Bundeswehr-Hubschrauber für UN-Einsatz in Mali bleiben bis Juni 2024
Fürs Archiv und zum Wiederfinden: Deutschland hat den Vereinten Nationen zugesagt, für die nächsten zweieinhalb Jahre Hubschrauber für die UN-Mission MINUSMA in Mali bereitzustellen. Die Bundeswehr hatte erst vor kurzem wieder Helikopter in diesen Einsatz gebracht; zuvor waren in den Jahren 2017 und 2018 schon Transport- und Kampfhubschrauber des Heeres in dem westafrikanischen Land stationiert.
Die grundsätzliche deutsche Zusage zur Unterstützung von UN-Friedensmissionen mit Material und Ausbildung hatte das Department of Peace Operations der Vereinten Nationen bereits am vergangenen Dienstagabend bekanntgegeben:
Die Details nannte das das Verteidigungsministerium am (heutigen) Donnerstag. Darin ist die Rede von den Hubschraubern für den Einsatz als MedEvac im Sahel, Erste-Hilfe-Ausstattung und Ausbildung.
Präziser im Hinblick auf die Hubschrauber wurde der – inzwischen ausgeschiedene – Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium Thomas Silberhorn. In einem Video zur Präsentation der deutschen Zusagen bei den Vereinten Nationen erklärte er wörtlich: Deutschland stellt eine Einheit mit mittleren Transporthubschraubern für MINUSMA in Gao bis zum Juni 2024 bereit.
Ein wenig überraschend daran ist nicht die grundsätzliche Zusage, die Hubschrauber in dieser Mission zu stationieren, in der auch rund 1.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten im Einsatz sind – das Überraschende ist die vergleichsweise lange Dauer, für die sich Deutschland zu der Entsendung der Maschinen verpflichtet.
Die Bundeswehr hatte bereits von Februar 2017 bis Juni 2018 sowohl Transporthelikopter des Typs NH90 und Kampfhubschrauber Tiger in Mali eingesetzt. Mehr als drei Jahre danach stellten zunächst andere Nationen diese Fähigkeit für die Vereinten Nationen; zuletzt standen jedoch die angemieteten Helikopter einer Privatfirma allein für die medizinische Rettungskette zur Verfügung. Erst im Dezember dieses Jahres brachte die Bundeswehr wieder eigene NH90-Transporthubschrauber nach Gao.
In der zweiten Jahreshälfte 2022 sollen die NH90 des Heeres durch CH53GS-Maschinen der Luftwaffe abgelöst werden – nachdem für diesen betagten Hubschraubertyp nach dem Ende des Afghanistan-Einsatzes auch das Ende der Auslandseinsätze insgesamt gekommen schien.
Nun zeichnet sich aber ab, dass die CH53 vermutlich bis zum Sommer 2024 ihren Anteil an dem UN-Einsatz in Gao fest gebucht haben. Zumindest kann sich die Bundeswehr darauf einstellen, für die nächsten 30 Monate durchgängig eine Hubschrauberkomponente nach Westafrika zu schicken.
Die Webseite als Sicherungskopie:
https://web.archive.org/web/20211209185955/https://www.bmvg.de/de/aktuelles/deutschland-unterstuetzt-reform-von-un-peacekeeping-missionen-5310026
und die Pledge von Silberhorn als Audio:
(Danke für den Leserhinweis!)
(Archivbild: Ankunft der NH90 in Gao im Januar 2017 – Bundeswehr)
Dann kommt wieder ein FSO/FSM nach Gao.
[Ein was? Nicht alle hier kennen alle Abkürzungen… T.W.]
FSO = Flugsicherheitsoffizier
FSM = Flugsicherheitsmeister, Unteroffizier mit Portepee und arbeitet mit dem FSO zusammen.
Wieso es hier nennenswert wäre, erschliesst sich mir auch nicht ganz, da dies eher eine Randerscheinung im Zusammenhang mit dem Einsatz der Hubschrauber darstellt.
Einzige Randbemerkung dazu: Als FSO mehrere Monate in den Auslandseinsatz zu gehen ist beim Personal des Fliegerischen Dienstes nicht sonderlich beliebt. In der Tätigkeit des FSO ist man vor Ort nicht fliegerisch tätig. Aufwändige Nachschulungen oder gar Verlust der Lizenz und somit Zulagen sind dadurch zumindest in Afghanistan die Folge gewesen.
Aber wie gesagt: Bei der allgemein schon völlig unzureichenden Personaldeckung (ich kann da aus Erfahrung nur vom Teilbereich Jet sprechen, aber wenn ich den Foristen Glauben schenken darf, trifft dies auf die gesamte BW zu) mittlerweile nur noch eine blasse Randerscheinung.
Viel interessanter wäre es daher zu erfahren, wie die Kameraden des HSG 64 die Durchhaltefähigkeit dieses Vorhabens bewerten. Dem Buschfunk nach wurde das wenige Personal mit entsprechenden Berechtigungen in Afghanistan ziemlich verheizt.
Ein FSO war die ganze Zeit meines Wissens vor Ort. LUNA und ALADIN allein benötigt ebenfalls einen FSO. Aber richtig, eine völlige Randnotiz
Da wird die CH53G in ihrem mittlerweile 51. oder 52. Dienstjahr verlegt, um in Mali zu fliegen. Die gehört ins Museum, aber nicht mehr in den Einsatz. Eine Ersatzbeschaffung ist immer noch nicht auf dem Weg.
Wahrscheinlich erkennt man im BMVg die Dringlichkeit erst, wenn die Hubschrauberbesatzungen mit ausgebreiteten Armen durch den Bendler-Block rennen und Motorengeräusche von sich geben./sarc
Frage an die Experten: Wie kürzlich im Medium ESUT zu lesen war, verfügt die Bw über einen Bestand von 82 Luftfahrzeugen vom Typ NH90. Im gleichen Artikel über die Abteilung L des Beschaffungsamtes ist die Rede davon, dass nach immerhin 15-jähriger Nutzung „durch Einsatzerfahrung und Erkenntnisse aus der Wartung und Instandhaltung …..der NH90 nicht nur in Bezug auf seine Missionsfähigkeiten breiter aufgestellt und funktionell erweitert“ und dass auch die „logistische Versorgung…..nachgeschärft“ wurde.
Warum ist es angesichts des Gesamtbestandes und der im genannten Artikel gewissermaßen bejubelten Verbesserungen nicht möglich, ganze vier Exemplare über einen Zeitraum von rund drei Jahren im Einsatz vorzuhalten? Wieviele NH90 sind tatsächlich einsatzbereit in den Einheiten vorhanden?
@ Pio-Fritz
„Männer, wir spielen heute Hubschrauber! Sie rotieren und ich mache die Geräusche!“
Es ist einfach nur traurig. Mit Oldtimern in den Krieg. Die haben doch schon seit 20 Jahren ein H-Kennzeichen verdient. So wie der Marder. Zeitgerechte Ablösung von Waffensystemen ist irgendwie nicht unsere Stärke.
@Pio-Fritz: Die Dringlichkeit ist vermutlich schon erkannt, sonst hätte man das Projekt STH nicht angeschoben. Am Ende scheitert es wohl am lieben Geld, sonst hätte man die Vergabe nicht beendet. Es ist wie im Privaten, wenn das Geld nur ausreicht, um entweder das Loch im Dach zu flicken oder die Heizungsanlage zu reparieren.
@ Pio Fritz Lange nicht mehr so herzlich gelacht wie bei dem Bild das Sie in meinem Kopf malen.
@ Späher
„Ein FSO war die ganze Zeit meines Wissens vor Ort. LUNA und ALADIN allein benötigt ebenfalls einen FSO“
HERON ist auch seit 5 Jahren da und benötigt einen FSO. Aber die werden ja üblicherweise ignoriert. Fliegt nur dort und ist potentiell eine „Einstiegsdrohne“ zu bewaffneten Systemen. Also psssst……
Bei dem zeitlichen Horizont hätte man die Einsatzlast und Gao ja auch gleichmäßig zwischen NH90 und CH53 aufteilen können.
Wenn man sich mal vor Augen hält was für ein Aufwand betrieben wird um den NH90 jetzt für ein starkes halbes Jahr in den Einsatz zu bringen und dann für mindestens 2 Jahre durch CH53 zu ersetzen.
Man darf ja nicht vergessen, dass das HSG64 aktuell mit den LUH SOF in Tillia ja ohnehin schon ein Hubschrauberdeployment in der Region betreibt. (Wenn auch mit deutlich kleinerem Footprint).
@METAR & @Späher
Es war m.W. kein hauptamtlicher FSO/FSM vor Ort bei Heron 1, Luna, Aladin.
Es wird m.W. immer nur einer geschickt, wenn die deutschen Militär-Hubschrauber vor Ort sind.
Und deshalb habe ich es erwähnt.
Ob der Posten des FSO/FSM beliebt oder unbeliebt ist, ist irrelevant.
Der Punkt:
Wenn während der Abwesenheit eines hauptamtlichen FSO eine andere Stabsstelle diesen Posten in Nebenfunktion mitbeackert [soll das nicht abwertend sein], dann stellt sich die Frage, warum es denn nur bei eigenem militärischen Hubschrauberbetrieb einen hauptamtlichen FSO gab/gibt.
So ein „richtiger“ FSO ist nämlich extra herausgelöst aus allen anderen Unterstellungsverhältnissen und berät [in D] direkt den Kommodore. Hat alles seine Gründe.
Und deshalb ist es eben KEINE Randnotiz.
Ich sags mal salopp: Wer dauerhaften Flugbetrieb im Auslandseinsatz todernst nimmt, hat immer einen FSO/FSM vor Ort.
Das wars schon.
@CRM-Moderator
Dann habe ich mir wohl eingebildet in 2020 (während ROM Heli Det mit Super Puma) eine Zwischenfallbearbeitung ,mit einem Hauptamtlichen FSO von der LW!, durchgeführt zu haben.Heron wird von der LW betrieben! Verstehe Ihre Vermutungen nicht!
Nur so für den Hintergrund in Sachen Verlegung NH-90: Australien verabschiedet sich nach dem TIGER nun auch von seinen MRH90 Taipan. Mutig die Entscheider dort? Würde es bei uns auch soweit kommen – oder zumindest diskutiert werden?
Link erlaubt?
https://www.thedrive.com/the-war-zone/43472/australia-has-had-enough-of-its-dysfunctional-mrh90-helicopters
Anscheinend war das mit den Airbus Helicoptern dort unten keine Erfolgsgeschichte.
Link erlaubt?
https://www.thedrive.com/the-war-zone/31694/germany-has-fewer-than-10-tiger-and-12-nh90-helicopters-ready-for-combat
[Link erlaubt, aber statt Nacherzählungen nachzuerzählen, wie wär’s mit dem Original?
https://www.minister.defence.gov.au/minister/peter-dutton/media-releases/strengthening-armys-helicopter-capability
Habe das auf dem Schirm und wenn ich es schaffe greife ich das auch noch gesondert auf. In diesem Thread ist es ein OT, und es geht übrigens an dieser Stelle nicht um die Verlegung NH 90. T.W. ]
@Späher:
Wie ich bereits oben ausführlich erklärt habe: Es ist kein Fulltime-FSO-Only vor Ort. Der wird erst jetzt mitgebracht werden. Insofern steht Ihre Beobachtung in keinem Widerspruch zu meiner Aussage.
Ja, die Lw betreibt iVm. Airbus DS Airborne Solutions GmbH den Heron 1 [Betreibermodell].
@Helico Peter
Ich vermute mal, dass der limitierende Faktor eher das verfügbare Personal und weniger der Lfz-Typ darstellt.
Das HSG64 entspricht wahrscheinlich ca. 1,75 normalen fliegenden Verbänden. Irgendwie muss man ja auch die zwei Standorte Holzdorf und Laupheim stemmen. Die Heeresflieger haben im Vergleich auch nur zwei NH90-Verbände. Lw und Heer sind da geschätzt von der Personalstärke ziemlich ähnlich aufgestellt. Und es gibt ja noch Verpflichtungen neben den Einsätzen, die bedient werden müssen.
@ T.W.
Herr Wiegold, eine Anmerkung sei mit doch noch erlaubt. Der Thread begann nicht mit den FSO sondern damit:
“ … In der zweiten Jahreshälfte 2022 sollen die NH90 des Heeres durch CH53GS-Maschinen der Luftwaffe abgelöst werden – nachdem für diesen betagten Hubschraubertyp nach dem Ende des Afghanistan-Einsatzes auch das Ende der Auslandseinsätze insgesamt gekommen schien.
Nun zeichnet sich aber ab, dass die CH53 vermutlich bis zum Sommer 2024 ihren Anteil an dem UN-Einsatz in Gao fest gebucht haben. …“.
Da hätte zumindest mich interessiert (und tut es noch immer), warum die CH-53GS so flott die NH-90 in Mali ablösen sollen. Aber ok, dann ist halt der FSO das Thema.
[Dass die CH53 die NH90 ablösen, hatten wir hier in dem vorangegangenen Thread zum Thema bereits diskutiert… T.W.]
Das aktuelle MINUSMA-Mandat endet am 31. Mai 2022. Wie können hier Zusagen gemacht werden, die bis Juni 2024 reichen ? Von einem (Parlaments)Vorbehalt habe ich in der Aussage des PSts a.D. Silberhorn nichts aufgenommen.
@ Bernd
Sicher ist das HSG64 größer als ein TrspHubschrRgt des Heeres.
Man darf aber eines hier nicht übersehen:
Wenn das HSG64 im Sommer 22 mit CH53 nach MALI verlegt stemmt es zeitgleich (für einen bisher unbestimmten Zeitraum) zwei Einsätze.
Denn seit Frühjahr 21 stellt es ja ein Deployment mit H145M im NIGER.
Hier wird neben Besatzungen auch Personal aus den Führungsgrundgebieten und Flugbetriebsdiensten benötigt.
(Wenn auch in kleinerem Umfang als ggf. in GAO)
Und VJTF 2023 (sowie der Grundbetrieb) wird die Drehflügler der Luftwaffe ebenso wie das Heer beschäftigen.
Am Ende hilft ja alles jammern nichts, irgendwie wird es schon laufen. Aber man hätte die Belastung der Verbände sicherlich gleichmäßiger verteilen können. Da ist das Heer aber offensichtlich cleverer als dir Luftwaffe.
@helicopeter o. Auch @all
Das HSG hat mehr als 2700 DP auf 3 1/2 StO. Das ist mehr als jeder andere flieg. Verband der Bw und deutlich mehr als 2 HFlgRgt, bei aber nur einem Geschwaderstab.
Die CH53 sollte eine Einsatzpause zur Regeneration erhalten. Hierfür wäre mindestens 3 Jahre benötigt worden. Es werden jetzt 18 Monate. Regeneriert wurde da nichts. In den Einsatz wird somit mit weniger verfügbaren Besatzungen gestartet, als es Ende Afg waren.
Da ist das Heer nicht kleverer als die Lw. Dem Heer wird aber scheinbar zugestanden, wenn es argumentiert, dass eine Doppelassignierung nicht geht. Da macht ein Rgt Afg o. Mali, das andere bereitet sich auf VJTF vor. Allein diese Kommunikation erscheint bei der Lw als blanker Hohn…
Im HSG ist man schon lange nicht mehr bei Doppelassignierung. Da steht ein und derselbe Soldat und auch das Lfz und das Bodendienstgerät zeitgleich sowohl auf der Liste für Mali, NatRKM, VJTF, HRO, EUBG. Das wird gemeldet aber akzeptiert.
Auch aus diesen Fakten heraus ist es nicht nachvollziehbar, warum CH53 schon wieder in den Einsatz geht, während NH90 alle paar Jahre mal einen macht um dann wieder Pause zu bekommen. Mit 2 Regimentern und deutlich mehr verfügbaren Lfz sollte NH90 Mali bis 2024 ganz alleine schaffen.
Da bin ich noch gar nicht bei den Verhältnissen vor Ort, die erstmal auf CH53 angepasst werden müssen. Die kommen nämlich automatisch mit deutlich mehr Menschen (mehr Besatzungsangehörige und Technik) und sind physisch einfach grösser als NH und passen da gar nicht ohne weiteres ins Camp…
Oder aber CH53 wird mit Absicht nach Mali geschickt mit dem Ziel, dass der Politik gezeigt wird, dass die Lw will und kann, aber das Gerät halt nicht mehr. Also kauft endlich was neues…
@Guybrush Threepwood sagt: 15.12.2021 um 11:14 Uhr
„Da steht ein und derselbe Soldat und auch das Lfz und das Bodendienstgerät zeitgleich sowohl auf der Liste für Mali, NatRKM, VJTF, HRO, EUBG. Das wird gemeldet aber akzeptiert.“
Und dann lassen Sie mal zwei davon auf das Material zugreifen…. Aber Papier ist ja geduldig und man kann sich und andere so herrlich damit selber belügen. Wenn man 10 Hubschrauber pro Assignment zusagt, dann sind das nach Ihrem Beispiel 50 Stück, wovon 40 gar nicht existieren. Und dann muss der Hubi auch erstmal einsatzbereit sein.
„Oder aber CH53 wird mit Absicht nach Mali geschickt mit dem Ziel, dass der Politik gezeigt wird, dass die Lw will und kann, aber das Gerät halt nicht mehr. Also kauft endlich was neues…“
Da denken Sie wahrscheinlich zu kompliziert. Man hat seitens des BMVg etwas zugesagt frei nach dem Motto „bloß keine Kampftruppe“ und das ist dabei heraus gekommen.