe ich aber erfahren, dass er dies im Rahmen der Weltreise der Fregatte „Bayern“ tat, was ein wenig Licht ins Dunkel gebracht hat.
Vielleicht war er auch noch ein wenig verärgert, über die Absage der Chinesen, der Stadt Shanghai einen Besuch abstatten zu dürfen, dennoch dominiert bei mir das Unverständnis für diese verbale „Kamikaze- Aktion.“
Merkwürdig finde ich auch das Timing, gerade in einem Augenblick der ansteigenden Krise die Ukraine, der mehr als angespannten Lage auf dem politischen Parkett,wo die ganze Welt mit Argusaugen auf das Handeln der neuen deutschen Regierung blickt, einen solchen Lapsus zu veranstalten.
Einzelfrage: War Herr Schönbach auch Kapitän auf dem Schiff, und die ganze Fahrt dabei?
@Sven Rothe sagt: 23.01.2022 um 11:43 Uhr
„Ein dt. Soldat hat – vermeintlich – einen Fehler begangen. Wie wäre es mit Vorgesetzten und einer Politik, die sich vor einen solchen stellen? Stattdessen eine verfaßte, öffentliche und aufgeregte Kreuzigung.“
Ich bin mir nicht sicher, ob man sich hier noch vor den Adm stellen konnte. Es sich Aussagen von erheblicher politischer Tragweite und nicht in Übereinstimmung mit der Position der BReg (übrigens nicht nur der neuen, sondern auch der alten, um das nur mal klar zu stellen).
Wenn man jetzt gesagt hätte, „er hat einen Fehler gemacht, aber damit ist auch gut“, dann wäre das vermutlich als ein deutliches Signal in Moskau und Kiew verstanden worden wo die „tatsächliche“ DEU Position liegt.
Das hätte man andererseits nur mit so drastischen Positionen gegensteuern können, dass wieder eine gegenteilige Wahrnehmung daraus hätte entstehen können.
Inhaltlich also verfahren.
Und in Bezug auf die Vertrauensebene zwischen dem GI und der IBuK auf der einen Seite und dem InspM auf der anderen wäre das vermutlich auch nur noch schwer zu kitten gewesen. Möglicherweise mit einer harschen Abkanzlung des InspM, aber das wiederum hätte seine Position in der Marine, in der Bw und ggü. der Politik geschwächt.
Insgesamt wäre glaube ich die einzige Möglichkeit ihn zu retten gewesen, wenn „Chatham House Rules“ o.ä. vereinbart worden waren und absprachenwidrig gefilmt wurde. Dann hätte man ihn vielleicht (!) noch halten können. Aber diese Aussage ist von niemanden erhoben worden, so das ich vermute, dass sie auch nicht zutrifft.
Wurde der im 30-jährigen Krieg eingefroren und im 21. Jahrhundert erst wieder aufgetaut?
Oder hat er hier https://de.wikipedia.org/wiki/Troll-Armee angeheuert?
(Falls das zu sarkastisch ist, bitte löschen!)
Ansonsten fand ich Ihre Zusammenfassung der „Woche des Missvergnügens“ ganz ausgezeichnet!
Der Vizeadmiral scheint völlig auszublenden, dass sich Putin stets “ zuverlässig“ an die Seite von Antidemokraten und Diktatoren stellt. Aktuell gibt es ein gemeinsames Seemanöver Russland-Iran-China. In Tschetschenien gibt er dem Mini-Despot Kadyrow freie Hand, unterstützt mit brutalen Militäreinsatz Assad, hält den belarussischen Diktator Lukaschenko an der Macht, lieferte laut SIPRI russische Waffen nach Nordkorea, lässt in Deutschland Morde ausführen und führt Cyberangriffe gegen den Bundestag aus.
Eine auch nur kleine Menge an gemeinsamen Werten ist mit Putin einfach nicht vorhanden.
Putin hat, im Gegensatz zu Deutschland, keinerlei Interesse an einer starken EU und demokratischen Staaten, die unabhängig vom Kreml agieren. Er kämpft aktiv dagegen .
@ Mitleser Da fällt mir noch das Westjordanland ein. Aber bei Freunden, Verbündeten und Geschäftspartnern wurde ja noch nie so genau hingesehen.
Gott mit uns! Na vielen Dank auch!
Guten Tag alle zusammen,
hat sich jemand mal folgenden Blickwinkel zu eigen gemacht?
Wem nützt eine Eskalation der Lage?
Vielleicht Präsident Biden, welcher wegen der Inflation in seinem Land zunehmend mit dem Rücken zur Wand steht, aber der gleichzeitig letzte Woche verlauten lässt, das die Amerikaner bereit stehen etwaige Gas-Lieferengpässe mit ihrem Gas zu kompensieren sollte sich die Lage mit RUS verschärfen.
Oder ein B. Johnson der deutlich innenpolitisch mit dem Rücken zur Wand steht und der durch eine Eskalation als starker Macher dasteht.
Unter der Betrachtung, kann ich (völlig wertungsfrei) einen gläubigen Katholiken verstehen der im Rahmen einer Diskussion ein sanftes Entspannungssignal nach Moskau sendet, vielleicht möchte Herr Admiral nicht länger auf Gedeih und Verderb den angelsächsischen Protestanten ausgeliefert sein. Im Moment hat Deutschland eine Menge zu verlieren und nur wenig zu gewinnen.
Solche Gespräche verlieren ihren Sinn, wenn die Teilnehmer nur die Presseerklärungen ihrer Regierungen vorlesen. Es wäre auch eines Offiziers nicht würdig, wenn er sich nur als passive Sprechpuppe ohne eigenen Standpunkt verstünde. Übliche Praxis ist es aber, solche Gespräche in vertraulichem Rahmen durchzuführen. Sie aufzuzeichnen und zu veröffentlichen und darauf offenbar vorab nicht hinzuweisen, entspricht nicht professionellen Standards.
@wernr69
„Schon seltsam, diese Überrepräsentanz christlich bis deutlich radikalchristlich eingestellter Leute – in Politik – und Militär !“
Dienst am Gemeinwesen, aber auch Traditionsbewusstsein gehören zu den Prinzipien des (in diesem Fall katholischen) Christentums, weshalb das keinesfalls überraschend ist. In der französischen Marine ist diese Überrepräsentierung sogar noch viel stärker ausgeprägt. Wer nicht der Ansicht ist, dass es wichtigere Dinge gibt als ihn selbst, ist eben seltener dazu bereit, sein Leben für andere einzusetzen. Seinen transparenten und offenenUmgang mit der eigenen Überzeugung kann man Admiral Schönbach in diesem Zusammenhang wohl kaum vorwerfen.
Kein Diplomat aber ein Realist nach meinem Geschmack. Natürlich hat auch Herr Schönbach, als Bürger in Uniform, ein Recht auf seine Meinung. Aber wenn er in Uniform irgendwo öffentlich auftritt, dann hat er natürlich nach außen die Position der Bundesregierung zu vertreten. Das er mit seinem Rücktritt einer Abberufung zuvorkommt ist folgerichtig. Ich frage mich aber natürlich, warum ein hochrangiger Offizier, dem die Folgen einer solchen Äusserung bewusst sein müssen, sich so disziplinlos verhält?
Allerdings glaube ich nicht, dass wir uns über Herrn Schönbach Sorgen machen müssen, Offiziere in dem Rang bleiben nie lange arbeitslos.
Ich werde heute Abend ein Transkript der Aussagen hier einstellen und ins Deutsche übersetzen. Damit man es lesen kann, nicht zuhören muss. Was wohl die wenigsten getan haben.
Er hat auch eine Rede gehalten. Sollte man auch anhören.
Pete sagt: 23.01.2022 um 12:11 Uhr
„…In diesem Kontext hat er die umstrittenen Äußerungen getätigt und man konnte an Gestik und Mimik erkennen, dass er in diesem Moment eine Bewertung abgab, die seiner tiefsten Überzäugung entsprach. …“
Für mich waren seine Aussagen erschreckend. Wenn dies (in Bezug auf Putin, Russland und die Ukraine), seiner tiefsten Überzeugung etnsprach, dann hat er seit dem Fall der Mauer nichts dazugelernt. Er scheint sich mit dem inneren Erleben der Menschen jenseits der „Mauer“, dem Gefühl von Besatzung der Heimat durch fremde Truppen (gesamter Ostblock inkl. deutscher Teilgebiete), dem Erkämpfen von Freiheitsrechten, dem Gefühl, nie wieder von Ruslland besetzt werden zu WOLLEN, NIE wirklich auseinandergesetzt zu haben.
Die Generation von Kohl, Genscher und vieler anderer war geprägt vom Willen nach Freiheit und Selbstständigkeit mit einer inneren Überzeugung, dass Freiheit das höchste Gut sei und viele waren mit ihrem Eid bereit, bis 1989 in der Bundeswehr an der Seite der Alliierten, diese Freiheit (gegen UNS – ich bin ehem. DDR Soldat), zu verteidigen. Niemand hatte 40 Jahre lang in der alten Bundesrepublik in den Vertriebenenverbänden die Hoffnung auf Freiheit der östlichen besetzten Gebiete aufgegeben (2+4 brachte endgültig Klarheit).
Es ist für mich erschreckend, dass ein hoch dekorierter Bundeswehrsoldat, die Verletzlichkeit der Grenzen einer Nation (Ukraine) als Bestand HINNIMMT. Er nimmt damit den Menschen dort die HOFFNUNG. Nur die HOFFNUNG aber war es, die 1989 die Deutschen in der DDR beflügelte, an die Freiheit zu glauben. Und dann friedlich zu „kämpften“.
Es ist für mich erschreckend, dass ein hoch dekorierter Bundeswehrsoldat, mit seinen Äußerungen dazu beiträgt, das Vertrauen in den Willen zur Verteidigung der Freiheit, eigentlich Grundüberzeugung jedes Soldaten in demokratischen Ländern der westlichen Welt, so untergräbt.
Wenn dies also seiner „… tiefsten Überzäugung entsprach…“, dann muss ich fragen, ob hohe Offiziere keine politische Bildung genießen. Ob hier PolBil nicht mehr auf dem Dienstplan steht oder, wie ein Mensch mit solch „…tiefsten Überzeugung..“ in der Bundeswehr Karrierre machen konnte?
Ich bin der Meinung, dass dieser Soldat mit seinen Äußerungen der Bundesrepublik Deutschland einen schweren Schaden zugefügt hat. M.E. wäre hier eine unehrenhafte Entlassung aus dem Dienst angemessen.
In unseren Rechtsstaat wird dies ein Disziplinarvorgesetzter/Verfahren entscheiden. Das ist gut so.
Jetzt werde ich persönlich. Diejenigen von Ihnen, die schon VOR 1989 in der Bundeswehr gedient haben und über die Verteidigung der Freiheit ihres HEIMATLANDES immer so trefflich diskutieren, haben wohl eher KEINE Erfahrung, in einem besetzten Land gelebt zu haben. Dies hätten Sie aber lernen können, Seit 1989. Sie hätten sich nur dafür interessieren können. Für Ost-Deutschland. Für Polen, Für das Baltikum. Für die Ukraine. Für Ungarn. Für Tschechien, Für die Slowakei. Für Rumänien. Für Bulgarien…. für die Menschen dort.
In Freiheit zu leben ist einfach. Sie aber erkämpfen zu müssen ist etwas Anderes. Beides jedoch macht einen anderen Blick auf den Wert von Freiheit und HOFFNUNG.
Fussgaenger sagt:
23.01.2022 um 11:40 Uhr
„Und ich bin mir sicher, dass Fr. Strack-Zimmermannn mit ihren jüngeren Äußerungen genau so was nicht im Sinn gehabt hat. “
Können Sie sich nicht denken, was Fr. Strack-Zimmermann da „im Sinn“ gehabt hat ?
Äußerungen von Offizieren, die in „ihrem Sinne“ ruhig etwas rauher und herzhafter ausfallen dürfen !
Also eine zünftige Vorkriegsstimmung fördern, um es vielleicht etwas hart zu formulieren. Und sonst garnix hat die „im Sinn“ gehabt. Wie sagt man, Rechtsüberholer vor, oder sowas.
Packt mal ruhig die rhetorische Keule aus, Männer. Sowas wär doch im Sinne der Frau Strack-Zimmermann.
Nurso sagt:
23.01.2022 um 11:45 Uhr
…
„Egal, die Pension ist sicher…jetzt aber bloß keine fiesen Waffen liefern, der Russe zittert schon vor unseren Haubitzen, Helmen und Wattebällchen.“
Fühlen Sie sich immerhin gut bei dieser Ihrer verbalen Kraftmeierei, ja ? Ich ordne Sie mal als einen mehr als leicht dem Jingoismus zuneigenden Zeitgenossen ein. Dergleichen Stimmen mit frivol-vorfreudigem Unterton häufen sich hier ja die letzten Tage. Angemessen sind sie nicht. Period.
Offensichtlich hat er nicht gewusst oder bedacht, dass alles mit gefilmt und sogar live gestreamt wurde. In dem Fall kann man eigentlich nur noch sehr höfliche, völlig unverbindliche Büttenreden halten. In jedem Fall ist das sehr unglücklich gelaufen. Dass man intern offen redet, auch unpopulär und auch mal unausgegoren, ist was anderes, als ob wir nun in der jetzigen Lage bestimmten Partnern in den Rücken zu fallen -und anderen in den Hintern zu kriechen- scheinen. So ein Besuch soll ja was schaffen und nicht kaputt machen, was nun aber passiert ist. Diese Scherben zu kitten, wird eine Weile dauern.
Die BW macht ja schon Medientraining für hohe Tiere. Das könnte sie aber offenbar noch ausbauen.
Naja, im grunde hat er recht. Die Krim wird die UA so schnell nicht wieder kiegen. Aber für wass will Putin respect? Wo ist den der Mindestlohn in RU wo ist denn die flächendeckende Krankenversicherung in RU? Wo ist die Versorgungssicherheit für die allg Befölkerung Rentner ect in RU?
Es ist reichlich überflüssig, hier eine „Dolchstoßlegende 3.0“ zu basteln und wir leben auch nicht in einer „Mainstreamdiktatur“: Schönbach hat auf diplomatischem Parkett einen krassen (Anfänger-)Fehler begangen, der mittels Denken-Drücken-Sprechen hätte vermieden werden können. Damit hat er Berlin einen Bärendienst erwiesen, was ihm zumindest aufgefallen ist. Dafür übernahm er Verantwortung und reichte von sich aus seinen Rücktritt ein.
Ja, Innere Führung bedeutet, Sachverhalte kritisch zu prüfen und eine eigene Meinung zu haben, sie bedeutet aber auch, Vorgesetzte INTERN zu beraten und danach trotzdem loyal zu diesen zu stehen. Eine abweichende Meinung zu haben ist dabei kein Problem, sondern sie steht einem sogar zu – ich muss sie dann aber als Privatperson äußern und nicht in Uniform und als Funktionsträger! Ich kann mich als hochrangiges Mitglied einer Firma auch nicht folgenlos vor die Mikros stellen und sagen, dass der Kurs meines Aufsichtsrates bescheiden ist und die eigentlich total ahnungslos sind. Das hat Schönbach aber im Grunde getan und deswegen war klar, dass er nicht zu retten ist (obwohl beispielsweise Herr Kujat das anders sieht).
@ Koffer 23.01.; 12.09 Uhr
Ihr Engagement für Vizeadmiral Schönbach in allen Ehren, aber es ist und bleibt eine weiche Landung. Das B7-Ruhegehalt (71,75 % m.W.) beträgt 7.863 Euro. Und zwar ab sofort bis ans Lebensende.
Der analoge Fall eines leitenden Angestellten im Alter von 56 Jahren sieht so aus, daß er bei vergleichbarem Brutto ein ALG I von 2.360,40 Euro für maximal 18 Monate bekommt. Danach der freie Fall ins ALG II, sofern er nichts Neues findet. Da nutzt ihm die Tatsache, daß er jahrzehntelang für seine Firma den Boppes hingehalten hat, absolut nichts. Von daher verstehe ich den Ärger von @Poller sehr gut.
@TW
Es ist offenbar, wie dieser Anlass zeigt, unter den Foristen hier ein Bedürfnis, einmal sich über die strategische (Un-)Klugheit auszutauschen, Russland an die Seite Chinas zu drücken.
Aus europäischer Sicht mag das ja noch angehen, aus US-amerikanischer Sicht hingegen ist es ein elementarer strategischer Nachteil. Also fragt sich, wie lange die USA diesem Fehler noch anhängen werden.
Wenn ich es richtig verfolgt habe, ist das in den USA eher ein Betriebsunfall (Wechsel der Demokraten in Russland-Feindschaft wegen RUS-Intervention gegen Frau Clinton) bzw. eine Marotte bzw. Unflexibilität der außenpolitischen Generation, die eh am Aussterben ist.
Meine Anregung: Machen Sie das doch mal zum Thema Ihres Podcasts. Dann können wir uns die Diskussion hier aufsparen.
Ich weise mal auf eine offenbar von einigen überhörten Teil der Audiodate hin (die Ersten 7 sec.): „The Question is: What is GERMANYS view on NATO expansions eastwards?“
Er (Chef der Marine und Uniformtragend (also demonstirerend wer er ist)) wurde gebeten Stellvertretend für die Bundesregierung ein Statement ab zu geben, hat aber mit einer Privatmeinung geantwortet. Der Fehler liegt also nicht darin, dass er eine Meinung hat, sondern darin, dass er der Bundesregierung seine Privatansichten in den Mund legt.
Es ging (in den entscheidenden Minuten) garnicht darum strategische Gedankenspiele (mit denen er meiner Ansicht nach garnichtmal so abwegig unterwegs war) durch zu führen, sondern ein Sprachrohr Bonns an das internationale Kollegium zu sein.
Seine Entlassung war alo richtig so.
(Hinweis: den Gesamten Vortrag habe ich mir noch nicht fertig angeschaut kann den also noch nicht beurteilen.)
@D. Schneider sagt: 23.01.2022 um 12:26 Uhr
„Die Ukraine ist ein wunderschönes Land mit einer lieben Bevölkerung und als Land natürlich schutzwürdig. Die Zukunft der Ukraine kann jedoch nur in der Neutralität und nicht in einer Mitgliedschaft der NATO liegen. “
Da wäre ich mir nicht so sicher, gerade mit seinem aktuellen aggressiven Vorgehen zeigt RUS, dass die UKR einen höheren Schutz benötigt als man es ihr nur mit Worten anbieten kann.
Derzeit geht eine NATO-Mitgliedschaft natürlich nicht. Aber ich frage mich, ob Putin nicht gerade durch sein Handeln langfristig die UKR nicht noch stärker Richtung NATO treibt…
@Mathias sagt: 23.01.2022 um 13:35 Uhr
„M.E. wäre hier eine unehrenhafte Entlassung aus dem Dienst angemessen.
In unseren Rechtsstaat wird dies ein Disziplinarvorgesetzter/Verfahren entscheiden. Das ist gut so.“
Das ist auszuschließen. Er mit absoluter Sicherheit nicht entlassen. Und ich würde sogar wetten, dass keinerlei Diszplinarverfahren eingeleitet wird. Und wenn doch wird es eingestellt. Das seine Äußerungen unangemessen waren dürfte klar sein, aber das ist noch nicht einmal der Anfangsverdacht für ein Dienstvergehen.
Ganz ehrlich, wo kämen wir da auch hin.
@Schlammstapfer sagt: 23.01.2022 um 13:07 Uhr
„Allerdings glaube ich nicht, dass wir uns über Herrn Schönbach Sorgen machen müssen, Offiziere in dem Rang bleiben nie lange arbeitslos.“
Natürlich ist er nicht arbeitslos. Er geht in Pension und wird sich irgendwo im Lodenmantelgeschwader engagieren. Aber dafür gibt es ja überlichweise kein Geld oder nur Aufwandsentschädigungen. Nun nagt er jetzt sicherlich nicht am Hungertuch, aber ein tiefer Fall ist es natürlich trotzdem. Finanziell und sozial natürlich auch. Vom Inspekteur zum „geschassten Inspekteur“. Das tut weh.
Nicht das es nicht notwendig gewesen wäre, nach seinen Äußerungen war er wohl nicht mehr zu halten. Aber ich kann ja trotzdem Mitgefühl mit einem Kameraden haben der DEU Jahrzehnte an verantwortungsvoller Stelle treu gedient hat.
@Tim K. sagt: 23.01.2022 um 14:44 Uhr
„Ihr Engagement für Vizeadmiral Schönbach in allen Ehren, aber es ist und bleibt eine weiche Landung. Das B7-Ruhegehalt (71,75 % m.W.) beträgt 7.863 Euro. Und zwar ab sofort bis ans Lebensende.“
1. hat er sich die B7 ja auch durch treues dienen in verantwortlicher Position verdient. 2. dürfte es angesichts seines Alters nicht 71,75 sein. Und 3. stand hier ja die Behauptung im Raum, dass er weich fällt. Bei 40% Gehaltseinbußen kann man das wohl kaum behaupten.
Können wir bitte die Neiddebatte ggü. einen hochverdienten, Staatsdiener beenden?
Jegliche Vergleiche mit der Wirtschaft verbieten sich hier, weil Staatsdiener ja auch nicht vergleichbar bezahlt werden, oder glaube Sie etwas, dass ein leitender Angestellter eines „Unternehmens“ mit 16.000 Mitarbeitern bei einem 5-stelligen Einkommen bleiben würde?
@Torsten Angerer sagt: 23.01.2022 um 12:29 Uhr
„Einzelfrage: War Herr Schönbach auch Kapitän auf dem Schiff, und die ganze Fahrt dabei?“
Ist das jetzt eine Scherzfrage? Fragen Sie wirklich ob der Inspekteur (aka „Oberbefehlshaber“) der Marine wirklich 7 Monate auf einem grau angestrichenen Dampfer durch die Weltmeere schippert?!?!
@ Tim K am 23.01.2022 um 14:44 Uhr
Zu @ Koffer 23.01.; 12.09 Uhr
Richtig! Ein Engagement für Vizeadmiral Schönbach ist m.E. völlig unangebracht. Es betrifft sein Verhalten UND seine damit ja nun direkt verbundene weiche Landung. Ca 40 Jahre treu gedient hin oder her. Das zu verknüpfen ist nur bedingt zulässig.
Ist Vizeadmiral Schönbach nur die Spitze des Eisberges? Wie viele Führungskräfte fanden den Weg nach oben, weil sie wussten wie sie sich ihren Fördern/Gönnern zu zeigen haben? Immer die jeweilige ‚Hülle‘ dabei, doch Hülle, bleibt Hülle.
Koffer bemängelt, dass immer auf ‚die da oben‘ eingedroschen wird. Nun, seine Sache, wenn er sich zum Anwalt von Führungskräften macht, welche unreflektiert und abgehoben ihre Auftrag als Insp M im Ausland bewusst falsch verstehen und sich in der Rolle gefallen, in Uniform und bei klar abgestecketer Mission von privat und persönlich zu faseln, an Stellen, wo es nicht hingehört und auch unangebracht ist.
Hätte Vizeadmiral Schönbach nicht wissen können, orakeln einige Versteher. Ach nein? Ist ja ’nur‘ InspM, hat ja nur ein ganzes Kommando, was ihm zuarbeitet.
Munter plaudert also der ‚Chef‘ der Marine auf Stammtischniveau, pseudointellektuell und vermeintlich strategisch. Nun, er findet Anhänger, auch AFD dabei, in RT (eng) laufen breaking news vor Freude über den russlandfreudigen Admiral.
Es ist leider so, dass Schäden bei Fehlern von Spitzenverwendern nicht proportional zu persönlichen Folgen führen. Der Schaden ist finanziell nicht zu bemessen aber die Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft, ja auch auf die Bundeswehr sind erheblichst. Verschuldensmaßstäbe sind im BMVg und der Bundeswehr offenbar nicht wirklich vorhanden. Rücktritt, alles gegessen? Fehlerkultur vor Fehlermanagement und sonstige schöne Sprüche verschleiern wohl doch und/oder zu lange eine offenbar unverändert vorhandene Kultur der mangelnden Selbstreflexion bis hin zur Verantwortungslosigkeit einiger (hoffentlich weniger) Spitzenkräfte.
Man glaubt, die Kultur von Sonnenkönigen ist vorbei. Doch das Verhalten des ehemaligen InspM zeigt genau ein solches Bild. Bodenhaftung verloren! Da ist einer gewohnt, das im gefällig zugehört wird, zugestimmt wird, wie verzerrt auch der Inhalt ist. Egomane Führungskräfte im BMVg und der Bundeswehr? Selbstverliebt, eitel und cholerisch? Hätten wir gern nicht mehr. Tendenz zur Abgehobenheit auch nicht. Doch die positiven Beispiele sind selten genug und werden wohl oft genug nicht gefördert.
Dieses Ereignis sollte der Frau Ministerin Gelegenheit geben, genauer hinzuschauen, wer sie berät, wer wann und warum in Spitzengremien und Spitzendienstgrade gefördert wird. Konferenzen mit Vorlagen zum ‚Durchwinken‘ sollten der Vergangenheit angehören, man sieht, es geht um viel! Da muss Frau Ministerin halt selbst ran. Viel Erfolg!
Ich kann jedem nur empfehlen, das ganze Video anzusehen. Es geht nur 3 Minuten um Russland, den Rest um Konfrontation von China durch den Westen, Indien etc. – auch mit Partnern wie dem undemokratischen Russland, es geht ja um die gute christliche Sache. Was die Inder da wohl denken, Christen fahren da ja nicht allzu gut… Unglaublich, was er sonst so sagt. Baerbock – jung und unerfahren – natürlich richtig, aber das auf Video zu sagen…. Budget – schwierig mit Grünen und SPD. Er selbst wäre mit der Fregatte nicht nur in das Südchinesische Meer sondern auch die Straße von Taiwan gefahren; das empfiehlt er zumindest.. Die Fregatte ist erst der Anfang, dass nächste mal werden es zwei sein und Eurofighter kommen auch.. Mit der Demokratie in Deutschland ist es schwierig, er hört von den Politikern, dass man die Herzen der Menschen ansprechen muss, nicht die Köpfe oder harte Fakten, um sie zu beeinflussen etc. In ein bis zwei Jahrzehnten gibt es sicher Krieg. Alles Aussagen von ihm im Video – grob von mir eingefangen.
Bei dem Kurs von ihm und anderen – ja, dann stimmt die letzte Aussage wohl leider irgendwann.
FAZ.net, Lorenz Hemicker, „Die Peilung verloren“?
Klammheimliche Sehnsucht nach Treffen mit RUS Marine, Rostock vs Kiel?
Aufklärung tut Not, was Casino-Gespräche anbetrifft.
@DerAktenfresser
„In der Marine, meist in vertraulicher Runde, wird seit Jahren die frühere Ostsee-Kooperation mit den RUS Kameraden vermisst […]. Man wünscht sich, vielleicht beim MarKdo in Rostock eher als in Kiel, mehr Zuwendung, mehr Respekt Russland. Da ist Schönbach kein Einzelfall.“
Dazu
@Andreas1Krause
„Als jemand, der die letzten Jahre Verantwortung für die @deutschemarine in Rostock getragen hat, stelle ich klar: Es gab keine „Sehnsucht“ nach einer Ostseekooperation mit der RUS Marine. Im Gegenteil: wir haben alles getan, gerade hier westliche Geschlossenheit zu demonstrieren“.
Für ein Wochenende löuft es hier doch gar nicht mal so schlecht. Ich bin heute erst gegen 14.00 Uhr eigestiegen und komme kaum mit dem Lesen hinterher.
„Woche des Missvergnügens“, einfach herrlich.
„Hier, nimm Stuhlbein, lässt sich besser diskutieren!“ (Manfred Krug in Spur der Steine, wenn ich mich recht erinnere) bleibt aber auch noch so ein bisschen aktuell.
Aber @Mathias um 13.35 Uhr glaube ich nicht eine Sekunde, daß er Erfahrung damit hätte, in einem besetzten Land gelebt zu haben. Zu viele Platitüden im westlichen Verlautbarungsstil.
Und erst das indirekte Geständnis, er hätte sich als Soldat der NVA den ganzen Tag damit beschäftigt wie er den Menschen in der Bundesrepublik ihre Freiheit rauben könnte. Sehr durchsichtig.
Hier lesen auch jüngere Menschen mit, die glauben das am Ende noch. Aber das sollen sie wohl auch.
Propaganda mal anders.
Habe mich hier sehr lange heraus gehalten und verfolge dennoch alles was der Hausherr aufgreift und mehr.
M.E. geht es doch nicht um einen Admiral, der nebenbei gesagt, merkwürdig viele Orden /Abzeichen trägt , geht es nicht eigentlich darum, das es gar keine wahrnehmbare deutsche Außen/- und Sicherheitspolitik gibt?
Hat er den Finger in die Wunde gelegt? M. E. ja, war es seiner Position in diesem Rahmen (chatham hin oder her) angemessen, m.E. nein, wird er weich fallen (finanziell), gar nicht die Frage, ja wird er.
Vielleicht stellt sich der eine oder andere die Frage, warum riskiert er das? Durchaus könnte es ja Ermittlungen wegen Verstoß gegen SG geben, vielleicht weil er eben nicht selbstverliebt, sondern deutsche Interessen sieht?
dieandereMeinung sagt: 23.01.2022 um 16:37 Uhr
„Es ist leider so, dass Schäden bei Fehlern von Spitzenverwendern nicht proportional zu persönlichen Folgen führen.“
Ich kann Ihre Bewertung nicht nachvollziehen. In der Privatwirtschaft würde eine Führungskraft auf der Ebene in der Tat „weich fallen“, er hat ja vorher ein vielfaches des Einkommens gehabt und zudem ist er ja in dem Alter auch weiterhin „anstellbar“ (natürlich erst nach eine Abkühlphase in der er „toxisch“ ist, aber seine Fähigkeiten, die ihn auf dieses Niveau gebracht haben sind ja nicht weg).
Im Fall eine Staatsdieners ist das aber nicht so. Er hat kein der Zivilwirtschaft vergleichbar hohes, der Verantwortung angemessenes Einkommen gehabt, in Deutschland sind zudem (im Gegensatz zu anderen Ländern) auch für Soldaten kaum keine einträgliche „Folgebeschäftigung“ üblich.
Insgesamt hat er also nicht nur einen erheblichen sozialen Rückschlag, sondern auch drastische finanzielle Einbußen in Kauf zu nehmen.
Wird er deswegen in der Gosse landen? Nein. Aber landet er „weich“? Sicherlich nicht.
Damit das klar ist, ich sehe auch kaum eine Möglichkeit jemanden nach so einem faux-pas noch im aktiven Dienst zu halten, aber ich wehre mich entschieden gegen diesen Sozialneid für jemand der DEU fast 40 Jahre treu und tapfer gedient hat. Die finanzielle Mindest-Absicherung unserer Staatsdiener ist ein essentieller Grundsatz und darf keinesfalls angetastet werden, sonst kommen wir ganz schnell in einem Staat an in dem wir wirklich nicht sein wollen.
Ach, wie unbeschwert diskutiert es sich in Deutschland ÜBER die Ukrainer, nicht MIT den Ukrainern. Deutschland hat es bequem. Der deutsche Deal mit Amerika nach dem 2. Weltkrieg ist historisch einmalig: Eine bedingungslose , preiswerte Sicherheitsgarantie, kombiniert mit der Freiheit, jederzeit politisch Gegenpositionen beziehen zu können und gleichzeitig noch wirtschaftlich lukrative Gas-Deals mit dem Kreml abschließen zu können.
Ein Rundum-sorglos-Paket . Wie lange noch ?
Wenn man in einem Think Tank kein persönliche Meinung äußern darf, ist die Frage berechtigt, warum man dort überhaupt teilnimmt…
Ich finde es mehr als übertrieben, dass eine militärische Führungskraft keine persönliche Meinung äußern darf. Man kann ja explizit darauf hinweisen, dass es eine solche ist.
Der frühere Generalinspekteur Kujat kritisierte in der Tagesschau den Umgang mit VA Schönbach. Mangels einer klaren Position der Bundesregierung könnte man VA Schönbach das Statement nicht übel nehmen.
Alles kein Ruhmesblatt. Weder für die Bundesrepublik Deutschland noch für die Bundeswehr.
An die Fans klarer Worte a la Strack-Zimmermann hier eine Einordnung von ihr selbst:
Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP): »Ich bin eine Freundin klarer Worte vor allem und besonders, wenn es um militärischen Rat geht. Selbstverständlich basierend auf unserem demokratischen Wertekanon. Vizeadmiral Schönbach hat mit seinen Äußerungen die europäische Sicherheitsstruktur und das Völkerrecht infrage gestellt. Sein Rücktritt ist folgerichtig.«
Nachzulesen u.a. auf SPON.
Also nein, dass was Schönbach da sagte war nicht in ihrem Sinn.
Die Abgeordneten der LINKEn im Verteidigungsausschuss, Ali Al-Dailami und Zaklin Nastic, haben zum Vorgang folgende Pressemitteilung herausgebracht:
[Da liegt offensichtlich ein Missverständnis vor. Es bleibt Ihnen unbenommen, aus der Stellungnahme einer politischen Partei zu zitieren und das zu kommentieren. Die Pressemitteilung einer Partei einfach hier im Wortlaut einzustellen, fangen wir bitte erst gar nicht an. Text deshalb entfernt. T.W.]
Man sollte zwischen zwei Dingen in der Affaire Schoenbach unterscheiden.
Einerseits das Fehlverhalten des Admirals, in uniform, in der Oeffentlichkeit derart auszuschweifen.
Andererseits das Fehlverhalten der Ukraine, welches die Affaire Schoenbach zum Anlass nimmt Berlin enorm aussenpolitisch unter Druck zusetzen mit Vorwuerfen die bis in den Zweiten Weltkrieg hineinreichen.
Es haette Berlin gut getan die Affaire Schoenbach leise intern zu bereinigen und aussenpolitisch die Ukraine hinter vorgehobener Hand in ihre Schranken zu weisen. So wie es derzeit jedoch verlaeuft nimmt die Ukraine die Affaire Schoenbach zum Anlass den politischen Druck weiter auf Berlin zu verstaerken um die deutsche Russland-Politik in ihren Fundamenten auszuhebeln. Ironischerweise hilft die mediale Berichterstattung in Deutschland der Ukraine dabei ihre Interessen auf deutschen Boden mehr und mehr Gewicht zu verleihen und deutsche Interessen weiter und weiter in den Hintergrund zu draengen.
Man wird sehen werden ob sich Admiral Schoenbachs Kritik an Deutschlands Politik der Herzen und nicht des Verstandes bewahrheiten wird.
Es gibt auch eine andere Sicht der Sache. Siehe Tagesschau: „Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Kujat, hat den Umgang mit dem „Fall Schönbach“ kritisiert. Er hätte sich hinter den Vizeadmiral gestellt, sagte er im Interview mit tagesschau24.Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, hat den Umgang mit dem in die Kritik geratenen und nun abgetretenen Marinechef Kay-Achim Schönbach kritisiert. Im Interview mit tagesschau24 sagte Kujat: „Wenn ich noch im Amt wäre, hätte ich mich vor Admiral Schönbach gestellt, und ich hätte versucht, seine Entlassung zu verhindern – und zwar mit allen Mitteln.“Kujat stellte in Zweifel, dass es sich bei den Äußerungen Schönbachs um Dienstvergehen handelt. „Ein Dienstvergehen hätte er begangen, wenn er gegen das Soldatengesetz verstoßen hätte und das Ansehen der Bundeswehr oder die Achtung und das Vertrauen, dass seine dienstliche Stellung erfordern, ernsthaft beeinträchtigt hätte.“ Das sehe er nicht, sagte Kujat.“.
Ich teile nicht die Ansicht des Marineinspekteurs. Aber: Wollen wir einen öffentlichen Dienst, der nur aus Menschen ohne Zivilcourage besteht? Haben unsere Generale nicht auch in jüngster Vergangenheit zu sehr geschwiegen- z.B. bei der Reduzierung der Bundeswehr??