Bundeswehr weiter im Einsatz für Afghanistan-Evakuierte: In Ramstein – und im Kosovo (m. Korrektur)
Auch nach dem Ende der Bundeswehr-Evakuierungsoperation in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind die deutschen Streitkräfte weiter in der Betreuung von evakuierten Afghanen im Einsatz. Auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz unterstützen sie US-Soldaten – und ebenso unter NATO-Befehl im Kosovo.
Bei der zum 31. August beendeten militärischen Evakuierung aus Kabul hatten die US-Truppen zahlreiche Afghanen, die eine Möglichkeit zur Aufnahme in den USA haben, zunächst nach Doha in Katar ausgeflogen, angesichts der unzureichenden Infrastruktur dann auch in andere Länder. In Deutschland können dafür Ramstein und bei Bedarf der Truppenübungsplatz Grafenwöhr genutzt werden.
In Ramstein unterstützen nach US-Angaben rund 200 deutsche Soldaten bei der Betreuung der Afghanen. Dabei helfen sie nicht nur bei der Verpflegung, sondern auch bei den Problemen, die im Umgang mit großen Menschenmengen auf engem Raum auftreten.
(KORREKTUR: Damit sind nicht, wie zunächst geschrieben, Sicherheitsaufgaben im Sinn von Crowd and Riot Control gemeint; die entsprechende Passage in dem US-Bericht hatte ich falsch verstanden.)
Im Kosovo sind ebenfalls deutsche Soldaten für afghanische Evakuierte eingesetzt – im Auftrag der NATO. Das Bündnis hatte mit Beschluss des Nordatlantikrats die Operation Allied Solace (Allierter Trost) gestartet, die sich vor allem um die Ortskräfte der Allianz kümmern soll.
Rund 500 Afghanen, die für die NATO am Hindukusch gearbeitet hatten, wurden nach Angaben des NATO-Oberkommandos mit ihren Familien ausgeflogen. Eines der Zielländer war der Kosovo, wo in der Nähe des US-Feldlagers Camp Bondsteel eine weitere Aufnahmeeinrichtung der NATO eingerichtet wurde.
Da das Bündnis für diese Operation auf Kräfte der NATO Response Force (NRF) zurückgreifen kann, können dafür auch Bundeswehrsoldaten eingesetzt werden. Nach Angaben des zuständigen Joint Force Command in Neapel sind es derzeit rund 40 deutsche Soldaten aus dem NATO Signals Batallion in Wesel, das direkt der Allianz untersteht.
Laut Bundesverteidigungsministerium muss diese Mission nicht vom Bundestag gebilligt werden, da es kein bewaffneter Einsatz ist und mit dem Beschluss des Nordatlantikrats die rechtliche Grundlage gegeben ist. Offen ist bislang, ob auch weitere deutsche Soldaten aus Einheiten, die für die NRF gemeldet sind, von der Allianz dafür angefordert werden.
Nachtrag: Es scheint da allerdings auch einen nicht unproblematischen Aspekt zu geben: Nach einem Bericht von Associated Press vom vergangenen Wochenende planen die USA unter anderem, Evakuierte in den Kosovo zu schicken, wenn es Probleme bei der Klärung ihres Status gibt:
The United States intends to send Afghanistan evacuees who fail to clear initial screenings to Kosovo, which has agreed to house them for up to a year for additional processing, a U.S. official told The Associated Press on Saturday.
The U.S. plan is likely to face objections from refugee advocates, who already complain of a lack of public disclosure and uncertain legal jurisdiction in the Biden administration’s use of overseas transit sites to screen many of roughly 120,000 Afghans, Americans and others evacuated from Taliban-held Afghanistan. (…)
Other countries have been reluctant to take evacuees who may pose security problems off U.S. hands.
Unterdessen gibt es nach einem Bericht des Spiegels unter den Afghanen in Ramstein etliche, die bereits in Deutschland Asyl beantragen und nicht in die USA weiter reisen wollen. Die deutschen Behörden hätten Sorge, dass die bislang geringe Zahl durch Mundpropaganda deutlich steigen könnte, berichtet das Magazin.
(Foto: A German service member stands at the food tent with volunteer U.S. Airmen prior to serving lunch to evacuees at Ramstein Air Base, Germany, Sept. 5, 2021 – U.S. Air Force photo by Senior Airman Kiaundra Miller)
Das Problem mit dem Asyl in DEU dürften ja nicht so sehr die wenigen Tausend Afgh in Deu sein sondern eher wie dass über die Mundpropaganda in Afgh selbst ankommt. Im Grunde sind ,wenn man da polemisch rangeht, nach Deu Asylrecht min 10% der Bevölkerung asylberechtigt.
Die Evakuierung Afghanischer Ortskräfte und deren Familien durch US hat einen faden Beigeschmack.
Die Verteilung auf Staaten im mittleren und Nahen Osten, in Afrika und Europa mit der Begründung den Status vorerst zu überprüfen erweckt den Anschein auf Zeit zu spielen / sich ggf der Verantwortung zu entziehen.
Die Verlegung nach Ruanda, Uganda lässt sich nur schwer erklären. Beides Länder die wohl kaum für die geflüchteten eintreten werden sollte es keinen Aufenthaltstitel in den USA geben.
Die Misere für die Evakuierten geht weiter, und Europa wird zusätzlich mit Flüchtlingen fertig werden müssen.
Na super, da werden dann über die „Hintertür“ Ramstein Asylanträge in DEU gestellt. Genau das, was man nicht will. Und diese Verfahren dauern Jahre….
@T.W.
Hat Ihnen mein erster Kommentar mit den Hinweisen auf den Mord an der Landschaftsgärtnerin in Berlin (gut, hätte auch ein Syrer oder Iraker sein können) und der Tatsache, das in DEU die größte afghanische Kolonie außerhalb Afghanistans existiert nicht gefallen? Manchmal tun Tatsachen eben weh. Ich weiß um Ihr Engagement um afghanische Ortskräfte. Nur was im Moment passiert, konterkariert doch alle Absichtserklärungen und Bemühungen der Regierung.
Die USA machen es eben vernünftig.
Ohne vorhergehende Sicherheits- und Statusüberprüfung kommt niemand ins Land. Eigentlich selbstverständlich.
Warum Deutschland ein ähnliches Procedere nicht unternommen hat und dann noch das Risiko eingeht, dass von den USA Abgelehnte, bzw Solche die es hier angenehmer finden schlicht in Deutschland Asyl beantragen ist mir schleierhaft.
Letztlich entscheiden damit dann ja die USA wer in Rammstein einfliegt und damit sofern er in Deutschland Asyl beantragt selbst bei Ablehnung einen, wegen abschiebestop, unbeendbaren Aufenthalt erhält.
So kann man seine Souveränität natürlich auch selbst untergraben .
da kommt spannung auf. wie darf man sich das vorstellen? vater verliert paß, mutter und kinder haben dokumente, kinder sind schulpflichtig, papa wohnt im kosovo? oder mama, papa, kinder werden mal kurz im kosovo geparkt? kinder gehen dann wo zur schule? die realität ist wie immer besser als jedes kino.
bei all dem war doch klar, daß das sicherheitsaspekte haben würde, und daß man jeden, genau ansehen muß, aber das ist wirklich „think big“, die leute dann in der ganzen welt zu verteilen, nur um sie nicht in die einzigartigen usa zu lassen. wahrscheinlich wird als nächste die eu gefragt, ob die nicht auch einige „housen“ möchte.
aber wenn eu und kosovo und antarktika irgendwann „ne danke“ sagen, dann bleibt ja noch guantanamo. die haben jetzt plätze frei, denn der terrorkrieg ist ja gewonnen. /disclaimer: kann spuren von sarkasmus enthalten.
Ok, Leute. Einige wollen hier gerne die Wahlkampfauseinandersetzung führen, nach dem Muster „viel zu wenig schutzbedürftige Afghanen ausgeflogen“ vs. „wir holen die ganzen Messerstecher ins Land!“
Könnt ihr an euren Stammtischen gerne machen. Hier nehme ich das als Zeichen, dass diese Plattform missbraucht werden soll, und mache die Kommentare zu.